[0001] Die Erfindung betrifft die Ausbildung eines korrosionsgeschützten Zugglieds im Bereich
einer an einer Abstützung angeordneten Umlenkstelle, insbesondere eines Schrägseils
am Pylon einer Schrägseilbrücke.
[0002] Bei Schrägseilbrücken ist es bekannt, die im Winkel zueinander verlaufenden Schrägseile,
mit denen der Fahrbahnträger gegenüber einem Pylon abgespannt ist und die meist aus
einem Bündel von Einzelelementen wie zum Beispiel Stahldrahtlitzen bestehen, mit dem
Pylon kraftübertragend zu verbinden. Dies kann einmal dadurch geschehen, dass die
aus unterschiedlichen Richtungen kommenden Schrägseile im Pylon enden und dort - gegebenenfalls
einander überkreuzende - verankert sind; hierdurch ist eine Vielzahl von Verankerungsvorrichtungen
erforderlich. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Schrägseile im Pylon
sattelartig umgelenkt werden, wobei die rechtwinklig zur Schrägseilachse verlaufenden
Laibungskräfte über den Sattel auf den Pylon abgetragen werden.
[0003] Im Falle von Beschädigungen eines solchen Schrägseils, zum Beispiel durch Korrosionserscheinungen
an den aus Stahl bestehenden Zugelementen, muss die Möglichkeit bestehen, ein solches
Schrägseil auswechseln zu können. Hierzu ist bei einer bekannten Lösung im Pylon ein
sattelförmig gekrümmter Kanal gebildet, in den jeweils ein Schrägseil eingeschoben
werden kann (DE 88 10 423 U). Der Kanal besteht in seinem unteren Bereich aus einem
eine Auflagerrinne bildenden Halbrohr mit einem Sattellager im Scheitelpunkt, wo ein
das Bündel aus einzelnen Zugelementen in diesem Bereich umhüllendes Sattelrohr gegen
Längsverschiebungen arretiert werden kann. Dies geschieht durch eine im Scheitelpunkt
der Umlenkung im Verlauf der Auflagerrinne angeordnete Lagerschale, in die ein Lagerring
passt, der an dem Sattelrohr befestigt ist.
[0004] Zur Stabilisierung und zur Erzielung eines Verbundes zwischen den einzelnen Zugelementen
des Bündels und dem Sattelrohr sind die verbliebenen Hohlräume mit einem erhärtenden
Material, zum Beispiel Zementmörtel, verpresst. Zur Verbesserung des Verbundes mit
dem erhärtenden Material können die Zugelemente, also zum Beispiel die Stahldrahtlitzen,
zumindest im Scheitelbereich vorzugsweise durch Sandstrahlen aufgeraut sein.
[0005] Bei der bekannten Lösung ist das Sattelrohr außerhalb des Pylons mittels Flanschringen
unmittelbar mit der Verrohrung des Bündels im freien Bereich des Schrägseils verbunden.
Dies hat zur Folge, dass der im Pylon gebildete Kanal der, um ein Auswechseln des
Bündels mit dem Sattelrohr zu ermöglichen, einen relativ großen Querschnitt, zumindest
eine größere Höhe aufweisen muss als der Durchmesser des Bündels, an den stirnseitigen
Ein- bzw. Austrittsstellen des Schrägseils offen ist. Diese Öffnung ist nachteilig,
weil von dort aus Umwelteinflüsse einwirken, auch Tiere, insbesondere Vögel, eindringen
können, was zu Verschmutzungen und Korrosionserscheinungen führen kann.
[0006] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine einfache und
wirtschaftliche, vor allem aber auch den statischen Erfordernissen Rechnung tragende
Möglichkeit aufzuzeigen, um bei einer solchen Schrägseilbrücke die Öffnungen des Führungskanals
für das Schrägseil zu verschließen.
[0007] Nach der Erfindung wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale
gelöst.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Bei der Lösung der Aufgabe geht die Erfindung davon aus, die stirnseitigen Öffnungen
des Führungskanals dadurch zu verschließen, dass die Verrohrung im freien Bereich
des Schrägseils mittelbar oder unmittelbar an das Bauwerk, also den Pylon, angeschlossen
wird. Aus Gründen der Fixierung des Schrägseils gegen Längsbewegungen im Bereich des
Sattels kann hierbei aber auf das solche Kräfte durch Verbund übertragende Sattelrohr
nicht verzichtet werden. Deshalb muss Sorge dafür getragen werden, dass die einzelnen
Zugelemente auch bei unvermeidlichen Einbautoleranzen, Temperaturbewegungen oder Rohrschwingungen
bei ihrem Austritt aus dem starren Sattelrohr nicht beschädigt oder sonst wie beeinträchtigt
werden.
[0010] Die erfindungsgemäße Lehre, das kreisbogenförmig gekrümmte Sattelrohr über den tangentialen
Austritt des Bündels hinaus so weit weiterzuführen, dass das Bündel ohne Gefahr einer
Anlage am Ende des Sattelrohrs frei liegt, ist eine sehr einfache Möglichkeit um sicherzustellen,
dass sich das Litzenbündel auch bei Einbautoleranzen ohne die Gefahr einer Anlage
oder gar eines Knicks am Ende des Sattelrohrs abhebt. Damit entfällt eine aufwendige
trompetenförmige Aufweitung des Sattelrohres am Ende, wodurch auch das Aussparungsrohr,
das im Pylon den sattelförmigen Führungskanal für das Schrägseil bildet, bei der Forderung
nach Auswechselbarkeit im Durchmesser kleiner ausgeführt werden kann, als wenn das
Sattelrohr in seinem Endbereich bei Austritt des Bündels aufgeweitet wäre.
[0011] Die Erfindung wird nachstehend eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- einen Vertikalschnitt durch eine erfindungsgemäß ausgebildete Umlenkstelle eines an
einem Pylon sattelförmig umgelenkten Schrägseils,
- Fig. 2
- das Detail II aus Fig. 1 in größerem Maßstab,
- Fig. 3
- einen Schnitt durch die Verrohrung des Schrägseils entlang der Linie III-III und
- Fig. 4
- einen Schnitt durch die Verrohrung entlang der Linie IV-IV in Fig. 1.
[0012] In Fig. 1 ist die Erfindung am Beispiel eines in einem Pylon 2 aus Stahlbeton umgelenkten
Schrägseils 1 in einem Vertikalschnitt dargestellt. Das Schrägseil 1 besteht aus einem
Bündel 3 aus einzelnen Zugelementen wie Stahldrähten, -stäben oder -litzen, die in
ihrem freien Bereich innerhalb einer Verrohrung 4, zum Beispiel eines Hüllrohres aus
PE, angeordnet sind.
[0013] Im Pylon 2 ist durch ein Aussparungsrohr 5 mit ovalem Querschnitt ein an den Stirnseiten
offener, mit dem Radius R sattelförmig gekrümmter Kanal 6 gebildet, in den das Schrägseil
1 von außen her eingeschoben werden kann. Das Bündel 3 selbst ist im Bereich seiner
Hindurchführung durch den Pylon 2 in einem ebenfalls kreisbogenförmig gekrümmten Sattelrohr
7 aus Stahl geführt, innerhalb dessen die einzelnen Zugelemente des Bündels 3 durch
Einpressmörtel 8 in Verbund mit dem Sattelrohr 7 gebracht sind.
[0014] Im Scheitelbereich 9 der Umlenkung befindet sich ein vertieftes Sattellager 10 mit
einer Ausnehmung 11, in die eine mit dem Sattelrohr 7 fest, zum Beispiel durch Schweißen,
verbundene Knagge 12 einrastet. Diese Art der Verankerung gewährleistet bei voller
Auswechselbarkeit des Schrägseils 1 zuverlässig die Verhinderung von Längsbewegungen
schon während der Montage des Schrägseils und ermöglicht zugleich die Aufnahme von
in Längsrichtung des Schrägseils 1 auftretenden Differenzkräften. Durch diese Konstruktion
wird gewährleistet, dass das gesamte Schrägseil 1 zum Auswechseln mit dem Sattelrohr
7 angehoben werden kann, bis die Knagge 12 von der Ausnehmung 11 frei kommt; die ovale
Form des Aussparungsrohrs 5 lässt hierzu nach oben hin genügend Platz. Danach kann
das Schrägseil 1 mit dem Sattelrohr 7 entlang der kreisbogenförmigen Krümmung des
Umlenkbereichs gemäß dem Radius R aus dem Kanal 6 herausgezogen werden.
[0015] Der Anschluss der Verrohrung 4 des Schrägseils 1 an das Bauwerk, nämlich den Pylon
2, und die Führung des Sattelrohres 7 in diesem Bereich kann anhand der Fig. 2 bis
4 erläutert werden.
[0016] Wie zunächst noch Fig. 1 zeigt, ist zwischen der Verrohrung 4 und der Außenwand 13
des Pylons 2 ein Anschlussrohr 14 aus Stahl angeordnet, das lösbar einerseits mit
der Verrohrung 4 und andererseits mit dem Pylon 2 verbunden ist. Um etwaige Durchmesserunterschiede
besser bewältigen zu können, kann zwischen der Verrohrung 4 im normalen Bereich und
dem Anschlussrohr 14 ein Übergangsrohr 15 angeordnet sein, das, wie die Verrohrung
4, meist aus Kunststoff, insbesondere PE, besteht.
[0017] Wie insbesondere Fig. 2 als vergrößerte Darstellung des Details II aus Fig. 1 erkennen
lässt, trägt das Anschlussrohr 14 am bauwerkseitigen Ende eine Flanschplatte 16, die
im Umriss rechteckig ausgebildet sein kann (Fig. 4). Die Flanschplatte 16 ist mittels
einer Verschraubung 17 lösbar mit dem Bauwerk 2 verbindbar, zum Beispiel gegenüber
einer einbetonierten Ankerplatte 18. Die Flanschplatte 16 trägt auch dem Übergang
von dem ovalen Querschnitt des Aussparungsrohrs 5 zu dem kreisförmigen Querschnitt
des Schrägseils 1 Rechnung, hier dargestellt durch den Querschnitt des Anschlussrohrs
14 und demjenigen des Sattelrohrs 7.
[0018] Zur Herstellung einer lösbaren Verbindung zwischen dem Anschlussrohr 14 und der Verrohrung
4, hier in Gestalt des Übergangsrohrs 15, besitzt das Anschlussrohr 14 am verrohrungsseitigen
Ende einen Innenflansch 19, gegen den von außen her ein Außenflansch 20 des Übergangsrohrs
15 anliegt. Die kraftschlüssige Verbindung zwischen dem Übergangsrohr 15 und dem Anschlussrohr
14 wird durch eine achsparallele Verschraubung 21 gewährleistet, die gegen einen losen
Flanschring 22 wirkt. Durch den von außen anlegbaren Flanschring 22 wird die Montage
der Verrohrung erheblich vereinfacht. Die Verschraubungskraft wirkt auf den - angeschweißten
- PE-Flansch 20 über einen Ring 23 aus elastischem Material, wie zum Beispiel Gummi
oder Kunststoff, wodurch Zwängungsspannungen aus etwa auftretenden Winkelfehlern vermieden
werden. Außerdem wird dadurch eine weichere Lastübertragung von Rohrschwingungen auf
die Verschraubung 21 erreicht.
[0019] Fig. 2 zeigt auch die erfindungsgemäße Ausbildung des Sattelrohres 7 im Bereich des
Austritts des Schrägseils 1 aus dem Pylon 2. Es ist erkennbar, wie die Einzelelemente
des Bündels, die im Bereich des Sattelrohres 7 blank, d. h. nicht umhüllt sind, aber
im freien Bereich des Schrägseils 1 zum Korrosionsschutz einzeln umhüllt sind, zum
Beispiel Litzen 24 mit PE-Mänteln 25, von der kreisförmigen Führung mit dem Radius
R innerhalb des Sattelrohres 7 tangential in die gerade Führung im freien Bereich
des Schrägseils 1 übergehen. Dieser Übergang lässt sich etwa mit dem Austritt des
Schrägseils 1 aus dem Pylon 2 im Bereich der Schnittlinie IV-IV in Fig. 1 lokalisieren;
er ist in Fig. 2 durch den Pfeil P markiert. Erfindungsgemäß wird das Sattelrohr 7
mit seiner kreisförmigen Krümmung entlang des Radius R noch über eine gewisse Strecke
L über diesen Punkt P hinaus weitergeführt, um so sicherzustellen, dass das Ende 26
des Sattelrohres 7 insbesondere in seinem unteren Bereich in radialer Richtung genügend
weit von dem Bündel 3 entfernt ist.
[0020] Um in jedem Fall eine weiche Umlenkung des Bündels 3 in diesem Bereich, insbesondere
bei seitlichen Winkelabweichungen zu erzielen, die sich auf der Baustelle leicht feststellen
lassen, kann am Ende des Sattelrohres 7 an seiner Innenwand ein Polsterelement 27
aus einem elastisch und/oder plastisch verformbaren Material angeordnet sein. Dieses
Polsterelement 27 kann im einfachsten Fall aus einem Rohrstück bestehen; es kann aber
auch, wie in Fig. 2 dargestellt, ein Formstück sein, dessen Innenkontur mit abgerundeten
Kanten dem Verlauf des Bündels 3 angepasst ist. Zweckmäßigerweise reicht dieses Polsterelement
27 über das Ende 26 des Sattelrohres 7 hinaus, um dort in jedem Fall eine weiche Abstützung
des Bündels 3 zu gewährleisten.
[0021] Um auch diesen Bereich des Sattelrohres 7 satt mit Verpressmörtel 8 ausfüllen zu
können, wird über das Ende des Sattelrohres 7 temporär ein Schalungsrohr 28 geschoben,
das gegenüber dem Sattelrohr 7 durch eine Dichtung 29 abgedichtet wird. Nach dem Verschließen
der vorderen Öffnung 30 des Schalungsrohres 28 kann, wie in Fig. 1 dargestellt, der
gesamte Hohlraum ausgepresst werden. Auf die Darstellung der Verpressung wurde in
Fig. 2 aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet. Um ein Abplatzen des Mörtels
bei Bewegungen zu verhindern, empfiehlt sich die Einlage von Maschendraht oder ähnlichem
als Bewehrung am vorderen Ende.
1. Ausbildung eines korrosionsgeschützten Zugglieds im Bereich einer an einer Abstützung
angeordneten Umlenkstelle, insbesondere eines Schrägseils am Pylon einer Schrägseilbrücke,
wobei das Zugglied (1) aus einem Bündel (3) von Einzelelementen wie zum Beispiel Stahldrahtlitzen
(24) besteht, das im freien Bereich von einer Verrohrung (4) umhüllt und im Bereich
der Umlenkstelle innerhalb eines in einem kreisbogenförmig gekrümmten Kanal (6) verlaufenden
Sattelrohres (7) angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass das ebenfalls kreisbogenförmig gekrümmte Sattelrohr (7) über den tangentialen Austritt
(P) des Bündels (3) hinaus um die Länge L so weit weitergeführt ist, dass das Bündel
(3) ohne Gefahr einer Anlage am Ende des Sattelrohrs (7) frei liegt.
2. Sattelkonstruktion nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich des Austritts des Bündels (3) aus dem Sattelrohr (7) ein Polsterelement
(27) aus einem plastisch und/oder elastisch verformbaren Material wie zum Beispiel
PE angeordnet ist.
3. Sattelkonstruktion nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Polsterelement (27) ringförmig ausgebildet ist.
4. Sattelkonstruktion nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenkontur des Polsterelements (27) dem Verlauf des Bündels (3) angepasst ist.