[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduktion von Rückkopplungen
bei einem Akustiksystem durch Detektieren eines Rückkopplungssignals in einem Eingangssignal
und Verarbeiten des Eingangssignals in Abhängigkeit von dem detektierten Rückkopplungssignal
unter Erzeugung eines Ausgangssignals. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung
eine entsprechende Signalverarbeitungsvorrichtung für ein Akustiksystem. Bei dem Akustiksystem
handelt es sich beispielsweise um ein Mobilfunkgerät, ein Headset, eine Saalbeschallungsanlage
und insbesondere ein Hörgerät oder Mittelohrimplantat.
[0002] Akustische Rückkopplungen, im Folgenden Feedback genannt, treten häufig bei Hörgeräten
auf, insbesondere wenn es sich um Geräte mit hoher Verstärkung handelt. Diese Rückkopplungen
äußern sich in starken Oszillationen einer bestimmten Frequenz und sind als Pfeifen
zu hören. Dieses "Pfeifen" ist in der Regel sowohl für den Hörgeräteträger selbst
als auch für Personen in seiner näheren Umgebung sehr unangenehm. Feedback kann z.
B. dann auftreten, wenn Schall, der über das Hörgeräte-Mikrofon aufgenommen, durch
einen Signalverstärker verstärkt und über den Hörer ausgegeben wird, wieder zum Mikrofon
gelangt und erneut verstärkt wird.
[0003] Der einfachste Ansatz zur Feedbackreduktion ist die dauerhafte Reduktion der Hörgeräte-Verstärkung,
so dass die Schleifenverstärkung auch in ungünstigen Situationen unter dem kritischen
Grenzwert bleibt. Der entscheidende Nachteil ist jedoch, dass durch diese Begrenzung
die bei stärkerer Schwerhörigkeit erforderlichen Verstärkungen nicht mehr erreicht
werden können. Andere Ansätze sehen eine Messung der Schleifenverstärkung während
der Hörgeräteanpassung vor und reduzieren mit Hilfe von so genannten Notchfiltern
(schmalbandige Sperrfilter) die Verstärkung gezielt im kritischen Bereich. Da sich
die Schleifenverstärkungen jedoch wie oben geschildert im Alltagsleben ständig ändern
können, ist der Nutzen ebenfalls begrenzt.
[0004] Zur dynamischen Reduktion von Feedback sind eine Reihe von adaptiven Algorithmen
vorgeschlagen worden, die sich automatisch auf die jeweilige Feedbacksituation einstellen
und entsprechende Maßnahmen bewirken. Diese Verfahren lassen sich grob in zwei Klassen
einteilen:
[0005] Die erste Klasse umfasst die so genannten KompensationsAlgorithmen, die mit Hilfe
adaptiver Filter den Feedbackanteil im Mikrofonsignal schätzen und durch Subtraktion
neutralisieren und somit die Hörgeräteverstärkung nicht beeinträchtigen. Allerdings
setzen diese Kompensationsverfahren unkorrelierte, d. h. idealerweise weiße, Eingangssignale
voraus. Tonale Eingangssignale, die immer eine hohe zeitliche Korrelation aufweisen,
führen zu einer fehlerhaften Schätzung des Feedbackpfads, was dazu führen kann, dass
irrtümlicherweise das tonale Eingangssignal selbst subtrahiert wird.
[0006] Die zweite Klasse beinhaltet die Algorithmen, die erst dann aktiv werden, wenn Rückkopplungspfeifen
vorhanden ist. Sie beinhalten im Allgemeinen einen Mechanismus zur Detektion des Rückkopplungspfeifens,
der kontinuierlich das Mikrofonsignal auf Feedback-Oszillation hin überwacht. Werden
Feedbacktypische Oszillationen detektiert, wird die Hörgeräteverstärkung an der entsprechenden
Stelle so weit reduziert, dass die Schleifenverstärkung unter die kritische Grenze
sinkt. Die Verstärkungsreduktion kann z. B. durch Absenkung eines Frequenzkanals oder
durch Aktivierung eines geeigneten schmalbandigen Sperrfilters (Notchfilter) erfolgen.
Nachteilig ist, dass die Oszillationsdetektoren prinzipiell nicht zwischen tonalen
Eingangssignalen und Feedbackpfeifen unterscheiden können. Das Resultat ist, dass
tonale Eingangssignale für Feedback-Oszillationen gehalten und dann unzulässigerweise
durch den Reduktionsmechanismus (z. B. Notchfilter) im Pegel abgesenkt werden.
[0007] Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Funktionsweise sämtlicher adaptiver
Feedbackreduktionsverfahren durch Eingangssignale, die einen durch dominante Sinussignalanteile
geprägten tonalen Charakter aufweisen (z. B. Triangeltöne, Alarmsignale), beeinträchtigt
werden. Dies führt häufig zu inakzeptablen Klangverschlechterungen des Eingangssignals.
Hier setzt die vorliegende Erfindungsmeldung an.
[0008] Bei den Kompensationsalgorithmen werden häufig dekorrelierend wirkende Verzögerungsglieder
in die Signalverarbeitungskette eingebracht, um zu verhindern, dass tonale Signalabschnitte
mit einer für Sprachsignale charakteristischen Länge nicht merklich angegriffen werden.
Allerdings sind aufgrund von E-choeffekten und Irritationen durch desynchronisierte
visuelle und auditive Informationen nur Verzögerungen im Millisekundenbereich zulässig.
Daher kann beispielsweise die Reduktion von Musiksignalen, die häufig über einen deutlich
längeren Zeitraum korreliert sind, nicht vermieden werden.
[0009] Eine weitere Gegenmaßnahme besteht darin, die Adaption des Filters so zu verlangsamen,
dass alle relevanten tonalen Umweltsignale nicht angegriffen werden. Allerdings hat
dies auch zur Konsequenz, dass das Kompensationsfilter rapiden Änderungen des Feedbackpfads
nicht mehr schnell genug folgen kann, so dass für eine gewisse Zeit Rückkopplungspfeifen
entsteht, das erst dann wieder verschwindet, wenn sich der Feedbackpfad stabilisiert
hat und das Filter wieder ausreichend genau adaptiert ist.
[0010] Den negativen Folgen der Fehldetektionen von Oszillationsdetektoren begegnet man
dadurch, dass die resultierende Verstärkungsabsenkung nur im begrenzten Maße stattfindet,
so dass z. B. irrtümlich für Feedbackoszillationen gehaltene tonale Nutzsignale (z.
B. Alarmsignale) noch hörbar bleiben. Dies birgt allerdings die Gefahr, dass im Feedbackfall
die Verstärkungsabsenkung nicht ausreicht, um die kritische Grenze zu unterschreiten
und das Feedbackpfeifen damit nicht beseitigt wird.
[0011] Aus der Druckschrift WO 2001/06746-A2 ist eine Schrittweitensteuerung des Kompensationsfilters
bekannt, wobei der Rückkopplungsdetektor nach dem Prinzip der Bandbreitendetektion
arbeitet. Wird von dem Bandbreitendetektor in dem für Rückkopplungspfeifen anfälligen
Frequenzband eine schmale Bandbreite des Eingangssignals des Hörgeräts erkannt, wird
davon ausgegangen, dass Rückkopplungspfeifen vorliegt. Eine Unterscheidung von natürlichen,
schmalbandigen Signalen mit Spektralkomponenten in diesem Frequenzband, wie z. B.
Musik, ist jedoch nicht möglich. Darüber hinaus muss das Rückkopplungspfeifen einen
dominanten Signalanteil darstellen, um erkannt zu werden.
[0012] Weiterhin ist aus der Druckschrift EP 1 052 881-A2 ein Oszillationsdetektor zum Detektieren
von Rückkopplungen bekannt. Auch hier muss das Rückkopplungspfeifen sehr deutlich
ausgeprägt sein, um erkannt zu werden.
[0013] In der Druckschrift WO 2001/95578-A2 ist eine Detektion von Rückkopplungspfeifen
durch Schätzung der Varianz der Frequenzschätzung des Hörgeräteeingangssignals beschrieben.
Auch dieses Verfahren weist die oben genannten Nachteile auf.
[0014] Ferner ist in der Druckschrift DE 199 04 538-C1 das wahlweise Dämpfen einzelner Frequenzbänder
vorgeschlagen. Dabei erfahren Frequenzbänder, in denen Rückkopplungspfeifen vorliegt,
durch ein eingebrachtes Dämpfungselement eine stärkere Dämpfung als dies bei Nutzsignalen
zu erwarten wäre. Der Eingriff in den Vorwärtssignalpfad ist für den Hörgeräteträger
unter Umständen hörbar und außerdem findet voraussichtlich eine langsame Detektion
statt, da die Bänder idealerweise nacheinander untersucht werden.
[0015] Ein weiteres Verfahren zur Reduktion von Rückkopplungen in akustischen Systemen ist
aus der Druckschrift US 6,347,148 B1 bekannt. Dabei wird das Spektrum eines Eingangssignals
geschätzt und anhand eines psychoakustischen Modells ein Steuersignal generiert. Das
Steuersignal dient zur Ansteuerung einer Rauschquelle, mit der ein nicht hörbares
Rauschsignal in Abhängigkeit von dem Rauschsignal erzeugt werden kann. Darüber hinaus
wird dort die Möglichkeit beschrieben, dem Ausgangssignal kurze Rauschsignale vorgegebener
Zeitdauer aufzuprägen. Anhand der Rauschsignale im Eingangssignal werden Rückkopplungssignale
reduziert.
[0016] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, die Reduktion von Rückkopplungen
eines Hörgeräts weiter zu verbessern.
[0017] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Reduktion von Rückkopplungen
bei einem Akustiksystem durch Detektion eines Rückkopplungssignals in einem Eingangssignal
und Verarbeiten des Eingangssignals in Abhängigkeit von dem detektierten Rückkopplungssignal
unter Erzeugung eines Ausgangssignals, sowie Modulieren des Ausgangssignals, so dass
auch das Rückkopplungssignal entsprechend moduliert wird, wobei das Detektieren des
Rückkopplungssignals anhand der Modulation erfolgt.
[0018] Ferner ist erfindungsgemäß vorgesehen eine Signalverarbeitungsvorrichtung für ein
Akustiksystem mit einer Verarbeitungseinrichtung zum Erzeugen eines Ausgangssignals
aus einem Eingangssignal unter Berücksichtigung eines Rückkopplungssignals, einer
Modulationseinrichtung zum Modulieren des Ausgangssignals, so dass sich bei Rückkopplung
ein entsprechend moduliertes Rückkopplungssignal ergibt, und einer Detektionseinrichtung
zum Detektieren des modulierten Rückkopplungssignals anhand seiner Modulation.
[0019] Die zugrunde liegende Idee ist, auf das Ausgangssignal des Akustiksystems und insbesondere
des Hörgeräts für den Hörgeräteträger nicht wahrnehmbare Merkmale aufzuprägen. Dies
ermöglicht, durch entsprechende Analyse des Eingangssignals zu bestimmen, ob es sich
beim Eingangssignal um Rückkopplungen handelt oder um ein "normales" externes Eingangssignal
(Nutzsignal). Die Bestimmung der Ausprägung des Merkmals im Eingangssignal lässt zudem
Rückschlüsse über entsprechende Anteilsverhältnisse von Rückkopplungen und Nutzsignal
zu. Dies kann dann unmittelbar zur Steuerung von Feedbackreduktionsalgorithmen verwendet
werden.
[0020] In vorteilhafter Weise kann somit im Betrieb laufend und absolut unauffällig bzw.
unhörbar bestimmt werden, in welchem Maß an einem Mikrofon bzw. am Hörgerätemikrofon
Rückkopplungssignale vorliegen, wodurch die Steuerung und Wirkungsweise der bekannten
Feedbackreduktionsalgorithmen deutlich verbessert werden kann.
[0021] Vorzugsweise erfolgt die Verarbeitung des Eingangssignals mit einem adaptierbaren
Filter, dessen Adaptionsgeschwindigkeit und/oder Wirkungsstärke von der Quantität
des detektierten Rückkopplungssignals abhängt. Insbesondere ist es vorteilhaft, wenn
die Adaptionsgeschwindigkeit proportional mit der Quantität des detektierten Rückkopplungssignals
steigt. Ist dann die Merkmalsanalyse des Eingangssignals beispielsweise negativ, d.
h. es enthält kein Feedbacksignal, so kann die Adaptionsgeschwindigkeit des oben genannten
Kompensationsfilters so verlangsamt werden, dass das Filter durch tonale Eingangssignale
nicht verstellt wird und diese nicht angegriffen werden. Wird dagegen das Merkmal
im Eingangssignal detektiert, wird die Wirkungsstärke und/oder Geschwindigkeit des
Feedbackkompensators auf den Wert gestellt, bei dem Rückkopplungen optimal unterdrückt
werden.
[0022] Im Falle der Detektion eines Rückkopplungssignals kann mindestens ein Notchfilter
für das Verarbeiten des Eingangssignals aktiviert werden.
[0023] Das Modulieren des Ausgangssignals kann durch Amplitudenmodulation bzw. Modulation
der Signalhüllkurve erfolgen. Die Wahrnehmbarkeit der Modulation nimmt ab ca. 6 Hz
Modulationsfrequenz sehr stark ab. Entsprechende Wahrnehmungsschwellen der Modulationstiefe
in Abhängigkeit von der Modulationsfrequenz und dem Signalpegel sind aus der Psychoakustik
bekannt.
[0024] Das Ausgangssignal kann aber auch beispielsweise durch Reduktion der Amplitude auf
Null und somit durch Einfügen von Signallücken moduliert werden. Derartige Signallücken
sind bei mittleren Pegeln unterhalb von ca. 5 ms nicht mehr wahrnehmbar.
[0025] Besonders vorteilhaft ist auch das Modulieren des Ausgangssignals durch Phasenmodulation.
Auch dieser Ansatz zeigt keine besondere Anfälligkeit bezüglich Fehldetektion bei
schmalbandigen Signalen.
[0026] Generell kommen alle Arten von Signalmodulation in Frage, die nicht hörbar sind und
am Eingang wieder detektiert werden können. Bei jeder Lösungsvariante kann eine Rückkopplungssituation
auch schon erkannt werden, bevor es zu einer dominanten Ausprägung des Rückkopplungspfeifens
im Signalgemisch kommt.
[0027] Das Detektieren von Rückkopplungen kann separat in mehreren Teilbändern durchgeführt
werden. Dadurch kann die Verstärkung, aber auch die Reduktion von Rückkopplungen in
den einzelnen Teilbändern individuell eingestellt werden.
[0028] Eine geschlossene Schleife in der Signalverarbeitungsvorrichtung kann zu einer Signalmodifikation
herangezogen werden.
[0029] Dabei durchläuft das modulierte Signal die Schleife mehrfach, so dass die entsprechende
Signalmodifikation hervorgerufen wird.
[0030] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- ein Hörgerätesystem gemäß dem Stand der Technik;
- FIG 2
- ein Hörgerätesystem gemäß einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung;
- FIG 3
- ein Hörgerätesystem gemäß einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung;
und
- FIG 4
- einen Rückkopplungsdetektor mit Filterbank.
[0031] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar. Zum besseren Verständnis der Erfindung wird zunächst
anhand von FIG 1 der Stand der Technik näher erläutert.
[0032] FIG 1 zeigt ein Hörgerät HG, dessen Eingang ein Mikrofon M bildet. Das aufgenommene
Signal wird als Eingangssignal ES an eine Verarbeitungseinheit V weitergeleitet. Dort
wird es verarbeitet und gegebenenfalls verstärkt. Das resultierende Ausgangssignal
AS wird an einen Hörer H abgegeben. Über einen Rückkopplungspfad RP wird das Ausgangssignal
des Hörers H zum Mikrofon M zurückgekoppelt. Bei offener Versorgung besteht in erster
Linie ein akustischer Rückkopplungspfad. Generell sind aber auch elektromagnetische,
elektrische, magnetische und andere Rückkopplungen denkbar. Das aus dem Rückkopplungspfad
resultierende Rückkopplungssignal RS wird mit einem Nutzsignal NS addiert, und das
Summensignal wird von dem Mikrofon M aufgenommen.
[0033] Der Signalpfad vom Mikrofon M über die Hörgeräteverarbeitung V, den Hörer H, den
Rückkopplungspfad RP zurück bis zum Mikrofon M stellt eine Schleife dar. Hat die Schleifenverstärkung,
d. h. die Verstärkung, die ein Signal erfährt, wenn es diese Schleife durchfährt,
bei wenigstens einer Frequenz einen Wert von mindestens 1,0 und ist die Phasenbedingung
erfüllt, tritt Rückkopplungspfeifen auf. Auch wenn die Schleifenverstärkung knapp
unterhalb dieser Grenze liegt, treten hörbare Rückkopplungseffekte, z. B. Klangveränderungen,
auf.
[0034] Eine erfolgreiche Methode zur Unterdrückung der Rückkopplungseffekte besteht in der
digitalen Nachbildung des Rückkopplungspfads RP. Dieser wird durch ein adaptives Filter
AF nachgebildet, das von dem Ausgangssignal der Verarbeitungseinheit V gespeist wird.
Ein entsprechendes Kompensationssignal KS, das aus dem kompensierenden, adaptiven
Filter AF stammt, wird von dem Eingangssignal ES des Mikrofons M subtrahiert und das
resultierende Differenzsignal wird der Verarbeitungseinheit V zugeleitet.
[0035] Es bestehen somit zwei Pfade, zum einen der äußere Rückkopplungspfad RP und zum anderen
der über das adaptive Filter AF nachgebildete digitale Kompensationspfad. Die resultierenden
Signale beider Pfade werden am Eingang des Geräts voneinander subtrahiert, wie dies
in FIG 1 durch die beiden Additionseinheiten dargestellt ist. Im Idealfall ist die
Wirkung des äußeren Rückkopplungspfads RP hierdurch aufgehoben.
[0036] Eine wichtige Komponente im adaptiven Algorithmus zur Bestimmung des Rückkopplungspfads
ist dessen Schrittweitensteuerung. Sie gibt an, mit welcher Geschwindigkeit sich das
adaptive Kompensationsfilter an den äußeren Rückkopplungspfad RP anpasst. Da es keinen
sinnvollen Kompromiss für eine fest eingestellte Schrittweite gibt, muss diese an
die jeweils aktuelle Situation, in der sich das System befindet, angepasst werden.
[0037] Prinzipiell ist eine große Schrittweite für eine schnelle Anpassung des adaptiven
Kompensationsfilters AF an den äußeren Rückkopplungspfad RP anzustreben. Nachteilig
bei einer großen Schrittweite ist jedoch die Erzeugung von wahrnehmbaren Signalartefakten.
[0038] Für den Fall, dass keine Rückkopplungssituation vorliegt, sollte die Schrittweite
verschwindend klein sein. Dabei wird als Rückkopplungssituation diejenige Situation
bezeichnet, bei der die Schleifenverstärkung knapp unter 1 bzw. größer/gleich 1 ist
und die Phasenbedingung wenigstens bei einer Frequenz erfüllt ist. Tritt dagegen eine
Rückkopplungssituation auf, sollte die Schrittweite groß sein bzw. werden. Damit ist
gewährleistet, dass der Algorithmus nur dann das adaptive Kompensationsfilter AF anpasst,
wenn dieses sich in seiner Charakteristik nennenswert von der Charakteristik des Rückkopplungspfads
RP unterscheidet, d. h. wenn Bedarf zur Nachadaption besteht. Hierzu ist ein Rückkopplungsdetektor
vorzusehen.
[0039] Um eine Rückkopplung sicher detektieren zu können, ist erfindungsgemäß eine Modulationseinrichtung
MO vorgesehen, die gemäß FIG 2 zwischen die Verarbeitungseinheit V und den Hörer H
geschaltet ist. Sie moduliert das Ausgangssignal AS zu einem modulierten Ausgangssignal
AS'. Die Modulation des Ausgangssignals AS ist nicht wahrnehmbar. Im Falle einer Rückkopplungssituation
gelangt ein nennenswerter Anteil des vom Hörer H abgegebenen Schallsignals zurück
zum Mikrofon M und wird gemeinsam mit dem Umgebungssignal in das Gerät aufgenommen.
[0040] In FIG 2 ist angedeutet, dass der Rückkopplungspfad RP im Grunde genommen beliebig
gestaltet sein kann. D. h. es muss nicht ein akustisches Rückkopplungssignal RS, wie
es in FIG 1 angedeutet ist, vorliegen, das mit einem akustischen Nutzsignal NS vor
dem Mikrofon M addiert wird. Vielmehr kann die Rückkopplung in das Mikrofon M auch
beispielsweise über Körperschall oder eine elektromagnetische Einkopplung erfolgen.
[0041] Das Eingangssignal ES des Mikrofons M wird durch einen Rückkopplungsdetektor RD analysiert.
Damit kann das rückgekoppelte Signal RS aufgrund seiner Modulation detektiert werden.
Eine nachgeschaltete Steuerung S steuert das adaptive Kompensationsfilter AF entsprechend
dem Detektionsergebnis des Rückkopplungsdetektors RD an. Dadurch wird beispielsweise
die Adaptionsgeschwindigkeit des adaptiven Filters AF geändert.
[0042] Das Ausführungsbeispiel von FIG 3 entspricht im Wesentlichen dem von FIG 2. Hier
ist der Rückkopplungspfad wie im Beispiel von FIG 1 rein akustischer Natur, so dass
das Rückkopplungssignal mit dem Nutzsignal vor dem Mikrofon M addiert wird.
[0043] Ein weiterer Unterschied zu der Schaltung von FIG 2 besteht darin, dass das Signal
für den Rückkopplungsdetektor RD nicht unmittelbar hinter dem Mikrofon M, sondern
nach der Subtraktion des Kompensationssignals des adaptiven Filters AF am Punkt A
abgegriffen wird. Die Stärke der Ausprägung der Signalmodulation am Punkt A ist ein
Abbild der Differenz aus Wirkung des Rückkopplungspfads RP und der Wirkung des adaptiven
Kompensationsfilters AF. Ein wesentlicher Unterschied zu der Ausführungsform gemäß
FIG 2, bei der das zu analysierende Signal unmittelbar hinter dem Mikrofon M abgegriffen
wird, besteht jedoch nicht.
[0044] Darüber hinaus ist in FIG 3 angedeutet, dass in den Rückkopplungsdetektor RD eine
Schrittweitensteuerung integriert sein kann, so dass auf einen separaten Steuerbaustein
verzichtet werden kann. Die übrigen Komponenten des Ausführungsbeispiels von FIG 3
entsprechen denen des Ausführungsbeispiels von FIG 2. Diesbezüglich wird somit auf
die Beschreibung zu FIG 2 verwiesen.
[0045] In dem Ausführungsbeispiel gemäß FIG 3 wird die Phase des Ausgangssignals AS moduliert,
da das menschliche Gehör weitgehend unempfindlich ist gegenüber Phasenänderungen.
In einem konkreten Beispiel wird die Phase des Ausgangssignals AS mit einer bestimmten
Frequenz, hier als Modulationsfrequenz f_mod bezeichnet, zwischen zwei Phasenwerten
linear vor- und zurückgedreht. Beispielsweise liegen die Phasenwerte bei α und α+π/2,
wobei α eine beliebige feste Phase ist. In der Rückkopplungssituation bildet sich
in der Signalschleife eine detektierbare Tremolokomponente mit einer Frequenz von
f_mod aus.
[0046] Die Tremolokomponente kann mit Hilfe eines Frequenzdemodulators in dem Rückkopplungsdetektor
RD detektiert werden. Dabei ist es günstig, den Rückkopplungsdetektor RD mit einer
Filterbank aufzubauen, wie sie in FIG 4 dargestellt ist, die z. B. das Eingangssignal
ES mit mehreren Bandpässen BP1, BP2, ..., BPn in Teilbänder zerlegt. Nach jedem Bandpass
ist jeweils eine Analyseeinheit AE und ein Schwellwertschalter SW angeordnet. Die
Ausgangssignale der Signalpfade für jedes Teilband werden optional einem ODER-Gatter
OR zugeführt. Die jeweiligen Analyseeinheiten AE und Schwellwertschalter SW können
untereinander baugleich sein. Damit erfolgt die Analyse in diesem Beispiel in jedem
Teilbandpfad auf die gleiche Weise. Übersteigt das Analyseergebnis in einem Band eine
gewisse Schwelle, so spricht der zugehörige Schwellwertschalter SW an, d. h. es wird
für dieses Band eine Rückkopplungssituation erkannt.
[0047] Diese Information kann für ein adaptives Kompensationsfilter AF, das in Teilbändern
adaptiert zur Schrittweitensteuerung genutzt werden. Wird dagegen ein adaptives Filter
AF im gesamten Band verwendet, müssen die Ergebnisse der Teilbanddetektionen mittels
einer logischen ODER-Verknüpfung zu einer Gesamtband-Detektionsaussage zusammengefasst
werden. Auch der Spezialfall, dass das Gesamtband einheitlich analysiert wird, wobei
n = 1 ist, führt zu einem funktionstüchtigen System. Allerdings ist die Fehlerdetektionsrate
bei einem größeren n geringer, z. B. n = 16.
[0048] Die Schrittweitensteuerung des adaptiven Filters AF kann neben der einfachen Schwellwertentscheidung
gemäß FIG 4, wonach lediglich das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein einer Rückkopplung
detektiert wird, auch differenzierter erfolgen. Beispielsweise kann die Schrittweite
durch proportionale Umrechnung der geschätzten Stärke der Signalmodulation am Punkt
A ermittelt werden. Dies kann auch wieder über einen Teilbandansatz erfolgen. Je größer
die erkannte Signalmodifikation ist, desto höher wäre dann der Bedarf einer Nachadaption,
d. h. desto höher müsste die notwendige Schrittweite gewählt werden. Die Schrittweite
kann somit kontinuierlich an die Signalmodulation angepasst werden. Bei einer reinen
Schwellwertentscheidung wird die Schrittweite hingegen für eine gewisse fest vorgegebene
Zeit oder für den Zeitrahmen, in dem Rückkopplung detektiert wird, hochgesetzt. Ansonsten
nimmt sie einen kleinen Wert an.
[0049] Entsprechend einer weiteren Ausführungsform wird die Phase nicht sinusförmig moduliert,
sondern allgemein gemäß einem bestimmten Profil geändert, z. B. linear in eine Richtung
(vorwärts oder rückwärts) gedreht. In einer Rückkopplungssituation prägt sich dann
für dieses Beispiel in der geschlossenen Signalschleife eine Chirp-Charakteristik
aus. Zur Detektion der Rückkopplungssituation wäre dann ein Chirp-Detektor einzusetzen.
1. Verfahren zur Reduktion von Rückkopplungen bei einem Akustiksystem (HG) durch
- Detektion eines Rückkopplungssignals (RS) in einem Eingangssignal (ES) und
- Verarbeiten des Eingangssignals (ES) unter Erzeugung in Abhängigkeit von dem detektierten
Rückkopplungssignal (RS) eines Ausgangssignals (AS),
gekennzeichnet durch
- Modulation (MO) des Ausgangssignals (AS), so dass auch das Rückkopplungssignal (RS)
entsprechend moduliert ist, wobei
- das Detektieren des Rückkopplungssignals (RS) anhand der Modulation erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Verarbeiten des Eingangssignals (ES) mit einem
adaptierbaren Filter (AF) erfolgt, dessen Adaptionsgeschwindigkeit und/oder Wirkungsstärke
von der Quantität des detektierten Rückkopplungssignals (RS) abhängt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Adaptionsgeschwindigkeit und/oder Wirkungsstärke
proportional mit der Quantität des detektierten Rückkopplungssignals (RS) steigt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei im Falle der Detektion eines
Rückkopplungssignals mindestens ein Notchfilter für das Verarbeiten des Eingangssignals
(ES) aktiviert wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Modulieren (MO) durch
Amplitudenmodulation erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei das Modulieren (MO) durch Reduzieren der Amplitude
auf Null und somit durch Einfügen von Signallücken erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Modulieren (MO) durch
Phasenmodulation erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Detektieren separat in
mehreren Teilbändern durchgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei das adaptive Filter (AF) in den Teilbändern einzeln
adaptiert wird.
10. Signalverarbeitungsvorrichtung für ein Akustiksystem (HG) mit
- einer Verarbeitungseinrichtung (V, AF) zum Erzeugen eines Ausgangssignals (AS) aus
einem Eingangssignal (ES) unter Berücksichtigung eines Rückkopplungssignals (RS),
gekennzeichnet durch
- eine Modulationseinrichtung zum Modulieren (MO) des Ausgangssignals (AS), so dass
sich bei Rückkopplung ein entsprechend moduliertes Rückkopplungssignal (RS) ergibt,
und
- eine Detektionseinrichtung (RD) zum Detektieren des modulierten Rückkopplungssignals
(RS) anhand seiner Modulation.
11. Signalverarbeitungsvorrichtung nach Anspruch 10, wobei die Verarbeitungseinrichtung
(V, AF) ein adaptierbares Filter (AF) aufweist, dessen Adaptionsgeschwindigkeit und/oder
Wirkungsstärke von der Quantität des Rückkopplungssignals (RS) abhängt.
12. Signalverarbeitungsvorrichtung nach Anspruch 11, wobei die Adaptionsgeschwindigkeit
und/oder Wirkungsstärke proportional mit der Quantität des Rückkopplungssignals (RS)
steigt.
13. Signalverarbeitungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, wobei mit der Verarbeitungseinrichtung
mindestens ein Notchfilter im Falle der Detektion eines Rückkopplungssignals aktivierbar
ist.
14. Signalverarbeitungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, wobei das Ausgangssignal
(AS) mit der Modulationseinrichtung (MO) durch Amplitudenmodulation oder Phasenmodulation
modulierbar ist.
15. Signalverarbeitungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 14, wobei das Ausgangssignal
mit der Modulationseinrichtung (MO) durch Reduzieren der Amplitude auf Null und somit
durch Einfügen von Signallücken modulierbar ist.
16. Signalverarbeitungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 15, die für mehrere
Teilbänder jeweils eine Detektionseinrichtung (RD) aufweist.
17. Signalverarbeitungsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 16, welche eine geschlossen
Schleife zum Ausprägen einer Signalmodifikation ausnutzt.