[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Ohreinsatz und einen Schallschlauch für
Hörhilfegeräte.
[0002] Die Anwendung von Otoplastiken zur Ankopplung von Hörgeräten an den Gehörgang erfordert
generell eine Belüftungsbohrung zur Vermeidung von Entzündungen der Gehörgangshaut
beispielsweise durch Feuchtebildung und zur Vermeidung von Verletzungen des Trommelfells
beispielsweise durch Überdruck oder Unterdruck. Speziell für bestimmte Hochtonhörverluste
kann die Belüftungsbohrung relativ groß im Durchmesser sein, damit möglichst viel
tieftöniger Schall auf natürlichem Weg an das Trommelfell gelangt. Je offener dabei
der Gehörgang ist, desto besser wird die Otoplastik akzeptiert. Im Grenzfall wird
nur noch ein sogenannter Schlauchhalter eingesetzt, der das Lumen (Öffnung) des Gehörgangs
nur minimal verringert. Derart offene Otoplastiken haben jedoch den Nachteil, dass
der verstärkte Schall aus dem Ohr wieder heraustreten und zu unangenehmer Rückkopplung
führen kann. Dadurch wird die tatsächlich verwendbare Verstärkung des Hörgeräts eingeschränkt.
[0003] Zur Vermeidung solcher Rückkopplungen wurden daher in Hörgeräten spezifische Schaltungen
zur frequenzspezifischen Begrenzung der Verstärkung an der Rückkopplungsfrequenz eingesetzt.
Alternativ oder zusätzlich wurde ein aktiver Rückkopplungskompensator, der die Rückkopplungsfrequenzen
im Frequenzgang eliminiert, in das Hörgerät integriert. Auf diese Weise können etwa
10 dB Verstärkungsreserve gewonnen werden.
[0004] Aus der Druckschrift WO 92/21218 ist darüber hinaus ein IdO-Hörgerät mit Vent bzw.
Belüftungsbohrung bekannt. An den Vent ist ein Helmholtz-Resonator zum Dämpfen einer
Frequenz angekoppelt. Die gedämpfte Frequenz ist u. a. durch die Länge des Vents und
das Volumen im Gehäuse bestimmt.
[0005] Aus der Druckschrift DE 199 43 809 A1 ist ein Hörgerät mit einem Ansatzkörper bekannt,
der in den äußeren Gehörgang des Benutzers ragt. Der Ansatzkörper verringert das freie
Volumen zwischen der Otoplastik und dem Trommelfell und ermöglicht zusätzlich akustische
Maßnahmen zur Frequenzgangsbeeinflussung. In dem Ansatzkörper können eine oder mehrere
Resonatoren, beispielsweise Helmholtz-Resonatoren angeordnet werden, die an den Schallkanal
des Ansatzkörpers angeschlossen sind und eine verstärkte Dämpfung ausgewählter Frequenzbereiche
bewirken.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Rückkopplungen bei offener
Versorgung eines Minderhörenden besser zu vermeiden.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird entsprechend der Erfindung ein Ohreinsatz nach Anspruch
1 für ein Hörhilfegerät mit einer Belüftungsbohrung, deren Innenwand aus einem schalldämpfenden
Material gefertigt ist, bereitgestellt.
[0008] Des Weiteren ist entsprechend der vorliegenden Erfindung ein Schallschlauch nach
Anspruch 9 vorgesehen.
[0009] Da störende Rückkopplungen insbesondere bei hohen Frequenzen hervorgerufen werden,
kann die vorliegende Erfindung zu einer Verringerung des aus dem Ohr heraustretenden
hochfrequenten Schallanteils verwendet werden, ohne die gewünschte Schallzufuhr der
mittel- und tieffrequenten Schalle negativ zu beeinflussen. Die damit reduzierte Rückkopplungsneigung
führt zu einer Erhöhung der tatsächlich nutzbaren Verstärkung eines Hörgeräts auch
ohne aktive Rückkopplungsunterdrückung. Dennoch kann diese aktive Rückkopplungsunterdrückung
auch in Kombination mit der vorliegenden Erfindung genutzt werden. In jedem Fall können
mit Hilfe der Erfindung Hörverluste leichter offen versorgt werden, die bisher nur
mit kleinen Belüftungsbohrungen versorgbar waren.
[0010] Vorzugsweise ragt der erfindungsgemäße Schallschlauch, der mit den Helmholtz-Resonatoren
versehen ist, beim Tragen der Hörhilfe in den Gehörgang. Damit können bestimmte Frequenzen
im Gehörgang gedämpft werden.
[0011] Günstig ist es, wenn die Helmholtz-Resonatoren zur Dämpfung von Schall in einem Frequenzbereich
oberhalb von 1000 Hz ausgelegt sind. Somit lassen sich insbesondere hohe Töne, die
zu störenden Rückkopplungen führen, ausreichend dämpfen.
[0012] Die einzelnen Helmholtz-Resonatoren in dem Material können unterschiedliche Größen
besitzen. Dadurch ist es möglich, den Schall in größeren Frequenzbändern zu dämpfen.
[0013] Grundsätzlich kann jede beliebige Komponente eines Hörgeräts aus einem derartigen
Material mit einer Vielzahl von Helmholtz-Resonatoren gefertigt sein. Besonders vorteilhaft
ist es jedoch, wenn diejenigen Komponenten, die auf dem Rückkopplungsweg des Schalls
liegen, insbesondere die Belüftungsbohrung eines Ohreinsatzes aus diesem Material
gefertigt oder mit diesem Material beschichtet sind.
[0014] Auch ein Schallschlauch, der im Material der Otoplastik oder durch die Belüftungsbohrung
eines Ohreinsatzes geführt ist, kann aus dem schalldämpfenden Material hergestellt
oder damit beschichtet sein. Damit trägt auch der Schallschlauch zur Vermeidung von
Rückkopplungen bei.
[0015] Der genannte Ohreinsatz kann als Otoplastik ausgestaltet oder ein IdO bzw. dessen
Gehäuse sein. Damit kommt die Erfindung insbesondere Hörhilfeträgern zunutze.
[0016] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
die einen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Otoplastik zeigt.
[0017] Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dar.
[0018] In einen Gehörgang 1 ist eine im Wesentlichen hohlzylindrische Otoplastik 2 eingesetzt.
Am Ende des Gehörgangs 1 befindet sich das Trommelfell 3. Zwischen dem Ende der Otoplastik
2 und dem Trommelfell verbleibt ein gewisses Restvolumen 4. Die Bohrung der hohlzylindrischen
Otoplastik 2, nämlich die Belüftungsbohrung, ist mit 5 gekennzeichnet. Durch diese
Belüftungsbohrung 5 ist ein Schallschlauch 6 geführt, der den Schall von einem nicht
dargestellten Hörgerät zum Trommelfell 3 leitet. Der Vent bzw. die Belüftungsbohrung
5 besitzt für Hochtonverluste typischerweise einen Durchmesser von mindestens 2 mm.
Tieftöne können somit direkt durch den Vent 5 zum Trommelfell 3 gelangen. Durch den
Vent 5 werden allerdings auch die Hochtöne, die durch den Schallschlauch 6 ins Ohr
geführt werden, nach außen geleitet, so dass es zu störenden Rückkopplungen über das
Mikrofon der Hörhilfe kommt.
[0019] Im Restvolumen 4 vor dem Trommelfell 3 setzt sich der Gesamtschall aus dem vom Hörgerät
verstärkten Schall und dem durch die Öffnung der Otoplastik 2 hineinfließenden, tieffrequenten
Schallanteil zusammen.
[0020] An der Innenwand der Otoplastik 2 befinden sich Öffnungen 7 von Helmholtz-Resonatoren
8. Jeder dieser Helmholtz-Resonatoren 8 besitzt einen Hals 9 und ein Dämpfungsvolumen
10. Die Frequenz, die durch den Helmholtz-Resonator 8 gedämpft wird, ist im Wesentlichen
durch das Volumen, die Halslänge und den Öffnungsradius dieses Helmholtz-Resonators
charakterisiert. An der Innenwand der Otoplastik 2 sind daher viele Helmholtz-Resonatoren
unterschiedlicher Größe angeordnet, um Schall in einem größeren Frequenzbereich zu
dämpfen. Je höher die Anzahl der Resonatoren ist, desto höher ist die Dämpfung. Die
Herstellung einer derartigen Otoplastik mit vielen Helmholtz-Resonatoren 8 kann beispielsweise
mit Stereolithographie erfolgen.
[0021] Die akustischen Resonatoren 8 sind vorzugsweise über die gesamte Innenwand verteilt.
Es kann aber auch günstig sein, einen Verschmutzungsbereich der Belüftungsbohrung
5, der in der Nähe des Trommelfells 3 liegt, von diesen Resonatoren 8 freizuhalten.
[0022] Die akustischen Resonatoren sind im konkreten Fall so ausgeführt, dass sie in einem
Frequenzbereich oberhalb von 1000 Hz bis zu 20 kHz eine wirksame akustische Dämpfung
der Schallenergie ermöglichen. Da die Schalldämpfung frequenzabhängig ist, werden
Frequenzen, die unterhalb der Grenzfrequenz der Resonatoren liegen, praktisch nicht
bedämpft.
[0023] Mit diesem erfindungsgemäßen Aufbau ist es somit möglich, die maximal nutzbare kritische
Verstärkung, oberhalb der es zu störenden Rückkopplungen kommt, bei offener Versorgung
insbesondere auch bei HdO-Geräten zu erhöhen. Damit kann in vielen Fällen auf kostspielige
Feedback-Kompensatoren verzichtet werden. Eine weitere Kosteneinsparung kann dadurch
erzielt werden, dass die unterschiedlich großen Helmholtz-Resonatoren einen breiten
Frequenzbereich absorbieren und somit keine Notwendigkeit besteht, ihre Resonanzfrequenz
speziell auf die Rückkopplungsfrequenz abzustimmen.
1. Ohreinsatz für ein Hörhilfegerät mit einer Belüftungsbohrung (5), deren Innenwand
aus einem schalldämpfenden Material gefertigt ist.
2. Ohreinsatz nach Anspruch 1, der als Otoplastik (2) ausgestaltet ist.
3. Ohreinsatz nach Anspruch 1, der als In-dem-Ohr-Hörgerät ausgestaltet ist.
4. Ohreinsatz nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das schalldämpfende Material Helmholtz-Resonatoren
(8) aufweist.
5. Ohreinsatz nach Anspruch 4, wobei die Helmholtz-Resonatoren (8) zur Dämpfung von Schall
in einem Frequenzbereich oberhalb von 1000 Hz ausgelegt sind.
6. Ohreinsatz nach Anspruch 4 oder 5, wobei die Helmholtz-Resonatoren (8) unterschiedliche
Größen besitzen.
7. Ohreinsatz nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei ein Schallschlauch (6) durch die
Belüftungsbohrung (5) oder in dem schalldämpfenden Material geführt ist.
8. Hörgerät mit einem Ohreinsatz nach einem der Ansprüche 1, 2 und 4 bis 7.
9. Schallschlauch für ein Hörhilfegerät, der am Außenumfang ein schalldämpfendes Material
aufweist.
10. Schallschlauch nach Anspruch 9, wobei das schalldämpfende Material Helmholtz-Resonatoren
(8) aufweist.
11. Schallschlauch nach Anspruch 9, der mit einem Material beschichtet ist, in welches
die Helmholtz-Resonatoren (8) eingearbeitet sind.