(19)
(11) EP 1 592 634 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
06.06.2007  Patentblatt  2007/23

(21) Anmeldenummer: 04710776.8

(22) Anmeldetag:  13.02.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B66B 5/00(2006.01)
(86) Internationale Anmeldenummer:
PCT/DE2004/000261
(87) Internationale Veröffentlichungsnummer:
WO 2004/071924 (26.08.2004 Gazette  2004/35)

(54)

VERFAHREN ZUR BERPR FUNG VON FANGVORRICHTUNGEN

METHOD FOR INSPECTING SAFETY CATCHES

PROCEDE POUR VERIFIER DES PARACHUTES


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT RO SE SI SK TR

(30) Priorität: 15.02.2003 DE 10306375

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
09.11.2005  Patentblatt  2005/45

(73) Patentinhaber: Henning Testing Systems GmbH
58332 Schwelm (DE)

(72) Erfinder:
  • PINI, Peter
    38122 Braunschweig (DE)

(74) Vertreter: Gerstein, Hans Joachim et al
Gramm, Lins & Partner Theodor-Heuss-Strasse 1
38122 Braunschweig
38122 Braunschweig (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
  • DR. LUFTI AL-SHARIF: "Die Überprüfung von Aufzugs-Fangvorrichtungen ohne Prüfgewichte-Kritik und Überblick" LIFTREPORT, Bd. 28, Nr. 5, September 2002 (2002-09), - Oktober 2002 (2002-10) Seiten 16-23, XP002285559 DORTMUND GERMANY in der Anmeldung erwähnt
   
Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überprüfung von Fangvorrichtungen an Seil-Aufzugsanlagen, die zum sicheren Anhalten eines Fahrkorbes des Aufzugsanlage bei gestörtem Betrieb vorgesehen sind, wobei die Beschleunigung des Fahrkorbes während des Fangbremsvorganges gemessen und aufgenommen wird.

[0002] Aufzugsanlagen mit einen Tragseil sind für einen maximalen Nennlastbetrieb ausgelegt, bei der die Treibscheibe und Sicherheitseinrichtungen mindestens ihre Funktion erfüllen müssen.

[0003] Um für den Fall eines Motor-, Getriebe-, Wellen- oder Bremsenausfalls oder Abrisses des Tragseils eine unkontrollierte Bewegung des Fahrkorbes in Auf- oder Abwärtsrichtung je nach Beladung zu verhindern, sind Geschwindigkeitsregler mit Fangvorrichtungen in die Aufzugsanlagen eingebaut, die den unkontrolliert beschleunigten Fahrkorb in jedem Fall abbremsen sollen.

[0004] Zur Prüfung sind in den Aufzugsrichtlinien dafür Fangversuche mit Überlast vorgeschlagen, die sehr aufwendig mit Zusatzgewichten durchgeführt werden.

[0005] In der DE 43 11 011 C2 ist ein Prüfverfahren für Fangbremsen beschrieben, bei dem statt durch Gewichte mit einem zusätzlichen Krafterzeuger bei eingelegter Fangbremse die nötige Kraft aufgebracht wird, die die Fangbremse gewährleisten muss. Der Krafterzeuger ist zwischen Fahrkorb bzw. den Tragseilen und einem Festpunkt am Aufzugsschacht angeordnet. Die Messung mit einem zusätzlichen Krafterzeuger ist aufwändig.

[0006] In der DE 42 17 587 C2 wird zur Überprüfung von Aufzugsanlagen eine Beschleunigungsmessung am Fahrkorb und gegebenenfalls am Gegengewicht vorgenommen. Die Kenngrößen der Aufzugsanlagen werden mit Hilfe eines Modells berechnet. Hierzu sind nachteilig sämtliche Parameter, wie beispielsweise Seilmasse und rotatorische Massen erforderlich. Dazu sind aber bei erstmaliger Inbetriebnahme die Kalibrierpunkte bei Leer- und bei Vollast mit Gewichten zu bestimmen. Wiederholungsprüfungen können dann ohne Gewichte durchgeführt werden. Mit dem vollständigen Rechenmodell kann der Fang bei leerem Fahrkorb bestimmt und der kritische Fall mit vollem Fahrkorb berechnet werden.

[0007] In der WO 92/08665 und EP 390 972 B1 ist ein Prüfverfahren beschrieben, bei dem angenommen wird, dass während der maximalen Verzögerung des leeren Fahrkorbes, d. h. bei Einfallen und voller Wirksamkeit der Fangbremse, das Seil spannungslos wird, das Gegengewicht also springt. Die Fangkraft wird dann aus der maximalen Beschleunigung bestimmt und auf Vollast hochgerechnet. Tatsächlich wird das Springen des Gegengewichtes aber nicht immer erreicht, was zu Falschmessung und Fehlinterpretationen führt. Das Prüfverfahren wird auch in Dr. Lutfi Al Sharif: "Die Überprüfung von Aufzugsfangvorrichtungen ohne Prüfgewichte / Kritik und Überblick", in Lift-Report, 28. Jahrgang (2002), Heft 5, Seiten 16 bis 23 diskutiert.

[0008] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein verbessertes Verfahren zur Überprüfung von Fangvorrichtungen zu schaffen, das einfach durchgeführt werden kann und möglichst wenig Messparameter und Aufzugsparameter erfordert und keine Fehlinterpretation zulässt.

[0009] Die Aufgabe wird mit dem gattungsgemäßen Verfahren erfindungsgemäß durch
Betätigen der Fangvorrichtung während einer Messfahrt bei einer definierten Masse mP des Fahrkorbes und Messen und Aufnehmen der dynamischen Seilkraft Tdyn, die an dem mindestens einen den Fahrkorb haltenden Seil wirkt,
Ermitteln der dynamischen Fangkraft Fdyn der Fangvorrichtung nach der Formel


Überprüfen, ob der maximale Betrag Fmax der dynamischen Fangkraft Fdyn größer als die bei Abriss des mindestens einen Seiles abwärts gerichtete Kraft des mit maximaler Nutzlast mQ beladenen Fahrkorbes bei der Schwerebeschleunigung g ist:



[0010] Das Verfahren beruht auf der Erkenntnis, dass im Wesentlichen nur noch die Masse des Fahrkorbes, die Beschleunigung des Fahrkorbes sowie die Fangkraft der Fangbremse im freien Fall zu berücksichtigen sind. Die Seilmasse sowie die rotatorische Masse der Treibscheibe und die Masse des Gegengewichts greifen nicht mehr ein, da nur das Teilsystem des Fahrkorbes existiert.

[0011] Die von den Fangbremsen der Fangvorrichtung aufgebrachte Fangkraft wird dann vorzugsweise bei unbeladenem Fahrkorb durch Messen der Beschleunigung aZ des Fahrkorbes und der auf den Fahrkorb wirkenden dynamischen Seilkraft Tdyn und der bekannten Masse mP des Fahrkorbes bestimmt.

[0012] Die Fangkraft muss größer als die abwärts gerichtete Kraft eines sich im freien Fall befindlichen mit maximaler Nutzlast oder Überlast beladenen Fahrkorbes sein, um diesen anzuhalten. Dabei sind empfohlene Grenzwerte für Bremsbeschleunigungen einzuhalten.

[0013] Die dynamische Seilkraft sowie die Beschleunigung wird zeitgleich (synchron) während des Bremsvorganges aufgenommen, so dass daraus die zeitgleiche Bremskraft berechnet werden kann.

[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
Figur 1 -
Skizze einer Aufzugsanlage mit Fahrkorb, Gegengewicht und Treibscheibe sowie den an den Fahrkorb im Wesentlichen wirkenden Kräften.


[0015] Die Figur 1 lässt die Skizze einer Aufzugsanlage 1 erkennen, die im Wesentlichen einen Fahrkorb 2 hat, der an mindestens einem Seil 3 aufgehängt ist. Das Seil 3 wird über eine Treibscheibe 4 geführt und angetrieben. An dem von dem Fahrkorb 2 entfernten Ende des Seils 3 befindet sich ein Gegengewicht 5, das mindestens die Masse des leeren Fahrkorbes 2 ausgleicht und in der Regel auf die halbe zulässige Nennlast des Fahrkorbes 2 ausgelegt ist.

[0016] An dem Fahrkorb 2 oder alternativ in dem Aufzugsschacht ist mindestens eine Fangvorrichtung 6 mit Fangbremsen eingebaut, die einen insbesondere im freien Fall beispielsweise bei Abriss des Tragseils, befindlichen Fahrkorb 2 an den Führungsschienen im Aufzugschacht abbremsen kann.

[0017] Die Fangvorrichtung 6 muss mindestens die Kraft aufbringen, die ein im freien Fall befindlicher mit maximaler Nutzlast beladener Fahrkorb 2 nach unten gerichtet ausübt. Diese Kraft P berechnet sich aus der Masse mP des unbeladenen Fahrkorbes 2 und der maximal zulässigen Nennlast mQ sowie der Schwerebeschleunigung g = 9,81 m/sec2 nach der Formel:



[0018] Zur Überprüfung der Fangvorrichtung wird eine Messfahrt vorzugsweise bei unbeladenem Fahrkorb 2 durchgeführt, wobei die Beschleunigung az des Fahrkorbes 2 über die Zeit sowie die an dem mindestens einen Seil 3 wirkende dynamische Seil(zug)kraft Tdyn gemessen wird.

[0019] Aus den in der Figur 1 skizzierten Kraftrichtungen wird deutlich, dass die abwärts gerichtete Kraft Pdyn = mP * aZ des Fahrkorbes 2 im Wesentlichen nur durch die dynamische Seilkraft Tdyn und die Fangkraft F der Fangvorrichtung 6 gebremst wird. Die Fangkraft F kann damit bei der Messfahrt nach der Formel


bestimmt werden. Die Fangkraft F ist ausreichend, wenn sie größer als die abwärts gerichtete Kraft P des mit maximaler Nutzlast mQ oder sogar Überlast (125% * mQ) beladenen Fahrkorbes 2 bei Schwerebeschleunigung g ist. Nur dann ist die Funktionsfähigkeit der Fangvorrichtung 6 gewährleistet.

[0020] Als dynamische Seilkraft Tdyn und Beschleunigung az werden zur Berechnung der Fangkraft F vorzugsweise die Spitzenwerte, d.h. die Maximal- bzw. Minimalwerte des Messverlaufs genutzt. Es kann aber auch der maximale Betrag Fmax des aufgenommenen Verlaufs der dynamischen Fangkraft Fdyn ausgewertet werden.


Ansprüche

1. Verfahren zur Überprüfung von Fangvorrichtungen (6) an Seil-Aufzugsanlagen (1), die zum Auffangen eines Fahrkorbes (2) der Aufzugsanlage (1) vorgesehen sind, wobei die Beschleunigung (az) des Fahrkorbes (2) während des Fangbremsvorganges gemessen und aufgezeichnet wird, gekennzeichnet durch

- Betätigen der Fangvorrichtung (6) während einer Messfahrt bei einer definierten Masse (mP) des Fahrkorbes (2) und Messen und Aufnehmen der dynamischen Seilkraft (Tdyn), die an dem mindestens einen den Fahrkorb (2) haltenden Seil (3) wirkt,

- Ermitteln der dynamischen Fangkraft (Fdyn) der Fangvorrichtung (6) nach der Formel

- Überprüfen, ob der maximale Betrag (Fmax) der dynamischen Fangkraft (Fdyn) größer als die bei Abriss des mindestens einen Seiles (3) abwärts gerichtete Kraft (P) des mit maximaler Nutzlast (mQ) beladenen Fahrkorbes (2) bei der Schwerebeschleunigung (g) ist:


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Messfahrt bei einem unbeladenen Fahrkorb (2) erfolgt.
 


Claims

1. Method of checking intercepting arrangements (6) on cable-operated lift installations (1) provided for intercepting a lift car (2) of the lift installation (1), the acceleration (az) of the lift car (2) during the intercepting braking operation being measured and recorded, characterized by

- actuating the intercepting arrangement (6) during a measuring run with a defined mass (mp) of the lift car (2) and measuring and recording the dynamic cable force (Tdyn) acting on the at least one cable (3) retaining the lift car (2),

- determining the dynamic intercepting force (Fdyn) of the intercepting arrangement (6) in accordance with the formula

- checking whether the maximum level (Fmax) of the dynamic intercepting force (Fdyn) is greater than the force (P) which is directed downwards when the at least one cable (3) severs and to which the lift car (2) loaded with the maximum payload (mQ) is subjected under gravitational acceleration (g):


 
2. Method according to Claim 1, characterized in that the measuring run takes place while the lift car (2) is not carrying any load.
 


Revendications

1. - Procédé pour vérifier des parachutes (6) sur des installations d'ascenseur (1) à câble, prévus pour bloquer une cabine (2) de l'installation d'ascenseur (1), dans lequel on mesure et on enregistre l'accélération (az) de la cabine (2) pendant le freinage de blocage, caractérisé par :

-- actionner le parachute (6) pendant un trajet de mesure avec une masse définie (mp) de la cabine (2), et mesurer et enregistrer la force dynamique du câble (Tdyn) qui agit sur l'au moins un câble (3) portant la cabine (2),

-- déterminer la force de blocage dynamique (Fdyn) du parachute (6) d'après la formule :

-- vérifier si la valeur maximale (Fmax) de la force de blocage dynamique (Fdyn) est plus grande que la force dirigée vers le bas (P) de la cabine (2) chargée avec la charge utile maximale (mQ) en présence de l'accélération de la pesanteur (g) en cas de rupture de l'au moins un câble (3) :


 
2. - Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le trajet de mesure est réalisé avec la cabine (2) non chargée.
 




Zeichnung