[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Bearbeiten des Bodens.
[0002] Es ist bekannt, Kaolin und sonstige Tonvorkommen im Tagebau abzubauen. Bei tiefer
liegenden Tonvorkommen ist der Tageabbau jedoch nur bedingt geeignet, da in diesem
Fall entsprechend durchmessergroße Abbaukessel benötigt werden. Darüber hinaus ist
es bekannt, tiefer liegende Tonvorkommen im Tiefbau aus Schächten zu fördern. Dieses
Verfahren ist jedoch vergleichsweise aufwändig und kostenintensiv.
[0003] In der US 5,363,927 A ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zum hydraulischen Bohren
offenbart. Ein Bohrkopf weist einen umgebenden Leitungskanal auf, an dessen Ende befinden
sich radial nach außen klappbare Schwenkarme, die in der Ruhestellung in Aussparungen
des Bohrkopfes anliegen. Wird ein Bohrfluid unter Hochdruck in den Leitungskanal eingeleitet,
werden die Arme ausgeklappt.
[0004] In der DE 2 035 934 wird ein hydraulisch-pneumatisches Verfahren zum Abtragen einer
Feststoffwand in Flüssigkeiten offenbart. Zur Verringerung der Dichte wird an der
Abbaustelle in die umgebende Flüssigkeit Gas eingeblasen.
[0005] Dadurch soll ein durch hohen Druck beschleunigter Wasserstrahl auch bei großen Abstand
zwischen Düse und Abbaustelle noch Material abtragen. Diese Verringerung der Dichte
wird durch Verschluss des Schachtes erhöht, wodurch ein Entweichen des Gases in die
Umgebung verhindert wird.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung und ein Verfahren anzugeben, mit welchen Bodenmaterial
bestimmter Bodenschichten effizient abgearbeitet werden können.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
1 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0008] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist an einem bodenseitigen Ende des Rohrkörpers
mindestens ein Schwenkarm mit einem Strahlrohr angeordnet,
der aus einer Ruheposition am Rohrkörper in eine Ausstellposition bewegbar ist, in
welcher der Schwenkarm seitlich am Rohrkörper vorsteht, und dass zum Erzeugen eines
Flüssigkeitsschneidstrahles das Strahlrohr im Wesentlichen geradlinig in eine Strahldüse
mündet.
[0009] Durch den ausstellbaren Schwenk-Schneidstrahlarm kann in einer definierten Bodenschicht
innerhalb des Bodens durch einen Schneidstrahl Bodenmaterial gezielt gelöst und abgearbeitet
werden. Zur Ausstellung des Schwenkarmes kann dieser nicht nur verschwenkbar sondern
auch beispielsweise teleskopartig ausfahrbar sein. Ein Grundgedanke der Erfindung
beruht in der Anordnung eines im Wesentlichen geraden, langen Strahlrohres, welches
geradlinig in die Strahldüse mündet. Im Gegensatz zu quer in ein Rohr eingebrachten
Düsen führt ein Strahlrohr mit einer Länge von zumindest 10 cm zu einem exakten, hochwirksamen
Schneidstrahl.
[0010] Der Schwenkarm, der geeigneterweise in einem unteren, bodenseitigen Bereich des Rohrkörpers
angeordnet ist, kann zum einen in eine Ruheposition am ihn tragenden Rohrkörper gebracht
werden. In dieser Ruheposition am Rohrkörper kann der Schwenkarm beispielsweise flach
am Rohkörper anliegen, in einer außenseitig am Rohrkörper vorgesehenen Aufnahmemulde
aufgenommen sein oder im Inneren des Rohrkörpers angeordnet sein. Nützlicherweise
bildet der Schwenkarm in der Ruheposition mit dem Rohrkörper eine durchgängige Oberfläche.
Insbesondere kann in der Ruheposition die Längsachse des Schwenkarms etwa parallel
zur Längsachse des Rohrkörpers angeordnet sein. Mit dem Schwenkarm in seiner Ruheposition
kann der Rohrkörper somit in besonders einfacher Weise unmittelbar in den Boden oder
in ein im Boden vorgegesehenes Bohrloch eingebracht werden.
[0011] Solange sich der Schwenkarm in der Ruheposition befindet, kann es vorteilhaft sein,
einen Flüssigkeitsdurchgang durch den Schwenkarm zu sperren. Es kann aber nützlich
sein, auch in der Ruheposition des Schwankarms einen Flüssigkeitsdurchgang hierdurch
vorzusehen, wobei ein erzeugter Flüssigkeitsstrahl dann beispielsweise einen Vortrieb
des Rohrkörpers in den Boden unterstützen kann.
[0012] Von der Ruheposition am Rohrkörper ist der Schwenkarm erfindungsgemäß in eine Ausstellposition
schwenkbar, in welcher dieser seitlich vom Rohrkörper hervorsteht. Insbesondere kann
die Längsachse des Schwenkarms mit der Längsachse des Rohrkörpers in der Ausstellposition
einen Ausstellwinkel α einschließen, der geeigneterweise 45° bis 120°, insbesondere
etwa 90° beträgt. In dieser Ausstellposition kann der Schwenkarm für einen Flüssigkeitsdurchgang
freigegeben und dabei ein zumindest annähernd radial zum Rohrkörper gerichteter Flüssigkeitsstrahl
erzeugt werden.
In der Ausstellposition des Schwenkarms tritt der Flüssigkeitsstrahl dabei erst in
einem gewissen radialen Abstand vom Rohrkörper hervor, weshalb eine besonders hohe
Reichweite des Flüssigkeitsstrahls im Boden erzielt wird und somit ein besonders großer
Abbaubereich bearbeitet werden kann. Neben der Ruheposition und der Ausstellposition
kann zudem auch mindestens eine Zwischenposition des Schwenkarms vorgesehen sein,
in welcher der Flüssigkeitsdurchgang freigegeben oder auch gesperrt sein kann.
[0013] Erfindungsgemäß ist die mindestens eine Schwenkarmdüse zum Erzeugen des Flüssigkeitsstrahls
so stirnseitig am Schwenkarm angeordnet, dass der erzeugte Flüssigkeitsstrahl zumindest
annähernd in Längsrichtung des Schwenkarms, d.h. parallel zu dessen Längsachse gerichtet
ist. Bei einem solchen längsgerichteten Flüssigkeitsstrahl, der stirnseitig aus dem
Schwenkarm hervortritt, sind die beim Austritt der Flüssigkeit aus dem Schwenkarm
auftretenden Reaktionskräfte ebenfalls hauptsächlich in Längsrichtung des Schwenkarms
gerichtet und können somit von diesem besonders gut aufgenommen werden. Insbesondere
treten im Wesentlichen keine Reaktionskräfte in Schwenkrichtung des Schwenkarms auf,
wodurch ein Schwenkantrieb des Schwenkarms entlastet wird. Die Ausführung des Schwenkarms
für einen etwa längsgerichteten Flüssigkeitsstrahl erlaubt somit die Verwendung besonders
hoher Flüssigkeitsdrücke zur Flüssigkeitsstrahlerzeugung, mithin eine besonders hohe
Strahlreichweite und einen besonders großen Abbaubereich.
[0014] Zum Verschwenken des Schwenkarms zwischen der Ausstellposition und der Ruheposition
kann der Schwenkantrieb grundsätzlich sowohl bodenseitig am Rohrkörper, insbesondere
nahe dem Schwenkarm, als auch obenseitig am Rohrkörper, d.h. nahe seinem vom bodenseitigen
Ende beabstandeten Ende, angeordnet sein. Der Schwenkantrieb kann beispielsweise mindestens
einen Hydraulikzylinder und/oder mindestens einen Pneumatikzylinder aufweisen, der
insbesondere direkt am Schwenkarm angelenkt sein kann. Alternativ oder zusätzlich
kann der Schwenkantrieb mindestens eine Antriebsstange aufweisen, die parallel zur
Längsachse des Rohrkörpers nach oben verläuft. Der Schwenkantrieb kann insbesondere
axial zueinander verschiebbare, geeigneterweise konzentrisch angeordnete Rohre aufweisen,
von denen insbesondere eines der Rohrkörper sein kann. Bevorzugterweise kann der Schwenkantrieb
auch ein Drehgetriebe, einen Drehmotor und/oder eine Zahnstange mit Ritzel aufweisen.
Vorteilhafterweise ist der Schwenkantrieb von, oben aus steuerbar. Sofern ein hydraulischer
Schwenkantrieb vorgesehen ist, können Hydraulikleitungen vorgesehen sein, die im Rohrkörper
nach oben laufen. Bei einem pneumatischen Schwenkantrieb können entsprechend Pneumatikleitungen
im Rohrkörper vorgesehen sein.
[0015] Das Strahlrohr ist vorteilhafterweise gerade, d.h. mit gerader Längsachse ausgeführt.
Nützlicherweise ist das Strahlrohr, insbesondere mit etwa kreisförmigem Außenquerschnitt
ausgeführt. Insbesondere zur Vergrößerung des Abtragungsbereiches und/oder zur Erhöhung
der Abbaugeschwindigkeit können mehrere Schwenkarme mit Strahlrohren vorgesehen sein.
In diesem Fall können die unterschiedlichen Schwenkarme bevorzugt unterschiedliche
Längen aufweisen, so dass die jeweiligen Schwenkarmdüsen in Ausstellposition unterschiedliche
radiale Abstände vom Rohrkörper aufweisen. Besonders brauchbar ist es, dass der mindestens
eine Schwenkarm eine Länge von etwa 50 cm bis 4 m, insbesondere eine Länge von ca.
2 m aufweist, wobei ein Großteil der Länge durch das Strahlrohr gebildet ist.
[0016] Nach der Erfindung ist vorgesehen, dass am Rohrkörper, insbesondere oberhalb des
Schwenkarms, mindestens eine Vorschneideeinrichtung zum Erzeugen eines weiteren Vorschneide-Flüssigkeitsstrahls
vorgesehen ist. Diese Vorschneideeinrichtung kann um beispielsweise 180° versetzt
zum Schwenkarm angeordnet sein. Mittels dieser Vorschneideeinrichtung kann insbesondere
Bodenmaterial in einem Vorschneidebereich gelockert und/oder gelöst werden. Geeigneterweise
ist der Vorschneidebereich dabei so dimensioniert, dass der Schwenkarm darin in seiner
Ausstellposition aufgenommen werden kann. Hierdurch wird ein besonders einfaches und
wenig kräfteaufwendiges Ausschwenken des Schwenkarms im Boden in die Ausstellposition
ermöglicht. Die geeigneterweise außen am Rohrkörper angeordnete Vorschneideeinrichtung
kann eine Vorschneidedüse aufweisen, die insbesondere unmittelbar an der Außenwand
des Rohrkörpers angeordnet sein kann. Die Vorschneidedüse kann aber auch an einem
Vorschneiderohr angeordnet sein, das radial aus dem Rohrkörper hervorsteht. Vorteilhafterweise
weist das Vorschneiderohr eine geringere Länge als der Schwenkarm auf. Nützlicherweise
ist die Vorschneideeinrichtung so ausgeführt, dass der Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl
etwa radial zum Rohrkörper verläuft.
[0017] Die Anordnung der Vorschneideeinrichtung oberhalb des Schwenkarms kann insbesondere
beinhalten, dass die Vorschneidedüse und somit der Austrittspunkt des weiteren Vorschneide-Flüssigkeitsstrahls
oberhalb der Schwenkarmdüse angeordnet ist. Eine solche Anordnung ist besonders dann
von Vorteil, wenn die Flüssigkeit beim Ziehen des Rohrkörpers über die Vorschneideeinrichtung
in den Boden injiziert wird. Unter einer Veränderung der Austrittscharakteristik der
Flüssigkeit im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens kann insbesondere verstanden
werden, dass die Flüssigkeit zunächst mittels der Vorschneideeinrichtung und daraufhin
zusätzlich oder alternativ mittels des Schwenkarms injiziert wird.
[0018] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass außenseitig am Rohrkörper, insbesondere oberhalb des Schwenkarmes
und/oder der Vorschneideeinrichtung, mindestens eine Zentriereinrichtung zum Zentrieren
des Rohrkörpers im Bohrloch vorgesehen ist. Eine derart ausgestaltete Vorrichtung
ist zur Aufnahme von Reaktionskräften, die beim Austreten des Flüssigkeitsstrahls
entstehen, besonders gut geeignet. Die Weiterbildung erlaubt somit die Verwendung
besonders hoher Flüssigkeitsdrücke und somit besonders hoher Strahlreichweiten. Die
Zentriereinrichtung weist geeigneterweise einen Abstandshalter auf, der radial vom
Rohrkörper hervorsteht, und der den Rohrkörper an der Bohrlochwandung abstützt. Eine
Zentriereinrichtung kann insbesondere dann vorgesehen sein, wenn ein verglichen mit
dem Rohrkörper durchmessergrößeres Bohrloch vor dem Einbringen des Rohrkörpers in
den Boden mittels eines Bohrwerkzeuges oder Schneidstrahles hergestellt wird.
[0019] Eine besonders brauchbare Vorrichtung ist ferner dadurch gekennzeichnet, dass am
Schwenkarm eine elastische Leitung zur Versorgung der Schwenkarmdüse mit Flüssigkeit
vorgesehen ist. Diese elastische Leitung ist geeigneterweise im Inneren des Rohrkörpers
angeordnet, wo sie besonders gut vom anstehenden Boden geschützt ist. Alternativ oder
zusätzlich zur elastischen Leitung können zur Versorgung der Schwenkarmdüse auch eine
Gelenkverbindung und/oder eine Umlenkungsverbindung vorgesehen sein. Die Leitung verbindet
in einem einzigen Bogen den Rohrkörper mit dem Strahlrohr, so dass nur ein geringer
Druckverlust entsteht.
[0020] Eine besonders zuverlässige Vorrichtung kann dadurch erhalten werden, dass ein Stellungssensor
zur Bestimmung der Schwenkposition des Schwenkarmes vorgesehen ist, wobei der Stellungssensor
insbesondere mit einer Steuerungseinrichtung verbunden ist, mit welcher eine Flüssigkeitszufuhr
mittels einer Pumpe zur Schwenkarmdüse steuerbar ist. Die Steuerungseinrichtung ist
geeigneterweise oben am Rohrkörper vorgesehen. Der Stellungssensor kann insbesondere
zur Bestimmung des Schwenkwinkels α und/oder zum Feststellen der Ausstellposition
dienen. Geeigneterweise ist die Steuerungseinrichtung so ausgebildet, dass die Flüssigkeitszufuhr
zur Schwenkarmdüse lediglich dann gegeben ist, wenn sich der Schwenkarm in der Ausstellposition
befindet. Zur Steuerung der Flüssigkeitszufuhr kann die Steuereinrichtung beispielsweise
mit der Pumpe oder mit einem Steuerungsventil in Verbindung stehen.
[0021] Die Vorrichtung kann zum Spezialtiefbau zur Erstellung von Gründungen oder auch zur
besonders effektiven Rohstoffgewinnung eingesetzt werden. Hierzu kann es nützlich
sein, dass an der Bodenoberfläche eine Abfördereinrichtung zum Abfördern rohstoffhaltiger
Suspension vom Rohrkörper zur Rohrstoffextraktion vorgesehen ist. Vorteilhafterweise
ist die Abfördereinrichtung zum Absaugen von Suspension aus dem Bohrloch ausgebildet.
Die Rohstoffextraktion kann insbesondere eine Abtrennung der Rohstoffkörner von der
Flüssigkeit beinhalten.
[0022] Eine besonders vorteilhafte Vorrichtung für den Abbau von festen mineralischen Rohstoffen
ist ferner dadurch gekennzeichnet, dass am Rohrkörper mindestens eine Leitung zum
gemeinsamen oder getrennten Versorgen der Vorschneideeinrichtung und der Schwenkarmdüse
mit Flüssigkeit vorgesehen ist. Sofern die Leitung zum gemeinsamen Versorgen vorgesehen
ist, kann die Vorschneideeinrichtung und/oder der Schwenkarm bevorzugt ein Flüssigkeitsventil
aufweisen. Sofern die Leitung zum getrennten Versorgen ausgebildet ist, weisen die
Vorschneideeinrichtung und der Schwenkarm geeigneterweise getrennte Leitungen auf.
Geeigneterweise weist die mindestens eine Leitung die elastische Leitung auf.
[0023] Das erfindungsgemäße Bodenbearbeitungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass
in einem ersten Arbeitsschritt eine Bohrung hergestellt wird, die mindestens bis in
eine zu bearbeitende Bodenschicht reicht, und dass in die Bohrung die Bodenbearbeitungsvorrichtung
eingebracht wird, mit welcher Bodenmaterial der Bodenschicht gelöst wird.
[0024] Bei dem erfindungsgemäßen Bodenbearbeitungsverfahren ergeben sich die Vorteile beim
Einsatz der vorbeschriebenen erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0025] Ein Grundgedanke der Erfindung kann darin gesehen werden, mittels der Vorrichtung
eine Flüssigkeit in Bodenschichten einzubringen, wodurch Bodenmaterial gezielt aus
dem Boden gelöst wird. Unter weiterer Zufuhr von Flüssigkeit wird die so feststoffangereicherte
Flüssigkeit aus dem Boden verdrängt und zur Bodenoberfläche abgeführt.
[0026] Grundsätzlich ist das erfindungsgemäße Verfahren neben dem Einsatz zum Spezialtiefbau
auch für den Abbau einer Vielzahl von festen mineralischen Rohstoffen geeignet. Besonders
nützlich ist das Verfahren für den Abbau von Tonmineralien, insbesondere von Kaolin.
Aber auch andere Tonmineralien wie z.B. Bentonit, Talk, Smektit oder Glimmer können
abgebaut werden. Bei den mineralischen Rohstoffen kann es sich insbesondere um Schichtsilikate
handeln. Besonders nützlich ist das Verfahren zum Abbau keramischer Rohstoffe. Vorteilhafterweise
wird die Flüssigkeit so gewählt, dass die abzubauenden Rohstoffkörner darin unlöslich
sind. Es kann aber auch vorgesehen sein, dass die Rohstoffkörner zumindest teilweise
in der Flüssigkeit löslich sind.
[0027] Unter einer Suspension kann erfindungsgemäß insbesondere eine Aufschlämmung unlöslicher
Feststoffkörner in der Flüssigkeit verstanden werden. Die Suspension kann auch als
Körnersuspension aus einem Konglomerat bezeichnet werden.
[0028] Besonders brauchbar ist das erfindungsgemäße Verfahren für den Abbau von Rohstoffvorkommen,
die in einer Tiefe von ca. 20 bis 100 m gelagert sind. Die Schichtstärke des Rohstoffvorkommens
kann dabei beispielsweise 40 m betragen und der Rohstoffanteil im Boden ca. 10 bis
30 Vol%. Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt in besonders einfacher Weise den Abbau
solch tiefer liegender Rohstoffvorkommen, ohne dass grundsätzlich eine kostenintensive
Schachterstellung notwendig wäre.
[0029] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann das Abbaugestänge grundsätzlich von der
Erdoberfläche aus in den Boden eingebracht werden. Es ist aber auch möglich, das Abbaugestänge
ausgehend von einem Stollen oder einem Schacht eines Tiefbaus in den Boden einzubringen.
Auch kann das Abbaugestänge vom Grund eines Tagebaus in den Boden eingebracht werden,
wodurch eine Vergrößerung der Abbautiefe ohne Durchmesservergrößerung des Abbaukessels
erreicht werden kann.
[0030] Vorteilhafterweise ist das erfindungsgemäße Abbaugestänge so ausgebildet, dass die
injizierte Flüssigkeit eine Reichweite in Radialrichtung zum Abbaugestänge von 2 bis
8 m, insbesondere von etwa 10 m, bezüglich der Längsachse des Abbaugestänges oder
einer Austrittsöffnung hat. Hierdurch können Rohstoffkörner in einem etwa zylindrischen
Abbaubereich mit einem Radius in der genannten Größenordnung abgebaut werden. Die
rohstoffhaltige Suspension wird geeigneterweise außenseitig am Abbaugestänge abgeführt.
Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn das Abbaugestänge in eine Bohrung eingebracht
wird, die durchmessergrößer als das Abbaugestänge selbst ist. Grundsätzlich ist es
aber auch möglich, die rohstoffhaltige Suspension im Inneren des Abbaugestänges nach
oben, d.h. in Richtung Erdoberfläche, abzuführen.
[0031] Das Abführen der rohstoffhaltigen Suspension entlang dem Abbaugestänge kann grundsätzlich
allein aufgrund einer Verdrängungswirkung durch die weiterhin in den Boden injizierte
Flüssigkeit erfolgen. Alternativ oder zusätzlich können jedoch Pumpeinrichtungen vorgesehen
sein, die das Abführen der rohstoffhaltigen Suspension nach oben unterstützen.
[0032] Eine besonders geeignete Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, dass eine Injektionsrate für die Flüssigkeit derart eingestellt wird,
dass eine Fließgeschwindigkeit der Suspension entlang dem Abbaugestänge kleiner als
eine Sinkgeschwindigkeit unerwünschter Schlechtkörner ist. Die Sinkgeschwindigkeit
kann dabei auch als Rückstromgeschwindigkeit und die Fließgeschwindigkeit als Aufsteiggeschwindigkeit
bezeichnet werden. Gemäß dieser vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird die
Injektionsrate, d.h. die pro Zeiteinheit in den Boden zugeführte Flüssigkeitsmenge,
also so gewählt, dass die unerwünschten Schlechtkörner schneller absinken als sie
nach oben abgeführt werden und diese somit im Boden zurückbleiben. Bei den Schlechtkörnern
kann es sich insbesondere um Grobteile handeln. Grundsätzlich kann es sich bei den
Schlechtkörnern aber auch um andere unerwünschte Beimischungen und Verunreinigungen,
beispielsweise um materialfremde Rohstoffbeimengungen handeln. Diese können beispielsweise
aufgrund einer unterschiedlichen Dichte oder unterschiedlicher Oberflächeneigenschaften
eine von der Sinkgeschwindigkeit erwünschter Rohstoffkörner unterschiedliche Sinkgeschwindigkeit
aufweisen.
[0033] Besonders vorteilhaft ist es, dass die Injektionsrate derart eingestellt wird, dass
Rohstoffkörner mit einer Korngröße, die oberhalb einer bestimmten Größtkorngröße liegt,
im Boden verbleiben. Hierdurch kann gewährleistet werden, dass lediglich Feinteile
aus dem Boden abgefüht werden, Grobteile hingegen im Boden zurückbleiben oder wieder
nach unten sinken und einen beim Rohstoffabbau im Abbaubereich entstehenden Hohlraum
abstützen. Unter Feinteilen werden dabei Rohstoffkörner verstanden, deren Teilchengröße
unterhalb der Größtkorngröße liegt. Die Größtkorngröße kann dabei insbesondere 1000µm,
bevorzugterweise 500µm betragen. Vorteilhafterweise wird die Injektionsrate für die
Flüssigkeit so eingestellt, dass die Sinkgeschwindigkeit von Teilchen mit einer Größe
oberhalb der Größtkorngröße größer als die Fließgeschwindigkeit der Suspension und
die Sinkgeschwindigkeit von Teilchen mit einer Größe unterhalb der Größtkorngröße
kleiner als die Fließgeschwindigkeit der Suspension entlang dem Abbaugestänge ist.
Dabei wurde erkannt, dass es sich bei der Fließgeschwindigkeit und bei der Sinkgeschwindigkeit
um mittlere Werte handeln kann, so dass gegebenenfalls auch ein geringer Restanteil
unerwünschter Schlechtkörner und/oder Grobteile nach oben gelangen kann. Bei der vorteilhaften
Ausführungsform kann die bei einer bestimmten Größtkorngröße zu wählende Injektionsrate
insbesondere auch von einem Außendurchmesser des Abbaugestänges und/oder einem Innendurchmesser
eines Bohrlochs, in dem das Abbaugestänge aufgenommen ist, abhängen.
[0034] Grundsätzlich kann die Flüssigkeit beliebig gewählt werden. Vorteilhafterweise handelt
es sich bei der Flüssigkeit jedoch um Wasser. Ein besonders schneller und wirkungsvoller
Rohstoffabbau kann dadurch gewährleistet werden, dass die Flüssigkeit unter hohem
Druck, der insbesondere zwischen 300 und 1500 bar liegen kann, in den Boden injiziert
wird. Eine Injektionsrate für die Flüssigkeit beträgt geeigneterweise 100 bis 2500
1 pro Minute, insbesondere 400 bis 2000 1 pro Minute.
[0035] Grundsätzlich ist es möglich, die Flüssigkeit beim Eindringen des Abbaugestänges
in den Boden, d.h. bei dessen axialer Vorschubbewegung, und/oder bei axialem Stillstand
des Abbaugestänges in den Boden zu injizieren. Besonders vorteilhaft ist es jedoch,
dass die Flüssigkeit beim Ziehen des Abbaugestänges in den Boden injiziert wird. In
diesem Fall können bereits gelöste Bodenteile, die nicht mit der Suspension nach oben
abgefördert werden, in einen Bereich unterhalb eines Schneidstrahls der injizierten
Flüssigkeit sinken, wo sie den Schneidstrahl nicht weiter behindern. Hierdurch wird
ein besonders wirkungsvoller Rohstoffabbau gewährleistet.
[0036] Besonders vorteilhaft ist es ferner, dass das Abbaugestänge wiederholt abgesenkt
und zumindest teilweise gezogen wird, wobei insbesondere eine Austrittscharakteristik
der Flüssigkeit aus dem Abbaugestänge geändert wird. Hierdurch wird ein besonders
gründlicher und vollständiger Rohstoffabbau gewährleistet. Zum Verändern der Austrittscharakteristik
der Flüssigkeit kann beispielsweise die Form mindestenst eines Schneidstrahles verändert
werden. Alternativ oder zusätzlich kann auch der Flüssigkeitsdruck und/oder die Injektionsrate
geändert werden. Zum Ändern der Austrittscharakteristik ist es aber auch möglich,
mindestens einen Austrittspunkt der Flüssigkeit aus dem Abbaugestänge zu verändern.
Beispielsweise kann hierzu eine erste Injektionsdüse für einen Flüssigkeitsdurchgang
geöffnet und eine zweite Injektionsdüse gesperrt werden. Ferner können zum Ändern
der Austrittscharakteristik auch zusätzliche Austrittspunkte der Flüssigkeit freigegeben
werden.
[0037] Ein besonders vollständiger Rohstoffabbau kann erfindungsgemäß dadurch erzielt werden,
dass das Abbaugestänge während der Injektion der Flüssigkeit gedreht wird. Hierdurch
kann sich insbesondere ein zumindest annähernd zylindrischer Rohstoffabbaubereich
im Boden einstellen. Geeigneterweise wird das Abbaugestänge während der Drehung auch
in Axialrichtung bewegt, insbesondere gezogen. Die Drehung kann mit gleichbleibender
Drehrichtung oder alternierend erfolgen.
[0038] In einer weitere Variante wird der Rohrkörper und/oder der Schwenkarm über einen
Schwingungserreger in Schwingungen gebracht. Die aufgebrachten Schwingungen liegen
dabei bevorzugt in einem Bereich zwischen 10 und 100 Hz. Hierdurch kann die Abtragungswirkung
des Schneidstrahls erhöht werden und der Rohrkörper läßt sich, insbesondere bei ausgeschwenktem
Schwenkarm, unter geringerem Kraftaufwand drehen.
[0039] Grundsätzlich ist es möglich, das Abbaugestänge unmittelbar in den unbearbeiteten
Boden einzubringen, wobei dann geeigneterweise stirnseitig am unteren Ende des Abbaugestänges
eine Bohreinrichtung zum Lösen des anstehenden Bodens vorgesehen ist. Ein besonders
brauchbares Verfahren besteht jedoch darin, dass zunächst mittels eines Bohrwerkzeuges
ein vorzugsweise zumindest teilweise verrohrtes Bohrloch im Boden hergestellt wird,
in das anschließend das Abbaugestänge eingebracht wird. In diesem Fall wird die Bohrung
also nicht durch das Abbaugestänge selbst, sondern durch das Bohrwerkzeug oder durch
Vorschneiden hergestellt. Das Bohrwerkzeug kann dabei insbesondere ein Bohrgestänge
mit einem bodenseitig angeordneten Bohrkopf aufweisen. Die zumindest teilweise Verrohrung
der Bohrung kann insbesondere bei einbruchsgefährdeten Böden vorgesehen sein.
[0040] Die Erfindung wird nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert,
die schematisch in den Figuren dargestellt sind. In den Figuren zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt einer erfindungsgemäßen Vorrichtung; und
- Fig. 2 bis Fig. 6
- die Vorrichtung aus Fig. 1 in verschiedenen Stadien des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0041] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung 60 mit einem Abbaugestänge 50 ist in Fig. 1 dargestellt.
[0042] Das Abbaugestänge 50 weist einen Rohrkörper 2 auf, der in ein Bohrloch 18 im Boden
40 eingebracht ist. Stirnseitig ist am Rohrkörper 2 eine Bohreinrichtung 3 angeordnet,
die beispielsweise als Bohrkrone, als Bohrkopf und/oder als Verdrängerkopf ausgebildet
sein kann. Die Bohreinrichtung 3 ist dabei nicht in allen Fällen zwingend erforderlich.
[0043] Bodenseitig am Rohrkörper 2, d.h. nahe seinem unteren Ende, ist ein Schwenkarm 9
mit einem endseitigen Strahlrohr 8 vorgesehen, welches in einer Schwenkarmdüse 10
mündet. Beim Bezugszeichen 9 ist der Schwenkarm dabei in einer Ausstellposition, beim
Bezugszeichen 8a in einer Ruheposition am Rohrkörper 2 dargestellt. Während in der
Ruheposition eine Längsachse des Schwenkarms 9 etwa parallel zu einer Längsachse 26
des Rohrkörpers 2 verläuft, schließt die Längsachse des Schwenkarms 9 in dessen Ausstellposition
mit der Längsachse 26 des Rohrkörkörpers 2 einem Schwenkwinkel α von 90° ein.
[0044] Zum Verschwenken ist der Schwenkarm 9 an einer Schwenkachse 13 angelenkt. Die Schwenkachse
13 verläuft dabei etwa radial zur Längsachse 26 des Rohrkörpers 2. Zum angetriebenen
Verschwenken weist das Abbaugestänge 50 einen Schwenkantrieb mit einem Hydraulikzylinder
11 auf, der an einer Seite am Rohrkörper 2 angelenkt ist. Auf seiner anderen, kolbenseitigen
Seite ist der Hydraulikzylinder 11 an einem rückwärtigen Hebelarm 14 des Schwenkarms
9 jenseits der Schwenkachse 13 angebracht. Zum Ausschwenken des Schwenkarms 9 wird
der Hydraulikzylinder 11 ausgefahren, wodurch der Schwenkarm 9 mit der Schwenkarmdüse
10, wie mit dem unterbrochenen Pfeil dargestellt, in einer Kreisbahn nach oben augeschwenkt
wird.
[0045] Oberhalb des Schwenkarms 9 ist außenseitig am Rohrkörper 2 eine Vorschneideeinrichtung
46 vorgesehen. Die Vorschneideeinrichtung 46 weist ein radial zur Längsachse 26 des
Rohrkörpers 2 verlaufendes Vorschneiderohr 6 auf, an dem stirnseitig eine Vorschneidedüse
7 angeordnet ist. Bei ausgeschwenktem Schwenkarm 9, d.h. bei Vorliegen der Ausstellposition,
ist die Schwenkarmdüse 10 radial weiter von der Längsachse 26 des Rohrkörpers 2 beabstandet
als die Vorschneidedüse 7. Dabei ist ein Austrittspunkt für Flüssigkeit aus der Vorschneideeinrichtung
46 gegenüber einem Austrittspunkt für Flüssigkeit aus dem Schwenkarm 9 zurückversetzt.
[0046] Zur Versorgung des Strahlrohres 8 und der Schwenkarmdüse 10 mit Flüssigkeit ist koaxial
im Rohrkörper 2 eine erste Leitung 4 angeordnet. Diese Leitung 4 ist über eine als
Schlauchstück ausgeführte elastische Leitung 12 mit dem relativ langen, geraden Strahlrohr
8 verbunden. Zum Erzeugen eines in Fig. 1 nicht dargestellten Flüssigkeitsstrahls
aus der Schwenkarmdüse 10 wird Flüssigkeit, insbesondere Wasser, in Pfeilrichtung
16 in die Leitung 4 eingeleitet. Zwischen der Wandung der Leitung 4 und der Wandung
des Rohrkörpers 2 ist im Rohrkörper 2 ein Ringraum ausgebildet, der eine zweite Leitung
5 für die Flüssigkeitszufuhr zur Vorschneideeinrichtung 46 bildet. Wird in diese zweite
Leitung 5 Flüssigkeit in Pfeilrichtung 15 zugeführt, so tritt aus der Vorschneidedüse
7 ein in Fig. 1 nicht dargestellter Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl aus.
[0047] Zur Zentrierung des Rohrkörpers 2 im Bohrloch 18 und insbesondere zur Aufnahme von
radial gerichteten Reaktionskräften beim Austritt von Flüssigkeitsstrahlen aus der
Vorschneidedüse 7 oder aus der Schwenkarmdüse 10 sind außenseitig am Rohrkörper 2
oberhalb der Vorschneideeinrichtung 46 Zentriereinrichtungen 21 vorgesehen. Diese
als Abstandshalter mit außenliegendem Gleitschuh ausgebildeten Zentriereinrichtungen
21 stützen den Rohrkörper 2 radial an einer Bohrlochwandung 1 des Bohrlochs 18 ab.
[0048] Die Länge des Vorschneiderohrs 6 ist so gewählt, dass diese kleiner als ein Bohrlochradius
23 des Bohrlochs 18 ist und das Abbaugestänge 50 somit ungehindert in das Bohrloch
18 eingeführt werden kann. Durch Flüssigkeitsausstoß aus der Vorschneidedüse 7 und
gleichzeitiger axialer Bewegung und Drehung des Rohrkörpers 2 in Drehrichtung 28 wird
durch die erfindungsgemäße Vorrichtung Boden in einem zylindrischen Vorschneidebereich
34 mit einem Vorschneidebereichradius 24 gelockert und/oder gelöst. Der Vorschneidebereichradius
24 wird dabei geeigneterweise so gewählt, dass im Vorschneidebereich 34 ein Ausschwenken
des Schwenkarms 9 in die Ausstellposition möglich ist, d.h. der Vorschneidebereichradius
24 wird geeigneterweise größer als ein radialer Abstand der Schwenkarmdüse 10 von
der Längsachse 26 des Rohrkörpers 2 gewählt.
[0049] Durch Flüssigkeitsausstoß aus der ausgeschwenkten Schwenkarmdüse 10 bei gleichzeitiger
Axialbewegung und Drehung des Rohrkörpers 2 in Drehrichtung 28 wird in einem etwa
zylindrischen Abbaubereich 35 mit einem Abbaubereichradius 25 und einer Höhe 20 Bodenmaterial
gelockert und/oder gelöst. Wird beim Ziehen des Rohrkörpers 2 gleichzeitig Wasser
aus dem Strahlrohr 8 und aus der Vorschneideeinrichtung 46 ausgestoßen, so besteht
aufgrund der obenseitigen Anordnung der Vorschneideeinrichtung 46 bezüglich dem Schwenkarm
9 zwischen dem Vorschneidebereich 34 und dem Abbaubereich 35 eine Höhendifferenz 19.
[0050] Die Flüssigkeit, die über das Strahlrohr 8 und/oder die Vorschneideeinrichtung 46
in den Boden 40 injiziert wird, wird dabei mit Bodenmaterial, insbesondere mit Rohstoffteilchen,
angereichert und sodann außenseitig am Rohrkörper 2 im Ringraum zwischen Bohrlochwandung
1 und der Wandung des Rohrkörpers 2 in Pfeilrichtung 17 nach oben abgeführt.
[0051] Die Bohreinrichtung 3 kann insbesondere so ausgebildet sein, dass sie über den Schwenkarm
9 in dessen Ruheposition in Radialrichtung hervorsteht und diesen somit vor anstehendem
Bodenmaterial schützt.
[0052] Verschiedene Verfahrensstadien eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Verfahrens unter Verwendung des in Fig. 1 dargestellten Abbaugestänges 50 sind in
den Fig. 2 bis 6 dargestellt. Dabei werden dieselben Bezugszeichen wie in Fig. 1 verwendet.
[0053] In einem ersten Schritt des dargestellten Verfahrens wird mittels eines nicht dargestellten
Bohrwerkzeuges im Boden 40 zunächst ein Bohrloch 18 bis zu einer Endtiefe 38 abgeteuft.
Zur Stützung von Rollkies kann das Bohrloch 18 dabei in einem oberen Bereich verrohrt
ausgebildet werden. Das Bohrloch 18 wird derart durchmessergrößer als der Rohrkörper
2 ausgestaltet, dass dieser mit der radial vorstehenden Vorschneideeinrichtung 46
bei eingeschwenktem Schwenkarm 9 in einem nächsten Schritt ungehindert zentrisch in
das Bohrloch 18 eingeführt und hierin abgesenkt werden kann.
[0054] Nachdem der eingeschobene Rohrkörper 2 mit seiner bodenseitig angeordneten Bohreinrichtung
3 am Grund des Bohrlochs 18 aufliegt, wird der Rohrkörper 2 zunächst solange weiter
in den Boden eingeschoben, bis sich die Vorschneideeinrichtung 46 knapp oberhalb der
Endtiefe 38 befindet. Durch Abtragungswirkung der Bohreinrichtung 3 am Bohrlochgrund,
die insbesondere durch eine Drehung des Rohrkörpers 2 erzeugt werden kann, wird hierbei
mittig und durchmesserkleiner zum Bohrloch 18 ein Vorschubbohrloch 31 erzeugt. Zur
Unterstützung der Wirkung der Bohreinrichtung 3 kann dabei gegebenenfalls Flüssigkeit
über die Leitung 4 an den eingeschwenkten Schwenkarm 14 zugeführt werden, wobei die
Flüssigkeit dann nahe der Bohreinrichtung 3 aus der Schwenkarmdüse 10 hervortritt.
[0055] Nachdem die Vorschneideeinrichtung 46 auf der Endtiefe 38 angelangt ist, wird über
die Leitung 5 Flüssigkeit unter Druck zur Vorschneideeinrichtung 46 zugeführt und
dabei ein Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl 43 in Radialrichtung zur Längsachse 26 des
Rohrkörpers 2 erzeugt. Gleichzeitig wird der Rohrkörper 2 gedreht und in Pfeilrichtung
30 gezogen. Durch die Wirkung des Vorschneide-Flüssigkeitsstrahls 43 wird Bodenmaterial
im Vorschneidebereich 34 gelöst und/oder gelockert. Dieses Verfahrensstadium ist in
Fig. 2 dargestellt. Während des gesamten Verfahrens wird die über die Leitungen 4,
5 in den Boden 40 eingebrachte und dort mit Bodenmaterial angereicherte Flüssigkeit
in Pfeilrichtung 17 außen am Rohrkörper 2 nach oben abgeführt.
[0056] Unter Höhenzunahme des Vorschneidebereichs 34 wird der Rohrkörper 2 unter Drehung
um seine eigene Achse weiter gezogen, bis der Schwenkarm 9 vollständig aus dem Vorschubbohrloch
31 herausgezogen ist. Dieser Zustand ist in Fig. 3 dargestellt.
[0057] Im Anschluss wird der Schwenkarm 9 aus seiner Ruheposition in seine Ausstellposition
ausgeschwenkt, wobei gleichzeitig der Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl 43 deaktiviert
wird. Dieses Verfahrensstadium ist in Fig. 4 dargestellt. Während des Ausschwenkens
des Schwenkarms 9 wird vorteilhafterweise eine Drehung des Rohrkörpers 2 gestoppt.
[0058] Der Rohrkörper 2 wird daraufhin ohne weitere Flüssigkeitszufuhr solange wieder in
den Boden eingeschoben, bis der ausgestellte Schwenkarm 9 etwa die Endtiefe 38 erreicht
hat. Zur Erleichterung des Vorschubs kann der Rohrkörper 2 dabei auch gedreht werden.
Anschließend werden sowohl der Vorschneideeinrichtung 46 als auch dem Strahlrohr 8
Flüssigkeit unter Druck zugeführt, wodurch sich an der Vorschneideeinrichtung 46 wieder
der Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl 43 und am Strahlrohr 8 ein Flüssigkeitsstrahl 41
einstellt. Gleichzeitig wird der Rohrkörper 2 wieder in Drehung versetzt und in Axialrichtung
gezogen. Dieses Verfahrensstadium ist in Fig. 5 dargestellt.
[0059] Der etwa radial zum Rohrkörper 2 gerichtete Flüssgkeitsstrahl 41 weist eine größere
Reichweite als der Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl 43 auf und lockert und/oder löst
rohstoffhaltiges Bodenmaterial im verglichen mit dem Vorschneidebereich 34 durchmessergrößeren
Abbaubereich 35. Durch weiteres Ziehen des Rohrkörpers 2 wird, wie in Fig. 6 dargestellt,
die Höhe des Abbaubereiches 35 vergrößert. Aufgrund der in Axialrichtung vorauseilenden
Vorschneideeinrichtung 46 wird dabei sichergestellt, dass sich der Schwenkarm 9 stets
im Vorschneidebereich 34 befindet. Hierzu kann es insbesondere nützlich sein, dass
das Vorschneiderohr 6 und/oder die Vorschneidedüse 7 in Umfangsrichtung des Rohrkörpers
2 versetzt bezüglich dem ausgeschwenkten Schwenkarm 9 angeordnet ist.
[0060] Das Ziehen bei aktiviertem Flüssigkeitsstrahl 41 und gleichzeitig aktiviertem Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl
43 kann insbesondere solange fortgeführt werden, bis der Schwenkarm 9 am oberen Ende
einer rohstoffhaltigen Bodenschicht angelangt ist, wobei kontinuierlich angereicherte
Flüssigkeit in Pfeilrichtung 17 abgeführt wird. Nach Erreichen des oberen Endes der
rohstoffhaltigen Bodenschicht werden der Flüssigkeitsstrahl 41 und der Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl
43 deaktiviert, der Schwenkarm 9 in Ruheposition eingeschwenkt und das Abbaugestänge
50 vollständig gezogen.
1. Bodenbearbeitungsvorrichtung, insbesondere zum Abbau von festen mineralischen Rohstoffen,
mit einem in den Boden einbringbaren Rohrkörper (2), wobei an einem bodenseitigen
Ende des Rohrkörpers (2) mindestens ein Schwenkarm (9) mit einem Strahlrohr (8) angeordnet
ist, der aus einer Ruheposition am Rohrkörper (2) in eine Ausstellposition bewegbar
ist, in welcher der Schwenkarm (9) seitlich vom Rohrkörper (2) vorsteht, und zum Erzeugen
eines Flüssigkeitsschneidstrahls das Strahlrohr (8) im Wesentlichen geradlinig in
eine Strahldüse (10) mündet,
dadurch gekennzeichnet,
dass am Rohrkörper (2)beabstandet von dem mindestens einen Schwenkarm (9) mindestens eine
Vorschneideeinrichtung (46) zum Erzeugen eines Vorschneide-Flüssigkeitsstrahls (43)
vorgesehen ist, welcher quer zur Achse des Rohrkörpers (2) gerichtet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass außenseitig am Rohrkörper (2), insbesondere oberhalb des Schwenkarmes (9, 14) und/oder
der Vorschneideeinrichtung (46), mindestens eine Zentriereinrichtung (21) zum Zentrieren
des Rohrkörpers (2) in einem Bohrloch (18) vorgesehen ist.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Richtung des Vorschneide-Flüssigkeitsstrahls (43) der Vorschneideeinrichtung
(46) im Grundriss gegenüber der Richtung des Flüssigkeitsschneidstrahls (41) des Strahlrohres
(8) verschwenkt ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass am Schwenkarm (9) eine elastische Leitung (12) zur Versorgung der Schwenkarmdüse
(10) mit Flüssigkeit vorgesehen ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Sensor in dem Schwenkarm (9) angeordnet ist, welcher Daten, insbesondere zur
Stellung des Schwenkarmes (9), zur Bodenoberfläche überträgt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausschwenken des Schwenkarmes (9) durch eine Verstellvorrichtung (11) am unteren
Teil des Rohrkörpers (2) erfolgt, die von der Bodenoberfläche aus betätigbar ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausschwenken des Schwenkarmes (9) dadurch erfolgt, dass parallel zum Rohrkörper (2) eine Antriebsstange oder ein umhüllendes
Rohr relativ verschoben wird.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Schwenkwinkel α des Flüssigkeitsschneidstrahles (41) in einem Bereich von 45°
-120° liegt und insbesondere einen Winkel von etwa 90° einnimmt.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Bodenoberfläche eine Abfördereinrichtung zum Abfördern rohstoffhaltiger Suspension
vom Rohrkörper (2) zur Rohstoffextraktion vorgesehen ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Schwingungserreger vorgesehen ist, mit dem der Rohrkörper (2) und/oder der Schwenkarm
(9) in Schwingung versetzbar ist.
11. Bodenbearbeitungsverfahren mit einer Bodenbearbeitungsvorrichtung (60) nach einem
der Ansprüche 1 bis 10, bei dem
- in einem ersten Arbeitsschritt eine Bohrung (18) hergestellt wird, die mindestens
bis in eine zu bearbeitende Bodenschicht reicht, und
- in der Bohrung (18) durch Ausschwenken mindestens eines Schwenkarmes (9) einer Bodenbearbeitungsvorrichtung
(60) mit einem Flüssigkeitsstrahl (41) Bodenmaterial der Bodenschicht gelöst wird,
dadurch gekennzeichnet,
- dass vor dem Ausschwenken des Schwenkarmes (9) ein Radius (23) der Bohrung (18) durch
einen Vorschneide-Flüssigkeitsstrahl (43) einer Vorschneideeinrichtung (46) auf einen
Zwischenradius (24) aufgeschnitten wird, der so groß ist, dass der Schwenkarm (9)
in eine Querstellung zur Achse des Rohrkörpers (2) gebracht werden kann.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass spätestens nach Erreichen einer Querstellung des Schwenkarmes (9) mit einem Flüssigkeitsstrahl
(41) der Durchmesser der Bohrung auf einen Abbauradius (25) vergrößert wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Abbau und zur Gewinnung mineralischer Rohstoffe, insbesondere Tonmineralien,
die Suspension aus Schneidflüssigkeit und gelösten, mineralischen Rohstoffen durch
die Bohrung (18) zur Bodenoberfläche gefördert wird, wobei der Förderstrom dadurch aufrecht erhalten wird, dass über die Schwenkarmdüse (10) und/oder die Vorschneideeinrichtung
(46) weitere Schneidflüssigkeit nachgefüllt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Rohrkörper (2) in der Bohrung (18) zum Zwecke der Aufnahme von Rückstoßkräften
und Vergrößerung des Abbauradiuses (25) des Flüssigkeitsschneidstrahles (41) zentriert
wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 oder 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Radius (23) der Bohrung (18) im Verhältnis zur Querschnittsfläche des Rohrkörpers
(2) so gewählt wird, dass sich eine Strömungsgeschwindigkeit nach oben in der Bohrung
(18) einstellt, die so groß ist, dass nur ein vorbestimmter Feinkorndurchmesser aus
dem abgebauten mineralischen Rohstoff in Suspension nach oben gefördert wird, während
das unerwünschte Großkorn in den unteren Bereich der Bohrung (18) absinkt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass zunächst mittels eines Bohrwerkzeuges ein zumindest teilweise verrohrtes Bohrloch
(18) im Boden (40) hergestellt wird, in das anschließend das Abbbaugestänge (50) eingebracht
wird.