[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aktivierung von auf LED-Leuchtmitteln
basierenden Signalen gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Anwendung
des Verfahrens zum Testen von auf LED-Leuchtmitteln basierenden Signalen gemäss dem
Patentanspruch 11.
[0002] In der Strassenverkehrstechnik und insbesondere in der Eisenbahnsignaltechnik werden
immer mehr Lichtsignale in LED-Technik eingesetzt. Mit der LED-Technik soll eine hohe
Zuverlässigkeit und eine hohe Lebensdauer der Signale bzw. der betreffenden Leuchtmittel
erreicht werden. Nicht erkennbare Ausfälle der LED-Leuchtmittel bergen Risiken für
die Sicherheit des Verkehrs. Solche Ausfälle können durch die LED selbst, das ist
das primäre Leuchtmittel oder durch deren Ansteuerschaltkreise verursacht werden.
[0003] Bei Glühlampen-Lichtsignalen erfolgt die Überwachung der Lichtabgabe eines Signals
einfach mittels einer Stromüberwachung des Lampenstromes. Eine zwischen zwei vorgegebenen
Grenzwerten festgestellte Stromstärke wird interpretiert als: «Die Glühlampe emittiert
bestimmungsgemäss Licht». Liegt die festgestellte Stromstärke ausserhalb des durch
die vorgenannten Grenzwerte definierten Bereiches, so wird geschlossen, dass die Glühlampe
entweder dunkel ist «es fliesst zuwenig Strom» oder es ist ein anderer Fehler aufgetreten,
der zu einer zu hohen Stromstärke führt, wie z.B. wie ein Aderschluss.
[0004] Glühlampen für Lichtsignale werden im Betrieb wie folgt getestet: Wegen der thermischen
Trägheit des Leuchtwendels können kurzzeitige Stromaufschaltungen im Millisekundenbereich
vorgenommen werden, ohne dass dabei eine nennenswerte Lichtemission erfolgt. Diese
Methode ist aber insbesondere nachts wegen der geringen Signallichtstärken umstritten.
Deshalb wird als weiteres Testverfahren eine Kaltfadenüberwachung eingesetzt. Dabei
wird ein Strom von geringer Stromstärke durch den Kreis geschickt, welcher wesentlich
unter der Glimmgrenze der jeweiligen Glühlampe liegt. Dabei wird das Vorhandensein
eines Stromflusses ausgewertet. Mit einem weiteren Verfahren wird im offenen Kreis
die nach dem Lampenwendel anliegende Spannung gemessen. Bei einem Wendelbruch liegt
dabei keine Spannung an. Solche Kaltfadentests sind vor allem dazu geeignet, einen
Unterbruch im Stromkreis und dabei insbesondere einen Wendelbruch zu erkennen.
[0005] Ein Stehen bleiben eines solchen geringen Teststromes ist dabei kein Risiko für den
Bahnbetrieb, da der jeweilige Signalbegriff nicht leuchtet. Dieses Verfahren ist für
auf Glühlampen basierenden Signalen sehr zuverlässig und genügt den Sicherheitsansprüchen
in der Signalisierung bei Eisenbahnen.
[0006] Das sogenannte heisse Testen, das ist eine Warmwendelüberwachung wird in der Regel
nicht angewendet. Der Kaltwiderstand des Wendels beträgt rund das acht- bis zehnfache
des Warmzustandes. Eine so ausgeprägte dynamische Kenngrösse erschwert sichere Aussagen
bei einem solchen Test.
[0007] Bei LED-Signalen ist beim Anlegen der vorgesehenen Betriebsspannung praktisch keine
Verzögerung der Lichtemission vorhanden.
[0008] Mit der Verwendung von LED-Leuchtmitteln können die vorstehend aufgeführten Testverfahren
nicht angewendet werden, da die betreffenden Stromstärkenregeln nicht gelten.
[0009] Bedingt durch eine starke Degradation der Lichtabgabe kann ein mit LED-Leuchtmitteln
bestücktes Signal nicht mehr erkennbar sein. Es ist wohl möglich, die Lichtemission
mit geeigneten Mitteln zu messen. Diese Einrichtungen können aber selbst auch fehlerbehaftet
sein. Es ist damit eine geeignete Architektur wie «2 von 2» für die Überwachung erforderlich.
[0010] Daraus lässt sich die Aussage herleiten, dass sich LED-Leuchtmittel nicht auf einfache
Art und nur abhängig von der Funktionsweise der Ansteuerung zweckmässig und zuverlässig
überwachen lassen. Die Resultate einer Testprozedur, initiiert und kontrolliert von
der zugehörigen Ansteuerung, erlauben nicht immer eine richtige und eindeutige Aussage
zum Zustand der Lichtemission.
[0011] Lichtsignale sind für die Abgabe von Handlungsanweisungen (Signalbegriffen) wie auch
von Information an Fahrzeugführer und an weiteres Personal vorgesehen. Da heute sehr
oft von einem Betrieb und einer Nutzung der Signale von 24 Stunden pro Tag ausgegangen
werden muss, ist eine zuverlässige periodische Kontrolle der eingesetzten LED Leuchtmittel
in Signalen auf bestimmungsgemässe Lichtabgabe erforderlich. Ein solcher Test soll
die bestimmungsgemässe und korrekte Ausgabe der den Signalen entstammenden Anweisungen
und Begriffen nicht oder allerhöchstens nur marginal beeinflussen. Die eindeutige
Interpretation einer signalisierten Anweisung oder eines signalisierten Begriffs muss
auch während solcher Testperioden gewährleistet sein.
[0012] Eine subjektiv bewertete Aussage zu einer signalisierten Anweisung oder zu einem
signalisierten Begriff kann in der Vollständigkeit nur durch eine Person mittels Beobachtung
vorgenommen werden. Aus Sicherheitsgründen ist es jedoch meist nicht möglich, bei
Bedarf für Wartung und Unterhalt zum Test geeignete Signalbilder zu setzen. Generell
scheitern solche Ansätze an der Praktikabilität. Viele Stellwerke lassen die Einstellung
von für den Test erforderlicher Fahrstrassen mit den zugehörigen Signalbildern aus
Sicherheitsgründen nicht zu.
[0013] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Aktivieren
und Testen von auf LED-Leuchtmitteln basierenden Signalen anzugeben, das während dem
normalen Betrieb durchführbar ist, ohne dass dieser dadurch beeinträchtigt wird und
ohne dass die signaltechnische Sicherheit tangiert wird.
[0014] Diese Aufgabe wird die in den unabhängigen Patentansprüchen 1 und 11 angegebenen
Massnahmen gelöst.
[0015] Durch das erfindungsgemässe Verfahren, wonach während dem Betriebszustand eine Teilmenge
der LED-Leuchtmittel innerhalb eines definierten Zeitintervalls aktiviert wird;
ist durch das definierte Zeitintervall der normale Betrieb und somit die signaltechnische
Sicherheit nicht beeinträchtigt und für das Personal klar erkennbar, dass das betreffende
transiente Signalbild nicht plausibel ist.
[0016] In einer Weiterbildung wird verstärkt erreicht, dass mit einer sequentiellen Aktivierung
der LED-Leuchtmittel ein Verkehrsteilnehmer die am Signal anstehende Information als
ungültig, als nicht plausibel und als nichtssagend im Sinne eines Betriebsreglements
oder einer Fahrdienstverordnung erkannt wird. Dies gilt auch für ein so definiertes
Zeitintervall, in welchem ein Verkehrsteilnehmer das betreffende Lichtsignal konsultiert
bzw. konsultieren muss.
[0017] Das erfindungsgemässe Verfahren ist auch anwendbar für sehr einfache Signale mit
Signalbegriffen wie z.B.
ein normalerweise dunkles Signal, das im aktivierten, leuchtenden Zustand Gefahr signalisiert,
kann durch die kurzzeitige Ansteuerung, das heisst ebenfalls durch eine sequentielle
Aktivierung innerhalb eines definierten Intervalls überprüft werden.
[0018] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0019] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Dabei zeigt:
- Figur 1
- kombiniertes Signal mit der Anordnung der verschiedenfarbigen Leuchtmittel;
- Figur 2
- Beispielhafter zeitlicher Ablauf der Leuchtdauer innerhalb eines definierten Intervalls.
[0020] Figur 1 zeigt ein bei den schweizerischen Bundesbahnen SBB eingesetztes kombiniertes
Signal 1 mit sieben Leuchtmitteln. Kombiniert bedeutet, dass dieses Signal 1 abhängig
vom signalisierten Begriff entweder ein Hauptsignal 1 oder ein Vorsignal 1 repräsentiert.
Die Zuordnung der Farben zu den Positionen der Leuchtmittel ist anhand der Bezugszeichen
«o», «g», «r», «nr» zu entnehmen. «nr» bedeutet Not-Rot und wird dann aktiviert, wenn
aufgrund einer bereits detektierten Systemunregelmässigkeit am betreffenden Signal
1 in der Rolle eines Hauptsignals 1 ein Fahrverbot signalisiert werden muss.
[0021] Gemäss der Anordnung der Figur 1 wären 2
7 = 128 verschiedene Signalbegriffe signalisierbar. Dies ergibt sich aus den 7 Plätzen,
wovon jeder entweder aktiviert oder deaktiviert sein kann. Die Menge der zulässigen
Signalbegriffe ist dabei wesentlich geringer, da z.B. rot nie zusammen mit einer anderen
Farbe signalisiert werden darf. Für die Aufzählung der konkreten zulässigen Signalbegriffe
gemäss der Figur 1 wird auf Reglemente der SBB verwiesen. Für das Verständnis der
vorliegenden Erfindung sind die konkreten zulässigen Signalbegriffe unwesentlich.
[0022] Vorzugsweise werden für das definierte Zeitintervall t
0 und darin für die Dauer einer Anzeige eines einzelnen Signalbegriffes folgende Grössen
gewählt:

[0023] Das Zeitintervall t
0 kann sich in einer Ausführungsform als Produkt aus der Anzahl n zu signalisierender
zulässiger Begriffe und der Dauer t
1 bestimmen.

[0024] Eine Sequenz von solchen signalisierten zulässigen Signalbegriffen kann beispielsweise
alle 20 s repetiert werden.
[0025] In einer weiteren der intermittierenden Aktivierung ist in Figur 2 gezeigt. Das vordefinierte
Zeitintervall ist wiederum mit t
0 bezeichnet. Innerhalb dieses Intervalls wird ein Leuchtmittel während einer Dauer
t
1 aktiviert. Der Beginn der Aktivivierung erfolgt im zeitlichen Abstand t
A vom Beginn des vorerwähnten Zeitintervalls t
0. In einer solchen Ausführungsform können die beiden Dauern t
0 und t
1 wie folgt relativ zueinander stehen. Es bezeichne der Quotient

[0026] Vorzugsweise liegt dann der Quotient q in einem Wertebereich von 0.05 < q < 0.95.
Für bestimmte Auswertung kann zusätzlich vorgesehen sein, dass die Dauer t
A von Zeitintervall zu Zeitintervall variabel ausgestaltet sein kann und somit eine
Art Drift erzeugt wird.
[0027] Im folgenden Kontext wird eine ausgegebene Sequenz von zulässigen Signalbegriffen
innerhalb eines definierten Zeitintervalles t
0 kurz als «Testmuster» bezeichnet. Das erfindungsgemässe Aktivierungsverfahren kann
wie folgt gestartet werden:
i) Durch ein vorgegebenes Zeitraster
Die Signale werden mit solchen Testmustern abhängig von der Tageszeit, vom Wochentag
und/oder von festgelegten unterhaltsorganisatorischen Perioden zum Normalbetrieb entsprechend
angesteuert. Zur Klarstellung wird hier noch angefügt, dass dieses zeitraster ausserhalb
des definierten zeitintervalls t0 liegt.
ii) Auf Befehl
Der Befehl für die Abgabe eines Testmusters kann durch einen Fahrdienstleiter in der
Leittechnik bei Eisenbahnen oder durch funktional vergleichbare Stellen in anderen
Einsatzgebieten erfolgen. Dadurch wird eine Koinzidenz mit einem im Bereich befindlichen
Zug vermieden. Es ist auch möglich, dass die Kontrollperson die Aktivierung der Abgabe
eines Testmusters lokal vor Ort an der entsprechenden Signalansteuerung (dezentrales
Signalstellteil) vornimmt, oder aber die Testmuster mittels Taster oder an der Signalansteuerung
selbst oder aber ferngesteuert auslöst. Über ein Kommunikationsmittel, vorteilhaft
drahtlos z.B. mit GSM-R-Terminal, erhält die Kontrollperson die Signalidentifikation
und danach die Ankündigung des Testmusters.
[0028] Das erfindungsgemässe Verfahren ist auch in einer Kombination von subjektiver und
elektronischer Überwachung realisierbar. Mit der Ausgabe eines Testmuster werden durch
eine residente Messeinrichtung die beim Test generierten für die Anzeigefunktion signifikanten
Werte registriert und abgespeichert. Nach der Inbetriebnahme der Anlage wird ein Testmuster
durch eine Person subjektiv bewertet und die dadurch anfallenden Werte werden als
Referenzwerte gespeichert. Die Signale können nun in kurzen Intervallen getestet werden
und die anfallenden Werte werden mit den gespeicherten Referenzwerten verglichen.
Dadurch ist ein Test jederzeit möglich und Veränderungen können sehr gut erfasst werden.
[0029] Anstelle eines Tests durch eine Person kann auch eine automatisierte Prüfung durch
Erfassung der Signalbilder mittels einer Kamera und einer Analyse der Bilder und Vergleich
mit den abgespeicherten Testmuster erfolgen. So können einzelne Fahrzeuge, vorzugsweise
Fahrzeuge des Bau- oder Unerhaltsdienstes mit einer Kamera ausgerüstet werden. Durch
die vorstehend erwähnte Initiierung durch Befehl ist es möglich, dass der Zeitpunkt
der Ausgabe so gewählt wird, dass das betreffende Fahrzeug so nahe am zu testenden
Signal ist, dass z.B. Witterungs- oder Sonnenstandeinflüsse die Auswertung der mit
der Kamera erfassten Bilder nicht beeinträchtigen.
[0030] Die vorgenannten Ausführungsformen, insbesondere das Starten des Testverfahrens und
die Art des Testverfahrens sind frei miteinander kombinierbar.
Liste der verwendeten Bezugszeichen und Symbole
[0031]
- 1
- kombiniertes Signal, je nach angezeigtem Begriff Hauptsignal oder Vorsignal
- o
- orange
- r
- rot
- nr
- Not-rot
- g
- grün
- t0
- definiertes Zeitintervall
- t1
- Dauer der Signalisierung/Aktivierung eines Signalbegriffes während dem Test
- tA
- Beginn der Signalisierung/Aktivierung eines Signalbegriffes innerhalb des definierten
Zeitintervalls
- n
- Anzahl der für den Test vorgesehenen zulässigen Signalbegriffe
GSM-R Global System for Mobil Communication, Railway
SBB Schweizerische Bundesbahnen AG
1. Verfahren zur Aktivierung von LED-Leuchtmitteln eines Signals, wobei im Betriebszustand
vorgegebene zulässige Signalbegriffe durch eine Ansteuerung bestimmter LED-Leuchtmittel
anzeigbar sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
während dem Betriebszustand eine Teilmenge der LED-Leuchtmittel innerhalb eines definierten
Zeitintervalls (t0) aktiviert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
während dem Betriebszustand eine Auswahl (n) von den vorgegebenen zulässigen Signalbegriffen
innerhalb des definierten Zeitintervalls (t0) sequentiell aktiviert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Auswahl (n) wiederholt aktiviert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
jeder der ausgewählten Signalbegriffe (n) höchstens während einer Dauer t
1 im Bereich

Sekunden aktiviert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Quotient q der Dauer (t
1) der Aktivierung der Leuchtmittel und der Dauer des definierten Zeitintervalls (t
0) in folgendem Wertebereich liegt:
t0 Dauer des definierten Zeitintervalls;
t1 Dauer der Aktivierung.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die während dem Betriebszustand aktivierte Teilmenge der LED-Leuchtmittel nichtzulässigen
Signalbegriffen repräsentieren.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Teilmenge der LED-Leuchtmittel wiederholt aktiviert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
jede Teilmenge (n) der LED-Leuchtmittel höchstens während einer Dauer t
1 im Bereich
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Dauer des definierten Zeitintervalls t0 < 10 Sekunden ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verfahren alternativ gestartet wird durch
i) ein vorgegebenes Zeitraster
oder
ii) einen Befehl.
11. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Befehl entweder in einer zentralen Stelle oder vor Ort oder mittels eines drahtlosen
Kommunikationsmittels oder über die Position eines Fahrzeuges ausgelöst wird.
12. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11 zum Testen von einem auf
einer Mehrzahl von LED-Leuchtmitteln basierenden Signal, an dem im Betriebszustand
vor-ge-gebene zulässige Signalbegriffe anzeigbar sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
die während dem Betriebszustand innerhalb eines definierten Zeit-intervalls (t0) aktivierte Teilmenge der LED-Leuchtmittel registriert wird und mit dem am Signal
resultierenden Bild verglichen wird.