[0001] Beim Aufbau von Computernetzwerken finden zunehmend drahtlose Netzwerktechnologien
Verbreitung. Dabei sind in ein solches Netzwerk üblicherweise auch nicht im eigentlichen
Sinne tragbare Geräte eingebunden. Zum einen sind dies Computer, die die Grundarchitektur
des Netzwerks bereitstellen, also beispielsweise Server oder Einwahlknoten (Access
Points). Zum anderen werden vermehrt auch feststehende Anwendercomputer drahtlos in
Netzwerke integriert, da dieses eine kostengünstige, flexible und bautechnisch unproblematische
Realisierung eines Netzwerks erlaubt.
[0002] Eine häufig eingesetzte Netzwerktechnologie ist WLAN (Wireless Local Area Network).
WLAN basiert auf dem IEEE 802.11-Standard, der das ISM (Industrial, Scientific, Medical)
Band bei 2,4 GHz benutzt. Elektromagnetische Strahlung von 2,4 GHz hat eine Wellenlange
λ von etwa 120 mm. Antennenanordnungen zum Senden oder Empfangen dieser Strahlung
haben typischerweise geometrische Abmessungen von der Größenordnung der Wellenlänge
(z.B. λ, λ/2 oder λ/4). Antennen dieser Größe lassen sich unschwer an Computergehäusen
unterbringen. Metallische Objekte, die gleich oder größer der Wellenlänge der Strahlung
sind, wirken stark absorbierend. Für den Fall einer an einer metallischen Gehäusefront
eines Computergehäuses angebrachten isotrop abstrahlenden Antenne hat dieses zur Folge,
dass der gesamte, hinter dem Gehäuse liegende Halbraum weitgehend für die Strahlung
abgeschattet ist. Aufgrund von Beugungserscheinungen an den Gehäusekanten ist diese
Abschattung nicht vollständig, die verbleibende Strahlung in den abgeschatteten Halbraum
ist allerdings selten stark genug, um einen zuverlässigen Betrieb des Netzwerks zu
erlauben.
[0003] Ein Weg, Abstrahlung in alle Raumrichtungen zu ermöglichen, ist, an verschiedenen
Gehäuseseiten, zumindest aber an zwei sich gegenüberliegenden Gehäuseseiten, aktiv
angeregte Antennen vorzusehen. Der zusätzliche mechanische Aufwand für z. B. Verkabelung,
Kabeldurchbrüche, Stecksysteme und die unter Umständen zusätzlich notwendige Elektronik
zur Ansteuerung der Antennen macht diese Lösung aufwändig und teuer.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Computergehäuse mit einer Antennenanordnung
zu beschreiben, bei der bei nur einem aktiven, angeregten Antennenelement die Abschattungswirkung
des Gehäuses vermindert wird und eine möglichst gleichförmige Abstrahlcharakteristik
in alle Raumwirkungen erreicht wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Computergehäuse mit einer an der Außenseite
befestigten Antennenanordnung gelöst, die dadurch gekennzeichnet ist, dass ein angeregtes
Antennenelement und mindestens ein parasitäres Antennenelement vorgesehen sind, wobei
das mindestens eine parasitäre Antennenelement so am Computergehäuse positioniert
ist, dass die Abstrahlcharakteristik der Antennenanordnung gezielt verändert ist.
[0006] Die Verwendung von passiven, parasitären Antennenelementen ermöglicht eine Verbesserung
der Abstrahlcharakteristik mit minimalem mechanischen Mehraufwand und ohne die Verwendung
zusätzlicher Elektronik. Die parasitären Antennenelemente sind dabei so am Gehäuse
anzubringen, dass Wechselwirkung mit dem aktiven, angeregten Antennenelement besteht
und gleichzeitig die Abstrahlcharakteristik der parasitären Antennenelemente in die
Regionen hineinreicht, die bezüglich der Strahlung des angeregten Antennenelements
vom Gehäuse abgeschattet sind.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
[0008] Die Erfindung wird in den nachfolgenden Zeichnungen anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Die Figuren zeigen:
Figur 1 eine Schrägansicht eines Computergehäuses mit einer an der Außenseite befestigten
Antennenanordnung,
Figur 2 die Abstrahlcharakteristik eines angeregten Dipols vor einer Gehäusefront
im Polardiagramm,
Figur 3 die Abstrahlcharakteristik einer Antennenanordnung, bestehend aus einem angeregten
Dipol und zwei zusätzlichen, parasitären Antennenelementen, vor einer Gehäusefront
im Polardiagramm.
[0009] In Figur 1 ist als Beispiel eines Computergehäuses 1 ein 19-Zoll-Einschubgehäuse,
wie es beispielsweise für Serveranwendungen benutzt wird, gezeigt. An der vorderen
Gehäusefront befindet sich mittig ein angeregtes Antennenelement 2. An der gleichen
Gehäusefront ist seitlich jeweils in Nähe der Gehäusekanten ein parasitäres Antennenelement
3 vorgesehen.
[0010] Die Abstrahlcharakteristik des angeregten Antennenelements 2, ohne die in Figur 1
dargestellten parasitären Antennenelemente 3, ist in Figur 2 dargestellt. Figur 2
zeigt das Ergebnis einer mathematischen Simulation der Anordnung gemäß Figur 1 in
Form eines Polardiagramms, wobei als angeregtes Antennenelement 2 ein λ/2-Dipol vor
der Gehäusefront angenommen wurde. Die dargestellte Ebene verläuft senkrecht zur Dipol-Längsachse
durch dessen Mitte. Der Dipol ist im Zentrum des Polardiagramms lokalisiert und die
Gehäusefront verläuft in Richtung 90°/270°. Die Radialkoordinate des Diagramms gibt
die Amplitude der elektrischen Feldstärke auf einer logarithmischen Skala wieder.
Zur Darstellung der Richtcharakteristik der Abstrahlung des Antennenelements 2 ist
die Linie konstanter relativer Amplitude von -3 dB angegeben. In dieser Darstellung
wäre die Abstrahlcharakteristik eines freien, nicht vor einer metallischen Gehäusefront
stehenden Dipols durch einen zentrischen Kreis gegeben. Die abschattende Wirkung der
Gehäusefront zeigt sich in Figur 2 an der Ausbildung einer Hauptstrahlungskeule senkrecht
zur Gehäusefront nach vorne in Richtung 180°. Demgegenüber wird in rückwärtige Richtung,
wie an den nur schwach ausgebildeten Nebenkeulen zu erkennen ist, nur geringe Leistung
abgestrahlt.
[0011] Figur 3 zeigt in gleicher Art der Darstellung die Simulation der Anordnung gemäß
Figur 1, mit dem angeregten Antennenelement 2 in der Mitte der Gehäusefront und zwei
parasitären Antennenelementen 3 nahe der Kanten der Gehäusefront. Die deutlich größeren
Nebenkeulen zeigen eine verstärkte Abstrahlung in rückwärtige Richtung. Bedingt durch
die parasitären Antennenelemente ist die Abstrahlcharakteristik deutlich isotroper
als die in Figur 2 gezeigte. Parasitäre Antennenelemente, die über die Seite der Gehäusefront
hinaus reichen würden, würden diesen Effekt weiter verstärken.
[0012] In einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung bestehen die parasitären Antennenelemente
3 aus einer geeigneten leitenden Ausformung des Computergehäuses selbst. Im dargestellten
Fall eines 19-Zoll-Einbaugeräts bietet es sich an, hierfür beispielsweise die üblicherweise
an der Seite der Gehäusefront angebrachten Tragegriffe für die Funktion als parasitäres
Antennenelement auszugestalten.
[0013] Die vorgestellte Anordnung ist flexibel auf verschiedene Typen von Antennen übertragbar.
Sowohl das angeregte Antennenelement 2, wie auch die parasitären Antennenelemente
3 können als Monopole oder Dipole oder in jeder anderen üblichen Ausführungsform von
Antennen aufgebaut sein. Das angeregte Antennenelement 2 und die parasitären Antennenelemente
3 müssen dabei nicht vom gleichen Typ sein. Die beabsichtige Modifikation der Abstrahlcharakteristik
hängt von Typ, Anzahl und Position der oder des parasitären Antennenelemente/es 3
ab. Die Anzahl der parasitären Antennenelemente 3 ist dabei prinzipiell beliebig.
[0014] Vorteilhaft ist es, die Resonanzfrequenz der parasitären Antennenelemente 3 gleich
der Resonanzfrequenz des angeregten Antennenelements 2 zu wählen, was durch geeignete
Anpassung der Längen der Antennenelemente geschehen kann. Ebenfalls ist möglich, die
Resonanzfrequenz der parasitären Antennenelemente 3 durch passive Bauteile wie Kondensatoren
und Spulen zu verändern. Diese zusätzlichen passiven Bauelemente können ebenfalls
durch geeignete Ausformung des Gehäuses selbst gebildet sein.
[0015] Die beschriebene Anordnung aus angeregtem Antennenelement 2 und parasitären Antennenelementen
3 ist zum Senden und zum Empfangen von Signalen geeignet. Die geschilderte Erfindung
kann sowohl für WLAN als auch für andere bekannte drahtlose Netzwerksysteme, beispielsweise
Bluetooth oder GSM (Global System For Mobile Communication) eingesetzt werden.
Bezugszeichenliste
[0016]
- 1
- Computergehäuse
- 2
- angeregtes Antennenelement
- 3
- parasitäre Antennenelemente
1. Computergehäuse mit einer an der Außenseite befestigten Antennenanordnung,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein angeregtes Antennenelement (2) und mindestens ein parasitäres Antennenelement
(3) vorgesehen sind, wobei das mindestens eine parasitäre Antennenelement (3) so am
Computergehäuse positioniert ist, dass die Abstrahlcharakteristik der Antennenanordnung
gezielt verändert ist.
2. Computergehäuse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das mindestens eine parasitäre Antennenelement (3) so angeordnet ist, dass Abstrahlung
verstärkt in Raumrichtungen erfolgt, die durch das Computergehäuse von der Strahlung
des angeregten Antennenelements (2) abgeschattet sind.
3. Computergehäuse nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
das mindestens eine parasitäre Antennenelement (3) aus einer Ausformung des Computergehäuses
besteht, die für die Funktion als parasitäres Antennenelement ausgestaltet ist.
4. Computergehäuse nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
das angeregte Antennenelement (2) eine Dipolantenne ist.
5. Computergehäuse nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
das mindestens eine parasitäre Antennenelement (3) eine Dipolantenne ist.
6. Computergehäuse nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Resonanzfrequenz des mindestens einen parasitären Antennenelements (3) gleich
der Resonanzfrequenz des angeregten Antennenelements (2) ist.
7. Computergehäuse nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das mindestens eine parasitäre Antennenelement (3) kapazitive oder induktive passive
Bauelemente zur Beeinflussung der Resonanzfrequenz enthält.
8. Computergehäuse nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Antennenanordnung sowohl als Empfangs- als auch als Sendeantenne betrieben wird.
9. Computergehäuse näch einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Antennenanordnung innerhalb eines WLAN (Wireless Local Area Network) im 2,4 GHz-Band
verwendet wird.