[0001] Die Erfindung betrifft ein aus einem Waffenrohr verschießbares Geschoß, welches mindestens
ein an dem Geschoß umfangsseitig angeordnetes Führungsband aufweist.
[0002] Bei modernen Waffenrohren kommt es aufgrund der hohen Schußkadenzen und der verwendeten
hochenergetischen Pulver, die hohe Abbrandtemperaturen erzeugen, zu einem hohen Verschleiß
der Waffenrohre durch Erosionen.
[0003] Aus der DE 32 48 011 C1 ist es bekannt, zur Anpassung der Führungsbänder von Geschossen
an den Ausschußzustand des jeweiligen Waffenrohres die Führungsbänder elastisch auszubilden,
indem eine poröse metallische Gleitschicht vorgesehen ist, die mit Kunststoff gefüllte
Poren besitzt.
[0004] Aus der DE 38 42 128 A1 ist es bekannt, zur Verminderung der Erosionen von Waffenrohren
in oder an dem jeweiligen Geschoß ein Depot für ein Kühlmittel vorzusehen und dieses
Mittel beim Rohrdurchgang des Geschosses aus dem Depot herauszudrücken und das Waffenrohr
innenseitig zu kühlen. Hierzu befindet sich das Kühlmittel in einem unter Druck stehenden
Hohlraum des Geschosses oder in einem separaten, heckseitig an dem Geschoß befestigten
Kissenelement, welches dem Druck der Treibladungsgase ausgesetzt ist.
[0005] Derartige bekannte Geschosse sind relativ aufwendig aufgebaut, weil das Kühlmittel
durch eine entsprechende Druckquelle aus dem Depot herausgedrückt werden muß. Außerdem
führt ein separater Hohlraum entweder zu einer Schwächung der Wandstärke oder zu einer
Verringerung des Nutzvolumens des Geschosses.
[0006] Schließlich ist aus der DE 40 18 386 C2 ein segmentierter Treibkäfig für ein unterkalibriges
Geschoß bekannt, bei dem zur Verminderung der Erosion des entsprechenden Waffenrohres
in dem heckseitigen Teil jedes der Treibkäfigsegmente mindestens eine radial angeordnete
Ausnehmung vorgesehen ist, die in einem Führungsband mündet und in der ein rohrverschleißmindemdes
Additiv eingebracht ist. Auch in diesem Fall muß das rohrverschleißmindemde Additiv
durch den Gasdruck der Treibladungsgase nach entsprechender Erwärmung des Additivs
aus den radialen Ausnehmungen herausgedrückt werden, was wiederum einen relativ aufwendigen
Aufbau des jeweiliegen Treibkäfigs voraussetzt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoß der eingangs erwähnten Art
anzugeben, bei dem beim Abschuß des Geschosses eine erosionsmindernde Wirkung des
Waffenrohres auftritt, ohne daß hierzu eine Druckquelle erforderlich ist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere,
besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0009] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, ein aus Kunststoff bestehendes
Führungsband zu verwenden, welches einen erosionsmindernden Zusatz enthält, der nicht
durch den Druck der Treibladungsgase, sondern durch den beim Abschuß des Geschosses
an der inneren Oberfläche des Waffenrohres auftretenden Abrieb des Führungsbandes
freigesetzt wird. Durch die hierzu erforderliche Zersetzungsenthalpie wird dem System
Wärme entzogen und die Rohrinnenwand gekühlt. Diese abladierende Wirkung führt dann
zur Verringerung der Erosion des Waffenrohres.
[0010] Als erosionsmindernde Zusätze haben sich insbesondere Cerdioxid (CeO
2) oder Wolframtrioxid (WO
3) als geeignet erwiesen. Bei dem Kunststoff des Führungsbandes haben sich die Polyamide
PA 6.6 oder PA 12 sowie Polyoxymethylen (POM) als geeignet erwiesen.
[0011] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden anhand
einer Figur erläuterten Ausführungsbeispiel.
[0012] In der Fig. ist mit 1 ein Teil des äußeren Wandbereiches eines Geschosses bezeichnet,
welches sich in einem gestrichelt angedeuteten Waffenrohr 2 befindet. Auf dem Geschoß
1 ist ein Führungsband 3 aus Kunststoff (beispielsweise PA 12) in einer nutenförmigen
Ausnehmung 4 angeordnet.
[0013] Erfindungsgemäß enthält das Führungsband 3 in seinem äußeren, d.h. dem Waffenrohr
2 zugewandten Oberflächenbereich 5 einen erosionsmindernden Zusatz 6 (beispielsweise
CeO
2).
[0014] Beim Abschuß des Geschosses 1 fliegt dieses in Richtung des Pfeiles 7. Dabei wird
der äußere Bereich des Führungsbandes 3 durch Reibung an der Rohrinnenwand 8 abgerieben,
so daß außer dem Material des Führungsbandes 3 auch die in dem Führungsband 3 enthaltenen
erosionsmindernden Zusätze 6 freigesetzt werden und verdampfen. Durch die erforderliche
Zersetzungsenthalpie wird dem System Wärme entzogen und die Rohrinnenwand 8 abgekühlt.
Bezugszeichenliste
[0015]
- 1
- Geschoß
- 2
- Waffenrohr
- 3
- Führungsband
- 4
- Ausnehmung
- 5
- Oberflächenbereich
- 6
- Zusatz
- 7
- Pfeil
- 8
- Rohrinnenwand
1. Aus einem Waffenrohr (2) verschießbares Geschoß (1), welches mindestens ein an dem
Geschoß (1) umfangsseitig angeordnetes Führungsband (3) aufweist, mit den Merkmalen:
a) das Führungsband (3) besteht aus Kunststoff und
b) enthält einen in dem Kunststoff verteilt angeordneten erosionsmindernden Zusatz
(6), der durch den beim Schuß an der Rohrinnenwand (8) auftretenden Abrieb des Führungsbandes
(3) freigesetzt wird.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem erosionsmindernden Zusatz (6) um Cerdioxid oder Wolframtrioxid handelt.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem Kunststoff um die Polyamide PA 6.6 oder PA 12 oder um Polyoxymethylen
handelt.