[0001] Die Erfindung betrifft ein Dämmstoffprodukt aus Mineralfasern, welches als Bahn,
insbesondere als aufwickelbare Bahn, oder als Platte konfektioniert ist. Die Erfindung
betrifft außerdem ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Dämmstoffproduktes.
[0002] Dämmstoffprodukte aus Mineralfasern sind in zahlreichen Ausführungsformen bekannt.
Grundsätzlich unterschieden wird Bahnenmaterial, welches in der Regel eine Dichte
zwischen 10 und 30 kg/m
3 aufweist, von so genanntem Plattenmaterial, welches eine höhere Dichte besitzt. Dämmstoffprodukte,
die als Bahn konfektioniert sind, werden entweder in dieser Bahnenform verpackt oder
zu einer Rolle aufgewickelt. Bei Plattenmaterial scheidet ein Aufrollen aufgrund der
höheren Dichte aus.
[0003] Eine weitere Unterscheidung erfolgt anhand der Ausrichtung der überwiegenden Anzahl
der Fasern innerhalb des Dämmstoffproduktes. Dazu soll vorab das grundsätzliche Herstellungsverfahren
kurz skizziert werden:
Aus einer Schmelze werden vereinzelte Mineralfasern hergestellt. Dies geschieht beispielsweise
dadurch, indem die Schmelze auf einen sich mit hoher Umdrehungsgeschwindigkeit drehenden
Rotor geführt wird. Dabei bilden sich erste Fasern, die über einen Luftstrom vom Rotor
weggeführt werden, während verbleibende Schmelze auf einen nachgeschalteten Rotor
abschleudert wird. Dieses Prinzip wird in der Regel auf Vorrichtungen mit zwei bis
fünf Rotoren erweitert. Während dieser Verfahrensstufe wird häufig ein Bindemittel
auf die Fasern appliziert.
[0004] Die so gebildeten Fasern werden als dünnes, so genanntes Primärvlies gesammelt und
anschließend wird aus mehreren Primärvlies-Schichten ein so genanntes Sekundärvlies
gebildet.
[0005] Ohne weitere Maßnahmen weist die überwiegende Zahl der Fasern im Sekundärvlies eine
Orientierung im Wesentlichen parallel zu den beiden Hauptflächen des Sekundärvlieses
auf. Das daraus gebildete Dämmstoffprodukt besitzt eine nur geringe Druckfestigkeit.
[0006] In der CH-PS 620 861 ist deshalb ein Verfahren zur Herstellung von Mineralfaserplatten
vorgeschlagen worden, bei dem das Sekundärvlies bei Eintritt in einen Durchlaufofen
wechselseitig ausgebaucht und dann in seiner Dicke derart komprimiert wird, dass sich
nach der Aushärtung des Bindemittels eine praktisch ebene Oberfläche ergibt. Durch
die wechselseitige Ausbauchung wird erreicht, dass viele Fasern innerhalb des Sekundärvlieses
schräg zu den Hauptoberflächen der Platte verlaufen. Hierdurch wird die Druckfestigkeit
und Zerreißfestigkeit der Platte (senkrecht zu den Hauptoberflächen) erhöht.
[0007] Die DE 38 32 773 C2 entwickelt dieses Verfahren dahingehend weiter, dass die so genannte
Längskomprimierung gemäß CH-PS 620 861 vor dem Durchlaufofen erfolgt und das Sekundärvlies
zwischen den Längskomprimierungsstufen jeweils eine Zwischenstufe durchläuft, bei
denen das Sekundärvlies zwischen gegenläufigen Rollen hindurchgeführt wird, die mit
gleicher Umfangsgeschwindigkeit umlaufen wie die jeweils in Transportrichtung folgende
Längskomprimierungsstufe.
[0008] Auch in diesem Fall ergeben sich Dämmstoffprodukte, bei denen die Faserorientierung
zu einem großen Teil in Richtung auf die Hauptoberflächen des Dämmstoffproduktes ist.
[0009] Außerdem ist es bekannt, konventionelle Dämmstoffbahnen (also solche, bei denen die
Fasern überwiegend parallel zu den Hauptoberflächen der Bahn verlaufen), in Lamellen
zu schneiden und diese Lamellen anschließend um 90° zu drehen und miteinander zu einem
Dämmstoffprodukt wieder zu verbinden. Bei einem solchen Dämmstoffprodukt verlaufen
die einzelnen Fasern zu einem erheblichen Teil senkrecht zu den Hauptoberflächen des
Dämmstoffproduktes. Die Druckfestigkeit eines solchen Dämmstoffproduktes ist hoch,
ebenso aber auch der Aufwand bei der Herstellung.
[0010] Insoweit haben sich zur Herstellung druckfester Dämmstoffprodukte überwiegend die
eingangs beschriebenen Produkte durchgesetzt, bei denen das Sekundärvlies einer Längskomprimierung
unterzogen wird. Die Druckfestigkeit des so hergestellten Produktes ist jedoch geringer
als die der erwähnten Lamellenprodukte.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine weitere Alternative aufzuzeigen, um Dämmstoffprodukte
mit möglichst hoher Druckfestigkeit (senkrecht zu den Hauptoberflächen) zur Verfügung
zu stellen, und zwar mit Hilfe eines möglichst einfachen Herstellungsverfahrens.
[0012] Dabei liegt der Erfindung folgender Gedanke zugrunde: Die skizzierte, aus der DE
38 32 773 C2 bekannte Längskomprimierung stellt ein relativ einfaches und sicheres
Herstellungsverfahren dar, sodass dessen Prinzip erfindungsgemäß übernommen wird.
Allerdings wird nicht das Sekundärvlies längs komprimiert. Vielmehr soll bereits das
Primärvlies einer Längskomprimierung unterworfen werden. Auf diese Weise wird die
Umorientierung der Mineralfasern zu einem Zeitpunkt vorgenommen, bei dem das Dämmstoffprodukt
noch nicht seine mehr oder weniger endgültige Geometrie erreicht hat. Erfindungsgemäß
wird vielmehr in einer Vorstufe angesetzt. Indem das relativ dünne Primärvlies (welches
beispielsweise eine Dicke zwischen 3 und 15 mm aufweist) längs komprimiert wird und
erst anschließend aus dem Primärvlies durch Aufeinanderliegen mehrerer Primärvlies-Schichten
das Sekundärvlies gebildet wird besteht im Ergebnis auch das Sekundärvlies aus Fasern,
die zu einem Großteil in Richtung auf die Hauptoberflächen des Sekundärvlieses orientiert
sind. Diese Orientierung ist jedoch nicht "durchgehend" zwischen den Hauptoberflächen,
sondern auf mehrere Schichten (Primärvlies-Schichten) "verteilt". Durch die Umorientierung
der Fasern in den einzelnen Schichten, aus denen das Sekundärvlies gebildet wird,
kann die Druckfestigkeit des Endproduktes deutlich erhöht werden. Anders ausgedrückt:
Das Sekundärvlies und damit letztendlich das Fertigprodukt besteht aus einer Vielzahl,
übereinander angeordneter druckfester Schichten.
[0013] Damit entsteht ein neues Produkt mit einem neuen Aufbau der einzelnen Schichten und
neuer Faserorientierung innerhalb dieser Schichten.
[0014] Der Begriff "Längskomprimierung" ist in seiner allgemeinsten Bedeutung erfindungsgemäß
dahingehend zu verstehen, dass durch Komprimierungsschritte quer zu den Haupt-Oberflächen
des Primärvlieses die beschriebene Umorientierung der Faserrichtung erfolgt. In ihrer
allgemeinsten Ausführungsform betrifft die Erfindung danach ein Dämmstoffprodukt aus
Mineralfasern, welches als Bahn, insbesondere als aufwickelbare Bahn, oder Platte
konfektioniert ist und zwischen seinen Hauptoberflächen mehrere übereinander angeordnete
Primärvliesschichten aufweist, deren Fasern im Wesentlichen eine Orientierung in Richtung
auf die Hauptoberflächen des Dämmstoffproduktes aufweisen. Da es sich bei einem Dämmstoffprodukt
aus Mineralwolle um ein industriell als Massenware gefertigtes Produkt handelt, erstreckt
sich die beschriebene Umorientierung der Fasern zwangsläufig nicht auf sämtliche Fasern,
aber auf die prinzipielle Ausrichtung einer überwiegenden Zahl (> 50 %) der Fasern.
Ein solches Produkt lässt sich mit einem Verfahren herstellen, welches folgende Schritte
aufweist:
- Bildung von vereinzelten Mineralfasern aus einer Schmelze,
- Bildung eines Primärvlieses aus den zuvor gebildeten Mineralfasern,
- Längskomprimierung des Primärvlieses derart, dass ein wesentlicher Teil der Mineralfasern
innerhalb des Primärvlieses eine Orientierung in Richtung auf Hauptoberflächen des
Primärvlieses erhält,
- Bildung eines Sekundärvlieses, in dem mehrere Lagen des Primärvlieses aufeinander
gelegt werden.
[0015] Der Verfahrensschritt der Längskomprimierung kann in Übereinstimmung mit der Lehre
der DE 38 32 773 C2 erfolgen, auf die insoweit Bezug genommen wird. Entsprechend wird
das Primärvlies beispielsweise in seiner Länge durch wechselseitiges Ausbauchen komprimiert,
wodurch eine Art mäanderförmiger Verlauf entsteht, der sich dadurch auszeichnet, dass
die schlaufenförmigen Bogenabschnitte des längs komprimierten Primärvlieses anschließend
im Wesentlichen parallel zueinander verlaufend Haupt-Oberflächen bilden.
[0016] Entsprechend der Lehre der DE 38 32 773 C2 können eine Vielzahl solcher Längskomprimierungsschritte
nacheinander erfolgen. Dabei kann zwischen den einzelnen Längskomprimierungsschritten
das Primärvlies in seiner Dicke komprimiert werden, um die Ausbildung im Wesentlichen
ebener Haupt-Oberflächen zu fördern. Ebenso kann vorgesehen sein, nach einer Dicken-Vorkomprimierung
die Längskomprimierung durch Ausbauchen des Primärvlieses in mehreren hintereinander
angeordneten Stufen auszuführen, wobei das Primärvlies zwischen den Längskomprimierungsstufen
jeweils eine Zwischenstufe durchläuft, die aus beidseitig des Primärvlieses angeordneten,
jeweils mit einer Freilaufkupplung ausgebildeten Rollen oder Förderbändern besteht,
die mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit umlaufen wie die jeweils in Transportrichtung
folgende Längskomprimierungsstufe.
[0017] Der Längskomprimierungsgrad jeder Stufe kann einstellbar sein.
[0018] Die Ausbildung des längs komprimierten Primärvlieses zum Sekundärvlies kann über
ein so genanntes Pendel erfolgen. Dabei wird das Primärvlies kontinuierlich zu einem
Sekundärvlies geschichtet.
[0019] Beispielsweise wird das Primärvlies zwischen gegenläufigen Transportbändern oder
Rollen des Pendels geführt, dessen abgabeseitiges Ende alternierend hin- und herbewegt
wird, wobei das Primärvlies in überlappenden Lagen als Sekundärvlies auf einem Transportband
abgelegt wird.
[0020] Während die erwähnte Pendel-Einrichtung im Wesentlichen vertikal verläuft und das
Primärvlies nach unten abgibt kann das anschließende Transportband beispielsweise
eine im Wesentlichen horizontale Ausrichtung aufweisen. Das Sekundärvlies wird dann
auf einer Transportrichtung senkrecht zum Primärvlies (unterhalb der Pendel-Anlage)
gebildet und abtransportiert.
[0021] Die Weiterbehandlung des Sekundärvlieses kann auf bekannte Art und Weise erfolgen.
So kann das Sekundärvlies vor seiner Weiterverarbeitung zum Dämmstoffprodukt einer
Volumenkomprimierung unterzogen werden. Beispielsweise kann das Sekundärvlies dabei
durch gegenläufige Walzen geführt werden, sodass seine Dicke verringert und seine
Dichte gleichzeitig erhöht wird. Die beschriebene Orientierung der Fasern innerhalb
der einzelnen Primärvlies-Schichten verändert sich dadurch nicht oder unmerklich.
[0022] Das Sekundärvlies kann entlang der Transportstrecke anschließend durch einen Härteofen
geführt werden. Dies wird insbesondere dann erfolgen, wenn die Fasern des Primärvlieses
mit Hilfe eines Bindemittels temporär fixiert wurden, wobei die Zugabe des Bindemittels
― wie bekannt ― unmittelbar nach der Herstellung vereinzelter Fasern aus der Schmelze
erfolgt. An dieser Stelle können auch weitere Zusatzmittel, wie Imprägnierungsmittel,
auf die Fasern aufgesprüht oder sonst wie zugeführt werden.
[0023] Im Anschluss an den Härteofen, in dem das Bindemittel ausgehärtet wird, erfolgt die
gewünschte Konfektionierung zu den fertigen Dämmstoffprodukten, also beispielsweise
Bahnen oder Platten. Dies erfolgt beispielsweise über bekannte Schneideinrichtungen.
[0024] Durch den schichtenweisen Aufbau des Sekundärvlieses aus faserorientierten Primärvliesen
lassen sich Dämmstoffprodukte beliebiger Dicke einstellen. Eine weitere Variationsmöglichkeit
zur Einstellung der Eigenschaften des fertigen Dämmstoffproduktes besteht darin, die
einzelnen Primärvlies-Lagen in unterschiedlicher Anordnung zueinander auszubilden.
Dies soll anhand des bereits erwähnten Pendels erläutert werden: Mit Hilfe des Pendels
können benachbarte Primärvlies-Schichten nach Art einer Faltung aufeinander gelegt
werden. Der jeweilige Überlappungsgrad benachbarter Primärvlies-Schichten lässt sich
unter anderem wie folgt einstellen:
- durch die Geschwindigkeit des Transportbandes für das Sekundärvlies
- durch die Geschwindigkeit der alternierenden Bewegung des Pendels
- durch die Winkelstellung des Pendels relativ zum Transportband für das Sekundärvlies
- durch die Geschwindigkeit der Pendelbewegung
[0025] Werden die einzelnen Schichten des Sekundärvlieses unter Verwendung eines solchen
Pendels erstellt liegen die Schichten im Sekundärvlies nicht exakt übereinander; vielmehr
verlaufen die einzelnen Schichten unter einem Winkel zu den Haupt-Oberflächen des
Sekundärvlieses. Auch dieser Winkel ist über die genannten Verfahrens- und Vorrichtungsparameter
einstellbar. Der Winkel beträgt nach einer Ausführungsform > 5° und < 45°, bezogen
auf die Haupt-Oberflächen des Sekundärvlieses. Daraus folgt weiters, dass selbst dann,
wenn die Fasern innerhalb des Primärvlieses nahezu senkrecht zu den Hauptoberflächen
des Primärvlieses verlaufen, die Orientierung der Fasern in Bezug auf das Sekundärvlies
nicht exakt senkrecht zu den Haupt-Oberflächen ist, sondern leicht schräg, entsprechend
zum Verlauf der Primärvlies-Schichten. Diese Faserorientierung bleibt im Sekundärvlies
auf dessen weiteren Weg bis zum Fertigprodukt weitestgehend erhalten; sie kann aber
auch bedarfsweise noch verändert werden, indem das Sekundärvlies beispielsweise zwischen
gegenläufige Druckrollen hindurchgeführt wird, die eine weitere, wenngleich relativ
geringe Winkelverschiebung der Faserausrichtung ergeben können.
[0026] Im Vergleich zu einer Standard-Dämmmatte bestimmter Dicke und Dichte mit definiertem
Bindemittelgehalt lässt sich bei einem vergleichbaren erfindungsgemäßen Produkt die
Druckspannung bei 10 %iger Stauchung (gemäß EN 826) mehr als verdoppeln. Im Vergleich
zu längskomprimierten Produkten gemäß DE 38 32 773 C2 ergibt sich einer Verbesserung
von mindestens 10 %. Ähnliche Verbesserungen ergeben sich für die Abreißfestigkeit
gemäß EN 1607.
1. Dämmstoffprodukt aus Mineralfasern, welches als Bahn, insbesondere als aufwickelbare
Bahn, oder Platte konfektioniert ist, und zwischen seine Hauptoberflächen mehrere,
übereinander angeordnete Primärvliesschichten aufweist, deren Fasern im Wesentlichen
eine Orientierung in Richtung auf die Haupt-Oberflächen des Dämmstoffproduktes aufweisen.
2. Dämmstoffprodukt nach Anspruch 1, dessen Primärvliesschichten unter einem Winkel >
5° und < 45° zu den Haupt-Oberflächen verlaufen.
3. Verfahren zur Herstellung eines Dämmstoffproduktes auf Basis Mineralfasern, mit folgenden
Schritten:
a) Bildung von vereinzelten Mineralfasern aus einer Schmelze,
b) Bildung eines Primärvlieses aus den zuvor gebildeten Mineralfasern,
c) Längskomprimierung des Primärvlieses derart, dass ein wesentlicher Teil der Mineralfasern
innerhalb des Primärvlieses eine Orientierung in Richtung auf Hauptoberflächen des
Primärvlieses erhält,
d) Bildung eines Sekundärvlieses, in dem mehrere Lagen des Primärvlieses aufeinander
gelegt werden,
e) Weiterverarbeitung des Sekundärvlieses zu einem Dämmstoffprodukt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Primärvlies kontinuierlich zum Sekundärvlies
geschichtet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Primärvlies zwischen gegenläufigen Transportbändern
eines Pendels geführt wird, dessen abgabeseitiges Ende alternierend hin und her bewegt
wird, und das Primärvlies in überlappenden Lagen als Sekundärvlies auf einem Transportband
abgelegt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Primärvlies in seiner Länge durch wechselseitiges
Ausbauchen komprimiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Sekundärvlies vor seiner Weiterverarbeitung
zum Dämmstoffprodukt einer Volumenkomprimierung unterzogen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Sekundärvlies einer Dickenkomprimierung unterzogen
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Sekundärvlies zur Aushärtung eines zuvor applizierten
Bindemittels durch einen Härtofen geführt wird.