(19)
(11) EP 1 607 503 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.12.2005  Patentblatt  2005/51

(21) Anmeldenummer: 04014176.4

(22) Anmeldetag:  17.06.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D04B 15/36
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL HR LT LV MK

(71) Anmelder: H. Stoll GmbH & Co. KG
72760 Reutlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Diebold, Armin
    72393 Burladingen (DE)
  • Wörnle, Martin
    72810 Gomaringen (DE)

(74) Vertreter: Kohler Schmid Möbus 
Patentanwälte Kaiserstrasse 85
72764 Reutlingen
72764 Reutlingen (DE)

   


(54) Strickschloss


(57) Ein Strickschloss (100) weist mindestens zwei Schlossdurchgänge (4, 4') zwischen zwei Schlossteilen (2, 3) auf. Es ist ein Steuerteil (1) vorgesehen, welches zwischen den Schlossteilen (2, 3) verschiebbar angeordnet ist und den Bereich zwischen den Schlossteilen (2, 3) in mindestens zwei Schlossdurchgänge (4, 4') unterteilt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Strickschloss mit mindestens zwei Schlossdurchgängen.

[0002] Seit es Flachstrickmaschinen gibt, wird die Vortriebs- und Rückzugsbewegung der Stricknadeln durch Strickschlösser bewirkt. Diese Strickschlösser besitzen Kurvenbahnen (Schlossdurchgänge), in welche die Nadelfüße eingreifen. Sobald die Strickschlösser in Maschinenlängsrichtung verschoben werden, bewegen sich die Stricknadeln quer zur Maschinenlängsachse.

[0003] Schon in der frühen Entwicklung der Flachstrickmaschine wurde die Notwendigkeit erkannt, dass es unterschiedliche Vortriebswege für die Stricknadel geben muss.

[0004] In der DE 7777 ist ein Nadelaustriebsteil beschrieben, welches in vertikaler Richtung verschoben werden kann und somit unterschiedliche Austriebswege der Nadel ermöglicht.

[0005] Durch die DE 21412 ist ein zweiteiliges Nadelaustriebsteil bekannt geworden. Ein Unterteil ist starr mit einer Schlossplatte verbunden. Ein Oberteil ist in vertikaler Richtung nach oben verschiebbar. Befindet sich das Oberteil in seiner unteren Position, so erfolgt der größte Nadelaustrieb. Befindet es sich in seiner oberen Position, so öffnet sich ein Schlossdurchgang, durch welchen die Nadeln nur auf 1/3 ihrer maximalen Austriebshöhe ausgetrieben werden.

[0006] Zum Stand der Technik gehören Strickschlösser, bei denen mittels örtlich übereinander liegender Schlossdurchgänge die unterschiedlichen Nadelaustriebe, z. B. für Fang-Masche-Übergeben, realisiert werden.

[0007] Die einzelnen Schlossdurchgänge unterscheiden sich durch unterschiedliche Eingriffshöhen auf die Füße der Nadeln. Bei bekannten Strickschlosskonstruktionen werden die Nadelfüße durch gesteuerte Drückerelemente in ihre Höhenposition gebracht. (siehe DE 3537612). Die möglichen Höhenpositionen der Nadelfüße reichen von gänzlich im Nadelkanal versenkt bis zur vollen Fußhöhe, welche aus dem Nadelkanal ragt.

[0008] Da es bei den Strickschlössern, entsprechend dem geschilderten Stand der Technik, Schlossdurchgänge gibt, bei denen der Nadelfuß nicht in voller Höhe eingreifen kann, erhöht sich die Flächenpressung mit abnehmender Eingriffshöhe des Nadelfußes. Die Erhöhung der Flächenpressung vergrößert den Verschleiß an den Nadelfüßen und an den Schlossteilen, welche den Schlossdurchgang bilden. Diese Erhöhung des Verschleißes ist ein nachteiliger Aspekt der Strickschlösser entsprechend dem Stand der Technik.

[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Strickschloss mit mindestens zwei Schlossdurchgängen zu entwickeln, welches einen möglichst geringen Verschleiß an den Nadelfüßen und an den Schlossteilen aufweist.

[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Strickschloss mit mindestens zwei Schlossdurchgängen zwischen zwei Schlossteilen gelöst, wobei ein Steuerteil vorgesehen ist, welches zwischen den Schlossteilen verschiebbar angeordnet ist und den Bereich zwischen den Schlossteilen in mindestens zwei Schlossdurchgänge unterteilt, die beide mit derselben Nadelfußhöhe passiert werden können. Die Nadelfüße müssen zum Passieren eines Schlossdurchgangs nicht in eine gewisse Höhenposition gebracht werden. Die Nutzung der vollen Nadelfußhöhe reduziert den konstruktiven Aufwand und den Verschleiß.

[0011] Das Steuerteil bildet eine Art Weiche für die Nadelfüße. Es kann eine paarweise Anordnung und Verschiebung von Steuerteilen vorgesehen sein. Werden für eine Strickschlosskonfiguration mehr als zwei übereinander liegende Schlossdurchgänge benötigt, so können die Steuerteilpaare mehrfach übereinander angeordnet werden.

[0012] Auf die Breite mindestens eines der Schlossdurchgänge und damit auf das Spiel der Nadelfüße kann durch die Bewegungsrichtung des Steuerteils Einfluss genommen werden. Wenn das beispielsweise als Winkelstück ausgebildete Steuerteil eine identische Kontur zu den Schlossteilinnenflächen aufweist und in Richtung der Winkelhalbierenden des Winkels zwischen zwei Flächen des Steuerteils bewegt wird, bildet sich ein Schlossdurchgang einer einzigen Breite aus. Wenn eine von der Winkelhalbierenden abweichende Bewegungsrichtung gewählt wird, beispielsweise senkrecht zu einer der Flächen des Steuerteils, bildet sich ein Schlossdurchgang mit einem Abschnitt einer ersten Breite und einem Abschnitt einer hierzu unterschiedlichen zweiten Breite. Ob nun die erste oder die zweite Breite größer ist, richtet sich nach den Flächen des Steuerteils bzw. der Bewegungsrichtung bezüglich der Flächen. Je nach der ausgebildeten Breite werden Nadelfüße enger oder weiter gefasst. Dies wirkt sich auf die Nadelfunktion und den Verschleiß aus.

[0013] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch dargestellt. Es zeigt im Einzelnen:
Fig. 1a:
Schlossteile mit einem Steuerteil zur Bildung eines ersten Schlossdurchgangs;
Fig. 1b:
die Schlossteile mit dem Steuerteil zur Bildung eines zweiten Schlossdurchgangs;
Fig. 2a bis 4b
verschiedene Bewegungsrichtungen des Steuerteils;
Fig. 5a, 5b
einen Teilbereich eines Strickschlosses, welches mit Steuerteilen gemäß der Erfindung ausgestattet ist.


[0014] Aus den Figuren 1a und 1b ist ersichtlich, dass mithilfe eines verschiebbaren Steuerteils 1, welches geradlinig zwischen zwei starr angeordneten Schlossteilen 2 und 3 verschoben wird, zwei örtlich übereinander liegende Schlossdurchgänge 4 und 4' gebildet werden können. In beiden Schlossdurchgängen 4 und 4' werden die Steuerfüße 6 der Nadeln in derselben Eingriffshöhe erfasst, nämlich in der vollen Fußhöhe.

[0015] Der Schlossdurchgang 4 wird auf der einen Seite durch mehrere aneinander gefügte gerade Flächen 21, 11, 12 und 25 bzw. auf der anderen Seite durch mehrere aneinander gefügte gerade Flächen 31, 32 und 33 begrenzt. Der Schlossdurchgang 4' wird auf der einen Seite durch die aneinander gefügten geraden Flächen 21, 22, 23, 24 und 25 bzw. auf der anderen Seite durch die aneinander gefügten geraden Flächen 31, 13, 14, 15, 16 und 33 begrenzt. Jede gerade Fläche verläuft in einem anderen Winkel als die gerade Fläche, an welche sie angefügt wird.

[0016] Das Steuerteil 1 ist in der durch die strichpunktierte Gerade 5 dargestellten Bewegungsrichtung so weit in Richtung des Pfeils V gemäß Fig. 1a verschoben, dass seine Flächen 13 und 16 an den Kontaktflächen 22 und 25 des Schlossteils 2 anliegen. Der entstandene Schlossdurchgang 4 erhält seine obere Kontur durch die Flächen 11 und 12 des Steuerteils 1 und den Flächen 21 und 25 des Schlossteils 2. Die untere Kontur wird durch die Flächen 31, 32 und 33 des Schlossteils 3 gebildet.

[0017] Gemäß Fig. 1b ist das Steuerteil 1 in der durch die strichpunktierte Gerade 5 dargestellten Bewegungsrichtung so weit in Richtung des Pfeils V' verschoben, dass seine Flächen 11 und 12 an den Kontaktflächen 31 und 32 des Schlossteils 3 anliegen. Der entstandene Schlossdurchgang 4' erhält seine obere Kontur durch die Flächen 21, 22, 23, 24 und 25 des Schlossteils 2. Die untere Kontur wird durch die Flächen 13, 14, 15 und 16 des Steuerteils 1 und den Flächen 31 und 33 des Schlossteils 3 gebildet.

[0018] Die Figuren 2a bis 4b veranschaulichen, wie die Lage der Bewegungsrichtung 5 zur Winkelhalbierenden MS durch den Winkel zwischen den Flächen A und B des als Winkelstück ausgebildeten Steuerteils 1 sein muss, um mindestens an einem Abschnitt des Schlossdurchgangs, hier als Nadelkanal NKA oder NKB bezeichnet, eine genau definierte Weite zu erhalten, an welcher ein minimales Spiel zwischen Nadelfuß und Nadelkanal realisiert ist.

[0019] Gemäß Fig. 2a liegt das Steuerteil 1 am Schlossteil 2 an, so dass der untere Schlossdurchgang geöffnet ist. Die Flächen A, A' und A" und auch die Flächen B, B' und B" sind parallel zueinander angeordnet. Die Flächen A und B, bzw. A' und B', sowie A" und B" sind jeweils unter demselben Winkel zueinander angeordnet. Die Nadelkanalweiten NKA und NKB sollen dieselbe Breite haben. Die Bewegungsrichtung 5 des Steuerteils 1 liegt in der Richtung der Winkelhalbierenden MS des Winkels zwischen den Flächen A und B.

[0020] Gemäß Fig. 2b ist das Steuerteil 1 in seiner Bewegungsrichtung 5 so weit in Richtung des Pfeils V' verschoben, dass der obere Schlossdurchgang geöffnet ist. Die Weite der Nadelkanäle NKA und NKB ist gleich.

[0021] Gemäß Fig. 3a, welche hinsichtlich der Konfiguration im Wesentlichen der Fig. 2a entspricht, wird die Nadelkanalweite NKB bezüglich eines minimalen Spiels zwischen Nadelfuß und Nadelkanal höher gewichtet als die Nadelkanalweite NKA. Die Bewegungsrichtung 5 des Steuerteils 1 entfernt sich von der Winkelhalbierenden MS in Richtung der Senkrechten zur Fläche A. Das Steuerteil 1 wird in einer senkrecht zur Fläche A verlaufenden Richtung verschoben.

[0022] Gemäß Fig. 3b ist das Steuerteil 1 in seiner Bewegungsrichtung 5 so weit in Richtung des Pfeils V' verschoben, dass der obere Schlossdurchgang geöffnet ist. Der Nadelkanal NKB ist enger als der Nadelkanal NKA.

[0023] Gemäß Fig. 4a, welche hinsichtlich der Konfiguration im Wesentlichen der Fig. 2a entspricht, wird die Nadelkanalweite NKA bezüglich eines minimalen Spiels zwischen Nadelfuß und Nadelkanal höher gewichtet als die Nadelkanalweite NKB. Die Bewegungsrichtung 5 des Steuerteils 1 entfernt sich von der Winkelhalbierenden MS in Richtung der Senkrechten zur Fläche B. Das Steuerteil 1 wird in einer senkrecht zur Fläche B verlaufenden Richtung verschoben.

[0024] Gemäß Fig. 4b ist das Steuerteil 1 in seiner Bewegungsrichtung 5 so weit in Richtung des Pfeils V' verschoben, dass der obere Schlossdurchgang geöffnet ist. Der Nadelkanal NKA ist enger als der Nadelkanal NKB.

[0025] Nach Fig. 5a wird ein Strickschloss 100 in Richtung des Pfeils X verschoben. Auf einer Schlossplatte 20 sind ein Austriebsteil 30 und ein Begrenzungsteil 40 starr befestigt. Nadelsenker 42 und 44 sind, entsprechend dem Stand der Technik, beweglich angeordnet.

[0026] Ein den Schlossdurchgang veränderndes Steuerteil 10 ist in seiner Bewegungsrichtung 50 so weit in Richtung des Pfeils Y geradlinig verschoben worden, bis es am Nadelsenker 42 zur Anlage kam.

[0027] Ein ebenfalls den Schlossdurchgang veränderndes Steuerteil 10' ist in seiner Bewegungsrichtung 50' so weit in Richtung des Pfeils Z geradlinig verschoben worden, bis es am Nadelsenker 44 zur Anlage kam.

[0028] Durch diese Position der Steuerteile 10 und 10' können Nadelfüße 60 von ihrer Grundposition GP zum Nadelaustrieb N1 gebracht werden, welcher durch das Austriebsteil 30 bestimmt wird.

[0029] Nach Fig. 5b ist das den Schlossdurchgang verändernde Steuerteil 10 in seiner Bewegungsrichtung 50 so weit in Richtung des Pfeils V' geradlinig verschoben worden, bis es am Austriebsteil 30 zur Anlage kam.

[0030] Das ebenfalls den Schlossdurchgang verändernde Steuerteil 10' ist in seiner Bewegungsrichtung 50' so weit in Richtung des Pfeils Z' geradlinig verschoben worden, bis es am Austriebsteil 30 zur Anlage kam.

[0031] Durch diese Position der Steuerteile 10 und 10' können die Nadelfüße 60 von ihrer Grundposition GP zum Nadelaustrieb N2 gebracht werden, welcher durch die Steuerteile 10 und 10' bestimmt wird.

[0032] Wie aus den Figuren 5a und 5b ersichtlich ist, lassen sich mit einem Paar Steuerteile 10 und 10' zwei übereinander liegende Schlossdurchgänge realisieren, in die die Nadelfüße in voller Höhe eingreifen können.

Bezugszeichen:



[0033] 
1
Steuerteil
2
Schlossteil
3
Schlossteil
4
Schlossdurchgang
4'
Schlossdurchgang
6
Steuerfuß
11
Fläche
12
Fläche
13
Fläche
14
Fläche
15
Fläche
16
Fläche
21
Fläche
22
Fläche
23
Fläche
24
Fläche
25
Fläche
31
Fläche
32
Fläche
33
Fläche
MS
Winkelhalbierende
NKA
Nadelkanal
NBK
Nadelkanal
A
Fläche
A'
Fläche
A"
Fläche
B
Fläche
B'
Fläche
B"
Fläche
10
Steuerteil
10'
Steuerteil
20
Schlossplatte
30
Austriebsteil
40
Begrenzungsteil
42
Nadelsenker
44
Nadelsenker
50
Bewegungsrichtung
50'
Bewegungsrichtung
60
Nadelfuß
100
Strickschloss
GP
Grundposition
N1
Nadelaustrieb
N2
Nadelaustrieb



Ansprüche

1. Strickschloss (100) mit mindestens zwei Schlossdurchgängen (4, 4'), dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Steuerteil (1; 10, 10') zwischen zwei Schlossteilen (2, 3; 30, 40) vorgesehen ist, welches zwischen den Schlossteilen (2, 3; 30, 40) verschiebbar angeordnet ist und den Bereich zwischen den Schlossteilen (2, 3; 30, 40) in mindestens zwei Schlossdurchgänge (4, 4') unterteilt, die beide mit derselben Nadelfußhöhe passiert werden können.
 
2. Strickschloss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine paarweise Anordnung von Steuerteilen (10, 10') vorgesehen ist, die einzeln oder gemeinsam verschiebbar sind..
 
3. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlossdurchgänge (4, 4') durch mehrere aneinander gefügte gerade Flächen der Schlossteile (2 ,3; 30, 40) und des mindestens einen Steuerteils (1; 10, 10') begrenzt werden.
 
4. Strickschloss nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Steuerteil (1) in Richtung der Winkelhalbierenden (MS) des Winkels zwischen zwei Flächen des Steuerteils (1) verschiebbar ist.
 
5. Strickschloss nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Steuerteil (1; 10, 10') in Richtung der Senkrechten zu einer der Flächen des mindestens einen Steuerteils (1; 10, 10') verschiebbar ist.
 
6. Strickschloss nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegungsrichtung des mindestens einen Steuerteils (1; 10, 10') derart wählbar ist, dass mindestens einer der Schlossdurchgänge (4, 4') einen Abschnitt mit einer ersten Breite (NKA) und einen Abschnitt mit einer zweiten Breite (NKB) aufweist.
 




Zeichnung



















Recherchenbericht