[0001] Seit vielen Jahrzehnten werden Turbomolekularpumpen bei der Erzeugung von Hochvakuum
eingesetzt. Die Pumpwirkung wird in dieser Pumpen durch Scheiben mit Flügeln erzeugt,
die abwechselnd auf Rotor und Stator angebracht sind. Das Saugvermögen ist eine maßgebliche
Kenngröße dieser Pumpen und hängt unter anderem von dem Durchmesser der Rotorscheiben
und der Drehzahl des Rotors ab. Einige Anwendungen erfordern ein sehr hohes Saugvermögen.
Beispielsweise werden große Volumina an Teilchenbeschleunigern evakuiert. Hier finden
sehr große Turbomolekularpumpen Anwendung, das Saugvermögen kann bei 5000 Litern pro
Minute liegen.
Diese Turbomolekularpumpen sind technisch nicht einfach. Ein Problem ist beispielsweise,
dass in dem Rotor mit dem großen Durchmesser eine sehr hohe kinetische Energie gespeichert
wird, die in ungünstigen Fällen bei einer Fehlfunktion freigesetzt werden kann. Ein
anderes Problem ist die schwierige Rotordynamik, denn die Massenverteilung bei einem
kurzen Rotor mit großem Scheibendurchmesser sorgt dafür, dass die Trägheitsmomente
für die Rotation um verschiedene Achsen ähnlich werden. Damit wird das rotierende
System instabiler.
[0002] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist die Aufgabe, eine Vakuumpumpe mit sehr
hohem Saugvermögen zu entwickeln, die die vorgenannten Nachteile überwindet. Die Lösung
soll zudem kostengünstig sein.
[0003] Diese Aufgabe wird gelöst durch die Merkmale des ersten Anspruches. Die weiteren
Ansprüche stellen Ausgestaltungen der Erfindung dar.
Gemäß der Erfindung besitzt die Vakuumpumpe einen Flansch, mehrere Gaseintrittsöffnungen
innerhalb dieses Flansches und mehrere Rotorwellen, die rotierende pumpaktive Bauteile
tragen, welche zusammen mit stehenden pumpaktiven Bauteilen die Pumpwirkung erzielen.
[0004] Durch diese Maßnahme wird es möglich, ein hohes Saugvermögen zu realisieren und gleichzeitig
den Durchmesser der Rotorscheiben im Vergleich zur Rotorlänge so zu gestalten, dass
die Trägheitsmomente eine stabile Rotation um die Rotorwellenachse begünstigen. Da
für die einzelnen Rotorwellen, deren Lager- und Antriebsmittel und den pumpaktiven
Bauteilen auf Standardkomponenten zurückgegriffen werden kann und nur ein gemeinsames
Pumpenoberteil als neues Bauteil hinzukommt, ist die Vakuumpumpe sehr kostengünstig
zu realisieren. So können zur Montage zunächst die Standardkomponenten vormontiert
und anschließend in das gemeinsame Pumpenoberteil geschoben werden. Eine runde Flanschgeometrie
erlaubt es, die Vakuumpumpe als Ersatz für bestehende Vakuumpumpen mit großem Saugvermögen
zu verwenden. Denkbar ist natürlich, den Flansch an beliebige durch die Vakuumkammer
vorgegebene Geometrien anzupassen.
[0005] Die erfindungsgemäße Gestaltung einer Vakuumpumpe soll anhand der Figuren näher erläutert
werden.
Fig.1: Schnitt durch die erfindungs gemäße Vakuumpumpe
Fig.2: Verschiedene Flanschgeometrien in der Draufsicht von oben.
Fig.3: Zwei Flanschformen im Querschnitt.
[0006] Figur 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vakuumpumpe im Schnitt. Die Vakuumpumpe 1 besitzt
einen Flansch 2. Innerhalb dieses Flansches befinden sind mehrere Gaseintrittsöffnungen
4. Eine oder mehrere Gasaustrittsöffnungen 5 erlauben den Ausstoß des abzupumpenden
Gases. Mehrere Rotorwellen 6 tragen jeweils rotierende pumpaktive Bauteile 7. Zusammen
mit den stehenden pumpaktiven Bauteilen 8 erzielen diese die Pumpwirkung, sobald die
Rotorwellen in Drehung versetzt werden. Der Flansch 2 ist an einem gemeinsamen Gehäuseoberteil
10 angeordnet. Komplettiert wird das Gehäuse durch wenigstens ein Gehäuseunterteil
9. Antriebsmittel 11 dienen dazu, die Rotorwellen in Drehung zu versetzen. Hierbei
kann es sich um einen elektrischen Motor handeln, dessen Stator im Gehäuse angebracht
ist und dessen Rotorelemente auf der jeweiligen Rotorwelle sitzt. Die dazu notwendige
elektrische Versorgung erfolgt durch die Steuerung 12. Um die Drehung der Wellen zu
unterstützen, dienen Lagermittel 13. Dies können beispielsweise öl- oder fettgeschmierte
Kugellager sein. Ebenso sind Gaslager denkbar. Bis auf das spezielle geformte Gehäuseoberteil
10 können die anderen genannten Komponenten aus der Serienfertigung von Pumpen mit
kleinerem Saugvermögen und nur einem Rotor stammen.
[0007] Die zweite Figur zeigt einige denkbare Flanschgeometrien. In Teil a) sind mehrere
Gaseintrittsöffnungen 4 mit gleichem Durchmesser in einem gemeinsamen runden Flansch
angeordnet. In diesem Fall ist der Durchmesser der pumpaktiven rotierenden Bauteile,
die auf den verschiedenen Rotorwellen sitzen, gleich.
[0008] Eine weitere Ausführungsform zeigt Figur 2b, in der im gemeinsamen runden Flansch
mehrere runde Gaseintrittsöffnungen 4 mit unterschiedlichem Durchmesser angeordnet
sind.
[0009] Eine weitere Ausführungsform ist in Figur 2c dargestellt, bei der der gemeinsame
Flansch nicht mehr rund sondern viereckig ist. Durch diese Maßnahme kann die Vakuumpumpe
optimal an die auszupumpende Kammer angepasst werden.
Weitere, hier nicht gezeigte Flanschgeometrien sind denkbar.
[0010] Figur 3 zeigt zwei verschiedene Flanschformen im Querschnitt. In der Variante a)
ist der Steg 14 zwischen den Gaseintrittsöffnungen 4 zurückgezogen ausgebildet, wodurch
ein Gaseinlass 3 entsteht, mit dem die Gaseintrittsöffnungen 4 direkt verbunden sind.
In der Variante b) ist der Steg 14 bis auf Flanschhöhe hochgezogen und schließt bündig
mit diesem ab.
[0011] In einer weiteren Ausführungsform befinden sich die Rotorwellen 6 zumindest mit einem
Teil ihrer axialen Länge in dem gemeinsamen Gehäuseoberteil 10, das den Flansch 2
trägt.
[0012] In einer weiteren Ausführungsform sind mehrere Steuerungen 12 vorgesehen, die miteinander
in Kontakt stehen. Dieser Kontakt kann beispielsweise über elektrische Leitungen erfolgen.
Der Kontakt dient beispielsweise dazu, Betriebsparameter wie Drehfrequenz der Rotorwellen
u.ä. auszutauschen.
[0013] Die einzige Steuerung oder die Mehrzahl von Steuerungen ist in einer weiteren Ausführungsform
so ausgestaltet, dass sie zur Regelung des Vorvakuumpumpsystems dient. Das Vorvakuumpumpsystem
besteht aus einer oder mehreren Vakuumpumpen, von denen mindestens eine das Gas bis
auf Atmosphärendruck verdichtet. Die Regelung umfasst beispielsweise die Einstellung
des Saugvermögens der einzelnen oder Mehrzahl der Vorpumpen.
[0014] In einer weiteren Ausführungsform werden die Rotorwellen frequenzversetzt in Drehung
versetzt. Das heißt zu Beginn, wenn die Rotorwellen noch nicht die endgültige Drehfrequenz
erreicht haben, drehen sich die Rotorwellen jeweils mit unterschiedlichen Frequenzen.
Zwischen dem Start der Vakuumpumpe mit stillstehenden Rotorwellen und dem Erreichen
der Betriebsdrehzahl laufen die Rotorwellen zu jedem Zeitpunkt mit von einander verschiedenen
Drehfrequenzen. Hierdurch kann vermieden werden, dass sich alle Rotorwellen gleichzeitig
mit einer Frequenz drehen, die in einem Resonanzbereich liegt. Belastungen durch ein
gegenseitiges Aufschaukeln der durch die Resonanzen entstehenden Schwingungen können
somit vermieden werden.
[0015] In einer weiteren Ausführungsform sind die Rotorwellen zumindest teilweise parallel
angeordnet. Dies erlaubt eine sehr kostengünstige und einfach Montage, da die unteren
Gehäuseteile und die Pakete aus rotierenden und stehenden pumpaktiven Bauteilen als
Baugruppen vormontiert werden können. Auf diese bereits montierten Baugruppen wird
dann nur noch das obere Gehäuseteil 10 mit seinem Flansch 2 gesetzt.
[0016] Diese Ausführungsform kann dadurch weitergedacht werden, dass nicht nur die Achsen
der einzelnen Rotorwellen parallel zu einander sind. Der Flansch definiert eine Fläche
und damit eine auf ihr senkrecht stehende Flächennormale. Die weitergedachte Auskhrungsform
entsteht, wenn diese Flächennormale und mindestens ein Teil der Rotorwellen parallel
zu einander sind.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform ist wenigstens eines der Lagermittel ein Magnetlager.
Dabei kann es sich um ein passives oder ein aktives Magnetlager handeln, welches die
Drehung in radialer oder axialer Richtung unterstützt.
[0018] In einer weiteren Ausführungsform sind die rotierenden 7 und stehenden 8 pumpaktiven
Bauteile als Flügel derart ausgebildet, dass es sich um eine Turbomolekularvakuumpumpe
handelt.
1. Vakuumpumpe (1) mit einem Flansch (2), mindestens zwei Gaseintrittsöffnungen (4),
mindestens einer Gasaustrittsöffnung (5), mindestens zwei Rotorwellen (6), die jeweils
rotierende pumpaktive Bauteile (7) tragen, welche jeweils stehenden pumpaktiven Bauteilen
(8) gegenüberstehen, mit mindestens einem unteren Gehäuseteil (9), einem den Flansch
tragenden Gehäuseoberteil (10), mit Antriebsmitteln (11), welche die Rotorwellen (6)
in Rotation versetzen, dadurch gekennzeichnet, dass sich alle Gaseintrittsöffnungen (4) innerhalb des Flansches (2) befinden und dass
der Flansch (2) an einem gemeinsamen Gehäuseoberteil (10) angeordnet sind.
2. Vakuumpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass alle Rotorwellen (6) wenigstens über einem Teil ihrer axialen Länge in einem gemeinsamen
Gehäuseoberteil (10) angeordnet sind.
3. Vakuumpumpe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuerung (12) zur elektrischen Ansteuerung der Antriebsmittel (11) vorhanden
ist.
4. Vakuumpumpe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Steuerungen (12) zur elektrischen Ansteuerung der Antriebsmittel (11) vorhanden
sind und miteinander in Kontakt stehen.
5. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerung (12) zur elektrischen Ansteuerung des Vorvakuumsystems dienen.
6. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchmesser der rotierenden pumpaktiven Bauteile (7) und die Durchmesser der
stehenden pumpaktiven Bauteile (8) der verschiedenen Rotorwellen (6) gleich sind.
7. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorwellen (6) frequenzversetzt in Rotation versetzt werden.
8. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Teil der Achsen der Vakuumpumpe, die durch Flächennormale und durch
die Rotorwellen gegeben sind, parallel angeordnet sind.
9. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eines der Lagermittel (13) ein Magnetlager ist.
10. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Flansch (2) kreisförmig ist.
11. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Molekularvakuumpumpe ist.
12. Vakuumpumpe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Turbomolekularvakuumpumpe ist.