[0001] Die Erfindung betrifft einen Werkstückträger für die induktive Erwärmung von Werkstücken,
der zumindest an den Bereichen seiner Oberfläche, die von den Werkstücken berührt
werden, keramische Materialien enthält.
[0002] Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Erwärmung mittels elektromagnetischer Induktion
ist die Härtung von Werkstücken aus Stahl oder Guss. Das Oberflächenhärten von Werkstücken
aus Stahl oder Guss erfolgt bei Temperaturen unterhalb der Erweichungstemperatur.
Typischerweise werden Härtungen bei Temperaturen von 850 bis 1000 °C ausgeführt.
[0003] Beim induktiven Härten umschließt eine i.a. von hochfrequentem Wechselstrom durchflossene
Spule (Induktor) das zu härtende Werkstück. Nach dem Induktionsgesetz baut sich um
jeden von einem Wechselstrom durchflossenen Leiter ein magnetisches Wechselfeld auf.
Dadurch werden in einem leitfähigen Werkstück, das sich innerhalb dieses Feldes befindet,
Wirbelströme induziert. Die induzierten Wirbelströme, die durch den Skineffekt in
die äußeren Werkstückschichten gedrängt werden, erwärmen diese Bereiche wegen des
elektrischen Widerstands sehr schnell. Die Härtetiefe wird maßgeblich von der Frequenz
f des Wechselstroms bestimmt. Die Dicke δ der Schicht, in der etwa 85% der erzeugten
Wärme wirksam ist, beträgt:

(ρ = spezifischer elektrischer Widerstand, µ = magnetische Permeabilität (µ
r* µ
0)
[0004] Die geringste - bei hohen Frequenzen - erreichbare Härtetiefe beträgt ca. 0,1 mm.
Bei kleineren Frequenzen ist die stromdurchflossene Schicht dicker, das heißt, das
Werkstück wird tiefer vom Strom durchflossen und durchgewärmt. Dieser Effekt wird
ausgenutzt, um durch Auswahl der Frequenz die gewünschte Einwärmtiefe einstellen.
[0005] Der besondere Vorteil der induktiven Erwärmung besteht darin, dass die Wärme im Werkstück
selbst erzeugt wird, ohne dass eine äußere Wärmequelle erforderlich ist. Die Erwärmung
mittels Induktion ist sehr gut regelbar und daher gut reproduzierbar.
[0006] Weitere verbreitete Anwendungsgebiete der induktiven Erwärmung von Werkstücken aus
Metall sind das Schmelzen von Stählen und Buntmetallen mit Temperaturen bis zu 1500
°C; die Erwärmung für das Schmieden auf 1250 °C, das Weichglühen und Normalisieren
nach dem Kaltverformen mit Temperaturen von 750 bis 950 °C, Weich- und Hartlöten mit
Temperaturen bis 1100 °C, sowie das Anlassen von Stahl bei 200 bis 300 °C. Daneben
bestehen Sonderanwendungsgebiete beispielsweise im Erwärmen zum Verkleben, zum Sintern
oder für andere Bearbeitungsprozesse.
[0007] Vorteile des Induktionshärtens gegenüber konventionellen Härtungsverfahren sind die
definierte Wärmezufuhr und die gleichmäßige Aufheizung der Härtebereiche. Es ist möglich,
dass Werkstück partiell zu härten.
[0008] Die Wärme wird nicht wie beim Flammhärten von außen auf das Werkstück übertragen,
sondern entsteht in seinem Inneren. Daher lassen sich hohe Aufheizgeschwindigkeiten
erreichen. Dank der kurzen Erwärmzeiten beim induktiven Härten sind die Taktzeiten
kurz, die Zunderbildung ist gering, und die Bildung von Grobkorn im Härtegut wird
weitgehend vermieden. Die kurze Erwärmzeit verringert die Verzugs- und Rissgefahr.
[0009] Der im Werkstück induzierte Strom hängt sehr stark von der Position des Werkstücks
relativ zur Induktionsspule ab. Um reproduzierbare Härtungsergebnisse bei der Serienfertigung
von Werkstücken zu erreichen, muss jedes Werkstück für den Härtungsprozess in der
gleichen Position relativ zur Induktionsspule platziert werden. Unterschiedliche Werkstückgeometrien
bedingen unterschiedliche, auf die jeweilige Werkstückgeometrie abgestimmte Induktoren
und Werkstückträger.
[0010] Das Material des für die induktive Härtung verwendeten Werkstückträgers sollte nicht
oder nur sehr wenig elektrisch leitend sein, damit möglichst kein Strom im Werkstückträger
induziert wird, denn dadurch geht Energie verloren.
[0011] Der Werkstückträger sollte sich durch den Kontakt mit dem Werkstück möglichst wenig
selbst erwärmen, so dass dem Werkstück wenig Wärme entzogen wird.
[0012] Üblicherweise wird der Härteprozess mit einem Abschreckvorgang abgeschlossen, um
die Abkühlung zu beschleunigen und die spezifischen Eigenschaften des zu härtenden
Werkstücks zu optimieren. Befindet sich das Werkstück zu diesem Zeitpunkt noch auf
dem Werkstückträger, so muss auch dieser eine Thermoschockbeständigkeit von mindestens
1200 K/s aufweisen. Gleichzeitig ist eine hohe Resistenz gegen chemische und/oder
oxidative Angriffe gefordert, um in der Wahl des Abschreckmediums frei zu sein. Weiterhin
sind Materialien zu wählen, die unter dem Einfluss von Flüssigkeiten wie etwa der
Abschreckemulsion nicht absorbierend wirken und/oder quellen.
[0013] Weil die das Werkstück aufnehmenden Bereiche des Werkstückträgers in der Regel individuelle,
auf das jeweilige Werkstück abgestimmte Geometrien aufweisen und die dafür nötigen
hohen Investitionen nur bei einer hohe Stückzahl an gehärteten Werkstücken rentabel
sind, ist eine lange Standzeit des Werkstückträgers erforderlich. Voraussetzungen
dafür sind wiederum geringer Verschleiß und eine hohe Formstabilität (Geometrietreue)
des Werkstückträgers.
[0014] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, einen Werkstückträger für die
induktive Erwärmung, insbesondere für die induktive Härtung von Werkstücken, aus einem
Material bereit zu stellen, das die vorgenannten Anforderungen erfüllt und die Herstellung
von Werkstückträgern mit komplexen Geometrien erlaubt.
[0015] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass zumindest der Bereich des Werkstückträgers,
den das zu erwärmende Werkstück berührt, keramische Werkstoffe enthält, so dass der
Werkstückträger im Berührungsbereich eine harte und verschleißfeste Oberfläche besitzt.
[0016] Weitere Details, Vorteile und Ausführungsvarianten der Erfindung sind aus der folgenden
ausführlichen Beschreibung und den Figuren ersichtlich.
[0017] Die Figuren zeigen
- Figur 1
- einen erfindungsgemäßen Werkstückträger, dessen Oberfläche in den für die Auflage
des Werkstücks vorgesehenen Bereichen eine Beschichtung aus einem keramischen Werkstoff
aufweist
- Figur 2
- einen erfindungsgemäßen Werkstückträger, in dessen Oberfläche Einlagen aus einem keramischen
Werkstoff eingesetzt sind, welche eine Auflage für das zu härtende Werkstück bilden
[0018] Ein erfindungsgemäßer Werkstückträger entsprechend Figur 1 lässt sich herstellen,
indem die Oberfläche eines Werkstückträgers β aus einem herkömmlichen Material, beispielsweise
aus einem mit Glasfasern verstärkten hochtemperaturbeständigen Duroplast, in dem Bereich
a, der für die Auflage des zu härtenden Werkstücks α vorgesehen ist, mit einem keramischen
Material beschichtet wird. Die nicht vom Werkstück α berührte Oberfläche b des Werkstückträgers
ist unbeschichtet. Jedoch kann auch die gesamte Oberfläche des Werkstücks beschichtet
werden, z.B. in solchen Fällen, in denen eine komplette Beschichtung verfahrenstechnisch
einfacher herzustellen ist als eine gezielte, auf bestimmte Teile der Oberfläche beschränkte
Beschichtung. Verfahren zur Herstellung keramischer Beschichtungen, beispielsweise
Plasmaspritzen oder chemische Dampfphasenabscheidung (CVD) sind dem Fachmann bekannt.
[0019] Eine alternative Variante des erfindungsgemäßen Werkstückträgers ist in Figur 2 dargestellt.
In dem für die Auflage der zu härtenden Werkstücke vorgesehenen Oberflächenbereich
eines Werkstückträger-Grundkörpers δ aus einem herkömmlichen hochtemperaturbeständigen
Material, beispielsweise mit Glasfasern verstärkten hochtemperaturbeständigen Duroplast,
ist mindestens eine Aussparung vorgesehen, in welche eine passgenau geformte Einlage
(Inlay) γ aus einem keramischen Material eingesetzt wird. Die nach außen weisenden
Oberflächen der Einlagen sind entsprechend den Erfordernissen der Geometrien der zu
härtenden Werkstücke gestaltet, weisen beispielsweise Rillen, Nute oder anders geformte
Vertiefungen zur Aufnahme des Werkstücks auf (in Figur 2 nicht dargestellt). Das Inlay
oder die Inlays übernehmen die Trägerfunktion für das Werkstück, d.h. das Werkstück
wird von dem Inlay oder den Inlays gehalten, so dass nur die Oberflächen des oder
der Inlays vom Werkstück berührt werden, aber nicht die Oberfläche des Grundkörpers.
[0020] Die Inlays können herausnehmbar sein, so dass der Werkstückträger auf verschiedene
Werkstückgeometrien angepasst werden kann, indem jeweils für das zu härtende Werkstück
passenden Inlays eingesetzt werden. Alternativ können die Inlays durch Verkleben,
Einpressen o.ä. fest mit dem Werkstückträger verbunden werden.
[0021] Die in Figur 1 und 2 dargestellten Geometrien der Werkstückträger und Werkstücke
sind nur beispielhaft zu verstehen, denn die Erfindung ist nicht auf bestimmte Geometrien
von Werkstückträger und Werkstück begrenzt.
[0022] Selbstverständlich ist es im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch möglich, den
gesamten Werkstückträger einstückig aus einem keramischen Werkstoff zu bilden.
[0023] Der spezifische elektrische Widerstand des in den erfindungsgemäßen Werkstückträgern
eingesetzten keramischen Materials beträgt mindestens 50 µΩ * m, bevorzugt mehr als
100 µΩ * m und besonders bevorzugt mehr als 150 µΩ * m.
[0024] Im folgenden werden die Zusammensetzungen geeigneter keramischer Materialien für
die erfindungsgemäßen Werkstückträger angegeben. Im Fall von beschichteten Werkstückträgern
(Figur 1) betreffen die folgenden Angaben nur die Zusammensetzung der Beschichtung
in den vom Werkstück berührten Oberflächenbereichen a. Im Fall von Werkstückträgern
mit Inlays (Figur 2) gelten die Zusammensetzungen nur für die Inlays γ.
[0025] Geeignete keramische Werkstoff sind Keramiken aus der Gruppe der oxidischen Keramiken
(Al
2O
3, ZrO
2, MgO), der nitridischen Keramiken (Si
3N
4, AlN, SIALON) und der carbidischen Keramiken (SiC, TiC, WC, B
4C). Der Werkstoff muss nicht zu 100 % keramisch sein, sein keramischer Anteil muss
aber mindestens 10 Massen-% betragen.
[0026] Beispielsweise können carbidkeramische Verbundwerkstoffe eingesetzt werden, welche
neben dem Carbid oder den Carbiden selbst auch Phasen enthalten, in welchen die Carbidbestandteile
elementar (d.h. nicht im Carbid gebundenen) vorliegen. Der keramische Werkstoff enthält
also neben Carbid Phasen aus elementaren Kohlenstoff oder/und metallische Phasen aus
dem das Carbid bildenden Metall oder den die Carbide bildenden Metallen wie Silicium,
Titan, Wolfram. Der massebezogene Anteil des Carbids in diesem Werkstoff beträgt mindestens
10 %. Der sich auf 100 % ergänzende Restgehalt des Materials enthält maximal 50 %
Kohlenstoff sowie maximal 80 % an schmelzbaren Elementen (dem carbidbildenden Metall
oder den carbidbildenden Metallen in elementarer Form).
[0027] Ein Material, das die vorgenannten Anforderungen hinsichtlich Formstabilität, geringer
elektrischer und thermischer Leitfähigkeit, chemischer Resistenz und Thermoschockbeständigkeit
besonders gut erfüllt, ist ein keramischer Verbundwerkstoff aus mindestens 35 Massen-%
Siliciumcarbid mit Anteilen elementaren Kohlenstoffs (1 - 35 Massen-%) und elementaren
Siliciums (1 - 60 Massen-%). Ausgangsbasis für die Herstellung dieses hochkeramisierten
Materials ist ein poröses Kohlenstoffgerüst. Dieses wird mit flüssigem Silicium infiltriert,
so dass ein vornehmlich Siliciumcarbid, Silicium und Kohlenstoff enthaltender Verbundwerkstoff
entsteht. Alternativ kann die Silicierung über die Gasphase erfolgen:
[0028] Siliciumcarbid und Kohlenstoff enthaltende Verbundwerkstoffe sind auch erhältlich
durch Zugabe von Silicium enthaltenden Polymeren, bei deren Pyrolyse Siliciumcarbid
gebildet wird, z.B. Silanen oder Siloxanen, zu dem porösen Kohlenstoffgerüst, und
anschließende Pyrolyse. Werkstoffe nach der zuletzt beschriebenen Variante können
durch einen Flüssigsiliciervorgang unmittelbar im Anschluss an die Pyrolyse oder in
einem separaten Schritt mit Silicium nachverdichtet werden.
[0029] Das poröse Kohlenstoffgerüst des Ausgangsmaterials liegt entweder bereits in carbonisierter
Form vor, beispielsweise als carbonisiertes Filz oder Vlies, oder es wird durch Pyrolyse
(Carbonisierung) eines Vorkörpers aus einem carbonisierbaren festen Material, d.h.
einer mit hoher Ausbeute in Kohlenstoff umwandelbaren Kohlenstoffquelle, beispielsweise
Holz, Holzwerkstoffe, Holzspäne, Holzmehle, Zellulose, Zellstoff, oder Wolle oder
textile Strukturen aus Zellulose oder Wolle, hergestellt.
[0030] Das poröse Kohlenstoffgerüst bzw. der pyrolysierbare Vorkörper, aus dem das poröse
Kohlenstoffgerüst hergestellt wird, kann zwecks Verdichtung einmal oder mehrfach mit
ein carbonisierbaren Bindern imprägniert werden, der anschließend carbonisiert wird.
Carbonisierbare, d.h. mit einer hohen Kohlenstoffausbeute pyrolysierbare Binder sind
u.a. Phenolharze, Melaminharze, Lignin und Pech. Darüber hinaus können Binder verwendet
werden, die gleichzeitig als Siliciumcarbidquelle wirken, beispielsweise ein Silan
oder Siloxan, bei dessen Pyrolyse neben Kohlenstoff Siliciumcarbid entsteht, oder
Mischungen verschiedener Binder oder verschiedene Binder in verschiedenen Imprägnationsschritten
.
[0031] Alternativ ist das Ausgangsmaterial für das poröse Kohlenstoffgerüst ein Gemisch
aus Kohlenstoff, beispielsweise in Form von Fasern oder gemahlenem Material, oder
einer oder mehreren festen Kohlenstoffquellen, die sich mit hoher Kohlenstoffausbeute
pyrolysieren (carbonisieren) lässt, z.B. Holzmehl, Holzspäne, Zellstoff oder Zellulosefasern,
und einem carbonisierbaren Binder. Aus diesem Gemisch wird beispielsweise durch Verpressen
oder eine andere Methode der Formgebung ein Grünkörper hergestellt, bei dessen Pyrolyse
ein poröses Kohlenstoffgerüst erhalten wird.
[0032] Dem Gemisch können Additive zugesetzt werden, um die Eigenschaften des Verbundwerkstoffs
noch besser an die zu erfüllenden Anforderungen anzupassen, z.B. die thermische und
elektrische Leitfähigkeit zu vermindern und die Festigkeit zu erhöhen. Dazu sind beispielsweise
Additive in Form von Pulvern oder Fasern mit einer Länge kleiner 10 mm aus keramischen
Materalien, z.B. Siliciumcarbid- oder Aluminiumoxid-Fasern geeignet.
[0033] Durch einen Zusatz von Kohlenstoffanteil zu dem Gemisch aus festen pyrolysierbaren
Kohlenstoffquellen (z.B. Holzspänen, Holzmehl, Zellulosefasern, Zellstoff) und carbonisierbaren
Bindern, aus dem der Grünkörper hergestellt wird, lässt sich der Schrumpf bei der
Pyrolyse merklich vermindern. Dieser Kohlenstoffanteil wird erhalten, indem dem Gemisch
Kohlenstoff zugesetzt wird in Form von Kohlenstoff- oder Graphitpulver, Ruß, Kohlenstoff-Kurzfasem
(mit einer Länge unter 10 mm) oder Kohlenstoff-Nanotubes.
[0034] Über die Kohlenstoffmenge des Ausgangsmaterials lässt sich der Grad der Konvertierung
zu Siliciumcarbid beeinflussen. Für die erfindungsgemäße Verwendung wird die Zusammensetzung
des keramischen Verbundwerkstoffs derart eingestellt, dass die nicht zu Siliciumcarbid
umgewandelten Kohlenstoffbestandteile weitestgehend durch Silicium und/oder Siliciumcarbid
gekapselt sind, so dass keine zusammenhängenden Leitungspfade existieren. Insbesondere
in den Bereichen des Werkstückträgers, welche direkt von dem zu härtenden Werkstück
berührt werden, muss der Gehalt des Vebundwerkstoffs an nicht zu Carbid umgewandelten
Kohlenstoff sehr gering sein und vorzugsweise bei Null liegen, um u.a. ein Aufkohlen
des Werkstücks zu vermeiden. Es wird also ein hoher Konvertierungsgrad des Kohlenstoffs
zu Siliciumcarbid benötigt. Dies ist erreichbar beispielsweise durch eine relativ
lange Verweildauer der Silicierungstemperatur über der Schmelztemperatur des Siliciums
(typischerweise mehr als 60 Minuten).
[0035] Infolge der Kapselung des nicht zu Carbid umgewandelten Restkohlenstoffs weist das
Material den anforderungsgemäßen hohen elektrischen Widerstand auf. Es wurden spezifische
Widerstände um 170 µΩ * m ermittelt, also innerhalb des besonders bevorzugten Bereichs
von mehr als 150 µΩ * m.
[0036] Überraschenderweise wirkt sich diese Kapselung des Kohlenstoffs gleichzeitig positiv
auf das Thermoschockverhalten der beschriebenen Werkstoffe aus. Diese ist größer als
1200 K/s und erfüllt damit die eingangs genannten Anforderungen. Die Resistenz gegen
oxidative Einwirkungen wird durch die Kapselung des Kohlenstoffs ebenfalls positiv
beeinflußt. Die erfindungsgemäßen Werkstückträger konnten bis zu 10.000 Härtungszyklen
bei ca. 1.000 °C von jeweils 3 bis 5 Minuten Dauer ausgesetzt werden, ohne dass eine
merkliche Massenabnahme bzw. oxidativer Angriff der Oberfläche festzustellen war.
[0037] Der keramische Körper aus dem Siliciumcarbid, Silicium und Kohlenstoff enthaltenden
Verbundwerkstoff dient entweder selbst als Werkstückträger, oder als Einsatz für die
Werkstückaufnahme in einem Werkstückträger aus einem herkömmlichen Material entsprechend
Figur 2.
[0038] Um den Bearbeitungsaufwand bei der Formgebung des keramischen Materials zu verringern,
wird vorzugsweise ein bereits endkonturnaher Grün- oder Vorkörper hergestellt. Dies
geschieht, je nach Beschaffenheit des Ausgangsmaterials, beispielsweise mittels Spritzgießen,
Pressen (z.B. in einem passend geformten Gesenk), Stanzen, Schneiden, Drehen oder
anderer geläufiger Verfahren. Bei der Auslegung des Grünkörpers ist zu berücksichtigen,
dass es insbesondere bei der Pyrolyse zu einem gewissen Materialschwund kommt. Daher
müssen die Grünkörper ggf. ein den Schwund kompensierendes Übermaß aufweisen. Jedoch
lässt sich, wie bereits erwähnt, der Schwund vermindern, indem dem zu pyrolysierenden
Ausgangsmaterial Kohlenstoff zugesetzt wird.
[0039] Soweit noch eine Endkonturierung des keramischen Körpers entsprechend der Geometrie
der aufzunehmenden Werkstücke nötig ist, erfolgt diese mittels üblicher Verfahren
wie Bohren, Schleifen, Erodieren u.ä. Es wird jedoch aus wirtschaftlichen Gründen
angestrebt, den keramischen Körper oder die keramischen Teilbereiche des Werkstückträgers
mit einer solchen Oberflächen- und Geoemtriegüte herzustellen, dass er im keramischen
Zustand nicht oder nur wenig bearbeitet werden muss, beispielsweise sich die Nachbearbeitung
auf das Herstellen von Bohrungen beschränkt. Maßnahmen zur Herstellung von keramischen
Körpern mit hoher Oberflächengüte, die keine Nachbearbeitung verlangen, sind dem Fachmann
bekannt. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die Verwendung sehr feinkörniger
Ausgangsmaterialien vorteilhaft.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1:
[0040] Ein plattenförmiger poröser Kohlenstoffkörper mit einer Dichte von 0,5 - 0,8 g/cm
3 wird hergestellt aus übereinander gestapelten und verdichteten carbonisierten Filzmatten.
Dieser Vorkörper wurde mit flüssigem Silicium unter Vakuum in Berührung gebracht.
Dabei wandelten sich die Kohlenstoffbestandteile zum überwiegenden Teil in Siliciumcarbid
um. Die Restporosität wird weitestgehend durch elementares Silicium gefüllt.
[0041] Nach der Silicierung erfolgte die Endformgebung zu einem Werkstückträger für die
Aufnahme von Kurbelwellen während des Härteprozesses. Dazu wurden aus einer Oberfläche
des plattenförmigen Körpers langgestreckte Vertiefungen mit u-förmigem Querschnitt
mittels Elektroerosionsverfahren mit einer Toleranz von weniger als +-0,1 mm herausgearbeitet.
Durch diesen Bearbeitungsvorgang wurde die geforderte Oberflächengüte ohne zusätzliche
Oberflächenbehandlung erreicht.
Beispiel 2:
[0042] Der in Beispiel 1 verwendete carbonisierte Filz wurde gemahlen. Das Mahlgut wurde
mit einem pyrolysierbaren Bindemittel versetzt, zu einem runden scheibenförmigen Rohling
verpresst, ausgehärtet, pyrolysiert, formgebend bearbeitet und siliciert. Bei der
Formgebung wurde eine Oberfläche des Rohlings so ausgearbeitet, dass sie einen erhöhten
umlaufenden Rand aufweist. Der so erhaltene keramische Formkörper dient als Werkstückträger
bei der induktiven Oberflächenhärtung von Laufflächen für Kugellager. Der erhöhte
umlaufende Rand wirkt als Fixierungskante für die zu härtenden Werkstücke.
Beispiel 3:
[0043] Eine Platte aus Buchenholz wurde pyrolysiert, in die Form eines Werkstückträgers
für die Aufnahme von Zahnrädern gebracht und anschließend über die Flüssigphase siliciert.
Wegen der zu erwartenden Schrumpfung von ungefähr 40 % des Ausgangsvolumens beim Silicieren
erfolgte die Formgebung der pyrolysierten Holzplatte mit einem entsprechenden Übermaß.
[0044] Der silicierte Formkörper wurde zur genauen Einstellung der gewünschten Maße nachbearbeitet.
Beispiel 4:
[0045] Gemahlenes, pulverförmiges Holzmehl wurde mit Phenolharz versetzt und unter Einwirkung
von Druck (12 N/mm
2) und Temperatur (bis maximal 130 °C) in einer Gesenk-Form zu einem sogenannten Holzwerkstoff
ausgehärtet. Das verwendete Gesenk bildete die Kontur eines Formteils mit einer langgestreckten
Vertiefung mit U-förmigem Querschnitt auf einer Oberfläche.
[0046] Der so erhaltene Grünkörper wurde pyrolysiert und durch Silicierung zu einem an Siliciumcarbid
reichen keramischen Körper umgewandelt. Dieser dient zur Fixierung von Gewindestangen
bei der induktiven Härtung.
Beispiel 5:
[0047] Aus einem durch Infiltration von Holzmehlen mit einem bei der Pyrolyse Siliciumcarbid
bildenden Polymer erhaltenen Rohmaterial wurden durch Formpressen offenporige Grünkörper
erzeugt, die bei der anschließenden Pyrolyse und Silicierung in hochkeramisierte SiSiC-Körper
(Dichte 2,0 - 3,15 g/cm
3, spezifischer Widerstand 172 µΩ * m) umgewandelt wurden.
[0048] Die Grünkörper hatten die Gestalt von Werkstückträgern mit Fixierungskanten für aufzunehmende
Werkstücke. Die so erhaltenen Keramikkörper dienen als Werkstückträger bei der induktiven
Härtung von Getriebekomponenten.
Beispiel 6:
[0049] Zu mit einem pyroliserbaren Bindemittel infiltriertem Holzmehl wurde als Additiv
Kohlenstoffpulver mit einem Teilchendurchmesser von 5-30 µm beigemischt. Daraus wurde
ein Grünkörper in Form einer Lochplatte hergestellt. Dieser wurde pyrolysiert und
siliciert.
[0050] Durch das Additiv wird der Schrumpf der Vorkörper während der Pyrolyse wesentlich
verringert. Dadurch konnte die gewünschte Geometrie ohne Nachbearbeitung in ausreichender
Formtreue umgesetzt werden.
[0051] Der so erhaltene Keramikkörper wurde als Aufnahmevorrichtung für zu härtende Metallbolzen
verwendet.
Beispiel 7:
[0052] Ein Gemisch aus Zellstoff und Zellulose mit Lignin als Bindemittel wurde zu einem
endkonturnahen Grünkörper in Form einer Platte mit Fixierungskanten für Werkstücke
verpresst. Dieser Körper wies nach der Pyrolyse ein sehr feinporiges Gefüge auf. Nach
der infiltration von flüssigem Silicium entstand ein SiSiC-Werkstoff mit einem massebezogenen
Anteil an elementarem, nicht im Carbid gebundenem Silicium von über 30 %. Der massebezogene
Anteil an elementarem Kohlenstoff lag unter 3%.
[0053] Die so erhaltenen Formteile dienen als Arretierhilfen für Werkstücke in Induktionshärteanlagen.
Beispiel 8: Werkstückträger mit Inlays
[0054] Es wurde ein Werkstückträger-Grundkörper aus einem hochtemperaturbeständigen Kunststoff,
der als Füllstoff Al
2O
3 enthielt, hergestellt. Eine Oberfläche dieses Grundkörpers wurde mit Bohrungen versehen,
in welche zylindrische Formteile (Stifte) aus Al
2O
3 eingepresst wurden. Die nach außen weisenden Oberflächen dieser Keramikstifte dienen
als Auflage für die zu härtenden Werkstücke.
[0055] Die zylinderförmigen keramischen Formteile wurden hergestellt, indem eine schlickerförmige
Zubereitung des Ausgangsmaterials in entsprechende Formen gegossen und gesintert wurde.
Beispiel 9: Werkstückträger mit keramischer Beschichtung der vom Werkstück berührten
Oberflächen.
[0056] Ein Werkstückträger mit einer langgestreckten Vertiefung mit u-förmigem Querschnitt
zur Aufnahme von zu härtenden Gewindestangen wurde aus einem hochtemperaturbeständigen
Kunststoff gefertigt. Die Wandung der Vertiefung, welche beim Härten vom Werkstück
berührt wird, wurde anschließend im Plasmaspritz-Verfahren mit Siliciumcarbid beschichtet.
1. Werkstückträger für die induktive Erwärmung von Werkstücken, dadurch gekennzeichnet, dass er zumindest an den vom Werkstück berührten Oberflächenbereichen keramisches Material
enthält.
2. Werkstückträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die vom Werkstück berührten Oberflächenbereiche mit keramischem Material beschichtet
sind.
3. Werkstückträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er aus einem Grundkörper aus einem hochtemperaturbeständigen Material besteht, in
dessen Oberfläche mindestens ein Inlay aus keramischem Material eingelassen ist, welches
die Trägerfunktion das Werkstücks übernimmt.
4. Werkstückträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der gesamte Werkstückträger aus keramischen Material besteht.
5. Werkstückträger nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Widerstand des keramischen Materials mindestens 50 µΩ * m beträgt.
6. Werkstückträger nach einem der vorigen Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Widerstand des keramischen Materials mindestens 100 µΩ * m beträgt.
7. Werkstückträger nach einem der vorigen Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Widerstand des keramischen Materials mindestens 150 µΩ * m beträgt.
8. Werkstückträger nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das keramische Material ein Material aus der Gruppe der oxidischen oder der nitridischen
Keramiken ist.
9. Werkstückträger nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das keramische Material ein Material aus der Gruppe der carbidischen Keramiken ist.
10. Werkstückträger nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der keramische Werkstoff neben Carbidphasen Phasen aus elementaren Kohlenstoff oder/und
metallische Phasen aus dem das Carbid bildenden Metall bzw. den die Carbide bildenden
Metallen enthält.
11. Werkstückträger nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der massebezogene Anteil des Carbids in diesem Werkstoff mindestens 10 % beträgt
und der sich auf 100 % ergänzende Restgehalt des Materials zu maximal 50 % aus elementarem
Kohlenstoff besteht sowie zu maximal 80 % aus dem oder den carbidbildenden Metallen
in elementarer Form.
12. Werkstückträger nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das keramische Material ein Verbundwerkstoff aus Siliciumcarbid, elementarem Silicium
und elementarem Kohlenstoff ist.
13. Werkstückträger nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der keramische Verbundwerkstoff massebezogene Anteile von mindestens 35 % Siliciumcarbid,
1 bis 60% Silicium und 1 bis 35% Kohlenstoff aufweist.
14. Werkstückträger nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil des in elementarer Form vorliegende und/oder Carbide bildende
Kohlenstoff das Produkt der Pyrolyse von Holz, Holzwerkstoffen, Holzspänen, Holzmehl,
Zellulose, Zellstoff, oder Wolle ist
15. Verfahren zur Herstellung des keramischen Materials für einen Werkstückträger nach
einem der Ansprüche 12 bis 14 umfassend die Schritte:
- Herstellen eines porösen Kohlenstoffgerüsts
- Infiltrieren dieses porösen Gerüsts mit Silicium.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst ein carbonisierter Filz oder Vlies ist.
17. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst durch Pyrolyse eines Vorkörpers aus einem carbonisierbaren
Material hergestellt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst durch Pyrolyse eines Vorkörpers aus Holz, Holzwerkstoffen,
Holzspänen, Holzmehlen, Zellulose, Zellstoff, oder Wolle hergestellt wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst oder der pyrolysierbare Vorkörper mit mindestens einem
carbonisierbaren Binder imprägniert ist, der anschließend carbonisiert wird.
20. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst durch Pyrolyse eines Grünkörpers aus einem Gemisch aus
mindestens einem festen carbonisierbaren Material und mindestens einem carbonisierbaren
Binder hergestellt wird.
21. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst durch Pyrolyse eines Grünkörpers aus einem Gemisch aus
Holzspänen, Holzmehl, Zellstoff oder/und Zellulosefasern und mindestens einem carbonisierbaren
Binder hergestellt wird.
22. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das poröse Kohlenstoffgerüst durch Pyrolyse eines Grünkörpers aus einem Gemisch aus
Kohlenstoff und einem carbonisierbaren Binder hergestellt wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 19 bis 22, dadurch gekennzeichnet, dass der carbonisierte Binder ein Phenolharz, ein Melaminharz, Lignin, Pech, zu SiC pyrolysierbare
Polymere oder ein Gemisch aus mehrerer dieser Substanzen ist.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 22, dadurch gekennzeichnet, dass der Grün- oder Vorkörper durch Spritzgießen, Pressen, Schneiden, Drehen oder Stanzen
endkontumah hergestellt wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 22, dadurch gekennzeichnet, dass dem Gemisch, aus dem der Grünkörper geformt wird, mindestens eines der folgenden
Additive zugesetzt wird: Keramikpulver, Keramikfasern, Kohlenstoffpulver, Kohlenstoffkurzfasem,
Kohlenstoff-Nanotubes, Graphitpulver, Ruß.
26. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Konvertierung zu Siliciumcarbid durch Infiltrierung mit Silicium aus der flüssigen
Phase oder aus der Gasphase oder durch bei der Pyrolyse SiC bildende Polymere oder
einer Kombination aus diesen erfolgt.
27. Verwendung eines Werkstückträgers nach einem der Ansprüche 1 bis 14 für das induktive
Erwärmen von Werkstücken.
28. Verwendung eines Werkstückträgers nach einem der Ansprüche 1 bis 14 für das induktive
Härten von Werkstücken, wobei sich der Werkstückträger während des Härtevorgangs zumindest
teilweise innerhalb des induzierten Feldes befindet.