[0001] Tarnung besitzt insbesondere bei militärischen Objekten einen hohen Stellenwert.
Diese Tarnung kann die Sichtbarkeit oder Erkennbarkeit in mehreren Strahlungsspektren,
bei Geräuschen und weitere Aspekte betreffen.
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf multispektrales Tarnmittel, insbesondere für militärisches
bewegliches Gerät, wie zum Beispiel auf die Tarnung eines gepanzerten Fahrzeugs, das
sich aus den üblichen Teilen wie Antriebsmotor, Getrieben, Radsätzen oder Kettenlaufwerk,
einem Besatzungsraum und einem Gehäuse, das alle Ein- und Anbauten aufnimmt, zusammensetzt,
und / oder ortsfeste Anlagen.
[0003] Bekannte Ausführungen sehen zum Beispiel vor, ein Fahrzeug möglichst klein zu machen,
um unter anderem eine hohe Tarnungsfähigkeit zu erreichen. Diese Bemühung hat eine
Grenze, wenn das Fahrzeug bemannt sein soll, da ein Bediener einen gewissen Platzbedarf
in einem Fahrzeug benötigt entsprechend seiner Körpergröße und seiner vorgesehenen
Aktivität im Fahrzeug und ein unbemanntes Fahrzeug keine generell einsetzbare Ausweglösung
darstellt. Deshalb hat ein bemanntes Fahrzeug immer ein Mindestvolumen und geometrische
Größe. Außerdem ist auch ein kleineres Objekt in gewissen Spektren heute gut zu orten,
so dass Kleinheit allein nicht mehr generell schützt.
[0004] Bezüglich der Tarnung der Sichtbarkeit in optischen und verwandten anderen Spektren
sind ebenfalls Grenzen gesetzt. Hierzu gibt es die Beispiele des Tarnkappenluftfahrzeuges
und der Tarnkappenschiffe, welche eine spezielle geometrische Formgebung der Außenhülle
einhalten, mit der ein sehr geringes Radarecho erzeugt wird.
[0005] Eine Infrarottarnung als weiteres Beispiel muss so angelegt sein, dass ein Fahrzeug
als Wärmekörper keinen oder nur einen geringen Unterschied zur umgebenden Wärmestrahlung
zeigt. Dies versucht man bisher durch konstruktive Maßnahmen oder durch passive Zusatztarnmittel
zu erreichen.
[0006] Auch eine günstige Anordnung der Komponenten eines Fahrzeugs im Fahrzeug kann eine
effektvolle Wirkung bezüglich Tarnung haben, wenn zum Beispiel bei Infrarottarnung
wärmebelastete Abgase, welche als Auspuffgase eines Verbrennungsmotors oder als Kühlabluft
eines zu kühlenden Prozesses anfallen, vor Abgabe an die Umgebungsluft mit Frischluft
vermischt und diese Abgase dann unten und hinten am Fahrzeug an die Umgebung entlassen
werden und auch generell Hotspots außen am Fahrzeug mit einem hohen Temperaturgradienten
zur Umgebung ganz vermieden werden.
[0007] Nach dem Stand der Technik sind verschiedene Vorschläge zur Tarnung von militärischen
Fahrzeugen und Flächen an diesen Fahrzeugen gemacht worden:
In der DE 31 23 754 C1 wird ein Tarnwerkstoff zur Tarnung gegen IR-Strahlung und gegen
sichtbares Licht beschrieben, welcher aus Schichten besteht und eine erste reflektierende
Schicht und eine zweite Schicht aus Kohlenstoff besitzt, welche direkt auf die erste
Schicht aufgebracht ist.
In der DE 202 12 487 U1 wird eine Wärmetarnplane beschrieben, die aus verschiedenen
Schichten besteht und zur Abdeckung und Tarnung von Wärmequellen dient.
In der EP 1 112 469 B1 wird ein Tarnmaterial beschrieben, welches eine optische Tarnwirkung
besitzt und diese Wirkung durch eine spezifische Oberflächenausbildung und - struktur
mit minimaler spiegelaktiver Oberfläche erzielt wird.
In der EP 1 375 855 A1 wird eine Tarnung für einen Auspuffauslass angegeben, welcher
einen Kasten vor dem Auslass in die Umgebung besitzt, in welchem das Auspuffgas mit
weiterem Gas vermischt und verdünnt wird.
[0008] Weiterhin tritt als Nachteil bei den meisten bekannten Lösungen ein Widerspruch auf
zwischen optimaler Anpassung in dem thermischen Infrarotbereich und dem Radarbereich,
da die bekannten Radarabsorber im allgemeinen thermisch schlecht leitend sind.
[0009] Die bisherigen Tarnmittel sind nicht hinreichend in der Lage, sich gesteuert an verschiedene
Hintergründe gezielt anzupassen. Insbesondere tritt dieser Nachteil im thermischen
Infrarot auf, weil in diesem Spektralbereich die Variation der natürlichen Hintergründe
besonders stark ausgeprägt ist.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Tarnelement zu gestalten und zu verwenden, das
im thermischen Infrarot eine gesteuerte Anpassung an die aktuelle Umgebung erfüllt.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 gelöst. Weitere Merkmale ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0012] Das Tarnmittel ist insbesondere für alle militärischen Plattformen und Anlagen gedacht,
wie militärischen und / oder beweglichen Gerät und / oder einer ortsfesten Anlage,
deren Signatur im thermischen Infrarotbereich (2 bis 15 µm Wellenlänge) durch aktive
Maßnahmen gesteuert wird. Die Signatur in den weiteren Spektralbereichen wird passiv
gemindert.
[0013] Die Lösung besteht aus einem Tarnmittel, welches als Grundbasis einen durchspülten
Kernbereich mit thermisch angekoppelter Außenhaut besitzt, deren thermodynamische
Temperatur durch Heizen und/oder Kühlen zwangsweise angepasst wird. Die Anpassung
erfolgt durch eine geeignete Steuerung.
[0014] Die Vorteile der Erfindung liegen darin, dass kein Widerspruch zwischen optimaler
Anpassung in dem thermischen Infrarotbereich und dem hochfrequenten Radarbereich auftritt.
Der sichtbare Spektralbereich sowie der nahe Infrarotbereich werden ebenfalls gut
verträglich mit den anderen Spektralbereichen bezüglich einer optimalen Tarnung abgedeckt.
[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen schematisch dargestellt
und werden im Folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1:
- Tarnmittel mit einem offenporigen Metallschaum,
- Figur 2:
- eine Variante des Tarnmittels aus Fig.1,
- Figur 3:
- eine weitere Variante des Tarnmittels,
- Figur 4:
- Draufsicht und Wirkprinzip des Tarnelements
Figur 1 zeigt das Tarnmittel mit dem offenporigen Metallschaum 1. Der Metallschaum
1 ist eingeschlossen zwischen zwei Trägerschichten 2,3, wobei der hier fahrzeug- bzw.
geräteseitige Träger 2 und der außenliegende Träger 3 aus Metall bestehen.
Figur 2 zeigt ein Tarnmittel, welches wie Fig. 1 aufgebaut ist, wobei jedoch ein außenliegender
Träger 4 aus einem Dielektrikum (z.B. Keramik) besteht, der radartransparent ist und
einfallende hochfrequente Radarstrahlung durch den offenporigen Metallschaum 1 absorbiert
und / oder diffus streut.
Figur 3 zeigt das Tarnmittel mit einem offenporigen Metallschaum 1 und mit einem außenliegenden
Träger 3. Der fahrzeug- bzw. geräteseitige Träger 5 ist hierbei identisch mit der
eigentlichen Fahrzeug- bzw. Gerätepanzerung.
Figur 4 zeigt ein Tarnelement in Draufsicht, wobei der obere, außenliegende Träger
nicht dargestellt ist. Der gasförmige Wärmeträger wird durch einen Einlass 6 in das
Tarnelement geleitet. Er durchströmt den offenporigen Metallschaum 1 als Wärmetauscher
und wird durch einen Auslass 7 wieder abgeführt. Damit der Wärmetauscher möglichst
homogen durchspült wird, ist im Bereich des Einlasses 6a und des Auslasses 7a der
Schichtaufbau ohne den offenporigen Metallschaum ausgeführt, um als Kanal für den
gasförmigen Wärmeträger zu wirken.
[0016] Das erfindungsgemäße multispektrale Tarnmittel auf der Basis eines in seiner Temperatur
gesteuerten Wärmetauschers ist dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmeträger gasförmig
ist (z.B. Luft) und dass der Wärmetauscher gleichzeitig Signaturträger in den Spektralbereichen
sichtbares Licht (VIS), nahes Infrarot (NIR) und thermisches Infrarot (TIR) ist. Weiterhin
wird durch das gleiche Element zusätzlich die Reflexion von hochfrequenter Radarstrahlung
breitbandig reduziert.
[0017] Dabei wird es aus einem Schichtaufbau gebildet, der innen mit einem festen Trägermaterial
beginnt (typische, aber nicht ausschließliche Stärke 2 ... 3 mm), dem dann mindestens
eine Schicht eines offenporigen Metallschaums (typische, aber nicht ausschließliche
Blasengröße 6...10 bpi) mit typischer, aber nicht ausschließlicher Stärke von 15...25
mm folgt und darauf wieder ein fester Träger aufgebracht wird. Dabei wird das feste
Trägermaterial vorzugsweise die ursprüngliche Außenwand sein und die funktionalen
Schichten/ Lagen werden durch geeignete Verfahren (z. B. Kleben) thermisch leitend
miteinander verbunden.
[0018] Sofern ein erhöhter ballistischer Schutz für das Fahrzeug erforderlich ist, wird
der Schichtaufbau wie beschrieben gemacht, jedoch wird die oberste (sichtbare) Schicht
aus hochhartem PzStahl hergestellt, um eine erhöhte ballistische Schutzwirkung zu
erzielen.
[0019] Wenn der Schichtaufbau wie oben beschrieben gemacht wird, jedoch die oberste (sichtbare)
Schicht nicht aus Metall, sondern aus einem nichtleitenden Werkstoff (Dielektrikum)
gebildet wird, wird durch den offenporigen Metallschaum eine breitbandige Absorption
und / oder Streuung von hochfrequenter Radarstrahlung erzielt. Diese radartransparente
Schicht (das Dielektrikum) kann auch aus Keramik bestehen und damit zusätzlich einen
ballistischen Schutz darstellen.
[0020] Weiterhin kann die thermische Abkopplung der Schicht zur ursprünglichen Außenwand
hin durch Verwendung eines Wärmeisolators unter dem Wärmetauscher verstärkt werden.
Der Wärmeisolator kann dabei auch als ausreichend dimensionierte Luftschicht ausgeformt
sein.
1. Multispektrales Tarnmittel, auf der Basis eines in seiner Temperatur gesteuerten Wärmetauschers,
dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmeträger gasförmig ist, zum Beispiel Luft, und dass der Wärmetauscher gleichzeitig
Signaturträger in den Spektralbereichen sichtbares Licht (VIS), nahes Infrarot (NIR)
und thermisches Infrarot (TIR) ist.
2. Multispektrales Tarnmittel nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das gleiche Element zusätzlich die Reflexion von hochfrequenter Radarstrahlung breitbandig
reduziert.
3. Multispektrales Tarnmittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Reduzieren durch Absorption und gestreute Remission erfolgt.
4. Multispektrales Tarnelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet dass es aus einem Schichtaufbau gebildet wird, der innen mit einem festen Trägermaterial
beginnt, dem dann mindestens eine Schicht eines offenporigen Metallschaums (typische,
aber nicht ausschließliche Blasengröße 6...10 bpi) mit typischer, aber nicht ausschließlicher
Stärke von 15...25 mm folgt und darauf wieder ein fester Träger.
5. Multispektrales Tarnelement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet dass das innere Trägermaterial die ursprüngliche Außenwand eines Fahrzeuges, Gerätes oder
einer Anlage ist.
6. Multispektrales Tarnelement nach einem der oben genannten Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die funktionalen Lagen durch geeignete Verfahren (z. B. Kleben) thermisch leitend
miteinander verbunden werden.
7. Multispektrales Tarnelement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet dass die oberste (sichtbare) Schicht aus hochhartem PzStahl besteht, um eine erhöhte ballistische
Schutzwirkung zu erzielen.
8. Multispektrales Tarnelement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet dass die oberste (sichtbare) Schicht nicht aus Metall, sondern aus einem nichtleitenden
Werkstoff (Dielektrikum) gebildet wird.
9. Multispektrales Tarnmaterial nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet dass die radartransparente Schicht (das Dielektrikum) aus Keramik besteht und damit zusätzlich
einen ballistischen Schutz darstellt.
10. Multispektrales Tarnmaterial nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet dass die thermische Abkopplung zum Fahrzeug/Träger hin durch Verwendung eines Wärmeisolators
unter dem Wärmetauscher verstärkt wird, wobei der Wärmeisolator auch als ausreichend
dimensionierte Luftschicht ausgeformt sein kann.
11. Verwendung des Tarnmittels nach einem der Ansprüche 1 bis 10 bei einem militärischen
und / oder beweglichen Gerät und / oder einer ortsfesten Anlage.