Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Streicherbogen für ein Streichinstrument mit
einem wenigstens in Teilbereichen aus Faser verstärktem Verbundwerkstoff bestehenden
Bogenstab, einem Bogenkopf, einem Frosch sowie einem zwischen Bogenkopf und Frosch
einspannbaren Haarbündel.
Stand der Technik
[0002] Hochwertige Streicherbögen für Violine, Bratsche, Cello, Kontrabaß sowie ähnlichen
Streicherinstrumenten bestehen in aller Regel aus einer Bogenstange mit einem Bogenkopf
sowie einem Frosch, der an der Bogenstange dem Bogenkopf gegenüberliegend angeordnet
ist und über ein Spannmittel verfügt, das das am Bogenkopf fest eingespannte Haarbündel
parallel zur Bogenstange einzuspannen vermag. Die vom jeweiligen Spieler subjektiv
wahrnehmbaren Eigenschaften des Streicherbogens, bezüglich Steifigkeit, Schwingungsverhalten,
Gewicht und letztlich das durch die Steifigkeit bedingte Dämpfungsvermögen hängt vornehmlich
vom Material ab, aus dem der Streicherbogen gefertigt ist. In den meisten Fällen besteht
der Bogenstab aus einer harten elastischen Holzart, die aus den brasilianischen Regenwäldern
stammt und als Fernambuk-Holz bekannt geworden ist. Ein aus Fernambuk-Holz gefertigter
Streicherbogen wird von den meisten Musikern als derjenige anerkannt, der allen Ansprüchen,
die an einen Streicherbogen zu stellen sind, am besten entspricht, nicht zuletzt deswegen,
weil ein derartiger Streicherbogen nicht nur den Forderungen nach Elastizität und
Härte genügt, sondern auch spezifisch relativ leicht ist.
[0003] Aus Gründen einer abnehmenden Verfügbarkeit von Fernambuk-Holz und einem damit verbundenen
erheblichen Preisanstieg sind eine Reihe alternativer Vorschläge bekannt geworden,
Streicherbögen aus günstiger herstellbaren Materialien zu fertigen, beispielsweise
aus Glas- oder Kohlestofffaserverbundwerkstoffen. Von besonderem Interesse beim Bau
von Streicherbögen aus derartigen technischen Werkstoffen, im Unterschied zu Naturstoffen,
ist die Möglichkeit der Herstellung von Streicherbögen mit exakt reproduzierbaren
Spieleigenschaften, die im Wesentlichen durch eine bestimmte Biege- und Torsionssteifigkeit,
ein damit verbundenes Dämpfungsvermögen und letztlich durch das Eigengewicht des Streicherbogens
festgelegt werden.
[0004] In diesem Zusammenhang geht aus der DT-OS 14 97 823 ein Geigenbogen mit einem Bogenstab
hervor, der im wesentlichen aus einem Glasfaser-Rohr besteht.
[0005] Aus der DT 25 47 663 B1 ist ein Geigenbogen bekannt, dessen Bogenstab ein als Armierung
dienendes dünnwandiges Rohr vorsieht, das aus einem elastisch federndem, gehärtetem
Nichteisenmetall gefertigt ist, das zudem mit einem aus Kunststoff bestehendem äußerem
Mantel umgeben ist. Dieser hybride Aufbau ermöglicht Kostenersparnisse in der Herstellung
sowie erhebliche Gewichtseinsparungen.
Ein weiteres Beispiel für einen aus faserverstärktem Verbundmaterial gefertigten Bogen
für Streichinstrumente ist der österreichischen Patentschrift AT 37 456 B zu entnehmen,
dessen Bogenkörper ist im Wesentlichen aus Harz gefertigt ist, der durch eine Vielzahl
von Fasern unterschiedlicher Länge, die längs des Bogenstabes verlegt sind, verstärkt
ist.
[0006] Allen bisher bekannten aus technischen Werkstoffen bestehenden Streicherbögen liegt
das gemeinsame Ziel zugrunde, Spieleigenschaften im Streicherbogen zu vereinen, die
einem als Ideal empfundenen, aus Naturholz bestehendem, vorzugsweise aus Fernambuk-Holz
gefertigten Streicherbogen gleichkommen.
Da das subjektive Empfinden eines Spielers stark unterschiedlich ausgeprägt sein kann,
bedarf es mit den bislang verfügbaren Streicherbögen einer zumeist langwierigen Auswahlprozedur
bei der Auswahl eines individuell geeigneten Streicherbogens, darüber hinaus muss
eine große Vielzahl unterschiedlich ausgebildeter Streicherbögen zur Verfügung gestellt
werden, um einem Spieler eine individuelle Auswahlmöglichkeit zur Verfügung zu stellen.
Überdies sind der Nachbildung von aus Naturhölzern gefertigten Streicherbögen unter
Verwendung der vorstehend genannten technischen Materialien Grenzen gesetzt, zumal
es nicht oder nur mit erheblich großem fertigungstechnischen Aufwand möglich ist,
die durch die Holzstruktur vorgegebene, sich in unterschiedlichen Bereichen längs
des Bogenstabes unterschiedlich stark ausbildende Steifigkeit und das damit verbundene
Dämpfungsverhalten exakt nachzubilden.
Darstellung der Erfindung
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Streicherbogen für ein Streichinstrument
mit einem wenigstens in Teilbereichen aus einem faserverstärkten Verbundwerkstoff
bestehenden Bogenstab, einem Bogenkopf, einem Frosch sowie einem zwischen Bogenkopf
und Frosch eingespannten Haarbündel derart auszubilden, dass die Spieleigenschaften
des Streicherbogens möglichst individuell auf das subjektiv vom Spieler wahrnehmbare
Empfinden eingestellt sind bzw. eingestellt werden können. Die Spieleigenschaften
des Streicherbogens sollen insbesondere durch eine gezielte Wahl von Biege- und Torsionssteifigkeit
längs des Bogenstabes einstellbar sein, durch die letztlich das Dämpfungsverhalten
des gesamten Streicherbogens vorgebbar sind.
[0008] Ein weiterer Aspekt betrifft die Herstellung eines Streicherbogens, der individuell
auf einen jeweiligen Spielertyp anpassbar sein soll. So ist es wünschenswert, in Abkehr
von der bisher üblichen Vorgehensweise bei der Auswahl eines Streicherbogens durch
einen Spieler durch Ausprobieren einer Vielzahl unterschiedlicher, vorgefertigter
Streicherbögen, einen auf das Spielerverhalten optimiert angepassten Streicherbogen
zu fertigen, ohne dabei den bisher üblichen Aufwand, wie vorstehend beschrieben, betreiben
zu müssen.
[0009] So gilt es die zur Herstellung eines individuell auf einen Spieler optimiert angepassten
Streicherbogens erforderlichen Aufwendungen so gering wie möglich zu halten, so dass
die damit verbundenen Kostenaufwendungen vergleichsweise niedrig sind. Der nach einem
derartigen Verfahren herstellbare Streicherbogen soll zumindest unter weitgehendem
Verzicht auf Edelhölzer, insbesondere unter Verzicht auf das hochpreisige Fernambuk-Holz
auf Basis faserverstärkter Verbundwerkstoffe realisierbar sein, so dass auch eine
Herstellung von hochqualitativen Streicherbögen im industriellem Maßstab möglich wird.
[0010] Die Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben,
der einen Streicherbogen beschreibt, der auf individuelle Spielereigenschaften abstimmbar
und einstellbar ist. Gegenstand des Anspruches 22 ist ein Verfahren unter Verwendung
des erfindungsgemäßen Streicherbogens, mit dem es möglich wird Spieler individuelle
Anforderungen an einen individuell zu optimierenden Streicherbogen quantitativ zu
erfassen. In Kenntnis dieser die spielerspezifischen Anforderungen an einen Streicherbogen
repräsentierenden Messgrößen gibt Anspruch 23 ein Verfahren zur Herstellung eines
Streicherbogens für ein Streichinstrument an. Letztlich bezieht sich Anspruch 29 auf
einen an das individuelle Spielverhalten optimiert angepassten Streicherbogen, der
mit verfahrenstechnisch günstigen und leicht beherrschbaren Materialien und Komponenten
herstellbar ist.
[0011] Die dem erfindungsgemäßen Streicherbogen zugrunde liegende Idee geht von der Zielsetzung
aus, einen Streicherbogen zu schaffen, dessen Spieleigenschaften in Bezug auf Steifigkeits-
und Dämpfungseigenschaften auf die jeweils spielerspezifischen Ansprüche optimiert
abzustimmen sind. So verfügt der erfindungsgemäß ausgebildete Streicherbogen gemäß
dem Oberbegriff des Anspruches 1 zumindest in Teilbereichen des aus faserverstärktem
Verbundwerkstoff bestehenden Bogenstabes über wenigstens einen als Sensor und/oder
als Aktor wirkenden multifunktionalen Werkstoff.
[0012] Der im oder an dem Bogenstab eingearbeitete bzw. angebrachte multifunktionale Werkstoff,
auf den im Weiteren noch genauer eingegangen wird, vermag im Sinne eines Sensor die
innerhalb des Bogenstabes auftretenden Verformungen zu erfassen und in physikalisch
messbare Größen umzuwandeln. So erfasst der als Sensor arbeitende multifunktionale
Werkstoff orts- und zeitaufgelöste Dehnungen bzw. Schwingungen längs des Bogenstabes,
die in einer geeigneten, vorzugsweise als Mikro-Chip ausgebildeten im Streicherbogen
integrierten Auswerteeinheit ausgewertet und vorzugsweise gespeichert werden.
[0013] Mit Hilfe einer geeigneten, am Streicherbogen vorzusehenden Datenschnittstelle können
die im Mikro-Chip abgespeicherten Daten ausgelesen und mit Hilfe einer entsprechenden
Auswerte-Software analysiert werden, die zu Schulungs-, Ausbildungs-, Studien- sowie
bei auch Optimierungszwecken bewertet werden können. In einer bevorzugten Ausführungsform
sieht die vorzugsweise innerhalb des Streicherbogens integrierte Auswerteeinheit eine
miniaturisierte Sendeeinheit vor, über die die aktuell erfassten, den Dehnungs- und/oder
Steifigkeitszustand des Bogenstabes beschreibenden Messgrößen an eine getrennt von
Streicherbogen vorgesehene Empfangsstation übertragen werden können. Mit Hilfe einer
schnellen Datenverarbeitung wird eine Online-Datenauswertung möglicht, die mit Hilfe
einer geeigneten visuellen Darstellungseinheit der aktuell erfassten Messgrößen eine
sofortige Spieleranalyse oder Spielkorrektur gestattet.
[0014] Neben der erwähnten Anwendungsmöglichkeit, die erfassten Messgrößen zu Schulungs-,
Ausbildungs- und Studienzwecken zu verwenden, dienen die in der erfindungsgemäßen
Weise sensoriell erfassten, die Spieldynamik des Bogens repräsentierenden Messgrößen
dazu, die Spieleigenschaften des Streicherbogens quantitativ zu bewerten.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform des Bogenstabes erstreckt sich der funktionale
Werkstoff über große Bereiche des Bogenstabes, vorzugsweise über die gesamte Länge
des Bogenstabes, um, wie vorstehend erwähnt, zeit- und ortsaufgelöst das Dehnungs-
und Schwingungsverhalten des Bogenstabes über seine gesamte Länge erfassen zu können.
Empfindet ein Spieler das durch den faserverstärkten Verbundwerkstoff vorgegebene
und durch den multifunktionalen Werkstoff bestimmte Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten
des Streicherbogens als ideal, so können die Spieleigenschaften des Bogenstabes im
Wege der sensoriellen Erfassung als eine Art individueller Fingerabdruck des Bogenstabes
quantitativ festgehalten werden. Wie im Weiteren ausgeführt wird, dient dieser Fingerabdruck
als informelle Grundlage für die Fertigung eines Streicherbogens, der einerseits über
optimierte Spieleigenschaften verfügt, andererseits kostengünstig herstellbar ist.
[0016] Neben der Möglichkeit der sensoriellen Erfassung von den Dehnungs- und Steifigkeitszustand
des Bogenstabes beschreibenden Messgrößen ermöglicht der Einsatz des multifunktionalen
Werkstoffes zugleich auch aktiv auf die Spieldynamik des Streicherbogens Einfluss
zu nehmen. So vermögen multifunktionale Werkstoffe durch externe Energiezufuhr ihre
Werkstoffsteifigkeit sowie auch Werkstoffform in geeigneter Weise zu verändern, wodurch
letztlich das Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten des Streicherbogens selbst maßgeblich
beeinflusst wird.
[0017] So ist es denkbar, den innerhalb des Bogenstabes integrierten multifunktionalen Werkstoff
bzw. an den Bogenstab applizierten Werkstoff durch gezielte Energiezufuhr derart zu
beeinflussen, dass das Verhältnis aus Biegesteifigkeit zu Torsionssteifigkeit des
Bogenstabes in unterschiedlichen Abschnitten längs des Bogenstabes variabel einstellbar
ist. Die Wahl des Verhältnisses aus Biege- zu Torsionssteifigkeit längs des Bogenstabes
kann unter Maßgabe des individuellen Spielvermögens eines Spielers und dessen subjektive
Wahrnehmung vorgenommen. Hierbei können durch geeignete Aktivierung des multifunktionalen
Werkstoffes in unterschiedlichen Bereichen längs des Bogenstabes individuell auf die
Bedürfnisse des jeweiligen Spielers abgestimmte Steifigkeits- und damit verbundene
Dämpfungseigenschaften eingestellt werden.
[0018] Ist eine derartige Optimierung, die im Wege iterativer Veränderungsschritte bezüglich
unterschiedlicher Steifigkeitseigenschaften längs des Streicherbogens vorzunehmen
sind, abgeschlossen, so dient der als Aktor wirkende funktionelle Werkstoff zugleich
als Sensor, der, wie eingangs erläutert, die den Dehnungs- und/oder Steifigkeitszustand
des Bogenstabes beschreibende Messgrößen quantitativ erfasst, ohne dabei die im Wege
der durchgeführten Optimierung geschaffene Steifigkeit längs des Bogenstabes zu beeinträchtigen.
Die auf diese Weise gewonnenen Messgrößen werden, wie im weiteren noch zu beschrieben
ist, als Grundlage für die Nachbildung eines aus faserverstärktem Verbundwerkstoff
bestehenden Streicherbogens verwendet, der über exakt die gleichen Steifigkeits- und
Dämpfungseigenschaften verfügt, wie jener Streicherbogen, der im vorstehend beschriebenen
Optimierungsverfahren unter gezieltem Einsatz eines multifunktionalen Werkstoffes
eingesetzt worden ist.
[0019] Neben der Möglichkeit des bloßen messtechnischen Erfassens der Spieldynamik eines
an einen Spieler optimiert angepassten Streicherbogens kann der erfindungsgemäß ausgebildete
Streicherbogen, dessen Bogenstab wenigstens einen multifunktionalen Werkstoff vorsieht,
gezielt in seinem Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten vom Spieler selbst in Abhängigkeit
vom Temperament, einem zu spielendem Stück oder weiteren Gegebenheiten dynamisch gezielt
eingestellt werden.
[0020] Der erfindungsgemäß ausgebildete Streicherbogen weist als multifunktionalen Werkstoff
wenigstens einen der nachfolgenden Werkstoffklassen auf: Piezo-Keramik, Piezo-Polymer,
elektrostriktive Keramik, elektroviskose Flüssigkeit, Polymergel, magnetostriktive
Legierung, magnetoviskose Legierung, Formgedächtnislegierung oder Formgedächtnispolymer.
In besonders vorteilhafter Weise eignen sich piezokeramische Werkstoffe, die durch
äußere mechanische Krafteinwirkung deformierbar sind und im Wege von Ladungspolarisationen
elektrische Spannungen zu generieren in der Lage sind, die messtechnisch erfassbar
sind. In umgekehrter Weise kann durch externe Steuerung eines an einem piezo-keramischen
Werkstoff anlegbare elektrische Spannung eine gezielte Deformation und eine damit
verbundene Steifigkeit des multifunktionalen Werkstoffes erzielt werden. Derartige
Werkstoffe sind hinlänglich bekannt und in den unterschiedlichsten Formen, beispielsweise
in Faser-, Draht- oder Folienform verfügbar, so dass sie sowohl in den Gefügeverband
eines faserverstärkten Verbundwerkstoffes implementierbar oder aber in Form geeigneter
Ausbildungsformen, beispielsweise in Plättchenform (Patch) oder in Form eines schichtförmig
ausgebildeten multifunktionalen Werkstoffstapels, der jeweils identische oder unterschiedliche
Werkstoffschichten aufweist, an der Oberfläche des faserverstärkten Verbundwerkstoffes
applizierbar sind.
[0021] Selbstverständlich eignen sich besonders vorteilhaft auch Formgedächtnismetalle bzw.
-legierungen, so genannte SMA-Bauteile (
Shape
Memory
Alloy), deren Form- und Steifigkeitsverhalten gleichsam den vorstehend beschriebenen
piezo- und elektrostriktiven Materialien durch externe Energiezufuhr gezielt veränderbar
sind. Andererseits ermöglichen derartige multifunktionale Werkstoffe auch eine rein
passive Einflussnahme auf den Dehnungs- und/oder Steifigkeitszustand des Bogens im
Wege eines adaptronischen Wirkprinzips, das auf der Grundlage der materialspezifischen
Eigenschaften derartiger Materialien beruht. So vermögen insbesondere die vorstehend
genannten SMA-Materialien ihre Form sowie ihre Materialsteifigkeit selbständig durch
entsprechende Deformation zu verändern. Wird beispielsweise ein Streicherbogen mechanisch
besonders stark durch den Spieler belastet, so wirken auf den Streicherbogen erhöhte
mechanische Kräfte, durch die der Streicherbogen gedehnt bzw. gebogen wird. Insbesondere
in Spielabschnitten, die durch hohe mechanische Belastung des Streicherbogens charakterisiert
sind, ist es für den Spieler wünschenswert, einen möglichst biege- und torsionssteifen
Streicherbogen zu erhalten. Um dieser Forderung nachzukommen, vermag ein geeignet
in den Bogenstab integrierter multifunktionaler Werkstoff, vorzugsweise SMA-Material,
durch die im Wege der Spieldynamik auftretende mechanische Beeinflussung des Streicherbogens
seine Eigensteifigkeit selbstständig zu erhöhen, wodurch die Biege- und Torsionssteifigkeit
des gesamten Bogenstabes erhöht wird. Treten hingegen Spielabschnitte auf, in denen
der Streicherbogen ruhig und ohne großen Anpressdruck gegen die entsprechenden Seiten
des Streicherinstrumentes geführt wird, so ist ein möglichst "weicher" Streicherbogen
wünschenswert. Da in diesem Fall der mit dem Bogenstab verbundene multifunktionale
Werkstoff nicht oder nur in einem geringen Maße deformiert wird, nimmt dieser selbsttätig
einen Zustand geringer Eigensteifigkeit ein.
[0022] Der vorstehend geschilderte Fall eines im Wege der Adaptronik eingesetzten multifunktionalen
Werkstoffes gestattet zwar nicht unmittelbar eine aktive Einflussnahme auf die Spieldynamik
des Streicherbogens durch extern an den multifunktionalen Werkstoff anlegbare Steuersignale,
ebenso wenig eine sensorielle Erfassung von Messgrößen; doch sind derartige multifunktionale
Werkstoffe jederzeit mit geeigneten Steuer- und Auswerteeinheiten kombinierbar. Ein
besonders geeigneter Werkstoff der sowohl passiv im Wege der Adaptronik als auch aktiv
als Aktor und Sensorsystem eingesetzt werden kann, ist Blei-Zirkonat-Titanat (PZT),
das sowohl in Faserform als auch in Schichtform als Patches oder Stapelaktoren ausgebildet
werden kann.
[0023] Da die Spieldynamik eines Streicherbogens in entscheidendem Maße von dem Verhältnis
aus Biege- und Torsionssteifigkeit längs des Bogenstabes bestimmt ist, gilt es, zur
individuellen Beeinflussung eben jener Steifigkeiten den multifunktionalen Werkstoff
in einer Weise in oder an den Bogenstab zu integrieren bzw. zu applizieren, so dass
das Steifigkeitsverhalten des Bogenstabes sowohl in Längsrichtung als auch in Torsion
gezielt beeinflussbar ist. Wird der multifunktionale Werkstoff als Fasermaterial ausgebildet
und entsprechend am oder im Bogenstab eingesetzt, so lässt sich die Längssteifigkeit
durch Verlegung der Faserrichtung parallel zur Längserstreckung des Bogenstabes effektiv
beeinflussen. Soll hingegen die Torsionssteifigkeit des Bogenstabes gezielt verändert
werden, so ist erfindungsgemäß erkannt worden, die den Verbundwerkstoff verstärkenden
Fasern, insbesondere die aus multifunktionalen Werkstoffes bestehenden Fasern unter
einem Winkel α ≠ 0° längs zur Längserstreckung des Bogenstabes anzuordnen. In besonders
vorteilhafter Weise eignet sich ein Faserkreuzgewebe, dessen einzelne Fasern mit der
Bogenstabslängsrichtung einen Winkel von +α bzw. -α einschließen. Als besonders vorteilhaft
erweisen sich Winkel α von 0 < α ≤ ± 30°, vorzugsweise Winkel α zwischen ± 5° und
± 20°.
[0024] Je nach Spielverhalten des Spielers sind Bereiche längs des Bogenstabes mit unterschiedlichen
Biege-/Torsionssteifigkeitsverhältnissen auszubilden, wobei Bereiche mit einer möglichst
geringen Torsionssteifigkeit vorzugsweise parallel zur Bogenlängserstreckung orientierte
Fasern, wohingegen Bereiche mit erhöhter Torsionssteifigkeit Fasern unter einem Winkel
α ≠ 0° relativ zur Längserstreckung des Bogenstabes aufweisen.
[0025] Liegen Messgrößen für einen Streicherbogen vor, der auf das individuelle Spielverhalten
eines Spielers optimiert ist, so lässt sich ein Streicherbogen für ein Streichinstrument
unter Zugrundelegung der ermittelten Messgrößen derart nachbilden, dass der zumindest
in Teilbereichen aus faserverstärktem Verbundwerkstoff bestehende Bogenstab Fasern
aufweist, deren Faserlängserstreckung einen Winkel α ≠ 0° mit der Längserstreckung
des Bogenstabes einschließen, wodurch das Verhältnis aus Torsions- und Biegefestigkeit
des Streichbogens zumindest abschnittsweise bestimmt ist. Ein derartiger, unter Vorgabe
eines optimierten Spielverhaltens nachgebildeter Streicherbogen weist nicht notwendigerweise
einen multifunktionalen Werkstoff auf, wie ein Streicherbogen, der zur Ermittlung
eines optimierten Streicherbogens erforderlich ist, sondern sieht vorzugsweise Fasern
vor, die als Glas-, Kohlenstoff-, Natur- oder Synthetikfasern ausgebildet sein können.
Selbstverständlich können auch zusätzlich multifunktionale Fasern eingesetzt werden,
die vorzugsweise auf den Wirkprinzipien der Adaptronik ihr Form- und Festigkeitsverhalten
zu ändern vermögen.
[0026] Durch die gezielte Orientierung einzelner Fasern längs des Bogenstabes lässt sich
somit ein genau einstellbares Verhältnis zwischen Längs- und Torsionssteifigkeit abschnittsweise
einstellen, so dass eine definierte Charakteristik des Streicherbogens reproduzierbar
einstellbar ist. Mit der Steifigkeit des Bogenstabes einher geht auch die Dämpfung
des faserverstärkten Verbundwerkstoffes, die somit ebenfalls von der Faserverlegerichtung
abhängt. Mit Hilfe eines vorstehend beschriebenen Streicherbogens ist eine spielerspezifische
Gesamtcharakteristik unter Zugrundelegung der Faktoren Biege-, Längs- und Torsionssteifigkeit
sowie den damit verbundenen Schwingungsdämpfungen gezielt einstellbar.
[0027] Auch ermöglicht eine Kombination verschiedener Fasertypen innerhalb des Bogenstabes
über zusätzliche Gestaltungsparameter. Während beispielsweise hochsteife Kohlenstofffasern
einen entsprechenden effektiven Beitrag zur Steifigkeit des Systems erzielen, liefern
sehr leichte Naturfasern einen wirkungsvollen Beitrag zur Dämpfung des Bogenstabes.
[0028] Zur Herstellung eines im Hinblick auf das Spielerverhalten optimierten Streicherbogens,
dessen Bogenstab vorzugsweise vollständig aus einem faserverstärkten Verbundwerkstoff
besteht, eignen sich in Abhängigkeit eines aus Fasern und Verbundmaterial bestehenden
Matrixsystems unterschiedliche,an sich bekannte Herstellungsverfahren. Besonders eignen
sich Injektions- und Presstechniken, in denen duroplastische Harze als Matrixmaterial
verarbeitet werden. Derartige Verfahren betreffen beispielsweise Autoklavverfahren,
RTM-Verfahren, DP-RTM-Verfahren sowie diverse Vakuumtechniken. Für die Verarbeitung
thermoplastischer Polymere als Matrixmaterialien kommen Verfahren wie die Putru sion
sowie Heisspresstechniken zum Einsatz. Derartige Verfahren ermöglichen ebenso die
Verarbeitung von so genannten Biopolymeren als mögliches Verbundmaterial, in das geeignet
gewählte Fasern nach einem geeignet festgelegten Verlegeplan eingearbeitet werden
können.
Kurze Beschreibung der Erfindung
[0029] Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens
anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisierte Darstellung eines Streicherbogens,
- Fig. 2a, b
- Anordnungen von Bereichen multifunktionellen Werkstoffes längs des Bogenstabes,
- Fig. 2a, b
- alternative Ausführungsformen für die Unterbringung von Steuer- und Auswerteeinheiten
innerhalb des Streicherbogens
- Fig. 3 a-c
- alternative Ausführungsformen von multifunktionalen Werkstoffen in Form von Aktoren
und Sensoren,
- Fig. 4
- Detaildarstellung eines Aktor/Sensorsystems,
- Fig. 5
- Ausbildung eines Streicherbogens mit unterschiedlich angebrachten Sensoren,
- Fig. 6
- Streicherbogen mit elektrischen Schwingungsdämpfungsgliedern,
- Fig. 7a,b
- Bogenstab mit unterschiedlich eingearbeiteten Faser,
- Fig. 8
- Bogenstab mit Bereichen unterschiedlicher Biege- und Torsionssteifigkeit.
Wege zur Ausführung der Erfindung, gewerbliche Verwendbarkeit
[0030] In Fig. 1 ist ein stark schematisierter Streicherbogen 1 dargestellt, der ein Bogenstab
2, einen Bogenkopf 3 und einen Frosch 4 aufweist, der zugleich auch als Handgriff
für den Streicherbogen 1 dient. Zwischen Bogenkopf 3 und Frosch 4 ist ein Haarbündel
5 gespannt, das über ein am Frosch 4 vorgesehenes Spannmittel (nicht dargestellt)
spannbar ist. Der vorzugsweise vollständig aus faserverstärktem Verbundwerkstoff bestehende
Bogenstab 2 weist Bereiche auf, in denen multifunktionaler Werkstoff eingearbeitet
und/oder auf den Bogenstab appliziert ist. Je nach Ausführungsform des multifunktionalen
Werkstoffes kann dieser faser-, draht- oder folienartig ausgebildet sein.
[0031] In Fig. 2a sind jeweils drei getrennt voneinander angeordnete Bereiche längs des
Bogenstabes 2 vorgesehen, in denen ein faserartig ausgebildeter multifunktionaler
Werkstoff 6 appliziert ist. Es sei angenommen, dass der multifunktionale Werkstoff
in der in Fig. 2a gezeigten Ausführungsform faserartig ausgebildet ist. Die unterschiedliche
Schraffur in den Bereichen 6 soll jeweils die Faserrichtung der verlegten Werkstofffasern
repräsentieren. Die multifunktionalen Werkstofffasern 6 können entweder oberflächig
auf dem Bogenstab 2 aufgebracht oder im Inneren des faserverstärkten Verbundwerkstoffes
längs des Bogenstabes 2 integriert sein. Die jeweilige Faserorientierung richtet sich
nach dem gewünschten Verhältnis aus Biegezu Torsionssteifigkeit. Eine Faseranordnung
parallel zur Bogenstablängsrichtung verbessert die Biegesteifigkeit (siehe linkes
Fasernfeld), eine Faseranordnung schräg zur Bogenstablängsrichtung verbessert hingegen
die Torsionssteifigkeit des Bogenstabes (siehe das mittlere und rechte Fasernfeld)
[0032] Auch ist gemäß Ausführungsbeispiel in Figur 2b die Ausbildung des multifunktionalen
Werkstoffes in Folienform möglich. Derartige auch als Patches 7 bezeichnete rechteckförmige
Werkstofffolien können mit unterschiedlichen Orientierungen an die Bogenstaboberfläche
appliziert werden, wie in Fig. 2b dargestellt.
[0033] Die in den Fig. 2a bis 2b dargestellten multifunktionalen Werkstoffanordnugen, die
als Fasern 6 oder Patches 7 ausgebildet sind, dienen je nach Einsatzzweck als Sensoren
oder Aktoren. Im Falle einer Aktorwirkung vermögen beispielsweise aus PZT-Material
gefertigte Fasern durch Anlegen eines äußeren elektrischen Feldes ihre Form- und Längssteifigkeit
zu verändern, wodurch letztlich Einfluss auf das Steifigkeitsverhalten des Bogenstabes
2 genommen wird. Gilt es hingegen das aktuelle Schwingungs- und Dehnungsverhalten
des Bogenstabes zu erfassen, so ist eine entsprechende Auswerteeinheit vorzusehen,
um die durch Dehnungsänderungen der PTZ-Fasern hervorgerufene elektrische Spannung
in aussagekräftige Messgrößen umzuwandeln.
[0034] Alle für den Aktor und den Sensorbetrieb erforderlichen Komponenten sind in vorteilhafter
Weise im Streicherbogen selbst zu integrieren, um die Spieldynamik des Streicherbogens
nicht zu beeinträchtigen. In den Figur 2 c und d sind bevorzugte Bereiche B im Streicherbogen
1 markiert, die sich für eine Implementierung geeigneter Komponenten, wie eine Steuereinheit
zur Ansteuerung des multifunktionalen Werkstoffes im Aktorbetrieb oder eine Auswerteeinheit
9 für einen Sensorbetrieb, eignen.
[0035] So ist bspw. zur gezielten elektrischen Energieversorgung des multifunktionalen Werkstoffes
eine mikroelektronisch ausgebildete Steuereinheit entweder innerhalb des Bogenstabes
2 oder im Bogenkopf 3 integriert (Fig., 2c) Eine alternative Variante sieht die Integration
bspw. der Steuereinheit innerhalb des Frosches 4 vor (siehe Fig. 2d). Weitere für
den Aktor und Sensorbetrieb erforderliche oder optional vorzusehende Komponenten wie
Batterie, Speichereinheit, Sendeeinheit etc. können in geeignet miniaturisierter Ausbildung
an den angegebenen Bereichen B im Streicherbogen 1 integriert werden.
[0036] In einer vorteilhaften Ausführungsform eignet sich der multifunktionale Werkstoff
PZT, d.h. PB(Zr, Ti) O
3, der sowohl in Patch-Form, als auch in Faser-Form ausgebildet werden kann. Zur elektrischen
Versorgung eines in Figur 3a dargestellten PZT-Patches 7 dienen so genannte Interdigitalelektroden
8, über die der PZT-Patch 7 bei geringem Kontaktwiderstand mit einer Steuerspannung
U versorgt werden kann. Im Falle des Sensorwirkprinzips kann gleichfalls die durch
Deformation des PZT-Patches generierte Spannung U über die Interdigitalelektroden
8 abgegriffen werden.
[0037] Fig. 3b zeigt demgegenüber so genannte PZT-Fasern 9, die als Parall-Faserverbund
angeordnet sind Zur Ansteuerung der PZT-Faser 9 dienen gleichfalls zwei als Interdigitalelektroden
ausgebildete Steuerelektroden 9. Das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2d zeigt in einer
Matrix 10, bspw. eine Harz-Matrix, integrierte multifunktionale PZT-Fasern 9 und verdeutlicht
die Integrationsfähigkeit der Fasern 9, so insbesondere in den aus faserverstärktem
Verbundwerkstoff bestehenden Bogenstab 2 eines Streicherbogens.
[0038] In Fig. 4 ist gemäß Detaildarstellung ein als Patch 7 ausgebildeter multifunktionaler
Werkstoff innerhalb des Bogenstabes 2 integriert, der sowohl als Sensor als auch als
Aktor betreibbar ist und über zwei Verbindungsleitungen 11 in geeigneter Weise mit
Steuer- bzw. Auswerteeinheit 12 verbunden ist. Der aus multifunktionalem Werkstoff
bestehende Patch 7 ist innerhalb des faserverstärkten Matrixverbundes 10 vorgesehen,
der beispielsweise in an sich bekannter Form von Natur-, Kohlenstoff-, Glas- oder
Synthetikfasern verstärkt ist. Ebenso denkbar ist die Ausbildung des multifunktionalen
Werkstoffes in Faserform, so dass der faserverstärkte Verbundwerkstoff 10 zusätzlich
von aus multifunktionalem Werkstoff bestehenden Fasern durchsetzt ist. In einer besonders
vorteilhaften Ausführungsform kann der gesamte Faseranteil des faserverstärkten Verbundwerkstoffes
aus multifunktionalem Werkstoff bestehen.
[0039] In Fig. 5 ist in stark schematisierter Darstellung ein Bogenstab 2 mit Bogenkopf
3 dargestellt, längs dessen Bogenstab so genannte aus multifunktionalem Werkstoff
bestehende Stapelaktoren 13 integriert sind, die aktiv das Steifigkeitsverhalten des
Bogenstabes 2 zu beeinflussen vermögen. Längs des Bogenstabes 2 sind darüber hinaus
konventionelle Dehnungsmessstreifen 14 vorgesehen, durch die das Dehnungs- und Schwingungsverhalten
und letztlich das Dämpfungsverhalten des Bogenstabes 2 erfassbar ist.
[0040] Zur gezielten Schwingungsdämpfung des Bogenstabes 2 sieht ein Ausführungsbeispiel
gemäß Figur 6 die Kombination eines am oder im Bogenstab vorgesehenen multifunktionalen
Werkstoffes, bspw. in Form einer PZT-Faser 9, mit wenigstens einem ohmschen Widerstand
R vor. Die im multifunktionalen Werkstoff gespeicherte bzw. generierte elektrische
Energie fließt über den Widerstand R ab und wird in thermische Energie umgewandelt,
die letztlich dissipert. Auf diese Weise lassen sich aktive Dämpfungsmaßnahmen durch
die Wahl bspw. des elektrischen Widerstandes vornehmen. In Figur 6 sind mehrere alternative
Schaltungsvarianten dargestellt, in denen die PZT-Faser in ihren elektrischen Eigenschaften
als Kondensator C beschreibbar ist. Die einfachste Schaltungsvariante sieht eine Reihenschaltung
aus C und R vor. Eine ebenso denkbare Variante ist die Parallelschaltung des Kondensators
C mit einer Induktivität L, wobei die Parallelschaltung in Serie mit einem ohmschen
Widerstand R geschaltet ist. In allen Fällen kann durch geeignete Wahl von Widerstand
R, Induktivität L und/oder Kapazität C ein gewünschtes Dämpfungsverhalten, d.h. in
eine gezielte Energieumwandlung elektrischer Energie in Wärmeenergie eingestellt werden.
Hierzu bedarf es keinerlei aktiver Steuer- oder Auswerteeinheiten innerhalb des Bogenstabes
2.
[0041] Zur Untersuchung des dynamischen Spielverhaltens eines Streicherbogens und letztlich
zur Bestimmung eines an einen Spieler optimal anzupassenden Streicherbogens im Hinblick
auf Steifigkeits- und Dämpfungsverhaltens bedarf es der Bestückung des Streicherbogens
mit wenigstens einem als Sensor arbeitenden multifunktionalen Werkstoffes, der mit
einer vorzugsweise innerhalb des Bogenstabes 2, des Bogenkopfes 3 oder des Frosches
4 integrierten Auswerteeinheit verbunden ist, in der den Dehnungs- und Schwingungszustand
beschreibende Messgrößen generiert und vorzugsweise abspeicherbar sind. Gilt es, ein
vom Spieler gewünschtes Verhältnis zwischen Biege- und Torsionssteifigkeit längs des
Bogenstabes 2 zu bestimmen, so ist der als Aktor dienende multifunktionale Werkstoff
mit entsprechenden Steuersignalen zu beaufschlagen, durch die der Werkstoff seine
Form sowie seine Werkstoffsteifigkeit zu verändern vermag. Die zu Sensorzwecken sowie
auch zu Aktorzwecken erforderlichen elektronischen Komponenten, wie beispielsweise
Regelkreis, Energieversorgungseinheit, Leistungselektronik, Speichermedien sowie auch
eine Datenschnittstelle, sind in Form einer mikroelektronischen Baueinheit, vorzugsweise
in Form eines Mikro-Chips in der Bogenstange vorzusehen.
[0042] In einer bevorzugten Ausführungsform sieht die im Streicherbogen integrierte Mikroelektronikeinheit
eine Sendeeinheit vor, über die die aktuell erfassten Messgrößen an eine extern zum
Streicherbogen vorgesehene Empfangseinheit übertragen werden können, die im weiteren
in geeigneter Weise dargestellt und ausgewertet werden können. Auch ist es möglich
und denkbar, dass von einer externen Sendeeinheit Steuersignale an die im Streicherbogen
integrierte Mikroelektronikeinheit übertragbar sind, durch die der als Aktor dienende
multifunktionale Werkstoff bezüglich seiner Steifigkeit und Form manipulierbar ist,
so dass auch während des Spielens mit dem Streicherbogen ein gezieltes Steifigkeits-
und Dämpfungsverhalten des Streicherbogens eingestellt werden kann. Durch die Kombination
eines in traditioneller Form gefertigten Streicherbogens mit einem aus faserverstärkten
Verbundwerkstoffen gefertigten Bogenstabes mit einem als Sensor- und/oder Aktorsystem
dienenden multifunktionalen Werkstoff, der über eine integrierte Intelligenz im Rahmen
eines Regelkreises und mit einer geeigneten Schnittstelle vorgesehenen Daten-Chips
verbunden ist, kann ein vollkommen neuartiges Produkt zur Verfügung gestellt werden,
mit dem in Kombination mit geeigneter Anwendungssoftware dem Streichinstrumentenspiel
vollkommen neue Möglichkeiten geboten wird.
[0043] Darüber hinaus eröffnet der mit einem multifunktionalen Werkstoff ausgerüstete Streicherbogen
durch die quantitative Erfassung des Steifigkeits- sowie Dämpfungsverhaltens eines
an einen Spieler optimiert angepassten Streicherbogens die Möglichkeit für eine kostengünstige
Nachbildung eines derartigen Streicherbogens. In Kenntnis der quantitativ erfassten
Steifigkeits- und Dämpfungseigenschaften eines so genannten "Masterbogens" lässt sich
durch eine spezielle Verlegtechnik, mit der die Fasern in den Verbundwerkstoff zur
Ausbildung des Bogenstabes eingebracht werden, eine exakte Nachbildung des Masterbogens
schaffen.
[0044] Hierzu werden die Fasern unter bestimmten Winkeln längs zur Erstreckung des Bogenstabes
angeordnet, um abschnittsweise längs des Bogenstabes individuell vorgegebene Verhältnisse
aus Biegesteifigkeit zu Torsionssteifigkeit exakt einstellen bzw. nachbilden zu können.
Nicht notwendigerweise ist die Verwendung von Fasern aus multifunktionalem Werkstoff
erforderlich, vielmehr können konventionelle Fasern, so beispielsweise Kohlefasern,
Aramitfasern, Naturfasern, Synthetikfasern, Glasfasern, um nur einige zu nennen, eingesetzt
werden. So lässt sich das Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten längs des Bogenstabes
durch geeignete Wahl der Verlegerichtung, des Fasermaterials sowie des Volumens, aus
dem die einzelnen Fasern bestehen, gezielt einstellen.
[0045] Es zeigt sich bspw., dass gemäß Bilddarstellung in Fig. 7a bei einer Faserorientierung,
die unidirektional in Längsrichtung des Bogenstabes 2 orientiert ist (siehe Bereich
A), eine um den Faktor 3 geringere Dämpfung d vorhanden ist, als im Falle B mit einer
Faseranordnung, die in Kreuzverlegetechnik vorgenommen worden ist, bei der die einzelnen
Fasern mit der Bogenstablängsachse einen Winkel von ± 7,5° einschließen. In gleicher
Weise vermag eine gezielte Mischung von Fasern, bestehend jeweils aus unterschiedlichen
Fasertypen, die Steifigkeit des Bogenstabes 2 und damit verbunden die Dämpfung zu
beeinflussen. So weist eine unidirektional orientierte Faseranordnung, beispielsweise
bestehend aus Aramit-, Natur- oder Synthetikfasern, die zusätzlich Kohlenstofffasern
vorsieht eine höhere Dämpfung auf, als beispielsweise eine ausschließlich aus Naturfasern
bestehende Faseranordnung. Einen ähnlichen Einfluss auf das Dämpfungsverhalten kann
erzielt werden, wenn unter einem bestimmten Winkel angeordnete Fasern mit Fasern eines
anderen Fasertypus gemischt werden. Im Fallbeispiel gemäß Fig. 7bc sind beispielsweise
in Kreuzstellung verlegte Naturfasern N zusätzlich mit Kohlenstofffasern K vermischt,
wodurch die Dämpfungseigenschaften verbessert werden.
[0046] Wie bereits vorstehend mehrfach erwähnt, ist es möglich, über gezielte Kreuzstellung
der Fasern längs zur Bogenstablängserstreckung die Torsionssteifigkeit der Bogenstange
wenigstens abschnittsweise gezielt einzustellen bzw. zu variieren. Da der Streicherbogen
insbesondere beim Violinspiel vorwiegend durch einen angekanteten Aufsatz des in aller
Regel zu einem Band zusammengefassten Haarbündels auf einer Instrumentensaite erfolgt,
erfährt der Geigenbogen eine beträchtliche Torsionsbelastung, neben der in Längsrichtung
auf den Geigenbogen einwirkenden Biegebeanspruchung. Da klassische, aus Holz gefertigte
Streicherbögen in aller Regel keine allzu große Torsionssteifigkeit aufweisen, zumal
alle Holzfasern in Richtung der Längserstreckung der Bogenstange verlaufen, sind auch
aus Fernambuk-Holz gefertigte Geigenbögen wenig torsionssteif. Wird hingegen die Bogenstange
eines Streicherbogens aus einem faserverstärkten Verbundwerkstoff gefertigt, dessen
Faserorientierung zur Längsrichtung der Bogenstange geneigt ist, so weist der Bogenstab
eine gegenüber herkömmlichen Bögen höhere Torsionssteifigkeit auf.
[0047] Das Ausführungsbeispiel in Fig. 8 zeigt einen schematisiert dargestellten Bogenstab
2, der drei Bereiche aufweist I, II, III, in denen durch geeignete Wahl des Verlegewinkels
α unterschiedliche Verhältnisse aus Biegesteifigkeit zu Torsionssteifigkeit eingestellt
sind. So zeigt es sich beispielsweise für einen Spieler A, dass im froschnahen Bereich
I der Bogenstange 2 eine erhöhte Torsionssteifigkeit als geeignet erscheint, die durch
einen Verlegewinkel α von ± 10° zu erzielen ist. Im mittleren Bereich II des Bogenstabes
2 gilt es hingegen eine hohe Biegesteifigkeit einzustellen, die durch den Verlegewinkel
α von 0° erzielbar ist. Schließlich verfügt der Bogenstab 2 im Kopfbereich III wiederum
über eine hohe Torsionssteifigkeit, die durch einen Verlegewinkel α von ± 10° erreichbar
ist. Dem gegenüber bevorzugt ein Spieler B im Froschbereich I der Bogenstange 2 eine
etwas geringere Torsionssteifigkeit, die durch einen Verlegewinkel α von ± 8° erzielbar
ist. Im Mittelbereich II hingegen führt ein Verlegewinkel von ± 1° zu einer erhöhten
Biegesteifigkeit, die jedoch geringer ist, als im Falle es Spielers A. Schließlich
ist für den Spieler B im Kopfbereich III der Bogenstange 2 eine sehr hohe Torsionssteifigkeit
erwünscht, die durch einen Verlegewinkel von ± 15° erzielbar ist.
[0048] Zusätzlich zu der vorstehend dargelegten Einstellmöglichkeit des Verhältnisses aus
Biege- zu Torsionssteifigkeit über die geeignete Wahl des Verlegewinkels α eignen
sich auch die geeignete Wahl unterschiedlicher Fasertypen sowie Faservolumenanteilen
in Relation zu dem die Fasern umgebenden Matrixmaterial.
Bezugszeichenliste
[0049]
- 1
- Streicherbogen
- 2
- Bogenstab
- 3
- Bogenkopf
- 4
- Frosch
- 5
- Haarbündel
- 6
- Multifunktionaler Werkstoff
- 7
- Patch
- 8
- Interdigitalelektroden
- 9
- Fasern
- 10
- Matrixmaterial des Verbundwerkstoffes
- 11
- Verbindungsleitungen
- 12
- Auswerteeinheit- Steuereinheit
- 13
- Stapelaktor
- 14
- Dehnungsmessstreifen - DMS
1. Streicherbogen für ein Streichinstrument mit einem wenigstens in Teilbereichen aus
einem Faser verstärktem Verbundwerkstoff bestehenden Bogenstab, einem Bogenkopf, einem
Frosch sowie einem zwischen Bogenkopf und Frosch einspannbaren Haarbündel,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest in Teilbereichen des aus Faser verstärktem Verbundwerkstoff bestehenden
Bogenstabes wenigstens ein als Sensor und/oder als Aktor wirkender multifunktionaler
Werkstoff vorgesehen ist.
2. Streicherbogen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff aus wenigstens einer der nachfolgenden Werkstoffklassen
besteht: Piezo-Keramik, Piezo-Polymer, elektrostriktive Keramik, elektroviskose Flüssigkeit,
Polymergel, magnetostriktive Legierung, magnetoviskose Legierung, Formgedächtnislegierung
(SMA=Shape Memory Alloy), Formgedächtnispolymer.
3. Streicherbogen nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff in Faser-, Draht- oder Folienform ausgebildet ist.
4. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff schichtförmig, in Form eines Werkstoffstapels bestehend
aus jeweils identischen oder unterschiedlichen Werkstoffschichten ausgebildet ist.
5. Streicherbogen nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff als Blei-Zirkonat-Titan-Faser, so genannte PZT-Faser
(Pb(Zr, Ti)O3), oder als PZT-Patch ausgebildet ist.
6. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff in den faserverstärkten Verbundwerkstoff eingebettet
oder außen an den Bogenstab im Bereich des faserverstärkten Verbundwerkstoffes appliziert
ist.
7. Streicherbogen nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff in Faserform ausgebildet ist und den Verbundwerkstoff
faserverstärkt.
8. Streicherbogen nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff in Folien- oder Stapelform ausgebildet ist und an
der Außenkontur des Bogenstabes angebracht ist.
9. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass eine mit dem multifunktionalen Werkstoff verbundene Auswerteeinheit im Streicherbogen
integriert ist, die innerhalb des Bogenstabes auftretende Verformungen in Form von
Dehnungen und/oder Schwingungen orts- und/oder zeitaufgelöst erfasst. (SENSOR!)
10. Streicherbogen nach 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteinheit in Form eines Mikrochips ausgebildet und im Frosch oder im Bogenstab
integriert ist. (SENSOR!)
11. Streicherbogen nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinheit den Dehnungs- und/oder Steifigkeitszustand des Bogenstabes beschreibende
Messgrößen generiert, abspeichert und/oder diese zur weiteren Auswertung und Darstellung
an eine getrennt vom Streicherbogen vorgesehene Empfangsstation übermittelt. (SENSOR!)
12. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff mit einer Steuereinheit verbunden ist, die dem Werkstoff
kontrolliert Energie zuführt, durch die der Werkstoff eine sich versteifende und/oder
formverändernde Wirkung erfährt. (AKTOR)
13. Streicherbogen nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit im Bogenstab, Bogenkopf oder im Frosch integriert ist. (AKTOR)
14. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit wenigstens eine der folgenden Komponenten umfasst: elektrischer
Regelkreis, Energieversorgungseinheit, Leistungselektronik, Speichermedium, Datenschnittstelle,
Sendeeinheit. (AKTOR)
15. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff als selbstregelnde Struktur auf der Grundlage der
Adaptronik arbeitet, d.h. der multifunktionale Werkstoff verändert seine Steifigkeit
und/oder Form in Abhängigkeit des Dehnungs- und Schwingungszustandes des Bogenstabes.
16. Streicherbogen nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, dass der multifunktionale Werkstoff aus der Gruppe nachfolgender Werkstoffe ausgewählt
ist: Piezo-Keramiken, Piezo-Polymere, Elektrostriktive Keramiken, Elektroviskose Flüssigkeiten,
Polymergele, und dass der multifunktionale Werkstoff mit einer wenigstens einen elektrischen
Widerstand aufweisenden elektrischen Schaltungsanordnung, vorzugsweise in Form eines
elektrischen Schwingkreises, verbunden ist.
17. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, dass der faserverstärkte Verbundwerkstoff Fasern vorsieht, die in Längsrichtung zum Bogenstab
ausgerichtet sind und/oder Fasern vorsieht, die unter einem Winkel ≠0° zur Längsrichtung
des Bogenstabes angeordnet sind.
18. Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 18,
dadurch gekennzeichnet, dass der Faser verstärkte Verbundwerkstoff Fasern von aus wenigstens zwei unterschiedlichen
Fasertypen aufweist.
19. Streicherbogen nach Anspruch 18,
dadurch gekennzeichnet, dass folgende Fasertypen einsetzbar sind: Glas-, Kohlenstoff-, Natur-, Synthetik- oder
mulifunktionale Fasern, wie PZT oder SMA.
20. Verwendung des im oder am Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 19 vorgesehenen
multifunktionalen Werkstoffes als Sensor zur Gewinnung von Informationen über das
Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten des Streichbogens.
21. Verwendung des im oder am Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 19 vorgesehenen
multifunktionalen Werkstoffes als Aktor zur einstellbaren Variation des Steifigkeits-
und Dämpfungsverhalten des Streicherbogens.
22. Verfahren zur Ermittlung eines nutzerspezifisch optimierten Streicherbogens durch
gezieltes Einstellen des Steifigkeits- und Dämpfungsverhaltens des Streicherbogens,
bei dem das Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten des Streicherbogens unter Verwendung
des im oder am Streicherbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 8 und 12 bis 14 vorgesehenen
als Aktor dienenden multifunktionalen Werkstoffes variiert wird und dass bei Erreichen
eines nutzerspezifisch nach Steifigkeits- und Dämpfungseigenschaften optimierten Streicherbogens
das Steifigkeits- und Dämpfungsverhalten des Streicherbogens unter Verwendung des
im oder am Streichbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 11 vorgesehenen als Sensor
dienenden multifunktionalen Werkstoffes erfasst wird.
23. Verfahren zur Herstellung eines Streicherbogen für ein Streichinstrument mit einem
wenigstens in Teilbereichen aus einem Faser verstärktem Verbundwerkstoff bestehenden
Bogenstab, einem Bogenkopf, einem Frosch sowie einem zwischen Bogenkopf und Frosch
einspannbaren Haarbündel,
gekennzeichnet nach einem der folgenden Verfahrensschritte:
- Ermitteln des nutzerspezifisch optimierten Steifigkeits- und Dämpfungsverhaltens
eines Streicherbogens nach einem Verfahren nach Anspruch 22,
- Nachbilden eines Bogenstabes unter Verwendung faserverstärkten Verbundwerkstoffes
nach Maßgabe des nutzerspezifisch nach Steifigkeits- und Dämpfungseigenschaften optimierten
Streicherbogens.
24. Verfahren nach Anspruch 23,
dadurch gekennzeichnet, dass bei der Nachbildung des nutzerspezifisch nach Steifigkeits- und Dämpfungseigenschaften
optimierten Streicherbogens die Fasern des Verbundwerkstoffes in Abhängigkeit der
erzielbaren Steifigkeits- und Dämpfungseigenschaften zumindest abschnittweise in einem
Winkel ≠0° zur Länsgerstreckung des Bogenstabes verlegt werden.
25. Verfahren nach Anspruch 24,
dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern zumindest abschnittsweise in Kreuzverlegetechnik längs des Bogenstabes
angeordnet werden.
26. Verfahren nach Anspruch 25,
dadurch gekennzeichnet, dass die in Kreuzverlegetechnik angeordneten Fasern einen Winkle ±α zur Bogenstablängserstreckung
einschließen, für den gilt: 0° < α ≤35°.
27. Verfahren nach einem der Ansprüche 23 bis 26,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verlegen der Fasern unter Berücksichtigung eines bestimmten Verhältnisses aus
Torsions- und Biegesteifigkeit des Streicherbogens durchgeführt wird,
dass für eine erhöhte Torsionssteifigkeit die Fasern zumindest abschnittsweise längs
des Bogenstabes in Kreuzstellung und für eine erhöhte Biegesteifigkeit die Fasern
zumindest abschnittsweise längs des Bogenstabes parallel zur Längserstreckung des
Bogenstabes verlegt werden.
28. Verfahren nach einem der Ansprüche 23 bis 27,
dadurch gekennzeichnet, dass folgende Fasertypen einzeln oder in Kombination zum Verlegen längs des Bogenstabes
verwendet werden: Glas-, Kohlenstoff-, Natur-, Synthetik- oder mulifunktionale Fasern,
wie PZT oder SMA.
29. Streicherbogen für ein Streichinstrument mit einem wenigstens in Teilbereichen aus
einem Faser verstärktem Verbundwerkstoff bestehenden Bogenstab, einem Bogenkopf, einem
Frosch sowie einem zwischen Bogenkopf und Frosch einspannbaren Haarbündel,
dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest in Teilbereichen aus Faser verstärktem Verbundwerkstoff bestehende
Bogenstab Fasern aufweist, deren Faserlängserstreckung einen Winkel α ≠0° mit der
Längserstreckung des Bogenstabes einschließen, wodurch das Verhältnis aus Torsions-
und Biegesteifigkeit des Streicherbogens zumindest abschnittsweise bestimmt ist.
30. Streicherbogen nach Anspruch 29,
dadurch gekennzeichnet, dass der Bogenstab Bereiche mit hoher Biegesteifigkeit aufweist, in denen die Fasen im
Wesentlichen parallel zur Längserstreckung des Bogenstabes verlaufen, und
dass der Bogenstab Bereiche mit hoher Torsionssteifigkeit aufweist, in denen die Fasern
in Kreuzstellung verlegt sind mit einem Winkel α von ± 1° bis ± 35°, vorzugsweise
von ± 5° bis ± 20°.
31. Streicherbogen nach Anspruch 29 und 30,
dadurch gekennzeichnet, dass folgende Fasertypen einzeln oder in Kombination zum Verlegen längs des Bogenstabes
verwendet werden: Glas-, Kohlenstoff-, Natur-, Synthetik- oder mulifunktionale Fasern,
wie PZT oder SMA.