[0001] Die Erfindung betrifft eine Zelle zur Gaserzeugung, insbesondere für den Betrieb
eines Schmierstoffspenders, mit
zwei Elektroden zum Anschluss an einen eine Stromquelle enthaltenden Stromkreis
und
einer zwischen den beiden Elektroden befindlichen, ein Azid der Formel XN
3 enthaltenden, wässrigen Elektrolytflüssigkeit zur elektrochemischen Erzeugung eines
Stickstoff (N
2) enthaltenden Gases.
[0002] In der Praxis ist es bekannt, die von einem Schmierstoffspender abgegebene Schmierstoffmenge
mittels einer ein Gas erzeugenden Zelle zu dosieren, wobei der mit Hilfe des Gases
erzeugte Druck einen entsprechenden Austritt von Schmierstoff aus dem Spender verursacht.
In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die Erzeugung von Wasserstoff oder Sauerstoff
an den Elektroden einer galvanischen Zelle bekannt (DE 35 32 335 C2). Die Zelle kann
ggf. mit einer Zinkanode zur Erzeugung von Wasserstoff oder mit einer Mangandioxidkathode
zur Erzeugung von Sauerstoff selbst eine ausreichend große Spannung liefern, um über
einen äußeren regelbaren Widerstand den zwischen den Elektroden fließenden Elektrolysestrom
einzustellen. Zusätzlich kann auch eine Batterie vorgesehen sein, welche eine bessere
Regelung der Stromstärke ermöglicht.
[0003] Aus der Druckschrift DE 692 26 770 T2 ist eine Gaszelle bekannt, bei der durch Elektrolyse
aus einer Natriumazidlösung Stickstoff gebildet wird. Bei der Elektrolyse einer wässrigen
Natriumazidlösung fällt die Gaserzeugungsrate mit zunehmender Stickstoffbildung schnell
ab, da die bei der Reaktion entstehenden Hydroxid-lonen zu einem starken Anstieg des
pH-Wertes in der Lösung führen, wie die nachfolgende Reaktionsgleichung zeigt:

[0004] Bei hohen pH-Werten unterbleibt die Bildung von freiem Stickstoff, und es wird lediglich
Wasser zersetzt. Übliche Puffersubstanzen, z. B. Phosphate sind zur Lösung dieses
Problems ungeeignet, da deren Pufferkapazität zu klein ist.
[0005] Eine Verbesserung ist möglich, durch Zusatz von Kaliumjodid und Kaliumthiocyanat,
jedoch handelt es sich hierbei um Substanzen, die sich gegenüber Metallen aggressiv
verhalten, so dass entsprechend edle Metalle oder Graphitelektroden eingesetzt werden
müssen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Zelle mit den eingangs beschriebenen
Merkmalen anzugeben, die sich durch eine gute Gaserzeugungsrate auszeichnet.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die Elektrolytflüssigkeit ein
Magnesiumsalz als Zusatz zur chemischen Bindung von bei der elektrochemischen Reaktion
entstehenden Hydroxid-Ionen enthält. Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass
das aus dem Magnesiumsalz und den Hydroxid-lonen gebildete Magnesiumhydroxid lediglich
ein sehr kleines Löslichkeitsprodukt aufweist und entsprechend dem Reaktionsgleichgewicht
in der Elektrolytflüssigkeit entzogen wird. Zudem ist Magnesium in seinen Verbindungen
elektrochemisch indifferent und auch das ausgefallene wasserhaltige Hydroxidgel beeinflusst
die lonenwanderung in der Elektrolytflüssigkeit nicht merklich. Mit Hilfe der erfindungsgemäßen
Lehre ist es möglich, den pH-Wert der Elektrolytflüssigkeit auch mit zunehmender Stickstoffbildung
in einem engen Bereich konstant zu halten. Da die aus dem Azid zunächst gebildete
Stickstoffwasserstoffsäure eine schwache und gleichzeitig leicht flüchtige Säure darstellt,
ist die Lösung von Anfang an schwach alkalisch eingestellt. Die Elektrolytflüssigkeit
kann einen pH-Wert zwischen 8 und 10 aufweisen. Vorzugsweise beträgt der pH-Wert 8
- 9,5. Während das Azid zweckmäßigerweise aus Natriumazid besteht, wird als Magnesiumsalz
vorzugsweise Magnesiumsulfat oder Magnesiumperchlorat verwendet. Um einen ausreichenden
Entzug der entstehenden Hydroxid-lonen aus der Elektrolytflüssigkeit zu gewährleisten,
ist das Magnesiumsalz im Verhältnis zur Azidmenge stöchiometrisch oder im Überschuss
zugesetzt.
[0008] Der Elektrolytflüssigkeit kann ein Frostschutzmittel zugesetzt sein, welches vorzugsweise
aus Ethylenglykol und/oder Dimethylsulfoxid besteht. Hierdurch ist auch bei tiefen
Temperaturen ein ordnungsgemäßer Betrieb der Gaszelle gewährleistet. Zur Vermeidung
einer Wasserstoffüberspannung der die Kathode bildenden Elektrode kann die Elektrolytflüssigkeit
Nickelsulfat als Zusatz enthalten. Bei der erfindungsgemäßen Lehre ist die direkte
Oxidation von Azid nicht nur an Edelmetallelektroden möglich, sondern ebenso gut auch
an Elektroden aus Stahl, vorzugsweise Chrom-Nickel-Stahl oder Graphit. Alternativ
können die Elektroden auch aus Kunststoff mit eingebettetem Graphitpulver bestehen.
[0009] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung ausführlich erläutert. Es zeigen schematisch:
- Fig. 1
- die Gasentwicklung aus einer reinen Natriumazid-Lösung in Abhängigkeit vom Gehalt
an freier Natronlauge,
- Fig. 2
- den Aufbau einer erfindungsgemäßen Zelle zur Gaserzeugung,
- Fig. 3
- den Einfluss von Nickel auf die Zellspannung und
- Fig. 4
- die Zellspannung in Abhängigkeit vom Zellstrom bei unterschiedlichen Temperaturen.
[0010] In der Fig. 1 ist ein Diagramm dargestellt, welches die Gasentwicklung aus einer
reinen Natriumazid-Lösung gemäß dem Stand der Technik in Abhängigkeit vom Gehalt an
freier Natronlauge darstellt. Die bei dem Zerfall des Azids gemäß der Gleichung

entstehende Natronlauge verursacht bereits in geringen Konzentrationen einen deutlichen
Abfall der Gaserzeugungsrate, so dass mit zunehmender Gasproduktion die Wirksamkeit
der Zelle sehr schnell nachlässt.
[0011] Die Fig. 2 zeigt schematisch den Aufbau einer erfindungsgemäßen Zelle zur Gaserzeugung,
die insbesondere für den Betrieb eines Schmierstoffspenders geeignet ist. Die Zelle
weist zwei Elektroden 1, 1' zum Anschluss an einen eine Stromquelle 2 enthaltenden
Stromkreis 3 auf. Die Stromquelle 2 kann beispielsweise aus einer handelsüblichen
Batterieknopfzelle bestehen. Zwischen den beiden Elektroden 1, 1' befindet sich eine
Natriumazid (NaN
3) enthaltende, wässrige Elektrolytflüssigkeit 4, die zur elektrochemischen Erzeugung
eines Stickstoff (N
2) enthaltenden Gases dient. Zur Aufnahme der Elektrolytflüssigkeit 4 ist ein geeigneter
Aufnahmekörper 5 vorgesehen, z. B. in Form eines porösen Körpers oder eines mit Bohrungen
versehenen Behälters, wobei in dem Behälter auch ein Schwamm, Vlies oder ähnliches
Speichermedium angeordnet sein kann. Durch die angelegte Spannung wird an der Anode
1 die folgende Reaktion hervorgerufen:

während an der Kathode 1' eine entsprechende Reduktion von Wasserstoffionen erfolgt:

[0012] Da bei der Reaktion gemäß der für die Kathode 1' geltenden Reaktionsgleichung Wasserstoffionen
verbraucht werden, steigt die Konzentration der Hydroxid-lonen während der Stickstofferzeugung
deutlich an. Um einen damit einhergehenden Anstieg des pH-Wertes in der Elektrolytflüssigkeit
4 zu vermeiden, ist der Elektrolytflüssigkeit 4 ein Magnesiumsalz zur chemischen Bindung
der bei der elektrochemischen Reaktion entstehenden Hydroxid-lonen zugesetzt. Magnesiumhydroxid
besitzt ein sehr geringes Löslichkeitsprodukt, so dass das aus dem Magnesiumsalz und
den Hydroxid-lonen gebildete Magnesiumhydroxid entsprechend der Gleichung

welches an der Kathode 1' gebildet wird, aus der Elektrolytflüssigkeit 4 ausfällt.
Die erfindungsgemäße Elektrolytflüssigkeit erlaubt es, dass für die Elektroden 1,
1' herkömmliche Materialien, wie z. B. Stahl, vorzugsweise Chrom-Nickel-Stahl, oder
Graphit verwendet werden können. Alternativ können die Elektroden 1, 1' auch aus Kunststoff
mit eingebettetem Graphitpulver bestehen.
Beispiel:
[0013] Es wurden die folgenden Elektrolytflüssigkeiten hergestellt:
a) 15,0 g Natriumazid
31,0 g Magnesiumperchlorat, Gehalt 83 Gew.-%, wasserhaltig 100 ml Wasser.
b) Zusammensetzung wie unter a), jedoch mit Zusatz von 0,25 g Nickelsulfat * 6 H2O.
[0014] Das Magnesiumperchlorat bindet die bei der Reaktion entstehende Natronlauge durch
Bildung von schwer löslichem Magnesiumhydroxid. Dieses fällt als Niederschlag aus
und wird dadurch dem Reaktionsgleichgewicht entzogen.
[0015] Die Verwendung von Magnesiumperchlorat besitzt den Vorteil, dass die Elektrolytflüssigkeit
bis unter - 20 °C dünnflüssig bleibt, so dass ein Zusatz von Frostschutzmitteln nicht
erforderlich ist und die Elektrolytflüssigkeit leicht in einem Schwamm aufgenommen
werden kann. Hierdurch ist im praktischen Betrieb eine einfache von der Lage unabhängige
Trennung von Gas und Elektrolytflüssigkeit gegeben. Die Entsorgung einer die Elektrolytflüssigkeit
enthaltenen Zelle (s. Fig. 2) kann durch Verbrennung erfolgen. Das Magnesiumperchlorat
ist im Wasser leicht löslich, so dass das Elektrolytvolumen klein gehalten werden
kann. Auch bei Temperaturen von - 20 °C weist die Flüssigkeit eine ausreichende Leitfähigkeit
auf. Perchlorsäure ist ferner eine stabile Verbindung, die sich unter den gegebenen
Bedingungen inert verhält. Die Bildung von elementarem Stickstoff erfolgt gemäß der
folgenden Reaktionsgleichung:

[0016] Die Lösung ist schwach alkalisch, hygroskopisch, geruchlos, nicht aggressiv und unzersetzt
haltbar. 1 ml dieser Lösung kann je nach Versuchsbedingungen 75 bis 100 ml Gas (N
2 und H
2) liefern.
[0017] Die Fig. 3 veranschaulicht die Wirkung eines Zusatzes von Nickelsulfat gemäß Beispiel
b) auf die gesamte Zellspannung in Abhängigkeit von der Elektrolysestromstärke. Hierbei
wurden Graphitelektroden 10 x 10 mm verwendet. Aus der Fig. 3 ist ersichtlich, dass
durch den Zusatz von Nickelsulfat die Wasserstoffüberspannung der die Kathode bildenden
Elektrode reduziert werden kann und sich bei gleichem Zellstrom im Vergleich zur Lösung
a) eine entsprechend niedrigere Zellspannung einstellt.
[0018] Die Fig. 4 veranschaulicht den Verlauf der Zellspannung in Abhängigkeit von der Stromstärke
bei + 20 °C und - 20 °C. Es ist erkennbar, dass die Absenkung der Temperatur bei gleichem
Zellstrom eine höhere Zellspannung erfordert. Das in Fig. 4 dargestellte Diagramm
wurde für die Elektrolytflüssigkeit gemäß dem Beispiel b) erstellt, welche auch bei
-20 °C noch ausreichend große Zellströme gewährleistet, die einen Einsatz der erfindungsgemäßen
Zelle ermöglichen.
1. Zelle zur Gaserzeugung, insbesondere für den Betrieb eines Schmierstoffspenders, mit
zwei Elektroden (1,1') zum Anschluss an einen eine Stromquelle (2) enthaltenden
Stromkreis (3) und
einer zwischen den beiden Elektroden (1, 1') befindlichen, ein Azid der Formel
XN3 enthaltenden, wässrigen Elektrolytflüssigkeit (4) zur elektrochemischen Erzeugung
eines Stickstoff (N2) enthaltenden Gases,
dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrolytflüssigkeit (4) ein Magnesiumsalz als Zusatz zur chemischen Bindung
von bei der elektrochemischen Reaktion entstehenden Hydroxid-lonen enthält.
2. Zelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Azid aus Natriumazid besteht.
3. Zelle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Magnesiumsalz aus Magnesiumsulfat besteht.
4. Zelle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Magnesiumsalz aus Magnesiumperchlorat besteht.
5. Zelle nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Magnesiumsalz im Verhältnis zur Azidmenge stöchiometrisch oder im Überschuss
zugesetzt ist.
6. Zelle nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolytflüssigkeit (4) ein Frostschutzmittel zugesetzt ist.
7. Zelle nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Frostschutzmittel aus Ethylenglykol und/oder Dimethylsulfoxid besteht.
8. Zelle nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrolytflüssigkeit (4) Nickelsulfat als Zusatz zur Vermeidung einer Wasserstoffüberspannung
der die Kathode bildenden Elektrode (1') enthält.
9. Zelle nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Elektroden (1, 1') aus Stahl, vorzugsweise Chrom-Nickel-Stahl, Graphit oder aus
Kunststoff mit eingebettetem Graphitpulver bestehen.