[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Bauwerken aus Stahlbetonfertigteilen.
Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Raumzellen,
vorzugsweise Fertigteilgaragen, aus Stahlbetonfertigteilen, die den Boden, die Wände
sowie die Decke der Raumzelle bilden und quaderförmig zusammengefügt werden. Die Stahlbetonfertigelemente
werden in herkömmlicher Weise entsprechend den Bauwerks- und Nutzungsanforderungen
mit den notwendigen funktionellen Details, wie z. B. Aussparungen zum Einbau von Fenstern,
Türen oder Toren, vorgefertigt und auf der Baustelle, oder bei kleineren Bauwerken
im Fertigteilwerk, kraftschlüssig zu dem gewünschten Bauwerk verbunden.
[0002] Bisher wurden die kraftschlüssigen und biegesteifen Verbindungen der Stahlbetonfertigteile
durch Verschweißungen, Verschraubungen, Verdornungen oder Betonvergussfugen hergestellt.
Die Herstellung derartiger Verbindungen ist mit hohem Arbeitsaufwand verbunden und
erfordert eine entsprechende Vorbereitung der Stahlbetonfertigteile, weil die Verbindungselemente
bei der Herstellung der Fertigteilelemente bereits angebracht oder nachträglich auf
der Baustelle montiert werden müssen. Dieses erhöht die Herstellungskosten und verlängert
die Herstellungszeit, indem es zusätzliche Arbeitsschritte sowohl bei der Herstellung
der Fertigteile als auch bei der Montage der Fertigteile erfordert. Die Verbindung
der Stahlbetonfertigteile mittels Betonvergussfugen stellt ein zusätzliches ästhetisches
Problem dar, da derartige Fugen von Haus aus nicht sonderlich ansehnlich sind und
zudem auf der Baustelle nicht immer in der erforderlichen Qualität hergestellt werden
oder hergestellt werden können, um die ästhetischen Anforderungen an aus diesen Fertigteilelementen
hergestellte Bauwerke, wie z. B. Fertigteilgaragen, zu erfüllen.
[0003] Darüber hinaus sind Klebeverbindungen bekannt, die jedoch bisher nur zusätzlich neben
herkömmlichen Verbindungsmitteln, wie Anschlussbewehrungen, Spanngliedern (DE 2 049
617 A1) oder besonderer Bauelement- und Auflagergestaltung (DE 2 458 750 A1) verwendet
werden und somit die Herstellung einer kraftschlüssigen Verbindung lediglich unterstützen.
Derartige Klebeverbindungen ohne zusätzliche Verbindungselemente sind bisher für die
kraftschlüssige, biegesteife Verbindung von Stahlbetonfertigteilen nicht angewandt
worden.
[0004] Aus DE 2 705 385 C3 ist eine Garage in Form eines Fertigbaukörpers bekannt, mit vier
Begrenzungswänden, die im Bereich des unteren Randes mit dem Boden und im Bereich
des oberen Randes mit dem Dach verbunden sind und jeweils eine die Begrenzungswände
in der Höhe durchtrennende Teilungsfuge aufweisen, wobei die Teilungsfuge durch alle
Begrenzungswände in der Mitte der Höhe geführt ist und den Baukörper in eine einstückige
obere Hälfte und eine einstückige untere Körperhälfte teilt, die untere Körperhälfte
entlang dem unteren Rand der Begrenzungswände einstückig mit dem Boden und die obere
Körperhälfte entlang dem oberen Rand der Begrenzungswände einstückig mit dem Dach
gefertigt ist, und die beiden Körperhälften zur Bildung eines vereinten Baukörpers
längs der Teilungsfuge miteinander verbunden sind, z. B. durch Kleben.
[0005] Es werden keine einzelnen Stahlbetonfertigteile durch eine Kleberverbindung kraftschlüssig
miteinander verbunden, sondern lediglich die zwischen zwei einstückig (vor)gefertigten
Baukörperhälften entstehende Fuge mittels Kleber geschlossen. Die beiden vorgefertigten
einstückigen Körperhälften stellen im Unterschied zu einzelnen, zu verbindenden Fertigteilen,
wie Wänden, Decken, Böden, jeweils bereits in sich stabile Baukörper dar, so dass
an die zwischen den Körperhälften gebildete Horizontalfuge andere statische Anforderungen
bestehen.. Die statisch kritischen Verbindungsfugen zwischen den oberen und unteren
Rändern der Begrenzungswände und der Decke bzw. dem Boden werden durch die vorgefertigten
einstückigen Körperhälften vermieden, jedoch mit dem Nachteil einer nur schwer handhabbaren
und transportierbaren Konstruktion, geringer Flexibilität und eines hohen Vorfertigungsgrades.
Deshalb ist bei dieser Konstruktion auch eine aufwändige Konstruktion zum Tragen und
Transportieren der Garage vorgesehen, die auch eine zusätzliche Verdornung der beiden
Körperhälften bilden, da sie über die Berührungsfläche hinausragt und mit der Bewehrung
der unteren Körperhälfte verbunden ist. Zusätzlich sind die beiden, die Horizontalfuge
bildenden Flächen jeweils formschlüssig ineinandersetzbar nach Art von Nut und Feder
gestaltet und stellen somit neben der Kleberverbindung eine zusätzliche formschlüssige
Verbindung her.
[0006] Schließlich ist es bekannt, Betonbauteile mit Stahllaschen und CFK-Lamellen zu verstärken,
die mittels eines leistungsfähigen Klebstoffes auf Epoxydharzbasis an den Betonbauteilen
befestigt werden (Veröffentlichung der Laumer Bautechnik GmbH, Massing Dipl.-Ing.
Christoph Schmidhuber, Dipl.-Ing. Richard Laumer sen., "Verstärkung von Betonbauteilen
mit Stahllaschen und CFK-Lamellen"). Auch hier wird der Kleber nicht zur Herstellung
einer kraftschlüssigen und biegesteifen Verbindung zwischen einzelnen Stahlbetonfertigteilen
verwendet, sondern dient lediglich zur Befestigung zusätzlicher Montageelemente.
[0007] Es ist deshalb die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur kraftschlüssigen, biegesteifen
Verbindung von Stahlbetonfertigteilen vorzusehen, das den zeitlichen und materiellen
Aufwand für den Zusammenbau der Fertigteile zu einem Bauwerk gegenüber den herkömmlichen
Verfahren verringert.
[0008] Es wurde nun überraschend gefunden, dass eine kraftschlüssige, biegesteife Verbindung
der Stahlbetonfertigteile zur Ausbildung eines Bauwerkes, insbesondere einer Raumzelle,
erfindungsgemäß ausschließlich durch eine Klebeverbindung an den miteinander zu verbindenden
Rändern der Stahlbetonfertigteile ohne jegliche zusätzliche Bauelemente, wie Bewehrungen,
Verdornungen, Verschweißungen oder Verschraubungen oder ohne zusätzliche formschlüssige
Verbindungen, erreicht werden kann, vorzugsweise mit einem Zweikomponentenkleber auf
Epoxydharzbasis mit hoher mechanischer Festigkeit.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Herstellung von Raumzellen,
wie z. B. Fertigteilgaragen, die aus Stahlbetonfertigteilen bestehen, die den Boden,
die Wände sowie die Decke der Raumzelle bilden und quaderförmig zusammengefügt werden.
Vorzugsweise wird beim Aufbau der Raumzelle zunächst eine der Raumecken aus jeweils
einem Seitenwandfertigteilelement und einem Stirnwandfertigteilelement und optional
der Bodenplatte gebildet und mittels Klebeverbindung aneinander befestigt. Die Seitenränder
der Wandelemente sind vorzugsweise auf Gehrung gefertigt. Anschließend werden die
anderen Seiten- und Stirnwandfertigteilelemente auf der Bodenplatte aufgesetzt und
ebenfalls mittels Klebeverbindung an der Bodenplatte befestigt sowie die vertikale
Fuge zwischen den Wandelementen verklebt. Zum Schluss wird die Deckenplatte ebenfalls
mittels Klebeverbindung an den Seiten- und Stirnwandfertigteilen befestigt.
[0010] Die Verarbeitungszeit des Klebers beträgt bei 20°C etwa 30 Minuten. Temperaturänderungen
bewirken eine Veränderung der Verarbeitungszeiten, wobei sich die Verarbeitungszeit
bei höheren Temperaturen verkürzt und bei niedrigeren Temperaturen verlängert. Nach
ca. 24 Stunden wird eine den Anforderungen entsprechende Biegezug-/ Druckfestigkeit
erreicht. Im Versuch betrug diese 48/84 N/mm
2.
[0011] Wie aus den obigen Ausführungen offensichtlich ist, können mit dem neuen erfindungsgemäßen
Verfahren erheblich reduzierte Bearbeitungszeiten für die Erstellung von Bauwerken
erreicht werden. Die Betonfertigteile müssen nicht mit separaten Verbindungsteilen,
wie Verschraubungen oder Verankerungen versehen werden, wodurch bereits bei der Herstellung
der Fertigteile Zeiteinsparungen resultieren. Aufwendige Arbeitsschritte, wie das
Verschweißen oder Verschrauben oder Vergießen der Fugen mit Betonverguss entfallen
bzw. werden durch die Schritte der Klebstoffverbindung der Fertigteile ersetzt und
vereinfacht. Eine Nachbehandlung der Klebeverbindung ist nicht erforderlich. Vor dem
Auftrag des Klebers ist lediglich dafür zu sorgen, dass die Stahlbetonfertigteile
an den Kontaktflächen trocken, frei von Zementschlämmen, Staub, Öl und sonstigen trennenden
Stoffen sind.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles erläutert.
- Figur 1
- zeigt eine schematische, perspektivische Ansicht einer nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellten Stahlbetonfertigteilgarage sowie die Fertigteilverbindungspunkte.
- Figur 2
- zeigt die für einen Bauteilprobenversuch verwendeten Fertigteilelemente.
[0013] Die Stahlbetonfertigteilgarage 1 besteht aus den beiden Seitenwänden 2 und 3, den
Stirnwänden 4 und 5, der Bodenplatte 6 und der Deckenplatte 7. In der Stirnwand 5
ist eine Zufahrtsöffnung 8 ausgebildet, die mit einem Tor (nicht dargestellt) verschlossen
werden kann. In gestrichelten Linien sind Auflager für die Bodenplatte 6 schematisch
dargestellt. Die Bodenplatte 6 kann jedoch auch andersartig aufgelagert sein, beispielsweise
auf einem Ringfundament. Die für die Ausbildung der quaderförmigen Raumzelle notwendigen
Verbindungen ergeben sich aus den in der Zeichnung angegebenen Verbindungspunkten
A - D, die rechts nochmals im Detail dargestellt sind. Die Angabe als Verbindungspunkt
bedeutet nicht, dass die Klebeverbindung punktförmig erfolgt, obwohl dieses auch möglich
wäre. Bevorzugt werden die Klebeverbindungen als Klebefugen über die gesamte Länge,
Breite bzw. Höhe der Stahlbetonfertigteilelemente ausgeführt, um ausreicheichende
Biegezug-/und Druckfestigkeit zu erreichen. Punkt A bezeichnet die Verbindung zwischen
dem Torrahmen (Stirnwand 5 mit darin ausgebildeter Zufahrtsöffnung 8) und der Deckenplatte
7. Punkt B bezeichnet die Verbindung zwischen den Außenwänden, also den Seitenwänden
2, 3 und Stirnwänden 4, 5 und der Bodenplatte 6. Vorzugsweise werden in einem ersten
Schritt jeweils eine der Seitenwände 2 oder 3 und eine der Stirnwände 4 oder 5 miteinander
an ihren entsprechenden Verbindungsflächen zu jeweils einer Raumecke durch das Klebematerial
verbunden und dann mit der entsprechenden Verbindungsfläche auf die auf der Bodenplatte
6 aufgetragene Klebefuge gesetzt und auf diese Weise mit der Bodenplatte 6 verbunden.
Anschließend werden die verbliebenen Seitenwände 2 bzw. 3 und Stirnwände 4 bzw. 5
an ihren einander zugewandten Verbindungsflächen mit der Bodenplatte 6 und miteinander
sowie mit den bereits montierten Wandfertigteilelementen verbunden, indem die dazwischen
liegenden Fugen mit dem Klebermaterial versehen werden. Natürlich ist es auch möglich,
zunächst alle Eckverbindungen zwischen den Seiten- und Stirnwänden herzustellen und
diese erst dann mit der Bodenplatte zu verbinden. Auch wäre es möglich, die Seitenwände
2, 3, 4 und 5 einzeln mit ihrer unteren Verbindungsfläche direkt auf der Bodenplatte
zu verkleben und auf diese Weise eine kraftschlüssige und biegesteife Verbindung zwischen
Bodenplatte 6 und Wandplatten 2, 3, 4 und 5 herzustellen. Dabei müssen die Wandplatten
gegebenenfalls temporär seitlich verankert werden, bis die Klebeverbindung ausreichend
ausgehärtet ist, um die biegesteife Verbindung zu gewährleisten, oder bis die angrenzenden
Wandplatten auf der Bodenplatte 6 und die Vertikalfugen zwischen den Wandelementen
verklebt sind, so dass eine stabile Konstruktion gebildet wird. Zum Abschluss wird
die Deckplatte mit den Seitenwänden 2, 3 (Verbindungspunkt C) und den Stirnwänden
4, 5 (Verbindungspunkt A) klebend verbunden. Verbindungspunkt D zeigt die senkrechte
Verbindungsfuge zwischen den Seiten- und Stirnwänden. Vorteilhafterweise sind die
Verbindungsflächen an den Seiten- und Stirnwänden auf Gehrung gefertigt, so dass sie
zu einem bündig abschließenden Raumzellenkörper zusammengefügt werden können.
[0014] Figur 2 zeigt die für eine Bauteilprobe verwendeten Stahlbetonfertigteilelemente.
Für den Versuch wurde eine Bodenplatte 6 mit einer Größe von 40 x 40 cm und einer
Dicke von 8 cm sowie zwei Wandteile 2, 4 mit einer Größe von 40 x 80 x 8 cm verwendet,
die auf Gehrung gefertigt wurden. Die Wandteile 2, 4 und Bodenplatte 6 wurden zu einer
Ecke zusammengefügt und jeweils an den Kontaktstellen 2a, 4a und 2b, 4b mit Kleber
versehen und verbunden. Nach der Aushärtungszeit wurde die Bodenplatte 6 an einem
Fußboden fest verankert und die Bauteilprobe mit einer Zugspannung beaufschlagt, die
mit Hilfe von zwei mittig an den senkrechten freien Enden der Wandteile befestigten
Seilzügen und einer dazwischen liegenden Waage von einem Gabelstapler aufgebracht
wurde. Die Klebeverbindung hielt einer Zugbelastung von etwa 5,8to stand. Erst nach
5,8to rissen die im Winkel verklebten Wandteile 2, 4 vom verankerten Bodenteil 6 ab.
[0015] Somit ist offensichtlich, dass mit der erfindungsgemäßen Klebeverbindung zuverlässige
und sichere kraftschlüssige Verbindungen mit ausreichender Biege- und Zugfestigkeit
zwischen Stahlbetonfertigteilelementen erreicht werden können. Diese zeichnen sich
gegenüber den herkömmlichen Verbindungen durch verringerten zeitlichen und materiellen
Aufwand bei der Herstellung sowie einfache Handhabung auf der Baustelle aus und bieten
somit wirtschaftliche Vorteile sowohl für den Hersteller als auch Verbraucher.
1. Verfahren zur Herstellung von Bauwerken aus Stahlbetonfertigteilen, dadurch gekennzeichnet, dass die Stahlbetonfertigteile an ihren jeweiligen Verbindungsflächen ausschließlich mittels
eines Klebemateriales kraftschlüssig miteinander verbunden werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Stahlbetonfertigteile einen Boden, Wände sowie eine Decke einer Raumzelle bilden
und quaderförmig zusammengefügt werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass zuerst aus einem Seiten- und einem Stirnwandfertigteil und/oder dem Bodenfertigteil
eine Wandecke gebildet und mittels des Klebemateriales verbunden wird und anschließend
das andere Seitenwandfertigteil und Stirnwandfertigteil mittels des Klebemateriales
mit dem Bodenfertigteil sowie dem bereits montierten Seitenwandfertigteil bzw. Stirnwandfertigteil
und schließlich mit dem Deckenfertigteil der Raumzelle verbunden werden.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Klebematerial ein Zweikomponentenklebstoff auf Epoxydharzbasis verwendet wird.