[0001] Die Erfindung betrifft eine Fluid-Motorkolbenkühlung mit einem oder mehreren direkt
gesteuerten Druckventilen gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Ferner betrifft
die Erfindung ein dafür geeignetes Druckventil.
[0002] Direkt gesteuerte Druckventile sind bekannt (vgl. Lueger - Lexikon der Technik, 4.
Auflage 1967, Band 8, Seite 154, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart). In DE 198 47
600 ist ein direkt gesteuertes Druckventil zum Einsatz in Olmotorkühlungen offenbart.
Bei diesem Druckventil befindet sich ein Ventilkolben in einem Ventilgehäuse. In diesem
ist er so eingepasst, dass er durch die Innenwände des Ventilgehäuses geführt und
stabilisiert wird. Die dem Fluideingang zugewandte Seite des Ventilkolbens ist geschlossen
und wird mittels einer auf der dem Fluideingang abgewandten Seite angebrachten Feder
gegen den am Fluideingang befindlichen Ventilsitz gepresst. Wenn der Öldruck im Bereich
des Fluideingangs so stark ansteigt, dass die resultierende Druckkraft auf die Fläche
des Ventilkolbens die Federrücksteltkraft übersteigt, wird der Ventilkolben in das
Ventilgehäuse zurückgedrückt und das Öl kann um den Ventilkolben herum und durch Bohrungen
im Ventilkolben zum Fluidausgang am anderen Ende des Ventils fließen. Dieses Ventil
zeigt sehr gute Stabilitätseigenschaften und eine geringe Neigung zum Rattern.
[0003] Allerdings kann die reine Steuerung der Kühlung über den Öldruck in verschiedenen
Betriebszuständen eines Motors nicht die optimale Temperatur gewährleisten. So ist
z. B. direkt nach dem Anlassen der Motor noch kalt, weswegen in dieser Zeit keine
optimale Verbrennung im Motor stattfindet. Bei einer Steuerung der Kühlung ausschließlich
über den Druck in der Ölleitung, also abhängig von der aktuellen Belastung des Motors,
kann es auch schon direkt nach dem Starten des Motors zu einer Kühlung des Kolbens
kommen. Da dieser dann noch nicht die optimale Betriebstemperatur erreicht hat, ist
eine Kühlung jedoch unerwünscht, da sie die Laufzeit im nicht optimalen Temperaturbereich
verlängert. Wünschenswert wäre daher eine Steuerung des Kühlmittelzuflusses, die die
aktuelle Temperatur des Motors mit berücksichtigt.
[0004] In DE-A-28 17 515 ist eine Brennkraftmaschine mit direkter Kraftstoffeinspritzung
offenbart, bei der die Kolbenkühlung über ein Regelventil erfolgt, das sowohl drehzahl-
als auch temperaturabhängig arbeitet. Dieses Ventil ist direkt im Kolben eingebaut
und besteht aus einem kugelförmigen Ventilschließkörper, der von einer oder mehreren
Federn auf einen Ventilsitz gepresst wird. In Kombination mit einer Feder, deren Federkraft
sich in Abhängigkeit von der Temperatur ändert (z. B. Bimetallfeder), kann bei dieser
Kolbenkühlung ein temperaturabhängiges Öffnungs- bzw. Schließverhalten des Regelventils
erreicht werden. Dazu wird vorgeschlagen, eine im wesentlichen temperaturunabhängig
arbeitende Feder mit einer temperaturabhängig arbeitenden Bimetallfeder in Reihe unmittelbar
stirnseitig aneinanderliegend anzuordnen, wobei diese Reihenanordnung die Schließkugel
gegen den Ventilsitz drückt. Dadurch soll mit steigender Temperatur das Öffnen des
Regelventils und damit der Zufluss von Kühlöl zum Kühlraum des Verbrennungsmotor-Kolbens
erleichtert werden. Allerdings sind bei der Herstellung dieses Druckventils zwei Druckfedern
zunächst stirnseitig aneinanderliegend in den Ventil-Durchflussraum einzuführen, bevor
an diese Reihenanordnung der Schließkörper und dann der Ventilsitz angefügt werden
können.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer temperaturabhängig arbeitenden
Motorkolbenkühlung den Temperatureinfluss effektiv bzw. verstärkt zur Geltung zu bringen.
Zur Lösung werden die im Patentanspruch 1 angegebene Motorkolbenkühlungs-Vorrichtung
und das darin umschriebene Druckventil vorgeschlagen. Vorteilhafte, optionale Erfindungausgestaltungen
ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0006] Indem also erfindungsgemäß die temperaturabhängige Krafterzeugungseinrichtung, beispielsweise
eine an sich bekannte, rein mechanisch arbeitende Bimetallfeder gegen die Kraftwirkung
der erstgenannten Feder arbeitend eingesetzt wird, werden die Kraftwirkung der erstgenannten
Feder und damit der Andruck des Schließkörpers gegen den Ventilsitz unmittelbar verringert
oder aufgehoben. Folglich kann der Temperatureinfluss sich unmittelbar in ein leichteres
Öffnen des Ventils umsetzen, weil die Kraft zum Andruck des Schließkörpers auf den
Ventilsitz unmittelbar mittels der temperaturabhängigen, entgegengerichteten Krafterzeugungseinrichtung
unmittelbar in Abhängigkeit von der Temperatur wenigstens vermindert wird. Naturgemäß
ist der Schließkörper im Bereich des Fluideingangs des Druckventils angeordnet. Die
der Schließfeder entgegenwirkende Krafterzeugungseinrichtung arbeitet so als temperaturgesteuertes
Hilfsmittel zur Ventilöffnung.
[0007] Gemäß einer vorteilhaften Erfindungsausbildung sind die Krafterzeugungseinrichtung
und die Schließfeder durch den Schließkörper voneinander getrennt angeordnet. Dadurch
lässt sich die Montage bzw. die Handhabung der Feder, der Krafterzeugungseinrichtung
und des Schließkörpers bei der Montage vereinfachen bzw. beschleunigen. Die Montage
lässt sich weiter dadurch erleichtern, dass der Schließkörper eine zylindrische oder
bolzenartige Grundform mit im wesentlichen ebenen, stirnseitigen Enden aufweist, an
welchen die Feder und die Krafterzeugungseinrichtung dann effektiver angreifen können.
[0008] Zur Gewährleistung der Schließsicherheit des Druckventils ist es zweckmäßig, dass
die Schließfeder und die Krafterzeugungseinrichtung im Verhältnis zueinander derart
spezifiziert sind, dass die Kraft der Feder stets größer ist als die der Krafterceugungseinrichtung.
[0009] Im Hinblick auf eine vereinfachte Konstruktionsweise ist es zweckmäßig, wenn die
Krafterzeugungseinrichtung im Bereich des Fluideingangs des Gehäuses angeordnet, gegebenenfalls
dort auch am Gehäuse abgestützt ist.
[0010] Um eine robuste und wenig störanfällige Kühlung zu erreichen, ist es vorteilhaft,
die temperaturabhängige Krafterzeugungseinrichtung rein mechanisch auszubilden. Vorzugsweise
ist die temperaturabhängige Krafterzeugungseinrichtung dabei so ausgelegt, dass sie
ab oder in einem bestimmten Temperaturbereich ihre Kraft gegen den Ventilkolben entwickelt.
Dieses Verhalten kann vorteilhaft mit einer Bimetallfeder, die ihre Federkonstante
in Abhängigkeit von der Temperatur ändert, erreicht werden. Bimetalle zeigen ein von
der Temperatur abhängiges Verformungsverhalten und sind so z. B. in einer Vielzahl
von Elektrogeräten als Überhitzungsschutz eingebaut. Eine Ventilöffnungsfeder aus
einem Bimetall kann sich z. B. bei Erwärmung strecken und somit die Kraft auf dem
Ventilkolben erhöhen.
[0011] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann eine Öffnungsfeder
aus einer sogenannten Formgedächtnislegierung eingesetzt werden. Diese Elemente aus
einer Formgedächtnislegierung, die sogenannten Memory-Elemente, zeigen ein nahezu
binäres Schaltverhalten. Sie besitzen zwei hauptsächliche Formen, zwischen denen ab
einer kritischen Temperatur ein Übergang in einem relativ schmalen Temperaturband
stattfindet. Bei den sogenannten Zwei-Wege-Memory-Elementen ist dieser Vorgang reversibel,
das heißt nach Abkühlung geht das Memory-Element wieder die ursprüngliche Form über.
Wegen weiterer Einzelheiten zu Memory-Elementen wird auf die Firmenschrift "Memory-Elemente"
der Firma G. Rau, D-75114 Pforzheim, verwiesen.
[0012] So ist es z. B. möglich, für die Schließfeder im Druckventil eine Feder mit einer
Federkraft von z. B. 10 Newton (die genaue Auslegung der Federkraft ist natürlich
abhängig von der Stirnfläche des Schließkolbens, da Druck x Fläche = Kraft) einzusetzen.
Als temperaturabhängige Krafterzeugungseinrichtung wird dann ein Memory-Element verwendet,
das bei niedrigen Temperaturen von z. B. unter 60°C eine Federkonstante nahe Null
aufweist. Die resultierende Kraft, die durch den Öldruck überwunden werden muss, beträgt
also 10 Newton. Wenn nun bei Betrieb des Motors die Temperatur steigt und die kritische
Temperatur des Memory-Elements von z. B. 60°C erreicht, geht dieses in seine zweite
Form über, bei der die Öffnungsfeder z. B. eine Federrückstellkraft von 5 Newton aufweist.
Diese 5 Newton sind den 10 Newton der Schließfeder entgegengerichtet, so dass als
resultierende Öffnungskraft noch 5 Newton übrig bleiben. Je nach Anforderung können
hier natürlich auch andere Federkräfte bzw. kritische Temperaturbereiche verwendet
werden.
[0013] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird die temperaturabhängige
Krafterzeugungseinrichtung direkt in das Druckventil integriert. Dadurch wird eine
kompakte Bauform und eine einfache Wartung erreicht, da im Störungsfall das Ventil
einfach komplett gewechselt werden kann. Vorteilhafterweise wird dazu die temperaturabhängige
Krafteinrichtung direkt im Fluideingang des Ventils eingebaut. Bei einer besonders
bevorzugten Ausführungsform wird die temperaturabhängige Krafteinrichtung direkt vom
Kühlungsfluid umflossen, so dass die Temperaturübertragung sehr schnell stattfindet.
[0014] In der einzigen Figur 1 ist der Schnitt durch ein besonders bevorzugtes Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Druckventils der Motorkühlung dargestellt.
[0015] Das Ventil 1 besteht aus dem Ventilgehäuse 2 mit einem Fluideingang 5 und zwei Fluidausgängen
6. In der dargestellten Ausführungsform verfügt das Ventil über zwei Fluidausgangsleitungen,
es sind aber auch Ausführungsformen mit einer Ausgangsleitung oder mit mehreren möglich.
Im Inneren des Ventils befindet sich ein Schließkolben 3, der von einer Schließfeder
4, die sich auf der einen Seite am Ventildeckel 11 und auf der anderen Seite an einer
Ringschulter 9 des Schließkörpers 3 abstützt, gegen einen schräg zulaufenden Ventilsitz
7 gepresst wird. In dieser Stellung ist das Ventil geschlossen, es kann kein ÖI in
den Motorkolben fließen. Wenn nun der Öldruck im Fluideingang 5 so stark ansteigt,
dass die resultierende Kraft auf den Schließkolben 3 die Rückstellkraft der Schließfeder
4 übersteigt, öffnet sich das Ventil durch Lösen des Schließkolbens 3 vom Ventilsitz
7 und Kühlfluid umfließt den Kolben zu den Fluidausgängen 6. Um ein temperaturabhängiges
Verhalten zu erreichen, wird im Fluideingang 5 eine Öffnungsfeder 8 aus einem Bimetall,
insbesondere einer Formgedächtnislegierung, angeordnet, die sich auf der einen Seite
gegen das Stirnende 12 des Schließkolbens 3 und auf der anderen Seite gegen eine Ringstufe
10 des Fluideingangs 5 abstützt. Bei einem Anstieg über die kritische Temperatur der
Formgedächtnislegierung erstarkt die Öffnungsfeder und hebt die Kraft, die durch die
Schließfeder 4 erzeugt wird, ganz oder teilweise auf. Entsprechend verringert sich
dann der Öldruck, der zur Öffnung des Ventils notwendig ist. Der Schließkolben 3 ist
grundsätzlich zwischen der Schließ- und der Öffnungsfeder eingeklemmt, die dadurch
von einander beabstandet sind.
Bezugszeichenliste
[0016]
- 1
- Druckventil
- 2
- Ventilgehäuse
- 3
- Ventilkörper
- 4
- Feder
- 5
- Fluideingang
- 6
- Fluidausgang
- 7
- Ventilsitz
- 8
- Krafterzeugungseinrichtung
- 9
- Ringschulter
- 10
- Ringstufe
- 11
- Ventildeckel
- 12
- Stirnende
1. Vorrichtung zur Motorkolbenkühlung mittels Fluid, dessen Strömung zum Kolben mit einem
Druckventil (1) in einem Ventilgehäuse (2) beeinflußbar ist, in dem sich ein gegen
die Kraft einer Schließfeder (4) verstellbarer Schließkörper (3) befindet, der durch
die Kraft der Schließfeder (4) gegen einen Ventilsitz (7) gedrückt wird oder drückbar
ist, der im Bereich eines Fluideingangs (5) des Ventilgehäuses (1) angeordnet ist,
mit einem oder mehreren dem Fluideingang (5) komplementär zugeordneten Fluidausgängen
(6), und mit einer temperaturabhängigen Krafterzeugungseinrichtung (8), die auf den
Schließkörper (3) zu dessen Verstellung einwirkt, dadurch gekennzeichnet, dass die Krafterzeugungseinrichtung (8) der Kraft der Schließfeder (4) entgegenwirkend
und/oder entgegengerichtet angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Krafterzeugungseinrichtung (8) und die Schließfeder (4) durch den Schließkörper
(3) voneinander getrennt angeordnet sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schließkörper (3) zwischen der Schließfeder (4) und der Krafterzeugungseinrichtung
(8) im Klemmsitz gehalten ist.
4. Vorrichtung nach Ansprüche 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Schließfeder (4) und/oder die Krafterzeugungseinrichtung (8) einerseits gegen
das Ventilgehäuse (2) und andererseits direkt gegen den Schließkörper (3) abgestützt
sind.
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schließkörper (3) eine zylindrische oder bolzenartige Grundform aufweist, an
dessen beide stirnseitige Enden (12) die Schließfeder (4) und die Krafterzeugungseinrichtung
(8) angreifen.
6. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schließfeder (4) und die Krafterzeugungseinrichtung (8) im Verhältnis zueinander
so dimensioniert und/oder von der Werkstoff-Zusammensetzung strukturiert und/oder
eingestellt sind, dass die Kraft der Schließfeder (4) stets größer ist als die der
Krafterzeugungseinrichtung (8).
7. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Anordnung der temperaturabhängigen Krafterzeugungseinrichtung (8) direkt im
Fluss oder Strömungsweg des Fluids durch das Ventilgehäuse (2).
8. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Anordnung der temperaturabhängigen Krafterzeugungseinrichtung (8) im Bereich
des Fluideingangs (5) des Ventilgehäuses (2).
9. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Anordnung der Schließfeder (4) im Bereich des oder der Fluidausgänge (5) des
Ventilgehäuses (1).
10. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Ausbildung der temperaturabhängigen Krafterzeugungseinrichtung (8) ausschließlich
mit mechanischen Mitteln.
11. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Ausbildung der temperaturabhängigen Krafterzeugungseinrichtung (8) derart, dass
ab oder in einem bestimmten Temperaturbereich die erzeugte Kraft sich erhöht oder
erniedrigt.
12. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Ausbildung der Krafterzeugungseinrichtung (8) mit wenigstens zwei diskreten
Kraftstärkestufen, die in Abhängigkeit von der Temperatur eingenommen werden.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, gekennzeichnet durch einen stetigen und/oder linearen Kraftanstieg der Krafterzeugungseinrichtung (8)
in Abhängigkeit von der Temperatur.
14. Vorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Ausführung der temperaturabhängigen Krafterzeugungseinrichtung (8) mittels einer
Bimetall-Feder oder mit einer Formgedächtnis-Legierung.
15. Druckventil (1) für eine Vorrichtung zur Fluid-Motorkolbenkühlung nach einem der vorangehenden
Ansprüche, gekennzeichnet durch eines oder mehrerer der Merkmale, wie in den Ansprüchen 1 - 13 für das Druckventil
(1) angegeben.