[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Hörgerät mit einer Speichereinrichtung, in
der Daten auslesbar abgespeichert sind. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung
ein entsprechendes Verfahren zum Anpassen eines Hörgeräts für einen Hörgeräteträger.
[0002] Ein Hörgerät ist grundsätzlich an den Hörgeräteträger jeweils individuell anzupassen.
Dabei bedient man sich bestimmter Voreinstellungen. Diese Voreinstellungen werden
beispielsweise in Form von Wertetabellen, die für einen Gerätetyp erstellt sind, im
Hörgerät abgespeichert. Ausgehend von diesen abgespeicherten Werten kann nun die Feineinstellung
des Hörgerätes rascher durchgeführt werden.
[0003] Für die Anpassung eines Hörgeräts ist es hilfreich, wenn der Frequenzgang des Hörgeräts
vorab zumindest näherungsweise bekannt ist. Aus diesem Grund wird für viele Hörgerätetypen
bei der Herstellung der typenspezifische Frequenzgang ermittelt und mit entsprechender
Software bereitgestellt. Mit Hilfe des für den Hörgerätetyp spezifischen Frequenzgangs
kann dann die Feinanpassung rascher durchgeführt werden.
[0004] Bei manchen Hörgeräten sind die typspezifischen Frequenzgangdaten jedoch noch nur
sehr grobe Anhaltspunkte. Dies ist insbesondere bei IDO-Hörgeräten der Fall, bei denen
die Schallschläuche in den Hörgeräten aufgrund der individuellen Bauformen der Otoplastiken
stets unterschiedliche Längen besitzen, auch wenn es sich um die gleichen Hörgerätetypen
handelt.
[0005] In diesem Zusammenhang ist beispielsweise aus der Druckschrift EP 0 681 411 ein programmierbares
Hörgerät bekannt, in dem Hörgerätekenndaten abgespeichert werden können. Hierzu ist
ein entsprechender Speicher im Hörgerät vorzusehen, der bei Bedarf ausgelesen werden
kann.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, die Anpassung individueller
Hörgeräte zu verbessern.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies gelöst durch ein Hörgerät mit einer Speichereinrichtung,
in der Daten auslesbar eingespeichert sind, wobei die eingespeicherten Daten Frequenzgangdaten
über den individuell für das vorliegende Hörgerät gemessenen Frequenzgang umfassen.
[0008] Darüber hinaus ist erfindungsgemäß vorgesehen ein Verfahren zum Anpassen eines Hörgeräts
für einen Hörgeräteträger durch Auslesen von Frequenzgangdaten über den individuell
für das vorliegende Hörgerät gemessenen Frequenzgang aus einem Speicher des Hörgeräts
und Anpassen des Hörgeräts unter Verwendung der individuellen Frequenzgangdaten.
[0009] Der erfindungsgemäße Vorteil besteht somit darin, dass der jeweils individuelle Frequenzgang
aus dem Hörgerät direkt ausgelesen werden kann, so dass eine Anpassung rascher durchgeführt
werden kann.
[0010] Vorzugsweise wird der Frequenzgang in-situ gemessen, so dass die Frequenzgangdaten
indirekte Informationen über den Gehörgang des Hörgeräteträgers beinhalten. Für diese
Messung ist zwar ein Mikrophon oder Messschlauch im Ohrkanal notwendig, aber der Vorteil
besteht darin, dass der Frequenzgang unter Berücksichtigung der spezifischen, akustischen
Bedingungen im Ohrkanal des Träger bereits erfasst und im Hörgerät abgelegt ist, so
dass Nachjustierungen schneller erfolgen können.
[0011] Der Frequenzgang sollte mindestens in dem Bereich von 100 Hz bis 10 kHz abgespeichert
sein. Damit ist der für Hörgeräte übliche Frequenzbereich abgedeckt.
[0012] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist der Frequenzgang mit 10 bis 200 Abtastwerten
gespeichert. Diese Anzahl der Abtastwerte ist ausreichend, um den individuellen Frequenzgang
den Umständen entsprechend genau erfassen zu können.
[0013] Die Frequenzgangdaten sollten ferner in einem standardisierten Format abgespeichert
sein. Damit ist gewährleistet, dass die Hörgeräte mit unterschiedlicher Software ausgelesen
werden können.
[0014] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- Frequenzgänge von Hörgeräten mit unterschiedlichen Schallschlauchlängen und
- FIG 2
- eine Prinzipskizze zur Messung eines individuellen Frequenzgangs.
[0015] Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dar.
[0016] Der Frequenzgang eines Hörgeräts wird typischerweise im Bereich von 100 Hz bis 10
kHz vermessen, wie dies an dem Beispiel von FIG 1 gezeigt ist. Hier sind die Frequenzgänge
von zwei verschiedenen Verstärkungsstufen wiedergegeben. In jeder der beiden Verstärkungsstufen
variiert der Frequenzgang in Abhängigkeit von der Länge des Schallschlauchs zwischen
dem Hörer und dem IdO-Hörgeräteausgang. Die Länge des Schallschlauchs hängt unmittelbar
von der Form der Otoplastik ab. Die Schallschlauchlängen rufen unterschiedliche Resonanzen
hervor, was sich in den Frequenzgängen widerspiegelt. So findet sich beispielsweise
bei dem in FIG 1 vermessenen Hörgerät die maximale Verstärkung bei einer Schallschlauchlänge
von 17 mm in der Nähe von etwa 2400 Hz, während die maximale Verstärkung bei einer
Schallschlauchlänge von 3 mm in der Nähe von 3000 Hz liegt. Darüber hinaus beträgt
der Pegelunterschied zwischen den beiden Hörgeräten mit 17 mm und 3 mm Schlauchlänge
bei 4,3 kHz etwa 11 dB. Dieser deutliche Pegelunterschied macht sich selbstverständlich
bei der Anpassung deutlich bemerkbar.
[0017] Erfindungsgemäß ist daher vorgesehen, dass der individuelle Frequenzgang eines Hörgeräts
in diesem abgelegt wird. Dazu wird eine Labormessung oder gegebenenfalls eine in-situ-Messung
durchgeführt, wie sie in FIG 2 skizziert ist. Dabei ist ein IdO-Hörgerät HG in einem
Ohrkanal OK eingesetzt. Das Ende eines Messschlauchs M oder ein Mikrophon befindet
sich in dem Raum zwischen dem Trommelfell TF und dem Hörgerät HG, so dass der Ausgangsschallpegel
des Hörgeräts HG in dem individuell geformten Ohrkanal gemessen werden kann. Das Hörgerät
HG wird zur Aufzeichnung des Frequenzgangs von einem Messgerät MG über eine Steuerleitung
SL angesteuert. Nach der Vermessung des individuellen Frequenzgangs durch das Messgerät
MG wird der Frequenzgang einem Speicher S des Hörgeräts HG abgelegt. Aus diesem Speicher
S ist der Frequenzgang jederzeit beispielsweise für eine Neueinstellung des Hörgeräts
HG an das Programmiergerät eines Akustikers übertragbar. Der Speicher S in dem Hörgerät
HG ist beispielsweise in Form eines EEPROM realisiert.
[0018] Die Akustiker bzw. Kunden brauchen für die Anpassung eines Hörgeräts nur die Software
für die Programmieroberfläche. Aktuelle Frequenzgangdaten und Updates dieser Daten
müssen durch die erfindungsgemäße Lösung nicht an die Akustiker und Kunden verteilt
werden. Vielmehr sind die frequenzspezifischen Hörgerätekurven für jedes Hörgerät
unmittelbar in dem jeweiligen Hörgerät abgelegt. Dies bedeutet, dass bei unterschiedlichen
Hörgerätetypen oder -versionen, aber auch bei Änderungen der Parameter am Hörgerät
die Programmiersoftware unverändert bleiben kann. Eine entsprechende Software-Verteilungsaktion
an die einschlägigen Anwender kann daher unterbleiben. Insbesondere kann auch ältere
Software für neuere Hörgeräte verwendet werden.
[0019] Die Ablegung des individuellen Frequenzgangs in dem Hörgerät eröffnet aber auch die
Möglichkeit, dass beliebige Kombinationen von Hörgerätekomponenten im Hörgerät verbaut
werden. Jede dieser Komponenten, insbesondere auch die Hörer beeinflussen den individuellen
Frequenzgang, der aber nun konkret abgespeichert ist. Letztlich wird immer die tatsächliche
Komponentenkombination vermessen und der entsprechende Frequenzgang im Hörgerät gespeichert.
1. Hörgerät mit
- einer Speichereinrichtung (S), in der Daten auslesbar eingespeichert sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die eingespeicherten Daten Frequenzgangdaten über den individuell für das vorliegende
Hörgerät (HG) gemessenen Frequenzgang umfassen.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, wobei der Frequenzgang in-situ gemessen ist, so dass die
Frequenzgangdaten indirekte Informationen über den Gehörgang (OK) des Hörgeräteträgers
beinhalten.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Frequenzgang mindestens im Bereich von
100 Hz bis 10 kHz abgespeichert ist.
4. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Frequenzgang mit 10 bis
200 Abtastwerten abgespeichert ist.
5. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Frequenzgangdaten in einem
standardisierten Format abgespeichert sind.
6. Verfahren zum Anpassen eines Hörgeräts (HG) für einen Hörgeräteträger,
gekennzeichnet durch,
- Auslesen von Frequenzgangdaten über den individuell für das vorliegende Hörgerät
(HG) gemessenen Frequenzgang aus einem Speicher (S) des Hörgeräts (HG) und
- Anpassen des Hörgeräts (HG) unter Verwendung der individuellen Frequenzgangdaten.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei der Frequenzgang in-situ gemessen wird, so dass die
Frequenzgangdaten indirekte Informationen über den Gehörgang (OK) des Hörgeräteträgers
beinhalten.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, wobei der Frequenzgang mindestens im Bereich von
100 Hz bis 10 kHz abgespeichert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei der Frequenzgang mit 10 bis 200
Abtastwerten abgespeichert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, wobei die Frequenzgangdaten in einem standardisierten
Format abgespeichert werden.