[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bearbeiten eines Bauteils, insbesondere
eines Kraftstoff-Injektorkörpers, mit mindestens einem Längskanal und mindestens einem
Querkanal, welcher unter Ausbildung einer Verschneidungsstelle in den Längskanal mündet
und diesen in eine erste Kanalseite und in eine zweite Kanalseite teilt, wobei ein
Abtragungsfluid in den Längskanal und in den Querkanal eingeleitet und unter Materialabtragung
an der Verschneidungsstelle in Strömung versetzt wird.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Bearbeiten eines Bauteils, insbesondere
eines Kraftstoff-Injektorkörpers, mit mindestens einem Längskanal und mindestens einem
Querkanal, welcher unter Ausbildung einer Verschneidungsstelle in den Längskanal mündet
und diesen in eine erste Kanalseite und in eine zweite Kanalseite teilt, mit mindestens
einer Pumpeinrichtung, durch welche ein Abtragungsfluid in Strömung versetzbar ist,
und einer Anschlusseinrichtung zum Verbinden der Pumpeinrichtung mit den Kanälen des
Bauteils.
[0003] Injektorkörper für Einspritzventile für Kraftstoffeinspritzsysteme sind beispielsweise
und der DE 195 19 191 C2 bekannt. Derartige Injektorkörper weisen gewöhnlich eine
Vielzahl von Kanälen zur Durchleitung von Kraftstoff mit einem Druck von bis zu 1800
bar oder darüber auf, die unter Ausbildung von Verschneidungszonen ineinander einmünden.
Diese Verschneidungszonen oder -stellen bestimmen zu einem wesentlichen Teil die Hochdruckfestigkeit
des Injektorkörpers. Zur Verringerung des Risikos einer vorzeitigen Bauteilermüdung
ist insbesondere das Auftreten von Kanten und/oder Graten an den Verschneidungsstellen
zu vermeiden. Dies gilt vor allem dann, wenn die Verschneidungsstellen an Laufflächen
für bewegliche Bauteile, wie beispielsweise Kolben oder Düsennadeln, angeordnet sind.
Zudem könnten sich Grate im Betrieb lösen und zu Blockierungen oder Verstopfungen
in der Einspritzanlage führen. Es ist in vielen Fällen notwendig, die Verschneidungsstellen
der Kanäle zu verrunden.
[0004] Aus der DE 100 15 875 C2 ist ein Verfahren zum abrasiven Bearbeiten von Durchflusskanälen
eines Düsenelementes für Einspritzventile bekannt. Bei diesem bekannten Verfahren
wird ein Abrasivmedium mit einer Trägerflüssigkeit und einem Tonmineral unter Materialabtragung
durch die Durchflusskanäle geleitet.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Bearbeiten eines Bauteils,
insbesondere eines Kraftstoff-Injektorkörpers, anzugeben, mit denen Bauteile mit besonders
hoher Hochdruckfestigkeit und Lebensdauer besonders schnell und zuverlässig hergestellt
werden können.
[0006] Im Hinblick auf das Verfahren wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst. Ein solches Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die
Strömung abwechselnd einerseits zwischen der ersten Kanalseite und dem Querkanal und
andererseits zwischen der zweiten Kanalseite und dem Querkanal eingestellt wird.
[0007] Ein Grundgedanke der Erfindung liegt darin, ein Abtragungsfluid durch den Längskanal
und den Querkanal an der Verschneidungsstelle vorbeizuleiten, wodurch an dieser Material
abgetragen und diese verrundet wird. Erfindungsgemäß wird die Strömung des Abtragungsfluids
dabei im Querkanal und alternierend, d.h. wechselseitig, entweder in der ersten Kanalseite
oder in der zweiten Kanalseite ausgebildet. Durch den erfindungsgemäßen Wechsel der
durchströmten Kanalseite kann an der Verschneidungsstelle ein allseitig gleichmäßiger
Materialabtrag und somit eine allseitig gleichmäßige Verrundung hergestellt werden,
was zur Erhöhung der Hochdruckfestigkeit des Bauteils beiträgt. Gleichzeitig werden
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren besonders hohe Abtragungsraten erzielt.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere geeignet zur Bearbeitung von metallischen
Injektorkörpern, die bevorzugt bei piezo-gesteuerten Injektoren, geeigneterweise bei
Piezo-Pumpe/Düse-Ventilen Verwendung finden können. Solche Injektoren oder Ventile
können insbesondere für sogenannte Common-rail-Einspritzanlagen vorgesehen sein. Der
Injektorkörper kann vorteilhafterweise für Einspritzdüsen ausgelegt sein, die zur
Durchführung von mehreren, beispielsweise fünf bis sechs Einspritzungen pro Verbrennungstakt,
d.h. für einen modulierten Einspritzvorgang vorgesehen sind. Besonders geeignet ist
das erfindungsgemäße Verfahren zur Verrundung von Verschneidungsstellen an Längskanälen,
die zur Aufnahme eines Verschiebekörpers, insbesondere eines Kolbens oder einer Düsennadel,
ausgebildet sind. Dieser Verschiebekörper kann Nuten aufweisen, die mit den Querkanälen
korrespondieren und die zur Modulation der Einspritzung über die Querkanäle mit Druckmittel
beaufschlagbar sind. Das Druckmittel, d.h. der Kraftstoff, kann insbesondere ein Dieselkraftstoff
oder ein Benzinkraftstoff sein. Sofern ein Verschiebekörper vorgesehen ist, kann eine
erfindungsgemäße Verrundung der Verschneidungsstelle insbesondere zur Vermeidung einer
Beschädigung des Verschiebekörpers notwendig sein. Die Spaltmaße des Verschiebekörpers
betragen vorteilhafterweise einige µm .
[0009] Geeigneterweise wird das Verfahren zur Bearbeitung von Kanälen mit einem Durchmesser
von einigen µm bis zu einigen mm verwendet. Grundsätzlich kann das Verfahren aber
auch zur Bearbeitung von großvolumigen Bauteilen, wie beispielsweise Kraftstoffhochdruckspeichern,
verwendet werden. Bevorzugt sind die Kanäle als Bohrungen ausgebildet.
[0010] Grundsätzlich kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Strömung des Abtragungsfluids
sowohl vom Querkanal in den Längskanal als auch umgekehrt gerichtet vorgesehen werden.
Auch eine alternierende Strömungsrichtung kann vorgesehen sein. Besonders bevorzugt
ist es jedoch, dass die Strömung des Abtragungsfluids vom Längskanal in den Querkanal
gerichtet eingestellt wird. Eine solche Strömungsführung, bei der das Abtragungsfluid
in den Längskanal eingeleitet und aus dem Querkanal ausgeleitet wird, ermöglicht eine
besonders schnelle Verrundung der Verschneidungsstelle bei gleichzeitig geringer Tendenz
zur Fehlerstellenbildung.
[0011] Grundsätzlich ist es nach der Erfindung möglich, dass pro Bauteil die beiden Kanalseiten
bei der Bearbeitung jeweils nur einziges Mal mit Abtragungsfluid durchströmt werden.
Geeigneterweise wird die Kanalseite für die Strömung jedoch mehrfach, insbesondere
periodisch gewechselt. Eine besonders geeignete Weiterbildung der Erfindung ist dadurch
gekennzeichnet, dass eine Umschaltfrequenz für einen Wechsel der Kanalseiten 0,01
bis 2 Hz, insbesondere 0,05 bis 1 Hz beträgt. Vorteilhafterweise erfolgt ein Wechsel
der Kanalseiten für die Strömung kontinuierlich, d.h. ohne Unterbrechung der Strömung
im Querkanal.
[0012] Grundsätzlich kann vorgesehen sein, dass eine erste Strömungsdauer für die Strömung
zwischen der ersten Kanalseite und dem Querkanal gleich einer zweiten Strömungsdauer
für die Strömung zwischen der zweiten Kanalseite und dem Querkanal ist. Hierdurch
kann eine symmetrische Abtragung und Verrundung an der Verschneidungsstelle erreicht
werden, was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn der Querkanal im Wesentlichen
rechtwinklig in den Längskanal mündet. Eine besonders geeignete Weiterbildung der
Erfindung ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass sich die erste Strömungsdauer für
die Strömung zwischen der ersten Kanalseite und dem Querkanal von der zweiten Strömungsdauer
für die Strömung zwischen der zweiten Kanalseite und dem Querkanal unterscheidet.
Eine derartige Verfahrensführung kann insbesondere dann von Vorteil sein, wenn der
Querkanal schräg in den Längskanal mündet und/oder wenn eine asymmetrische Abtragung
und Verrundung der Verschneidungsstelle bezüglich der beiden Kanalseiten erwünscht
ist. Sofern die Kanalseite für die Strömung mehrfach gewechselt wird, kann es sich
bei den Strömungsdauern insbesondere um Gesamtströmungsdauern handeln.
[0013] Ein besonders gut definiertes Strömungsbild und somit eine besonders gut definierte
Abtragung kann erfindungsgemäß dadurch erzielt werden, dass bei einer Strömung des
Abtragungsfluids zwischen einer der Kanalseiten und dem Querkanal die jeweils andere
Kanalseite gesperrt wird.
[0014] Grundsätzlich kann als Abtragungsfluid ein beliebiges Fluid verwendet werden, das
beim Vorbeifließen an der Verschneidungsstelle eine Material abtragende Wirkung zeigt.
Unter einem Fluid wird hierbei jedes fließfähige Kontinuum verstanden. Beispielsweise
kann als Abtragungsfluid ein Dielektrikum verwendet werden, welches bei Stromdurchleitung
aufgrund elektrochemischer Reaktionen Material abträgt. In diesem Fall kann das erfindungsgemäße
Bearbeitungsverfahren als elektrochemische Bearbeitung (ECM) bezeichnet werden. Da
derartige Dielektrika jedoch häufig zur Bildung von Rost oder sonstiger Korrosionsprodukte
führen können, ist bei deren Verwendung auf eine gründliche Reinigung des Bauteils
zu achten, da sonst insbesondere die Laufflächen für die Verschiebeteile beschädigt
werden können. Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist jedoch
dadurch gekennzeichnet, dass das Abtragrungsfluid eine Trägerflüssigkeit mit Abrasivpartikeln
aufweist. Geeigneterweise ist eine Viskosität des Abtragungsfluids dabei größer als
eine Viskosität des Kraftstoffs für den Injektorkörper. Insbesondere kann die Viskosität
des Abtragungsfluids 10 bis 10000 mm
2 /s betragen. Geeigneterweise wird ein Abtragungsfluid mit einer Viskosität gewählt,
die sich im Bereich typischer Viskositäten von Hydraulikölen befindet. Das Abtragungsfluid
kann auch ein magnetorheologisches, ein elektrorheologisches und/oder ein thixotropes
Fluid sein.
[0015] Eine besonders schnelle und zugleich hochwertige Verrundung kann erfindungsgemäß
dadurch erzielt werden, dass das Abtragungsfluid mit einem Druck zwischen 10 und 500
bar, insbesondere mit einem Druck zwischen 50 und 150 bar, in die Kanäle eingeleitet
wird. Bevorzugt wird ein Druck von etwa 100 bar gewählt.
[0016] Bauteile mit qualitativ besonders hochwertigen Verrundungen können erfindungsgemäß
dadurch erhalten werden, dass das Abtragungsfluid in den Längskanal mit einer konstanten
Durchflussrate eingeleitet wird, dass an zumindest einer der beiden Kanalseiten ein
Abtragungsfluiddruck gemessen wird und dass die Bearbeitung des Bauteils bei Erreichen
eines Soll-Drucks beendet wird. Der Verlauf des Abtragungsfluiddrucks stellt dabei
ein Maß für die Materialabtragung dar. Alternativ kann die Bearbeitung des Bauteils
aber auch zeitgesteuert beendet werden, wobei die Abtragungsfluiddruckmessung dann
zur Kontrolle des Abtragungsvorgangs und zu einer Qualitätseinstufung des bearbeiteten
Bauteils dienen kann. Neben einer Prozesskontrolle erlaubt eine Abtragungsfluiddruckmessung
schließlich auch eine Regelung des Fluiddrucks.
[0017] Eine insbesondere für komplexe Bauteile vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, dass mehrere Querkanäle im Bauteil vorgesehen werden und
dass die Querkanäle nacheinander zum Durchleiten des Abtragungsfluids geöffnet werden,
wobei die Kanalseite für die Strömung bei jedem geöffneten Querkanal jeweils mehrmals
abgewechselt wird. Alternativ ist es auch möglich, die Querkanäle bei gleichbleibender
Kanalseite für die Strömung nacheinander zu öffnen, dann die Kanalseite zu wechseln
und die Querkanäle erneut nacheinander zu öffnen.
[0018] Im Hinblick auf die Vorrichtung wird die oben genannte Aufgabe durch eine Vorrichtung
mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst. Eine solche Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet,
dass eine Stelleinrichtung zum Ausbilden einer abwechselnden Strömung des Abtragungsfluids
zwischen den beiden Kanalseiten und dem Querkanal vorgesehen ist. Die Vorrichtung
kann insbesondere zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dienen.
[0019] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Anschlusseinrichtung eine erste Zuleitung zum Zuführen von
Abtragungsfluid von der Pumpeinrichtung zur ersten Kanalseite, eine zweite Zuleitung
zum Zuführen von Abtragungsfluid von der Pumpeinrichtung zur zweiten Kanalseite und/oder
eine Ableitung zum Abführen von Abtragungsfluid aus dem Querkanal aufweist. Eine derartige
Anordnung ermöglicht es, die Strömung so einzustellen, dass Abtragungsfluid aus dem
Längskanal in den Querkanal hineinströmt.
[0020] Zum Zuführen von Abtragungsfluid in die beiden Kanalseiten ist es grundsätzlich möglich,
zwei getrennte Pumpeinrichtungen vorzusehen, von denen eine die erste Kanalseite und
die andere die zweite Kanalseite mit Abtragungsfluid beströmt. In diesem Fall kann
die Stelleinrichtung insbesondere eine Steuereinrichtung zum wechselweisen Betätigen
der beiden Pumpeinrichtungen oder zu ihrem wechselweisen Entsperren aufweisen. Besonders
bevorzugt ist es jedoch, dass die Pumpeinrichtung als gemeinsame Pumpeinrichtung zum
Zuführen von Abtragungsfluid an beide Kanalseiten ausgebildet ist und dass die Stelleinrichtung
mindestens ein Ventil aufweist, über welches beide Kanalseiten mit der gemeinsamen
Pumpeinrichtung verbunden sind. In diesem Falle ist leidiglich eine einzige Pumpeinrichtung
erforderlich, die beide Kanalseiten, insbesondere über die beiden Zuleitungen, mit
Abtragungsfluid versorgt. Vorzugsweise kann das Ventil ein 4/2-Wegeventil sein. Alternativ
können jedoch auch zwei 2/2-Wegeventile vorgesehens sein. Geeigneterweise ist die
Pumpeinrichtung als Kolbenpumpe ausgebildet.
[0021] Um hohe Differenzdrücke an dem mindestens einen Ventil und somit einen hohen Ventilverschleiß
durch das Abtragungsfluid beim Öffnen und Schließen des mindestens einen Ventils weitestgehend
zu vermeiden ist es erfindungsgemäß bevorzugt, dass mit dem mindestens einen Ventil
die Durchflussrate und/oder der Druck des Abtragungsfluid kontinuierlich einstellbar
ist. Insbesondere kann ein 4/2-Wegeventil als überlappendes Ventil ausgebildet werden,
das in Analogie zu einem Kugelhahn kontinuierlich umschaltet.
[0022] Um eine Verschleppung des Abtragungsfluids nach der Bearbeitung des Bauteiles zu
minimieren ist es erfindungsgemäß vorteilhaft, dass eine Druckluft-Spüleinrichtung
zum Ausspülen des Abtragungsfluids aus den Kanälen vorgesehen ist. Hierdurch kann
eine besonders einfache und effektive Vorreinigung des Bauteils erreicht werden. Insbesondere
kann die Druckluft-Spüleinrichtung zum Erzeugen einer wechselseitigen Druckluftstörmung
zwischen der ersten Kanalseite und dem Querkanal einerseits und zwischen der zweiten
Kanalseite und dem Querkanal andererseits vorgesehen sein.
[0023] Die Erfindung wird nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele weiter erläutert,
die schematisch in den Zeichnungen dargestellt sind. Hierin zeigen:
- Fig. 1
- Querschnittansichten eines Bauteils mit einem Längskanal und mindestens einem hierin
einmündenden Querkanal bei einseitiger Beströmung mit Abtragungsfluid in den Längskanal;
- Fig. 2
- Querschnittansichten des Bauteils aus Fig. 1 bei beidseitiger, gleichzeitiger Beströmung
in den Längskanal;
- Fig. 3
- Querschnittansichten des Bauteils aus den Fig. 1 und 2 bei beidseitiger, abwechselnder
Beströmung in den Längskanal gemäß der vorliegenden Erfindung;
- Fig. 4
- den Druckverlauf des Abtragungsfluid in einer Kanalseite bei der Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens mit konstanter Durchflussrate;
- Fig. 5
- eine schematische Querschnittansicht eines Bauteils mit schräg einmündendem Querkanal
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens; und
- Fig. 6
- den Leitungsverlauf einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0024] Die Fig. 1a) bis 1c) zeigen ein Bauteil 1 mit einem Längskanal 13. In den Längskanal
13 münden zwei Querkanäle 14, 14' unter einem in etwa rechten Winkel ein. Der Querkanal
14 teilt hierdurch den Längskanal 13 in eine in der Figur rechtsseitig dargestellte,
erste Kanalseite 11 und in eine in der Figur linksseitig dargestellte, zweite Kanalseite
12. An der Einmündung des Querkanals 14 in den Längskanal 13 ist eine Verschneidungsstelle
15 ausgebildet, die zur Erhöhung der Druckfestigkeit des Bauteils 1 zu verrunden ist.
[0025] Wie durch die Pfeile angedeutet ist, wird bei der in Fig. 1b) dargestellten Verfahrensführung
Abtragungsfluid von außen in die erste Kanalseite 11 des Längskanals 13 eingeleitet
und durch den Querkanal 14 aus dem Bauteil 1 hinausgeleitet. An der zweiten Kanalseite
12 ist der Längskanal 13 hingegen mittels einer Sperreinrichtung 4 für einen Durchgang
des Abtragungsfluids gesperrt. Gesperrt ist auch der Querkanal 14', wofür eine Querkanalsperreinrichtung
5 vorgesehen ist. Experimente haben ergeben, dass sich bei dieser Verfahrensführung
an der Verschneidungsstelle 15 eine ungleichmäßige Materialabtragungs- und Verrundungsrate
einstellt. Während auf der der Strömung zugewandten Seite (rechtsseitig in Fig. 1)
der Verschneidungsstelle 15 eine hohe Materialabtragungsrate beobachtet wurde, stellte
sich auf der entgegengesetzten, strömungsabgewandten Seite (linksseitig in Fig. 1)
eine geringe Abtragungsrate ein. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass durch den Abtragungsfluidstrom
im Querkanal 14 unterstromig von der Verschneidungsstelle 15 eine als taschenförmige
Vertiefung 19 ausgebildete Fehlerstelle abgetragen wurde.
[0026] Die Fig. 2a) bis 2c) zeigen das Bauteil 1 aus Fig. 1 bei einer alternativen Verfahrensführung.
Wie durch die Pfeile dargestellt, wird hierbei Abtragungsfluid sowohl auf der ersten
Kanalseite 11 als auch auf der zweiten Kanalseite 12 in den Längskanal 13 eingeleitet
und aus dem Querkanal 14 ausgeleitet. Die Einleitung von außen in die beiden Kanalseiten
11, 12 erfolgt dabei gleichzeitig. Experimente ergaben bei dieser Verfahrensführung
eine lediglich sehr geringe Abtragungsrate an der Verschneidungsstelle 15.
[0027] Eine Verfahrensführung gemäß der Erfindung ist schematisch in Fig. 3b) dargestellt.
Wie durch die unterbrochenen Pfeile angedeutet, wird dabei die Verschneidungsstelle
15 wiederum beidseitig sowohl von der ersten Kanalseite 11 als auch von der zweiten
Kanalseite 12 beströmt. Im Gegensatz zu dem in Fig. 2b) dargestellten Verfahren erfolgt
die Beströmung jedoch alternierend, d.h. wechselseitig, bezüglich der ersten und der
zweiten Kanalseite 11, 12. Während zunächst beispielsweise das Abtragungsfluid auf
der ersten Kanalseite 11 eingeleitet wird, wird nach einer gewissen Zeit die Kanalseite
11, 12 gewechselt und eine Strömung auf der zweiten Kanalseite 12 eingeleitet. Bei
dieser erfindungsgemäßen Verfahrensführung ergaben Experimente eine verglichen mit
der in Fig. 2b) dargestellten Verfahrensführung stark erhöhte Abtragungsrate bei lediglich
geringer Tendenz zur Ausbildung unerwünschter taschenförmiger Vertiefungen 19 im Querkanal
14 (siehe Fig. 3a) und 3c)).
[0028] Während es bei dem in Fig. 3 dargestellten Bauteil 1 mit senkrecht im Längskanal
13 mündendem Querkanal 14 zum Erzielen einer symmetrisch abgerundeten Verschneidungsstelle
vorteilhaft sein kann, eine erste Strömungsdauer für die Strömung des Abtragungsfluids
durch die erste Kanalseite 11 und eine zweite Strömungsdauer für die Strömung des
Abtragungsfluids durch die zweite Kanalseite 12 gleich zu wählen, kann es bei einem
in Fig. 5 dargestellten Bauteil 1 mit schräg einmündendem Querkanal 14 vorteilhaft
sein, diese Strömungsdauern unterschiedlich zu wählen. Beispielsweise kann es bei
dem in Fig. 5 dargestellten Bauteil 1 vorteilhaft sein, die Strömungsdauer durch die
erste Kanalseite 11 länger als die Strömungsdauer durch die zweite Kanalseite 12 zu
wählen, da sich bei der an der zweiten Kanalseite 12 angeordneten, im Querschnitt
spitzwinkligen Seite der Verschneidungsstelle 15 eine höhere Materialabtragungsrate
ergeben kann als bei der an der ersten Kanalseite 11 angeordneten, im Querschnitt
stumpfwinkligen Seite der Verschneidungsstelle 15.
[0029] Fig. 4 zeigt den zeitlichen Verlauf eines Druckes p
1 des Abtragungsfluids in einer ersten Zuleitung 31 zur ersten Kanalseite 11 des Längskanals
13 bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei konstanter Durchflussrate
des Abtragungsfluids. Während einer ersten Strömungsdauer T
1 , bei der das Druckfluid über die erste Kanalseite 11 in den Querkanal 14 geleitet
wird, stellt sich der Druck p
1 auf einen Arbeitsdruck ein. Während der anschließen-den Strömungsdauer T
2 , bei der das Abtragungsfluid über die zweite Kanalseite 12 in das Bauteil geleitet
wird, wird die erste Zuleitung 31 drucklos geschaltet. Der Wechsel der Kanalseiten
11, 12 wird mit einer Umschaltfrequenz wiederholt. Mit zunehmender Materialabtragung
und Abrundung an der Verschneidungsstelle 15 nimmt der Druck p
1 aufgrund des verbesserten Strömungsverhaltens an der Verschneidungsstelle 15 ab.
Der Druck p
1 und/oder eine Druckdifferenz Δ p
1, die sich beim Abtragen einstellt, können somit als ein Maß für den Materialabtrag
an der Verschneidungsstelle 15 dienen. Insbesondere kann bei Erreichen und/oder Unterschreiten
eines Soll-Druckes die Bearbeitung abgebrochen werden.
[0030] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung ist in Fig. 6 dargestellt. Die Vorrichtung dient
zum Bearbeiten eines Bauteils 1 mit einem Längskanal 13 und zwei Querkanälen 14, 14'.
[0031] Zum Erzeugen einer vom Längskanal 13 in die Querkanäle 14, 14' gerichteten Abtragungsfluidströmung
ist eine gemeinsame Pumpeinrichtung 20 vorgesehen. Die gemeinsame Pumpeinrichtung
20 steht über ein als 4/2-Wegeventil ausgebildetes Ventil 42 mit einer ersten Zuleitung
31 und einer zweiten Zuleitung 32 einer Anschlusseinrichtung 30 in Verbindung, wobei
die erste Zuleitung 31 zu einer ersten Kanalseite 11 des Längskanals 13 und die zweite
Zuleitung 32 zu einer zweiten Kanalseite 12 des Längskanals 13 führt. Das Ventil 42
ist so ausgelegt, dass entweder die erste Zuleitung 31 oder die zweite Zuleitung 32
mit der gemeinsamen Pumpeinrichtung 20 in Strömungsverbindung steht. Zum Erzeugen
einer kontinuierlichen Strömung oder eines kontinuierlichen Drucks weist die gemeinsame
Pumpeinrichtung 20 zwei Kolbenpumpen 22, 22' auf, die über Pumpenventile 23, 23' wechselweise
mit dem Ventil 42 in Strömungsverbindung gebracht werden können.
[0032] Der Querkanal 14 ist mit einer Ableitung 34 und der Querkanal 14' mit einer Ableitung
34' zum drucklosen Abführen des Abtragungsfluids aus dem Bauteil 1 verbunden. Über
Ableitungsventile 35, 35' können die Ableitungen 34, 34' dabei einzeln zum Durchleiten
des Abtragungsfluids geöffnet oder gesperrt werden.
[0033] Zum Vorreinigen des Bauteils 1 vom Abtragungsfluid nach erfolgter Bearbeitung ist
eine Druckluft-Spüleinrichtung vorgesehen. Die Druckluft-Spüleinrichtung weist einen
ersten Spülkanal 51 auf, der über ein erstes Spülventil 53 mit der ersten Zuleitung
31 in Verbindung steht. Die Druckluft-Spüleinrichtung weist ferner einen zweiten Spülkanal
52 auf, der über ein zweites Spülventil 54 mit der zweiten Zuleitung 32 in Verbindung
steht. Durch wechselseitiges Betätigen der Spülventile 53, 54 kann das Bauteil 1 wechselseitig
über die erste Kanalseite 11 und die zweite Kanalseite 12 mit Druckluft durchspült
werden, wobei das ausgeblasene Abtragungsfluid über die Ableitungen 34, 34' aus den
Querkanälen 14, 14' abgeführt wird.
1. Verfahren zum Bearbeiten eines Bauteils (1), insbesondere eines Kraftstoff-Injektorkörpers,
mit mindestens einem Längskanal (13) und mindestens einem Querkanal (14, 14'), welcher
unter Ausbildung einer Verschneidungsstelle (15) in den Längskanal (13) mündet und
diesen in eine erste Kanalseite (11) und in eine zweite Kanalseite (12) teilt, wobei
ein Abtragungsfluid in den Längskanal (13) und in den Querkanal (14, 14') eingeleitet
und unter Materialabtragung an der Verschneidungsstelle (15) in Strömung versetzt
wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Strömung abwechselnd einerseits zwischen der ersten Kanalseite (11) und dem Querkanal
(14, 14') und andererseits zwischen der zweiten Kanalseite (12) und dem Querkanal
(14, 14') eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
das die Strömung des Abtragungsfluids vom Längskanal (13) in den Querkanal (14, 14')
gerichtet eingestellt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Umschaltfrequenz für einen Wechsel der Kanalseiten (11, 12) 0,01 bis 2 Hz, insbesondere
0,05 bis 1 Hz beträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich eine erste Strömungsdauer für die Strömung zwischen der ersten Kanalseite (11)
und dem Querkanal (14, 14') von einer zweiten Strömungsdauer für die Strömung zwischen
der zweiten Kanalseite (12) und dem Querkanal (14, 14') unterscheidet.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einer Strömung des Abtragungsfluids zwischen einer der Kanalseiten (11, 12) und
dem Querkanal (14, 14') die jeweils andere Kanalseite (12, 11) für das Abtragungsfluid
gesperrt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Abtragungsfluid eine Trägerflüssigkeit mit Abrasivpartikeln aufweist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Abtragungsfluid mit einem Druck zwischen 10 und 500 bar, insbesondere mit einem
Druck zwischen 50 und 150 bar, in die Kanäle (13, 14, 14') eingeleitet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Abtragungsfluid in den Längskanal (13) mit einer konstanten Durchflussrate eingeleitet
wird,
- dass an zumindest einer der beiden Kanalseiten (11, 12) ein Abtragungsfluiddruck gemessen
wird und
- dass die Bearbeitung des Bauteils (1) bei Erreichen eines Soll-Drucks beendet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
- dass mehrere Querkanäle (14, 14') im Bauteil vorgesehen werden und
- dass die Querkanäle (14, 14') nacheinander zum Durchleiten des Abtragungsfluids geöffnet
werden, wobei die durchströmte Kanalseite (11, 12) bei jedem geöffneten Querkanal
(14, 14') jeweils mehrmals abgewechselt wird.
10. Vorrichtung zum Bearbeiten eines Bauteils (1), insbesondere eines Kraftstoff-Injektorkörpers,
mit mindestens einem Längskanal (13) und mindestens einem Querkanal (14, 14'), welcher
unter Ausbildung einer Verschneidungsstelle (15) in den Längskanal (13) mündet und
diesen in eine erste Kanalseite (11) und in eine zweite Kanalseite (12) teilt, insbesondere
zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9, mit
- mindestens einer Pumpeinrichtung (20), durch welche ein Abtragungsfluid in Strömung
versetzbar ist, und
- einer Anschlusseinrichtung (30) zum Verbinden der Pumpeinrichtung (20) mit den Kanälen
(13, 14, 14') des Bauteils,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Stelleinrichtung zum Ausbilden einer abwechselnden Strömung des Abtragungsfluids
zwischen den beiden Kanalseiten (11, 12) und dem Querkanal (14, 14') vorgesehen ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Anschlusseinrichtung (30) eine erste Zuleitung (31) zum Zuführen von Abtragungsfluid
von der Pumpeinrichtung (20) zur ersten Kanalseite (11), eine zweite Zuleitung (32)
zum Zuführen von Abtragungsfluid von der Pumpeinrichtung (20) zur zweiten Kanalseite
(12) und eine Ableitung (34, 34') zum Abführen von Abtragungsfluid aus dem Querkanal
(14, 14') aufweist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Pumpeinrichtung (20) als gemeinsame Pumpeinrichtung (20) zum Zuführen von Abtragungsfluid
an beide Kanalseiten (11, 12) ausgebildet ist und dass die Stelleinrichtung mindestens
ein Ventil (42), insbesondere ein 4/2-Wegeventil oder zwei 2/2-Wegeventile, aufweist,
über welches beide Kanalseiten (11, 12) mit der gemeinsamen Pumpeinrichtung (20) verbunden
sind.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass mit einer Steuereinrichtung der insbesondere gemeinsamen Pumpeinrichtung (20) die
Durchflussrate und/oder der Druck des Abtragungsfluids kontinuierlich einstellbar
ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Druckluft-Spüleinrichtung zum Ausspülen des Abtragungsfluids aus den Kanälen
(13, 14, 14') vorgesehen ist.