[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Zusammensetzungen, welche einen Kaltfließverbesserer
für Mineralöle oder Mineralöldestillate gelöst in naphthalinarmem Solvent Naphtha
(SN), und einen Lösevermittler enthalten.
[0002] SN ist ein Produkt, welches bei der Raffinierung von Erdöl anfällt. Es handelt sich
im allgemeinen um eine Fraktion mit folgenden typischen Eigenschaften:
| Dichte bei 15°C (nach ASTM D1298) |
0,86 - 0,905 g/ml |
| Siedeanfang (nach AST>M D1078) |
150°C |
| Siedeende (nach ASTM D1078) |
305°C |
| Farbe nach Saybolt (nach ASTM D156) |
+25 bis +30 |
| Doctor Test (nach ASTM D235) |
negativ |
| Pensky Closed Flash Test (nach ASTM D93) |
40°C - 100°C |
| Aromatengehalt (HPLC) |
> 90 Gew.-% |
[0003] SN hatte bislang einen hohen Naphthalingehalt, der bei 10 und mehr Gewichtsprozenten
liegen konnte. Da Naphthalin im Verdacht steht, krebserregend zu sein, werden die
Zusammensetzungen, die mehr als 1 Gew.-% Naphthalin enthalten, im Hinblick auf ihre
möglichen krebserregende Eigenschaft kennzeichnungspflichtig. Dies hat zur Konsequenz,
dass SN mit niedrigem Naphthalin hergestellt werden wird.
[0004] SN ist ein übliches Lösungsmittel für Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer. So offenbart
beispielsweise EP-A-0 733 694 Mitteldestillat-Kaltfließverbessererzusammensetzungen,
die neben Alkoholen und dem Kaltfließverbesserer auch SN enthalten.
[0005] Die Beschränkung des Naphthalingehalts von SN hat aber zur Folge, dass sich die Lösemitteleigenschaften
von SN verändern. So wurde gefunden, dass die Lösemitteleigenschaften des SN mit weniger
als 1 Gew.-% Naphthalin für Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer deutlich schlechter
sind als diejenigen von SN, welches nicht naphthalinarm ist.
[0006] Da SN ein häufig verwendetes Lösemittel für Kaltfließverbesserer ist, bestand die
zu lösende Aufgabe darin, einen Lösevermittler zu finden, der die verschlechterte
Lösemitteleigenschaften des naphthalinarmen SN für Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer
so weit verbessert, dass entsprechende Lösungen handhabbar bleiben. Eine weitere Aufgabe
war es, mit dem Lösevermittler den Pour Point dieser Lösungen abzusenken.
[0007] Überraschenderweise wurde gefunden, dass der Zusatz von Alkoholen und/oder bestimmten
cyclischen Kohlenwasserstoffen die Lösemitteleigenschaften von naphthalinarmem SN
für Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer verbessert, und zu einer Pour Point-Absenkung
führt.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist somit eine Zusammensetzung, enthaltend
A) Solvent Naphtha mit einem Naphthalingehalt von weniger als 1 Gew.-%,
B) einen Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer und
C) ein lösevermittelndes Additiv, ausgewählt aus aliphatischen oder alicyclischen
C1- bis C22-Alkoholen, cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffen und monocyclischen aromatischen
Kohlenwasserstoffen.
[0009] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von aliphatischen oder alicyclischen
C
1- bis C
22-Alkoholen, cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffen oder monocyclischen aromatischen
Kohlenwasserstoffen als Lösevermittler und Pour Point Depressant in Lösungen von Solvent
Naphtha mit weniger als 1 Gew.-% Naphthalingehalt und Mitteldestillat-Kaltfließverbesserern.
[0010] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Lösungen
von Mitteldestillat-Kaltfließverbesserern in Solvent Naphtha mit weniger als 1 Gew.-%
Naphthalingehalt, indem man dem Gemisch dieser beiden Bestandteile ein lösevermittelndes
Additiv ausgewählt aus aliphatischen oder alicyclischen C
1- bis C
22-Alkoholen, cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffen und monocyclischen aromatischen
Kohlenwasserstoffen, zusetzt.
[0011] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Lösungen von Mitteldestillat-Kaltfließverbesserern
in Solvent Naphtha mit weniger als 1 Gew.-% Naphthalingehalt, enthaltend aliphatische
oder alicyclische C
1- bis C
22-Alkohole, cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe oder monocyclische aromatische Kohlenwasserstoffe,
als Kälteadditive in Mitteldestillaten, Biobrennstoffölen oder deren Mischungen.
[0012] Bei Bestandteil C) der erfindungsgemäßen Zusammensetzung handelt es sich vorzugsweise
um einwertige Alkohole. In einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Kohlenwasserstoffreste
der Alkohole 1 bis 12, insbesondere 1 bis 10 Kohlenstoffatome auf. Die Kohlenwasserstoffreste
sind aliphatisch oder alicyclisch. Beispiele geeigneter Alkohole sind Methanol, Ethanol,
2-Ethylhexanol und Cyclohexanol.
[0013] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei Bestandteil C)
um cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe. Dies sind mono- oder polycyclische Kohlenwasserstoffe,
die nicht aromatisch sind. Die cycloaliphatischen Verbindungen können gesättigt oder
ungesättigt sein. Sie umfassen vorzugsweise 4 bis 18, insbesondere 6 bis 12 Kohlenstoffatome.
Sie können Substituenten wie beispielsweise Amino-, Carboxy-, Keto- oder Aldehyd-Gruppen
tragen. Beispielhaft können hier Cyclohexan, Norbornan, Norbornen und deren Derivate
genannt werden.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei Bestandteil C)
um monocyclische aromatische Verbindungen. Diese können Substituenten wie beispielsweise
Hydroxy-, Amino-, Carboxy-, Keto- oder Aldehyd-Gruppen tragen. Beispielhaft zu nennen
sind die isomeren Nonylphenole, Hydroxybenzole und Salicylaldehyd.
[0015] Als Bestandteil B) kommen die üblichen Kaltfließverbesserer für Mitteldestillate
in Frage.
[0016] Beispiele solcher Kaltfließverbesserer sind polare Verbindungen, die eine Paraffindispergierung
bewirken (Paraffindispergatoren), Alkylphenol-Aldehydharze, polymere Kaltfließverbesserer
sowie öllösliche Amphiphile.
[0017] So sind als Kaltfließverbesserer solche Polymere geeignet, die 10 bis 40 Gew.-% Vinylacetat
und 60 bis 90 Gew.-% Ethylen enthalten. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung
setzt man als Bestandteil B) Ethylen/Vinylacetat/Vinyl-2-ethylhexanoat-Terpolymere,
Ethylen/Vinylacetat/Neononansäurevinylester-Terpolymere und/oder Ethylen-Vinylacetat/Neodecansäurevinylester-Terpolymere
ein. Die Terpolymerisate der 2-Ethylhexansäurevinylester, Neononansäurevinylester
bzw. der Neodecansäurevinylester enthalten außer Ethylen 8 bis 40 Gew.-% Vinylacetat
und 1 bis 40 Gew.-% des jeweiligen langkettigen Vinylesters. Weitere bevorzugte Copolymere
enthalten neben Ethylen und 10 bis 40 Gew.-% Vinylacetat und/oder 1 bis 40 Gew.-%
Vinylester von C
6 bis C
12-Carbonsäuren, insbesondere Neononansäurevinylester, Neodecansäurevinylester oder
2-Ethylhexansäurevinylester, noch 0,5 bis 20 Gew.-% Olefin mit 3 bis 10 C-Atomen wie
z.B. Isobutylen, Diisobutylen, Propylen, Methylpenten oder Norbornen.
[0018] Bei den Paraffindispergatoren handelt es sich vorzugsweise um niedermolekulare oder
polymere, öllösliche Verbindungen mit ionischen oder polaren Gruppen wie z.B. Aminsalze,
Imide und/oder Amide. Besonders bevorzugte Paraffindispergatoren enthalten Umsetzungsprodukte
sekundärer Fettamine mit 8 bis 36 C-Atomen, insbesondere Dicocosfettamin, Ditalgfettamin
und Distearylamin. Besonders bewährt haben sich Paraffindispergatoren, die durch Reaktion
aliphatischer oder aromatischer Amine, vorzugsweise langkettiger aliphatischer Amine,
mit aliphatischen oder aromatischen Mono-, Di-, Tri- oder Tetracarbonsäuren oder deren
Anhydriden erhalten werden (vgl. US 4 211 534). Andere Paraffindispergatoren sind
Copolymere des Maleinsäureanhydrids und α,β-ungesättigter Verbindungen, die gegebenenfalls
mit primären und/oder sekundären Monoalkylaminen und/oder aliphatischen Alkoholen
umgesetzt werden können (vgl. EP-A-0 154 177), die Umsetzungsprodukte von Alkenylspirobislactonen
mit Aminen (vgl. EP-A-0 413 279 B1) und nach EP-A-0 606 055 A2 Umsetzungsprodukte
von Terpolymeren auf Basis α,β-ungesättigter Dicarbonsäureanhydride, α,β-ungesättigter
Verbindungen und Polyoxyalkylenether niederer ungesättigter Alkohole.
[0019] Als Bestandteil B) sind ferner Ester geeignet. Diese Ester leiten sich von Polyolen
mit 3 oder mehr OH-Gruppen ab, insbesondere von Glycerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit
sowie die daraus durch Kondensation zugänglichen Oligomere mit 2 bis 10 Monomereinheiten
wie z.B. Polyglycerin. Die Polyole sind im allgemeinen mit 1 bis 100 mol Alkylenoxid,
bevorzugt 3 bis 70, insbesondere 5 bis 50 mol Alkylenoxid pro mol Polyol umgesetzt.
Bevorzugte Alkylenoxide sind Ethylenoxid, Propylenoxid und Butylenoxid. Die Alkoxylierung
erfolgt nach bekannten Verfahren.
[0020] Die für die Veresterung der alkoxylierten Polyole geeigneten Fettsäuren haben vorzugsweise
8 bis 50, insbesondere 12 bis 30, speziell 16 bis 26 C-Atome. Geeignete Fettsäuren
sind beispielsweise Laurin-, Tridecan-, Myristin-, Pentadecan-, Palmitin-, Margarin-,
Stearin-, Isostearin-, Arachin- und Behensäure, Öl- und Erucasäure, Palmitolein-,
Myristolein, Ricinolsäure, sowie aus natürlichen Fetten und Ölen gewonnene Fettsäuremischungen.
Bevorzugte Fettsäuremischungen enthalten mehr als 50 % Fettsäuren mit mindestens 20
C-Atomen. Bevorzugt enthalten weniger als 50 % der zur Veresterung verwendeten Fettsäuren
Doppelbindungen, insbesondere weniger als 10 %; speziell sind sie weitestgehend gesättigt.
Unter weitestgehend gesättigt soll hier eine lodzahl der verwendeten Fettsäure von
bis zu 5 g I pro 100 g Fettsäure verstanden werden. Die Veresterung kann auch ausgehend
von reaktiven Derivaten der Fettsäuren wie Estern mit niederen Alkoholen (z.B. Methyl-
oder Ethylester) oder Anhydriden erfolgen.
[0021] Zur Veresterung der alkoxylierten Polyole können auch Gemische obiger Fettsäuren
mit fettlöslichen, mehrwertigen Carbonsäuren eingesetzt werden. Beispiele für geeignete
mehrwertige Carbonsäuren sind Dimerfettsäuren, Alkenylbernsteinsäuren und aromatische
Polycarbonsäuren sowie deren Derivate wie Anhydride und C
1- bis C
5-Ester. Bevorzugt sind Alkenylbernsteinsäuren und deren Derivate mit Alkylresten mit
8 bis 200, insbesondere 10 bis 50 C-Atomen. Beispiele sind Dodecenyl-, Octadecenyl-
und Poly(isobutenyl)bernsteinsäureanhydrid. Bevorzugt werden die mehrwertigen Carbonsäuren
dabei zu untergeordneten Anteilen von bis zu 30 Mol-%, bevorzugt 1 bis 20 Mol-%, insbesondere
2 bis 10 Mol-% eingesetzt.
[0022] Ester und Fettsäure werden für die Veresterung bezogen auf den Gehalt an Hydroxylgruppen
einerseits und Carboxylgruppen andererseits im Verhältnis 1,5:1 bis 1:1,5 eingesetzt,
bevorzugt 1,1:1 bis 1:1,1, insbesondere equimolar. Die paraffindispergierende Wirkung
ist besonders ausgeprägt, wenn mit einem Säureüberschuss von bis zu 20 Mol-%, speziell
bis zu 10 Mol-%, insbesondere bis zu 5 Mol-% gearbeitet wird.
[0023] Die Veresterung wird nach üblichen Verfahren durchgeführt. Besonders bewährt hat
sich die Umsetzung von Polyolalkoxylat mit Fettsäure, gegebenenfalls in Gegenwart
von Katalysatoren wie z.B. para-Toluolsulfonsäure, C
2- bis C
50-Alkylbenzolsulfonsäuren, Methansulfonsäure oder sauren Ionenaustauschern. Die Abtrennung
des Reaktionswassers kann destillativ durch Direktkondensation oder bevorzugt mittels
azeotroper Destillation in Anwesenheit organischer Lösemittel, insbesondere aromatischer
Lösemittel wie Toluol, Xylol oder auch höher siedender Gemische wie ®Shellsol A, Shellsol
B, Shellsol AB oder Solvent Naphtha bzw. naphthalinarmen (< 1 Gew.-%) Varianten des
Solvent Naphtha erfolgen. Die Veresterung erfolgt bevorzugt vollständig, d.h. für
die Veresterung werden 1,0 bis 1,5 mol Fettsäure pro mol Hydroxylgruppen eingesetzt.
Die Säurezahl der Ester liegt im allgemeinen unter 15 mg KOH/g, bevorzugt unter 10
mg KOH/g speziell unter 5 mg KOH/g.
[0024] Weitere bevorzugte Paraffindispergatoren die als Bestandteil B) geeignet sind, werden
durch Reaktion von Verbindungen, die eine Acylgruppe enthalten, mit einem Amin hergestellt.
Bei diesem Amin handelt es sich um eine Verbindung der Formel NR
6R
7R
8, worin R
6, R
7 und R
8 gleich oder verschieden sein können, und wenigstens eine dieser Gruppen für C
8-C
36-Alkyl, C
6-C
36-Cycloalkyl, C
8-C
36-Alkenyl, insbesondere C
12-C
24-Alkyl, C
12-C
24-Alkenyl oder Cyclohexyl steht, und die übrigen Gruppen entweder Wasserstoff, C
1-C
36-Alkyl, C
2-C
36-Alkenyl, Cyclohexyl, oder eine Gruppe der Formeln -(A-O)
x-E oder -(CH
2)
n-NYZ bedeuten, worin A für eine Ethylen- oder Propylengruppe steht, x eine Zahl von
1 bis 50, E = H, C
1-C
30-Alkyl, C
5-C
12-Cycloalkyl oder C
6-C
30-Aryl, und n 2, 3 oder 4 bedeuten, und Y und Z unabhängig voneinander H, C
1-C
30-Alkyl oder -(A-O)
x bedeuten. Unter Acylgruppe wird hier eine funktionelle Gruppe folgender Formel verstanden:

[0025] Auch Alkylphenol-Aldehydharze sind als Bestandteil B) geeignet. Alkylphenol-Aldehyd-Harze
sind prinzipiell bekannt und beispielsweise im Römpp Chemie Lexikon, 9. Auflage, Thieme
Verlag 1988-92, Band 4, S. 3351ff. beschrieben. Die Alkyl- oder Alkenylreste des Alkylphenols
besitzen 6 - 24, bevorzugt 8 - 22, insbesondere 9 - 18 Kohlenstoffatome. Sie können
linear oder bevorzugt verzweigt sein, wobei die Verzweigung sekundäre wie auch tertiäre
Strukturelemente enthalten kann. Bevorzugt handelt es sich um n- und iso-Hexyl, n-
und iso-Octyl, n- und iso-Nonyl, n- und iso-Decyl, n- und iso-Dodecyl, Tetradecyl,
Hexadecyl, Octadecyl, Eicosyl sowie Tripropenyl, Tetrapropenyl, Pentapropenyl und
Polyisobutenyl bis C
24. Das Alkylphenol-Aldehyd-Harz kann auch bis zu 20 Mol-% Phenoleinheiten und/oder
Alkylphenole mit kurzen Alkylketten wie z.B. Butylphenol enthalten. Für das Alkylphenol-Aldehydharz
können gleiche oder verschiedene Alkylphenole verwendet werden.
[0026] Der Aldehyd im Alkylphenol-Aldehyd-Harz besitzt 1 bis 10, bevorzugt 1 bis 4 Kohlenstoffatome
und kann weitere funktionelle Gruppen tragen. Bevorzugt ist er ein aliphatischer Aldehyd,
besonders bevorzugt ist er Formaldehyd.
[0027] Das Molekulargewicht der Alkylphenol-Aldehyd-Harze beträgt vorzugsweise 350 - 10.000,
insbesondere 400 - 5000 g/mol. Bevorzugt entspricht dies einem Kondensationsgrad n
von 3 bis 40, insbesondere von 4 bis 20. Voraussetzung ist hierbei, dass die Harze
öllöslich sind.
[0028] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei diesen Alkylphenol-Formaldehydharzen
um solche, die Oligo- oder Polymere mit einer repetitiven Struktureinheit der Formel

sind, worin R
A für C
6-C
24-Alkyl oder -Alkenyl, R
B für OH oder O-(A-O)
x-H mit A = C
2-C
4-Alkylen und x = 1 bis 50, und n für eine Zahl von 2 bis 50, insbesondere 5 bis 40
steht.
[0029] Die Herstellung der Alkylphenol-Aldehyd-Harze erfolgt in bekannter Weise durch basische
Katalyse, wobei Kondensationsprodukte vom Resoltyp entstehen, oder durch saure Katalyse,
wobei Kondensationsprodukte vom Novolaktyp entstehen.
[0030] Die nach beiden Arten gewonnenen Kondensate sind für die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
geeignet. Bevorzugt ist die Kondensation in Gegenwart von sauren Katalysatoren.
[0031] Zur Herstellung der Alkylphenol-Aldehyd-Harze werden ein Alkylphenol mit 6 - 24,
bevorzugt 8 - 22, insbesondere 9 - 18 C-Atomen je Alkylgruppe, oder Gemische hiervon
und mindestens ein Aldehyd miteinander umgesetzt, wobei pro mol Alkylphenolverbindung
etwa 0,5 - 2 mol, vorzugsweise 0,7 - 1,3 mol und insbesondere äquimolare Mengen Aldehyd
eingesetzt werden.
[0032] Geeignete Alkylphenole sind insbesondere n- und iso-Hexylphenol, n- und isoOctylphenol,
n- und iso-Nonylphenol, n- und iso-Decylphenol, n- und iso-Dodecylphenol, Tetradecylphenol,
Hexadecylphenol, Octadecylphenol, Eicosylphenol, Tripropenylphenol, Tetrapropenylphenol
und Polyi(isobutenyl)phenol bis C
24.
[0033] Die Alkylphenole sind vorzugsweise para-substituiert. Die Alkylphenole können einen
oder mehrere Alkylreste tragen. Vorzugsweise sind sie zu höchstens 5 Mol-%, insbesondere
zu höchstens 20 Mol-% und speziell höchstens 40 Mol-% mit mehr als einer Alkylgruppe
substituiert. Bevorzugt tragen höchstens 40 Mol-%, insbesondere höchstens 20 Mol-%
der eingesetzten Alkylphenole in ortho-Position einen Alkylrest. Speziell sind die
Alkylphenole in ortho-Position zur Hydroxylgruppe nicht mit tertiären Alkylgruppen
substituiert.
[0034] Der Aldehyd kann ein Mono- oder Dialdehyd sein und weitere funktionelle Gruppen wie
-COOH tragen. Besonders geeignete Aldehyde sind Formaldehyd, Acetaldehyd, Butyraldehyd,
Glutardialdehyd und Glyoxalsäure, bevorzugt ist Formaldehyd. Der Formaldehyd kann
in Form von Paraformaldehyd oder in Form einer vorzugsweise 20 - 40 gew.-%igen wässrigen
Formalinlösung eingesetzt werden. Es können auch entsprechende Mengen an Trioxan verwendet
werden.
[0035] Schließlich werden in einer weiteren Ausführungsform der Erfindung Kammpolymere als
Bestandteil B) verwendet. Hierunter versteht man Polymere, bei denen Kohlenwasserstoffreste
mit mindestens 8, insbesondere mindestens 10 Kohlenstoffatomen an einem Polymerrückgrat
gebunden sind. Vorzugsweise handelt es sich um Homopolymere, deren Alkylseitenketten
mindestens 8 und insbesondere mindestens 10 Kohlenstoffatome enthalten. Bei Copolymeren
weisen mindestens 20 %, bevorzugt mindestens 30 % der Monomeren Seitenketten auf (vgl.
Comb-like Polymers-Structure and Properties; N.A. Platé and V.P. Shibaev, J. Polym.
Sci. Macromolecular Revs. 1974, 8, 117 ff). Beispiele für geeignete Kammpolymere sind
z.B. Fumarat/Vinylacetat-Copolymere (vgl. EP 0 153 176 A1), Copolymere aus einem C
6-C
24-α-Olefin und einem N-C
6-C
22-Alkylmaleinsäureimid (vgl. EP-A-0 320 766), ferner veresterte Olefin/ Maleinsäureanhydrid-Copolymere,
Polymere und Copolymere von α-Olefinen und veresterte Copolymere von Styrol und Maleinsäureanhydrid.
[0036] Kammpolymere können beispielsweise durch die Formel

beschrieben werden. Darin bedeuten
- A
- R', COOR', OCOR', R"-COOR' oder OR';
- D
- H, CH3, A oder R;
- E
- H oder A;
- G
- H, R", R"-COOR', einen Arylrest oder einen heterocyclischen Rest;
- M
- H, COOR", OCOR", OR" oder COOH;
- N
- H, R", COOR", OCOR, COOH oder einen Arylrest;
- R'
- eine Kohlenwasserstoffkette mit 8-150 Kohlenstoffatomen;
- R"
- eine Kohlenwasserstoffkette mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen;
- m
- eine Zahl zwischen 0,4 und 1,0; und
- n
- eine Zahl zwischen 0 und 0,6.
[0037] Bestandteil A ist naphthalinarmes SN. Vorzugsweise enthält es weniger als 1, insbesondere
höchstens 0,1 Gew.-% Naphthalin. Der Aromatengehalt des SN liegt vorzugsweise bei
mehr als 90 Gew.-%, insbesondere bei mehr als 95 Gew.-%. Sein Siedebereich liegt vorzugsweise
zwischen 160 und 230°C.
Vorzugsweise enthält die erfindungsgemäße Zusammensetzung 1 - 80 Gew.-% des Bestandteils
B), 0,1 bis 5 Gew.-% des Bestandteils C) und den Bestandteil A) ad 100 Gew.-%.
[0038] Vorzugsweise enthält die Zusammensetzung aus den Bestandteilen A), B), und C), und
gegebenenfalls weiteren Bestandteilen, die Mitteldestillaten üblicherweise zugesetzt
werden, insgesamt weniger als 1, insbesondere höchstens 0,1 Gew.-% Naphthalin.
[0039] Neben den Mitteldestillat-Kaltfließverbesserern können die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
weitere Bestandteile enthalten, die Mitteldestillaten üblicherweise zugesetzt werden.
Solche Bestandteile sind beispielsweise Entwachsungshilfsmittel, Korrosionsinhibitoren,
Antioxidantien, Lubricity-Additive, Schlamminhibitoren, Dehazer und Zusätze zur Erniedrigung
des Cloud-Points.
Beispiele
[0040] Es wurden verschiedene, in Tabelle 1 angegebene Kaltfließverbesserer in naphthalinarmem
und nicht naphthalinarmem SN gelöst und der Pour Point (PP) der Lösung bestimmt.
Tabelle 1:
| Charakterisierung der Kaltfließverbesserer |
| Bezeichnung |
Art |
Viskosität V(140) [mPas] |
Verzweigungsgrad CH3 / 100 CH2 |
| A1 |
MSA-co-C14-α-Olefin (1:1) amidiert mit C12-Amin |
5 |
-- |
| A2 |
MSA-co-C14/16-α-Olefin (1:0,5:0,5) mit C16-Amin umgesetzt |
30 |
-- |
| A3 |
MSA-co-C16-α-Olefin (1:1) |
15 |
-- |
| A4 |
MSA-co-C12/14-α-Olefin (1:0,5:0,5), verestert mit C18-α-Amin |
20 |
-- |
| A5 |
13,6 Mol-% Vinylacetat |
130 |
3,7 |
| A6 |
13,7 Mol-% Vinylacetat 1,4 Mol-% Neodecansäurevinylester |
105 |
5,3 |
| A7 |
30 Mol-% Neodecansäurevinylester |
250 |
2,5 |
| A8 |
20 Mol-% Vinylacetat, 4 Mol-% Olefin |
350 |
8,5 |
| A9 |
30,5 Mol-% Vinylacetat, 7 Mol-% Neodecansäurevinylester |
170 |
4,3 |
| A10 |
21,3 Mol-% Vinylacetat, 9,2 Mol-% Neodecansäurevinylester |
105 |
-- |
| A11 |
19,5 Mol-% Vinylacetat, 13 Mol-% Neodecansäurevinylester + A1 |
90 |
-- |
Tabelle 2:
| Charakterisierung der SN-Qualitäten |
| |
Naphthalingehalt |
Siedebereich [°C] |
Flammpunkt |
Aromatengehalt |
| SN200 (Vergleich) |
6 - 8 % |
180 - 215 |
61 °C |
90 % |
| A 150 |
< 1 % |
180 - 202 |
> 62°C |
97 % |
| K 150 ND |
< 1 % |
180-210 |
63°C |
99 % |
| A 100 |
< 0,1 % |
164 - 185 |
40°C |
99 % |
[0041] Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse der PP-Bestimmung, die mit den in Tabelle 1 angegebenen
Mitteldestillat-Kaltfließverbesserern in den in Tabelle 2 angegebenen SN-Qualitäten
erhalten wurden.
Tabelle 3:
| Pour Points (PP) ohne Zusatz von Bestandteil C) |
| Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer |
PP in SN200 [°C] |
Optische Beurteilung |
PP in A150 ND [°C] |
Optische Beurteilung |
PP in K150 ND [°C] |
Optische Beurteilung |
PP in A100 [°C] |
Optische Beurteilung |
| A1 |
9 |
Klare Flüssigkeit |
27 |
Nicht fließfähig |
18 |
Nicht fließfähig |
12 |
Klare Flüssigkeit |
| A2 |
15 |
Klare Flüssigkeit |
24 |
Nicht fließfähig |
24 |
Nicht fließfähig |
15 |
Klare Flüssigkeit |
| A3 |
12 |
Klare Flüssigkeit |
21 |
Nicht fließfähig |
27 |
Nicht fließfähig |
9 |
Klare Flüssigkeit |
| A4 |
12 |
Klare Flüssigkeit |
24 |
Nicht fließfähig |
21 |
Nicht fließfähig |
12 |
Klare Flüssigkeit |
| A5 |
3 |
Klare Flüssigkeit |
9 |
Klare Flüssigkeit |
9 |
Klare Flüssigkeit |
12 |
Klare Flüssigkeit |
| A6 |
3 |
Klare Flüssigkeit |
12 |
Klare Flüssigkeit |
9 |
Klare Flüssigkeit |
9 |
Klare Flüssigkeit |
| A7 |
42 |
Homogen trübe |
48 |
Nicht fließfähig |
45 |
Nicht fließfähig |
48 |
Nicht fließfähig |
| A8 |
27 |
Homogen trübe |
36 |
Nicht fließfähig |
39 |
Nicht fließfähig |
33 |
Nicht fließfähig |
| A9 |
9 |
Klare Flüssigkeit |
18 |
Nicht fließfähig |
24 |
Nicht fließfähig |
21 |
Nicht fließfähig |
| A10 |
0 |
Klare Flüssigkeit |
15 |
Nicht fließfähig |
15 |
Nicht fließfähig |
12 |
Nicht fließfähig |
| A11 |
15 |
Klare Flüssigkeit |
24 |
Nicht fließfähig |
27 |
Nicht fließfähig |
21 |
Nicht fließfähig |
[0042] In Tabelle 4 werden die mit verschiedenen Bestandteilen C) in Solvent Naphtha A150
ND erhaltenen Pour Point-Ergebnisse dargestellt.
Tabelle 4:
| Pour Point-Wirksamkeit verschiedener Bestandteile C) Bestandteil A war stets SN A150
ND |
| Mitteldestillat- |
Pour Point in °C mit folgenden Bestandteilen C |
| Kaltfließverbesserer |
ohne |
Methanol |
Cyclohexanol |
Nonylphenol |
Salicylaldehyd |
| A1 |
27 |
9 |
12 |
9 |
15 |
| A2 |
24 |
12 |
15 |
12 |
6 |
| A3 |
21 |
9 |
9 |
12 |
12 |
| A4 |
24 |
9 |
15 |
6 |
15 |
| A5 |
9 |
3 |
6 |
3 |
6 |
| A6 |
12 |
6 |
3 |
3 |
6 |
| A7 |
48 |
39 |
42 |
36 |
42 |
| A8 |
36 |
27 |
27 |
24 |
27 |
| A9 |
18 |
9 |
6 |
6 |
9 |
| A10 |
15 |
3 |
0 |
-3 |
3 |
| A11 |
24 |
15 |
12 |
12 |
15 |
1. Zusammensetzung, enthaltend
A) Solvent Naphtha mit einem Naphthalingehalt von weniger als 1 Gew.-%,
B) einen Mitteldestillat-Kaltfließverbesserer und
C) ein lösevermittelndes Additiv, ausgewählt aus aliphatischen oder alicyclischen
C1- bis C22-Alkoholen, cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffen und monocyclischen aromatischen
Kohlenwasserstoffen.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, worin Bestandteil C) ein einwertiger Alkohol ist.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1 und/oder 2, worin Bestandteil C) Methanol, Ethanol,
2-Ethylhexanol und/oder Cyclohexanol ist.
4. Zusammensetzung nach Anspruch 1, worin Bestandteil C) ein mono- oder polycyclischer
Kohlenwasserstoff mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen ist.
5. Zusammensetzung nach Anspruch 4, worin Bestandteil C) Cyclohexan, Norbornan oder Norbornen
ist.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 1, worin Bestandteil C) eines der isomeren Nonylphenole,
Hydroxybenzole und/oder Salicylaldehyd ist.
7. Zusammensetzung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, worin Bestandteil
B) ein Polymer mit 10 bis 40 Gew.-% Vinylacetat und 60 bis 90 Gew.-% Ethylen ist.
8. Zusammensetzung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, worin Bestandteil
B) ein Ethylen/Vinylacetat/Vinyl-2-ethylhexanoat-Terpolymer, Ethylen/Vinylacetat/Neononansäurevinylester-Terpolymer
und/oder Ethylen-Vinylacetat/Neodecansäurevinylester-Terpolymer ist.
9. Zusammensetzung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, worin Bestandteil
B) ein Copolymer ist, das neben Ethylen und 10 bis 40 Gew.-% Vinylacetat und/oder
1 bis 40 Gew.-% Vinylester von C6 bis C12-Carbonsäuren noch 0,5 bis 20 Gew.-% Olefin mit 3 bis 10 C-Atomen enthält.
10. Zusammensetzung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, worin Bestandteil
B ein Aminsalz, Imid oder Amid aus sekundären Fettaminen mit 8 bis 36 C-Atomen ist.
11. Zusammensetzung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, worin Bestandteil
A) Solvent Naphtha mit höchstens 0,1 Gew.-% Naphthalingehalt ist.
12. Zusammensetzung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, worin Bestandteil
A) Solvent Naphtha mit mehr als 90 Gew.-% Aromatengehalt ist.
13. Verwendung von Lösungen von Mitteldestillat-Kaltfließverbesserern in Solvent Naphtha
mit weniger als 1 Gew.-% Naphthalingehalt, enthaltend aliphatische oder alicyclische
C1- bis C22-Alkohole, cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe oder monocyclische aromatische Kohlenwasserstoffe,
als Kälteadditive in Mitteldestillaten, Biobrennstoffölen oder deren Mischungen.