Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Hochspannungsschaltertechnik. Sie bezieht
sich auf einen Hochleistungsschalter und auf ein Verfahren zum Ausschalten eines Hochleistungsschalters
gemäss dem Oberbegriff der unabhängigen Patentansprüche.
Stand der Technik
[0002] Ein derartiger Hochleistungsschalter und ein derartiges Verfahren ist beispielsweise
aus der Schrift DE 100 03 359 C1 bekannt. Dort ist ein Hochleistungsschalter beschrieben
mit zwei bewegbaren Lichtbogenkontaktstücken und einem Heizraum zum Zwischenspeichern
von Löschgas, das durch einen gegebenenfalls zwischen den Lichtbogenkontaktstücken
brennenden Lichtbogen erhitzt wurde. Der Schalter weist eine Isolierdüse auf, welche
zur Führung einer Löschgasströmung ein Engnis aufweist, welches wiederum mittels eines
Kanals mit dem Heizraum verbunden ist. Zunächst bewegen sich die beiden Kontaktstücke
in entgegengesetzte Richtung, wobei die Kontakttrennung stattfindet und das Engnis
durch das zweite der zwei Kontaktstücke zumindest teilweise verdämmt ist. Während
das Engnis noch zumindest teilweise durch das zweite Kontaktstück verschlossen ist,
findet eine Bewegungsrichungsumkehr des zweiten Kontaktstückes statt. Das zweite Kontaktstück
bewegt sich also in dieselbe Richtung wie das erste der zwei Kontaktstücke. Dadurch,
dass das Engnis während der Bewegungsrichtungsumkehr immer noch zumindest teilweise
durch das zweite Kontaktstück verdämmt ist, kann eine Erhöhung des Löschgasdruckes
im Heizraum erzeugt werden. Dadurch kann eine stärkere Lichtbogenbeblasung erreicht
werden.
Darstellung der Erfindung
[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine alternative Möglichkeit zur Erzeugung einer effektiven
Lichtbogenbeblasung zu schaffen. Insbesondere soll innerhalb sehr kurzer Zeit eine
grosse Löschgasmenge erzeugt und ein definierter Löschgasfluss realisiert werden können.
[0004] Diese Aufgabe löst eine Vorrichtung und ein Verfahren mit den Merkmalen der unabhängigen
Patentansprüche.
[0005] Der erfindungsgemässe Hochleistungsschalter ist vorteilhaft befüllbar mit einem Löschgas
und beinhaltet ein erstes bewegbares Lichtbogenkontaktstück und ein zweites bewegbares
Lichtbogenkontaktstück sowie einen Antrieb zum Antreiben des ersten Lichtbogenkontaktstücks
und einen Hilfsantrieb zum Antreiben des zweiten Lichtbogenkontaktstücks. Gegebenenfalls
brennt zwischen den Lichtbogenkontaktstücken ein Lichtbogen. Der Hochleistungsschalter
besitzt einen Heizraum zur Zwischenspeicherung von durch den Lichtbogen aufgeheiztem
Löschgas und eine Isolierdüse, welche zur Führung einer Löschgasströmung ein Engnis
aufweist, welches mittels eines Kanals mit dem Heizraum verbunden ist. Durch eines
der beiden Lichtbogenkontaktstücke, welches als Verdämm-Kontaktstück bezeichnet wird,
ist das Engnis zumindest teilweise verdämmbar. Der Hilfsantrieb ist derart ausgebildet,
dass während eines Ausschaltvorgangs eine Bewegungsrichtungsumkehr des zweiten Lichtbogenkontaktstücks
von einer entgegengesetzten zu einer gleichgerichteten Bewegung der beiden Lichtbogenkontaktstücke
stattfindet.
[0006] Der erfindungsgemässe Hochleistungsschalter kennzeichnet sich dadurch, dass der Hilfsantrieb
derart ausgebildet ist, dass während eines Ausschaltvorgangs die Bewegungsrichtungsumkehr
des zweiten Lichtbogenkontaktstücks stattfindet, wenn das Engnis nicht mehr durch
das Verdämm-Kontaktstück zumindest teilweise verdämmt ist.
[0007] Dadurch wird es möglich, während eines wesentlichen Teils der Lichtbogenzeit (Lichtbogen-Brenndauer)
durch den Lichtbogen Material aus der Isolierdüse entlang der gesamten Länge des Engnisses
zu verdampfen. Eine grosse Oberfläche, insbesondere die gesamte Engnis-Innenfläche,
kann also während relativ langer Zeit zur Erzeugung (Verdampfung) von lichtbogenlöschendem
Material genutzt werden. Dadurch wird eine grosse Menge lichtbogenlöschenden Materials
erzeugt, so dass eine effiziente Lichtbogenbeblasung erreicht wird.
[0008] Die nach der Freigabe des Engnisses durch das Verdämm-Kontaktstück stattfindende
Bewegungsrichtungsumkehr ermöglicht eine Optimierung des Löschgasflusses nahe dem
Verdämm-Kontaktstück. Der Abstand zwischen den zwei Kontaktstücken kann, je nach Verhältnis
der Geschwindigkeiten der beiden Kontaktstücke, (leicht) vergrössert oder verkleinert
oder, besonders vorteilhaft, im wesentlichen konstant gehalten werden. Insbesondere
kann auch ein Abstand zwischen dem Verdämm-Kontaktstück und dem Engnis (leicht) vergrössert
oder verkleinert oder, besonders vorteilhaft, im wesentlichen konstant gehalten werden.
Wenn beispielsweise die Bewegung der Isolierdüse 1:1 (starr) an die Bewegung des ersten
Kontaktstücks gekoppelt ist und somit die nach der Bewegungsrichtungsumkehr gleichgerichtete
Bewegung der beiden Kontaktstücke ebenfalls im wesentlichen gleich gross ist, kann
ein vorgebbarer Abstand zwischen dem Engnis und dem Verdämm-Kontaktstück im wesentlichen
konstant gehalten werden.
[0009] Durch die Bewegungsumkehr wird also eine zunächst antiparallele oder gegensinnigen
Bewegung der zwei Lichtbogenkontaktstücke zu einer parallelen oder gleichsinnigen
Bewegung der zwei Lichtbogenkontaktstücke.
[0010] Insbesondere wenn als Hilfsantrieb ein von dem Antrieb angetriebenes Getriebe verwendet
wird, kann bei der Wahl eines Geschwindigkeitsverhältnisses v1/v2 der Geschwindigkeit
v1 des ersten Lichtbogenkontaktstückes zu der Geschwindigkeit v2 des zweiten Lichtbogenkontaktstückes
von v1/v2 ≈ 1:1 bei gleichsinniger Kontaktstück-Bewegung ein konstanter Kontaktstück-Abstand
(und gegebenenfalls auch ein konstanter Abstand zwischen dem Engnis und dem Verdämm-Kontaktstück)
erreicht werden, der auch dann noch konstant bleibt, wenn die Schalterbewegung durch
einen Dämpfungsmechanismus abgebremst wird. Auch kann auf diese Weise der Einfluss
von Rücklauf auf die genannten Abstände im wesentlichen eliminiert werden. Rücklauf
entsteht, wenn die Bewegung eines angetriebenen Kontaktstücks durch Löschgas im Heizraum
behindert wird, so dass dadurch eine Bewegungsrichtungsumkehr mindestens eines der
Kontaktstücke stattfindet.
[0011] Es kann in dem erfindungsgemässen Hochleistungsschalter also eine gute Kontrolle
der Kontaktstück-Abstände und des Engnis-Kontaktstück-Abstandes erreicht werden, so
dass gewünschte Strömungsverhältnisse, insbesondere nahe dem Verdämm-Kontaktstück,
einstellbar und auch bei verschiedenen Schaltfällen einhaltbar sind. Eine Optimierung
des Löschgasflusses in Kontaktstücknähe wird ermöglicht.
[0012] Die Lichtbogenkontaktstücke können gleichzeitig auch Nennstrom-Kontaktstücke sein.
Vorteilhaft sind aber zusätzlich zu den Lichtbogenkontaktstücken noch separate Nennstrom-Kontaktstücke
vorgesehen. Typischerweise werden bei einem Ausschaltvorgang zunächst die Nennstrom-Kontaktstücke
voneinander getrennt, so dass der zu unterbrechende elektrische Strom auf die Lichtbogenkontaktstücke
kommutiert. Danach werden die Lichtbogenkontaktstücke unter Zündung eines Lichtbogens
getrennt.
[0013] Die erfindungsgemässe Bewegungsrichtungsumkehr des zweiten Lichtbogenkontaktstücks
von einer entgegengesetzten zu einer gleichgerichteten Bewegung der beiden Lichtbogenkontaktstücke,
wenn das Engnis nicht mehr durch das Verdämm-Kontaktstück zumindest teilweise verdämmt
ist, schliesst eine weitere, typischerweise vorher stattfindende Bewegungsrichtungsumkehr
des zweiten Lichtbogenkontaktstücks von einer entgegengesetzten zu einer gleichgerichteten
Bewegung der beiden Lichtbogenkontaktstücke, die stattfinden kann, während das Engnis
noch durch das Verdämm-Kontaktstück zumindest teilweise verdämmt ist, nicht aus.
[0014] Das Engnis kann auch als Düsenkanal bezeichnet werden.
[0015] Der Hilfsantrieb kann einen elektrodynamischen Antrieb beinhalten. Zusätzlich zum
elektrodynamischen Antrieb kann der Hilfsantrieb auch noch ein Getriebe beinhalten.
[0016] Vorteilhaft kann der Hilfsantrieb ein durch den Antrieb antreibbares Getriebe sein,
insbesondere ein Getriebe, das eine Kulissenscheibe beinhaltet. Mit Vorteil kann das
Getriebe einen Hebel und zusätzlich noch einen Winkelhebel aufweisen.
[0017] Insbesondere kann das Getriebe die folgenden Eigenschaften aufweisen: An dem ist
Verdämm-Kontaktstück ist ein Bolzen vorgesehen, welcher drehbar an einem ersten Ende
eines Hebels gelagert ist. Am zweite Ende des Hebels ist ein Bolzen drehbar gelagert,
welcher an einem ersten Schenkel eines Winkelhebels drehbar gelagert ist. Am zweiten
Ende des Winkelhebels ist ein drehbar gelagerter Bolzen vorgesehen, welcher mit einer
Kulissenscheibe in Eingriff steht. Der Winkelhebel ist ausserdem drehbar mit einem
nichtbewegten Teil des Hochleistungsschalters verbunden. Mit Vorteil sind die Drehachsen
der genannten Drehungen zueinander parallel ausgerichtet. Die Kulissenscheibe ist
mit dem Abtrieb verbunden, insbesondere starr verbunden. Vorteilhaft ist das Getriebe
zweifach ausgeführt, wobei die zwei Ausführungen vorteilhaft spiegelsymmetrisch bezüglich
einer Ebene angeordnet sind, die parallel zu einer Achse des Verdämm-Kontaktstücks
ausgerichtet ist.
[0018] Ein Getriebe kann auch mindestens zwei Hebel aufweisen, deren Enden Schlitze aufweisen,
die bei einem Ausschaltvorgang nacheinander mit einer Transmissionsstange in Eingriff
gelangen. Details zur konstruktiven Auslegung eines solchen Getriebes können der genannten
Schrift DE 100 03 359 C1 entnommen werden, welche hierdurch mit ihrem gesamten Offenbarungsgehalt
in die Beschreibung übernommen wird.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes ist das zweite Lichtbogenkontaktstück
das Verdämm-Kontaktstück.
[0020] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes ist benachbart
zu dem ersten Lichtbogenkontaktstück eine Hilfsdüse angeordnet, die zusammen mit der
Isolierdüse den Kanal bildet.
[0021] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes ist die
Isolierdüse mittels des Antriebes antreibbar. Insbesondere kann die Bewegung der isolierdüse
direkt und starr oder auch mittels eines Getriebes an die Bewegung des ersten Kontaktstückes
gekoppelt sein. Im Falle der starren Kopplung kann eine konstante Geometrie des Kanals
vorliegen.
[0022] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes ist das
Engnis im wesentlichen zylindrisch ausgebildet, und mit Vorteil ist das Verdämm-Kontaktstück
ebenfalls im wesentlichen zylindrisch ausgebildet. Der Durchmesser des jeweiligen
Zylinders (des Engnisses oder des zweiten Kontaktstücks) muss nicht völlig konstant
sein und kann leicht variieren. Abweichungen von einem kreisförmigen Querschnitt zu
beispielsweise elliptischen Querschnitten sind möglich.
[0023] Der Hochleistungsschalter kann nach Art eines Selbstblasschalters ausgebildet sein.
In diesem Fall ist das Volumen des Heizraums konstant. Der Hochleistungsschalter kann
auch nach Art eines Pufferschalters (Blaskolbenschalters) ausgebildet sein. In diesem
Fall ist der Heizraum auch ein Kompressionsraum, dessen Volumen während eines Ausschaltvorgangs
verringert wird, um durch den zusätzlichen Druck eine bessere Lichtbogenbeblasung
zu erreichen. Der Hochleistungsschalter kann auch einen Heizraum, vorzugsweise mit
konstantem Volumen, und zusätzlich einen Kompressionsraum aufweisen, wobei das Volumen
mindestens des Kompressionsraums während eines Ausschaltvorgangs verringert wird.
Vorteilhaft ist dann ein Ventil zwischen dem Kompressionsraum und dem Heizraum vorgesehen.
[0024] Vorteilhaft kann der Hilfsantrieb derart ausgebildet ist, dass in einer ersten Phase,
während der die entgegengesetzten Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke stattfindet,
ein Verhältnis v1 /v2 der Geschwindigkeit v1 des ersten Lichtbogenkontaktstückes zu
der Geschwindigkeit v2 des zweiten Lichtbogenkontaktstückes von v1/v2 ≤ 1:2.4, insbesondere
von v1/v2 ≤ 1:2.8, erreicht wird. Solche grossen Geschwindigkeitsverhältnisse ermöglichen
es, innerhalb sehr kurzer Zeit eine grosse Beabstandung der zwei Lichtbogenkontaktstücke
zu erreichen. Wenn beispielsweise der Antrieb und das erste Lichtbogenkontaktstück
eine Geschwindigkeit von 5 m/s hat, wird bei einem Geschwindigkeitsverhältniss von
v1/v2 = 1:3 eine Relativgeschwindigkeit v12 von 20 m/s erreicht. Auf diese Weise kann
eine sehr schnelle Kontakttrennung erreicht werden (grosse Geschwindigkeit der Lichtbogenkontaktstücke
während oder kurz nach der Kontakttrennung). Auch Relativgeschwindigkeiten von v12
≥ 13 m/s, v12 ≥ 15 m/s oder von v12 ≥ 19 m/s sind dazu geeignet. Wenn das Engnis eine
grosse Länge (axiale Erstreckung) aufweist, kann auf diese Weise eine sehr grosse
Oberfläche der Isolierdüse dem Lichtbogen ausgesetzt werden, wodurch grosse Mengen
Materials aus der Isolierdüse verdampft werden können, so dass eine effiziente Lichtbogenbeblasung
erreicht wird. Insbesondere können Engnis-Längen von mehr als 40 mm, vorteilhaft mehr
als 50 mm und mehr als 60 mm eingesetzt werden.
[0025] Vorteilhaft kann der Hilfsantrieb derart ausgebildet sein, dass in einer zweiten
Phase, die während der gleichgerichteten Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke stattfindet,
für das Verhältnis v1/v2 der Geschwindigkeit v1 des ersten Lichtbogenkontaktstückes
zu der Geschwindigkeit v2 des zweiten Lichtbogenkontaktstückes 0.5 ≤ v1/v2 ≤ 1.2,
insbesondere von 0.75 ≤ v1/v2 ≤ 1.15, gilt. Besonders vorteilhaft liegt das Geschwindigkeitsverhältnis
v1/v2 zwischen 0.9 und 1.1 oder nahe bei eins oder beträgt im wesentlichen eins. Auf
diese Weise können wohldefinierte Strömungsverhältnisse nahe dem Verdämm-Kontaktstück
erreicht werden. Insbesondere kann der Abstand der beiden Lichtbogenkontaktstücke
voneinander und der Abstand des Verdämm-Kontaktstücks zum Engnis im wesentlichen konstant
gehalten werden, selbst wenn der Antrieb am Ende des Ausschaltvorgangs gedämpft wird
oder wenn es einen Rücklauf gibt.
[0026] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Verdämm-Kontaktstück entlang einer Achse
erstreckt, und der Antrieb und der Hilfsantrieb ist derart ausgebildet, dass in einer
zweiten Phase während der gleichsinnigen Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke ein
entlang der Achse gemessener Abstand d zwischen dem Engnis und dem Verdämm-Kontaktstück
derart gewählt ist, dass die Strömungsgeschwindigkeit der Löschgasströmung in einem
solchen Bereich maximal ist, der bezüglich der Achse radial seitlich neben dem zweiten
Lichtbogenkontaktstück und/oder innerhalb des zweiten Lichtbogenkontaktstücks angeordnet
ist. Der Bereich kann zusammenhängend sein oder aus mehreren Teilbereichen bestehen.
[0027] Der Abstand d ist vorteilhaft derart gewählt, dass bei einer Löschgasströmung durch
das Engnis zum Verdämm-Kontaktstück (wenn also das Engnis durch das Verdämm-Kontaktstück
freigegeben ist) der Bereich maximaler Strömungsgeschwindigkeit seitlich (also radial)
neben dem Verdämm-Kontaktstück liegt und/oder innerhalb des Verdämm-Kontaktstücks
angeordnet ist, und insbesondere nicht zwischen den beiden Lichtbogenkontaktstücken,
also nicht auf der Strecke zwischen den beiden Lichtbogenkontaktstücken und auch nicht
radial benachbart dieser Strecke angeordnet ist.
[0028] Durch Einhalten solcher Abstände d wird eine besonders vorteilhafte Löschgasströmung
nahe dem Verdämm-Kontaktstück und somit eine besonders gute Lichtbogenbeblasung erreicht.
Insbesondere wird eine grosse dielektrische Festigkeit der Schaltstrecke erreicht,
so dass Rückzündungen verhindert werden können. Wenn bei gleichsinniger Bewegung der
Kontaktstücke 1,2 ein Geschwindigkeitsverhältnis v1/v2 nahe eins realisiert ist, kann
der genannte Abstand d besonders gut und für längere Zeit (vorteilhaft mindestens
20 ms, mindestens 30 ms oder mindestens 40 ms) innerhalb der genannten Bereiche liegen.
Vorteilhaft wird ein solcher Abstand d eingehalten, bis der Ausschaltvorgang abgeschlossen
ist.
[0029] Der Abstand d ist eine Beabstandung. Der Abstand d misst sich selbstverständlich
zwischen den einander zugewandten Enden von Engnis und Verdämm-Kontaktstück.
[0031] Das Engnis ist im wesentlichen zylindrisch ausgebildet, und mit Vorteil ist das Verdämm-Kontaktstück
ebenfalls im wesentlichen zylindrisch ausgebildet. Der Durchmesser des jeweiligen
Zylinders (des Engnisses oder des Verdämm-Kontaktstücks) muss nicht völlig konstant
sein und kann leicht variieren. Abweichungen von einem kreisförmigen Querschnitt zu
beispielsweise elliptischen Querschnitten sind möglich. Das Engnis (oder auch das
Verdämm-Kontaktstück) kann eine andere, vorteilhaft im wesentlichen prismatische Form
aufweisen und wird dennoch als im wesentlichen zylindrisch bezeichnet. Für den Durchmesser
D ist dann eine entsprechende radiale Abmessung des Engnisses zu nehmen. Insbesondere
kann mit guter Genauigkeit der Durchmesser eines solchen Kreises genommen werden,
der denselben Flächeninhalt hat wie das Engnis nahe dem Verdämm-Kontaktstück. Auch
muss der Durchmesser des Zylinders beziehungsweise die radiale Abmessung des Prismas
nicht genau konstant sein. Die für die Bestimmung von d relevante Grösse ist die radiale
Abmessung an dem dem Verdämm-Kontaktstück zugewandten Ende des Zylinders oder Prismas.
Auch solche Formen sind in dem Begriff "im wesentlichen zylindrisch" umfasst.
[0032] Durch die beschriebene, zylinderdurchmesserabhängige Wahl des Abstandes d wird für
die gängigen Schaltergeometrien die erfindungsgemässe Strömungsgeschwindigkeitsbedingung
erfüllt. Wenn der Parameter b innerhalb eines engeren der angegebenen Bereiche für
b gehalten werden kann, kann ein Beibehalten der vorteilhaften Löschgasströmung besser
sichergestellt werden.
[0033] Das erfindungsgemässe Verfahren zum Ausschalten eines Hochleistungsschalters mit
einem ersten bewegbaren Lichtbogenkontaktstück und mit einem zweiten bewegbaren Lichtbogenkontaktstück,
wobei die beiden Lichtbogenkontaktstücke zueinander entgegengesetzt bewegt werden
und voneinander getrennt werden, und wobei durch eines der beiden Lichtbogenkontaktstücke,
das als Verdämm-Kontaktstück bezeichnet wird, ein Engnis einer Isolierdüse zumindest
teilweise verdämmt wird, und wobei die Bewegungsrichtung des zweiten Lichtbogenkontaktstücks
umgekehrt wird, kennzeichnet sich dadurch, dass die Bewegungsrichtung des zweiten
Lichtbogenkontaktstücks umgekehrt wird, wenn das Engnis nicht mehr durch das Verdämm-Kontaktstück
zumindest teilweise verdämmt wird. Daraus ergeben sich die oben genannten Vorteile.
[0034] Das erfindungsgemässe Verfahren kann auch als ein Verfahren zum Schalten eines elektrischen
Stromes mittels eines Hochleistungsschalters bezeichnet werden.
[0035] Mit Vorteil sind die beiden Lichtbogenkontaktstücke koaxial zueinander angeordnet.
Der Kanal kann vorteilhaft als ein Ringkanal ausgebildet sein.
[0036] Mit Vorteil kann eines der beiden Lichtbogenkontaktstücke, insbesondere das erste
Lichtbogenkontaktstück, eine Öffnung zur Aufnahme des anderen, vorteilhaft stiftartig
ausgebildeten Lichtbogenkontaktstücks im geschlossenem Schalterzustand und zum Abströmen
von Löschgas im geöffneten Schalterzustand aufweisen. Insbesondere kann dieses Lichtbogenkontaktstück
als eine Kontakttulpe mit einer Vielzahl von Kontaktfingern ausgebildet sein.
[0037] Hochleistungsschalter im Sinne dieser Anmeldung sind insbesondere solche Schalter,
die für Nennspannungen von mindestens ca. 72 kV ausgelegt sind. Der Hochleistungsschalter
kann eine oder mehrere Schaltkammern aufweisen.
[0038] Weitere bevorzugte Ausführungsformen und Vorteile gehen aus den abhängigen Patentansprüchen
und den Figuren hervor.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0039] Im folgenden wird der Erfindungsgegenstand anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen,
welche in den beiliegenden Zeichnungen dargestellt sind, näher erläutert. Es zeigen
schematisch:
- Fig. 1
- einen erfindungsgemässen Hochleistungsschalter in geöffnetem und in geschlossenen
Zustand im Schnitt, mit Getriebe in Aufsicht;
- Fig. 2
- eine Weg-Zeit-Kurve für einen Ausschaltvorgang;
- Fig. 3
- eine Geschwindigkeits-Zeit-Kurve für einen Ausschaltvorgang;
- Fig. 4
- ein Detail eines erfindungsgemässen Hochleistungsschalters mit Getriebe, in Seitenansicht,
im geschlossenen Zustand;
- Fig. 5
- ein Detail eines erfindungsgemässen Hochleistungsschalters mit Getriebe, in Seitenansicht,
zum Zeitpunkt der Kontakttrennung;
- Fig. 6
- ein Detail eines erfindungsgemässen Hochleistungsschalters mit Getriebe, in Seitenansicht,
während der Bewegungsumkehr;
- Fig. 7
- ein Detail eines erfindungsgemässen Hochleistungsschalters mit Getriebe, in Seitenansicht,
im geöffneten Zustand.
[0040] Die in den Zeichnungen verwendeten Bezugszeichen und deren Bedeutung sind in der
Bezugszeichenliste zusammengefasst aufgelistet. Grundsätzlich sind in den Figuren
gleiche oder gleichwirkende Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen. Für das Verständnis
der Erfindung nicht wesentliche Teile sind zum Teil nicht dargestellt. Die beschriebenen
Ausführungsbeispiele stehen beispielhaft für den Erfindungsgegenstand und haben keine
beschränkende Wirkung.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0041] Fig. 1 zeigt schematisch einen erfindungsgemässen Hochleistungsschalter in geöffnetem
Zustand (untere Bildhälfte) und in geschlossenem Zustand (obere Bildhälfte). Im rechten
Bildteil ist schematisch ein Getriebe 3 in Aufsicht dargestellt. Der mit einem Löschgas
(beispielsweise SF
6, oder eine Mischung aus N
2 und SF
6) gefüllte Hochleistungsschalter weist ein erstes bewegbares Lichtbogenkontaktstück
1 auf, das durch einen nicht-dargestellen Antrieb antreibbar ist. Ein geeigneter Antrieb
kann beispielsweise ein elektrodynamischer Antrieb oder ein Federspeicherantrieb sein.
[0042] Ein zweites Lichtbogenkontaktstück 2 wird durch einen Hilfsantrieb 3 angetrieben,
welcher durch das durch den Antrieb angetriebene Getriebe 3 realisiert ist. Im geschlossenen
Schalterzustand berühren die beiden Lichtbogenkontaktstücke 1,2 einander. Es können
zusätzlich noch nichtdargestellte Nennstrom-Kontaktstücke vorgesehen sein.
[0043] Das erste Kontaktstück 1 ist mit einer Isolierdüse 5 und einer Hilfsdüse 13 starr
verbunden. Die Isolierdüse 5 weist ein Engnis 6 auf, das im wesentlichen zylindrisch
mit einem Durchmesser D ausgebildet ist. Anschliessend an das Engnis 6 schliesst ein
im Durchmesser erweiterter Bereich 21 mit einem Öffnungswinkel α an. Durch einen Ringkanal
7 ist das Engnis mit einem Heizraum 11 verbunden. Mit dem Heizraum durch ein Ventil
12 verbunden ist ein Kompressionsraum 10. Das Volumen des Heizraumes ist mittels eines
Kolbens 15, der vorteilhaft feststehend ausgebildet ist, veränderbar.
[0044] Der Hochleistungsschalter ist im wesentlichen rotationssymmetrisch bezüglich einer
Achse A ausgebildet, wodurch axiale Richtungen z1 und z2, entlang der sich die Lichtbogenkontaktstücke
bewegen, und dazu senkrechte radiale Richtungen definiert sind.
[0045] In Fig. 2 ist schematisch ein Weg-Zeit-Diagramm (z-t-Kurven) für die Bewegung des
ersten Kontaktstücks 1 (gestrichelte Kurve) und des zweiten Kontaktstücks 2 (gepunktete
Kurve) sowie für die Relativ-Bewegung der beiden Kontaktstücke (durchgezogene Linie)
dargestellt.
[0046] Die entsprechenden Geschwindigkeits-Zeit-Kurven (v-t-Kurven) sind in Fig. 3 schematisch
dargestellt. Die Geschwindigkeit v1 des ersten Kontaktstücks 1 (gestrichelte Kurve)
und die Geschwindigkeit v2 des zweiten Kontaktstücks 2 (gepunktete Kurve) sowie die
Relativgeschwindigkeit v12 der beiden Kontaktstücke (durchgezogene Linie) sind dargestellt.
[0047] Während eines Ausschaltvorganges zum Unterbrechen eines durch den Hochleistungsschalter
fliessenden Stromes bewegt sich zunächst das erste Lichtbogenkontaktstück 1 sowie
die Isolierdüse 5, die Hilfsdüse 13 und das Ventil 12 in Richtung z1. Mit einer optionalen
Verzögerung bewegt sich das zweite Kontaktstück 2 in Richtung z2. Die durch den Antrieb
direkt zu bewegende Masse ist gross gegenüber der durch das Getriebe 3 zu bewegenden
Masse. Bis kurz vor Erreichen der maximalen Geschwindigkeit v1 kann darum mit der
Beschleunigung des zweiten Kontaktstücks 2 gewartet werden. Das erste Kontaktstück
1 verbleibt nach Erreichen seiner maximalen Geschwindigkeit bis zu einem Abbrems-Vorgang
am Ende des Ausschaltvorganges im wesentlichen auf dieser Geschwindigkeit.
[0048] Durch den feststehenden Kolben 15 wird das Volumen des Kompressionsraum reduziert,
und das Ventil 12 lässt Löschgas in den Heizraum 10 fliessen. Dann findet während
einer Phase hoher oder maximaler Relativgeschwindigkeit v12 die Kontakttrennung unter
Zündung eines Lichtbogens 4 statt. Es ist möglich, dass die Kontakttrennung kurz (einige
Millisekunden) vor oder nach dem Erreichen der maximalen Relativgeschwindigkeiten
stattfindet.
[0049] Der Lichtbogen 4 führt zur Erhitzung von Löschgas und löst im Engnis 6 Abbrandmaterial
aus der Isolierdüse 5 heraus. Vermittelst des Ringkanals 7 wird auf diese Weise ein
Überdruck im Heizraum 11 erzeugt. Ab einer durch das Ventil 12 vorgebbaren Druckdifferenz
zwischen dem Heizraum 11 und dem Kompressionsraum 10, beispielsweise wenn im Heizraum
11 ein grösserer Druck herrscht als im Kompressionsraum 10, schliesst das Ventil 12.
Das später aus dem Heizraum 11 und gegebenenfalls auch aus dem Kompressionsraum 10
durch den Heizraum 11 dann durch den Kanal 7 in die zwischen den beiden Kontaktstücken
1,2 angeordnete Löschstrecke fliessende Löschgas dient dann der Löschung des Lichtbogens
4.
[0050] Nachdem das dem ersten Lichtbogenkontaktstück 1 zugewandte Ende des zweiten Lichtbogenkontaktstücks
2 den grössten Teil der Länge des Engnisses 6 mit maximaler Geschwindigkeit v2 durchquert
hat, verringert sich v2 wieder. Das zweite Kontaktstück 2 kommt zum Stillstand und
bewegt sich, nachdem es das Engnis 6 freigegeben hat, in Richtung z1 und somit parallel
zu (gleichgerichtet mit) dem ersten Kontaktstück 1. Nach dieser Bewegungsrichtungsumkehr
erreicht das zweite Kontaktstück 2 bald die gleiche Geschwindigkeit wie das erste
Kontaktstück 1.
[0051] Sobald das Engnis 6 vom zweiten Kontaktstück 2 nicht mehr zumindest teilweise verdämmt
ist, kann Löschgas durch den Kanal 7 nicht nur durch das tulpenförmige erste Kontaktstück
1 (in Richtung z1), sondern auch durch das Engnis 6 und am stiftförmigen zweiten Kontaktstück
2 vorbei (in Richtung z2) abströmen.
[0052] Durch das Geschwindigkeitsverhältnis v1/v2 von im wesentlichen 1:1 bei gleichsinniger
Bewegung der beiden Kontaktstücke 1,2 kann ein Abstand d zwischen dem zweiten, vorteilhaft
stiftartig ausgebildeten Kontaktstück 2 und dem Engnis 6 im wesentlichen konstant
gehalten werden. Dieser Abstand d ist derart gewählt, dass bei einer Löschgasströmung
durch das Engnis 6 zum Verdämm-Kontaktstück 2 (in Richtung z2) die maximale Strömungsgeschwindigkeit
seitlich (also radial) neben dem Verdämm-Kontaktstück 2 liegt, und insbesondere nicht
auf der Strecke zwischen den beiden Lichtbogenkontaktstücken 1 und 2 (oder radial
dieser Strecke benachbart). Dadurch wird eine besonders effiziente Lichtbogenbeblasung
erreicht, und ein Rückzünden des Lichtbogens wird effektiv unterbunden. Der Abstand
d wird als d ≈ (0.7±0.2)×D gewählt, wobei D der Durchmesser des Engnisses 6 (an seinem
z2-seitigen Ende) ist. Wäre der Winkel α kleiner als 45°, so würde der Abstand d vorteilhaft
näherungsweise als d ≈ (0.7±0.2)×D / tan α gewählt.
[0053] Wenn durch das Getriebe 3 ein Geschwindigkeitsverhältnis v1 /v2 von 1:1 (nach der
Bewegungsrichtungsumkehr) vorgegeben ist, kann der Abstand d und damit auch die entsprechenden
Strömungsverhältnisse auch dann eingehalten werden, wenn der Schalter in die Dämpfung
geht, also die Kontaktstücke 1,2 durch einen Dämpfungsmechanismus abgebremst werden.
Gegen Ende eines Ausschaltvorganges kommt es oft auch zu einem durch die Druckverhältnisse
in dem Heizraum 11 und/oder dem Kompressionsraum 10 hervorgerufenen Rücklauf des ersten
Kontaktstücks 1. Auch durch einen derartigen Rücklauf kann bei der Wahl eines Geschwindigkeitsverhältnisses
v1/v2 von 1:1 der Abstand d nicht verändert werden. Insofern können optimale Strömungsverhältnisse
bis ans Ende der Ausschaltbewegung beibehalten und dadurch eine sichere Lichtbogenlöschung
ohne Rückzünden sichergestellt werden. Durch das Geschwindigkeitsverhältnis v1 /v2
von 1:1 ist auch der Abstand zwischen den beiden Kontaktstücken 1 und 2 konstant,
so dass die elektrische Feldverteilung konstanthaltbar ist.
[0054] Durch ein Geschwindigkeitsverhältnis v1/v2 von etwa 1:1 nach der Bewegungsrichtungsumkehr
ist es möglich, die Belastung der Dämpfungseinrichtung zu verringern oder eine weniger
aufwendige Dämpfungseinrichtung einzusetzen, da ein längerer Dämpfungshub (längere
Strecke, während der die Bewegungen abgebremst werden) vorgesehen werden kann. Denn
nach einem frühen Erreichen eines ausreichenden (typischerweise nahezu maximalen)
Abstandes zwischen den Lichtbogenkontaktstücken kann das Abbremsen der Kontaktstücke
bereits beginnen, da der Kontaktstück-Abstand durch die 1:1-Übersetzung konstantgehalten
wird. Für ein Geschwindigkeitsverhältnis v1 /v2, das nahe bei eins liegt, gilt im
Prinzip das gleiche, wobei jedoch kleine Veränderungen des Kontaktstück-Abstandes
vorkommen.
[0055] Die Figs. 2 und 3 zeigen die Bewegungen der Kontaktstücke 1,2 nur bis kurz nach dem
Einsatz der Dämpfung. Mit P1 ist eine erste Phase bezeichnet, während welcher bei
entgegengesetzter Bewegung der beiden Kontaktstücke 1,2 eine maximale Relativgeschwindigkeit
v12 vorliegt. Diese beträgt im dargestellten Fall v12 ≈ 20 m/s. Mit P2 ist eine zweite
Phase bezeichnet, während welcher bei gleichgerichter Bewegung der beiden Kontaktstücke
1,2 nach Freigabe des Engnisses ein Geschwindigkeitsverhältnis v1/v2 von etwa 1:1
vorliegt. In den Figs. 2 und 3 fällt das Ende der zweiten Phase P2 mit dem Einsatz
der Dämpfung zusammen.
[0056] Figs. 4 bis 7 zeigen schematisch ein Detail eines erfindungsgemässen Hochleistungsschalters
mit einem Getriebe 3 in Seitenansicht zu verschiedenen Zeitpunkten. Wie auch dem rechten
Teil vom Fig. 1 zu entnehmen ist (dort in Aufsicht), ist ein Hebel 8 an einem ersten
Ende mittels eines Bolzens 16 an dem zweiten Kontaktstück 2 drehbar gelagert. An dem
zweiten Ende des Hebels 8 ist der Hebel 8 mittels eines Bolzens 17 an einem Schenkel
eines Winkelhebels 9 drehbar gelagert. Der zweite Schenkel des Winkelhebels 9 ist
mittels eines Bolzens 18 in einer Kulissenscheibe 14 geführt. Der Winkelhebel 9 ist
mittels eines ortsfesten, beispielsweise am Gehäuse des Hochleistungsschalters befestigten
Bolzens 19 drehbar gelagert. Wie mittels einer Wirklinie W symbolisiert, ist die Bewegung
der Kulissenscheibe 14 (vorzugsweise starr) an die Bewegung des ersten Kontaktstücks
1 gekoppelt.
[0057] Durch die mit dem Antrieb verbundene Kulissenscheibe 14 wird also über einen Hebelmechanismus
die Bewegung des zweiten Kontaktstücks 2 gesteuert. Das Getriebe 3 kann eine lineare
Bewegung (des Antriebes) mit konstanter Geschwindigkeit umsetzen in eine Bewegung
mit Bewegungsrichtungsumkehr. Durch geeignete Wahl der Hebellängen und - winkel ist
ein gewünschtes Geschwindigkeitsprofil für das zweite Kontaktstück 2 wählbar.
[0058] Das Getriebe 3 kann, wie in Fig. 1 dargestellt, symmetrisch aufgebaut sein, was zu
einer günstigeren Kräfteverteilung und grösserer Stabilität führt.
[0059] Fig. 4 zeigt den geschlossenen Schalterzustand zu Beginn einer Ausschaltbewegung.
Fig. 5 zeigt den Zustand ungefähr zum Zeitpunkt der Kontakttrennung. Fig. 6 zeigt
einen Zustand während der Bewegungsrichtungsumkehr des zweiten Kontaktstücks 2. Fig.
7 zeigt den geöffneten Schalterzustand am Ende einer Ausschaltbewegung.
[0060] Durch die Reduktion der Geschwindigkeit v2 des zweiten Kontaktstücks 2 am Ende der
Ausschaltbewegung kann die Belastung einer die Bewegung der Kontaktstücke abbremsenden
Dämpfungseinrichtung verringert werden, da eine geringere Bewegungsenergie absorbiert
werden muss.
[0061] Die Geschwindigkeit v1 des ersten Kontaktstücks 1 kann nach der anfänglichen Bescheunigung
typischerweise zwischen 3 m/s und 10 m/s betragen, beispielsweise 5 m/s. Die Geschwindigkeit
v2 des zweiten Kontaktstücks 1 kann im Maximum typischerweise 10 m/s bis 20 m/s betragen,
beispielsweise 15 m/s. Das maximale Geschwindigkeitsverhältnis v1/v2 (bei entgegengesetzter
Bewegung) kann zwischen 1 :2.4 und 1 :3.5 betragen, beispielsweise 1:3. Dadurch können
entsprechend grosse Relativgeschwindigkeiten v12 zwischen typischerweise 15 m/s, 20
m/s und mehr erreicht werden, die eine rasche Freigabe des Engnisses 6 und eine effiziente
Lichtbogenbeblasung durch Bereitstellung eines grossen Löschgasdruckes innerhalb kurzer
Zeit ermöglichen. Ein grosser Abstand zwischen den Kontaktstücken 1 und 2 (Isolierstrecke)
kann innerhalb sehr kurzer Zeit erreicht werden. Ein entsprechender Hochleistungsschalter
kann für Nennkurzschlussströme von über 40 kA oder über 50 kA bei Nennspannungen von
über 1 70 kV oder über 200 kV ausgelegt sein.
[0062] Die maximale Relativgeschwindigkeit v
12,max der Kontaktstücke 1,2 kann bei einem solchen Schalter vorteilhaft um mindestens 40
%, insbesondere mindestens 60 % und sogar um mindestens 80 % grösser gewählt werden,
als dies zum kapazitiven Schalten notwendig wäre. Vorteilhaft ist die Schaltkammer
derart ausgelegt, dass, wenn sie in einem einkammerigen Hochleistungsschalter eingebaut
ist, für die maximale Relativgeschwindigkeit v
12,max der beiden Lichtbogenkontaktstücke (1,2) zueinander während eines Ausschaltvorgangs
gilt: v
12,max ≥ k' × U
N·p·f / (E
krit·p
0) , wobei U
N die Nennspannung des Hochleistungsschalters, p der Polfaktor des Hochleistungsschalters,
E
krit die Einsatzfeldstärke für Entladungen des Löschgases, und p
0 der Fülldruck des Löschgases ist, und f die Hochspannungsnetzfrequenz ist, für die
der Hochleistungsschalter ausgelegt ist. Der Faktor k' beträgt 23, vorteilhaft 27
oder bevorzugt 31. Im Falle eines Hochleistungsschalters mit mehr als einer Schaltkammer
muss noch ein weiterer Faktor hinzumultipliziert werden, der die Versteuerung des
Hochleistungsschalters berücksichtigt.
[0063] Dadurch wird es möglich, innerhalb sehr kurzer Zeit eine sehr grosse Lichtbogenstrecke
zu erzeugen. Eine grosse Oberfläche, insbesondere die gesamte Engnis-Innenfläche,
kann während einer relativ langen Zeitdauer zur Erzeugung (Verdampfung) von lichtbogenlöschendem
Material genutzt werden. Dadurch wird eine grosse Menge lichtbogenlöschenden Materials
erzeugt, so dass eine effiziente Lichtbogenbeblasung erreicht wird. Aufgrund der sehr
schnellen Relativbewegung kann diese grosse Menge lichtbogenlöschenden Materials bereits
innerhalb einer sehr kurzen Zeit erzeugt werden, so dass ein sehr grosser Löschgasdruck
erzeugbar ist, und die Druckerzeugung kann sehr rasch nach der Kontakttrennung stattfinden.
Dadurch kann eine sehr starke Lichtbogenbeblasung und somit ein sehr sicheres Schalten,
auch grosser Kurzschlussströme, erreicht werden.
Bezugszeichenliste
[0064]
- 1
- erstes Lichtbogenkontaktstück
- 2
- zweites Lichtbogenkontaktstück, Verdämm-Kontaktstück
- 3
- Hilfsantrieb, Getriebe
- 4
- Lichtbogen
- 5
- Isolierdüse
- 6
- Engnis
- 7
- Kanal, Ringkanal
- 8
- Hebel
- 9
- Winkelhebel
- 10
- Kompressionsraum
- 11
- Heizraum
- 12
- Ventil
- 13
- Hilfsdüse
- 14
- Kulisse, Kulissenscheibe
- 15
- Kolben
- 16,17,18
- Bolzen, drehbare Lagerung
- 19
- fixierter Bolzen, drehbare Lagerung
- 21
- Bereich, im Durchmesser erweiterter Bereich
- A
- Achse, Symmetrieachse
- b,b'
- Parameter
- d
- Abstand
- D
- Durchmesser, radiale Abmessung
- P1
- erste Phase
- P2
- zweite Phase
- v1
- Geschwindigkeit des ersten Kontaktstücks
- v2
- Geschwindigkeit des zweiten Kontaktstücks
- v12
- Relativgeschwindigkeit der Kontaktstücke
- v12,max
- maximale Relativgeschwindigkeit der Kontaktstücke
- W
- Wirklinie
- z
- Weg-Koordinate
- z1
- Richtung
- z2
- Richtung
- α'
- Winkel
- α
- Öffnungswinkel
1. Hochleistungsschalter, befüllbar mit einem Löschgas, mit einem ersten bewegbaren Lichtbogenkontaktstück
(1) und einem zweiten bewegbaren Lichtbogenkontaktstück (2), mit einem Antrieb zum
Antreiben des ersten Lichtbogenkontaktstücks (1) und einem Hilfsantrieb (3) zum Antreiben
des zweiten Lichtbogenkontaktstücks (2), mit einem gegebenenfalls zwischen den Lichtbogenkontaktstücken
(1,2) brennenden Lichtbogen (4), mit einem Heizraum (11) zur Zwischenspeicherung von
durch den Lichtbogen (4) aufgeheiztem Löschgas, und mit einer Isolierdüse (5), welche
zur Führung einer Löschgasströmung ein Engnis (6) aufweist, welches mittels eines
Kanals (7) mit dem Heizraum (11) verbunden ist und durch eines der beiden Lichtbogenkontaktstücke
(1;2), das als Verdämm-Kontaktstück (2) bezeichnet wird, zumindest teilweise verdämmbar
ist, wobei der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet ist, dass während eines Ausschaltvorgangs
eine Bewegungsrichtungsumkehr des zweiten Lichtbogenkontaktstücks (2) von einer entgegengesetzten
zu einer gleichgerichteten Bewegung der beiden Lichtbogenkontaktstücke (1 ;2) stattfindet,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet ist, dass während eines Ausschaltvorgangs
die Bewegungsrichtungsumkehr des zweiten Lichtbogenkontaktstücks (2) stattfindet,
wenn das Engnis (6) nicht mehr durch das Verdämm-Kontaktstück (2) zumindest teilweise
verdämmt ist.
2. Hochleistungsschalter gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hilfsantrieb (3) einen elektrodynamischen Antrieb beinhaltet.
3. Hochleistungsschalter gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hilfsantrieb (3) ein durch den Antrieb antreibbares Getriebe (3) ist.
4. Hochleistungsschalter gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (3) mindestens eine Kulissenscheibe (14) beinhaltet.
5. Hochleistungsschalter gemäss Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (3) mindestens einen Hebel (8) und zusätzlich mindestens einen Winkelhebel
(9) beinhaltet.
6. Hochleistungsschalter gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (3) mindestens zwei Hebel aufweist, deren Enden Schlitze aufweisen,
die bei einem Ausschaltvorgang nacheinander mit einer Transmissionsstange in Eingriff
gelangen.
7. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Lichtbogenkontaktstück (2) das Verdämm-Kontaktstück (2) ist.
8. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass benachbart zu dem ersten Lichtbogenkontaktstück (1) eine Hilfsdüse (13) angeordnet
ist, die zusammen mit der Isolierdüse (5) den Kanal (7) bildet.
9. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierdüse (5) mittels des Antriebes antreibbar ist.
10. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Engnis (6) im wesentlichen zylindrisch ausgebildet ist, und dass das Verdämm-Kontaktstück
(2) im wesentlichen zylindrisch ausgebildet ist.
11. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Kompressionsraum (10) vorhanden ist, dessen Volumen während eines Ausschaltvorganges
verringert wird.
12. Hochleistungsschalter gemäss Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Kompressionsraum (10) von dem Heizraum (11) verschieden ist, und dass ein Ventil
(12) zwischen dem Kompressionsraum (10) und dem Heizraum (11) vorgesehen ist.
13. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet ist, dass in einer ersten Phase (P1) während
der entgegengesetzten Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke (1,2) ein Verhältnis v1/v2
der Geschwindigkeit v1 des ersten Lichtbogenkontaktstückes (1) zu der Geschwindigkeit
v2 des zweiten Lichtbogenkontaktstückes (2) von v1/v2 ≤ 1:2.4, insbesondere von v1/v2
≤ 1:2.8, erreicht wird.
14. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb und der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet sind, dass in einer ersten
Phase (P1) während der entgegengesetzten Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke (1,2)
eine Relativgeschwindigkeit v12 der beiden Lichtbogenkontaktstücke (1,2) von v12 ≥
15 m/s, insbesondere von v12 ≥ 18 m/s, erreicht wird.
15. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet ist, dass in einer zweiten Phase (P2) während
der gleichgerichteten Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke (1,2) für das Verhältnis
v1/v2 der Geschwindigkeit v1 des ersten Lichtbogenkontaktstückes (1) zu der Geschwindigkeit
v2 des zweiten Lichtbogenkontaktstückes (2) gilt: 0.4 ≤ v1/v2 ≤ 1.2, insbesondere
0.75 ≤ v1/v2 ≤ 1.15.
16. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verdämm-Kontaktstück (2) entlang einer Achse (A) erstreckt ist, und dass der
Antrieb und der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet sind, dass in einer zweiten Phase
(P2) während der gleichsinnigen Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke (1,2) ein entlang
der Achse (A) gemessener Abstand d zwischen dem Engnis (6) und dem Verdämm-Kontaktstück
(2) derart gewählt ist, dass die Strömungsgeschwindigkeit der Löschgasströmung in
einem solchen Bereich maximal ist, der bezüglich der Achse (A) radial seitlich neben
dem zweiten Lichtbogenkontaktstück (2) und/oder innerhalb des zweiten Lichtbogenkontaktstücks
(2) angeordnet ist.
17. Hochleistungsschalter gemäss einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Engnis (6) im wesentlichen als ein Zylinder mit einer Achse (A) und einem Durchmesser
D ausgebildet ist, und dass der Antrieb und der Hilfsantrieb (3) derart ausgebildet
sind, dass in einer zweiten Phase (P2) während der gleichsinnigen Bewegung der Lichtbogenkontaktstücke
(1,2) für einen entlang der Achse (A) gemessenen Abstand d zwischen dem Zylinder und
dem Verdämm-Kontaktstück (2)

gilt, wobei der Winkel α ist gleich einem Öffnungswinkel α eines an das Engnis anschliessenden,
erweiterten Bereiches (21) ist, und wobei für den Parameter b' gilt: b'= b - F/F',
wobei F' der Flächeninhalt der bezüglich der Achse (A) radial angeordneten Querschnittsfläche
einer gegebenenfalls in dem Verdämm-Kontaktstück (2) vorgesehenen Öffnung zum Abströmen
von Löschgas ist, und wobei für den Parameter b gilt:

insbesondere
18. Verfahren zum Ausschalten eines Hochleistungsschalters mit einem ersten bewegbaren
Lichtbogenkontaktstück (1) und mit einem zweiten bewegbaren Lichtbogenkontaktstück
(2), wobei die beiden Lichtbogenkontaktstücke (1,2) zueinander entgegengesetzt bewegt
werden und voneinander getrennt werden, und wobei durch eines der beiden Lichtbogenkontaktstücke
(1 ;2), das als Verdämm-Kontaktstück (2) bezeichnet wird, ein Engnis (6) einer Isolierdüse
(5) zumindest teilweise verdämmt wird, und wobei die Bewegungsrichtung des zweiten
Lichtbogenkontaktstücks (2) umgekehrt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Bewegungsrichtung des zweiten Lichtbogenkontaktstücks (2) umgekehrt wird, wenn
das Engnis (6) nicht mehr durch das Verdämm-Kontaktstück (2) zumindest teilweise verdämmt
wird.