[0001] Eisenbahn-Gleisanlagen mit Betonschwellen oder mit Holzschwellen sind üblicherweise
auf einem Schotterbett verlegt. Der Schotter zwischen den einzelnen Schwellen der
Gleisanlage wird maschinell oder von Hand verdichtet (gestopft), so dass eine möglichst
schwingungsarme und stabile Abstützung des Gleises über die Schwellen gewährleistet
ist. Im Bereich von Weichen kommt es aufgrund der Notwendigkeit der Unterbringung
von Weichenverschlüssen in Schwellenfächern oder in sogenannten Kasten- oder Trogschwellen
jedoch zu Unregelmäßigkeiten in bezug auf das Schwingungsverhalten des Gleises.
[0002] Zur Unterbringung von Weichenverschlüssen zur Verstellung von Weichenzungen wurden
bislang sogenannte Schwellenfächer zwischen den Schwellen gebildet, in denen einander
benachbarte Schwellen einen größeren als den üblichen Abstand voneinander haben. In
diesen Schwellenfächern werden dann alle Funktionselemente untergebracht, die für
den Antrieb der Weiche und der Verklammerung der Weichenzungen erforderlich sind.
Solche Schwellenfächer wurden verschiedentlich als nachteilhaft angesehen, insbesondere
da es nicht möglich ist, das Gleisbett im Bereich der Schwellenfächer mit vollmechanisierten
Gleisstopfmaschinen automatisch zu stopfen. Es ist vielmehr nur ein einseitiges von
außen erfolgendes maschinelles Stopfen der beiden zu einem Schwellenfach gehörenden
Schwellen möglich. Innerhalb des Schwellenfachs ist dagegen nur händisches Stopfen
möglich. Hierdurch ist eine optimale Lage der Schwellen im Bereich des betreffenden
Schwellenfachs im Schotterbett nicht gewährleistet. Um ein Schwingen des Gleises mit
allzu großer Amplitude beim Überfahren im Bereich der als Antriebsfächer ausgebildeten
Schwellenfächer zu unterbinden, ist schon nach kurzer Zeit ein Nachstopfen der Schwellen
im Bereich dieser Schwellenfächer erforderlich. Dennoch ist die Lagestabilität der
dieses Schwellenfach begrenzenden Schwellen unzureichend, woraus bei Überfahren des
Gleises Vertikalbewegungen desselben mit großer Amplitude erzeugt werden, die sich
beiderseits der Störstelle ins Gleis fortsetzen.
[0003] Um diesen Nachteilen zu begegnen, ist in der DE 43 15 200 A1 ein Trog- oder Kastenschwellenprofil
vorgeschlagen worden, welches den Querschnittsabmessungen der herkömmlichen Beton-
und/oder Holzschwellen angepasst ist, so dass das vertikal- und horizontal-elastische
Verhalten des Gleisrostes im Bereich eines Weichenantriebes möglichst nicht beeinträchtigt
wird.
[0004] Je nach Art des Weichenantriebs lässt es sich jedoch nicht vermeiden, die Trog- oder
Kastenschwelle breiter als die üblichen Schwellen auszubilden, wodurch wiederum Probleme
beim Stopfen des Schotters erwachsen können. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass bei
Belastung einer entsprechenden Hohlschwelle eine Schaukelbewegung verursacht wird,
wodurch in der Schotterunterlage ein Freiarbeiten der Hohlschwelle erfolgen kann.
In der DE 195 45 342 A1 wird deshalb vorgeschlagen, die Hohlschwelle mit der jeweils
benachbarten Schwelle jeweils über einen in Längsrichtung der Schiene verlaufenden
Träger zu verbinden. Dies ist verhältnismäßig aufwändig, eine Vertikalbewegung des
Gleisrostes im Bereich des Weichenverschlusses (das sogenannte Pumpen) wird hierdurch
ebenfalls nicht zufriedenstellend vermindert.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine völlig neue Schwellenanordnung
zu schaffen, die sowohl die Nachteile der bekannten Trog- oder Kastenschwellen als
auch der üblicherweise zwischen Holz- oder Betonschwellen gebildeten Schwellenfächer
vermeidet.
[0006] Die Aufgabe wird zunächst gelöst durch einen neuartigen Schwellenverbundblock aus
Beton, der wenigstens zwei Schwellenkörper aus Beton umfasst, die einstückig miteinander
verbunden sind und zwischen sich wenigstens ein Antriebsfach für die Teile eines Weichenverschlusses
und/oder für Einrichtungen zur Überwachung der Weichenstellung bilden, wobei das Antriebsfach
in Einbaulage unterseitig durch eine die Schwellenkörper verbindende Sockelplatte
begrenzt ist, die eine in Einbaulage dem Gleisbett zugekehrte, ebene Auflagefläche
bildet.
[0007] Da der Schwellenverbundblock gemäß der Erfindung vollflächig auf dem Schotterbett
aufliegt, ist ein maschinelles Stopfen desselben an beiden Längsseiten ohne weiteres
möglich. Der Schwellenverbundblock gemäß der Erfindung hat eine außerordentlich hohe
Eigenlagestabilität, so dass eine hohe Lagestabilität der gesamten Weiche erzielt
wird. Verformungen im Antriebsfach sind praktisch eliminiert, so dass die durch die
Störstelle ins Gleis eingebrachte Schwingungsamplitude in der Größe begrenzt ist.
Hierdurch wird eine größere Laufruhe der Schienenfahrzeuge erzielt, insbesondere bei
hohen Achslasten von mehr als 35 t pro Achse. Hierdurch wird auch eine entsprechende
Verschleißreduzierung Rad/Schiene erreicht. Außerdem ist die Störanfälligkeit an der
Verschlusseinrichtung erheblich reduziert.
[0008] Wie vorstehend erwähnt, kann der Schwellenverbundblock maschinell gestopft werden
(Verdichten des Schotterbettes um den Schwellenverbundblock), so dass bei Verlegen
desselben eine hohe Reproduzierbarkeit des Stopfergebnisses gewährleistet ist.
[0009] Vorzugsweise entsprechen die Abmessungen und die räumliche Anordnung der Schwellenkörper
des Schwellenverbundblocks in etwa dem Abstand und der Anordnung der Einzelschwellen
im Gleisverbund, wodurch ebenfalls Störungen des elastischen Verhaltens des Gleisrostes
bei Überfahren vermieden werden.
[0010] Zweckmäßigerweise besteht der Schwellenverbundblock aus Spannbeton.
[0011] Bei einer bevorzugten Variante des Schwellenverbundblocks ist vorgesehen, dass in
der Sockelplatte wenigstens ein, vorzugsweise mehrere Durchbrüche als Sichtfenster
zur Kontrolle des Gleisbetts vorgesehen sind. Durch diese Durchbrüche lässt sich das
Ergebnis der Schotterverdichtung bzw. des Stopfens visuell überprüfen. Außerdem sind
die Durchbrüche als Montageöffnungen zur Montage/Demontage des Verschlusssystems vorgesehen.
[0012] Bei einer besonders zweckmäßigen Variante des Schwellenverbundblocks ist vorgesehen,
dass die sich in Einbaulage quer zum Gleis erstreckenden unteren Kanten der Sockelplatte
bzw. der Schwellenkörper gebrochen sind, wodurch ebenfalls der Stopfvorgang begünstigt
wird.
[0013] Um eine Verzahnung der Auflagefläche der Sockelplatte mit dem Schotterbett zu erzielen,
ist vorgesehen, dass in die Sockelplatte grobkörnige Füllkörper eingegossen sind,
beispielsweise in Form von grobkörnigem Schotter, die teilweise aus der Ebene der
Auflagefläche hervortreten. Auf diese Weise wird eine optimale Lagestabilität des
Schwellenverbundblocks erzielt.
[0014] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Weiche für Eisenbahn-Gleisanlagen umfassend
wenigstens ein Antriebsfach für die Aufnahme von Teilen eines Weichenverschlusses
und/oder für die Aufnahme von Einrichtungen zur Überwachung der Weichenstellung, beispielsweise
eines Antriebsgestänges für verstellbare Weichenzungen oder für ein Herzstück und/oder
beispielsweise eines Zungenprüfers oder einer Einrichtung zur Überwachung des Herzstücks.
[0015] Die erfindungsgemäße Weiche zeichnet sich dadurch aus, dass das Antriebsfach in einem
Schwellenverbundblock ausgebildet ist, der aus wenigstens zwei Schwellenkörpern aus
Beton besteht, die einstückig miteinander verbunden sind, wobei sich das Antriebsfach
zwischen den Schwellenkörpern erstreckt und in Einbaulage unterseitig durch eine die
Schwellenkörper einstückig verbindende Sockelplatte begrenzt wird.
[0016] Die erfindungsgemäße Weiche kann sowohl als Betonschwellenweiche als auch als Holzschwellenweiche
ausgebildet sein.
[0017] Wenn die Weiche als Holzschwellenweiche ausgebildet ist, ist vorgesehen, dass der
Schwellenverbundblock beiderseits von Einzelschwellen aus Beton eingerahmt ist. Hierdurch
wird der Steifigkeitssprung der Gleislagerung von Beton zu Holz verringert.
[0018] Hierzu ist es zweckmäßig, wenn die Betonschwellen von dem Schwellenverbundblock aus
betrachtet jeweils ein abnehmendes Gewicht aufweisen.
[0019] Die Erfindung wird nachstehend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht des Schwellenverbundblocks gemäß der Erfindung,
- Fig. 2
- eine Ansicht des Schwellenverbundblocks in Richtung des Pfeils II in Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf den in Fig. 1 dargestellten Schwellenverbundblock,
- Fig. 4
- eine perspektivische Ansicht des Schwellenverbundblocks mit darauf angeordneten Schienen
und Teilen eines Weichenverschlusses,
- Fig. 5
- eine schematische Ansicht einer Weiche mit Spitzenverschluss und
- Fig. 6
- eine Ansicht entlang des Pfeils VI in Fig. 5.
[0021] In den Zeichnungen ist der Schwellenverbundblock gemäß der Erfindung mit 1 bezeichnet.
Dieser ist in Figur 1 ohne die üblichen Befestigungsmittel für die Schienen 2, ohne
die dazugehörigen Schienen 2 sowie ohne den Weichenverschluss dargestellt. Der Schwellenverbundblock
1 ist als Spannbetonblock ausgebildet und umfasst zwei Schwellenkörper 3, die über
eine Sockelplatte 4 einstückig miteinander verbunden sind. Zwischen den Schwellenkörpern
3 wird ein Antriebsfach 5 gebildet, welches unterseitig durch die Sockelplatte 4 begrenzt
ist und die Teile eines Weichenverschlusses aufnimmt, wie dies in Figur 4 dargestellt
ist. Der in Figur 4 gezeigte Weichenverschluss ist als Spitzenverschluss zur Verstellung
der Weichenzungen 6 einer Weiche 7 ausgebildet. Es ist für den Fachmann selbstverständlich,
dass der Schwellenverbundblock 1 auch im Herzbereich einer Weiche vorgesehen sein
kann und nicht auf die Verwendung mit einem Spitzenverschluss beschränkt ist.
[0022] Der Abstand und die Abmessungen der Schwellenkörper 3 des Schwellenverbundblocks
1 zueinander entspricht dem Abstand und der Anordnung von Einzelschwellen 8 im Gleis.
In Ausnahmefällen kann vorgesehen sein, dass das in dem Schwellenverbundblock 1 ausgebildete
Antriebsfach 5 breiter als der reguläre Abstand zwischen Einzelschwellen im Gleis
ausgebildet ist, bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel entsprechen jedoch die
Außenmaße des Schwellenverbundblocks 1 denjenigen zweier Einzelschwellen 8 der in
Figur 5 dargestellten Weiche.
[0023] Der Schwellenverbundblock 1 hat, wie dies aus Figur 2 ersichtlich ist, einen etwa
U-förmigen Querschnitt, wobei die beiden Schenkel des U-Profils jeweils durch einen
Schwellenkörper 3 gebildet werden und seitlich das Antriebsfach 5 begrenzen. Die Sockelplatte
4 ist im Bereich zwischen den Schwellenkörpern 3 mit insgesamt vier Durchbrüchen versehen,
die jeweils Sichtfenster 10 zur Kontrolle des Schotterbetts bilden bzw. als Montageöffnungen
für das Verschlusssystem vorgesehen sind. Durch die Sichtfenster 10 kann nach dem
Stopfen des Schwellenverbundblocks 1 das Stopfergebnis visuell überprüft werden. Das
Stopfergebnis ist dann zufriedenstellend, wenn sich durch die Sichtfenster 10 ein
sattes Anliegen des Schotterbetts an der diesem zugewandten Auflagefläche 11 der Sockelplatte
4 bzw. des Schwellenverbundblocks 1 feststellen lässt.
[0024] Um das Stopfen des Schwellenverbundblocks 1 zu vereinfachen, sind die sich quer zum
Gleis bzw. zu den Schienen 2 erstreckenden unteren Kanten 12 der Auflagefläche 11
gebrochen bzw. jeweils mit einer Fase versehen.
[0025] In den Spannbeton des Schwellenverbundblocks sind grobstückige Füllkörper eingebettet
(aus der Zeichnung nicht ersichtlich), die über die Auflagefläche 11 der Sockelplatte
4 derart hervorstehen, dass eine gute Verzahnung des Schwellenverbundblocks 1 mit
dem Schotteruntergrund herstellbar ist.
[0026] Wie vorstehend bereits erwähnt, zeigt Figur 4 den Schwellenverbundblock 1 mit in
dem Antriebsfach 5 angeordnetem Schiebegestänge 13 des Weichenverschlusses, über das
die Weichenzungen 6 mit dem in Figur andeutungsweise dargestellten Antrieb 14 verstellbar
sind.
[0027] In den Figuren 5 und 6 ist ein Teil der erfindungsgemäßen Weiche 7 (Zungenvorrichtung)
dargestellt, die als Holzschwellenweiche ausgebildet ist. Die mit 8 bezeichneten Einzelschwellen
sind als Holzschwellen ausgeführt, die mit 8a und 8b bezeichneten Einzelschwellen,
die den Schwellenverbundblock 1 beiderseitig umgeben, sind jeweils als Betonschwellen
ausgebildet, wobei die Einzelschwellen 8a ein geringeres Gewicht aufweisen als die
Einzelschwellen 8b, so dass der Steifigkeitssprung zwischen der durch die Holzschwellen
gebildeten Abstützung und der durch den Schwellenverbund 1 gebildeten Abstützung durch
diese Maßnahme verringert wird.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 1
- Schwellenverbundblock
- 2
- Schienen
- 3
- Schwellenkörper
- 4
- Sockelplatte
- 5
- Antriebsfach
- 6
- Weichenzungen
- 7
- Weiche
- 8, 8a, 8b
- Einzelschwellen
- 10
- Sichtfenster
- 11
- Auflagefläche
- 12
- Kanten
- 13
- Schiebegestänge
- 14
- Antrieb
1. Schwellenverbundblock (1) aus Beton, umfassend wenigstens zwei Schwellenkörper (3),
die einstückig miteinander verbunden sind und zwischen sich wenigstens ein Antriebsfach
(5) für die Teile eines Weichenverschlusses und/oder für Einrichtungen zur Überwachung
der Weichenstellung bilden, wobei das Antriebsfach (5) in Einbaulage unterseitig durch
eine die Schwellenkörper (3) verbindende Sockelplatte (4) begrenzt ist, die eine in
Einbaulage dem Gleisbett zugekehrte, ebene Auflagefläche (11) bildet.
2. Schwellenverbundblock nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abmessungen und die räumliche Anordnung der Schwellenkörper (3) in etwa dem Abstand
und der Anordnung der Einzelschwellen (8) im Gleisverbund entspricht.
3. Schwellenverbundblock nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass er aus Spannbeton besteht.
4. Schwellenverbundblock nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , dass in der Sockelplatte (4) wenigstens ein, vorzugsweise mehrere Durchbrüche als Sichtfenster
(10) zur Kontrolle des Gleisbetts vorgesehen sind.
5. Schwellenverbundblock nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die sich in Einbaulage quer zum Gleis erstreckenden unteren Kanten (12) der Sockelplatte
(4) bzw. der Schwellenkörper (3) gebrochen sind.
6. Schwellenverbundblock nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass in die Sockelplatte (4) grobkörnige Füllkörper eingegossen sind, die teilweise aus
der Ebene der Auflagefläche (11) hervortreten.
7. Weiche für Eisenbahn-Gleisanlagen umfassend wenigstens ein Antriebsfach (5) für die
Aufnahme von Teilen eines Weichenverschlusses und/oder von Einrichtungen zur Überwachung
der Weichenstellung, dadurch gekennzeichnet, dass das Antriebsfach (5) in einem Schwellenverbundblock (1) ausgebildet ist, der aus
wenigstens zwei Schwellenkörpern (3) aus Beton besteht, die einstückig miteinander
verbunden sind, wobei sich das Antriebsfach (5) zwischen den Schwellenkörpern (3)
erstreckt und in Einbaulage unterseitig durch eine die Schwellenkörper (3) einstückig
verbindende Sockelplatte (4) begrenzt wird.
8. Weiche nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass diese als Holzschwellenweiche ausgebildet ist.
9. Weiche nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellenverbundblock (1) beiderseits von Einzelschwellen (8a, 8b) aus Beton
eingerahmt ist.
10. Weiche nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Betonschwellen von dem Schwellenverbundblock (1) ausgehend betrachtet jeweils
ein abnehmendes Gewicht aufweisen.
11. Weiche nach einem der Ansprüche 7 bis 10, mit wenigstens einem Schwellenverbundblock
(1) der die Merkmale eines der Ansprüche 1 bis 6 aufweist.