[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Hörgerätevorrichtung mit einer Schalteinrichtung
zum An- und Abschalten des Hörgeräts. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung
ein entsprechendes Verfahren zum An- und Abschalten eines Hörgeräts.
[0002] Zum Ein- und Ausschalten von Hörgeräten wird häufig ein Batteriefachschalter verwendet.
Das Batteriefach lässt sich bis zu einer Rastposition öffnen und unterbricht dadurch
den Stromkreis. Solche Batteriefächer sind relativ fehleranfällig und benötigen viel
Platz im Hörgerätegehäuse. Außerdem ist ein wasserdichter Abschluss nur sehr schwierig
zu realisieren.
[0003] Neben diesen Batteriefachschaltern werden natürlich auch Standard-Schalter und -Taster
zum Ein- und Ausschalten der Hörgeräte verwendet. Diese Standard-Schalteinrichtungen
haben jedoch den Nachteil eines großen Platzbedarfs im Hörgerätegehäuse.
[0004] Aus der DE 36 42 828 C3 ist ein fernsteuerbares Hörgerät bekannt, welches mit einem
externen Steuergerät ein- und ausgeschaltet werden kann. Das Ein- und Ausschalten
kann somit mit einer Fernbedienung durchgeführt werden.
[0005] Des Weiteren ist aus der EP 1 301 060 A1 ein Verfahren zur Erfassung von akustischen
Parametern für die Anpassung von Hörhilfen bekannt. Bei dem bekannten Verfahren werden
die akustischen Parameter des Ohrs durch Messung der Impedanz des Gehörgangs ermittelt.
[0006] Weiterhin ist aus der Druckschrift FR 27 0088 7 A3 ein automatischer Hörgeräteschalter
bekannt. Dieser arbeitet auf magnetischer Basis. Wird ein Objekt, das einen Magneten
beinhaltet, in die Nähe des Hörgeräts gebracht, so wird das Hörgerät entsprechend
geschaltet.
[0007] Darüber hinaus ist aus der Druckschrift DE 38 04 526 C ein Hörhilfegerät mit einer
Sensorschaltung bekannt, das beim Einführen in den Ohrkanal eingeschaltet wird. Dabei
wird die elektrische Verbindung zwischen zwei Sensorbögen gemessen.
[0008] Ferner beschreibt die japanische Druckschrift JP 11 27 56 94 A ein Hörgerät, das
mit Hilfe eines Infrarotsensors an- und abgeschaltet werden kann. Sobald das Hörgerät
in den Ohrkanal eingeführt wird, detektiert der Infrarotsensor ein entsprechendes
Signal und schaltet das Hörgerät an.
[0009] Die genannten Sensoren sind jedoch verhältnismäßig aufwändig, störungsempfindlich
oder bedürfen zusätzlicher Objekte zum Schalten.
[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, das automatische An-
und Abschalten von Hörgeräten zu verbessern bzw. zu vereinfachen.
[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Hörgerätevorrichtung mit einer
Schalteinrichtung zum An- und Abschalten des Hörgeräts, wobei die Schalteinrichtung
eine oder mehrere der folgenden Einrichtungen umfasst: einen Temperatursensor zur
Erfassung von Körperwärme eines Hörgeräteträgers, einen Drucksensor zur Erfassung
eines Anliegedrucks des Hörgerätegehäuses an einem Ohrkanal, einen Widerstandssensor
zur Erfassung eines elektrischen, volumenabhängigen Lastwiderstands, einen akustischen
Sensor zur Erfassung eines Schallpegels, eine Fernbedienung zur drahtlosen Übertragung
eines Schaltsignals.
[0012] Ferner ist erfindungsgemäß vorgesehen ein Verfahren zum An- und Abschalten eines
Hörgeräts, durch Gewinnen eines Schaltsignals aus einem oder mehreren der folgenden
Signale: einem Temperatursignal bezüglich einer Körperwärme eines Hörgeräteträgers,
einem Drucksignal bezüglich des Anliegens des Hörgerätegehäuses an dem Ohrkanal eines
Hörgeräteträgers, einem Widerstandssignal bezüglich eines elektrischen, volumenabhängigen
Lastwiderstands, einem akustischen Signal bezüglich eines Eingangspegels, einem Fernbedienungssignals.
[0013] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, dass auf einen mechanischen
Schalter, z. B. den Batteriefachschalter, verzichtet werden kann. Insbesondere für
motorisch eingeschränkte Hörgeräteträger ist der Batteriefachschalter in der Regel
sehr schwer bedienbar. Das automatische Ein- und Ausschalten stellt somit einen erheblichen
Komfortgewinn dar.
[0014] Vorzugsweise wird bei der erfindungsgemäßen Hörgerätevorrichtung aus dem Sensorsignal
anhand eines ersten Schwellwerts ein Anschaltsignal und anhand eines zweiten Schwellwerts
ein Abschaltsignal erzeugt. Die Verwendung von zwei Schwellwerten führt zu einem verbesserten
Schaltverhalten im Bereich der Schwellwerte.
[0015] Bei einer besonderen Weiterbildung der erfindungsgemäßen Hörgerätevorrichtung umfasst
das An- und Abschalten ein Schalten in einen oder aus einem Stand-by-Modus. Dieser
Modus verlängert die Lebensdauer bzw. Standzeit der Hörgerätebatterie während des
normalen Betriebs.
[0016] Zum Erzeugen eines Schaltsignals kann auch ein Zeitsignal berücksichtigt werden.
Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn sich das Hörgerät automatisch abschalten
soll. Üblicherweise soll dies erst geschehen, wenn ein bestimmtes Kriterium, beispielsweise
ein sehr geringer akustischer Eingangspegel, für eine gewisse Zeit detektiert wird.
[0017] Vorzüge ergeben sich auch bei der Verwendung einer wiederaufladbaren Batterie, denn
sie kann fest in das Gehäuse des Hörgeräts eingebaut und über Kontakte im Gerät geladen
werden.
[0018] Damit kann nicht nur auf den Schalter, sondern auch auf das Batteriefach verzichtet
werden.
[0019] Günstig ist es ferner, wenn das Hörgerätegehäuse wasserdicht ausgeführt ist. Dies
ist möglich, wenn wiederaufladbare Batterien, die keinen Sauerstoff zum Betrieb benötigen,
eingesetzt werden. In diesem Fall kann nämlich, wie oben erwähnt, auf das Batteriefach
verzichtet werden, das üblicherweise eine Schwachstelle bei der Dichtigkeitsproblematik
darstellt.
[0020] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- einen Temperatur- oder Drucksensor in einem IdO-Hörgerät;
- FIG 2
- ein Prinzipschaltbild zu einer lastabhängigen Widerstandsmessung; und
- FIG 3
- ein IdO-Hörgerät mit Fernbedienung.
[0021] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0022] In FIG 1 ist ein IdO-Hörgerät I schematisch dargestellt. Es besitzt einen Temperatursensor
TS. Beim Tragen erwärmt sich das Hörgerät I bzw. dessen Hörgeräteschale. Der Temperatursensor
TS registriert diese Erwärmung. Wird eine bestimmte Temperaturschwelle überschritten,
so wird das Gerät eingeschaltet. Bei Unterschreitung einer unteren Temperaturschwelle
wird das Hörgerät I wieder abgeschaltet. Grundsätzlich ist dieses temperaturgesteuerte
Ein- und Ausschalten auch mit einem einzigen Temperaturschwellwert möglich.
[0023] Alternativ könnte der in FIG 1 dargestellte Sensor TS auch als Drucksensor ausgestaltet
sein. Dieser Drucksensor im Hörgeräte-Gehäuse bei IdO-Hörgeräten oder im Ohrpassstück
bei anderen Hörgerätetypen erkennt, ob sich das Gerät im Ohr befindet und schaltet
es entsprechend ein oder aus. Dabei reagiert der Drucksensor auf den Druck, den die
Wand des Hörgerätegehäuses bzw. Ohrpassstücks auf den Ohrkanal ausübt. Eine Realisierungsmöglichkeit
eines Drucksensors besteht in einem Piezoelement, das Drucksignale in elektrische
Signale umwandelt.
[0024] Der Zustand, ob sich ein Hörgerät in einem Ohrkanal OK befindet oder nicht, kann
auch elektrisch ermittelt werden. Dies erfolgt beispielsweise entsprechend FIG 2,
indem der last- und frequenzabhängige komplexe Widerstand des Hörgerätehörers HH überwacht
wird. Die Überwachung erfolgt mittels eines Widerstandssensors WS. Dabei wird das
Volumen, das durch den Hörgerätehörer HH im Ohrkanal OK vor dem Trommelfell TF eingeschlossen
ist, und in das der Hörer HH den Schall abstrahlt, als Last vermessen. Hierzu ist
ein Widerstandssensor WS an den Hörer HH angeschlossen und in das Hörgerät integriert.
Der Betrag und die Phase des Stroms durch den Hörer HH ändern sich in Abhängigkeit
von dem Volumen, in das der Hörer den Schall abstrahlt. Dieses effektive Volumen ist
in der Tragesituation kleiner als in der Situation, in der das Hörgerät nicht getragen
wird. Folglich kann die beim Einstecken des Hörgeräts festgestellte Impedanzänderung
als Schaltsignal herangezogen werden.
[0025] Die Tatsache, dass das Hörgerät benutzt oder nicht benutzt wird, kann aber auch auf
akustischem Weg ermittelt werden. Liegt nämlich für längere Zeit der akustische Eingangspegel
unterhalb einer Schwelle, so ist dies ein Zeichen dafür, dass das Hörgerät nicht benutzt
oder nicht getragen wird. Demzufolge kann es zur Energieeinsparung in einen Stand-by-Modus
oder komplett abgeschaltet werden. In dem Stand-by-Modus besteht die Möglichkeit einer
raschen Wiederaufnahme der Hörgeräte-Verarbeitung, wenn wieder ein akustisches Signal
vorliegt. Für dieses automatische Schalten aufgrund des akustischen Eingangspegels
ist keine zusätzliche Sensorik notwendig. Vielmehr können die Bauelemente, die ohnehin
bereits im Hörgerät vorhanden sind, für diese akustische Auswertung mit benutzt werden.
[0026] Das Ein- und Ausschalten des Hörgeräts I kann, wie dies in FIG 3 angedeutet ist,
auch mit Hilfe einer Fernbedienung FB drahtlos erfolgen. Hierzu verfügt die Signalverarbeitung
SV im Hörgerät I über eine Antenne A. Bei Betätigen einer "Off"-Taste der Fernbedienung
FB geht das Hörgerät I in einen stromsparenden Stand-by-Modus, der erlaubt, das Signal
zum Einschalten zu empfangen und zu verarbeiten. Bei Betätigen der "On"-Taste wird
das Hörgerät wieder eingeschaltet.
1. Hörgerätevorrichtung mit
einer Schalteinrichtung zum An- und Abschalten des Hörgeräts,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schalteinrichtung einen Widerstandssensor (WS) zur Erfassung eines elektrischen,
volumenabhängigen Lastwiderstands umfasst.
2. Hörgerätevorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Schalteinrichtung eine oder mehrere
der folgenden Einrichtungen umfasst:
- einen Temperatursensor (TS) zur Erfassung von Körperwärme eines Hörgeräteträgers,
- einen Drucksensor zur Erfassung eines Anliegedrucks des Hörgerätegehäuses an einem
Ohrkanal (OK),
- einen akustischen Sensor zur Erfassung eines Schallpegels,
- eine Fernbedienung (FB) zur drahtlosen Übertragung eines Schaltsignals.
3. Hörgerätevorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei aus dem Sensorsignal anhand eines
ersten Schwellwerts ein Anschaltsignal und anhand eines zweiten Schwellwerts ein Abschaltsignal
erzeugbar ist.
4. Hörgerätevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das An- und Abschalten
ein Schalten in einen oder aus einem Stand-by-Modus umfasst.
5. Hörgerätevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zum Erzeugen eines
Schaltsignals auch ein Zeitsignal berücksichtigbar ist.
6. Hörgerätevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine Batterie
fest in das Hörgerätegehäuse eingebaut ist.
7. Hörgerätevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dessen Hörgerätegehäuse
wasserdicht ist.
8. Verfahren zum An- und Abschalten eines Hörgeräts,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Schaltsignal aus einem Widerstandssignal bezüglich eines elektrischen, volumenabhängigen
Lastwiderstands gewonnen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei das Schaltsignal zusätzlich aus
- einem Temperatursignal bezüglich einer Körperwärme eines Hörgeräteträgers, und/oder
- einem Drucksignal bezüglich des Anliegens des Hörgerätegehäuses an dem Ohrkanal
(OK) eines Hörgeräteträgers, und/oder
- einem akustischen Signal bezüglich eines Eingangspegels, und/oder
- einem Fernbedienungssignal gewonnen wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei aus dem Sensorsignal anhand eines ersten Schwellwerts
ein Anschaltsignal und anhand eines zweiten Schwellwerts ein Abschaltsignal erzeugt
wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei das An- und Abschalten ein Schalten
in einen oder aus einem Stand-by-Modus umfasst.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, wobei beim Erzeugen des Schaltsignals
ein Zeitsignal berücksichtigt wird.