[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überprüfung von Fangvorrichtungen an Seil-Aufzugsanlagen,
die zum sicheren Anhalten eines Fahrkorbes des Aufzugsanlage bei gestörtem Betrieb
vorgesehen sind, wobei die Beschleunigung des Fahrkorbes während des Fangbremsvorganges
gemessen und aufgenommen wird.
[0002] Aufzugsanlagen mit einen Tragseil sind für einen maximalen Nennlastbetrieb ausgelegt,
bei der die Treibscheibe und Sicherheitseinrichtungen mindestens ihre Funktion erfüllen
müssen.
[0003] Um für den Fall eines Motor-, Getriebe-, Wellen- oder Bremsenausfalls oder Abrisses
des Tragseils eine unkontrollierte Bewegung des Fahrkorbes in Auf- oder Abwärtsrichtung
je nach Beladung zu verhindern, sind Geschwindigkeitsregler mit Fangvorrichtungen
in die Aufzugsanlagen eingebaut, die den unkontrolliert beschleunigten Fahrkorb in
jedem Fall abbremsen sollen.
[0004] Zur Prüfung sind in den Aufzugsrichtlinien dafür Fangversuche mit Überlast vorgeschlagen,
die sehr aufwendig mit Zusatzgewichten durchgeführt werden.
[0005] In der DE 43 11 011 C2 ist ein Prüfverfahren für Fangbremsen beschrieben, bei dem
statt durch Gewichte mit einem zusätzlichen Krafterzeuger bei eingelegter Fangbremse
die nötige Kraft aufgebracht wird, die die Fangbremse gewährleisten muss. Der Krafterzeuger
ist zwischen Fahrkorb bzw. den Tragseilen und einem Festpunkt am Aufzugsschacht angeordnet.
Die Messung mit einem zusätzlichen Krafterzeuger ist aufwändig.
[0006] In der DE 42 17 587 C2 wird zur Überprüfung von Aufzugsanlagen eine Beschleunigungsmessung
am Fahrkorb und gegebenenfalls am Gegengewicht vorgenommen. Die Kenngrößen der Aufzugsanlagen
werden mit Hilfe eines Modells berechnet. Hierzu sind nachteilig sämtliche Parameter,
wie beispielsweise Seilmasse und rotatorische Massen erforderlich. Dazu sind aber
bei erstmaliger Inbetriebnahme die Kalibrierpunkte bei Leer- und bei Vollast mit Gewichten
zu bestimmen. Wiederholungsprüfungen können dann ohne Gewichte durchgeführt werden.
Mit dem vollständigen Rechenmodell kann der Fang bei leerem Fahrkorb bestimmt und
der kritische Fall mit vollem Fahrkorb berechnet werden.
[0007] In der WO 92/08665 und EP 390 972 B1 ist ein Prüfverfahren beschrieben, bei dem angenommen
wird, dass während der maximalen Verzögerung des leeren Fahrkorbes, d. h. bei Einfallen
und voller Wirksamkeit der Fangbremse, das Seil spannungslos wird, das Gegengewicht
also springt. Die Fangkraft wird dann aus der maximalen Beschleunigung bestimmt und
auf Vollast hochgerechnet. Tatsächlich wird das Springen des Gegengewichtes aber nicht
immer erreicht, was zu Falschmessung und Fehlinterpretationen führt. Das Prüfverfahren
wird auch in Dr. Lutfi Al Sharif: "Die Überprüfung von Aufzugsfangvorrichtungen ohne
Prüfgewichte / Kritik und Überblick", in Lift-Report, 28. Jahrgang (2002), Heft 5,
Seiten 16 bis 23 diskutiert.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein verbessertes Verfahren zur Überprüfung von
Fangvorrichtungen zu schaffen, das einfach durchgeführt werden kann und möglichst
wenig Messparameter und Aufzugsparameter erfordert und keine Fehlinterpretation zulässt.
[0009] Die Aufgabe wird mit dem gattungsgemäßen Verfahren erfindungsgemäß durch
Betätigen der Fangvorrichtung während einer Messfahrt bei einer definierten Masse
m
P des Fahrkorbes und Messen und Aufnehmen der dynamischen Seilkraft T
dyn, die an dem mindestens einen den Fahrkorb haltenden Seil wirkt,
Ermitteln der dynamischen Fangkraft F
dyn der Fangvorrichtung nach der Formel

Überprüfen, ob der maximale Betrag F
max der dynamischen Fangkraft F
dyn größer als die bei Abriss des mindestens einen Seiles abwärts gerichtete Kraft des
mit maximaler Nutzlast m
Q beladenen Fahrkorbes bei der Schwerebeschleunigung g ist:

[0010] Das Verfahren beruht auf der Erkenntnis, dass im Wesentlichen nur noch die Masse
des Fahrkorbes, die Beschleunigung des Fahrkorbes sowie die Fangkraft der Fangbremse
im freien Fall zu berücksichtigen sind. Die Seilmasse sowie die rotatorische Masse
der Treibscheibe und die Masse des Gegengewichts greifen nicht mehr ein, da nur das
Teilsystem des Fahrkorbes existiert.
[0011] Die von den Fangbremsen der Fangvorrichtung aufgebrachte Fangkraft wird dann vorzugsweise
bei unbeladenem Fahrkorb durch Messen der Beschleunigung a
Z des Fahrkorbes und der auf den Fahrkorb wirkenden dynamischen Seilkraft T
dyn und der bekannten Masse m
P des Fahrkorbes bestimmt.
[0012] Die Fangkraft muss größer als die abwärts gerichtete Kraft eines sich im freien Fall
befindlichen mit maximaler Nutzlast oder Überlast beladenen Fahrkorbes sein, um diesen
anzuhalten. Dabei sind empfohlene Grenzwerte für Bremsbeschleunigungen einzuhalten.
[0013] Die dynamische Seilkraft sowie die Beschleunigung wird zeitgleich (synchron) während
des Bremsvorganges aufgenommen, so dass daraus die zeitgleiche Bremskraft berechnet
werden kann.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert.
Es zeigt:
- Figur 1 -
- Skizze einer Aufzugsanlage mit Fahrkorb, Gegengewicht und Treibscheibe sowie den an
den Fahrkorb im Wesentlichen wirkenden Kräften.
[0015] Die Figur 1 lässt die Skizze einer Aufzugsanlage 1 erkennen, die im Wesentlichen
einen Fahrkorb 2 hat, der an mindestens einem Seil 3 aufgehängt ist. Das Seil 3 wird
über eine Treibscheibe 4 geführt und angetrieben. An dem von dem Fahrkorb 2 entfernten
Ende des Seils 3 befindet sich ein Gegengewicht 5, das mindestens die Masse des leeren
Fahrkorbes 2 ausgleicht und in der Regel auf die halbe zulässige Nennlast des Fahrkorbes
2 ausgelegt ist.
[0016] An dem Fahrkorb 2 oder alternativ in dem Aufzugsschacht ist mindestens eine Fangvorrichtung
6 mit Fangbremsen eingebaut, die einen insbesondere im freien Fall beispielsweise
bei Abriss des Tragseils, befindlichen Fahrkorb 2 an den Führungsschienen im Aufzugschacht
abbremsen kann.
[0017] Die Fangvorrichtung 6 muss mindestens die Kraft aufbringen, die ein im freien Fall
befindlicher mit maximaler Nutzlast beladener Fahrkorb 2 nach unten gerichtet ausübt.
Diese Kraft P berechnet sich aus der Masse m
P des unbeladenen Fahrkorbes 2 und der maximal zulässigen Nennlast m
Q sowie der Schwerebeschleunigung g = 9,81 m/sec
2 nach der Formel:

[0018] Zur Überprüfung der Fangvorrichtung wird eine Messfahrt vorzugsweise bei unbeladenem
Fahrkorb 2 durchgeführt, wobei die Beschleunigung a
z des Fahrkorbes 2 über die Zeit sowie die an dem mindestens einen Seil 3 wirkende
dynamische Seil(zug)kraft T
dyn gemessen wird.
[0019] Aus den in der Figur 1 skizzierten Kraftrichtungen wird deutlich, dass die abwärts
gerichtete Kraft P
dyn = m
P * a
Z des Fahrkorbes 2 im Wesentlichen nur durch die dynamische Seilkraft T
dyn und die Fangkraft F der Fangvorrichtung 6 gebremst wird. Die Fangkraft F kann damit
bei der Messfahrt nach der Formel

bestimmt werden. Die Fangkraft F ist ausreichend, wenn sie größer als die abwärts
gerichtete Kraft P des mit maximaler Nutzlast m
Q oder sogar Überlast (125% * m
Q) beladenen Fahrkorbes 2 bei Schwerebeschleunigung g ist. Nur dann ist die Funktionsfähigkeit
der Fangvorrichtung 6 gewährleistet.
[0020] Als dynamische Seilkraft T
dyn und Beschleunigung a
z werden zur Berechnung der Fangkraft F vorzugsweise die Spitzenwerte, d.h. die Maximal-
bzw. Minimalwerte des Messverlaufs genutzt. Es kann aber auch der maximale Betrag
F
max des aufgenommenen Verlaufs der dynamischen Fangkraft F
dyn ausgewertet werden.
1. Verfahren zur Überprüfung von Fangvorrichtungen (6) an Seil-Aufzugsanlagen (1), die
zum Auffangen eines Fahrkorbes (2) der Aufzugsanlage (1) vorgesehen sind, wobei die
Beschleunigung (a
z) des Fahrkorbes (2) während des Fangbremsvorganges gemessen und aufgezeichnet wird,
gekennzeichnet durch
- Betätigen der Fangvorrichtung (6) während einer Messfahrt bei einer definierten
Masse (mP) des Fahrkorbes (2) und Messen und Aufnehmen der dynamischen Seilkraft (Tdyn), die an dem mindestens einen den Fahrkorb (2) haltenden Seil (3) wirkt,
- Ermitteln der dynamischen Fangkraft (Fdyn) der Fangvorrichtung (6) nach der Formel

- Überprüfen, ob der maximale Betrag (Fmax) der dynamischen Fangkraft (Fdyn) größer als die bei Abriss des mindestens einen Seiles (3) abwärts gerichtete Kraft
(P) des mit maximaler Nutzlast (mQ) beladenen Fahrkorbes (2) bei der Schwerebeschleunigung (g) ist:

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Messfahrt bei einem unbeladenen Fahrkorb (2) erfolgt.
1. Method of checking intercepting arrangements (6) on cable-operated lift installations
(1) provided for intercepting a lift car (2) of the lift installation (1), the acceleration
(a
z) of the lift car (2) during the intercepting braking operation being measured and
recorded,
characterized by
- actuating the intercepting arrangement (6) during a measuring run with a defined
mass (mp) of the lift car (2) and measuring and recording the dynamic cable force (Tdyn) acting on the at least one cable (3) retaining the lift car (2),
- determining the dynamic intercepting force (Fdyn) of the intercepting arrangement (6) in accordance with the formula

- checking whether the maximum level (Fmax) of the dynamic intercepting force (Fdyn) is greater than the force (P) which is directed downwards when the at least one
cable (3) severs and to which the lift car (2) loaded with the maximum payload (mQ) is subjected under gravitational acceleration (g):

2. Method according to Claim 1, characterized in that the measuring run takes place while the lift car (2) is not carrying any load.
1. - Procédé pour vérifier des parachutes (6) sur des installations d'ascenseur (1) à
câble, prévus pour bloquer une cabine (2) de l'installation d'ascenseur (1), dans
lequel on mesure et on enregistre l'accélération (a
z) de la cabine (2) pendant le freinage de blocage,
caractérisé par :
-- actionner le parachute (6) pendant un trajet de mesure avec une masse définie (mp) de la cabine (2), et mesurer et enregistrer la force dynamique du câble (Tdyn) qui agit sur l'au moins un câble (3) portant la cabine (2),
-- déterminer la force de blocage dynamique (Fdyn) du parachute (6) d'après la formule :

-- vérifier si la valeur maximale (Fmax) de la force de blocage dynamique (Fdyn) est plus grande que la force dirigée vers le bas (P) de la cabine (2) chargée avec
la charge utile maximale (mQ) en présence de l'accélération de la pesanteur (g) en cas de rupture de l'au moins
un câble (3) :

2. - Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le trajet de mesure est réalisé avec la cabine (2) non chargée.