[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Prüfung und Beurteilung einer Geometrie
von Gleisbauteilen von Schienenverkehrswegen in einem Bereich, in dem diese Gleisbauteile
von Rädern von Schienenfahrzeugen berührt werden, einer sog. Überlaufgeometrie.
Zur Gewährleistung eines sicheren und wirtschaftlichen Bahnbetriebes müssen Gleisbauteile
- wie beispielsweise Herzstücke in Weichen, Schienenauszüge o.ä. - bezüglich ihres
geometrischen Zustandes einer regelmäßigen Inspektion und im Bedarfsfall einer Instandsetzung
unterzogen werden, so dass eine weitere Schädigung bzw. ein Versagen des Bauteils
bis zur nachfolgenden Inspektion auszuschließen ist. Für eine im Vorfeld der Instandsetzung
durchzuführende schweißtechnische Arbeitsaufnahme müssen Abweichungen von einer vorgegebenen
Sollgeometrie (beispielsweise Ausfahrungen an Herzstück und Flügelschiene) gemessen
werden, um daraus notwendige Korrekturmaßnahmen ableiten zu können.
Im Stand der Technik gemäß
Fig. 1 umfasst eine Prüfung der Überlaufgeometrie lediglich eine Prüfung und Beurteilung
einer Herzstückrampe und einer Herzstück-Spitze 7 unter Verwendung einfacher Messmittel
(Lineal, M esskeil oder Messpunkttaster). Hierbei zeigt
Fig. 1a die Verwendung eines Messpunkttasters 9,
Fig. 1 b eines Lineals 10 sowie
Fig. 1 c einer Herzstückmesslehre 11. Zusätzlich wird eine Höhendifferenz zwischen der Oberkante
von Herzstück und einer Flügelschiene 6 in einem Querschnitt "L1", einem theoretischen
Radüberlauf, und "L" mit Hilfe einer Herzstückmesslehre gemessen.
Nachteil dieser Messverfahren ist jedoch, dass diese ungenau, zeitraubend und stark
von subjektiven Einflüssen von bedienendem und auswertendem Personal geprägt sind.
Desweiteren kann aus erfassten Messgrößen nur unzureichend auf dynamische Auswirkungen
von festgestellten Abweichungen von der Sollgeometrie geschlossen werden, da die Herzstückrampe
nur punktuell erfasst wird und sich eine tatsächliche vertikale Bewegung eines Rades
aufgrund einer Profilgeometrie von Rad und Schiene deutlich von dem mittels Bezug
auf eine Schienenoberkante erfassten Rampenverlauf unterscheiden kann.
[0002] Aus DE 24 60 618 A1 ist ein fahrbares Gerät zur Messung einer Gleislage, d.h. der
Höhenlage und der Spurweite eines Gleises, bekannt. Hierbei rollt ein Fahrgestellrahmen
auf insgesamt drei Gleisrollen bzw. Rädern über das Gleis. Die Höhenlage des Gleises
wird mit Hilfe eines auf dem Fahrgestellrahmen angebrachten Theodoliten, die Spurweite
über einen verstellbaren Ausleger des Fahrgestellrahmens ermittelt. Eine Prüfung und
Beurteilung einer Geometrie von einzelnen Gleisbauteilen ist mit diesem Gerät jedoch
nicht möglich.
Es ist somit Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem die Nachteile
des Standes der Technik bei der Beurteilung der Überlaufgeometrie von Gleisbauteilen
gelöst werden.
Diese Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Hauptanspruches erfindungsgemäß
durch die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Hierbei wird der räumliche Verlauf der Bahnkurve eines mit einem Referenzradprofil
versehenen Rades beim Überrollen des jeweiligen Gleisbauteils in einem raumfesten
Koordinatensystem direkt oder indirekt bestimmt und anschließend hinsichtlich seiner
dynamischen Auswirkungen bewertet.
Vorteil ist hierbei, dass die Aussagekraft der Prüfung des geometrischen Zustandes
durch die erfindungsgemäße Bestimmung der Vertikalbewegung eines das Bauteil überrollenden
Rades in einem raumfesten Koordinatensystem und deren anschließende computergestützte
Bewertung wesentlich verbessert und objektiviert wird. Insbesondere wird eine gegenüber
dem Stand der Technik höhere Messgenauigkeit bei gleichzeitig höherer Messgeschwindigkeit
erzielt. Dabei wird erstmals der gesamte Bereich der konstruktiv bedingten Absenkung
und anschließenden Anhebung des Rades (Flügelschienenknick bis K-Punkt) kontinuierlich
erfasst und beurteilt. Zudem ist es nun möglich, auch die Auswirkungen des Querprofilverschleißes
von Flügelschiene und/oder Herzstück auf den Radüberlauf zu bestimmen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der vertikalen
Radbewegung und den auftretenden Kräften zwischen Rad und Schiene und damit weiterführend
der Bauteilschädigung besteht. Für die Größe der Kräfte ist dabei nicht nur die Amplitude
der Vertikalbewegung des R adschwerpunktes, sondern auch der Anstieg und die Krümmung
seiner Bahnkurve entscheidend. Daher müssen für diese Größen entsprechende Eingriffsschwellen
für die Instandsetzung vorgegeben werden, siehe
Fig. 2. Die konkrete Festlegung der Eingriffsschwellen wird von zahlreichen Randbedingungen
beeinflusst und muss auf der Basis einer technischen und wirtschaftlichen Analyse
durch den Infrastrukturbetreiber erfolgen.
Anspruch 2 beinhaltet ein zu Anspruch 1 reziprokes Verfahren. Hierbei wird ein Verschleißzustand
von Rädern von Schienenfahrzeugen ermittelt, indem der räumliche Verlauf der Bahnkurve
des jeweiligen Rades beim Überrollen eines Referenzgleisbauteils in einem raumfesten
Koordinatensystem direkt oder indirekt bestimmt und anschließend hinsichtlich seiner
dynamischen Auswirkungen bewertet wird. Mit diesem Verfahren kann vorteilhaft auch
der Verschleißzustand von Räder von Messmitteln ermittelt werden, die über einen Gleiskörper
bewegt werden, insbesondere von dem mit dem Referenzradprofil versehenen Rad aus Anspruch
1.
Die erfindungsgemäße Bestimmung der vertikalen Bahnkurve des Rades erfolgt unter Verwendung
eines geeigneten Referenzradprofils, das in einer definierten Position (z.B. Radsatzmittelstellung)
über das Bauteil geführt wird. Dies kann sowohl direkt (Messen der Vertikalbewegung)
als auch indirekt (rechnerisch) geschehen, wobei für die Berechnung der vertikalen
Radbewegung die vorherige Messung der wegveränderlichen Querprofile des Gleisbauteiles
in einem raumfesten Referenzsystem notwendig ist.
Nach Anspruch 3 wird bei einer direkten mechanischen Abtastung der Geometrie des Gleises
eine in einer parallel zur Gleisebene ausgerichteten Messbasis vertikal und horizontal
bewegliche Messrolle mit der Form des Referenzradprofils über den Bereich der möglichen
vertikalen Absenkung geführt. Der Absenkungsverlauf der Messrolle über dem Rollweg
wird dabei kontinuierlich erfasst und im Anschluss mit Hilfe einer Auswertesoftware
bewertet. Bei großen erforderlichen Stützweiten der Messbasis ist ggf. eine Möglichkeit
zur Kompensation der Durchbiegung der Messbasis vorzusehen, insbesondere eine "optische
Sehne".
Nach Anspruch 4 wird bei einem indirekten Verfahren eine Vermessung d er Querprofile
des Gleisbauteils mit anschließender Berechnung der Vertikalbewegung des Referenzrades
durchgeführt. Dabei müssen die gemessenen Querprofile unbedingt in einem gemeinsamen
raumfesten Bezugssystem angegeben werden. Dies kann z.B. durch einen parallel zur
Gleisebene ausgerichteten Messrahmen, auf den ein in Längsrichtung verschiebbares
Profilmessgerät aufgesetzt wird, sichergestellt werden. Darüber hinaus ist auch eine
optische Vermessung der Querprofile mittels Laser-Lichtschnitt von einem fahrenden
Fahrzeug aus denkbar. Hier kann der feste Raumbezug beispielsweise durch die Kombination
der Profilmesstechnik mit einem Inertialsystem (Kreiselplattform) hergestellt werden.
Dabei wird die Lage des sich bewegenden Messsystems im Raum kontinuierlich bestimmt
und aufgezeichnet. Mit Hilfe dieser Informationen wird anschließend eine Transformation
der gemessenen Querprofile in die Gleisebene durchgeführt.
Bei der Querprofilmessung ist generell ein möglichst kleines Abtastintervall zu wählen,
um eine realitätsnahe Bahnkurve des Radschwerpunktes zu erhalten.
Anschließend wird unter Verwendung des Referenzradprofils eine berührgeometrische
Berechnung durchgeführt, bei der für jeden Messquerschnitt die vertikale Lage des
Rades bestimmt wird. Somit erhält man auch hier die vertikale Bahnkurve des Rades,
die nun für eine weitere Beurteilung zur Verfügung steht. Reicht die Anzahl bzw. Dichte
der Messquerschnitte nicht aus, um die Bahnkurve des Rades hinlänglich genau zu bestimmen,
kann die Auswertung auch für zusätzliche interpolierte Gleisquerschnitte erfolgen.
[0004] Ein erstes besonders vorteilhaftes Ausführungsbeispiel betrifft eine direkte mechanische
Abtastung der Geometrie des Gleises. Gemäß Fig. 3 und Fig. 4 wird eine in einer parallel
zur Gleisebene ausgerichteten Messbasis 2 vertikal und horizontal bewegliche Messrolle
1 mit der Form des Referenzradprofils über den Bereich der möglichen vertikalen Absenkung
3 geführt. Der Absenkungsverlauf der Messrolle 1 über dem Rollweg 4 wird dabei kontinuierlich
erfasst und im Anschluss mit Hilfe einer Auswertesoftware bewertet. Bei großen erforderlichen
Stützweiten ist ggf. eine Möglichkeit zur Kompensation der Durchbiegung der Messbasis
2 vorzusehen (z.B. eine "optische Sehne").
Ein zweites Ausführungsbeispiel betrifft eine Profilmessung und anschließende Berechnung
der vertikalen Radbewegung mit einem indirekten Verfahren. Hierbei wird eine Vermessung
der Querprofile des Gleisbauteils mit anschließender Berechnung der Vertikalbewegung
des Referenzrades durchgeführt. Dabei müssen die gemessenen Querprofile unbedingt
in einem gemeinsamen raumfesten Bezugssystem angegeben werden. Dies kann z.B. durch
einen parallel zur Gleisebene ausgerichteten Messrahmen, auf den ein in Längsrichtung
verschiebbares Profilmessgerät aufgesetzt wird, sichergestellt werden. Darüber hinaus
ist auch eine optische Vermessung der Querprofile mittels Laser-Lichtschnitt vom fahrenden
Fahrzeug aus denkbar. Hier kann der feste Raumbezug beispielsweise durch die Kombination
der Profilmesstechnik mit einem Inertialsystem (Kreiselplattform) hergestellt werden.
Dabei wird die Lage des sich bewegenden Messsystems i m Raum kontinuierlich bestimmt
und aufgezeichnet. Mit Hilfe dieser Informationen wird anschließend eine Transformation
der gemessenen Querprofile in die Gleisebene durchgeführt.
Bei der Querprofilmessung ist generell ein möglichst kleines Abtastintervall zu wählen,
um eine realitätsnahe Bahnkurve des Radschwerpunktes zu erhalten.
Anschließend wird unter Verwendung des Referenzradprofils eine berührgeometrische
Berechnung durchgeführt, bei der für jeden Messquerschnitt die vertikale Lage des
Rades bestimmt wird. Somit erhält man auch hier die vertikale Bahnkurve des Rades,
die nun für eine weitere Beurteilung zur Verfügung steht. Reicht die Anzahl bzw. Dichte
der Messquerschnitte nicht aus, um die Bahnkurve des Rades hinlänglich genau zu bestimmen,
kann die Auswertung auch für zusätzliche interpolierte Gleisquerschnitte erfolgen.