TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines thermisch belasteten
Gussteils einer thermischen Turbomaschine, insbesondere einer Schaufel einer Gasturbine,
gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs.
STAND DER TECHNIK
[0002] Es ist seit langem bekannt, mit Heissgas beaufschlagte Teile thermischer Turbomaschinen,
also beispielsweise Turbinenschaufeln von Gasturbinen, mit Kühlluftbohrungen oder
mit Kühlstrukturen zu versehen, um einerseits die Temperatur des Heissgases erhöhen
zu können und andererseits die Lebensdauer der betroffenen Teile zu verlängern. Zum
einen wird die Innenseite oder ein doppelwandig geführtes Kühlsystem, beispielsweise
einer Turbinenschaufel, mit Kühlluft durch Abfuhr der Wärme nach aussen gekühlt. Zum
anderen wird die Aussenseite der Schaufel durch einen Film, welcher sich an der Oberfläche
der Turbinenschaufel bildet, gekühlt. Es ist dabei Ziel, die Filmkühlung so effektiv
wie möglich zu gestalten und gleichzeitig die Kühlluftmenge zu reduzieren.
[0003] Gasturbinenschaufeln, welche mit einer Filmkühlung arbeiten, sind beispielsweise
aus den Druckschriften DE 43 28 401 oder US 4,653,983 bekannt.
[0004] Darüber hinaus ist der Einsatz von Metallfilzen bei Turbinenschaufeln bekannt. Dies
geht beispielsweise aus den Schriften DE-C2-32 03 869 oder DE-C2-32 35 230 hervor.
Diese Anwendung eines Metallfilzes hat die Aufgabe, ein (internes) Kühlsystem bereitzustellen.
Gleichzeitig kann dieser Metallfilz als Schutz vor Abrasion durch externe mechanische
Belastungen dienen, insbesondere wenn er an der Aussenseite der Turbinenschaufel angeordnet
und mit einer keramischen Schutzschicht beschichtet worden ist. Eine Turbinenschaufel
mit ähnlichen Eigenschaften ist auch aus der Europäischen Patentschrift EP-B1-132
667 bekannt.
[0005] Wenig vorteilhaft bei dieser Schaufel ist aber, dass sie nicht aus einem einzigen
Teil besteht, sondern der Metallfilz stets in einem weiteren Verfahrensschritt montiert
werden muss.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur Herstellung eines thermisch
belasteten Gussteils einer thermischen Turbomaschine mit einer integrierten Kühlstruktur
zu schaffen, welches den Wirkungsgrad der Turbomaschine erhöht. Dabei soll die Kühlstruktur
aus demselben Material bestehen wie das Gussteil und möglichst auch in einem Schritt
während des Giessverfahrens hergestellt werden können.
[0007] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe durch ein Verfahren gemäss dem Oberbegriff des
unabhängigen Anspruchs dadurch gelöst, dass ein Wachsmodell des herzustellenden Teils
bereitgestellt wird, ein vorgefertigter keramischer Einsatz mit einer offenporigen
Struktur an das Wachsmodell angefügt oder in einen Hohlraum des Wachsmodells eingeführt
wird, das Wachsmodell mit dem Einsatz in ein keramisches Material (Schlicker) eingetaucht
wird, das keramische Material getrocknet wird, so dass eine Gussform entsteht, das
Wachs durch eine Wärmebehandlung entfernt wird, das Gussteil mit der Gussform durch
ein bekanntes Gussverfahren hergestellt wird, und das keramische Material entfernt
wird.
[0008] Nach einer bevorzugten Ausführungsform wird der keramische Einsatz aus einem Polymerschaum
mit einer offenporigen Struktur vorgefertigt, indem der Polymerschaum in ein keramisches
Material eingetaucht wird, so dass sich die Poren des Polymerschaums mit dem keramischen
Mateial füllen. Danach wird das keramische Material getrocknet und optional zur Entfernung
des Polymerschaums gebrannt (siehe übernächsten Absatz). Dieser keramische Einsatz
wird an das Wachsmodell angeheftet oder in einen Hohlraum des Wachsmodells eingeführt
und die Gussform wie oben angegeben gefertigt.
[0009] Zur Einhaltung der äusseren Masse der Kühlstruktur ist vorteilhaft der Einsatz einer
vorgefertigten Form denkbar, in welcher der Polymerschaum aufgeschäumt wird. Der Schlicker
kann an dem Polymerschaum appliziert werden, wenn dieser sich noch in der Form befindet.
Auf diese Weise können auch komplizierte dreidimensionale Formen der Kühlstruktur
entstehen. Zur besseren Trocknung des noch flüssigen Schlickers kann das Material
dieser Form auch einen Binder enthalten.
[0010] Ein solcher vorgefertigter, keramischer Einsatz kann vor der Anwendung zur Herstellung
der Gussform stark erhitzt werden, um so eine besondere Festigkeit zu erreichen. Es
ist auch denkbar, den Polymerschaum des Einsatzes vor dem Anbringen an das Wachsmodell
auszubrennen.
[0011] Weiter kann eine nach aussen weissende, offenporige Kühlstruktur mit einer keramischen
Schutzschicht überzogen werden, um das Gussteil vor zusätzlicher, externer Abrasion
und vor den es umgebenden Heissgasen zu schützen. Durch die offenporige Struktur des
Metallschaums haftet die keramische Schutzschicht sehr gut daran und die Möglichkeit
einer Abplatzung durch die extremen Betriebsbedingungen wird verringert. Zusätzlich
ist die Kühlung unter der keramischen Schutzschicht noch sichergestellt, sofern die
Kühlstruktur nicht ganz von der keramischen Schutzschicht durchdrungen ist.
[0012] Vorteilhaft kann ein Polymerschaum mit einer variablen Porengrösse verwendet werden,
um so bestimmte Bereiche des Kühlsystems gegenüber anderen Bereichen verstärkt bzw.
vermindert zu kühlen. Es wird sich mit Vorteil um ein Giessverfahren zur Herstellung
eines einkristallinen oder gerichtet erstarrten Bauteils handeln. Es kann sich beispielsweise
bei dem thermisch belasteten Gussteil um eine Leit- oder eine Laufschaufel, um ein
Wärmestausegment, um eine Plattform der Leit- oder der Laufschaufel oder um eine Brennkammerwand
einer Gasturbine oder um eine Schaufel eines Verdichters handeln.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
[0013] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Ausschnitt einer gekühlten Turbinenschaufel, welche nach dem erfindungsgemässen
Verfahren hergestellt worden ist,
- Fig. 2
- einen Querschnitt durch eine erfindungsgemässe Turbinenschaufel,
- Fig. 3
- einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemässe Turbinenschaufel,
- Fig. 4
- einen Schnitt durch eine Ausführungsform eines erfindungsgemässen Wärmeschutzschildes,
- Fig. 5
- einen Schnitt durch eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemässen Wärmeschutzschildes,
- Fig. 6a
- eine Variation des Ausschnitts VI in der Figur 5,
- Fig. 6b
- eine zweite Variation des Ausschnitts VI in der Figur 5,
- Fig. 7
- eine erfindungsgemässe Leitschaufel mit gekühlten Plattformen und
- Fig. 8
- eine gekühlte Wand einer Brennkammer, welche nach dem erfindungsgemässen Verfahren
hergestellt worden ist.
[0014] Es werden nur die für die Erfindung wesentlichen Elemente dargestellt. Gleiche Elemente
sind in unterschiedlichen Zeichnungen mit gleichen Bezugszeichen versehen. Die Strömungsrichtung
wird mit Pfeilen bezeichnet.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0015] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines thermisch belasteten
Gussteils einer thermischen Turbomaschine. Dabei kann es sich im einzelnen beispielsweise
um eine Leit- oder eine Laufschaufel einer Gasturbine oder eines Kompressors, um ein
Wärmestausegment einer Gasturbine, um die Wand einer Brennkammer oder um ein ähnliches,
thermisch hoch belastetes Gussteil handeln. Diese Gussteile und das erfindungsgemässe
Verfahren zu ihrer Herstellung werden im folgenden anhand der beiliegenden Figuren
näher erläutert. Allen diesen Gussteilen ist gemein, dass sie aufgrund der extremen
thermischen Belastung zu kühlen sind und aus diesem Grunde ein integriertes, offenporiges
Kühlsystem enthalten.
[0016] Diese Gussteile werden in allgemein aus dem Stand der Technik bekannten Gussöfen
hergestellt. Mit einem solchen Gussofen können komplex ausgebildete und hohen thermischen
und mechanischen Belastungen aussetzbare Bauteile erzeugt werden. Je nach Verfahrenbedingungen
ist es möglich, den Giesskörper gerichtet erstarrt herzustellen. Dabei besteht die
Möglichkeit, ihn als Einkristall ("single crystal", SX) oder polykristallin als Stengelkristalle,
welche eine Vorzugsrichtung aufweisen, ("directionally solidified", DS) auszubilden.
Von besonderer Bedeutung ist es, dass die gerichtete Erstarrung unter Bedingungen
stattfindet, bei denen zwischen einem gekühlten Teil einer geschmolzenes Ausgangsmaterial
aufnehmenden Gussform und dem noch geschmolzenen Ausgangsmaterial ein starker Wärmeaustausch
stattfindet. Es kann sich dann eine Zone gerichtet erstarrten Materials mit einer
Erstarrungsfront ausbilden, welche bei dauerndem Entzug von Wärme unter Bildung des
direkt erstarrten Giesskörpers durch die Gussform wandert.
[0017] Aus der Schrift EP-A1-749 790 ist beispielsweise ein solches Verfahren und eine Vorrichtung
zur Herstellung eines gerichtet erstarrten Giesskörpers bekannt. Die Vorrichtung besteht
aus einer Vakuumkammer, welche eine obere Heizkammer und eine untere Kühlkammer enthält.
Beide Kammern sind durch ein Baffle getrennt. Die Vakuumkammer nimmt eine Gussform
auf, welche mit einer Schmelze gefüllt wird. Für die Herstellung von thermisch und
mechanisch belastbaren Teilen, wie im Falle von Leit- und Laufschaufeln von Gasturbinen,
wird beispielsweise eine Superlegierung auf der Basis von Nickel verwendet. In der
Mitte des Baffles ist eine Öffnung vorhanden, durch welche die Gussform während des
Verfahrens langsam von der Heizkammer in die Kühlkammer bewegt wird, so dass das Gussstück
von unten nach oben gerichtet erstarrt. Die Abwärtsbewegung geschieht durch eine Antriebsstange,
auf welcher die Gussform gelagert ist. Der Boden der Gussform ist wassergekühlt ausgeführt.
Unterhalb des Baffles sind Mittel zum Erzeugen und Führen einer Gasströmung vorhanden.
Diese Mittel sorgen durch die Gasströmung neben der unteren Kühlkammer für eine zusätzliche
Kühlung und dadurch für einen grösseren Temperaturgradient an der Erstarrungsfront.
[0018] Ein ähnliches Verfahren, welches neben Heiz- und Kühlkammer mit einer zusätzlichen
Gaskühlung arbeitet, ist beispielsweise auch aus der Patentschrift US 3,690,367 bekannt.
[0019] Ein weiteres Verfahren zur Herstellung eines gerichtet erstarrten Giesskörpers ist
aus der Druckschrift US 3,763,926 bekannt. Bei diesem Verfahren wird eine mit einer
aufgeschmolzenen Legierung gefüllte Gussform kontinuierlich in ein auf ca. 260° C
aufgeheiztes Bad getaucht. Hierdurch wird eine besonders rasche Abfuhr von Wärme aus
der Gussform erreicht. Dieses und andere, ähnliche Verfahren sind unter dem Begriff
LMC (liquid metal cooling) bekannt.
[0020] Es ist für die Erfindung vorteilhaft, diese Art von Gussöfen zur Herstellung von
einkristallinen oder gerichtet erstarrten Gussteilen zu benutzen, indes ist sie nicht
darauf beschränkt.
[0021] Das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung einer Turbinenschaufel 1, wie sie
beispielsweise in den Figuren 1 bis 3 in verschiedenen Ausführungsformen dargestellt
ist, bezieht sich auf ein in die Turbinenschaufel 1 integriertes Kühlsystem 7, welches
ganz oder teilweise mit einem offenporigen Metallschaum 9 ausgefüllt ist. Die Turbinenschaufel
1 der Figur 1 besitzt einen Hohlraum 6, von dem aus während des Betriebs der Turbomaschine
Kühlluft 18 durch innere Kühllöcher 8,8b in das doppelwandig ausgestaltete Kühlsystem
7 geleitet wird. Die Pfeile geben die Strömungsrichtung der Kühlluft 18 an. Die Kühlluft
18 strömt dann sowohl innerhalb der Turbinenschaufel in die Höhe als auch an die Hinterkante
3 der Turbinenschaufel 1. Sie kann das Kühlsystem 7 an der Hinterkante 3, an äusseren
Kühllöchern 8,8a oder auch an grösseren Kühlöffnungen 8,8c, welche beide an der Vorderseite
2, an der Druckseite 4 oder an der Saugseite 5 vorhanden sein können, wieder verlassen.
An den äusseren Kühllöchern 8,8a stellt sich eine Filmkühlung ein, während die Wände
im Inneren des Kühlsystems 7 durch Konvektion gekühlt werden. Wie an dem Ausbruch
in der Figur 1 sichtbar ist, können je nach Anwendungsfall auch innerhalb des Kühlsystems
8 axiale Rippen 10 vorhanden sein, in welchen kein Metallschaum 9 vorhanden ist und
in welchen die Kühlluft 18 ungehindert strömen kann.
[0022] Die Figur 3, welche die Vorderkante 2 vom Schaufelfuss 9 bis zur Schaufelspitze 10
in der Form eines Längsschnitts durch eine erfindungsgemäss hergestellte Turbinenschaufel
1 zeigt, offenbart die Strömungsrichtung der Kühlluft 18. Die Kühlluft 18 tritt in
das Kühlsystem 7 durch innere Kühlöffnungen 8,8b vom Hohlraum 6 ein. Die Kühlluft
18 durchströmt dann die Poren des Metallschaums 9, welche sich innerhalb des Kühlsystems
7 befindet.
[0023] Ziel der Erfindung ist es nun, derartige, mit offenporigem Metallschaum 9 gefüllte
Kühlsysteme 7 bereits während des Giessverfahrens in Gussöfen, wie sie weiter oben
erwähnt wurden, integral mit dem gesamten Gussteil zu fertigen. Dazu wird ein Wachsmodell
des herzustellenden Teils bereitgestellt. Ein vorgefertigter keramischer Einsatz mit
einer offenporigen Struktur wird an das Wachsmodell angefügt oder in einen Hohlraum
desselben eingeführt. Zur Vorfertigung dieses keramischen Einsatzes wird ein Polymerschaum
mit einem Schlicker behandelt, so dass ein getrenntes Modell der Kühlstruktur aus
einem keramischen Material entsteht. Der Polymerschaum wird in den Schlicker getaucht,
so dass sich die Poren füllen. Anschliessend folgt die obligatorische Trocknung des
Schlickers. Bei der Herstellung dieses Einsatzes ist darauf zu achten, dass die Grösse,
das heisst, die äusseren Abmasse des Polymerschaums nicht bzw. nur in geringen Toleranzgrenzen
verändert werden. Dies kann dadurch sichergestellt werden, dass der Polymerschaum
in einer Form aufgeschäumt wird, so dass die äusseren Abmasse und unter Umständen
auch eine komplexe 3-dimensionale Ausformung fest vorgegeben sind. Es ist auch denkbar,
den Schlicker in den Polymerschaum einzufüllen, während er sich noch in dieser Form
befindet. Dieses keramische Modell bzw. dieser Einsatz wird, wie oben bereits beschrieben,
an das Wachsmodell angeheftet oder in einen Hohlraum desselben eingeführt. Optional
kann der Polymerschaum vor dem Anheften bzw. Einführen ausgebrannt werden. Das Material
der oben erwähnten Form, in welcher der Polymerschaum zur Einhalten der äusseren Abmasse
aufgeschäumt werden kann, kann zur verbesserten Trocknung des Schlickers einen Binder
enthalten. Ein solcher Einsatz kann vor dem Anbringen an das Wachsmodell zusätzlich
durch eine Wärmebehandlung erhitzt werden, was die Festigkeit weiter erhöht. Dies
geschieht bei dem Keramikkörper durch einen Sintervorgang. Die Gussform wird insgesamt
fester und dichter. Darauf hin wird das Wachsmodell mit dem Einsatz in ein flüssiges
keramisches Material, Schlicker, eingetaucht. Dabei bildet sich um das Wachsmodell
die spätere Gussform des Gussteils. Anschliessend wird das keramische Material getrocknet,
so dass die Gussform, mit welcher das Gussteil hergestellt wird, entsteht. Das Gussteil
wird mit der so entstandenen Gussform durch einen bekannten, weiter oben näher beschriebenen
Gussofen auf bekannte Weise hergestellt. Da die flüssige Legierung beim Einfüllen
nicht nur in die Gussform selbst, sondern auch in die durch den Polymerschaum entstandenen
Poren, welche das spätere Kühlsystem bilden, ohne Probleme eindringt, entsteht der
oben erwähnte Metallschaum 9 als Kühlsystem 7 gleichzeitig während der Erstarrung
der Legierung. Vorteilhaft bestehen dann das Gussteil und der Metallschaum aus einem
Teil und weitere Verfahrensschritte zur Herstellung der Kühlstruktur fallen nicht
an. Diese Art der Herstellung vermeidet durch den Giessvorgang und die anschliessende
Erstarrung auch eine Porosität der Superlegierung innerhalb des Metallschaums 9, da
sich die flüssige Legierung schon während des Einfüllens gleichmässig innerhalb der
offenporigen Gussform verteilt.
[0024] Die keramische Gussform kann anschliessend auf geeignete Weise entfernt werden, so
zum Beispiel durch Anwendung einer Säure oder einer Lauge.
[0025] Mit dem beschriebenen Verfahren kann auch eine Struktur geschaffen werden, wie sie
in der Figur 2, welche schematisch einen Schnitt durch eine erfindungsgemässe Turbinenschaufel
1 zeigt, sichtbar ist. In diesem Fall ist die Kühlstruktur 7 lediglich an der Vorderkante
2 der Turbinenschaufel 1 vorhanden. Geschaffen wurde diese Kühlstruktur 7 wie bereits
oben beschrieben durch einfaches Anheften des keramischen Einsatzes an das Wachsmodell.
Alle anderen Verfahrensschritte der Herstellung sind gleich. Bei dem Ausführungsbeispiel
der Figur 2 dringt die Kühlluft 18 von dem Hohlraum 6 durch die Kühllöcher 8,8b in
die Kühlstruktur 7 ein. Die Kühlstruktur 7 selber ist mit einer keramischen Schutzschicht
11 (Thermal Barrier Coating, TBC) beschichtet. Dies geschieht beispielsweise durch
ein aus dem Stand der Technik bekanntes Plasma-Spray-Verfahren oder ein gleichwertiges
Beschichtungsverfahren.
[0026] Selbstverständlich sind vor der Beschichtung mit dem TBC aus dem Stand der Technik
eine bekannte, hier nicht näher erwähnte Wärmebehandlung des Rohgussteils notwendig.
Auch ist denkbar, dass vor der Beschichtung mit TBC eine metallische Schutzschicht
wie MCrAIY mit bekannten Mitteln aufgetragen wird.
[0027] Die Beschichtung der porösen Kühlstruktur 7 mit TBC kann auf verschiedene Weise (durch
Variation der Parameter wie Sprühwinkel, -distanz, -partikelgrösse, -geschwindigkeit,
-temperatur etc.) geschehen. Die Kühlstruktur 7 kann vollständig mit TBC durchdrungen
werden, so dass die Poren des Metallschaums 9 ganz gefüllt sind. Durch Poren wird
eine sehr gute Haftung des TBC ermöglicht. Die Kühlstruktur 7 kann auch lediglich
in einer Schicht nahe der Oberfläche mit TBC bedeckt sein, so dass unterhalb der Schutzschicht
aus TBC noch eine Schicht besteht, in welche Kühlluft 18 eindringen kann. Es ist ebenso
denkbar, dass Kühllöcher 8 innerhalb der Schutzschicht 11 vorhanden sind, durch die
die Kühlluft 18 nach aussen austritt. Durch die offenporige Struktur des Metallschaums
9 haftet die keramische Schutzschicht 11 sehr gut daran. Durch eine Vergröberung der
Porengrösse nach aussen hin (dort wo die Schutzschicht 11 aufgetragen wird) kann die
Haftung der keramischen Schutzschicht 11 an der Kühlstruktur noch verbessert werden.
Die Abplatzung des TBC während des Betriebes des Gussteils durch schlechte Haftung
auf dem Grundmaterial wird vorteilhaft deutlich verringert bzw. verhindert.
[0028] Ist die keramische Schutzschicht 11 selbst porös genug, dass sie den Durchlass von
Kühlluft in hinreichendem Masse erlaubt, sind keine externen Kühllöcher erforderlich.
Auf diese Weise kein eine sogenannte Schwitzkühlung erreicht werden, welche sich als
sehr effektiv in der Kühlwirkung erwiesen hat.
[0029] Mögliche Kühllöcher 8 innerhalb der keramischen Schutzschicht 11 können dadurch entstanden
sein, dass eine geeignete Maskierung vor der Beschichtung mit TBC und eine Demaskierung
mit geeigneten Mitteln danach stattfindet. Die Maskierung kann beispielsweise mit
Polymerschaum geschehen, welcher zur Demaskierung ausgebrannt wird. Ein zweite Möglichkeit
die Oberfläche zu maskieren besteht darin, innerhalb der Gussform stellen vorzusehen,
welche dieser Stelle besetzen. In diesem Fall wird die keramische Gussform an diesen
Stellen erst nach einer Beschichtung mit TBC entfernt.
[0030] Das Anfertigen eines Metallschaums 9, wie in der Figur 2 an der äusseren Fläche,
und das zusätzliche Beschichten mit TBC sind insbesondere an den Stellen sinnvoll,
an denen es zu einem Abrieb durch eine mechanische Einwirkung kommen kann, so zum
Beispiel an der Schaufelspitze einer Turbinenschaufel 1 oder an einem Wärmestausegment,
da die offenporige Struktur des Metallschaums 9 sehr flexibel ist und durch den Abrieb
selbst nicht verstopft. Insgesamt wird der Abrieb durch die Flexibilität des Metallschaums
9 jedoch verringert.
[0031] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren können auch Gussteile, wie sie in den Figuren
4 bis 8 dargestellt sind, hergestellt werden. Die Figuren 4 und 5 zeigen ein Wärmestausegment
14 einer Gasturbine. Dieses Wärmestausgement 1 kann eine doppelwandige Kühlstruktur
7 haben (Figur 4) oder auch einen aussen angebrachten Metallschaum 9 (Figur 5), welcher
analog zur Turbinenschaufel der Figur 2 ganz oder teilweise mit einer Schutzschicht
11 aus TBC beschichtet sein kann. In beiden Ausführungsformen wird das Wärmestausegment
mit Kühlluft 18 durchströmt. Dies wird durch den offenporigen Metallschaum 9 ermöglicht.
Die Kühlluft 18 dringt durch Kühllöcher 8 in das Kühlsystem 7 ein und verlässt es
durch diese auch wieder auch wieder.
[0032] Die Figuren 6a, 6b zeigen zwei Varianten des Ausschnitts VI der Figur 5. Wie aus
der Figur 6a ersichtlich, kann der Metallschaum 9 durch Variation der Porengrösse
des Polymerschaums während des Herstellungsverfahrens eine unterschiedliche Porengrösse
erhalten. Die Figur 6a zeigt den Metallschaum 9
1,9
2 mit einer variablen Porengrösse. Dies ermöglicht eine stärkere bzw. eine schwächere
Kühlung einzelner Bereiche des Gussteils. Wie weiter oben bereits erwähnt, ist dies
auch für einen besseren Halt der Schutzschicht 11 auf dem Metallschaum 9 von Vorteil.
Wie oben beschrieben, kann die Schutzschicht 11 auch mit Kühllöchern 8 durchbrochen
sein, durch die die Kühlluft 18 nach aussen strömen kann.
[0033] Während des Betriebes der Gussteils kann es notwendig sein, die Kühlluft zu filtern,
um zu verhindern, dass die feinporige Struktur nicht durch Verunreinigungen, welche
sich in der Kühlluft befinden, verstopft und so die Kühlleistung herabsetzt.
[0034] In der Figur 6b, welche eine zweite Variante des Ausschnitts VI der Figur 5 zeigt,
besteht das Kühlsystem 7 aus mehreren Schichten von dem Metallschaum 9 und dazwischen
liegenden Platten 15. Die Anzahl der Schichten Metallschaum 9/Platte 15 ist nur beispielhaft
gewählt und hängt vom speziellen Anwendungsfall ab. Bereits während der Herstellung,
wie sie oben beschrieben wurde, werden mehrere Schichten aus Wachs/Polymerschaum bereitgestellt,
aus welchen anschliessend die Gussform für das Gussteil, wie bereits weiter oben beschrieben,
gefertigt wird. Das führt während der Herstellung unmittelbar zu dem in der Figur
6b dargestellten Ausführungsbeispiel. Die Kühlluft 18 durchdringt den Metallschaum
9, kann innerhalb einer "Ebene" strömen und durch Konvektion bzw. Transpiration kühlen.
Die verschiedenen Ebenen sind zwar durch die Platten 15 getrennt, es existieren aber
Kühllöcher 8, durch welche die Kühlluft 18 die Ebene wechseln kann. Allgemein hängt
die konkrete Ausgestaltung dieses Kühlsystems 7 natürlich vom Einzelfall ab. Die Kühllöcher
8 innerhalb der Platten 15 werden ebenfalls schon während der Herstellung erzeugt.
[0035] Die gemachten Ausführungen gelten auch für die in der Figur 7 dargestellte Leitschaufel
16, welche zwei gekühlte Plattformen 17 aufweist, und die in der Figur 8 gezeigte,
ebenfalls gekühlte Brennkammerwand 19. Weitere Ausführungsbeispiele, welche nicht
mit Figuren dargestellt sind, sind die gekühlten Gussteile (Schaufeln etc.) eines
Kompressors.
[0036] Die mit dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellten Gussteile mit einem integrierten,
offenporigen Kühlsystem 7 sind auch deshalb vorteilhaft, da die Druckdifferenz des
Kühlmediums zwischen dem äusseren Druck und dem inneren Druck (innerhalb des Hohlraum
6) die Effektivität der Kühlung stark beeinflusst. Diese Druckdifferenz kann durch
die geeignete Wahl der Poren (Verteilung, Grösse, etc.) des Metallschaums 9 sehr gut
eingestellt und kontrolliert werden.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0037]
- 1
- Turbinenschaufel
- 2
- Vorderkante
- 3
- Hinterkante
- 4
- Druckseite
- 5
- Saugseite
- 6
- Hohlraum von Turbinenschaufel 1
- 7
- Kühlstruktur
- 8
- Kühllöcher
- 8a
- Kühllöcher, aussen
- 8b
- Kühllocher, innen
- 8c
- Kühlöffnung
- 9
- Metallschaum
- 91,92
- Metallschaum variabler Porosität
- 10
- Axiale Rippen
- 11
- Keramische Schutzschicht
- 12
- Schaufelfuss
- 13
- Schaufelspitze
- 14
- Wärmestausegment
- 15
- Platte
- 16
- Leitschaufel
- 17
- Plattform von Leitschaufel 16
- 18
- Kühlluft
- 19
- Brennkammerwand
1. Verfahren zur Herstellung eines thermischen belasteten Gussteils (1,14,16,17) einer
thermischen Turbomaschine mit einem bekannten Gussverfahren, wobei das thermisch belastete
Gussteil (1,14,16,17) eine integrierte Kühlstruktur (7) aufweist und mit einer Gussform
hergestellt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
(a) ein Wachsmodell des herzustellenden Teils bereitgestellt wird,
(b) ein vorgefertigter, keramischer Einsatz mit einer offenporigen Struktur, an das
Wachsmodell angefügt oder in einen Hohlraum des Wachsmodells eingeführt wird,
(c) das Wachsmodell mit dem Einsatz in ein keramisches Material (Schlicker) eingetaucht
wird,
(d) das keramische Material getrocknet wird, so dass eine Gussform entsteht,
(e) das Wachs durch eine geeignete Wärmebehandlung entfernt wird,
(f) das Gussteil (1,14,16,17) mit der Gussform die mit einem bekannten Gussverfahrens
hergestellt wird und
(g) das keramische Material der Gussform entfernt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der keramische Einsatz vor der Anwendung in Schritt (b) des Anspruchs 2 erhitzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die offenporige Struktur des vorgefertigten, keramischen Einsatzes durch einen Polymerschaum
hergestellt wird, wobei der Polymerschaum in ein keramisches Material eingetaucht
wird, so dass sich die Poren des Polymerschaums mit dem keramischen Material füllen
und das keramische Material anschliessend getrocknet und gebrannt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Polymerschaum vor Anwendung im Verfahrenschritt (b) des Anspruchs 2 durch eine
Wärmebehandlung entfernt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die offenporige Struktur des vorgefertigten, keramischen Einsatzes durch einen Polymerschaum
hergestellt wird, welcher in eine vorgefertigte Form eingeführt wird, und danach in
der Form oder getrennt von der Form mit dem keramischen Material gefüllt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Material der vorgefertigten Form einen Binder enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine nach aussen weisende, sich am Gussteil (1,14,16,17) befindenden offenporige Kühlstruktur
(7) mit einer keramischen Schutzschicht (11) beschichtet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die keramische Schutzschicht (11) die Kühlstruktur (7) ganz durchdringt oder die Kühlstruktur
(7) nur oberflächennah mit der Schutzschicht (11) beschichtet ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Stellen der Oberfläche des Gussteils (1,14,16,17), an denen Kühllöcher (8) entstehen
sollen, vor der Beschichtung mit einer keramischen Schutzschicht (11) maskiert werden
und diese Stellen nach der Beschichtung wieder demaskiert werden.
10. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
mehrere Schichten von dem Polymerschaum und dem Wachs vorhanden sind, welche zur Herstellung
von offenporigen Kühlstrukturen (7), welche durch Platten (15) voneinander getrennt
sind, dienen.
11. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Polymerschaum eine variable Porengrösse aufweist.
12. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
es sich bei dem Polymerschaum um einen Polyurethanschaum handelt.
13. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Gussverfahren zur Herstellung von einkristallinen oder gerichtet erstarrten Gussteilen
verwendet wird.
14. Verwendung eines Verfahrens nach einem der vorstehenden Ansprüche zur Herstellung
einer Leitschaufel, einer Laufschaufel (1), eines Wärmestausegments (14), einer Schaufelplattform
(17) oder einer Brennkammerwand (18) einer Gasturbine oder einer Leitschaufel oder
einer Laufschaufel (1,16) eines Verdichters.