[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Schleifwerkzeug gemäß der im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 angegebenen Merkmale.
[0002] Derartige Schleifwerkzeuge sind beispielsweise aus den Druckschriften EP 1 225 007A1,
US 6 358 133 B1, US 5 611 724 A oder JP 55 070 548 A bekannt. Die rotationssymmetrischen
Schleifwerkzeuge sind als Schleifscheiben ausgebildet und enthalten einen Tragkörper
aus einem geeigneten Werkstoff, wie Stahl, Aluminium, Keramik oder dergleichen, sowie
einen im Umfangsbereich angeordneten umlaufenden Schleifbelag mit vorgegebener Dicke,
welcher als geschlossener Ring ausgebildet ist oder aus einzelnen Lamellen oder Kreissegmenten
besteht. Der Schleifbelag ist nach unterschiedlichen Technologien, wie Kleben, Löten,
Aufpressen oder dergleichen, mit dem Tragkörper verbunden. Der Schleifbelag ist insbesondere
als ein Diamant- oder CBN-Belag ausgebildet und/oder enthält Schleifkörner bzw. abrasive
Partikel mit keramischer, metallischer oder sonstiger Bindung. Da der Schleifbelag
recht hart und zum Teil sehr dicht ist, insbesondere um hohe Standzeiten zu erreichen,
entstehen oftmals folgende Probleme und daraus resultierende Nachteile:
- Brandflecken auf der Werkstückoberfläche und Gefügeveränderungen,
- Neuhärtezonen,
- hohe Schleifdrücke bzw. starke Belastung der Schleifspindel,
- Verzug des zu bearbeitenden Werkstückes,
- durch Klebefugen bedingte Rattermarken oder Vibration,
- keine oder zu geringe Kühlung an der Kontaktfläche der Schleifscheibe mit dem Werkstück.
[0003] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die aufgezeigten Probleme
und Nachteile zu vermeiden und mit einem geringen Aufwand eine verbesserte Schleifscheibe
zu schaffen. Die Schleifscheibe soll in einfacher Weise herstellbar sein und eine
sichere Befestigung und Fixierung der Lamellen bezüglich des Tragkörpers gewährleisten.
Des Weiteren soll eine optimierte Zufuhr von Kühlmittel in die Schleifkontaktzone
bzw. die schleifaktive Zone erreicht werden, und eine Verschmutzung des Schleifbelags
und mit zunehmender Schleifdauer sich verschlechternde Schleifeigenschaften sollen
vermieden bzw. reduziert werden. Des Weiteren soll die Schleifscheibe eine verbesserte
Standzeit aufweisen, und die Intervalle für eine etwaige Nachbearbeitung des Schleifbelags,
wie Abrichten und/oder Konditionieren und/oder Nachschärfen und/oder Profilieren sollen
verlängert werden.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt gemäß der im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale.
[0005] Die erfindungsgemäße Schleifscheibe zeichnet sich durch eine verbesserte und funktionssichere
Konstruktion aus und ist in einfacher Weise herstellbar. Die Lamellen oder Schleifplättchen
des Schleifbelags sind exakt in Nuten des Tragkörpers eingepasst und bevorzugt auch
verklebt oder gelötet, wobei die Lamellen um einen vorgegebenen Betrag aus den Nuten
und/über die Außenfläche des Tragkörpers vorstehen. Zwischen den teilweise in die
Nuten eingesetzten Lamellen und dem Tragkörper besteht erfindungsgemäß eine kraftschlüssige
Verbindung. Erfindungsgemäß sind ein spielfreier Sitz und/oder eine spielfreie Passung
zwischen dem in die jeweilige Nut eingreifenden Teil der Lamelle und den anliegenden
Nutwänden und/oder in bevorzugter Weise eine definierte Vorspannung vorgegeben. Die
Lamellen sind mittels einer Klemm- oder Pressverbindung teilweise in den genannten
Nuten eingepasst und fixiert, so dass auch bei einer etwaigen Beschädigung einer gegebenenfalls
in bevorzugter Weise vorhandenen Klebeverbindung oder Lötverbindung, insbesondere
aufgrund einer hohen thermischen Belastung, gleichwohl eine dauerhafte Befestigung
und Fixierung der Lamellen sicher gestellt ist. Die Nuttiefe ist in vorteilhafter
Weise in Abhängigkeit der Lamellenstärke vorgegeben, und zwar bevorzugt im Bereich
von 0,3 bis 6 mm, vorteilhaft von 0,4 bis 5 mm und insbesondere von 0,5 bis 4 mm.
Entsprechend des Abstandes der Nuten wird problemlos die Breite des Spaltes für die
Förderung des Kühlmittels und den Abtransport von Schleifspänen vorgegeben und an
die jeweiligen Einsatzbedingungen angepasst. Durch die erfindungsgemäße Befestigung
wird eine für eine lange Gebrauchsdauer und/oder ständig eine hinreichend gute Verbindung
zwischen dem regelmäßig aus Metall bestehenden Tragkörper und den Lamellen sicher
gestellt, und zwar trotz unterschiedlicher Wärmeausdehnungskoeffizienten der Materialien
des Tragkörpers einerseits und der Lamellen andererseits und ständiger Temperaturwechsel
während des Schleifens. Von besonderer Bedeutung ist die poröse Struktur der einzelnen
Lamellen, insbesondere durch den Verbund der Schleifkörner mit keramischer Bindung,
und die besondere Anordnung und Befestigung der Lamellen auf dem Tragkörper. Durch
die Schrägstellung der Lamellen wird ein gleitender Übergang der Schleifkraft von
Lamelle zu Lamelle erreicht, wobei trotz der Spalte zwischen den Lamellen Vibrationen
oder schlagende Kräfte vermieden werden, welche sich zerstörend auf die schlagempfindliche
insbesondere keramische Bindung auswirken würden.
[0006] Die zwischen den Lamellen vorhandenen Spalte der Schleifscheibe werden mit Kühlmittel
gefüllt, welches in bekannter Weise von der mit der Schleifmaschine ausgerüsteten
Schleifscheibe zugeführt wird, wobei kein Umbau oder keine Konstruktionsänderung an
der Schleifmaschine erforderlich sind. Aufgrund der erfindungsgemäßen porösen Struktur
der Lamellen wird das Kühlmittel durch die genannten Spalte vermehrt über und in die
Schleifzone geführt, wobei das Kühlmittel die Lamellen durchfluten und spülen kann.
Somit wird in bevorzugter Weise ermöglicht, dass das Kühlmittel die Lamellen wieder
auf kurzem Wege verlassen kann, wobei in besonders vorteilhafter Weise ein Durchspülung
und Säuberung erfolgt. Eine Ansammlung von Abrieb bzw. ein Schmutzbelag auf bzw. in
der Schleifscheibe bzw. deren Lamellen wird in besonders vorteilhafter Weise ebenso
vermieden wie nachteilig veränderte bzw. verschlechterte Schleifeigenschaften. Durch
die erfindungsgemäße Anordnung und Ausbildung und insbesondere der Porosität der Lamellen
wird in besonders zweckmäßiger Weise das Entstehen einer Schmutz- oder Schlammschicht
praktisch vermieden, zumindest aber für eine im Vergleich mit bekannnten Schleifscheiben
erheblich verlängerte Zeit verzögert, und für eine lange Zeit und/oder erheblich verlängerte
Standzeit ist der Schleifprozess ohne nachteilige Beeinflussung durch Abrieb oder
Schmutzbelag durchführbar.
[0007] Die erfindungsgemäße Schleifscheibe, nachfolgend auch Lamellenschleifscheibe genannt,
weist vor allem folgende Vorteile auf:
- Geringere Schleifdrücke bzw. geringere Kontaktfläche,
- verbesserte Kühlung, wobei die Kühlflüssigkeit durch die jeweiligen Luftspalte zwischen
den Lamellen und die Lamellen selbst bis zur Kontakzone gepresst wird,
- Vermeidung von Klebefugen am Umfang der Schleifscheibe,
- weniger Brandflecken und Neuhärtezonen,
- geringerer Verzug des Werkstücks,
- verbesserte Späneabfuhr.
[0008] Die erfindungsgemäße Schleifscheibe wirkt makrogeometrisch wie ein Fräswerkzeug.
Die einzelnen Lamellen greifen nahtlos, eine nach dem anderen, in den Berarbeitungsprozess,
in die Kontaktzone ein. Hierbei wird der Luftspalt zwischen den Lamellen als Transportraum
für das Kühlmittel und die Spanabfuhr genutzt, wobei in bevorzugter Weise in Kombination
mit der Porosität der Lamellen deren Verschmutzung in Folge von Abrieb und/oder Schleifspänen
vermieden wird. Das Kühlmittel wird durch die Drehbewegung der Schleifscheibe und
die Schrägstellung der Lamellen in tangentialer Richtung darüber hinaus beschleunigt
und verstärkt in die Kontaktzone und/oder durch die poröse Struktur der Lamellen gedrückt.
Mikrogeometrisch wirkt die Oberfläche der jeweiligen Lamelle als ein Schleifkörper
mit den bekannten Bearbeitungseigenschaften von keramischen, metallgebundenen oder
sonstigen bekannten Schleifkörpern. Die Korngröße der Schleifkörner, die Struktur
und die Art der Bindung derselben wird in Abhängigkeit der jeweiligen Schleifaufgabe
vorgegeben, wodurch eine hohe Variationsbreite erreicht wird. Im Hinblick auf die
makrogeometrische Wirkung wie ein Fräser einerseits und die mikrogeometrische Wirkung
der Oberfläche der einzelnen Lamellen andererseits wird in Kombination ein "Schleiffräsen"
ermöglicht. Die erfindungsgemäße Schleifscheibe ist somit ein Werkzeug zum Schleiffräsen.
[0009] Die erfindungsgemäße Lamellenschleifscheibe enthält einzelne Plättchen, welche in
einem Winkel von 3° bis 80° zur Drehachse am Umfang des Tragkörpers angeordnet sind.
Der Luftspalt zwischen den Lamellen oder Plättchen ist im Bereich zwischen 1/10 mm
bis mehreren mm je nach Einsatz vorgegeben. Die Herstellung der Lamellenschleifscheibe
kann auf zwei Arten erfolgen:
a) Die einzelnen vorgefertigten Plättchen werden in die am Umfang des Körpers eingebrachten
Nuten eingefügt, insbesondere eingepresst, und ferner eingeklebt oder gelötet, je
nach Bindung des Plättchens.
b) Alternativ werden in den geschlossenen Schleifbelag der Schleifscheibe, insbesondere
mittels einer Diamanttrennscheibe, Nuten und somit die Luftspalte eingeschliffen.
[0010] Die Lamellen bestehen aus gebundenen Schleifkörperplättchen, wobei die Bindung keramischen,
organischen oder metallischen Charakter aufweisen kann. Diese Lamellen bzw. Plättchen
sind 0,5 bis 10,3 mm dick und stehen insbesondere 1 bis 10 mm aus dem Tragkörper hervor.
Die Lamellen sind so angeordnet, dass die Anpresskräfte zum Schleifen zwischen Lamellenschleifscheibe
und Werkstück ohne Unterbrechung von Lamelle zu Lamelle fließend übergehen. Die Lamellen
stehen im Winkel von 3° bis 80° schräg zur Drehrichtung. Das Schleifwerkzeug bzw.
die Schleifscheibe zeichnet sich dadurch aus, das in der Schleifkontaktzone immer
mindestens zwei Lamellen, zweckmäßig mehrere, gleichzeitig Kontakt mit dem Werkstück
haben. Damit wird ein nahtloser Übergang von Lamelle zu Lamelle erreicht. Die Schleifkräfte
werden kontinuierlich von den Lamellen des Werkzeugs auf das Werkstück übertragen,
und ein Rattern und Vibrieren wird so vermieden. Das ist ein entscheidender Unterschied
zu segmentieren Scheibenausführungen.
[0011] Der Luftspalt von 0,3 bis 5 mm zwischen den Lamellen wird zum Transport des Kühlmittels
(Wasser, Emulsion, Öl oder Luft) genutzt. Dabei wird das Kühlmittel bevorzugt direkt
von der "Schneidkante" des Lamellenplättchens vorbeigeführt, und somit werden die
durch den schabenden oder schälenden Eingriff entstehenden Werkstückspäne (Partikel)
abgeführt. Gleichzeitig wird durch die große Menge Kühlmittel das Werkstück intensiv
gekühlt. Zusätzlich sind infolge der bevorzugt offenen porösen Struktur, gemäß welcher
zumindest ein erheblicher Teil der offenen Poren miteinander in Verbindung steht,
innerhalb den Lamellen diese durchdringende Kanäle mit vorgegebenen Weiten oder Durchmessern,
bevorzugt im Bereich von 2 Mikrometern bis 3 Millimetern, insbesondere von 5 Mikrometern
bis 2 Millimetern, vorhanden, und zwar insbesondere bei den keramisch gebundenen Lamellen
die Porenräume, Kühlmittel- und Spantransporräume. Im Gegensatz zu linearen Bohrungen
oder Nuten weisen die erfindungsgemäßen Kanäle und/oder offenen Porenstrukturen irreguläre
Formen auf und ermöglichen gleichwohl den Durchtritt und das Durchspülen der Lamellen
mittels des Kühlmittels. Weiterhin sei besonders darauf hingewiesen, dass im Falle
des Zusetzens oder aus sonstigen Gründen reduzierter Durchströmbarkeit eines Teiles
eines solchen Kanals aufgrund der offenen Porenstruktur das Kühlmittel in benachbarte
bzw. angrenzende Poren ausweichen kann und nach Art eines Bypasses eine vorhandene
Störungszone umströmt und infolge dessen die erfindungsgemäße Durchspülung der Lamelle
gewährleistet ist. Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass im Fall der Bindung der
Schleifkörner mit einem Bindemittel in diesem selbst und/oder in den Grenzzonen zwischen
den Schleifkörnern und dem Bindemittel offene und miteinander in Verbindung stehende
Poren vorhanden sind und die genannten Kanäle bilden. Ferner können vor allem bei
metall- oder organisch gebundenen Lamellen Spanräume, wie bei den bekannten Werkzeugen,
durch Abrichten vorgesehen sein. Die Kanäle bzw. die die Lamellen durchdringenden
Porenräume weisen unregelmäßige und/oder zickzackförmige und/oder bogenartige und/oder
in Richtung ebenso wie in den Querschnitten variierende Konturen bzw. Strukturen auf.
[0012] Ein zusätzlicher Vorteil der vorgeschlagenen Schleifscheibe ist, dass die in Schleifmaschinen
übliche Kühlmittelzufuhr nicht geändert werden muss. Das Kühlmittel wird von vorne
auf die Schleifscheibe (eventuell auch von der Seite) gespritzt. Während des Schleifkontaktes
entsteht durch die Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit wie bei einem Pumpenrad,
eine saugende Wirkung. Das Kühlmittel wird durch die Beschleunigung genau in die schleifaktive
Zone vor der Lamelle, gegen das Werkstück geführt.
[0013] Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schleifscheibe mit der heutigen bekannten Technologie
(rotierende Diamantabrichtwerkzeuge) abgerichtet, konditioniert, nachgeschärft, profiliert
werden kann, so wie es bei den entsprechenden Schleifscheibentypen bekannt ist.
[0014] Bei einer Schrägstellung der Lamellen über 45° zeigt die Scheibe im Vergleich zu
Schleifscheiben mit Segmenten oder Ringe eine deutlich geringere Gratbildung beim
unterbrochenen Schliff an Werkzeugen, wie Fräser oder Spiralbohrer.
[0015] Zustellungen beim Schleifen von Hartmetall im 1/10 mm Bereich wurden erreicht, während
bisher üblicherweise im Mikrometer im günstigsten Falle im 1/100 mm Bereich erreicht
wurden. Dies ist ohne Spalt zur Kühlmittelführung und poröse Struktur der Lamellen
in Kombination mit scherenden Kräften durch die Schrägstellung der Lamellen nicht
erreichbar.
[0016] Ferner ist eine Besonderheit der erfindungsgemäßen Lamellenschleifscheibe im Vergleich
entsprechend zur geschlitzten "Ringschleifscheibe" dahingehend gegeben, dass durch
die unabhängige Verbindung jeder einzelnen Lamelle mit dem Tragkörper Wärmeausdehnungen
des Systems erfolgen können, ohne dass es zu Spannungen führt. Der Tragkörper kann
am Umfang wachsen, und es kann nicht zu Rissbildungen im Schleifbelag (wie bei Ring-
oder Segmentausführung) kommen. Damit reduziert sich die Gefahr des Abplatzens oder
der Rattermarken auf dem Werkstück.
[0017] Die vorgeschlagene Technologie der Lamellenkörper kann auf allen rotationssymmetrischen
Schleifwerkzeugen, insbesondere auf Umfangschleifscheiben, Profilschleifscheiben oder
Topfschleifscheiben eingesetzt werden. Die Belagbreite ist von 5 mm bis 4 000 mm (bei
Walzenscheiben) sinnvoll wählbar. Im Umfangsbereich des Schneidwerkzeugs liegen die
Arbeitsfläche und/oder die dem Werkstück zugewandten Oberflächen der Lamellen, wobei
die Arbeitsfläche, z.B. zylindrisch, konisch oder in einer Radialebene liegend ausgebildet
sein kann und/oder die genannten Oberflächen beliebige Konturen, wie ebene, konische
oder gekrümmte, aufweisen können.
[0018] Besondere Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
und der nachfolgenden Beschreibung besonderer Ausführungsbeispiele angegeben.
[0019] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert, ohne dass insoweit eine Beschränkung erfolgt. Es zeigen:
- Fig. 1 - 4
- Ansichten und Detaildarstellungen einer Lamellenschleifscheibe in gerader Form, welche
einen Diamant- oder CBN-Schleifbelag mit aufgeklebten oder aufgelöteten Lamellen aufweist,
- Fig. 5 - 8
- Ansichten und Detaildarstellungen einer Lamellenschleifscheibe in gerader Form mit
Diamant- oder CBN-Schleifbelag, wobei Lamellen in Winkelform aufgeklebt oder aufgelötet
sind,
- Fig. 9 - 12
- eine Lamellenschleifscheibe in Topfform mit einem Diamant- oder CBN-Schleifbelag mit
aufgeklebten oder aufgelöteten Lamellen,
- Fig. 13 - 16
- eine alternative Ausgestaltung einer Lamellenschleifscheibe in gerader Form mit einem
Diamant- oder CBN-Schleifbelag, wobei die Lamellen in den geschlossenen Schleifbelag
eingeschliffen sind.
[0020] In Fig. 1 ist die erfindungsgemäße Lamellenschleifscheibe in einer axialen Ansicht
in Richtung der zur Zeichenebene orthogonalen Drehachse eines scheibenförmigen Tragkörpers
2 dargestellt, und Fig. 2 zeigt eine Ansicht in radialer Richtung. Am Umfang des Tragkörpers
2 ist ein Schleifbelag angeordnet, welcher eine erhebliche Anzahl von Lamellen 6 enthält.
Wie aus Fig. 2 und dem in Fig. 3 vergrößert dargestellten Detail III ersichtlich,
sind die einzelnen als Plättchen ausgebildeten Lamellen 6 am Umfang des Tragkörpers
2 in einem vorgegebenen Winkel α zur Drehachse 8 der Lamellenschleifscheibe angeordnet
und insbesondere aufgeklebt oder aufgelötet. Es handelt sich bevorzugt um einen Diamant-
oder CBN-Schleifbelag, und die Lamellen 6 sind teilweise in am Umfang des Tragkörpers
2 angeordneten Nuten eingeführt und bevorzugt eingeklebt oder aufgelötet. Der Winkel
α der Schrägstellung der Lamellen bzw. Plättchen 6 ist im Bereich von 3° bis 80° derart
vorgegeben, dass in der Schleifkontaktzone immer wenigstens zwei Lamellen, zweckmäßig
auch mehr Lamellen, gleichzeitig in Kontakt mit dem zu bearbeitenden Werkstück stehen.
Somit ist sicher gestellt, dass das nächste Plättchen im Einsatz steht bzw. den Druck
aufgenommen hat, bevor das vorherige Plättchen den Schleifvorgang beendet. Es wird
ein nahtloser Übergang von Lamelle zu Lamelle erreicht, und die Schleifkräfte werden
kontinuierlich von den Lamellen der Schleifscheibe auf das Werkstück übertragen, wodurch
ein Rattern oder Vibrieren vermieden wird. Der Winkel α wird insbesondere in Abhängigkeit
der in Richtung der Drehachse angemessenen Breite der Schleifscheibe vorgegeben, wobei
bei breiten Scheiben der Winkel α bis zu 3° reduziert werden kann, während bei dünnen
Schleifscheiben ein größerer Winkel und somit steiler stehende Lamellen 6 vorgegeben
werden, um den Spalt 10 zwischen den Lamellen zu überbrücken.
[0021] Die Lamellen 6 sind in Umfangrichtung jeweils beabstandet zueinander angeordnet und
durch Spalten 10, nachfolgend auch als Luftspalten bezeichnet, von einander getrennt.
Die Spalte 10 besitzt eine vorgegebene Breite 12, welche je nach Einsatz im Bereich
von 1/10 mm bis mehreren mm vorgegeben ist. Durch die Spalten 10 wird beim Schleifen
eines Werkstücks zugeführten Kühlflüssigkeit bis zur Kontaktzone gepresst, wodurch
eine optimierte Kühlung gewährleistet ist. Die Spalte 10 zwischen den Lamellen 6 werden
als Transportraum für das Kühlmittel und die Spanabfuhr genutzt, wobei das Kühlmittel
durch die Drehbewegung der Schleifscheibe und die Schrägstellung der Lamellen 6 in
tangentialer Drehrichtung beschleunigt und verstärkt in die Kontaktzone gedrückt wird.
[0022] Fig. 4 zeigt vergrößert das Detail IV gemäß Fig. 1, wobei mittels des Pfeiles 14
die Drehrichtung der Schleifscheibe mit dem Tragkörper 2 und den Lamellen 6 angedeutet
ist. Der Tragkörper 2 enthält am äußeren Umfangsbereich bzw. in seiner radial außen
liegenden Umfangsfläche 16 Nuten 18, in welche die einzelnen Lamellen teilweise eingesetzt
und insbesondere eingepresst sind. Zwischen den einander gegenüber liegenden Seitenwänden
20 der jeweiligen Nuten 16 und den zugewandten Flächen der eingesetzten Lamellenteile
ist in zweckmäßiger Weise kein Spiel vorhanden, und die Seitenwände 20 liegen unmittelbar
und/oder direkt an den in die Nut 18 eingreifenden Teilbereichen der jeweiligen Lamelle
6 an. In vorteilhafter Weise ist ein spielfreier Sitz bzw. Passung zwischen den Lamellen
6 und den Nuten 18 vorgegeben. In bevorzugter Weise ist zwischen den eingesetzten
Teilbereichen der Lamellen und der Nut eine Press- bzw. Klemmverbindung vorgegeben,
wobei insbesondere eine definierte Vorspannung zwecks optimierter Befestigung und
Arretierung der Lamellen 6 vorgesehen ist. Die derart in zweckmäßiger Weise kraftschlüssig
ausgebildete Verbindung gewährleistet eine funktionssichere und dauerhafte Fixierung
und Befestigung der Lamellen 6 in den Nuten 18. Zusätzlich kann im Rahmen der Erfindung
eine weiter optimierte Befestigung und Fixierung der Lamellen 6 durch Kleben oder
Löten vorgesehen sein.
[0023] Des Weiteren kann zusätzlich oder alternativ in einer weiteren Ausgestaltung der
Erfindung eine formschlüssige Verbindung der Lamellen 6 in den Nuten 18 vorgesehen
sein, wobei die Nuten 18 hintergriffig, beispielsweise als Schwalbenschwanz-Nuten,
ausgebildet sind und korrespondierend hierzu die in die Nuten 18 eingreifenden Teile
der Lamellen 6. Ferner sei besonders darauf hingewiesen, dass erfindungsgemäß die
Nuten 18 zumindest an einer Seite bzw. im Bereich einer axialen Stirnfläche des Tragkörpers
2, insbesondere an beiden axialen Stirnflächen, offen ausgebildet sind. Somit können
die Nuten 18 in einfacher Weise, insbesondere durch Fräsen, in die Umfangsfläche 16
des Tragkörpers 2 eingebracht werden. Die Lamellen 6 besitzen im wesentlichen die
gleiche Längserstreckung wie die Nuten 18 und die freien Enden der Lamellen 6 liegen
zumindest näherungsweise im Bereich der seitlichen Nutöffnungen. Bei der hier erläuterten
Lamellenschleifscheibe in gerader Form befinden sich die genannten Nutöffnungen im
Bereich der axialen Stirnflächen des Tragkörpers. Hingegen liegen beispielsweise bei
der nachfolgend erläuterten topfförmigen Lamellenscheibe die Nutöffnungen im Bereich
der zur Drehachse bevorzugt koaxialen Mantelflächen, während bei anderen Schleifscheibenformen
die Nutöffnungen entsprechend im Bereich von vergleichbaren Außen- und Mantelflächen
sich befinden. Weiterhin ist aufgrund der seitlich offenen Ausbildung der Nuten 18
problemlos der korrekte Sitz der Lamellen 6 in den Nuten 18 bei der Fertigung vorgebbar
und/oder überprüfbar und auch während der Benutzungsdauer in einfacher Weise überprüfbar.
Die Nuten 18 weisen eine vorgegebene Tiefe 22 auf, welche zweckmäßig im Bereich von
0,3 bis 6 mm vorgegeben ist. Die Nuttiefe 22 ist vorteilhaft im Bereich von 0,4 bis
5 mm und insbesondere von 0,5 bis 4 mm vorgegeben. Wie aus Fig. 4 unmittelbar ersichtlich,
stehen die Lamellen 6 um einen vorgegebenen Betrag, insbesondere 1 bis 10 mm, aus
dem Tragkörper 2 bzw. den Nuten 18 vor, wobei zwischen den hervorstehenden Teilen
der Nuten 18 die oben bereits erläuterten Spalte 10 vorhanden sind.
[0024] Innerhalb der Lamellen 6 sind Porenräume vorhanden, welche vom Kühlmittel durchströmbar
sind und den Transport von Kühlmittel und bevorzugt auch von Spänen ermöglichen. Die
Lamellen 6 enthalten in bevorzugter Weise eine offene Porenstruktur, so dass das Kühlmittel
gemäß der Pfeile 24 die Lamellen durchfluten und spülen kann. Die Poren bzw. Porenräume
und/oder die hierdurch im Inneren der Lamellen gebildeten Kanäle ermöglichen, dass
das Kühlmittel und Schleifspäne und/oder Abrieb die Lamelle wieder auf kurzem Weg
verlassen können, wodurch in bevorzugter Weise eine Durchspülung und Säuberung der
Lamellen erreicht wird. Somit wird in überraschend einfacher Weise das Ansammeln und/oder
Festsetzen von Abrieb und/oder Schleifspänen innerhalb des Schleifbelags vermieden.
Ein Schmutzbelag oder eine Schlammschicht, welche bei bekannten Schleifscheiben die
Schleifeigenschaften nachteilig verändern bzw. verschlechtern, werden aufgrund der
erfindungsgemäß vorgegebenen Porosität vermieden. Es sei angemerkt, dass bei bekannten
Schleifscheiben ein Schmutzbelag oder eine Schlammschicht und infolge dessen bereits
nach recht kurzer Schleifdauer die Schleifeigenschaften sich verschlechtern, wenn
Schleifspäne oder Abrieb und somit ein Schmutzbelag durch das Spülen mittels des Kühlmittels
gegen den Tragkörper oder eine Klebeschicht nicht mehr weiter aus der schleifaktiven
Zone zurückgespült werden können, und somit eine sich auf den Lamellen und/oder in
den Spalten zwischen benachbarten Lamellen bildende Schlammschicht den Schleifprozeß
in nachteiliger Weise beeinflußt. Aufgrund der erfindungsgemäßen Anordnung und Form
der Lamellen in Kombination mit deren Porosität können bei der erfindungsgemäßen Schleifscheibe
solche Schmutzbeläge oder Schlammschichten praktisch nicht mehr entstehen und eine
nachteilige Beeinflussung des Schleifprozesses ist nicht bzw. nur in einem erheblich
reduzierten und unter praktischen Gegebenheiten letztendlich zu vernachlässigendem
Umfang gegeben.
[0025] Die Fig. 5 bis 8 zeigen eine zweites Ausführungsbeispiel der Lamellenschleifscheibe,
bei welcher die Lamellen 6 in Winkelform in den Nuten 18 des Tragkörpers 2 angeordnet
sind. Die jeweiligen Lamellen bestehen aus zwei winkelig zueinander angeordneten Teilstücken,
welche in die korrespondierend winklig ausgebildete Nuten 18 des Tragkörpers 2 eingesetzt
sind, wobei die obigen Erläuterungen analog gelten.
[0026] Ein drittes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Lamellenschleifscheibe ist
in den Fig. 9 bis 12 dargestellt, wobei die Fig. 11 bzw. 12 vergrößert die Details
XI bzw. XII der Fig. 9 bzw. 10 zeigen. Es handelt sich hier um eine Lamellenschleifscheibe
in Topfform mit einem topfförmigen, um die Drehachse 8 drehbaren rotationssymmetrischen
Tragkörper 2. Wie ersichtlich, besitzt der Tragkörper 2 eine in einer Radialebene
liegende Umfangsfläche 16' mit Nuten 18', in welche die Lamellen 6 in der oben erläuterten
Weise eingesetzt und fixiert sind. Die Lamellen 6 besitzen in radialer Richtung durchgehend
im wesentlichen konstante Breiten, wobei die dazwischen liegende Spalte radial nach
außen sich öffnen. Auch für dieses Ausführungsbeispiel gelten im übrigen die obigen
Ausführungen analog.
[0027] Fig. 13 bis 16 zeigen eine alternative Ausgestaltung des Schleifwerkzeugs, wobei
im Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel der Fig. 1 bis 4 ein über den Umfang
des Tragkörpers 2 geschlossener Schleifbelag 4 vorhanden ist. Die Lamellen 6 sind
durch Einschleifen der Nuten bildenden Spalte 10 in den Schleifbelag 4 erzeugt. Entscheidend
ist für diese besondere Ausgestaltung des als Lamellenschleifscheibe ausgebildeten
Schleifwerkzeugs die Porosität bzw. offene Porenstruktur der Lamellen 6 ebenso wie
des über den Umfang geschlossenen Teils des Schleifbelags 4 und auf die diesbezüglichen
obigen Ausführungen wird Bezug genommen.
Bezugszeichen
[0028]
- 2
- Tragkörper
- 4
- Schleifbelag
- 6
- Lamelle / Plättchen
- 8
- Drehachse
- 10
- Spalt
- 12
- Breite von 10
- 14
- Pfeil / Drehrichtung
- 16
- Umfangsfläche von 2
- 18
- Nut
- 20
- Seitenwand von 18
- 22
- Tiefe von 18
- 24
- Pfeil
1. Schleifwerkzeug, enthaltend einen Tragkörper (2) und einen im Umfangsbereich angeordneten
Schleifbelag (4) mit Lamellen (6), zwischen welchen Luftspalte (10) vorhanden sind,
wobei zum Schleifen Kühlmittel zuführbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass der Tragkörper (2) Nuten aufweist, in welchen die Lamellen (6) teilweise eingesetzt
sind, wobei die Lamellen (6) um einen vorgegebenen Betrag aus den Nuten (18) und dem
Tragkörper (2) hervorstehen,
und dass die Lamellen (6) eine poröse Struktur derart aufweisen, dass das Kühlmittel
durch die Lamellen (6) strömen kann.
2. Schleifwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Lamellen (6) mit spielfreiem Sitz oder Passung in die Nuten (18) eingesetzt sind.
3. Schleifwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Lamellen (6) und den Nuten (18), insbesondere deren Seitenwänden (20),
eine Klemm- oder Preßverbindung vorgesehen ist und/oder dass die Lamellen (6) kraftschlüssig
in den Nuten (18) angeordnet sind und/oder dass die Lamellen (6) mit vorgegebener
Vorspannung fixiert sind.
4. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Lamellen (6) in den Nuten (18) des Tragkörpers (2) formschlüssig fixiert sind.
5. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Lamellen (6) in die Nuten (18) des Tragkörpers (2) geklebt oder gelötet sind.
6. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Lamellen (6) eine offene Porenstruktur aufweisen und/oder bevorzugt durch offene
oder miteinander in Verbindung stehende Poren oder Porenräume gebildete Kanäle enthalten,
welche vom Kühlmittel durchströmbar sind.
7. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Lamellen (6) Porenräume oder miteinander in Verbindung stehende Poren und/oder
durch diese gebildete Kanäle enthalten, wobei die Porenräume oder Kanäle bevorzugt
Durchmesser oder Weiten im Bereich von 3 µm bis 3 mm, insbesondere von 5 µm bis 2
mm aufweisen.
8. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die im Tragkörper (2) angeordneten Nuten (18) auf wenigstens einer Seite, bevorzugt
auf beiden Seiten, des Tragkörpers offen ausgebildet sind und/oder dass die Lamellen
(6) im wesentlichen die gleiche Längserstreckung wie die Nuten (18) aufweisen.
9. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Nuten (18) eine vorgegebene Tiefe (22) aufweisen, bevorzugt im Bereich von 0,3
bis 6 mm, vorteilhaft im Bereich von 0,4 bis 5 mm und insbesondere im Bereich von
0,5 bis 4 mm.
10. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass abweichend und alternativ der Schleifbelag (4) über den Umfang in einer vorgegebenen
Tiefe geschlossen ausgebildet ist und die Lamellen durch in den Schleifbelag eingebrachte
Nuten (18) oder Spalte (10) gebildet sind.