[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatischen Ermittlung des Abnutzungsvorrates
von wenigsten einem Anlagenobjekt einer Bahnanlage.
[0002] Jede (neuwertige) Anlage besitzt aufgrund ihrer konstruktiven Beschaffenheit eine
bestimmte Leistungsfähigkeit, die es ihr erlaubt, ganz bestimmte meßbare technische
Funktionen auszuüben. Der sogenannte Abnutzungsvorrat einer Anlage wird definiert
als "der Vorrat der möglichen Funktionserfüllungen unter festgelegten Bedingungen,
die einer Betrachtungseinheit aufgrund der Herstellung oder aufgrund der Wiederherstellung
durch eine Instandsetzungsmaßnahme innewohnt" (DIN 31051). Im Zeitablauf verändert
sich der Abnutzungsvorrat einer Anlage. Einerseits wird er durch verschiedene, auf
die Anlage einwirkende Beanspruchungen reduziert, andererseits kann er gegebenenfalls
durch Instandhaltungsmaßnahmen wieder aufgefüllt werden.
[0003] Anlagenobjekte einer Bahnanlage sind regelmäßig auf ihren ordnungsgemäßen Gesamtzustand
zu prüfen. Die gesetzliche Mindestanforderung schreibt das Führen von Unterlagen vor,
die nicht nur die Prüfung dokumentieren, sondern auch Maßnahmen zur Instandhaltung,
wie die Beseitigung der festgestellten Mängel, umfassen. Die wirtschaftlichste Form
der Instandhaltung von Bahnanlagen ist die zustandsabhängige, denn sie kombiniert
eine hohe Verfügbarkeit mit idealer Ausschöpfung des Abnutzungsvorrats. Größere Mängel,
die später mit hohem Aufwand beseitigt werden müßten, entstehen so erst gar nicht.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zur Verfügung zu stellen, mit dem die zustandsabhängige Instandhaltung von Anlagenobjekten
einer Bahnanlage und der Bahnanlage als solcher vereinfacht und eine standardisierte
Bewertung des Anlagenzustands ermöglicht wird.
[0005] Zur Lösung der vorgenannten Aufgabe sind die Merkmale des Anspruchs 1 vorgesehen.
Bei einem Anlagenobjekt im Sinne der Erfindung handelt es sich um im Rahmen der Instandhaltung
relevante linear ausgedehnte oder im wesentlichen punktförmige Infrastrukturobjekte.
Zu den Anlagenobjekten einer Bahnanlage zählen unter anderem Gleisabschnitte oder
das gesamte Gleis, Weichen, Kreuzungen, Weichenverbindungen sowie (Teil-)Gesamtheiten
wie Bremseinrichtungen, Brücken, Maste, leit- und sicherungstechnische Einrichtungen,
Bahnstromeinrichtungen, nachrichtentechnische Einrichtungen, Ingenieurbauwerke und
Hochbau oder dergleichen.
[0006] Der Begriff Anlagenelement umfaßt im Sinne der Erfindung jede Art von technischen
Bauteilen oder Baugruppen eines Anlagenobjektes, die im Zusammenhang mit der Wartung
und Instandhaltung von Anlagenobjekten einer Bahnanlage von Bedeutung sind. Unterschiedliche
Anlagenelemente, die im Zusammenhang mit der Wartung- und Instandhaltung des Anlagenobjektes
funktional verbunden sind bzw. im Rahmen einer Instandhaltungsmaßnahme einheitlich
betrachtet werden, können einer gemeinsamen Instandhaltungseinheit zugeordnet werden.
Im einfachsten Fall kann eine Instandhaltungseinheit auch lediglich Anlagenelemente
einer Art aufweisen. Die Anzahl der einer Instandhaltungseinheit zugeordneten unterschiedlichen
Anlageelemente und auch die Zahl der gebildeten Instandhaltungseinheiten ist abhängig
vom Anlagenobjekt und den durchzuführenden Instandhaltungsmaßnahmen.
[0007] Soll beispielsweise der Abnutzungsvorrat für einen Gleisabschnitt als Anlagenobjekt
ermittelt werden, so können die Schwellen, die Spur, der Unterbau, die Schienenbefestigung
und die Schienen als Instandhaltungseinheiten betrachtet werden. Die Instandhaltungseinheit
"Schwellen" weist als Anlagenelemente beispielsweise Holzschwellen und Betonschwellen
auf. Die Instandhaltungseinheit "Schiene" dagegen weist als Anlagenelemente die beiden
Schienenstränge bzw. die Schienen des Gleisabschnittes als solche auf. Die Instandhaltungseinheit
"Befestigungselemente" kann dagegen eine Mehrzahl unterschiedlicher Befestigungselemente
als Anlagenelemente enthalten. Der Instandhaltungseinheit "Unterbau" können als Anlageelemente
im weitesten Sinne die Bettung, die Frostschutzschicht, die Planumsschutzschicht und
der Bahngraben zugeordnet werden. Handelt es sich bei dem Anlagenobjekt dagegen um
eine Weiche, können als unterschiedliche Instandhaltungseinheiten die Schwellen, die
Schienen und die Schienenbefestigung (Kleineisen) betrachtet werden. Weitere Instandhaltungseinheiten
können die Meßeinrichtungen der Weiche und die Bettung betreffen.
[0008] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß wenigstens ein Mangel eines Anlagenelementes
des Anlagenobjektes aufgenommen wird. Dies kann manuell oder auch automatisch erfolgen.
Bei einem Mangel im Sinne der Erfindung handelt es sich dabei um eine Abweichung des
Ist-Zustandes von einem Soll-Zustand des Anlagenelementes, wobei unterschiedliche
Mängel bei demselben Anlagenelement auftreten können. Der erfaßte Mangel wird anschließend
quantitativ und/oder qualitativ bewertet. Die qualitative Bewertung kann eine Aussage
in der Art "Nutzung nicht mehr möglich", "Nutzung bis fünf Jahre möglich" und "Nutzung
mehr als fünf Jahre möglich" umfassen. Die quantitative Bewertung sieht dagegen die
Erfassung der Abweichung des Ist-Zustandes vom Soll-Zustand auf der Grundlage von
Zahlenwerten meßbarer Parameter vor. Grundsätzlich kann eine Bewertung natürlich auch
in der Art erfolgen, daß lediglich das Vorliegen eines Mangels einer bestimmten Art
aufgenommen bzw. registriert wird, ohne die Wertigkeit des Mangels qualitativ und/oder
quantitativ zu ermitteln. Einem erfaßten Mangel wird erfindungsgemäß in Abhängigkeit
von der Bewertung vorzugsweise automatisch ein mangelspezifischer Wichtungsfaktor
zugeordnet. Der Zahlenwert des mangelspezifischen Wichtungsfaktors hängt von der Wertigkeit
des Mangels ab, worauf später noch eingegangen wird.
[0009] Die Durchführung der Wichtung erfolgt vorzugsweise rechnergestützt. Dazu kann ein
System mit wenigstens einer zentralen Rechnereinrichtung und mit wenigstens einer
mobilen Aufnahmeeinrichtung vorgesehen sein, wobei die Aufnahmeeinrichtung zur ortsunabhängigen
Aufnahme des Mangels ausgebildet sein kann. Die Mangelerfassung kann beispielsweise
während regelmäßiger Inspektionen der Anlage erfolgen, vorzugsweise manuell. Bei der
Aufnahmeeinrichtung kann es sich beispielsweise um eine tragbare mobile Rechnereinrichtung
handeln, über die ein quantitativ und/oder qualitativ bewerteter Mangel während einer
Inspektion aufgenommen werden kann. Die Aufnahmeeinrichtung kann mit der zentralen
Rechnereinrichtung über geeignete Schnittstellen kommunizieren, um einen Datenaustausch
zu ermöglichen. Die Ermittlung des Abnutzungsvorrates bzw. die Berechnung einer Kennziffer
für den Abnutzungsvorrat erfolgt auf der zentralen Rechnereinrichtung mit einem entsprechend
ausgebildeten Computerprogramm-Produkt.
[0010] Als Bezugsgröße für den Mangel, d.h. als zu wichtende mangelspezifische Größe, wird
erfindungsgemäß eine mangelbehaftete Gleislänge des Anlagenobjektes in der Einheit
[m] bestimmt, auf der der Mangel auftritt. Beispielsweise kann die Länge eines Gleisabschnittes
ermittelt werden, über die sich ein Mangel an oder auf einer Schiene in Längsrichtung
des Gleises erstreckt. Damit wird eine meßbare Größe zur Verfügung gestellt, die es
ermöglicht, den zu ermittelnden Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes anteilig für
einen Mangel und/oder für ein Anlagenelement und/oder für eine Instandhaltungseinheit
anzugeben, wobei die verschiedenen Anteile jeweils auf eine gewichtete mangelbehaftete
Gleislänge des Anlagenobjektes in [m] bezogen sind.
[0011] Durch Wichtung der mangelbehafteten Gleislänge mit dem mangelspezifischen Wichtungsfaktor
ist es möglich, die Größe des aufgebrauchten Abnutzungsvorrates des Anlagenobjektes
betreffend das Anlagenelement und den jeweiligen Mangel proportional zu einer sogenannten
gewichteten mangelbehafteten Gleislänge zu ermitteln. Anschließend kann der Abnutzungsvorrat
des Anlagenobjektes in Abhängigkeit von der gewichteten mangelbehafteten Gleislänge
anteilig für das Anlagenelement und den Mangel ermittelt werden. In diesem Zusammenhang
wird darauf hingewiesen, daß es eine Mehrzahl von möglichen Algorithmen gibt, um den
Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes in Abhängigkeit von einer gewichteten mangelbehafteten
Gleislänge bzw. von dem ermittelten aufgebrauchten Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes
zu ermitteln.
[0012] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß der Abnutzungsvorrat
des Anlagenobjektes aus der Gesamtgleislänge des Anlagenobjektes und wenigstens einer
zuvor ermittelten gewichteten mangelbehafteten Gleislänge des Anlagenobjektes betreffend
wenigstens ein mangelbehaftetes Anlagenelement ermittelt wird. Werden beispielsweise
als Anlagenobjekt ein Gleisabschnitt und als Anlagenelement die beiden Schienenstränge
des Gleisabschnittes betrachtet, so kann als Mangel der Seitenverschleiß und/oder
die Riffelbildung und/oder eine Verunreinigung der Rillen der Schienen erfaßt werden.
Dabei wird für beide Schienen die Mangelerfassung vorzugsweise gleichzeitig entlang
des Gleises durchgeführt, wobei die mangelbehaftete Gleislänge des Gleisabschnittes
vorzugsweise unter Berücksichtigung des ein- oder beidseitigen Auftretens eines Mangels,
d.h. des Auftretens eines Mangels auf einer oder auf beiden Schienen des Gleisabschnittes,
ermittelt wird. Grundsätzlich kann der Abnutzungsvorrat des Gleisabschnittes jedoch
auch getrennt für die beiden Schienenstränge des Gleisabschnittes ermittelt werden.
[0013] Anschließend erfolgen die Mangelbewertung und die Wichtung der für einen Mangel ermittelten
mangelbehafteten Gleislänge mit dem jeweiligen mangelspezifischen Wichtungsfaktor.
Im einfachsten Fall kann die mangelbehaftete Gleislänge in [m] mit dem Wichtungsfaktor,
d.h. mit einem Zahlenwert, dessen Höhe von der Bewertung des Mangels abhängt, multipliziert
werden. Das so erhaltene Produkt ist proportional zu dem aufgebrauchten Abnutzungsvorrat
des Anlagenobjektes betreffend das jeweilige Anlagenelement und den jeweils betrachteten
Mangel. Der Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes betreffend ein Anlagenelement und/oder
eine Instandhaltungseinheit und einen Mangel kann dann durch Bezug der für den Mangel
gewichteten mangelbehafteten Gleislänge auf die Gesamtgleislänge des Anlagenobjektes
erhalten werden. Dieses Vorgehen führt zu jeweils einer Kennziffer für den (Teil-)Abnutzungsvorrat
des Anlagenobjektes betreffend das betrachtete Anlagenelement bzw. die betrachtete
Instandhaltungseinheit und den jeweiligen Mangel. Vorzugsweise ist jedoch vorgesehen,
den Teilabnutzungsvorrat für alle instandhaltungsrelevanten Mängel zu ermitteln, die
bei einem Anlagenelement auftreten, wobei für jeden Mangel eine gewichtete mangelbehaftete
Gleislänge ermittelt und die so erhaltenen gewichteten mangelbehafteten Gleislängen
aufsummiert und auf die Gesamtgleislänge des Anlagenobjektes bezogen werden können.
[0014] Die mangelbehaftete Gleislänge kann manuell oder automatisch gemessen werden, und
zwar vorzugsweise für jeden Mangel eines Anlagenelementes, der im Rahmen der Instandhaltung
berücksichtigt werden soll. Grundsätzlich ist es natürlich bei punktförmig auftretenden
Anlagenelementen, wie beispielsweise Schwellen, auch möglich, die Anzahl der mangelbehafteten
Anlagenelemente zu ermitteln und aus der Anzahl eine mangelbehaftete Gleislänge abzuleiten.
Wird beispielsweise die Anzahl der beschädigten Holzschwellen eines Gleisabschnittes
ermittelt, so kann unter Berücksichtigung des Abstandes der Holzschwellen eine mangelbehaftete
Gleislänge des Gleisabschnittes betreffend die mangelbehafteten Holzschwellen bestimmt
werden. Darüber hinaus ist es möglich, die Anzahl der Mängel zu erfassen, die bei
einem Anlagenelement auftreten und in Abhängigkeit von der Anzahl der Mängel dem betreffenden
Mangel eine bestimmte mangelbehaftete Gleislänge zuzuordnen. Insbesondere bei punktförmig
auftretenden Mängeln kann vorgesehen sein, einem oder einer Anzahl von Mängeln pauschal
eine mangelbehaftete Gleislänge bestimmter Länge zuzuordnen. Unterschiedlichen Mängeln
können mangelbehaftete Gleislängen unterschiedlicher Länge zugeordnet werden. Im Ergebnis
können für alle erfaßten Mängel, die im Rahmen der Instandhaltung von Bedeutung sind,
mangelbehaftete Gleislängen bestimmt werden. An dieser Stelle wird darauf hingewiesen,
daß es grundsätzlich natürlich auch möglich ist, andere Bezugsgrößen für eine Wichtung
des Mangels festzulegen. Beispielsweise kann auch unabhängig von der mangelbehafteten
Gleislänge die Anzahl der Mängel und/oder die Anzahl der mangelbehafteten Anlagenelemente
als solche ermittelt und entsprechend gewichtet werden.
[0015] Vorzugsweise werden eine Mehrzahl von Mängeln, insbesondere alle instandhaltungsrelevante
Mängel, eines Anlagenelementes erfaßt und für jeden erfaßten Mangel ein aufgebrauchter
Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes betreffend das Anlagenelement und den betreffenden
Mangel ermittelt. Dies kann unterschiedliche Mängel betreffen oder auch gleiche Mängel,
die an verschiedenen Stellen eines Anlagenelementes auftreten. Daraus läßt sich ein
aufgebrauchter Abnutzungsvorrat für das betrachtete Anlagenelement berechnen, wobei
alle Mängel des Anlagenelementes berücksichtigt sein können. Wird für jeden erfaßten
Mangel eines Anlagenelementes ein aufgebrauchter Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes
ermittelt, indem für jeden Mangel eine mangelbehaftete Gleislänge des Anlagenobjektes
bestimmt und mit einem mangelspezifischen Wichtungsfaktor gewichtet wird, und werden
die mangelbehafteten Gleislängen aufsummiert, so läßt sich in Abhängigkeit von der
Gesamtllänge des Anlagenobjektes ein (Teil)-Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes betreffend
das jeweils bei der Mängelerfassung betrachtete Anlagenelement ermitteln. Beispielsweise
können alle bei einer Schiene auftretenden Mängel zusammen mit den jeweiligen mangelbehafteten
Gleislängen des betrachteten Gleisabschnittes erfaßt werden. Nach einer Bewertung
der Mängel werden dann die mangelbehafteten Gleislängen für jeden Mangel mit dem entsprechenden
mangelspezifischen Wichtungsfaktor gewichtet. Die gewichteten mangelbehafteten Gleislängen
können aufsummiert und in Bezug zu der Gesamtgleislänge des Gleisabschnittes gesetzt
werden, um den (Teil-)Abnutzungsvorrat des Gleisabschnittes betreffend die Schienen
und alle Mängel der Schienen zu ermitteln. Entsprechend kann vorgegangen werden, um
den Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes betreffend eine Mehrzahl von Anlagenelementen
und/oder betreffend eine Mehrzahl von Instandhaltungseinheiten zu ermitteln.
[0016] In diesem Zusammenhang ist es vorzugsweise vorgesehen, daß der (Teil)-Abnutzungsvorrat
für jedes Anlagenelement und/oder für jede Instandhaltungseinheit getrennt ermittelt
wird. Dadurch ist es in einfacher Weise möglich, den Abnutzungsvorrat und damit den
zur Wiederherstellung eines Soll-Zustandes erforderlichen Wartungs- und Instandhaltungsaufwand
getrennt für die unterschiedlichen Anlagenelemente und Instandhaltungseinheiten eines
Anlagenobjektes darzustellen. Aus den so ermittelten Anteilen läßt sich beispielsweise
durch Aufsummieren der Anteile ein Gesamtabnutzungsvorrat des Anlagenobjektes für
alle Anlagenelemente und/oder für alle Instandhaltungseinheiten des Anlagenobjektes
ermitteln.
[0017] Vorzugsweise kann weiter vorgesehen sein, daß der Abnutzungsvorrat von wenigstens
einem Anlagenobjekt betreffend wenigstens ein Anlagenelement und/oder betreffend eine
Instandhaltungseinheit mit einem weiteren Wichtungsfaktor gewichtet wird, wobei der
weitere Wichtungsfaktor die Abhängigkeit des Abnutzungsvorrates des Anlagenobjektes
betreffend alle Anlagenelemente und/oder alle Instandhaltungseinheiten des Anlagenobjektes
von der Art einer Instandhaltungseinheit und/oder der Art eines Anlagenelementes beschreibt.
Der Erfindung liegt an dieser Stelle die Erkenntnis zugrunde, daß nicht nur der Mangel
bzw. dessen Wertigkeit, sondern auch die Art der Instandhaltungseinheit und/oder die
Art des Anlagenelementes Einfluß auf die Höhe des Abnutzungsvorrates und auf die Folgekosten
der Instandhaltung haben können.
[0018] Grundsätzlich ist es darüber hinaus möglich, daß der Abnutzungsvorrat von wenigstens
einem Anlagenobjekt betreffend eine dem Oberbau zurechenbare Instandhaltungseinheit
und/oder wenigstens ein dem Oberbau zurechenbares Anlagenelement mit einem oberbauspezifischen
Wichtungsfaktor und/oder der Abnutzungsvorrat von wenigstens einem Anlagenobjekt betreffend
eine dem Unterbau zurechenbare Instandhaltungseinheit und/oder wenigstens ein dem
Unterbau zurechenbares Anlagenelement mit einem unterbauspezifischen Wichtungsfaktor
gewichtet werden, wobei der oberbauspezifische Wichtungsfaktor bzw. der unterbauspezifischen
Wichtungsfaktor die Abhängigkeit des Abnutzungsvorrates des Anlagenobjektes betreffend
alle Instandhaltungseinheiten und/oder alle Anlagenelemente von der Zugehörigkeit
der Instandhaltungseinheit und/oder des Anlagenelementes zum Oberbau bzw. zum Unterbau
beschreibt. Der Erfindung liegt an dieser Stelle die Erkenntnis zugrunde, daß unterschiedliche
Anlagenelemente bzw. Instandhaltungseinheiten einen unterschiedlich großen Einfluß
auf den Aufwand zur Wartung- und Instandhaltung des Anlagenobjektes haben können.
Dies wird erfindungsgemäß durch die Wichtung mit unterbauspezifischen bzw. oberbauspezifischen
Wichtungsfaktoren berücksichtigt.
[0019] Der Wert des Wichtungsfaktors kann in Abhängigkeit von der Sicherheitsrelevanz des
Mangels für die Sicherheit des Anlagenobjektes und/oder in Abhängigkeit von der Betriebsbelastung
des Anlagenobjektes und/oder der Bahnanlage und/oder in Abhängigkeit von dem Einfluß
des Mangels auf den Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes festgelegt werden.
[0020] Die Dringlichkeit von Instandsetzungsmaßnahmen kann von der Sicherheitsrelevanz des
jeweiligen Mangels abhängig sein. Unabhängig von der Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme
kann daher jeder Mangel aufgrund seiner Beeinflussung der Sicherheit klassifiziert
werden. Die betriebliche Bedeutung von Anlagenobjekten kann dagegen über Belastungsklassen
berücksichtigt werden, wobei unterstellt wird, daß nur in Verwendung befindliche Anlagenobjekte
berücksichtigt werden. Die Belastungsklasse beeinflußt die Rest-Nutzungsdauer und
damit den Rest-Abnutzungsvorrat von Anlagenobjekten. Deshalb können Mängel in Abhängigkeit
von der Belastungsklasse des betreffenden Anlagenobjektes unterschiedlich bewertet
werden. Die Betriebsbelastung kann in Bruttotonnen/a angegeben werden. Als alternative
Kriterien können die betriebliche Bedeutung, die Umfahrbarkeit, potentielle Ausfallkosten,
Taktzeiten, die Art des Güterverkehrs und die Frequenz der Befahrung eines Anlagenobjektes
berücksichtigt werden. Beispielsweise kann der Wert des Wichtungsfaktors in Abhängigkeit
von der jährlichen Bruttobelastung eines Gleisabschnittes und/oder in Abhängigkeit
von der Art und/oder den Geschwindigkeiten der den Gleisabschnitt befahrenen Schienenfahrzeuge
festgelegt werden.
[0021] Schließlich ist es möglich, den Wert des Wichtungsfaktors in Abhängigkeit von dem
Grad des Substanzverlustes, den ein Mangel am Anlagenobjekt verursacht, zu bewerten.
In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, daß die Erfindung auch eine mehrfache
Bewertung eines Mangels zuläßt. Auch ist es möglich, daß ein Mangel mehrfach über
eine Wichtung der mangelbehafteten Gleislänge bei der Ermittlung des aufgebrauchten
Abnutzungsvorrates berücksichtigt wird. Im übrigen kann an der Stelle der Wertzuweisung
des Wichtungsfaktors natürlich auch bei der Bewertung als solcher bereits die Sicherheitsrelevanz
und/oder die Betriebsbelastung und/oder der Einfluß des Mangels auf den Abnutzungsvorrat
des Anlagenobjektes berücksichtigt werden.
[0022] Im Zusammenhang mit der Bewertung des Mangels kann der Mangel klassifiziert werden,
wobei eine Mehrzahl von Mangelklassen für unterschiedliche Wertigkeiten des Mangels
vorgesehen und den Mangelklassen mangelspezifische Wichtungsfaktoren unterschiedlicher
Höhe zugewiesen werden können. Eine Mangelklasse kann beliebig weit differenziert
werden, woraus weitere Wichtungsfaktoren abgeleitet werden können. Um die Klassifizierung,
das heißt die Zuordnung eines Mangels zu einer Mangelklasse, zu erleichtern, kann
vorgesehen sein, daß eine Mangelklasse einen quantitativen oder qualitativen Wertebereich
für Mängel mit unterschiedlicher Wertigkeit umfaßt. Dabei können die Anzahl der für
eine Klassifizierung eines Mangels vorgesehenen Mangelklassen und/oder deren Wertebereiche
mangelspezifisch gebildet werden. An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, daß die
mangelspezifischen Wichtungsfaktoren grundsätzlich in Abhängigkeit von der Art des
Mangels gebildet sind bzw. einen entsprechenden Wert aufweisen.
[0023] Ist eine Klassifizierung in Abhängigkeit von der Sicherheitsrelevanz des Mangels
vorgesehen, so können einer ersten Mangelklasse als betriebsgefährdend bewertete Mängel
zugewiesen werden, wobei, vorzugsweise, einer zweiten Mangelklasse Mängel in einer
Wertigkeit zwischen Versagensgrenze und Sicherheitsgrenze und/oder einer dritten Mängelklasse
Mängel in einer Wertigkeit zwischen Sicherheitsgrenze und Standardgrenze und/oder
einer vierten Mangelklasse Mängel in einer Wertigkeit zwischen Standardgrenze und
Sollzustand zugewiesen sind, wobei die Zuweisung jeweils in Bezug auf die Art des
Mangels und das Anlagenelement bzw. die Instandhaltungseinheit erfolgen kann.
[0024] Bei der Ermittlung des Abnutzungsvorrats können nur ausgewählte Mängel und/oder ausgewählte
Anlagenelemente berücksichtigt werden, wobei die Auswahl in Abhängigkeit von den spezifischen
Betriebsbedingungen der Nutzung des Anlagenobjektes und/oder Bahnanlage und/oder wobei
die Auswahl in Abhängigkeit von dem Einfluß des Mangels und/oder des Anlagenelementes
auf den Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes festgelegt wird. Dadurch wird sichergestellt,
daß solche Mängel bzw. solche mangelbehafteten Anlagenelemente, die im Zusammenhang
mit der Wartung und Instandhaltung vernachlässigbar sind, nicht berücksichtigt werden,
was zur Vereinfachung des erfindungsgemäßen Verfahrens beiträgt.
[0025] Der Abnutzungsvorrat der Bahnanlage kann aus dem Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes
und wenigstens einem Abnutzungsvorrat wenigstens eines weiteren Anlagenobjektes ermittelt
werden, wobei der Bezug des jeweils für ein Anlagenobjekt ermittelten Abnutzungsvorrates
auf eine Gleislänge in [m] eine einfache Berechnung ermöglicht. In diesem Zusammenhang
kann vorgesehen sein, daß der Abnutzungsvorrat von wenigstens einem Anlagenobjekt
mit einem objektspezifischen Wichtungsfaktor gewichtet wird, wobei der objektspezifische
Wichtungsfaktor die Abhängigkeit des Abnutzungsvorrates der Bahnanlage von der Art
des Anlagenobjektes beschreibt. Beispielsweise kann ein weichenspezifischer Wichtungsfaktor
vorgesehen sein, um den stärkeren Einfluß von Weichen auf den Abnutzungsvorrat der
Bahnanlage im Vergleich zu dem Einfluß von Gleisabschnitten zu berücksichtigen. Im
Zusammenhang mit der Erfindung ist festgestellt worden, daß der Einfluß der Weiche
auf den Abnutzungsvorrat einer Bahnanlage um den Faktor 2 bis 5, insbesondere um den
Faktor 4, höher sein kann als der Einfluß eines Gleises oder eines Gleisabschnittes.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht daher vor, daß ein weichenspezifischer
Wichtungsfaktor einen Wert von 2,5, insbesondere von 4, aufweisen kann.
[0026] Instandhaltungseinheiten und/oder Anlagenobjekte mit bezogen auf die gesamte Bahnanlage
lokalem Einfluß auf den Abnutzungsvorrat der Bahnanlage können zur Vereinfachung des
erfindungsgemäßen Verfahrens bei der Ermittlung des Abnutzungsvorrates der Bahnanlage
nicht berücksichtigt werden.
[0027] Auf der Grundlage des berechneten Abnutzungsvorrates kann vorzugsweise automatisch
wenigstens ein Instandhaltungshinweis generiert und/oder eine Instandhaltungsmaßnahme
eingeleitet werden. Beispielsweise kann vorgesehen sein, daß bei betriebsgefährdenden
Mängeln ein sofortiger Handlungsbedarf und das umgehende Einleiten von Instandhaltungsmaßnahmen
angezeigt werden. Bei Mängeln im Bereich zwischen der Sicherheitsgrenze und der Versagensgrenze
können Einzelmaßnahmen und die komplette Erneuerung innerhalb von zwei Monaten erforderlich
sein. Bei Mängeln im Bereich zwischen der Standardgrenze und der Sicherheitsgrenze
ist es dagegen ausreichend, eine Fehlerbeseitigung im Rahmen der nächsten geplanten
Instandhaltungsmaßnahmen, im Schnitt innerhalb von ein bis zwei Jahren, auszuführen.
Kann der Mangel dagegen einem Bereich zwischen Sollzustand bei Inbetriebnahme und
Standardgrenze zugeordnet werden, so sind keine akuten Maßnahmen erforderlich, wobei
dieser Bereich eine geringfügige Abweichung vom Sollzustand kennzeichnet. Diese Abweichung
wird zwar dokumentiert, um gegebenenfalls eine Mangelentwicklung verfolgen zu können,
eine Behebung des Mangels ist jedoch nicht akut erforderlich. Entsprechend der vorbeschriebenen
Maßnahmen können die Instandhaltungshinweise generiert und vorzugsweise automatisch
an das Wartungs- und Instandhaltungspersonal übertragen werden.
[0028] Beispielsweise kann ein Instandhaltungshinweis dann generiert werden, wenn der ermittelte
Abnutzungsvorrat eines Anlagenobjektes oder der Bahnanlage einen vorgegebenen Grenzwert
unterschreitet. Dieser Grenzwert liegt vorzugsweise in Höhe der Hälfte der möglichen
Funktionserfüllungen unter festgelegten Bedingungen, der einer Betrachtungseinheit
aufgrund der Herstellung oder aufgrund der Wiederherstellung durch Instandsetzung
innewohnt, was vorzugsweise einem Abnutzungsvorrat von etwa 0,3 bis 0,8, insbesondere
etwa 0,5, entspricht. Die Höhe des Grenzwertes kann in Abhängigkeit von der Belastung
des Anlagenobjektes und/oder der Anlage festgelegt werden, vorzugsweise aufgrund eines
Mehr-Perioden-Vergleiches der Entwicklung des Abnutzungsvorrates der Anlage.
[0029] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnung exemplarisch beschrieben. Die
einzige Figur der Zeichnung zeigt schematisch die Ermittlung einer Kennziffer für
den Abnutzungsvorrat eines Gleisabschnittes einer Bahnanlage.
[0030] Zur automatischen Ermittlung des Abnutzungsvorrates eines Anlagenobjektes 1 einer
Bahnanlage, im vorliegenden Fall des Abnutzungsvorrates eines Gleisabschnittes, wird
dem Anlagenobjekt 1 wenigstens eine Instandhaltungseinheit 2 mit wenigstens einem
instandhaltungsrelevanten Anlagenelement 3 zugeordnet. Bei dem Anlagenelement 3 handelt
es sich im vorliegenden Fall um die Schienen des Gleisabschnittes. Als baugleiche
"Anlagenelemente" werden die beiden Schienen des Gleisabschnittes als Einheit betrachtet
und bei der Ermittlung des Abnutzungsvorrates gemeinsam berücksichtigt. Grundsätzlich
können die beiden Schienen des Gleisabschnittes auch getrennt voneinander bei der
Ermittlung des Abnutzungsvorrates des Gleisabschnittes entsprechend berücksichtigt
werden. Grundsätzlich können darüber hinaus einer Instandhaltungseinheit 2 auch eine
Mehrzahl von unterschiedlichen Anlagenelementen 3 zugewiesen werden, die einen Einfluß
auf den Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes 1 haben und daher im Zusammenhang mit
der Instandhaltung des Anlagenobjektes 1 berücksichtigt werden sollen.
[0031] Zur Berechnung einer Kennziffer für den Abnutzungsvorrat des Gleisabschnittes wird
in der Verfahrensstufe 4 zunächst jeder für den Abnutzungsvorrat des Gleisabschnittes
maßgebliche Mangel i
1-4 der Schienen erfaßt. Mängel können beispielsweise der Seitenverschleiß, die Rillenverunreinigung,
die Riffelbildung oder Schleuderstellen der Schienen sein. Die Schienen werden entlang
des Gleises auf Mängel untersucht, wobei für jeden Mangel i
1-4 eine mangelbehaftete Gleislänge l
1-4 erfaßt wird. Bei der Berechnung der mangelbehafteten Gleislänge ist zu berücksichtigen,
ob ein Mangel an/auf einer oder an/auf beiden Schienen des Gleisabschnittes auftritt.
Weist der Gleisabschnitt beispielsweise über eine Länge von 5 m Seitenverschleiß an
beiden Schienen in diesem Abschnitt auf, so beträgt die resultierende mangelbehaftete
Gleislänge für diesen Mangel 5 m, während bei einseitigem Auftreten des Mangels die
mangelbehaftete Gleislänge lediglich 2,5 m beträgt.
[0032] In der Verfahrensstufe 5 werden die Mängel i
1-4 quantitativ und/oder qualitativ bewertet, wobei jedem bewerteten Mangel i
1-4 in Abhängigkeit von der Bewertung in der Verfahrensstufe 6 vorzugsweise automatisch
ein mangelspezifischer Wichtungsfaktor F
1-4 zugeordnet wird. Der Zahlenwert des Wichtungsfaktors gibt an, wie hoch ein Anlagenelement
3 bezüglich des Verschleißverhaltens in Abhängigkeit von den spezifischen Betriebsbedingungen
einzustufen ist. Grundsätzlich kann eine Bewertung jedoch auch unter Berücksichtigung
der Sicherheitsrelevanz des Mangels i
1-4 erfolgen.
[0033] In der Verfahrensstufe 7 wird anschließend für jeden erfaßten Mangel i
1-4 eine gewichtete mangelbehaftete Gleislänge ermittelt, wobei für jeden Mangel i
1-4 die entsprechende mangelbehaftete Gleislänge l
1-4 mit dem mangelspezifischen Wichtungsfaktor F
1-4 multipliziert wird. Das so erhaltene Produkt entspricht jeweils einem verbrauchten
Abnutzungsvorrat des Gleisabschnittes betreffend den erfaßten Mangel i
1-4 der Schienen.
[0034] In der Verfahrensstufe 8 ist weiter vorgesehen, einen verbrauchten (Gesamt-) Abnutzungsvorrat
des Gleisabschnittes betreffend die Schienen des Gleisabschnittes für alle erfaßten
Mängel i
1-4 der Schienen zu ermitteln. Dies erfolgt nach der Gleichung (I):

mit:
- 1
- = mangelbehaftete Gleislänge des Anlagenobjektes 1, betreffend einen Mangel eines
Anlagenelementes 3
- F
- = mangelspezifischer Wichtungsfaktor
- i
- = Mangel eines Anlagenelementes 3
- n
- = Anzahl der Mängel eines Anlagenelementes 3
[0035] In der Verfahrensstufe 9 wird anschließend ein Teilabnutzungsvorrat KAV
j des Gleisabschnittes betreffend das Anlagenelement 3 "Schienen" des Gleisabschnittes
und alle Mängel i
1-4 der Schienen ermittelt. Dazu wird die Gesamtlänge L des Gleisabschnittes in Beziehung
zu dem in der Verfahrensstufe 8 ermittelten verbrauchten Abnutzungsvorrat betreffend
alle Mängel i
1-4 der Schienen des Gleisabschnittes gesetzt. Die Kennziffer KAV
j ergibt sich vorzugsweise aus folgender Gleichung (II):

mit:
- KAVj =
- Teilabnutzungsvorrat des Anlagenobjektes 1 betreffend ein Anlagenelement 3 einer Instandhaltungseinheit
2 des Anlagenobjektes 1
- L
- = Gesamtgleislänge des Anlagenobjektes 1
- 1
- = mangelbehaftete Gleislänge des Anlagenobjektes 1, betreffend einen Mangel des Anlagenelementes
3
- F
- = mangelspezifischer Wichtungsfaktor
- i
- = Mangel eines Anlagenelementes 3
- n
- = Anzahl der Mängel eines Anlagenelementes 3
[0036] Bei der Mängelerfassung werden beide Schienen des Gleisabschnittes vorzugsweise gleichzeitig
auf Mängel i
1-4 untersucht. In der Verfahrensstufe 7 ist daher vorgesehen, daß die in der Verfahrensstufe
4 erfaßten mangelbehafteten Gleislängen l
1-4 mit einem weiteren Faktor gewichtet werden müssen, der das einseitige oder beidseitige
Auftreten des betreffenden Mangels i
1-4 an/auf einer oder beiden Schienen entlang des Gleisabschnittes berücksichtigt.
[0037] In der Verfahrensstufe 10 wird anschließend der (Gesamt-)Abnutzungsvorrat KAV des
Anlagenobjektes 1, im vorliegenden Fall des Gleisabschnittes, ermittelt. Dabei ist
zunächst vorgesehen, daß für jede unterschiedliche Instandhaltungseinheit 2 eines
Anlagenobjektes 1 ein Teilabnutzungsvorrat KAV
j wie zuvor beschrieben berechnet wird. Aus dem so für jede Instandhaltungseinheit
2 erhaltenen Teilabnutzungsvorrat KAV
j ergibt sich der Gesamtabnutzungsvorrat KAV des Anlagenobjektes 1 betreffend alle
Instandhaltungseinheiten 2 gemäß Gleichung (III), wobei jeder Teilabnutzungsvorrat
KAV
j des Anlagenobjektes 1 betreffend eine Instandhaltungseinheit 2 mit einem weiteren
Wichtungsfaktor f
j gewichtet wird und der weitere Wichtungsfaktor f
j die Abhängigkeit des Gesamtabnutzungsvorrates KAV des Anlagenobjektes 1 von der Art
der Instandhaltungseinheit 2 bzw. der Art der einer Instandhaltungseinheit 2 zugeordneten
Anlagenelemente 3 beschreibt.

mit:
- KAV =
- Gesamtabnutzungsvorrat des Anlagenobjektes 1 betreffend alle Instandhaltungseinheiten
2 des Anlagenobjektes 1
- j
- = Instandhaltungseinheit 2 des Anlagenobjektes 1
- m
- = Anzahl der Instandhaltungseinheiten 2 eines Anlagenobjektes 1
- fj
- = weiterer Wichtungsfaktor betreffend eine Instandhaltungseinheit 2
- L
- = Gesamtgleislänge des Anlagenobjektes 1
- 1
- = mangelbehaftete Gleislänge des Anlagenobjektes 1, betreffend einen Mangel des Anlagenelementes
3
- F
- = mangelspezifischer Wichtungsfaktor
- i
- = Mangel eines Anlagenelementes 3
- n
- = Anzahl der Mängel eines Anlagenelementes 3
[0038] Der Gesamtabnutzungsvorrat der Bahnanlage betreffend das Gleis kann aus dem Gesamtabnutzungsvorrat
KAV betreffend einen ersten Gleisabschnitt und dem Gesamtabnutzungsvorrat KAV betreffend
wenigstens einen weiteren Gleisabschnitt ermittelt werden, wobei die beiden Gleisabschnitte
anteilig entsprechend der jeweiligen Gleislänge der Abschnitte berücksichtigt werden
können. Während es bei Gleisabschnitten direkt möglich ist, deren Gleislänge L bei
der Ermittlung des Abnutzungsvorrates der Bahnanlage zu berücksichtigen, können Weichen
mit ihrer Leistungslänge in die Berechnung eingehen. Darüber hinaus kann vorgesehen
sein, daß bei der Berechnung des Gesamtabnutzungsvorrates der Bahnanlage wenigstens
ein Gesamtabnutzungsvorrat KAV eines Anlagenobjektes 1 der Bahnanlage mit einem objektspezifischen
Wichtungsfaktor gewichtet wird, um den stärkeren Einfluß dieses Anlagenobjektes 1
auf den Gesamtabnutzungsvorrat der Bahnanlage zu berücksichtigen.
[0039] Mit den im Zusammenhang mit der Erfindung vorgeschlagenen Kennziffern kann ein Anlagenbetreiber
der Bahnanlage den Verschleißzustand der Anlagenobjekte 1 und der Bahnanlage als solcher
objektiv beurteilen und entsprechend Instandhaltungsstrategien steuern. Es ist sowohl
möglich, Einzelergebnisse betreffend unterschiedliche Anlagenobjekte 1, wie beispielsweise
Gleise oder Weichen, als auch umfassende statistische Auswertungen ganzer Bereiche,
wie beispielsweise Stellwerke, Bahnhöfe oder Prüfpunkte, insbesondere Bettung oder
Schwellen, bei der Ableitung von Instandhaltungsstrategien zu berücksichtigen. Im
Ergebnis handelt es sich bei den im Zusammenhang mit der Erfindung beschriebenen Kennziffern
um neue qualitative Meßgrößen zur Beurteilung und Bewertung von Fahrweginfrastrukturen
auf empirischer Basis. Aufgrund von in regelmäßigen Inspektionen ermittelten Mängeln
i
1-4 spiegeln die Kennziffern die kurz- und mittelfristige Entwicklung der Anlagenqualität
wieder.
1. Verfahren zur automatischen Ermittlung des Abnutzungsvorrates von wenigsten einem
Anlagenobjekt (1) einer Bahnanlage,
- wobei dem Anlagenobjekt (1) wenigstens eine Instandhaltungseinheit (2) mit wenigstens
einem instandhaltungsrelevanten Anlagenelement (3) zugewiesen wird,
- wobei wenigstens ein Mangel (i1-4) des Anlagenelementes (3) erfaßt wird,
- wobei der Mangel (i1-4) vorzugsweise quantitativ und/oder qualitativ bewertet wird und dem bewerteten Mangel
(i1-4) in Abhängigkeit von der Bewertung vorzugsweise automatisch ein mangelspezifischer
Wichtungsfaktor (F1-4) zugeordnet wird,
- wobei für den Mangel (i1-4) eine mangelbehaftete Gleislänge (l1-4) des Anlagenobjektes (1) bestimmt wird,
- wobei die für den Mangel (i1-4) bestimmte mangelbehaftete Gleislänge (l1-4) mit dem mangelspezifischen Wichtungsfaktor (F1-4) gewichtet wird,
- und wobei der Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes (1) in Abhängigkeit von der gewichteten
mangelbehafteten Gleislänge ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes (1) aus der Gesamtgleislänge (L) des Anlagenobjektes
und der gewichteten mangelbehafteten Gleislänge des Anlagenobjektes (1) ermittelt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die mangelbehaftete Gleislänge (l1-4) gemessen wird und/oder daß die Anzahl der Mängel (i1-4) und/oder die Anzahl der mangelbehafteten Anlagenelemente (3) ermittelt und aus der
Anzahl eine mangelbehaftete Gleislänge (l1-4) bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mehrzahl von Mängeln (i1-4) eines Anlagenelementes (3) erfaßt und für jeden erfaßten Mangel (i1-4) eine gewichtete mangelbehafteten Gleislänge bestimmt wird und daß der Abnutzungsvorrat
des Anlagenobjektes (1) in Abhängigkeit von allen gewichteten mangelbehafteten Gleislängen
des Anlagenelementes (3) ermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes (1) betreffend wenigstens ein Anlagenelement
(3) und/oder betreffend eine Instandhaltungseinheit (2) ermittelt wird, wobei, vorzugsweise,
der Abnutzungsvorrat für jedes Anlagenelement (3) und/oder für jede Instandhaltungseinheit
(2) getrennt ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Abnutzungsvorrat von wenigstens einem Anlagenobjekt (1) betreffend wenigstens
ein Anlagenelement (3) und/oder betreffend eine Instandhaltungseinheit (2) mit einem
weiteren Wichtungsfaktor (fj) gewichtet wird, wobei der weitere Wichtungsfaktor die Abhängigkeit des Abnutzungsvorrates
des Anlagenobjektes (1) betreffend alle Anlagenelemente (3) und/oder alle Instandhaltungseinheiten
(2) des Anlagenobjektes (1) von der Art der Instandhaltungseinheit (2) und/oder der
Art des Anlagenelementes (3) beschreibt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Abnutzungsvorrat von wenigstens einem Anlagenobjekt (1) betreffend eine dem Oberbau
zurechenbare Instandhaltungseinheit (2) und/oder wenigstens ein dem Oberbau zurechenbares
Anlagenelement (3) mit einem oberbauspezifischen Wichtungsfaktor und/oder der Abnutzungsvorrat
von wenigstens einem Anlagenobjekt (1) betreffend eine dem Unterbau zurechenbare Instandhaltungseinheit
(2) und/oder wenigstens ein dem Unterbau zurechenbares Anlagenelement (3) mit einem
unterbauspezifischen Wichtungsfaktor gewichtet werden, wobei der oberbauspezifische
Wichtungsfaktor bzw. der unterbauspezifischen Wichtungsfaktor die Abhängigkeit des
Abnutzungsvorrates des Anlagenobjektes (1) betreffend alle Instandhaltungseinheiten
(2) und/oder alle Anlagenelemente (3) von der Zugehörigkeit der Instandhaltungseinheit
(2) und/oder des Anlagenelementes (3) zum Oberbau bzw. zum Unterbau beschreibt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Wert eines Wichtungsfaktors (F1-4, fj) in Abhängigkeit von der Sicherheitsrelevanz des Mangels (i1-4) für die Sicherheit des Anlagenobjektes (1) und/oder in Abhängigkeit von der Betriebsbelastung
des Anlagenobjektes (1) und/oder der Bahnanlage und/oder in Abhängigkeit von dem Einfluß
des Mangels (i1-4) auf den Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes (1) festgelegt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Mangel (i1-4) in Abhängigkeit von der Bewertung klassifiziert wird, wobei eine Mehrzahl von Mangelklassen
für unterschiedliche Wertigkeiten des Mangels (i1-4) vorgesehen und den Mangelklassen mangelspezifische Wichtungsfaktoren (F1-4) unterschiedlicher Höhe zugewiesen sind.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mangelklasse einen quantitativen oder qualitativen Wertebereich für Mängel (i1-4) mit unterschiedlicher Wertigkeit umfaßt, wobei, vorzugsweise, die Anzahl der für
eine Klassifizierung eines Mangels (i1-4) vorgesehen Mangelklassen und/oder deren Wertebereiche mangelspezifisch gebildet
werden.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß einer ersten Mangelklasse als betriebsgefährdend bewertete Mängel (i1-4) zugewiesen werden und/oder daß eine zweiten Mangelklasse Mängel (i1-4) in einer Wertigkeit zwischen Versagensgrenze und Sicherheitsgrenze umfaßt und/oder
daß eine dritte Mangelklasse Mängel (i1-4) in einer Wertigkeit zwischen Sicherheitsgrenze und Standardgrenze umfaßt und/oder
daß eine vierte Mangelklasse Mängel (i1-4) in einer Wertigkeit zwischen Standardgrenze und Sollzustand umfaßt, wobei die Zuweisung
jeweils in Bezug auf die Art des Mangels (i1-4) und das Anlagenelement (3) erfolgt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Ermittlung des Abnutzungsvorrates nur ausgewählte Mängel (i1-4) und/oder ausgewählte Anlagenelemente (3) berücksichtigt werden, wobei die Auswahl
in Abhängigkeit von den spezifischen Betriebsbedingungen der Nutzung des Anlagenobjektes
(1) und/oder der Bahnanlage und/oder wobei die Auswahl in Abhängigkeit von dem Einfluß
des Mangels (i1-4) und/oder des Anlagenelementes (3) auf den Abnutzungsvorrat des Anlagenobjektes (1)
festgelegt wird.
13. Verfahren zur Ermittlung des Abnutzungsvorrates einer Bahnanlage nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Bahnanlage ein erstes instandhaltungsrelevantes Anlagenobjekt (1) und wenigstens
ein weiteres instandhaltungsrelevantes Anlagenobjekt (1) aufweist und daß ein Abnutzungsvorrat
der Bahnanlage betreffend beide Anlagenobjekte (1) aus dem Abnutzungsvorrat des ersten
Anlagenobjektes (1) und dem Abnutzungsvorrat des weiteren Anlagenobjektes (1) ermittelt
wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Abnutzungsvorrat von wenigstens einem Anlagenobjekt (1) mit einem objektspezifischen
Wichtungsfaktor gewichtet wird, wobei der objektspezifische Wichtungsfaktor die Abhängigkeit
des Abnutzungsvorrates der Bahnanlage von der Art des Anlagenobjektes (1) beschreibt.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Anlagenobjekte (1) und/oder Anlagenelemente (3) mit bezogen auf die gesamte Bahnanlage
lokalem Einfluß auf den Abnutzungsvorrat der Bahnanlage bei der Ermittlung des Abnutzungsvorrates
nicht berücksichtigt werden.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Grundlage des ermittelten Abnutzungsvorrates vorzugsweise automatisch wenigstens
ein Instandhaltungshinweis generiert und/oder eine Instandhaltungsmaßnahme eingeleitet
wird und daß, vorzugsweise, die Generierung und/oder Einleitung in Abhängigkeit von
der Belastung der Bahnanlage erfolgt, weiter vorzugsweise unter Berücksichtigung der
Veränderung des Abnutzungsvorrates über einen mehrere Perioden umfassenden Zeitraum.