[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Führen einer querstabilen Warenbahn,
insbesondere einer Papier-, Pappen-, Wellpappen- oder Kunststoffbahn gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1. Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Führen einer
derartigen Bahn gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 6.
[0002] Aus der EP 0 519 261 B1 ist eine Vorrichtung zum Führen einer querstabilen Warenbahn
bekannt, die mehrere, quer zur Warenbahnlaufrichtung beabstandete Rollen aufweist.
Diese Rollen sind in einer Gabel gehalten, welche um eine senkrecht zur Warenbahn
stehende Schwenkachse mittels eines Stellantriebs verschwenkbar ist. Durch Verschwenken
der Rollen mittels des Stellantriebs können die Rollenachsen in einem spitzen Winkel
zur Warenbahnlaufrichtung ausgerichtet werden, so daß die Rollen auf die Warenbahn
eine seitliche Kraft ausüben, welche zum Führen der Warenbahn genutzt wird. Um eine
ausreichende Führungswirkung durch die Rollen zu erzielen, ist es notwendig, diese
mit einer entsprechenden Kraft gegen die Warenbahn zu drücken. An der Warenbahngegenseite
ist deshalb eine stationäre Auflage vorgesehen, die die Warenbahn abstützt. Diese
bekannte Vorrichtung zum Führen einer querstabilen Warenbahn hat sich in der Praxis
bewährt, sofern die erforderlichen seitlichen Führungskräfte, die in die Warenbahn
einzubringen sind, ausreichend klein waren. Insbesondere im Bereich von Längsschneidmessern
oder Rillern hat sich diese Vorrichtung jedoch als verbesserungswürdig erwiesen, da
die in die Warenbahn eintauchenden Schneidmesser oder Riller eine so große Seitenkraft
auf die Bahn ausüben, daß die Rollen auch bei größtmöglichem Anpreßdruck und maximaler
Schrägstellung zur Warenbahnlaufrichtung die Warenbahn nicht mehr ausreichend schnell
in ihre Sollage bringen können.
[0003] Aus der US 3,147,898 A ist eine Führungsvorrichtung für eine laufende Bahn bekannt.
Diese besteht aus zwei oberseitig auf die Warenbahn im Randbereich aufsetzbaren Rollen,
denen auf der Unterseite der Warenbahn entsprechende Gegenrollen gegenüberliegen.
Die Rollen und Gegenrollen sind um jeweils gemeinsame Achsen verschwenkbar gehalten,
so daß diese im Winkel zur Bahnlaufrichtung angestellt werden können. Auf diese Weise
ergibt sich eine quer zur Bahnlaufrichtung verlaufende Kraft, die zur Bahnlaufbeeinflussung
herangezogen werden kann.
[0004] Aus der EP 0 697 361 A ist eine weitere Bahnführungsvorrichtung bekannt, die von
mehreren, auf die Warenbahn aufgesetzten Rollen und Gegenrollen gebildet ist. Die
Gegenrollen sind dabei durch Antriebe angetrieben, die jeder einzelnen Gegenrolle
zugeordnet sind. Durch diese Antriebe können die einzelnen Gegenrollen mit unterschiedlichen
Drehzahlen angetrieben werden, so daß auf diese Weise die Bahn in einen Bogenlauf
gezwungen wird. Die Rollen und Gegenrollen sind jedoch nicht verschwenkbar. Den Rollen
und Gegenrollen ist eine Querschneidevorrichtung nachgeordnet, die die laufende Bahn
quer durchtrennt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs genannten
Art zu schaffen, die eine verbesserte Führungswirkung bietet und insbesondere auch
im Bereich von Schneidmessern oder Rillern einsetzbar ist. Außerdem soll ein Verfahren
zum Führen einer Warenbahn geschaffen werden, das einen raschen Ausgleich eines aufgetretenen
Bahnverlaufs erlaubt.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie
mit den Verfahrensschritten des Patentanspruchs 7 gelöst.
[0007] Die Vorrichtung gemäß Anspruch 1 weist mehrere, gegen die Warenbahn drückbare Rollen
auf, denen ein Widerlager gegenüberliegt. Die Rollen sind unabhängig voneinander drehbar
gelagert, so daß sie der Warenbahn - in Laufrichtung gesehen - nahezu keinen Widerstand
entgegenbringen. Die Rollen sind quer zur Bahnlaufrichtung um eine im wesentlichen
senkrecht zur Warenbahnebene gerichtete Achse verschwenkbar gehalten, so daß die Rollen
beim Verschwenken auf die Warenbahn eine senkrecht zu ihrer Laufrichtung gerichtete
Führungskraft ausüben. Da die Warenbahn zwischen den Rollen und dem Widerlager im
Klemmgriff gehalten ist, können relativ große Haltekräfte erzielt werden. Die Rollen
befinden sich im Bereich eines die Warenbahn längs durchtrennenden Schneidmessers
oder eines Rillers, das/der den Rollen vorzugsweise nachgeordnet ist. Dabei kann die
vom Schneidmesser oder Riller auf die Warenbahn ausgeübte Seitenkraft von den Rollen
trotzdem ausgeglichen werden, so daß die Warenbahn bis auf einen geringen Kantenbereich
nahezu vollständig ausgenutzt werden kann. Wie viele Rollen eingesetzt werden, hängt
insbesondere von der Warenbahnbreite und deren physikalischen Eigenschaften ab und
wird daher im jeweiligen Anwendungsfall individuell festgelegt. Insbesondere Wellpappenbahnen
dürfen nur mit begrenztem Anpreßdruck der Rollen belastet werden, ohne dauerhaft beschädigt
zu werden. Eine zu große Breite der Rollen führt jedoch bei deren Verschwenkung zu
unerwünschten Scherkräften, die auf die Warenbahn einwirken und diese beschädigen
könnten. Es ist daher in diesem Fall günstiger, mehrere Rollen einzusetzen, die axial
fluchtend gehalten und unabhängig voneinander drehbar sind. Damit kann beim Verschwenken
der Rollen die jeweils im Innenkreis befindliche Rolle entsprechend langsamer als
die im Außenkreis befindliche drehen, wodurch die unerwünschten Scherkräfte klein
bleiben. Wird die Warenbahn von einer Schneideinrichtung quer durchtrennt, was beispielsweise
bei einer Spleißstelle in der Warenbahn erfolgen muß, so werden das auslaufende wie
zulaufende Endstück der Warenbahn aufgrund ihres freien Endes nicht exakt in ihrer
Lage gehalten. Aufgrund des Klemmgriffs der mittig aufgesetzten Rollen ergibt sich
jedoch eine ausreichend sichere Führungswirkung auf die Warenbahn, so daß auch derartige,
durchtrennte Warenbahnstücke korrekt geführt werden. Damit können diese End- bzw.
Anfangsstücke einer Warenbahn praktisch vollständig genutzt werden, so daß der entstehende
Abfall entsprechend reduziert wird. Dies erhöht die Wirtschaftlichkeit der gesamten
Anlage.
[0008] Die Vorrichtung gemäß Anspruch 2 weist mehrere Gegenrollen auf, die das Widerlager
bilden. Sowohl die Rollen als auch die Gegenrollen sind unabhängig voneinander drehbar
gelagert, so daß sie der Warenbahn - in Laufrichtung gesehen - nahezu keinen Widerstand
entgegenbringen. Die Rollen und die Gegenrollen sind quer zur Bahnlaufrichtung um
eine im wesentlichen senkrecht zur Warenbahnebene gerichtete Achse verschwenkbar gehalten,
so daß die Rollen und die Gegenrollen beim Verschwenken auf die Warenbahn eine senkrecht
zu ihrer Laufrichtung gerichtete Führungskraft ausüben. Da die Warenbahn zwischen
den Rollen und den Gegenrollen im Klemmgriff gehalten ist, können relativ große Haltekräfte
erzielt werden, ohne die Warenbahn durch übermäßige Reibung in ihrem Lauf zu behindern.
Im Gegensatz zu einem festen Auflager, das durch die an der Warenbahn wirkenden Reibungskräfte
sowohl den Bahnlauf wie auch die Bahnführung behindert, unterstützen die Gegenrollen
die Wirkung der Rollen aufgrund deren Verschwenkbarkeit, so daß auf die Warenbahn
eine unerwartet große seitliche Führungskraft ausgeübt werden kann. Wie viele Rollen
und Gegenrollen eingesetzt werden, hängt insbesondere von der Warenbahnbreite und
deren physikalischen Eigenschaften ab und wird daher im jeweiligen Anwendungsfall
individuell festgelegt. Insbesondere Wellpappenbahnen dürfen nur mit begrenztem Anpreßdruck
der Rollen belastet werden, ohne dauerhaft beschädigt zu werden. Eine zu große Breite
der Rollen führt jedoch bei deren Verschwenkung zu unerwünschten Scherkräften, die
auf die Warenbahn einwirken und diese beschädigen könnten. Es ist daher in diesem
Fall günstiger, mehrere Rollen und Gegenrollen einzusetzen, die axial fluchtend gehalten
und unabhängig voneinander drehbar sind. Damit kann beim Verschwenken der Rollen und
Gegenrollen die jeweils im Innenkreis befindliche Rolle entsprechend langsamer als
die im Außenkreis befindliche drehen, wodurch die unerwünschten Scherkräfte klein
bleiben. Wird die Warenbahn von einer Schneideinrichtung quer durchtrennt, was beispielsweise
bei einer Spleißstelle in der Warenbahn erfolgen muß, so werden das auslaufende wie
zulaufende Endstück der Warenbahn aufgrund ihres freien Endes nicht exakt in ihrer
Lage gehalten. Aufgrund des Klemmgriffs der mittig aufgesetzten Führungs- bzw. Gegenrollen
ergibt sich jedoch eine ausreichend sichere Führungswirkung auf die Warenbahn, so
daß auch derartige, durchtrennte Warenbahnstücke korrekt geführt werden. Damit können
diese End- bzw. Anfangsstücke einer Warenbahn praktisch vollständig genutzt werden,
so daß der entstehende Abfall entsprechend reduziert wird. Dies erhöht die Wirtschaftlichkeit
der gesamten Anlage. Da die Rollen mit einem beträchtlichen Druck an den Gegenrollen
anliegen, kommt es insbesondere beim Beginn einer neuen Warenbahn zu einer Stauwirkung
im Bereich der Rollen. Da die Warenbahn bei Spleißstellen generell durchtrennt wird,
ist eine derartige Staubildung im Produktionsprozeß der Warenbahn relativ häufig.
Es ist daher günstig, wenigstens eine der Rollen bzw. Gegenrollen zur Drehung anzutreiben,
so daß diese auf die Warenbahn eine Vortriebswirkung hat und eine Stauung der Warenbahn
zuverlässig verhindert wird. Grundsätzlich wäre es vorteilhaft, mehrere oder alle
Rollen bzw. Gegenrollen anzutreiben. Werden die Rollen jedoch starr mit einem gemeinsamen
Drehantrieb gekoppelt, so könnten sich die einzelnen Rollen nicht mehr unabhängig
voneinander mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehen, so daß der Vorteil der
Verwendung von Einzelrollen anstatt einer breiten Walze verloren ginge. Es ist deshalb
günstig, die Rollen bzw. Gegenrollen auf einer gemeinsamen Welle reibschlüssig zu
halten, die von einem Drehantrieb angetrieben wird. Durch den Reibkontakt zwischen
den Rollen und der Welle wird das Drehmoment des Drehantriebs übertragen, wobei trotzdem
die einzelnen Rollen eine jeweils unterschiedliche Drehzahl haben können. Vorzugsweise
wird der Raum zwischen der Welle und den Rollen mit einem möglichst zähen Fett ausgefüllt,
das eine optimale Übertragung des Drehmoments der Welle sicherstellt. Alternativ könnte
die Welle auch magnetisiert sein, wobei die Rollenlager in diesem Fall aus gut leitendem
Metall gefertigt sind. Die drehende Welle erzeugt ein magnetisches Drehfeld, welches
wiederum ein magnetisches Wirbelfeld in den Rollen induziert, mit dem das Drehmoment
der Welle ohne starre Kopplung der Rollen übertragen werden kann.
[0009] Da die Gegenrollen die Führungswirkung der Rollen unterstützen sollen, ist es zweckmäßig,
wenn die Rollen und Gegenrollen zueinander synchron verstellt werden. Grundsätzlich
könnten die Rollen und die Gegenrollen über jeweils einen Stellantrieb verstellt werden,
die über entsprechende Synchronisationsmittel miteinander synchronisiert werden. Einfacher
ist es jedoch, wenn die Gegenrollen mit den Rollen gemäß Anspruch 3 über ein Getriebe,
vorzugsweise ein Gestänge, miteinander in Wirkverbindung stehen. In diesem Fall erfolgt
die Verstellung der Rollen und der Gegenrollen von einem gemeinsamen Stellantrieb
und damit zwangsläufig synchron. Da nur ein einziger Stellantrieb erforderlich ist,
vereinfacht sich außerdem die Ansteuerung der Verschwenkeinheit.
[0010] Um unabhängig von der Bahndicke einen ausreichenden Druck auf die Bahn ausüben zu
können, sind die Rollen gegen die Warenbahn verstellbar gehalten. Die Rollen sind
demnach einerseits um eine annähernd vertikal zur Warenbahnebene gerichtete Achse
schwenkbar und andererseits senkrecht zur Warenbahnebene verstellbar, so daß sie über
zwei Freiheitsgrade verfügen. Dem gegenüber sind die Gegenrollen gemäß Anspruch 4
lediglich um eine feste Achse schwenkbar gelagert, so daß sie insbesondere nicht senkrecht
zur Warenbahnebene verstellbar sind. Die Gegenrollen besitzen demnach nur einen einzigen
Freiheitsgrad. Dies stellt sicher, daß die Warenbahn unabhängig vom eingestellten
Anpreßdruck der Rollen keinerlei Bewegung senkrecht zur Warenbahnebene ausführt. Dies
ist insbesondere bei Wellpappenbahnen wichtig, da diese zur Vermeidung von Beschädigungen
in möglichst einer Ebene ohne jegliche Umlenkungen geführt werden sollten. Da die
Schwenkachse der Gegenrollen von deren Achse in Bahnlaufrichtung beabstandet ist,
verursacht eine Verschwenkung der Gegenrollen um diese Schwenkachse eine gleichzeitige
Verschiebung der Gegenrollen quer zur Bahnlaufrichtung. Diese Verschiebung ergibt
eine besonders effektive Bahnlaufkorrektur.
[0011] Damit die Gegenrollen die Führungswirkung der Rollen möglichst optimal unterstützen
können, ist es gemäß Anspruch 5 vorteilhaft, wenn diese um eine gemeinsame Achse schwenkbar
gehalten sind. Damit ist sichergestellt, daß die Rollen und die Gegenrollen in jeder
Schwenklage einander exakt gegenüberliegen, so daß die Warenbahn stets optimal im
Klemmgriff gehalten ist.
[0012] Grundsätzlich könnten die Rollen mittels einer Feder gegen die Warenbahn gedrückt
werden. Gemäß Anspruch 6 ist es jedoch vorteilhaft, die Rollen durch einen Stellantrieb,
vorzugsweise einen Pneumatikzylinder, gegen die Warenbahn zu drücken. Damit kann die
Andrückkraft der Rollen auf der Warenbahn feinfühlig eingestellt werden, so daß die
Vorrichtung für unterschiedlichste Warenbahnen eingesetzt werden kann. Die Andrückkraft
wird beispielsweise durch Ändern des Drucks im Pneumatikzylinder entsprechend angepaßt.
Insbesondere ist daran gedacht, Bahnparameter, wie die Bahndicke oder die Bahnbreite
zu messen und hieraus eine günstige Andrückkraft der Rollen zu berechnen, die mittels
des Stellantriebs selbsttätig eingestellt wird.
[0013] Bei dem Verfahren gemäß Anspruch 7 wird eine querstabile Warenbahn im Bereich eines
Messers oder Rillers geführt. Das Messer oder der Riller üben dabei beträchtliche
Seitenkräfte auf die Warenbahn aus, so daß entsprechend hohe Führungskräfte zum Ausgleich
dieser Seitenkräfte aufgebracht werden müssen. Hierzu sieht das Verfahren gemäß Anspruch
8 vor, daß mehrere Rollen in etwa mittig auf die Warenbahn aufgesetzt und gegen diese
gedrückt werden, denen ein Widerlager gegenüberliegt. Durch die mittige Lage der Rollen
wird deren Zug- und Schubwirkung auf die Warenbahn optimal ausgenutzt, so daß sich
eine günstige Bahnlaufkorrektur ergibt. Die Rollen werden synchron zueinander quer
zur Bahnlaufrichtung verschwenkt, so daß die Rollen gemeinsam eine entsprechende,
quer zur Bahnlaufrichtung gerichtete Stellkraft auf die Warenbahn ausüben. Damit kann
erreicht werden, daß die von den Rollen auf die Warenbahn ausgeübte Stellkraft größer
ist als die Seitenkraft des Messers oder Rillers, so daß auch im Bereich des Messers
oder Rillers ein exaktes Führen der Warenbahn gewährleistet ist. Damit können die
Warenbahnkanten beschädigende Führungshaken, die in diesem Bereich bisher eingesetzt
wurden, entfallen. Durch das exakte Führen der Warenbahn kann diese außerdem bis auf
einen geringen Kantenbereich ausgenutzt werden, was den anfallenden Abfall entsprechend
reduziert.
[0014] Um unter allen Produktionsbedingungen einen exakten Bahnlauf sicherzustellen, ist
es gemäß Anspruch 8 günstig, den Bahnverlauf zu messen und durch Verschwenkung der
Rollen auf einen Sollwert zu regeln.
[0015] Im Produktionsprozeß der Warenbahn ist es wichtig, daß die Schneidmesser oder Riller
die Warenbahn möglichst an der vorgegebenen Stelle durchtrennen. Dies wird gemäß Anspruch
9 in einfachster Art und Weise dadurch realisiert, daß der Sollwert der Bahnlaufregelung
von der Lage der Messer bzw. Riller abhängig ist. Vorzugsweise wird als Sollwert direkt
ein der Lage der Messer bzw. Riller proportionaler Meßwert eingesetzt.
[0016] Zur Erzielung eines optimalen Schnittes bzw. einer korrekten Rillung der Warenbahn
ist es gemäß Anspruch 10 vorteilhaft, das Messer bzw. den Riller mittels Regelung
der Lage der Bahnkante oder einer Druckmarke nachzuführen. Bei einem seitlichen Bahnverlauf
wird demnach das Messer bzw. der Riller entsprechend seitlich verschoben, so daß der
Schnitt bzw. die Rillung trotz Bahnverlaufs korrekt vorgenommen wird. Zusätzlich wird
die Warenbahn durch die Wirkung der schräggestellten Rollen wieder in ihre Ausgangslage
zurückgebracht oder zumindest so weit festgehalten, daß ein weiterer Verlauf verhindert
wird.
[0017] Aufgrund der besonders starken Seitenkräfte der Messer oder Riller ergeben sich bei
deren Verstellung quer zur Bahnlaufrichtung besonders große Bahnverläufe, die nur
schwer auszuregeln sind. In diesem Fall ist es gemäß Anspruch 11 vorteilhaft, bei
einer seitlichen Verschiebung der Messer bzw. Riller den daraus resultierenden Bahnverlauf
zu errechnen und bei der Bahnlaufregelung zu berücksichtigen. Damit ergibt sich ein
besonders rascher Ausgleich des Bahnverlaufs, zumal die Rollen bereits verschwenkt
werden, bevor der erwartete Bahnverlauf meßtechnisch erfaßt werden kann. Außerdem
reduziert sich durch diese Maßnahme der von den Messern bzw. Rillern hervorgerufene
Bahnverlauf, da die Rollen beim Verschieben der Messer bzw. Riller bereits in einem
entsprechenden Winkel zur Bahnlaufrichtung eingestellt sind. Damit ist der von den
Messern bzw. Rillern verursachte Bahnverlauf entsprechend geringer.
[0018] Der Erfindungsgegenstand sowie das erfindungsgemäße Verfahren werden beispielhaft
anhand der Zeichnung erläutert, ohne den Schutzumfang zu beschränken.
[0019] Es zeigt:
- Figur 1
- eine Schnittdarstellung einer Vorrichtung zum Führen einer Warenbahn,
- Figur 2
- eine Ansicht der Vorrichtung gemäß Figur 1 von oben,
- Figur 3
- eine Schnittdarstellung der Vorrichtung gemäß Figur 1 entlang der Schnittlinie III-III
und
- Figur 4
- eine Ansicht der Vorrichtung gemäß Figur 1 entgegen der Warenbahnlaufrichtung mit
schematischer Darstellung einer Regeleinrichtung.
[0020] Eine Vorrichtung 1 zum Führen einer querstabilen Warenbahn 2 gemäß Figur 1 weist
mehrere Rollen 3 und Gegenrollen 4 auf. Die Rollen 3 und Gegenrollen 4 bestehen aus
Kunststoff, insbesondere Polyurethan und sind bis zu einem gewissen Grad elastisch
verformbar. Diese Verformbarkeit wird durch die Ausbildung der Rollen 3 bzw. Gegenrollen
4 mit dünnen, nicht radial verlaufenden Speichen 5 zusätzlich erhöht. Damit liegen
die Rollen 3 und Gegenrollen 4 auf der Warenbahn 2 flächenhaft und nicht linienhaft
an, so daß sich der Anpreßdruck der Rollen 3 und Gegenrollen 4 auf eine entsprechend
größere Fläche der Warenbahn 2 verteilt. Dies verhindert zuverlässig eine Beschädigung
der Warenbahn 2 auch bei Einbringen relativer großer Andruckkräfte der Rollen 3.
[0021] Die Rollen 3 sind an Achsen 6 frei drehbar gelagert, so daß sie von der in Richtung
7 laufenden Warenbahn 2 zur Drehung angetrieben werden. Die Achsen 6 sind in Gabeln
8 gehalten, welche in einem Schwenklager 9 einer Aufnahme 10 schwenkbar abgestützt
sind. Die Gabeln 8 werden von einem Pneumatikzylinder 10' gegen die Warenbahn 2 gedrückt,
wobei die Andrückkraft durch den Pneumatikzylinder einstellbar ist. Alternativ könnten
die Gabeln 8 auch von einer Feder gegen die Warenbahn 2 gedrückt werden.
[0022] Die Aufnahme 10 ist an einem Drehbolzen 11 gehalten, der wiederum in einem Rahmen
12 schwenkbar abgestützt ist. Dieser Rahmen 12 ist stationär über der Warenbahn 2
gehalten. Zum Verschwenken der Rollen 3 um eine vertikale Achse A des Drehbolzens
11 greift an der Aufnahme 10 ein Stellantrieb über ein nicht dargestelltes Gestänge
an. Damit können die Rollen 3 einerseits über das Schwenklager 9 gegen die Warenbahn
2 gedrückt und andererseits um die vertikale Achse A des Drehbolzens 11 aktiv verschwenkt
werden. Nehmen die Rollen 3 eine im spitzen Winkel zur Warenbahnlaufrichtung 7 zeigende
Lage ein, so üben diese auf die Warenbahn 2 eine quer zur Warenbahnlaufrichtung 7
gerichtete Kraft aus.
[0023] Den Rollen 3 genau gegenüberliegend ist ein Widerlager 13 in Form von Gegenrollen
4 vorgesehen, die im wesentlichen gleich zu den Rollen 3 ausgebildet sind. Diese Rollen
4 sind auf einer gemeinsamen Welle 14 drehbar gehalten, welche in einer Gabel 15 abgestützt
ist. Diese Gabel 15 ist unmittelbar an einem Drehbolzen 16 gehalten, dessen Achse
mit der Achse A des Drehbolzens 11 fluchtet. Der Drehbolzen 16 ist in einem Rahmen
17 drehbar abgestützt, der stationär unter der Warenbahn 2 gehalten ist.
[0024] Um die Warenbahn 2 in ihrer Lage regeln zu können, ist eine Kamera 20 schematisch
angedeutet, die entweder die Bahnkante oder eine auf der Warenbahn aufgedruckte Markierung
erfaßt und als Istwert einer Regeleinrichtung weitergibt. Unmittelbar hinter der Kamera
20 befindet sich ein Schneidmesser 21, welches quer zur Warenbahnlaufrichtung 7 verschiebbar
gehalten ist und die Warenbahn 2 längs durchtrennt. Alternativ oder zusätzlich kann
in diesem Bereich auch ein Riller 22 vorgesehen sein, der die Warenbahn 2 in Laufrichtung
7 dauerhafter zusammendrückt, um eine spätere Faltung der Warenbahn 2 an dieser Linie
zu ermöglichen. Sowohl das Schneidmesser 21 als auch der Riller 22 üben insbesondere
bei deren Verschiebung quer zur Warenbahnlaufrichtung 7 beträchtliche Seitenkräfte
auf die Warenbahn 2 aus, die von der Vorrichtung 1 ausgeglichen werden müssen.
[0025] Figur 2 zeigt eine Ansicht der Vorrichtung 1 von oben. Aus dieser Darstellung geht
insbesondere der Aufbau der Gabel 8 mit dem Schwenklager 9 hervor. Die Ausbildung
der Gabel 8 mit drei daran gehaltenen Rollen 3 ist lediglich beispielhaft und hängt
insbesondere von der Breite und den physikalischen Eigenschaften der Warenbahn 2 ab.
Es ist auch vorstellbar, alternativ nur eine oder zwei bzw. mehr als drei Rollen 3
vorzusehen. Die Rollen 3 können im Schwenklager 9 gemeinsam oder unabhängig voneinander
gegen die Warenbahn 2 verschwenkbar sein. Im letzten Fall ist für jede Rolle 3 eine
gesonderte Feder vorgesehen, die gegen die Warenbahn 2 vorgespannt ist. Schließlich
geht aus dieser Darstellung der Verlauf der Schnittlinie I-I für die Schnittdarstellung
gemäß Figur 1 hervor.
[0026] Figur 3 zeigt eine Schnittdarstellung durch die Vorrichtung gemäß Figur 1 entlang
der Schnittlinie III-III. Im Gegensatz zur Halterung der Rollen 3 sind die Gegenrollen
4 lediglich um den Drehbolzen 16 schwenkbar gehalten, so daß die Gegenrollen 4 insbesondere
keine senkrecht zur Ebenenerstreckung der Warenbahn 2 gerichtete Bewegung ausführen
können. Die Gegenrollen 4 sind außerdem auf der gemeinsamen Welle 14 gehalten, die
in der Gabel 15 drehbar abgestützt ist. Die Welle 14 wird von einem Drehantrieb 25
in Drehung versetzt, wobei der Raum zwischen der Welle 14 und den Gegenrollen 4 mit
einem zähen Fett ausgefüllt ist. Dieses Fett überträgt das Drehmoment, das vom Drehantrieb
25 auf die Welle 14 ausgeübt wird, auf die Gegenrollen 4, ohne eine starre Kopplung
der Gegenrollen 4 hervorzurufen. Die Gegenrollen 4 üben daher auf die Warenbahn 2
eine in Warenbahnlaufrichtung 7 gerichtete Antriebskraft aus, so daß insbesondere
am Beginn einer Warenbahn 2 kein Stau im Bereich der Rollen 3 und Gegenrollen 4 entsteht.
Alternativ zur Darstellung gemäß Figur 3 könnten auch mehr oder weniger Gegenrollen
4 vorgesehen sein. Insbesondere könnten mehr Gegenrollen 4 als Rollen 3 vorgesehen
sein, um die Wirkung des Widerlagers 13 zu verbessern.
[0027] Figur 4 zeigt eine schematische Ansicht der Vorrichtung 1 entgegen der Warenbahnlaufrichtung
7. An der Aufnahme 10 und am Rahmen 15 greift jeweils ein schematisch dargestelltes
Gestänge 30 an, das eine Synchronisation der Schwenkbewegungen der Gegenrollen 4 mit
den Rollen 3 bewirkt. Das Gestänge 30 wird von einem Stellmotor 31 bewegt, der beispielhaft
als Hydraulikzylinder dargestellt ist. Alternativ könnte auch jeder andere Antrieb,
beispielsweise in Form eines Elektromotors, eingesetzt werden.
[0028] Um eine korrekte Führung der Warenbahn 2 zu erzielen, ist eine Regeleinrichtung 32
vorgesehen, die von einem Signal beeinflußt ist, welches von der Kamera 20 erfaßt
wird. Dieses Kamerasignal wird einem invertierenden Eingang eines Summierers 33 zugeführt,
dessen nicht invertierender Eingang einen Sollwert 34 erhält. Ausgangsseitig ist der
Summierer 33 mit einem Regelverstärker 35 verbunden, der vorzugsweise ein P-, PI-
oder PID-Verhalten aufweist. Der Regelverstärker 35 steuert wiederum einen Stellmotor
36 an, der die lediglich in Figur 1 dargestellten Schneidmesser 21 bzw. Riller 22
seitlich bewegt. Damit werden die Schneidmesser 21 bzw. Riller 22 jeweils der Warenbahnkante
oder einer auf der Warenbahn aufgedruckten Markierungslinie nachgeführt, so daß ein
korrekter Schnitt bzw. eine korrekte Rillung gegeben ist.
[0029] Die Verschiebung der Schneidmesser 21 bzw. Riller 22 verursacht jedoch einen entsprechenden
Bahnverlauf der Warenbahn 2, dem die Vorrichtung 1 entgegenwirkt. Hierzu ist das Ausgangssignal
des Regelverstärkers 35 mit einem den Sollwerteingang bildenden, nicht invertierenden
Eingang eines weiteren Summierers 37 verbunden, dessen invertierender Eingang mit
dem Signal der Kamera 20 gespeist wird. Dieser Summierer 37 ist ausgangsseitig mit
einem Regelverstärker 38 verbunden, der ebenfalls vorzugsweise ein P-, PI- oder PID-Verhalten
aufweist. Dieser Regelverstärker 38 steuert den Stellmotor 31 an, der die Rollen 3
und Gegenrollen 4 über die Gestänge 30 verschwenkt und damit dem gemessenen Bahnverlauf
entgegenwirkt.
Bezugszeichenliste
[0030]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Warenbahn
- 3
- Rolle
- 4
- Gegenrolle
- 5
- Speiche
- 6
- Achse
- 7
- Warenbahnlaufrichtung
- 8
- Gabel
- 9
- Schwenklager
- 10
- Aufnahme
- 10'
- Stellantrieb
- 11
- Drehbolzen
- 12
- Rahmen
- 13
- Widerlager
- 14
- Welle
- 15
- Gabel
- 16
- Drehbolzen
- 20
- Kamera
- 21
- Schneidmesser
- 22
- Riller
- 25
- Drehantrieb
- 30
- Gestänge
- 31
- Stellmotor
- 32
- Regeleinrichtung
- 33
- Summierer
- 34
- Sollwert
- 35
- Regelverstärker
- 36
- Stellmotor
- 37
- Summierer
- 38
- Regelverstärker
- A
- Achse
1. Vorrichtung zum Führen einer querstabilen Warenbahn (2), insbesondere einer Papier-,
Pappen-, Wellpappen- oder Kunststoffbahn, wobei die Vorrichtung (1) mehrere, gegen
die Warenbahn (2) drückbare und unabhängig voneinander drehbare, axial fluchtende
Rollen (3) aufweist, die in etwa mittig auf die Warenbahn (2) aufsetzbar und quer
zur Bahnlaufrichtung (7) verschwenkbar gehalten sind, und der ein die Warenbahn (2)
stützendes Widerlager (13) gegenüberliegt, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen (3) im Bereich eines die Warenbahn (2) längs durchtrennendes Schneidmessers
(21) und/oder längs falzender Rillers (22) vorgesehen sind, das/der quer verschiebbar
gehalten ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Widerlager (13) von mehreren, unabhängig voneinander drehbaren, axial fluchtenden
Gegenrollen (4) gebildet ist, die quer zur Bahnlaufrichtung (7) verschwenkbar gehalten
sind, wobei die Warenbahn (2) zwischen den Rollen (3) und den Gegenrollen (4) im Klemmgriff
gehalten ist und mindestens eine der Rollen (3) und/oder Gegenrollen (4) zur Drehung
angetrieben ist/sind, und mindestens zwei der Rollen (3) und/oder Gegenrollen (4)
mit einer gemeinsamen Welle (14) in Reibkontakt stehen, die von einem Drehantrieb
(25) angetrieben wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Gegenrollen (4) mit den Rollen (3) über ein Getriebe (30) miteinander in Wirkverbindung
stehen und von einem gemeinsamen Stellantrieb (31) verschwenkbar sind.
4. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gegenrollen (4) in einer Halterung (15) gelagert sind, welche um eine feste,
von der Gegenrollenachse (14) in Bahnlaufrichtung (7) beabstandeten Achse (A) schwenkbar
und im übrigen unbeweglich ist.
5. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen (3) und die Gegenrollen (4) um eine gemeinsame Achse (A) schwenkbar gehalten
sind.
6. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen (5) von einem Stellantrieb (10') gegen die Warenbahn (2) drückbar sind,
wobei die Andrückkraft der Rollen (5) einstellbar ist.
7. Verfahren zum Führen einer querstabilen Warenbahn (2), insbesondere einer Papier-,
Pappen-, Wellpappen- oder Kunststoffbahn, bei dem mehrere, unabhängig voneinander
drehbare, axial fluchtende Rollen (3) in etwa mittig auf die Warenbahn (2) aufgesetzt,
gegen diese gedrückt und quer zur Bahnlaufrichtung (7) verschwenkt werden, dadurch gekennzeichnet, daß den Rollen (3) ein die Warenbahn (2) längs durchtrennendes Schneidmesser (21) und/oder
längs falzender Riller (22) nachgeordnet ist, das/der quer verschiebbar gehalten ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Verschwenkung der Rollen (3) in Abhängigkeit von einem gemessenen Bahnverlauf
mittels Regelung erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Sollwert der Bahnlaufregelung von der Lage des Schneidmessers (21) und/oder Rillers
(22) abhängig ist.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Schneidmesser (21) und/oder der Riller (22) durch Regelung der Lage einer Bahnkante
oder einer auf der Warenbahn (2) aufgedruckten Markierung nachgeführt wird.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Verschiebung des Schneidmessers (21) und/oder des Rillers (22) der daraus
resultierende Bahnverlauf errechnet und bei der Bahnlaufregelung berücksichtigt wird.