[0001] Die Erfindung betrifft das digitale Fernsehen, bei dem die Übertragung mittels DVB
über Satellit, Kabel oder terrestrische Ausstrahlung erfolgt. Wie von den Angeboten
des Internet gewohnt, verlangt der Endnutzer vom digitalen Fernsehen mehr Informationen
und mehr Interaktivität auch im Homebereich. Mit der heutigen DVB-Technologie ist
es möglich, dass zusätzlich zu den MPEG-kodierten Video- und Audiodaten weitere Datendienste
angeboten werden können. Dies führt zu einer weiteren Verschmelzung der Medien Fernsehen
und Internet, das Fernsehen wird zum interaktiven Fernsehen.
[0002] Um dem Anliegen des interaktiven Fernsehens gerecht zu werden, wurde der MHP-Standard
erarbeitet. Dieser Standard setzt aber beim Endnutzer relativ leistungsstarke, technisch
aufwendige Empfänger voraus, die noch immer sehr preisintensiv sind. Diese Situation
hat bisher die Verbreitung von MHP-fähigen Endgeräten sehr behindert, was wiederum
die Programmanbieter davon abhält, in größerem Umfang Programme mit MHP-fähigen Inhalten
zu produzieren und zu senden.
[0003] Eine Lösung zum Darstellen von Internetinhalten auf einem Fernsehgerät ohne aufwendige
PC-Set-Top-Boxen ist bereits aus der DE 101 13 867 A1 bekannt. Danach müssen die mit
dem digitalen Fernsehsignal übertragenen und empfangnen HTML-Seiten so modifiziert
werden, dass von jeder darzustellenden HTML-Seite ein Bildschirmabzug generiert und
als Bitmapdatei abgelegt werden kann. Diese Bitmapdatei wird im Weiteren in ein MPEG2-Videostandbildformat
konvertiert (MPEG-I-Frame). Die HTML typischen Verlinkungen werden in eine separate
Verlinkungsdatei konvertiert. Verlinkungsdatei sowie MPEG-I-Frame-Daten werden dann
zyklisch über ein Datenkarussell gesendet. Mit der hier erforderlichen Konvertierung
geht ein großer Teil der ursprünglichen Funktionalität eines HTML-Dienstes verloren.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Aufbereiten, Übertragen und
Darstellen interaktiver Datendienste auf DVB-Endgeräten zu schaffen, bei dem die erforderlichen
DVB-Endgeräte dem Heimbereich technisch angepasst und dementsprechend preisgünstig
realisierbar sind. Auf dem DVB-Endgerät soll ein Browser zum Anzeigen von Datendiensten
eingesetzt werden können, mit Merkmalen, die ein aus der PC-Welt her bekannter HTML-Browser
mit sich bringt. Die zu übertragenden HTML-Datendienste sollen sich durch einfache
Konvertierungstools in HTML-Datendienste für DVB-Endgeräte umwandeln lassen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Modifikationen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Unteransprüchen
angegeben.
[0006] Die Vorteile der Erfindung bestehen insbesondere darin, dass die darzustellenden
HTML-Seiten im DVB-Empfangsgerät nach ihrer Konvertierung in ein MPEG-I-Frame weiterhin
dem HTML-Standard entsprechen und dadurch auf technisch einfache Weise mit herkömmlichen
HTML-Browsern korrekt dargestellt werden können. Auf diese Weise können MPEG-I-Frames
als TV-Bild dargestellt werden, ohne dass dafür Rechenleistung des DVB-Empfängers
benötigt wird. Auch auf Empfangsgeräten mit einer niedrigen Rechenleistung können
somit umfangreiche und grafisch aufwendige HTML-Seiten verarbeitet werden.
[0007] Die Erfindung wird im folgenden an einem Ausführungsbeispiel und dem in der Figur
1 dargestellten Blockschaltbild näher beschrieben.
[0008] Die Erfindung benutzt die Übertragung zusätzlicher Informationen zu Audio- und Video-Daten
in DVB-Transportströmen. Audio- und Videodaten werden in DVB als MPEG kodierte Daten
übertragen. Daneben gibt es gemäß DVB-Standard mehrere Möglichkeiten, parallel dazu
Datendienste zu übertragen. Die hier beschriebene Erfindung benutzt das Verfahren
der Multi-Protokoll-Encapsulation (MPE). Dabei werden die Zusatzdaten als IP-Daten
übertragen, d.h. sie werden in ein IP-Paket eingepackt und versendet. Innerhalb dieser
IP-Pakete ist die Verwendung beliebiger Protokolle gestattet und ermöglicht damit
die Realisierung verschiedenartigster Dienste.
[0009] Die Erfindung ist so ausgelegt, dass ein Rückkanal vom DVB-Empfänger zum Sender nicht
erforderlich ist. Das bedeutet, dass der gesamte Content permanent gesendet wird.
Dies geschieht in Form von so genannten Datenkarussellen. Der Empfänger hat lediglich
die Möglichkeit aus diesem Datenangebot auszuwählen. Gegenstand der beschriebenen
Erfindung ist es deshalb, Übertragungsprotokolle, Datenformate und Transportmechanismen
so zu organisieren, dass ein möglichst großes Datenvolumen angeboten werden kann.
[0010] Der Streaming-Server 1 übernimmt die gesamte Protokollaufbereitung entsprechend der
im Weiteren beschriebenen Protokolle. Dazu bekommt er die vom Datenbank-Server 2 bereitgestellten
Informationsinhalte sowie alle Informationen über den Sendekanal sowie die Einstellungen
für den zeitlichen Ablauf der Sendung sowie deren Datenraten. Aus diesen Informationen
werden die Datenkarusselle generiert. Diese Datenkarusselle werden mit der voreingestellten
Datenrate kontinuierlich zum IP-Encapsolator 3 transportiert.
[0011] Im Datenbank-Server 2 werden all die Informationen, die als zusätzliche Datendienste
über das DVB-Netzwerk ausgesendet werden sollen, gespeichert. Ebenso sind hier die
Sendeinformationen abgelegt. Auf dem Datenbank-Server können ebenso alle Tools zur
Generierung und Aufbereitung der Datendienste ausgeführt werden. Für die Zuspielung
der Daten stehen FTP-Server sowie WEB-Interfaces zur Verfügung.
[0012] Das Einfügen der so generierten IP-Datenströme in einen MPEG-2-Transportstrom übernimmt
der IP-Encapsulator 3. Er kapselt die IP-Pakete in sogenannten MPE-Sections. Diese
MPE-Sections werden in Transportstrompakete unterteilt und in den Transportstrom eingefügt.
[0013] Als Empfangseinrichtung 4 dienen DVB-Empfangseinheiten, die sowohl für den Empfang
digitaler DVB Signale über Satellit und Kabel als auch für den terrestrischen Empfang
geeignet sind. Diese Empfangseinrichtungen können sowohl DVB-Set-Top Boxen sein als
auch PC's mit DVB-Receiverboards mit integriertem Browser. Die Empfangseinrichtung
4 besteht im Wesentlichen aus dem Tuner/Demodulator 5, dem Transportstrom-Demultiplexer
6, dem MPEG-Decoder 8, dem Microcontroller 7, dem OSD-Modul 9 und dem Video-Interface
10. Der Microcontroller 7 übernimmt die gesamte Steuerung des DVB-Empfängers. In ihm
wird ebenfalls der HTML-Browser ausgeführt. Der Tuner/Demodulator 5 wird auf den zu
empfangenden Sender abgestimmt. Im Transportstrom-Demultiplexer 6 wird der gewünschte
Datenstrom ausgewählt. Das Hintergrundbild des HTML-Dienstes wird dann dem MPEG-Decoder
8 zugeführt. Die übrigen Dateien des HTML-Dienstes werden im Microcontroller 7 verarbeitet.
Der Microcontroller 7 berechnet daraus das Layout der HTML-Seite und übergibt es dem
OSD-Modul 9. Das OSD-Modul 9 erhält außerdem vom MPEG-Decoder 8 den decodierten MPEG-I-Frame
des Hintergrundbildes und generiert durch Überlagerung des Hintergrundbildes mit dem
HTML-Layout die komplette HTML-Seite. Diese HTML-Seite wird über das Video-Interface
10 dem Anzeigegerät zur Verfügung gestellt.
[0014] Wichtigster Bestandteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Übertragung von
internetähnlichen Seiten auf DVB-Empfängern. Diese HTML Seiten werden erfindungsgemäß
unter Verwendung herkömmlicher HTML-Editoren erstellt. Die verwendete HTML-Sprache
muss dem Standard HTML3.2 genügen, darüber hinaus gibt es Erweiterungen in Form zusätzlicher
HTML-Tags. Diese Tags dienen der Verbesserung der Darstellbarkeit der HTML-Seiten
auf TV-Schirmen sowie dem Erweitern des Funktionsumfanges herkömmlicher HTML-Seiten
in Bezug auf TV-Umgebungen.
[0015] Die einzelnen Tags werden nachfolgend beschrieben:
- Hintergrundbild
- TV gerechter Font
- Access Keys
- Referenzen zu anderen Datenkanälen
- DVB Service Change
- Exit
- DVB-Object
- PIN-Abfrage
[0016] Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der DVB-Endgeräte sowie der Erhöhung des
Funktionsumfanges werden spezielle Tools und Verfahren zur Contentaufbereitung eingesetzt.
Hintergrundbild-Erstellung
[0017] Die HTML-Seiten werden mittels eines Konvertertools (I-Frame-Konverter) vor dem Aussenden
überarbeitet. Dabei werden möglichst viele grafische Elemente (GIF, BITMAP) einer
HTML-Seite in das Hintergrundbild übernommen. Dieses Hintergrundbild ist ein MPEG-I
Frame. Der MPEG-Encoder im Empfänger ist in der Lage, diesen MPEG-I-Frame als TV-Bild
darzustellen, ohne dass dafür Rechenleistung des DVB-Empfängers benötigt wird. Diese
Methode gestattet es auch Empfangsgeräten mit niedriger Rechenleistung umfangreiche
und grafisch hochwertige HTML-Seiten zu verarbeiten. Die Farbtiefe der Hintergrundbilder
beträgt 16 Millionen Farben. Der I-Frame-Konverter überarbeitet automatisch alle Referenzen
der ersetzten grafischen Objekte und produziert als Ausgabefiles das neue Hintergrundbild
sowie die modifizierte HTML-Datei. In Unterscheidung zu allen bisher bekannten, ähnlichen
Verfahren entsprechen die mit dem I-Frame-Konverter bearbeiteten Seiten nach wie vor
dem HTML-Standard und können so auch mit beliebigen HTML-Browsern richtig angezeigt
werden. Das bringt große Vorteile bei der Generierung von HTML-Seiten für TV-Geräte,
weil der speziell aufbereitete Content sofort auf Richtigkeit überprüft werden kann.
TV gerechter Font
[0018] Um die Lesbarkeit von Textinformationen gewährleisten zu können, wird ein speziell
für TV-Anwendungen optimierter Font eingesetzt.
Access Keys
[0019] Jeder Link in der HTML-Seite kann mit dem Attribut "accesskey" versehen werden. Damit
wird das Navigieren durch die HTML-Seiten über die Infrarot-Fernbedienung des DVB-Empfängers
ermöglicht.
Referenzen zu anderen Datenkanälen
[0020] Werden mehrere Datenkanäle ausgestrahlt, so kann mittels der in der HTML-Seite enthaltenen
Links zwischen den Kanälen gewechselt werden.
DVB Service Wechsel
[0021] Die HTML-Seite kann einen Link enthalten, der einen DVB Service Wechsel ausführt.
Exit
[0022] Mit dem Link EXIT gelangt der Anwender aus dem HTML-Browser zurück in den Fernseh-Modus.
DVB-Objekt
[0023] Das Tag DVB-Objekt definiert in der HTML-Seite ein Fenster zum Darstellen des aktuellen
Fernsehbildes.
Pin-Abfrage
[0024] Das Tag Pin-Abfrage erzwingt die Eingabe einer Ziffernfolge, um bestimmte Bereiche
des HTML-Angebotes nur autorisierten Personen zugänglich zu machen.
1. Verfahren zum Aufbereiten, Übertragen und Darstellen interaktiver Datendienste auf
DVB-Empfangsgeräten, bei dem die Übertragung der digitalen Fernsehsignale über Satellit,
Kabel oder terrestrische Ausstrahlung erfolgt, dadurch gekennzeichnet, dass die grafischen Informationen der HTML-Seiten vor dem Senden mittels eines Konvertertools
in MPEG-I-Frames konvertiert werden, die HTML-Seiten weiterhin dem HTML-Standard entsprechen
und mit auf den DVB-Empfangsgeräten installierten HTML-Browsern darstellbar sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die HTML-Seiten sendeseitig so aufbereitet werden, dass sie auf Fernsehbildschirmen
darstellbar sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der MPEG-I-Frame, der die grafischen Elemente der Original-HTML-Seite in Form eines
Background-Images enthält, zum DVB-Empfangsgerät übertragen wird und vom DVB-Empfangsgerät
decodiert und dargestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die HTML-Seiten sendeseitig so aufbereitet werden, dass durch die Definition neuer
HTML-Tags eine Erweiterung des Funktionsumfanges des DVB-Empfangsgerätes erreicht
wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die HTML-Seiten senderseitig so aufbereitet und erweitert werden, dass sie nach wie
vor mit Standard- HTML-Browsern dargestellt werden können.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die HTML-Seiten in beliebiger gemischter Form zusammen mit dem eigentlichen Videobild
des eingestellten Empfangskanals am DVB-Empfangsgerät dargestellt werden können.