[0001] Die Erfindung betrifft eine Dieselmaschine, insbesondere einen Grossdieselmotor,
mit einem elektronischen Steuerungssystem gemäss Oberbegriff von Anspruch 1. Sie betrifft
auch ein Verfahren zum Starten der erfindungsgemässen Dieselmaschine. Die zum Starten
vorgesehenen Mittel zum Anlassen der Maschine (kurz Anlassmittel) sind auch beim Bremsen
und Umsteuern der Maschine verwendbar.
[0002] Grossdieselmotoren sind in der Regel während Stunden oder Tagen in Betrieb. Das Starten
eines solchen Motors ist daher ein relativ seltenes Ereignis. Demzufolge sind Anlassmittel
zum Starten aus Kostengründen auf das Nötigste beschränkt ausgebildet worden.
[0003] Als vorteilhaft hat sich zum Anlassen Druckluft erwiesen. Mit Startluft, wie die
zum Starten sowie Bremsen und Umsteuern verwendete Druckluft kurz bezeichnet wird,
können beim Anlassen einzelne der Motorzylinder angetrieben werden, um bei einem weiteren
Zylinder die in dessen Arbeitsraum enthaltene atmosphärische Luft zu verdichten. Es
wird dabei im Arbeitsraum des weiteren Zylinders ein thermodynamischer Zustand erzeugt,
in dem hohe Werte des Drucks und der Temperatur Bedingungen ermöglichen, bei denen
ein in den Zylinder eingespritzter Brennstoff sich entzündet.
[0004] Die Menge an Startluft, die mit Speichern (Akkumulatoren) zur Verfügung gestellt
wird, muss es erlauben, dass ausgehend von einem Anfangsdruck von 30 bar eine vorgegebene
Anzahl von Startvorgängen bei abnehmendem Speicherdruck bis auf 8 bar durchführbar
sind, beispielsweise rund 10 Mal. Besonders ausgebildete Startluftverteiler sind auf
Hochseeschiffen im Einsatz. Bei einer einfachen Ausführungsform umfasst der Startluftverteiler
eine zu drehende Scheibe mit Durchbrüchen zwecks intermittierendem Luftdurchtritt,
wobei die Durchbrüche in Form von Ringsegmenten konzentrisch um die Drehachse der
Scheibe angeordnet sind. Durch solche mechanische Startluftverteiler oder auch andere,
wie sie heute im Einsatz sind, werden Zeitintervalle festgelegt, die sich teilweise
überlappen und während denen Druckluft in Einspeiseleitungen der anzutreibenden Zylinder
eingelassen wird.
[0005] Diese Zeitintervalle, die Steuerzeiten des Startluftverteilers, sind aufgrund der
verwendeten mechanischen Mitteln nach einer Installation des Verteilers auf einem
Hochseeschiff unveränderbar vorgegeben. Die starren Steuerzeiten haben zur Folge,
dass die Druckluft teilweise Zylindern mit ungünstig positonierten Kolben zugeführt
wird, bei denen die resultierende Arbeitsleistung lediglich einen kleinen Beitrag
zum Anlassvorgang liefert. Es wird bei den ungünstigen Verhältnissen eine geringe
Arbeitsleistung mit einer relativ grossen Menge an Druckluft erkauft. Diese Menge
ist durch das maximale Volumen des Arbeitsraums gegeben. Der Arbeitsraum wird im Extremfall
weitgehend wirkungslos mit Druckluft gefüllt; denn der Arbeitsrauminhalt entweicht
in die Umgebung, wenn sich der Kolben dem unteren Totpunkt nähert, und ist somit verloren.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Dieselmaschine zu schaffen, bei der durch Nutzung
einer elektronischen Steuerung der Startlufverbrauch verkleinert wird, so dass die
Erstellungskosten für als Anlassmittel verwendete Einrichtungen reduziert werden,
wobei gleichzeitig auch der Bedarf an Energie für das Anlassverfahren kleiner wird.
Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 definierte Dieselmaschine gelöst.
[0007] Die Dieselmaschine, insbesondere ein Grossdieselmotor, hat ein Steuerungssystem,
das zumindest teilweise elektronisch betrieben ist. Einer Mehrzahl von durch Zylinder
sowie Kolben gebildeten Arbeitsräumen sind jeweils mindestens eine Einspritzdüse für
Brennstoff, eine Einspeisedüse für Startluft und ein Gaswechselventil für gasförmigen
Arbeitsrauminhalt zugeordnet. Zeitintervalle zum Aktivieren der Einspritz- und Einspeisedüsen
sowie der Gaswechselventile sind flexibel programmierbare Steuerzeiten. Diese Steuerzeiten
sind elektronisch durch das Steuerungssystem optimal einstellbar: Es ergeben sich
in einem ersten Arbeitsraum durch Verdichten Zündbedingungen für den Brennstoff. Die
dabei benötigte Energie ist mittels Arbeitsleisten durch Einspeisen von Startluft
in mindestens einen zweiten Arbeitsraum lieferbar. Jedes Gaswechselventil ist entsprechend
dem im zugeordneten Arbeitsraum ablaufenden Vorgang - dem Verdichten, dem Arbeitsleisten
bzw. einem vorteilhafterweise durchgeführten Passivhalten mit einem Druckausgleich
zum Umgebungsdruck und ohne Einspritzung von Brennstoff- betätigbar.
[0008] Bei der erfindungsgemässen Dieselmaschine kann - was aber als Ausnahme zu verstehen
ist - der Einsatz der elektronischen Steuerung auf das Anlassverfahren beschränkt
sein.
[0009] Die abhängigen Ansprüche 2 bis 6 betreffen vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemässen
Dieselmaschine. Verfahren zum Anlassen der Dieselmaschine sind Gegenstand der Ansprüche
7 bis 9.
[0010] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- Diagramme zu bekannten Anlassmitteln, die jeweils den Öffnungszustand von Einspeisedüsen
für Startluft darstellen,
- Fig. 2
- stark vereinfacht eine ausschnittsweise dargestellte Dieselmaschine mit einem teilweise
aufgebrochenen Zylinder,
- Fig. 3
- einen Längsschnitt durch den Zylinder,
- Fig. 4
- Kräfteverhältnisse, die an der Kurbelwelle der Dieselmaschine vorliegen, und
- Fig. 5
- ein Schema zur Steuerung von Mitteln zum Starten der erfindungsgemässen Dieselmaschine
unter Verwendung von Druckluft.
[0011] Die Fig. 1 zeigt für eine bekannte Dieselmaschine mit sechs Zylindern Diagramme zu
Anlassmitteln. Die sechs Diagramme stellen jeweils den Öffnungszustand von Einspeisedüsen
für Startluft dar, wobei auf der Abzisse der Drehwinkel der Kurbelwelle angegeben
ist. Die trapezförmigen Kurvenstücke geben die Aktivierung der Einspeisedüsen an,
d. h. wann sie geöffnet bzw. wieder geschlossen werden. Die Anordnung der Diagramme
entspricht nicht der Position der Zylinder in der Maschine sondern der zeitlichen
Reihenfolge, in der die Einspeisedüsen beim Anlassen aktiviert werden. Die Fig. 1
veranschaulicht die starren Steuerzeiten und Überlappungen, die einen wenig effizienten
Druckluftverbrauch zur Folge haben.
[0012] Die Komponenten einer Dieselmaschine 1 - siehe die Figuren 2 und 3 - sind wie folgt:
Ein Zylinder 2 und ein Kolben 3, die einen Arbeitsraum 20 einschliessen; eine Kopfpartie
21 des Zylinders 2 mit Gaswechselventil 23, Lufteinspeisekanal 210 und Antriebseinheit
211 für das Gaswechselventil 23; Gaswechselöffnungen 22 im unteren Bereich des Zylinders
2, die einen Durchlass aus dem Arbeitsraum 20 in einen Zylinderraum 24 herstellen,
wenn der Kolben 3 sich in der unteren Totpunktlage oder deren Nähe befindet; und innerhalb
eines Triebwerkraums 42 eine vom Kolben 2 ausgehende Kolbenstange 30, die beim Betreiben
der Dieselmaschine 1 über einen Kreuzkopf 31 und eine Schubstange 40 auf eine Antriebswelle
eines Triebwerks 4 einwirkt und dabei Kurbelwellen 41 mit einer Winkelgeschwindigkeit
ω dreht (Drehwinkel α). Der Kreuzkopf 31 (Kreuzkopfzapfen 32) läuft mit Gleitschuhen
33 auf Schienen 34 auf und ab - durch den zwischen unterer und oberer Totpunktlage
sich bewegenden Kolben 3 angetrieben. Eine Mehrzahl von Einspritzdüsen 26 für Brennstoff
(vgl. Fig. 5) und eine Einspeisedüse 25 für Startluft sind am Zylinder 2 auf der Höhe
des Gaswechselventils 23 angeordnet.
[0013] Auf ein Kurbellager 43 wirkt die Schubstange 40 mit einer Kraft S ein, die sich aus
einer durch den Kolben ausgeübten Kraft K und einer durch die Schiene 34 ausgeübten
Reaktionskraft, eine nicht dargestellte Normalkraft auf die Gleitbahn, zusammensetzt
(vgl. DUBBEL, Taschenbuch für den Maschinenbau, Bd. 2, S. 263, 13. Auflage, 1974).
Die Kraft K ist das Produkt aus der beaufschlagten Fläche A des Kolbens 2 und dem
Überdruck im Arbeitsraum 20 (K = A * (p - p
0), wobei p der Druck im Arbeitsraum 20 ist und p
0 der Umgebungsdruck). Wie die in Fig. 4 dargestellten, an der Kurbelwelle 41 vorliegenden
Kräfteverhältnisse zeigen, wird mit dem Hebelarm r der Kurbel eine Drehkraft T erzeugt,
aus der ein dem Kräftepaar +S, -S entsprechendes Nutzmoment M
t resultiert. Dieses Nutzmoment M
t hat einen Betrag, der gleich der schraffierten, durch das Kräftepaar aufgespannten
Fläche ist. Wie man sieht, verschwindet das Nutzmoment M
t, wenn der Kolben in einer Totpunktlage angelangt ist (d.h. für α = 0° bzw. 180°).
[0014] Das in Fig. 5 dargestellte Schema zur Steuerung zeigt als Beispiel die Mittel, die
erfindungsgemäss zum Starten einer Dieselmaschine (mit "Common Rail") unter Verwendung
von Druckluft vorgesehen sind. Ein elektronischer Steuerungskomplex 70 ist über Leitungen
70a für Steuerungssignale und Leitungen 70b für Messignale mit diversen Komponenten
des weiteren Steuerungssystems 7 verbunden. Diese Komponenten sind eine Steuereinheit
62, mit welcher der Brennstoff aus einem Akkumulator 6 (= "Common Rail"; Speicherdruck
beispielsweise 1000 bar) durch eine Speiseleitung 62a und Verteilleitungen 26a den
Einspritzdüsen 26 nach einem Programm gesteuert zugeführt wird, ein auf das Gaswechselventil
23 einwirkenden Aktor 72 und die Einspeisedüse 25 für die Startluft, die aus einem
Speicher 5 (Speicherdruck beispielsweise 30 bar) zugeführt wird. Zum Ansteuern der
Steuereinheit 62 und des Aktors 72 wird ein Servo-Oel aus einem Speicher 71 (Speicherdruck
beispielsweise 200 bar) verwendet und dabei durch Leitungen 72a und 72b druckübertragend
hin und her verschoben. Im Aktor 72 ist dieses Servo-Oel durch eine Membran von einem
zweiten, qualitativ weniger guten Oel getrennt, mit dem über die Leitung 21a das Gaswechselventil
23 betätigbar ist. Mit dem Steuerungskomplex 70 steht auch ein Sensor 74 für die Registrierung
des Winkels α in Verbindung.
[0015] Zeitintervalle zum Aktivieren der Einspritz- und Einspeisedüsen 26 bzw. 25 sowie
der Gaswechselventile 23 sind bei konventionellen Dieselmaschinen als feste Grössen
vorgegeben (vgl. Fig. 1). Erfindungsgemäss sind diese Steuerzeiten programmierbare
Zeitintervalle. Sie sind durch das Steuerungssystem optimal einstellbar. Aufgrund
dieser Steuerung, die eine variable Steuerung ist, werden einem ersten Arbeitsraum
20 durch Verdichten von in diesem enthaltenen Luft Zündbedingungen für den Brennstoff
hergestellt. Die dabei benötigte Energie wird über das Triebwerk 4, durch das alle
Kolben 3 mechanisch mit einander gekoppelt sind, mittels einem zweiten Arbeitsraum
20 geliefert, indem zur Arbeitsleistung in diesen Arbeitsraum 20 Startluft eingespiesen
wird. Die im ersten Arbeitsraum 20 zum Verdichten benötigte Arbeit kann auch mit zwei
oder mehr Zylindern 2 geleistet werden. Die weiteren Arbeitsräume 20, die beim Startvorgang
unbeteiligt sind, werden mit Vorteil passiv gehalten. Bei diesem Passivhalten wird
kein Brennstoff eingespritzt und ein Druckausgleich zum Umgebungsdruck vorgenommen,
indem die Gaswechselventile 23 geöffnet werden. Jedes Gaswechselventil 23 wird durch
das Steuerungssystem 7 dem im zugeordneten Arbeitsraum 20 ablaufenden Vorgang - dem
Verdichten, dem Arbeitsleisten bzw. dem Passivhalten - entsprechend betätigt.
[0016] Beim Verdichten nimmt der Druck p im ersten Arbeitsraum 20 auf einer Druckkurve zu,
deren Steigung mit kleiner werdendem Volumen des Arbeitsraums 20 anwächst. Der Maximaldruck
wird in der oberen Totpunktlage des Kolbens erreicht, wenn das Drehmoment M
t - auch bei einem hohen Druck - gegen Null gehend immer kleiner wird. Wie man also
leicht einsieht, kann mit dem Energie liefernden Zylinder 2 durch Startluft von beispielsweise
30 bar, die in dessen, d.h. den zweiten Arbeitsraum 20 eingelassen wird, die zu verdichtende
Luft des ersten Arbeitsraums 20 auf einen Druck wesentlich höher als die 30 bar gebracht
werden.
[0017] Die für das Anlassen zu verwendende Startluft wird mit Speichern oder einem Speicher
5 bereit gestellt. Ausgehend von einem Anfangsdruck von mindestens 20 bar, vorzugsweise
30 bar, lassen sich eine vorgegebene Anzahl von Startvorgängen bei abnehmendem Speicherdruck
durchführen. Unterschreitet der Speicherdruck einen bestimmten Wert, so kann die für
das Verdichten benötigte Energie nicht mehr durch lediglich einen Zylinder 2 geliefert
werden. Bei Bedarf kann die Anzahl der energieliefernden Zylinder 2 (d.h. der zweiten
Arbeitsräume 20) durch das Steuerungssystem 7 auf zwei oder mehr erhöht werden. Die
Startvorgänge sind so bei abnehmendem Speicherdruck bis auf 10 bar oder vorzugsweise
tiefer, beispielsweise 8 bar, durchführbar.
[0018] Der Steuerungskomplex 70 wird mit Vorteil aus elektronischen Modulen zusammengesetzt.
Mit diesen Modulen, die alle gleich ausgebildet sein können, sind lokale, die Zylinder
2 betreffende Funktionen und globale, die gesamte Maschine 1 betreffende Funktionen
beeinflussbar. Dabei ist jeder Zylinder einem Modul zugeordnet. Jeder dieser Module
mit einer identisch ausgebildeten Logikschaltung umfasst einen ersten und einem zweiten
Funktionsteilbereich. Mit dem ersten Funktionsteilbereich ist der zugeordnete Zylinder
2 steuerbar. Die globalen Funktionen, insbesondere die Startluftzufuhr, sind durch
eine auf die Module verteilte Steuerung beeinflussbar. Dabei ist die globale Steuerung
in einer redundanten Weise durchführbar, nämlich so, dass diese sich durch mindestens
einen Teil der Module mit jeweils dem zweiten Funktionsteilbereich in Zusammenspiel
mit zweiten Funktionsteilbereichen der weiteren Module durchführen lässt.
[0019] Die redundante Steuerung mit einem modularen Steuerungskomplex 70 ist in der nicht
vorveröffentlichten Anmeldung EP 04405073.0 beschrieben. Eine weitere nicht vorveröffentlichten
Anmeldung, die EP 04405255.3, offenbart einen modularen Steuerungskomplex, bei dem
zur Behebung von Ausfällen im Steuerungssystem Ersatzmodule zur Verfügung stehen:
Mit einem intermodularen Busleitungssystem ist Information zwischen den Modulen übermittelbar.
Am intermodularen Busleitungsystem ist mindestens eine Anschlussstelle für Ersatzmodule
vorgesehen, an der ein angeschlossenes Ersatzmodul selbsttätig durch das Steuerungssystem
vorkonditionierbar ist, nämlich durch Laden mit einem spezifischen Betriebsprogramm
und Aktualisierung von Betriebsparametern. Dieses Ersatzmodul ist neben dem aktiv
laufenden Steuerungssystem passiv bleibend im Leerlauf mitbetreibbar. Bei Versagen
eines aktiven Moduls steht das Ersatzmodul zur Substitution des versagenden Moduls
sofort zum Einsatz bereit. An der Anschlussstelle des zu substituierenden Moduls am
intermodularen Busleitungsystem wird das vorkonditionierte Ersatzmodul eingesetzt.
[0020] Bei der erfindungsgemässen Dieselmaschine 1 mit modularem Steuerungskomplex 70 stehen
die Module jeweils mit folgenden Komponenten der Maschine 1 in signalübermittelnden
Verbindungen 70a, 70b:
- dem Ventil 25 für die Startluftzufuhr in den zugeordneten Zylinder 2,
- einem Einspritzsystem, das die Einspritzventile 26 umfasst,
- einem Gaswechselsystem, das das Gaswechselventil 23 und die Gaswechselöffnungen 22
umfasst,
- Pumpen zum Zuführen des Brennstoffs und des Servo-Oels (nicht dargestellt),
- dem Speicher 5 für die Startluft, dem Speicher 71 für das Steuermedium, dem Servo-Oel,
und dem Speicher 6 für den Brennstoff, dem sogenannten "Common Rail", wobei diese
Speicher mit den Pumpen, den Einspritzsystemen und den Gaswechselsystemen verbunden
sind,
- einem hydraulischen System mit Organen 62 und 72 zur Durchführung des Einspritzens
und des Gaswechsels, und
- Winkelerfassung 74 zur Synchronisation der lokalen und globalen Funktionen mit der
Drehung des Triebwerks 4.
[0021] Beim erfindungsgemässen Verfahren zum Anlassen der Dieselmaschine 1 übt das Steuerungssystem
7 folgende Funktion aus: In Bezug auf den erfassten Drehwinkel α der Kurbelwellen
41 werden die Zylinder 2 hinsichtlich den durchzuführenden Vorgängen - dem Verdichten,
dem Arbeitsleisten und dem Passivhalten (mit einem Druckausgleich zum Umgebungsdruck
und ohne Einspritzung von Brennstoff) - ausgewählt. Die zum Anlassen des Motors 1
erforderlichen Schritte, insbesondere die Einspeisung von Startluft, werden eingeleitet
sowie gesteuert. Dabei wird die Auswahl der ersten bzw. zweiten Arbeitsräume 20 aufgrund
der Position des Kolbens getroffen. Mit Vorteil wird der Zylinder, dessen Kolben am
nächsten beim unteren Totpunkt - nach Durchlaufen dieses Totpunkts - positioniert
ist, für das Verdichten ausgewählt. Mindestens ein Zylinder 2, dessen Kolben 3 nach
dem oberen Totpunkt und in dessen Nähe positioniert ist, wird vorteilhafterweise für
das Arbeitsleisten ausgewählt. Die in den Arbeitsraum 20 dieses Zylinders 2, den zweiten
Arbeitsraum 20, eingelassene Startluft wird so praktisch vollständig zur Verdichtung
im ersten Arbeitsraum 20 genutzt.
[0022] Wie bereits gesagt, kann die Startluft durch das Steuerungsystem 7 mit der variablen
Steuerung, wie es das erfindungsgemässe Verfahren vorsieht, auch für ein Bremsen und/oder
ein Umsteuern des Motors 1 verwendet werden. Die Verwendung der variablen Steuerung
der Startluft beim Bremsen bzw. Umsteuern ermöglicht eine Beschleunigung und effizientere
Durchführung dieser Operationen.
1. Dieselmaschine (1), insbesondere Grossdieselmotor, mit einem Steuerungssystem (7),
das zumindest teilweise elektronisch betrieben ist, und mit einer Mehrzahl von durch
Zylinder (2) sowie Kolben (3) gebildeten Arbeitsräumen (20), denen jeweils mindestens
eine Einspritzdüse (26) für Brennstoff, eine Einspeisedüse (25) für Startluft und
ein Gaswechselventil (23) für gasförmigen Arbeitsrauminhalt zugeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet, dass Zeitintervalle zum Aktivieren der Einspritz- und Einspeisedüsen sowie der Gaswechselventile
flexibel programmierbare Steuerzeiten sind, und dass diese Steuerzeiten elektronisch
durch das Steuerungssystem optimal einstellbar sind nämlich so, dass sich in einem
ersten Arbeitsraum durch Verdichten Zündbedingungen für den Brennstoff ergeben, dass
die dabei benötigte Energie mittels Arbeitsleisten durch Einspeisen von Startluft
in mindestens einen zweiten Arbeitsraum lieferbar ist und dass jedes Gaswechselventil
dem im zugeordneten Arbeitsraum ablaufenden Vorgang - dem Verdichten, dem Arbeitsleisten
bzw. einem vorteilhafterweise durchgeführten Passivhalten mit einem Druckausgleich
zum Umgebungsdruck und ohne Einspritzung von Brennstoff - entsprechend betätigbar
ist.
2. Dieselmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das Anlassen die Startluft mit Speichern (5) bereit gestellt sind und dass ausgehend
von einem Anfangsdruck in den Speichern von mindestens 20 bar, vorzugsweise 30 bar,
eine vorgegebene Anzahl von Startvorgängen bei abnehmendem Speicherdruck durchführbar
sind, wobei bei Bedarf wegen des Absinkens des Speicherdrucks die Anzahl der energieliefernden
Arbeitsräume (20) durch das Steuerungssystem (7) erhöhbar ist.
3. Dieselmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Startvorgänge bei abnehmendem Speicherdruck bis auf 10 bar oder tiefer, vorzugsweise
8 bar, durchführbar sind.
4. Dieselmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Steuerungssystem (7) elektronische Module umfasst, mit denen lokale, die Zylinder
(2) betreffende Funktionen und globale, die gesamte Maschine (1) betreffende Funktionen
beeinflussbar sind, dass jeder Zylinder einem Modul zugeordnet ist, dass jeder dieser
Module eine identisch ausgebildete Logikschaltung mit einem ersten und einem zweiten
Funktionsteilbereich umfasst, dass mit dem ersten Funktionsteilbereich der zugeordnete
Zylinder steuerbar ist und dass die globalen Funktionen, insbesondere das Anlassen,
durch eine auf die Module verteilte Steuerung beeinflussbar sind, nämlich so, dass
für mindestens einen Teil der Module mit jeweils dem zweiten Funktionsteilbereich
in Zusammenspiel mit zweiten Funktionsteilbereichen der weiteren Module die globale
Steuerung in einer redundanten Weise durchführbar ist.
5. Dieselmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass mit einem intermodularen Busleitungssystem Information zwischen den Modulen übermittelbar
ist und zur Behebung von Ausfällen im Steuerungssystem (7) Ersatzmodule zur Verfügung
stehen, dass am intermodularen Busieitungsystem mindestens eine Anschlussstelle für
Ersatzmodule vorgesehen ist, an der ein angeschlossenes Ersatzmodul selbsttätig durch
das Steuerungssystem vorkonditionierbar ist, nämlich durch Laden mit einem spezifischen
Betriebsprogramm und Aktualisierung von Betriebsparametern, dass dieses Ersatzmodul
neben dem aktiv laufenden Steuerungssystem passiv bleibend im Leerlauf mitbetreibbar
ist und dass bei Versagen eines aktiven Moduls das Ersatzmodul zur Substitution des
versagenden Moduls sofort einsatzbereit ist, wobei an der Anschlussstelle des zu substituierenden
Moduls am intermodularen Busleitungsystem das vorkonditionierte Ersatzmodul einzusetzen
ist.
6. Dieselmaschine nach einem der Ansprüche 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Module (10) des Steuerungssystems (1) jeweils mit folgenden Komponenten der Maschine
in signalübermittelnder Verbindung (100) stehen:
- einem Ventil für eine Startluftzufuhr in den zugeordneten Zylinder (2),
- einem Einspritzsystem zum Einspeisen von Brennstoff, einem Gaswechselsystem und
Pumpen zum Zuführen des Brennstoffs und eines Steuermediums,
- einem Speicher (5) für die Startluft, einem Speicher (71) für das Steuermedium und
einem Speicher (6) für den Brennstoff, einem sogenannten "Common Rail", wobei diese
Speicher mit den Pumpen, den Einspritzsystemen und den Gaswechselsystemen verbunden
sind,
- einem hydraulischen System mit Organen (62) und (72) zur Durchführung des Einspritzens
und des Gaswechsels, und
- Winkelerfassung (74) zur Synchronisation der lokalen und globalen Funktionen mit
der Drehung des Triebwerks (4).
7. Verfahren zum Anlassen einer Dieselmaschine (1) gemäss Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass durch das Steuerungssystem (7) in Bezug auf den erfassten Drehwinkel der Antriebswelle
die Zylinder (2) hinsichtlich den durchzuführenden Vorgängen - dem Verdichten, dem
Arbeitsleisten und dem Passivhalten - ausgewählt werden und die zum Anlassen der Maschine
erforderlichen Schritte eingeleitet sowie gesteuert werden, wobei die Auswahl der
Zylinder, d.h. der ersten bzw. zweiten Arbeitsräume (20), bezüglich Position des Kolbens
(3) getroffen wird und mit Vorteil der Zylinder, dessen Kolben am nächsten beim unteren
Totpunkt positioniert ist, für das Verdichten und mindestens ein Zylinder, dessen
Kolben in der Nähe des oberen Totpunkts und nach Durchlaufen dieses Totpunkts positioniert
ist, für das Arbeitsleisten ausgewählt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Startluft durch das Steuerungsystem (7) auch für ein Bremsen und/oder ein Umsteuern
der Maschine verwendet werden kann.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Gaswechselventile (23) der passiv zu haltenden Arbeitsräume (20) geöffnet werden
und die Gaswechselventile des zu verdichtenden und des mit Startluft beaufschlagten
Arbeitsraums oder eine Mehrzahl solcher Arbeitsräume geschlossen werden.