[0001] Die Erfindung betrifft ein Artilleriegeschoß, insbesondere Vollkalibergeschoß, mit
einem Geschoßkörper, auf dem ein Führungsband angeordnet ist.
[0002] Versuche der Anmelderin haben ergeben, daß es bei vollkalibriger Panzermunition vorteilhaft
ist, wenn das heckseitig angeordnete Führungsband des jeweiligen Geschosses im geladenen
Zustand der Patrone noch teilweise in den Ladungsraum oder in den Übergangskegel zwischen
Ladungsraum und Kaliberrohr der entsprechenden Waffe ragt, um die Patrone gegebenenfalls
wieder sicher entladen zu können. Da sich das Vollkalibergeschoß aufgrund seines hohen
Gewichtes beim Abschuß aber nur langsam in Bewegung setzt, vergeht eine relativ lange
Zeitspanne, bis das Führungsband sich in dem Kaliberrohr der Waffe befindet und eine
Abdichtung des Geschosses gegen vorbeiströmende Treibladungsgase bewirkt. In dieser
Zeitspanne sind bereits Treibladungsgase über die Dichtung hinweggeströmt, die Erosionen
an den Dichtungen und dem Waffenrohr bewirken können. Außerdem beeinflussen die an
dem Führungsband vorbeiströmenden Treibladungsgase die Geschoßbeschleunigung im Waffenrohr
und damit auch die Treffwirkung des jeweiligen Geschosses negativ.
[0003] Aus der DE 30 33 042 C2 ist ein unterkalibriges Geschoß mit einem kalibergleichen
Treibspiegel bekannt, der im geladenen Zustand der Waffe vollständig in dem Kaliberrohr
angeordnet ist. Auf dem Treibspiegel ist heckseitig ein ringförmiges Dichtelement
aus einem verformungsfähigen Kunststoff sowie ein axial verschiebbares ringförmiges
Betätigungselement aus einem relativ harten Material angeordnet. Dabei weist das ringförmige
Betätigungselement eine Keilfläche auf, welche mit einer korrespondierenden Keilfläche
des Dichtelementes zusammenwirkt. Wird daher das Betätigungselement durch die beim
Abschuß erzeugten Treibladungsgase von einer Ruhelage in eine durch einen Endanschlag
definierte Betätigungslage verschoben, so drückt das Betätigungselement das Dichtelement
nach außen und dichtet damit das entsprechende Waffenrohr sehr schnell gegen sonst
möglicherweise zwischen Führungsband und Waffenrohr vorbeiströmende Treibladungsgase
ab.
[0004] Nachteilig ist bei diesem bekannten Geschoß unter anderem, daß sich das Führungsband
im geladenen Zustand der Waffe bereits vollständig im Kaliberrohr befindet. Dadurch
können die sich in axialer Richtung erstreckenden Dichtflächen nur relativ kurz und
nur kalibergleich oder nur geringfügig überkalibrig ausgebildet sein. Anderenfalls
ließe sich die entsprechende Patrone nicht oder nur schwer laden und entladen.
[0005] Ferner hat es sich bei diesen bekannten Geschossen als relativ aufwendig erwiesen,
daß der Verschiebeweg des Betätigungselementes des jeweiligen Führungsbandes durch
eine separate, in den Geschoßkörper einbringbare Ausnehmung begrenzt wird, in welche
eine axiale Verlängerung des Betätigungselementes eingreift. Außerdem erfolgt durch
eine derartige Ausnehmung eine Schwächung des Geschoßkörpers. Schließlich muß bei
dem bekannten Geschoß das gesamte Dichtelement radial verschiebbar ausgebildet sein,
was mit zusätzlichen Herstellungskosten verbunden ist.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoß der eingangs erwähnten Art
anzugeben, welches ein Führungsband umfaßt, das eine sichere Entladbarkeit des Geschosses
gewährleistet und bei Abschuß des Geschosses sowohl eine schnelle Anfangsliderung
als auch eine gute Dichtwirkung beim Rohrdurchgang aufweist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere,
besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0008] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, das Geschoß derart auszugestalten,
daß das Führungsband im geladenen Zustand der entsprechenden Waffe einerseits noch
teilweise in den Ladungsraum oder den Übergangsbereich zwischen Ladungsraum und Kaliberrohr
ragt und andererseits, ähnlich wie im Falle der DE 30 33 042 C2, einen mehrteiligen
Aufbau mit einem Dichtelement und einem Betätigungselement besitzt, wobei allerdings
das elastische Dichtelement überkalibrig ausgebildet und vorderseitig kraftschlüssig
mit dem Geschoßkörper verbunden ist.
[0009] Durch die bis in den Ladungsraum reichende Anordnung des Führungsbandes, läßt sich
die entsprechende Patrone jederzeit wieder sicher entladen. Beim Abfeuervorgang baut
sich hingegen ein Gasdruck auf, der sehr schnell zur Bildung eines wulstförmigen Bereiches
des Dichtelementes führt, welcher dann den Ladungsraum vorderseitig abdichtet. Bewegt
sich das Geschoß in Richtung auf die Mündung des Waffenrohres, so wird im Übergangsbereich
zwischen dem Ladungsraum und dem Kaliberrohr das Dichtelement einschließlich des wulstförmigen
Bereiches auf das Kalibermaß (elastisch) zusammengedrückt. Im Kaliberbereich des Waffenrohres
dichtet daher nicht nur der zunächst wulstförmige Bereich des Dichtelementes, sondern
das gesamte in axialer Richtung erstreckende Dichtelement ab.
[0010] Nach Verlassen des Waffenrohres verbleibt das Führungsband in der Führungsbandnut,
so daß keine Behinderungen des Geschosses durch abgestoßene Führungsbandteile (z.B.
bei Verwendung eines Klappleitwerkes) zu befürchten sind.
[0011] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß in der Ruhelage des Betätigungselementes zwischen
dem vorderen Endbereich der Keilfläche des Betätigungselementes und dem diesem Ende
axial gegenüberliegenden Endbereich des Dichtelementes ein axialer Hohlraum vorhanden
ist, wobei die den Hohlraum begrenzenden Endbereiche des Betätigungselementes und
des Dichtelementes einen axialen Abstand voneinander aufweisen, der dem maximalen
Verschiebeweg des Betätigungselementes entspricht, so daß der Endbereich des Dichtelementes
den Endanschlag des Betätigungselementes bildet.
[0012] Durch diese Maßnahme wird unter anderem erreicht, daß zur Begrenzung des Verschiebeweges
des Betätigungselementes keine zusätzliche Ausnehmung in den Geschoßkörper eingebracht
werden muß. Außerdem weist das erfindungsgemäße Geschoß den Vorteil auf, daß der beim
Passieren des Kaliberrohres für die Dichtfunktion nicht benötigte überschüssige Kunststoff
des Dichtelementes in den axialen Hohlraum gedrückt werden kann. Schließlich wird
bei dem erfindungsgemäßen Geschoß lediglich der oberhalb der keilförmigen Fläche des
Betätigungselementes befindliche Teil des Dichtelementes nach außen gedrückt, während
der restliche Teil des Dichtelementes in seiner Ruhelage verbleibt.
[0013] Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn das Dichtelement das Betätigungselement
außenseitig vollständig umschließt.
[0014] Zweckmäßigerweise sollte zwischen dem Betätigungselement und dem Geschoßkörper mindestens
ein Dichtring angeordnet sein, welcher verhindert, daß Treibladungsgase in den axialen
Hohlraum gelangen können.
[0015] Bei einer Ausführungsform der Erfindung ist das gesamte Führungsband in einer im
wesentlichen U-förmig ausgebildeten Nut des Geschoßkörpers angeordnet.
[0016] Als Material für das Dichtelement kann beispielsweise ein Thermoplast und als Material
für das Betätigungselement ein Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK), ein Kohlefaserverstärkter
Kunststoff (CFK) oder ein Leichtmetall (z.B. eine Aluminiumlegierung) verwendet werden.
[0017] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 den Längsschnitt des heckseitigen Führungsbandbereiches eines erfindungsgemäßen
Geschosses, wobei sich das Betätigungselement in seiner Ruhelage befindet, und
Fig.2 eine Fig.1 entsprechende Ansicht, wobei sich das Betätigungselement in seiner
Betätigungslage befindet.
[0018] In den Fig.1 und 2 ist mit 1 ein Geschoßkörper bezeichnet, welcher eine U-förmig
ausgebildete nutenförmige Ausnehmung 2 aufweist, in welcher ein Führungsband 3 angeordnet
ist. Das Führungsband 3 besteht aus einem ringförmigen überkalibrigen Dichtelement
4 aus einem verformungsfähigen Kunststoff (z.B. einem Thermoplast), dessen vordere
Teil 5 mit dem Geschoßkörper 1, z.B. mittels einer Klebeverbindung, kraftschlüssig
verbunden ist.
[0019] Heckseitig umschließt das Dichtelement 4 ein axial verschiebbares Betätigungselement
6 aus einem relativ harten Material (z.B. GFK, CFK oder eine Aluminiumlegierung),
welches durch die beim Abschuß auf das Geschoß wirkenden Treibladungsgase von einer
Ruhelage (Fig.1) in eine durch einen Endanschlag 7 definierte Betätigungslage (Fig.2)
verschiebbar ist.
[0020] Das Betätigungselement 6 weist vorderseitig eine Keilfläche 8 auf, die mit einer
korrespondierenden Keilfläche 9 des Dichtelementes 4 zusammenwirkt, so daß bei der
axialen Verschiebung des Betätigungselementes 6 der darüber liegende Teilbereich 10
des Dichtelementes 4 wulstförmig nach außen gedrückt wird (Fig.2).
[0021] In der Ruhelage des Betätigungselementes 6 (Fig.1) ist zwischen dem vorderen Endbereich
11 des Betätigungselementes 6 und dem diesem Ende axial gegenüberliegenden Endbereich
7 des Dichtelementes 4 ein axialer Hohlraum 12 vorhanden, wobei die den Hohlraum 12
begrenzenden Endbereiche 7 und 11 des Betätigungselementes 6 und des Dichtelementes
4 einen axialen Abstand voneinander aufweisen, der dem maximalen Verschiebeweg des
Betätigungselementes 6 entspricht.
[0022] Zwischen dem Betätigungselement 6 und dem Geschoßkörper 1 sind zwei axial hintereinander
angeordnete Dichtringe 13, z.B. aus Gummi, angeordnet, die verhindern, daß Treibladungsgase
beim Abschuß des Geschosses in den axialen Hohlraum 12 gelangen können.
[0023] Nachfolgend wird auf die Wirkungsweise des erfindungsgemäßen Geschosses beim Abschuß
eingegangen: Dabei möge es sich bei dem Geschoß um ein großkalibriges Panzergeschoß
handeln, dessen heckseitiges Führungsband 3 im geladenen Zustand des Geschosses sich
noch im Übergangskonus des Ladungsraumes zum Kaliberrohr eines entsprechenden Waffenrohres
befindet und die innere Oberfläche des Übergangskonus nicht berührt.
[0024] Nach dem Zünden der entsprechenden Treibladung wirken die Treibladungsgase sowohl
auf den heckseitigen Bereich des Geschosses als auch auf die heckseitige Gasdruck-Aufnahmefläche
14 des Betätigungselementes 6. Dabei wird das Betätigungselement 6 zunächst wesentlich
schneller beschleunigt als das relativ schwere Geschoß, so daß die Keilfläche 8 des
Betätigungselementes 6 unter die entsprechende Keilfläche 9 des Dichtelementes 4 geschoben
wird. Das verformungsfähige Dichtelement 4 wird in dem Bereich oberhalb der Keilflächen
8 und 9 aufgeweitet und bildet dort einen wulstförmigen Bereich 15, der sehr schnell
den Bereich zwischen Geschoß und Rohrwand gegen die Treibladungsgase abdichtet.
[0025] Gerät der wulstförmige Bereich 15 in den Kaliberbereich des Waffenrohres, wird das
Betätigungselement 6 gegen den Gasdruck der Treibladungsgase in seine Ruhelage zurückgedrückt
(Fig.1). Das Dichtelement dichtet jetzt mit seiner gesamten Mantelfläche ab. Der für
den weiteren Abdichtungsvorgang im Kaliberrohr nicht benötigte Kunststoff des Dichtelementes
4 kann in den axialen Hohlraum 12 gedrückt werden.
[0026] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. So kann es sich beispielsweise bei Verwendung unterkalibriger Geschosse
bei dem Geschoßkörper um den Mantel eines Treibkäfigs handeln, auf dem in diesem Fall
das Führungsband angeordnet ist.
[0027] Ferner braucht das ringförmige Betätigungselement nicht einteilig ausgebildet zu
sein, sondern kann beispielsweise im Falle eines aus Metall bestehenden Betätigungselementes
zum Einbringen in die Ausnehmung 2 auch aus zwei Halbschalen bestehen. Eine weitere
Möglichkeit besteht darin, den heckseitigen Schenkel der U-förmig ausgebildeten Ausnehmung
2 entweder ganz wegzulassen oder erst nach dem Aufschieben des Führungsbandes bzw.
des Betätigungselementes an dem Geschoßkörper mittels Aufschraubens oder Klebens zu
befestigen.
[0028] Denkbar ist selbstverständlich auch, daß die in Fig.2 dargestellte Anordnung des
Führungsbandes nach dem Laden der entsprechenden Patrone bereits vorliegt. In diesem
Fall entfällt dann nach dem Abfeuern der Patrone der Aufbau des wulstförmigen Bereiches.
Dieser wird dann lediglich bei der Bewegung des Geschosses in das Kaliberrohr zurückgedrückt.
Bezugszeichenliste
[0029]
- 1
- Geschoßkörper
- 2
- Ausnehmung
- 3
- Führungsband
- 4
- Dichtelement
- 5
- vordere Teil
- 6
- Betätigungselement
- 7
- Endanschlag, Endbereich
- 8
- Keilfläche (Betätigungselement)
- 9
- Keilfläche (Dichtelement)
- 10
- Teilbereich
- 11
- Endbereich (Betätigungselement)
- 12
- (axialer) Hohlraum
- 13
- Dichtring
- 14
- Gasdruck-Aufnahmefläche
- 15
- wulstförmiger Bereich
1. Artilleriegeschoß, insbesondere Vollkalibergeschoß, mit einem Geschoßkörper (1), auf
dem ein Führungsband (3) angeordnet ist, mit den Merkmalen:
a) das Führungsband (3) ist derart angeordnet, daß es im geladenen Zustand einer entsprechenden
Waffe entweder teilweise in den Ladungsraum oder in den Übergangsbereich zwischen
dem Ladungsraum und dem sich anschließenden Kaliberrohr der Waffe ragt;
b) das Führungsband (3) umfaßt ein ringförmiges, überkalibrig ausgebildetes Dichtelement
(4) aus einem verformungsfähigen Kunststoff und ein axial verschiebbares ringförmiges
Betätigungselement (6) aus einem relativ harten Material, das durch die beim Abschuß
auf das Geschoß wirkenden Treibladungsgase von einer Ruhelage in eine durch einen
Endanschlag (7) definierte Betätigungslage verschiebbar ist, wobei das Betätigungselement
(6) eine Keilfläche (8) zum Zusammenwirken mit einer korrespondierenden Keilfläche
(9) des Dichtelementes (4) aufweist, so daß bei der axialen Verschiebung des Betätigungselementes
(6) mindestens ein Teilbereich des Dichtelementes (4) in eine radial nach außen gerichtete
Richtung gedrückt wird;
c) in der Ruhelage des Betätigungselementes (6) ist zwischen dem vorderen Endbereich
(11) der Keilfläche (8) des Betätigungselementes (6) und dem diesem Endbereich (11)
axial gegenüberliegenden Endbereich (7) des Dichtelementes (4) ein axialer Hohlraum
(12) vorhanden;
d) die den axialen Hohlraum (12) begrenzenden Endbereiche (7, 11) des Betätigungselementes
(6) und des Dichtelementes (4) weisen einen Abstand voneinander auf, der dem maximalen
Verschiebeweg des Betätigungselementes (6) entspricht, so daß der Endbereich (7) des
Dichtelementes (4) den Endanschlag des Betätigungselementes (6) bildet, und
e) der Teil des Dichtelementes (4), der sich auf der dem Betätigungselement (6) abgewandten
Seite an den Endanschlag (7) anschließt, ist mit dem Geschoßkörper (1) kraftschlüssig
verbunden.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Dichtelement (4) das Betätigungselement (6) außenseitig vollständig umschließt.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Betätigungselement (6) und dem Geschoßkörper (1) mindestens ein Dichtring
(13) angeordnet ist.
4. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Führungsband (3) in einer im wesentlichen U-förmig ausgebildeten nutenförmigen
Ausnehmung (2) des Geschoßkörpers (1) angeordnet ist.
5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Dichtelement (4) aus einem Thermoplast besteht.
6. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Betätigungselement (6) aus GFK, CFK oder Aluminium besteht.