[0001] Die Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug mit einem Abgas erzeugenden Verbrennungsmotor
und einer Harnstoffzuführvorrichtung, mittels derer dem Abgas Harnstoff zuführbar
ist, mit einem Fahrtschreiber und einem ersten Sensor, mittels dessen ein zur Geschwindigkeit
korrelierter Messwert messbar ist, der dem Fahrtschreiber zur Aufzeichnung einer Geschwindigkeitskenngröße
übermittelt wird.
[0002] Schon seit längerem dient Harnstoff in der industriellen Anwendung der Bekämpfung
von Stickoxyden in Abgasen. Beispielsweise wird bei einem Betrieb von Kraftwerken
synthetisch aus Ammoniak und Kohlendioxyd hergestellter Harnstoff dem Abgas zugesetzt,
um einschlägige Abgasnormen zu erfüllen. Seit einiger Zeit werden erste Versuche durchgeführt,
dieses Verfahren der Abgasbereinigung auch bei eingangs genannten Nutzfahrzeugen mit
Verbrennungsmotor einzusetzen. Ein Nutzen der Abgas-Nachbehandlung für die Umwelt
setzt voraus, dass die Harnstoffzufuhr während des Betriebes tatsächlich stattfindet
und nicht, beispielsweise um Kosten zu sparen, Nutzfahrzeuge mit leerem Harnstofftank
geführt werden. Da Harnstoff zurzeit etwa 60 Cent pro Liter kostet, ist mit umfassenden
Manipulationsversuchen während des bevorstehenden Serienbetriebes zu rechnen.
[0003] Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE 102 15 122 A1 ist bereits die Anordnung
eines Fahrtschreibers in einem Nutzfahrzeug zur Aufzeichnung eines zur Geschwindigkeit
korrelierten Messwertes bekannt.
[0004] Angesichts des Problems, eine korrekte Harnstoffzufuhr zu dem von einem Nutzfahrzeug
erzeugten Abgas zu gewährleisten, liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, auf möglichst
kostengünstige und manipulationssichere Art und Weise eine Überwachung der Harnstoffzufuhr
bereitzustellen.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass der Fahrtschreiber mit einem
zweiten Sensor in Verbindung steht, mittels dessen ein zur Harnstoffzufuhr korrelierter
Messwert messbar ist, der dem Fahrtschreiber zur Aufzeichnung einer Harnstoffzufuhrkenngröße
übermittelt wird.
[0006] Mit der erfindungsgemäßen Anordnung ergibt sich eine Fülle von Vorteilen. Hierbei
ist insbesondere die Sicherheit gegen Manipulation von Daten, welche bei einem Fahrtschreiber
regelmäßig zur Standardausstattung gehört, zu erwähnen, wobei der hohe Sicherheitsstandard
gegen Manipulation von Daten in synergetischer Weise auf die Kontrolle der Harnstoffzufuhr
angewendet werden kann. Der zusätzliche Nutzen des Fahrtschreibers wertet diese Baugruppe
gleichzeitig auf. Mit der erfindungsgemäßen Integration der Kontrolle der Harnstoffzufuhr
in das bestehende Fahrtschreiberkonzept bzw. das bereits vorhandene Kontrollgerät
entfällt die Notwendigkeit, ein weiteres Kontrollgerät in dem Nutzfahrzeug anzuordnen,
was unter anderem zur Einsparung wertvollen Bauraums führt. Ein ganz wesentlicher
Vorteil besteht darin, dass der Fahrtschreiber hervorragend in der Lage ist, die Fortbewegung
des Nutzfahrzeugs mit dem Verbrauch an Harnstoff zu korrelieren, was den eigentlichen
Anforderungen an die Harnstoffzufuhr günstig entgegenkommt. Bereits vorgesehene Instrumente
zur Ausgabe von Informationen, beispielsweise Anzeigen oder Druckvorrichtungen, an
dem Fahrtschreiber finden vorteilhaft Einsatz für die Ausgabe für Informationen betreffend
die Harnstoffzufuhr.
[0007] Zweckmäßig ist der erste Sensor zur Erfassung eines mit der Geschwindigkeit korrelierten
Messwertes manipulationssicher in dem Getriebe angebracht an einer Stelle, wo ein
eindeutiger Bezug zur abgerollten Länge der Räder besteht. Die Übermittlung des gemessenen
Wertes erfolgt hierbei vorzugsweise digital und verschlüsselt.
[0008] Bevorzugt findet die Harnstoffzuführvorrichtung in Kombination mit einem Dieselmotor
Anwendung, wobei zweckmäßig der Harnstoff dem Abgas nach dem Austritt aus dem Verbrennungsmotor
und vor dem Eintritt in einen Katalysator zuführbar ist. Die dem Abgas als Reduktionsmittel
zugeführte Harnstofflösung wird mittels einer Dosiereinheit dosiert aus einem Harnstofftank
abhängig von einer Betriebskenngröße des Motors zugesetzt.
[0009] Der zweite Sensor kann mit Vorteil derart ausgebildet und angeordnet sein, dass mittels
des zweiten Sensors der Füllstand oder die Füllstandsänderung in einem Harnstofftank
der Harnstoffzuführvorrichtung messbar ist. Da Harnstoff bereits bei einer Temperatur
von -12° C gefriert, sieht eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung
vor, dass gegebenenfalls mittels eines dritten Sensors oder in funktioneller Vereinigung
in dem zweiten Sensor neben einer den Harnstoffverbrauch charakterisierenden Messgröße
gleichzeitig die Temperatur des Harnstoffs überwacht wird, so dass geeignete Maßnahmen
bei niedrigen Temperaturen ergriffen werden können, die ein Gefrieren verhindern.
Beispielsweise ist es denkbar, dass in dem Harnstofftank ein Füllstandssensor vorgesehen
ist, mittels dessen gleichzeitig die Temperatur gemessen wird. Dieser Sensor kann
vorteilhaft als Widerstands- bzw. Leitfähigkeitssensor ausgebildet sein, wobei mittels
der Temperaturmessfunktion gleichzeitig eine Kompensation des Temperatureinflusses
auf die Leitfähigkeit bzw. den Widerstand angewendet werden kann. Zusätzlich oder
anstatt der Messung des Füllstandes bzw. der Füllstandsänderung kann der zweite Sensor
auch einen Harnstoffvolumenstrom repräsentativ für den Harnstoffverbrauch messen.
Eine andere Möglichkeit der Überwachung der Harnstoffzufuhr mittels des zweiten Sensors
besteht darin, den zweiten Sensor derart auszubilden und anzuordnen, dass eine Harnstoffkonzentration
in dem Abgas nach Zusatz des Harnstoffs messbar ist. Zweckmäßig findet hier ein dielektrisches
Messprinzip Anwendung, wobei die Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstante der Harnstofflösung
von der Konzentration des Harnstoffs benutzt wird.
[0010] Auch hinsichtlich der Anbindung des zweiten Sensors an Baugruppen zur Steuerung und
Überwachung der Harnstoffzufuhr ist es zweckmäßig, wenn der zweite Sensor der Dosiereinheit
zugeordnet ist. Die Zuordnung kann lediglich im Sinne einer nahe beieinander liegenden,
örtlichen Anordnung vorgesehen sein und ist besonders zweckmäßig, wenn die Dosiereinheit
und der zweite Sensor ein einziges Bauteil bilden. Der bauliche Aufwand der Überwachung
der Harnstoffzufuhr an einem Kraftfahrzeug verringert sich zusätzlich, wenn eine Verbindung
zwischen dem zweiten Sensor und dem Fahrtschreiber Bestandteil eines Car-Area-Networks
ist. Regelmäßig ist ein derartiges Netzwerk schon Bestandteil des Kraftfahrzeuges.
Zweckmäßig kann der Füllstand des Harnstofftanks Auf einer Anzeige des Fahrtschreibers
anzeigbar sein, damit der Fahrzeugführer nicht Gefahr läuft, das Fahrzeug mit leerem
Harnstofftank zu betreiben. Besonders zweckmäßig sind eine Verbindung des Fahrtschreibers
mit einem Kombiinstrument und eine Anzeige des Füllstands des Harnstofftanks in dem
Kombiinstrument. Hierbei kann der Fahrtschreiber oder das Kombiinstrument bei Erreichen
eines bestimmten Füllstandsgrenzwertes des Harnstofftanks eine Empfehlung zum Betanken
des Harnstofftanks ausgeben.
[0011] Zum Zwecke der Kontrolle des zurückliegenden Betriebes des Kraftfahrzeuges ist es
sinnvoll, wenn der Fahrtschreiber eine Auswertfunktion aufweist, die eine Anzeige
ermöglicht, wann das Fahrzeug ohne hinreichende Harnstoffzufuhr betrieben worden ist.
Besonders vorteilhaft ist eine derartige Auswertung auf einem Drucker und/oder einem
Display des Fahrtenschreibers ausgebbar.
[0012] Im Folgenden ist die Erfindung anhand eines speziellen Ausführungsbeispiels zur Verdeutlichung
näher beschrieben. Neben diesem Ausführungsbeispiel ergeben sich für den Fachmann
aus der hier beschriebenen Erfindung zahlreiche andere Möglichkeiten der Gestaltung.
Insbesondere sind der Erfindung auch Merkmalskombinationen zuzurechnen, welche sich
aus Kombinationen der Ansprüche ergeben, auch wenn kein ausdrücklicher dementsprechender
Rückbezug angeführt ist. Es zeigt:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung des Aufbaus einer erfindungsgemäßen Anordnung mit einem
Fahrtschreiber und einer Harnstoffzufuhr eines Kraftfahrzeugs.
[0013] In Fig. 1 sind erfindungswesentliche Bestandteile eines Kraftfahrzeugs 1 schematisch
dargestellt. Wesentlich sind insbesondere eine Harnstoffzuführvorrichtung 2 und ein
Fahrtschreiber 3, der mit einem ersten Sensor 4, der als einen zu der Geschwindigkeit
des Kraftfahrzeugs 1 korrelierten Messwert eine Drehzahl n in einem Getriebe 5 misst.
[0014] Die Harnstoffzuführvorrichtung 2 umfasst einen Harnstofftank 6, der mit Harnstoff
7 teilweise gefüllt ist. Ein zweiter Sensor 8 ist als Füllstoffsensor ausgebildet
und gibt gemessene Füllstände im Harnstofftank 6 mittels eines Car-Area-Networks 9
an den Fahrtschreiber 3 weiter. Der Harnstoff 7 aus dem Harnstofftank 6 wird einem
von einem Verbrennungsmotor 10 erzeugten Abgas 11 mittels einer Dosiereinheit 12 zugesetzt.
Die Dosiereinheit 12 steht zum Zweck der Steuerung mit dem Car-Area-Network 9 in Verbindung.
Nach dem Zusatz des Harnstoffs 7 tritt das Abgas 11 in einen Katalysator 13 ein. Der
zweite Sensor 8 ermittelt mit dem Füllstand einen zur Harnstoffzufuhr korrelierten
Messwert z, der mittels des Car-Area-Networks 9 den Fahrtschreiber 3 erreicht.
[0015] Die schematische Darstellung zeigt drei Module des Fahrtschreibers 3, ein Eingangsmodul
20, ein Verarbeitungsmodul 21 und ein Ausgabemodul 22. Mittels des Car-Area-Networks
9 wird dem Eingangsmodul 20 die Füllstandshöhe z im Harnstofftank 6 übermittelt. Mittels
einer eigenständigen Verbindung 23 empfängt das Eingangsmodul 20 den zur Geschwindigkeit
korrelierten Messwert, nämlich die Drehzahl n. Die Füllstandshöhe z und die Drehzahl
n werden mittels des Verarbeitungsmoduls 21 in eine ausgebbare Information I verarbeitet.
Die ausgebbare Information I umfasst eine Aussage darüber, ob und wann das Fahrzeug
ohne hinreichende Harnstoffzufuhr betrieben worden ist. Mittels des Ausgabemoduls
22 ist die Information I mittels eines Druckers als Ausdruck 30, mittels eines Kombiinstruments
31 und mittels einer Anzeige 32 an dem Fahrtschreiber 3 ausgebbar.
1. Kraftfahrzeug (1) mit einem Abgas erzeugenden Verbrennungsmotor (10) und einer Harnstoffzuführvorrichtung
(2), mittels derer dem Abgas (11) Harnstoff (7) zuführbar ist, mit einem Fahrtschreiber
(3) und einem ersten Sensor (4), mittels dessen ein zur Geschwindigkeit korrelierter
Messwert messbar ist, der dem Fahrtschreiber (3) zur Aufzeichnung einer Geschwindigkeitskenngröße
übermittelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Fahrtschreiber (3) mit einem zweiten Sensor (8) in Verbindung steht, mittels
dessen ein zur Harnstoffzufuhr korrelierter Messwert messbar ist, der dem Fahrtschreiber
(3) zur Aufzeichnung einer Harnstoffzufuhrkenngröße übermittelt wird.
2. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Harnstoffzuführvorrichtung (2) derart ausgebildet ist, dass der Harnstoff (7)
dem Abgas (11) nach dem Austritt aus dem Verbrennungsmotor (10) und vor dem Eintritt
in einen Katalysator (13) zuführbar ist.
3. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Harnstoffzuführvorrichtung (2) eine Dosiereinheit (12) umfasst, mittels derer
Harnstoff (7) dem Abgas (11) hinzu dosierbar ist.
4. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Sensor (8) derart ausgebildet und angeordnet ist, dass mittels des zweiten
Sensors (8) der Füllstand (z) oder die Füllstandsänderung in einem Harnstofftank (6)
der Harnstoffzuführvorrichtung (2) messbar ist.
5. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Sensor (8) derart ausgebildet und angeordnet ist, dass mittels des zweiten
Sensors (8) ein Harnstoffvolumenstrom messbar ist.
6. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Sensor (8) derart ausgebildet und angeordnet ist, dass mittels des zweiten
Sensors (8) eine Harnstoffkonzentration in dem Abgas (11) nach Zusatz des Harnstoffs
(7) messbar ist.
7. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Sensor (8) der Dosiereinheit (12) zugeordnet ist.
8. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verbindung zwischen dem zweiten Sensor (8) und dem Fahrtschreiber (3) Bestandteil
eines Car-Area-Networks (9) ist.
9. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstand (z) des Harnstofftanks (6) auf einer Anzeige (32) des Fahrtschreibers
(3) anzeigbar ist.
10. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Fahrtschreiber (3) mit einem Kombiinstrument (31) in Verbindung steht und der
Füllstand (z) des Harnstofftanks (6) mittels des Kombiinstruments (31) anzeigbar ist.
11. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Fahrtschreiber (3) bei Erreichen eines bestimmten Füllstandsgrenzwertes des Harnstoffs
(7) im Harnstofftank (6) eine Empfehlung zum Betanken des Harnstofftankes (6) ausgibt.
12. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Fahrtschreiber (3) eine Auswertfunktion aufweist, die eine Anzeige ermöglicht,
wann das Kraftfahrzeug (1) ohne hinreichende Harnstoffzufuhr betrieben worden ist.
13. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine mit der Harnstoffzufuhrkenngröße korrelierte Auswertung auf einer Anzeige (32)
des Fahrtschreibers (3) oder einem Drucker des Fahrtschreibers ausgebbar ist.
14. Kraftfahrzeug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zu der Harnstoffzufuhr korrelierte Messwert von dem zweiten Sensor (8) dem Fahrtschreiber
(3) verschlüsselt und digital übermittelt wird.