(19)
(11) EP 1 619 929 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.01.2006  Patentblatt  2006/04

(21) Anmeldenummer: 05106572.0

(22) Anmeldetag:  18.07.2005
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
H04R 25/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(30) Priorität: 21.07.2004 DE 102004035256

(71) Anmelder: Siemens Audiologische Technik GmbH
91058 Erlangen (DE)

(72) Erfinder:
  • Niederdränk, Torsten
    91056, Erlangen (DE)
  • Rückerl, Gottfried
    90461, Nürnberg (DE)

(74) Vertreter: Berg, Peter et al
Siemens AG Postfach 22 16 34
80506 München
80506 München (DE)

   


(54) Hörhilfegerätesystem sowie Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätesystems bei Audio-Empfang


(57) Bei einem Hörhilfegerätesystem mit zwei Hörhilfegeräten (1, 2) zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers ist eine Kopplung der Einstellungen beider Hörhilfegeräte (1, 2) beim Audio-Empfang nicht immer sinnvoll. Es wird daher vorgeschlagen, dass ein Hörhilfegerät (1), das sich in der Betriebsart "Audio-Empfang" befindet, nicht an veränderte Einstellungen anpasst wird, wenn Parameter in dem anderen Hörhilfegerät (2) des Hörhilfegerätesystems neu eingestellt wurden. Auch die Verwendung einer Fernbedienung (9) hat auf ein Hörhilfegerät (1) in der Betriebsart "Audio-Empfang" andere Auswirkungen als auf ein Hörhilfegerät (2), das sich lediglich in einem passiven Audio-Modus befindet.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörhilfegerätesystem mit zwei am Kopf tragbaren Hörhilfegeräten zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers, wobei die Hörhilfegeräte jeweils einen Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, eine Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Signals und einen Ausgangswandler zur Wandlung des verarbeiteten Signals in ein von dem Hörhilfegeräteträger als akustisches Signal wahrnehmbares Signal umfassen, wobei bei den Hörhilfegeräten Parameter zur Steuerung der Signalverarbeitung in den Signalverarbeitungseinheiten einstellbar sind zur Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche Hörsituationen und wobei zwischen den beiden Hörhilfegeräten Steuersignale übertragbar sind zur Anpassung der in einem Hörhilfegerät eingestellten Parameter an die in dem anderen Hörhilfegerät eingestellten Parameter. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betrieb eines derartigen Hörhilfegerätesystems.

[0002] Aus der EP 0 941 014 A2 ist ein Hörhilfegerätesystem mit zwei am Kopf tragbaren Hörhilfegeräten zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers bekannt. Durch die Betätigung eines Bedienelementes an einem der beiden Hörhilfegeräte des Hörhilfegerätesystems wird ein Steuersignal erzeugt und auf das zweite Hörhilfegerät übertragen, was zu einer simultanen Anpassung der beiden Hörhilfegeräte durch dieses Steuersignal und die hörgeräteeigenen Signalverarbeitungseinheiten führt.

[0003] Hörhilfegeräte weisen in der Regel einen Audio-Eingang zur Verbindung mit externen Geräten wie Radio, Fernseher, CD-Player, MP3-Player usw. auf. Die Verbindung zwischen dem Hörhilfegerät und dem externen Gerät erfolgt dabei entweder drahtlos oder drahtgebunden. Üblicherweise wird das betreffende Hörhilfegerät zum Audio-Empfang mit einem so genannten "Audio-Schuh" verbunden. Ausgehend von dem Audio-Schuh kann dann ein Draht zu dem externen Gerät führen. Es sind aber auch Audio-Schuhe bekannt, die eine Sende- und Empfangseinheit zur drahtlosen Datenübertragung zwischen dem Hörhilfegerät und einem externen Gerät umfassen. Derartige Drahtlos-Systeme werden beispielsweise auch in Schulungsräumen für Schwerhörige eingesetzt und sind unter der Bezeichnung "MLX" bekannt.

[0004] Hörhilfegerätesysteme zur binauralen Versorgung eines Schwerhörigen werden zum Audio-Empfang häufig unsymmetrisch betrieben. Dabei wird lediglich eines der beiden Hörhilfegeräte mit der Audio-Signalquelle verbunden. In dieser Betriebsweise ist die Angleichung von Einstellungen der beiden Hörhilfegeräte des Hörhilfegerätesystems unzweckmäßig.

[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine bezüglich ihrer Einstellungen sinnvolle Kopplung zweier Hörhilfegeräte eines binauralen Hörhilfegerätesystems beim Audio-Empfang zu schaffen.

[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Hörhilfegerätesystem mit zwei am Kopf tragbaren Hörhilfegeräten zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers, wobei die Hörhilfegeräte jeweils einen Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, eine Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Signals und einen Ausgangswandler zur Wandlung des verarbeiteten Signals in ein von dem Hörhilfegeräteträger als akustisches Signal wahrnehmbares Signal umfassen, wobei bei den Hörhilfegeräten Parameter zur Steuerung der Signalverarbeitung in den Signalverarbeitungseinheiten einstellbar sind zur Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche Hörsituationen und wobei zwischen den beiden Hörhilfegeräten Steuersignale übertragbar sind zur Anpassung der in einem Hörhilfegerät eingestellten Parameter an die in dem anderen Hörhilfegerät eingestellten Parameter, dadurch gelöst, dass in einer Hörsituation für "Audio-Empfang" die Anpassung der eingestellten Parameter zwischen den beiden Hörhilfegeräten zumindest teilweise unterbindbar ist.

[0007] Ferner wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätesystems mit zwei am Kopf tragbaren Hörhilfegeräten zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers, wobei die Hörhilfegeräte jeweils einen Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, eine Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Signals und einen Ausgangswandler zur Wandlung des verarbeiteten Signals in ein von dem Hörhilfegeräteträger als akustisches Signal wahrnehmbares Signal umfassen, wobei bei den Hörhilfegeräten Parameter zur Steuerung der Signalverarbeitung in den Signalverarbeitungseinheiten einstellbar sind zur Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche Hörsituationen und wobei zwischen den beiden Hörhilfegeräten Steuersignale übertragbar sind zur Anpassung der in einem Hörhilfegerät eingestellten Parameter an die in dem anderen Hörhilfegerät eingestellten Parameter, mit folgenden Schritten:
  • Anpassung der Parameter an eine Hörsituation für "Audio-Empfang" bei wenigstens einem der beiden Hörhilfegeräte,
  • zumindest teilweises Unterbinden der Anpassung der eingestellten Parameter zwischen den beiden Hörhilfegeräten.


[0008] Bei einem Hörhilfegerät wird mittels eines Eingangswandlers ein Eingangssignal aufgenommen und in ein elektrisches Eingangssignal überführt. Üblicherweise dient als Eingangswandler wenigstens ein Mikrofon, welches ein akustisches Eingangssignal aufnimmt. Moderne Hörhilfegeräte umfassen häufig ein Mikrofonsystem mit mehreren Mikrofonen, um einen von der Einfallsrichtung akustischer Signale abhängigen Empfang, eine Richtcharakteristik, zu erreichen. Die Eingangswandler können jedoch auch eine Telefonspule oder eine Antenne umfassen zur Aufnahme elektromagnetischer Eingangssignale. Die durch den Eingangswandler in elektrische Eingangssignale gewandelten Eingangssignale werden zur Weiterverarbeitung und Verstärkung einer Signalverarbeitungseinheit zugeführt. Die Weiterverarbeitung und Verstärkung erfolgt zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes eines Hörhilfegeräteträgers in der Regel in Abhängigkeit der Signalfrequenz. Die Signalverarbeitungseinheit gibt ein elektrisches Ausgangssignal ab, welches über einen Ausgangswandler dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführt wird, so dass dieser das Ausgangssignal als akustisches Signal wahrnimmt. Als Ausgangswandler werden üblicherweise Hörer verwendet, die ein akustisches Ausgangssignal erzeugen. Es sind jedoch auch Ausgangswandler zur Erzeugung mechanischer Schwingungen bekannt, die direkt bestimmte Teile des Gehörs, wie beispielsweise die Gehörknöchelchen zu Schwingungen anregen. Weiterhin sind Ausgangswandler bekannt, die direkt Nervenzellen des Gehörs stimulieren.

[0009] Hörhilfegeräte sind in der Regel durch unterschiedliche Betriebsarten (Hörprogramme) auf unterschiedliche Hörsituationen einstellbar. Derartige Hörsituationen sind z.B. "ruhige Umgebung", "Fernsehen", "Gespräch in Störlärm" usw. Eine weitere Hörsituation ist der Audio-Empfang bei der das Hörhilfegerät über eine elektrische oder elektromagnetische Verbindung direkt mit einer Audio-Signalquelle verbunden ist. Gemäß der Erfindung wird bei einem Hörhilfegerätesystem mit zwei Hörhilfegeräten zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers, bei dem eine automatische Kopplung von Einstellungen bei den beiden Hörhilfegeräten vorgesehen ist, die Kopplung in der Hörsituation "Audio-Empfang" zumindest weitgehend unterbrochen. Das heißt, manuelle Einstellungen an einem der beiden Hörhilfegeräte oder automatisch durchgeführte Parameteränderungen haben keine Auswirkungen mehr auf das andere Hörhilfegerät.

[0010] Ist wenigstens eines der beiden Hörhilfegeräte mit einer Audio-Signalquelle verbunden, so befindet sich das Hörhilfegerätesystem in der Hörsituation "Audio-Empfang" und das betreffende Hörhilfegerät ist (manuell oder automatisch) in eine an diese Hörsituation angepasste Betriebsart geschaltet. Es befindet sich somit in einem Modus für "aktiven Audio-Empfang" (= aktiver Audio-Modus). Ist lediglich eines der beiden Hörhilfegeräte mit der Audio-Signalquelle verbunden, so wird das zweite Hörhilfegerät des Hörhilfegerätesystems, welches nicht mit der Audio-Signalquelle verbunden ist, vorzugsweise ebenfalls durch entsprechende Parametereinstellungen an diese besondere Hörsituation angepasst. Es wird in einen speziellen Modus für diesen "passiven Audio-Empfang" (= passiver Audio-Modus) überführt. Vorzugsweise sendet ein Hörhilfegerät, das in den aktiven Audio-Modus versetzt wird, ein Steuersignal an das zweite Hörhilfegerät und versetzt dieses damit automatisch in den passiven Audio-Modus, sofern sich das zweite Hörhilfegerät nicht ebenfalls im aktiven Audio-Modus befindet.

[0011] Die speziellen Einstellungen des Hörhilfegerätes im aktiven oder passiven Audio-Modus können vorzugsweise bei der Anpassung des Hörhilfegerätes durch einen Hörgeräte-Akustiker eingestellt werden. Im passiven Audio-Modus kann dadurch als Eingangssignal des betreffenden Hörhilfegerätes die Signalquelle verwendet werden, die dem Wunsch des Hörhilfegeräteträgers entspricht. Naheliegend ist das Mikrofonsignal, um Außengeräusche wahrnehmen zu können, oder auch eine Stummschaltung des Hörhilfegerätes. Außer dem Überführen des einen Hörhilfegerätes in den passiven Audio-Modus durch das Hörhilfegerät mit Audio-Empfang ist die wechselseitige Steuerung von Einstellparametern bei dem binauralen Hörhilfegerätesystem zumindest weitgehend aufgehoben. Ist bei beiden Hörhilfegeräten ein Audio-Empfang vorgesehen, so erfolgt bei dieser Betriebsweise vorzugsweise überhaupt keine wechselseitige Beeinflussung mehr.

[0012] Erfolgt bei einem Hörhilfegerätesystem gemäß der Erfindung bei einem der Hörhilfegeräte eine manuelle Betätigung eines Bedienelementes durch den Benutzer, so bewirkt dies die gewünschte Einstellung bei diesem Hörhilfegerät. Dadurch ist z.B. eine von der Einstellung des anderen Hörhilfegerätes unabhängige Lautstärke-Einstellung möglich. Auf diese Weise kann die Balance zwischen den Hörhilfegeräten verändert werden.

[0013] Wird in das Hörhilfegerätesystem eine Fernbedienung mit einbezogen, so kann sich deren Bedienung auf beide Hörhilfegeräte auswirken. Beispielsweise kann eine Lautstärkenanpassung zu einer relativen Veränderung der Lautstärkeneinstellung beider Hörhilfegeräte führen, wobei die einstellte Balance wegen der aufgehobenen Absolutwert-Kopplung erhalten bleibt. Im Unterschied hierzu führt eine mittels der Fernbedienung durchgeführte Programmumschaltung vorzugsweise lediglich zu einer Anpassung des Hörhilfegerätes im Audio-Modus an unterschiedliche Signalquellen, z.B. reiner Audio-Empfang oder Mischbetrieb "Audio-Empfang" und "Mikrofon-Empfang". Ein Hörhilfegerät im passiven Audio-Modus ist von einer derartigen Programmumschaltung dann nicht betroffen.

[0014] Wird bei einem Hörhilfegerätesystem gemäß der Erfindung der Audio-Empfang beendet, so dass keines der beiden Hörhilfegeräte mehr mit einer Audio-Signalquelle verbunden ist, so kehrt das Hörhilfegerätesystem gemäß der Erfindung vorzugsweise zu den die Hörhilfegeräte betreffenden Einstellungen zurück, die es vor Aufnahme des Audio-Betriebs hatte. Dabei gibt bei einer ungleichen Lautstärkeeinstellung (Balance) das ehemals im aktiven Audio-Modus betriebene Hörhilfegerät die Lautstärkeeinstellung vor und das zweite Hörhilfegerät wird bei einer erforderlichen Anpassung der Lautstärke langsam an diese Einstellung angepasst ("Fading").

[0015] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigt die Figur ein Hörhilfegerätesystem mit einem hinter dem linken Ohr tragbaren Hörhilfegerät 1 und einem hinter dem rechten Ohr tragbaren Hörhilfegerät 2 zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers. Bei beiden Hörhilfegeräten 1 und 2 dient ein Mikrofon 10 bzw. 14 zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal. Dieses wird jeweils in einer Signalverarbeitungseinheit 11 bzw. 15 weiterverarbeitet und in Abhängigkeit der Signalfrequenz verstärkt zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes des Hörhilfegeräteträgers. Das verarbeitete und verstärket Signal wird jeweils mittels eines Hörers 12 bzw. 16 in ein akustisches Signal zurück gewandelt und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers über die Schallkanäle 13 bzw. 17 und daran anschließende Schallschläuche (nicht dargestellt) zugeführt.

[0016] Bei den beiden Hörhilfegeräten ist eine drahtlose Kopplung vorgesehen, so dass automatisch oder manuell durchgeführte Veränderungen von Einstellungen bei einem der beiden Hörhilfegeräte Auswirkungen auf das jeweils andere Hörhilfegerät zeigen. Wird z.B. durch Bedienen des Lautstärkestellers 4 oder durch Betätigung der Programmwahltaste 3 das Hörhilfegerät 1 manuell bedient, so wird auch bei dem Hörhilfegerät 2 die Lautstärke verändert oder das aktive Hörprogramm umgeschaltet, ohne hierfür die Programmwahltaste 5 bzw. den Lautstärkesteller 6 bedienen zu müssen.

[0017] Bei der in der Figur gezeigten Betriebsweise befindet sich das Hörhilfegerätesystem im Audio-Modus, da wenigstens eines der Hörhilfegeräte (Hörhilfegerät 1) mit einem Audio-Schuh 7 verbunden ist. Im Ausführungsbeispiel ist dieser an das untere Ende des Hörhilfegerätes 1 aufgesteckt. Der Audio-Schuh 7 im Ausführungsbeispiel umfasst eine Empfangseinheit zum drahtlosen Empfang eines von einer Audio-Signalquelle ausgehenden elektromagnetischen Signals. Die Audio-Signalquelle ist im Ausführungsbeispiel als CD-Player 8 mit einem Sender ausgeführt. In dieser speziellen Betriebsart hat eine Betätigung der Bedienelemente 3 oder 4 keine Auswirkungen auf das Hörhilfegerät 2. Umgekehrt beeinflusst eine Betätigung der Bedienelemente 5 oder 6 an dem Hörhilfegerät 2 das Hörhilfegerät 1 nicht.

[0018] Beim Aufstecken des Audio-Schuhs 7 auf das Hörhilfegerät 1 wird dieses in den aktiven Audio-Modus geschaltet. Daraufhin sendet das Hörhilfegerät 1 ein Signal an das Hörhilfegerät 2, das nicht mit einem Audio-Schuh verbunden ist und deshalb in dem passiven Audio-Modus versetzt wird. Im passiven Audio-Modus wird das Hörhilfegerät 2 gemäß dem bei der Programmierung des Hörhilfegerätes 2 festgelegten Vorgaben des Benutzers eingestellt, z.B. auf Mikrofonempfang oder Stummschaltung. Außer der Überführung des Hörhilfegerätes 2 in den passiven Audio-Modus durch das Hörhilfegerät 1 erfolgt während des Audio-Betriebes keine weitere gegenseitige Beeinflussung der Hörhilfegeräte 1 und 2. Nach Beendigung des Audio-Modus, d.h. durch Lösen des Audio-Schuhs 7 von dem Hörhilfegerät 1, fällt das Hörhilfegerät 1 wieder zurück in den ursprünglichen Betriebsmodus in dem es sich vor Beginn des Audio-Modus befunden hatte. Weiterhin wird von dem Hörhilfegerät 1 ein Signal an das Hörhilfegerät 2 übermittelt, welches auch diesem das Ende des Audio-Betriebes anzeigt und es in den ursprünglichen Betriebsmodus zurückversetzt.

[0019] Das Hörhilfegerätesystem gemäß dem Ausführungsbeispiel umfasst weiterhin eine Fernbedienung 9. Diese weist die mit 1 bis 4 beschrifteten Programmtasten zur Programmwahl sowie eine Schaltwippe 18 zur Lautstärkeneinstellung auf. Im Audio-Modus wirkt sich eine Programmumschaltung durch Betätigung einer der mit 1 bis 4 beschrifteten Tasten lediglich auf das Hörhilfegerät 1 aus. Z.B. kann dadurch ein reiner Audio-Empfang oder ein Mischbetrieb mit Audio- und Mikrofon-Empfang eingestellt werden. Eine Veränderung der Lautstärkeneinstellung durch Betätigung der Schaltwippe 18 wirkt sich hingegen auf beide Hörhilfegeräte 1 und 2 aus, indem bei beiden Hörhilfegeräten 1 und 2 die Lautstärke um einen bestimmten Wert angehoben oder abgesenkt wird.

[0020] Durch die Erfindung wird bei einem Hörhilfegerätesystem zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers auch im Audio-Modus eine sinnvolle Einstellung der Hörhilfegeräte bei direkter Bedienung eines der beiden Hörhilfegeräte oder bei Bedienung des Hörhilfegerätesystems mittels einer Fernbedienung erreicht. Die Fernbedienung bleibt auch in Verbindung mit einem binauralen Hörhilfegerätesystem mit gekoppelten Einstellungen unter ein- oder beidseitiger Verwendung eines Audio-Schuhs sinnvoll einsetzbar. Das Hörhilfegerätesystem passt sich automatisch den Vorlieben des Hörhilfegeräteträgers in dieser speziellen Hörsituation an.


Ansprüche

1. Hörhilfegerätesystem mit zwei am Kopf tragbaren Hörhilfegeräten (1, 2) zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers, wobei die Hörhilfegeräte (1, 2) jeweils einen Eingangswandler (10, 14) zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, eine Signalverarbeitungseinheit (11, 15) zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Signals und einen Ausgangswandler (12, 16) zur Wandlung des verarbeiteten Signals in ein von dem Hörhilfegeräteträger als akustisches Signal wahrnehmbares Signal umfassen, wobei bei den Hörhilfegeräten (1, 2) Parameter zur Steuerung der Signalverarbeitung in den Signalverarbeitungseinheiten (11, 15) einstellbar sind zur Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche Hörsituationen und wobei zwischen den beiden Hörhilfegeräten (1, 2) Steuersignale übertragbar sind zur Anpassung der in einem Hörhilfegerät (1) eingestellten Parameter an die in dem anderen Hörhilfegerät (2) eingestellten Parameter, dadurch gekennzeichnet, dass in einer Hörsituation für "Audio-Empfang" die Anpassung der eingestellten Parameter zwischen den beiden Hörhilfegeräten (1, 2) zumindest teilweise unterbindbar ist.
 
2. Hörhilfegerätesystem nach Anspruch 1, wobei bei wenigstens einem der beiden Hörhilfegeräte (1, 2) durch Anschluss eines Audio-Schuhs (7) eine Anpassung der Parameter an die Hörsituation "Audio-Empfang" erfolgt.
 
3. Hörhilfegerätesystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei eines der beiden Hörhilfegeräte (1) in einen Modus für aktiven Audio-Empfang und das andere Hörhilfegerät (2) in einen Modus für passiven Audio-Empfang überführbar ist.
 
4. Hörhilfegerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei eine Umschaltung eines eingestellten Hörprogramms bei dem Hörhilfegerät (1) im Modus für aktiven Audio-Empfang lediglich eine Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche Audio-Signalquellen und keine Anpassung an unterschiedliche Hörumgebungen bewirkt.
 
5. Hörhilfegerätesystem nach der Anspruch 4, wobei sich die Umschaltung des eingestellten Hörprogramms mittels einer Fernbedienung (9) für das Hörhilfegerätesystem lediglich auf das Hörhilfegerät (1) im Modus für aktiven Audio-Empfang auswirkt.
 
6. Hörhilfegerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei sich eine Veränderung der eingestellten Lautstärke mittels einer Fernbedienung (9) auf beide Hörhilfegeräte (1, 2) auswirkt.
 
7. Hörhilfegerätesystem nach Anspruch 6, wobei eine Veränderung der eingestellten Lautstärke bei einem der beiden Hörhilfegeräte (1) eine betragsgleiche Veränderung der Lautstärke bei dem anderen Hörhilfegerät (2) bewirkt.
 
8. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätesystems mit zwei am Kopf tragbaren Hörhilfegeräten (1, 2) zur binauralen Versorgung eines Hörhilfegeräteträgers, wobei die Hörhilfegeräte (1, 2) jeweils einen Eingangswandler (10, 14) zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, eine Signalverarbeitungseinheit (11, 15) zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Signals und einen Ausgangswandler (12, 16) zur Wandlung des verarbeiteten Signals in ein von dem Hörhilfegeräteträger als akustisches Signal wahrnehmbares Signal umfassen, wobei bei den Hörhilfegeräten (1, 2) Parameter zur Steuerung der Signalverarbeitung in den Signalverarbeitungseinheiten (11, 15) einstellbar sind zur Anpassung der Signalverarbeitung an unterschiedliche Hörsituationen und wobei zwischen den beiden Hörhilfegeräten (1, 2) Steuersignale übertragbar sind zur Anpassung der in einem Hörhilfegerät (1) eingestellten Parameter an die in dem anderen Hörhilfegerät (2) eingestellten Parameter, mit folgenden Schritten:

- Anpassung der Parameter an eine Hörsituation für "Audio-Empfang" bei wenigstens einem der beiden Hörhilfegeräte (1),

- zumindest teilweises Unterbinden der Anpassung der eingestellten Parameter zwischen den beiden Hörhilfegeräten (1, 2).


 
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei das Hörhilfegerät (1) nach Anbringen eines Audio-Schuhs (7) automatisch an die Hörsituation "Audio-Empfang" angepasst wird.
 
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei eine Bedienung eines der beiden Hörhilfegeräte (1, 2) keine automatische Anpassung des anderen Hörhilfegerätes (2, 1) bewirkt, so lange wenigstens eines der beiden Hörhilfegeräte (1) an die Hörsituation "Audio-Empfang" angepasst ist.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei eines der beiden Hörhilfegeräte (1) in einen Modus für "aktiven Audio-Empfang" und das andere Hörhilfegerät (2) in einen Modus für "passiven Audio-Empfang" geschaltet wird.
 
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei sich eine mittels einer Fernbedienung (9) ausgeführte Programmumschaltung lediglich auf das Hörhilfegerät (1) in dem Modus für "aktiven Audio-Empfang" auswirkt zur Anpassung des Hörhilfegerätes (1) an unterschiedliche Signalquellen.
 
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, wobei sich eine mittels einer Fernbedienung (9) durchgeführte Lautstärkeeinstellung auf beide Hörhilfegeräte (1, 2) auswirkt.
 
14. Verfahren nach Anspruch 13, wobei die Lautstärke bei beiden Hörhilfegeräten (1, 2) um den gleichen Betrag angehoben oder abgesenkt wird.
 
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 14, wobei nach Beendigung der Hörsituation "Audio-Empfang" bei beiden Hörhilfegeräten (1, 2) die wechselseitige Anpassung der Hörhilfegeräte (1, 2) infolge der Bedienung eines der beiden Hörhilfegeräte (1, 2) oder infolge einer automatischen Einstellung von Parametern wieder hergestellt wird.
 
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 15, wobei nach Beendigung der Hörsituation "Audio-Empfang" die Lautstärkeeinstellung des Hörhilfegerätes (2) im Modus "passiver Audio-Empfang" allmählich an die Lautstärkeeinstellung des Hörhilfegerätes (1) im Modus "aktiver Audio-Empfang" angepasst wird.
 




Zeichnung