[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum bildhaften Färben von Leder, das heißt zur
Erzeugung farbiger Motivstrukturen auf Leder.
[0002] Ein Verfahren zum Färben und Bedrucken von Leder ist beispielsweise aus der DE 38
25 755 A1 bekannt. Hierbei werden als anionische Metallkomplexfarbstoffe Metallkomplexe
von metallisierbaren Monoazo- und/oder Monoazomethinfarbstoffen eingesetzt. Weiter
wird das Leder nach dem bekannten Verfahren mit einem Polymer behandelt, welches beispielsweise
durch Umsetzung eines monofunktionellen oder polyfunktionellen Amins unter anderem
mit Cyanamid, Dicyandiamid, Guanidin oder Biguanidin erhältlich ist. Eine Weiterumsetzung
ist beispielsweise mit Formaldehyd oder einer Formaldehyd freisetzenden Verbindung
möglich.
[0003] Ein weiterer wichtiger Aspekt des Färbens von Leder ist neben der Art der verwendeten,
in vielen Fällen umweltgefährdenden Stoffe die Struktur der gefärbten Oberfläche.
Häufig wird auf die im ungefärbten Zustand typisch strukturierte Oberfläche des Leders
eine Schicht aufgebracht, die die natürlichen Unebenheiten des Leders egalisiert und
somit eher den Eindruck einer glatten Kunststoffoberfläche vermittelt. Das Leder wird
somit mehr beschichtet als gefärbt. Die Beschichtung hat den weiteren Nachteil, dass
sie sehr leicht, insbesondere unter Biegebeanspruchung, reißt und daher kaum für eine
Dauerbeanspruchung, beispielsweise bei Schuhen, geeignet ist. Aus den genannten Gründen
wird auf eine bildhafte Färbung von stark beanspruchtem Leder in der Regel verzichtet
und statt dessen einheitlich gefärbtes Leder verwendet.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Färben von Leder anzugeben,
welches eine gute Umweltverträglichkeit mit einer hohen Beständigkeit der Färbung
bei weitgehender Erhaltung der typischen Oberflächenstruktur des Leders verbindet.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 sowie durch ein Leder nach
Anspruch 25 gelöst.
[0005] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird in einem ersten Schritt eine Acrylate und/oder
Polyacrylate enthaltende Beize auf ein Leder aufgebracht. Nach einer Trocknungs- und
Aushärtungszeit wird in einem weiteren Schritt ein wasserlöslicher Farbstoff mittels
eines Zwischenträgers auf das Leder aufgebracht. Die Motivstruktur, in welcher das
Leder zu färben ist, wird zunächst auf den Zwischenträger, das heißt ein Papier, eine
Folie oder einen sonstigen flächigen Gegenstand, gedruckt. Von dem Zwischenträger
aus erfolgt die Übertragung des Bildes oder der sonstigen Motivstruktur auf das Leder.
Das Bedrucken des Zwischenträgers geschieht in einem Digitaldruckverfahren, ähnlich
wie das übliche Bedrucken von Papier, und ist damit besonders rationell bei gleichzeitig
hoher erreichbarer Auflösung. Der vom Zwischenträger aus auf das Leder übertragene
Farbstoff verbindet sich reaktiv mit dem Leder sowie mit der in dieses eingedrungenen
Beize. Auf diese Weise wird das Leder unter weitgehender Erhaltung seiner Oberflächenstruktur
bildhaft gefärbt, wobei zugleich eine gute Dauerhaltbarkeit, insbesondere Farbechtheit
und Abriebfestigkeit, gegeben ist.
[0006] Leder, die mit dem Verfahren gefärbt werden können, sind Narbenleder, zum Beipiel
Nappa aus Schaf, Ziege oder Rind und Boxcalf- oder Rindboxleder ebenso wie beispielsweise
Veloursleder, Spaltvelours, Wildleder und Nubukleder. Das Verfahren zum bildhaften
Färben kann bei beliebig gegerbten Ledern, beipielsweise mineralisch, synthetisch
oder kombiniert gegerbten Ledern, eingesetzt werden. Ebenso ist das Verfahren für
Leder verschiedenster Dicke, wie Buchbinderleder, Handschuhleder, Schuhleder, Leder
für Handtaschen, Schuhsohlenleder, Polsterleder, Kofferleder, Riemenleder oder Leder
für Sportartikel geeignet. Das angegebene Verfahren eignet sich insbesondere auch
zum Färben von bereits farbigen Ledern.
[0007] Die im ersten Schritt des Verfahrens zu verwendende Beize kann auf das Leder gestrichen,
gepinselt, gerakelt, gerollt, gesprüht oder anderweitig, beispielsweise durch Eintauchen,
aufgebracht werden. In der sich anschließenden Trocknungszeit verteilt sich die Beize
im Leder und verbindet sich mit der Lederoberfläche, ohne jedoch deren Oberflächenstruktur,
etwa durch Bildung einer geschlossenen, ebenen Schicht, zu zerstören. Zusätzlich zur
Trocknung erfolgt auch eine Aushärtung der Beize im Leder, insbesondere durch Polymerisationsreaktionen.
[0008] Die als Beize verwendete Flüssigkeit mit Acrylaten oder Polyacralaten ermöglicht
durch ihre chemische Zusammensetzung eine Reaktion mit dem Leder sowie dem aufgebrachten
Farbstoff und damit in einem besonders umweltfreundlichen Verfahren eine beständige
Färbung des Leders.
[0009] Als Farbstoffe werden bevorzugt sogenannte Beizenfarbstoffe verwendet, die sich völlig
überraschend als besonders gut geeignet zur bildhaften Färbung von Leder herausgestellt
haben. Unter Beizenfarbstoffe wird eine seit dem Mittelalter viel benutzte, heute
jedoch wegen des technisch notwendigen Aufwands seltener eingesetzte Gruppe von Farbstoffen
verstanden. Beizenfarbstoffe gehören verschiedenen Stoffklassen an und wurden bisher
fast ausschließlich in der Textindustrie, vorwiegend zum Färben von Wolle, Seide,
Zellulosefaserstoffen und anderen Eiweißfaserstoffen verwendet. Mit den vorliegend
verwendeten Beizenfarbstoffen nicht zu verwechseln sind die sogenannten Farbstoffbeizen,
welche insbesondere als Färbemittel für Holz seit langem bekannt sind.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Vorteilhafterweise verbindet sich der Farbstoff mit dem Leder dadurch reaktiv, dass
Farbstoffgruppen an im Leder vorhandene OH-Gruppen ankoppeln. Leder tierischen Ursprungs
trägt diese OH-Gruppen als Eiweiß-Bestandteile. Die Farbstoffe koppeln dabei an die
OH-Gruppen zu einer dauerhaften Verbindung, die durch die gleichzeitige Anwesenheit
der Acrylate oder Polyacrylate stabilisiert wird. Die Farbstoffe sind mit dem Leder
und nicht mit einer auf dem Leder aufgebrachten Zwischenschicht dauerhaft und beständig
verbunden, wodurch die natürliche Oberflächenbeschaffenheit des Leders erhalten bleibt.
[0011] Die Ansprüche 3 bis 8 betreffen dabei besonders bevorzugte Ausführungsformen der
Erfindung, bei denen die Verwendung einer ausgewählten Beize dazu beiträgt, dass das
erfindungsgemäße Verfahren besonders umweltfreundlich ist. Die verwendete Beize ist
vorzugsweise ölfrei und weist abgesehen von Wasser keinerlei anorganische Bestandteile,
wie beispielsweise Chrom, Nickel oder Silizium in für die Wirkung der Beize relevanten
Konzentrationen auf. Die Verwendung giftiger Lösemittel ist daher nicht erforderlich.
Der Feststoffanteil in der Beize bewegt sich vorzugsweise im Bereich zwischen 30 %
und 70 %. Als besonders vorteilhaft hat sich ein Feststoffanteil von etwa 60 bis 65
% erwiesen. Auch bei einem geringen Feststoffanteil von etwa 30 % werden jedoch, je
nach Anwendungsfall, noch qualitativ ausreichende Ergebnisse erzielt. Durch die Verwendung
einer Beize auf Wasserbasis kann das erfindungsgemäße Verfahren auch in kritischen
Anwendungsgebieten, beispielsweise im Lebensmittelbereich, angewendet werden. Die
Beize in Form einer wässrigen Dispersion ist vorzugsweise giftfrei (beispielsweise
ist Butylacrylat lediglich als reizend, Gefahrensymbol "Xi", eingestuft) und biologisch
abbaubar, so dass insbesondere auch die Entsorgung von Restbeständen problemlos möglich
ist. Die Verwendung einer Beize auf Wasserbasis führt in Verbindung mit dem wasserlöslichen
Farbstoff insbesondere zur Bevorzugung der reaktiven Verbindung des Farbstoffs mit
den OH-Gruppen des Leders. Begünstigt wird dies weiter durch den relative niedrigen
Feststoffanteil in der Beize.
[0012] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung wird die fertige Beize aus
einem Beizenkonzentrat gewonnen, welches mit Wasser verdünnt wird. Das Beizenkonzentrat
besteht dabei vorzugsweise aus 60 bis 90 Gew.-% Ethylacrylat und 10 bis 40 Gew.-%
Butylacrylat, welches mit Wasser gemischt ist. Dieses Konzentrat wird dann vor der
Anwendung im Verhältnis 1:3 bis 1:5 mit Wasser verdünnt. Aufgrund von Polymerisationsreaktionen
ist es nicht in jedem Fall möglich, den Feststoffanteil der fertigen Beize arithmetisch
aus der Zusammensetzung der Ausgangsstoffe zu bestimmen. In der in dem Verfahren angewendeten
Beize stellt sich ein Feststoffanteil von etwa 63 % ein.
[0013] Die lösemittelfreie Beize (in diesem Zusammenhang wird Wasser nicht als Lösemittel
verstanden) ist vorzugsweise transparent oder zumindest derart gering gefärbt, dass
durch die Verwendung der Beize die Möglichkeiten der anschließenden Färbung des Leders,
auch mit hoher Auflösung, nicht eingeschränkt sind. Die Beize kann auch mit chemischen
oder physikalischen Additiven versetzt sein (Ansprüche 9 und 10). Beispielsweise kann
die Beize mit Verdickern eingedickt und damit für den Pinsel- oder Rakelauftrag eingestellt
sein. In jedem Fall sind sämtliche bei dem erfindungsgemäßen Verfahren genutzten Stoffe
unter Umwelt-, Arbeitssicherheits- und Gesundheitsgesichtspunkten unbedenklich.
[0014] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist der Farbstoff und/oder die
Beize derart aufgebracht, dass das gefärbte Leder einen neutralen pH-Wert von etwa
7 erhält. Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, dass der pH-Wert des gefärbten
Leders von Bedeutung für die Stabilität der reaktiven Verbindung mit dem Leder und
der Beize ist. Wird die Farbe ohne Beachtung des pH-Wertes aufgebracht, so stellt
sich im Leder ein eher saurer pH-Wert ein. Dies liegt darin begründet, das im Handel
befindliches Leder an sich einen sauren pH-Wert im Bereich zwischen 3 und 4 hat. Ein
saurer pH-Wert kann sich jedoch negativ auf die Stabilität der reaktiven Verbindung,
insbesondere auf die Stabilität der Bindung mit den OH-Gruppen des Leders, auswirken.
Wird die Farbe und/oder die Beize in einem alkalischen Bereich mit einem pH-Wert von
etwa 7,5 bis 9 aufgebracht, so besitzt das gefärbte Leder einen in etwa neutralen
pH-Wert. Hierdurch wird die Dauerhaftigkeit der reaktiven Verbindung des Farbstoffs
erhöht.
[0015] Der gesamte Mengenanteil der Acrylate und Polyacrylate an der Beize beträgt vorzugsweise
weniger als 40 % (Anspruch 12). Bevorzugte Parameter zur Behandlung des Leders nach
der Aufbringung der Beize, vor der Aufbringung des Farbstoffs, sind in den Ansprüchen
13 bis 14 genannt. Demgemäß trocknet das Leder bei 100°C bis 150°C, insbesondere bei
ca. 130°C. Diese Temperaturen halten den Energieverbrauch relativ gering. Alternativ
ist es auch möglich, die Trocknung bei Raumtemperatur durchzuführen. Sofern die Trocknung
bei den genannten Temperaturen oberhalb der Raumtemperatur erfolgt, dauert die Trocknung
etwa 10 min bis 60 min, insbesondere ca. 30 min. Nach dieser Trocknung können die
mit der Beize behandelten Lederstücke bereits gestapelt werden.
[0016] Die Aushärtung der Acrylate und Polyacrylate der Beize, wobei eine Polymer-Selbstvernetzung
erfolgt, dauert bei Temperaturen von 130°C bis 170°C eine halbe bis zwei Minuten,
insbesondere ca. 1 min. Die Trocknungs- und Aushärtungszeit können nahtlos in einander
übergehen, wobei die Temperatur während Aushärtungszeit nicht notwendigerweise höher
als während der vorangehenden Trocknungszeit ist. Auf die Besonderheiten des Materials
Leder, insbesondere dessen begrenzte Temperaturbeständigkeit, ist in jedem Fall durch
geeignete Wahl der Parameter zu achten.
[0017] Der verwendete Farbstoff weist vorzugsweise einen gewichtsbezogenen Feststoffanteil
von weniger als 15 % auf und ist damit für das Digitaldruckverfahren besonders geeignet.
Es handelt sich um einen wasserlöslichen Farbstoff ohne Verwendung organischer Lösungsmittel
(Ansprüche 16 und 17). Die Verwendung von Chinolin, welches allgemein zur Herstellung
von Sparbeizen geeignet ist, zur Behandlung des Leders ist möglich (Anspruch 18).
[0018] Dem Farbstoff können chemische und/oder physikalische Additive, wie zum Beispiel
Entschäumer und Füllstoffe zugesetzt sein, um die Lederoberfläche zu verändern oder
beipielsweise die Bildung einer Schutzschicht auf der Lederoberfläche zu unterstützen
(Anspruch 19). Der auf das Leder aufgebrachte Farbstoff wird, soweit keine Trocknung
bei Raumtemperatur erfolgt, vorzugsweise bei 100°C bis 150°C, insbesondere ca. 130°C,
eine halbe bis zwei Minuten lang, insbesondere ca. 1 min lang, getrocknet (Anspruch
20).
[0019] Von Vorteil ist insbesondere eine Übertragung des Farbstoffes vom Zwischenträger
zum Leder durch Aufdampfen. Durch Verdampfen oder Sublimation kann der Farbstoff in
den gasförmigen Zustand übergeführt werden und damit der Zwischenträger als Sublimationselement
genutzt werden. Das Übertragen des Farbstoffes auf das Leder kann hierbei mit Hilfe
einer beheizbaren Presse erfolgen, beispielsweise einer Furnierpresse, wie sie in
gleicher oder ähnlicher Art von Tischlern verwendet wird. Unter dem Einfluss der erforderlichen
Druck- und Temperaturwerte findet eine Sublimation des Farbstoffs statt. In diesem
Zusammenhang wird unter Sublimation nicht nur im physikalisch strengen Sinn ein Übergang
von der festen in die gasförmige Phase verstanden, sondern auch ein Mitführen von
Farbstoffpartikeln in einem durch die Beheizung entstehenden Wasserdampfstrom, wobei
nicht notwendigerweise ein Phasenwechsel der Farbstoffpartikel erfolgt (Ansprüche
21 bis 23).
[0020] Die Farbstoffpartikel werden vom Sublimationselement, das zuvor auf das zu färbende
Leder gelegt wurde, gelöst und auf das Leder aufgebracht. Das Sublimationelement dient
dabei als Trägermaterial für den Farbstoff. Gleichzeitig verdampft noch vorhandenes
Wasser aus der zuvor auf das Leder aufgetragenen Beize. Beize, Farbstoff und Leder
verbinden sich reaktiv derart, dass sich nach dem Abschluss des Pressvorganges der
Farbstoff fest und unwiederbringlich im Leder befindet. Im Anschluss an das Aufbringen
des Farbstoffs kann eine dünne Schutzschicht oder ein Lack, beispielsweise PUR, auf
das Leder aufgebracht werden, um die Oberfläche zusätzlich gegen Umwelteinflüsse und
Abnutzung zu schützen. Vorzugsweise wird dabei eine Beschichtung einer wässrigen Dispersion
selbstvernetzender Polymere aufgetragen (Anspruch 24). Auch mit dieser zusätzlichen
Beschichtung bleibt die natürliche, strukturierte Oberfläche des Leders im Wesentlichen
unverändert.
[0021] Durch das vorliegende Verfahren wird ein besonders umweltfreundliches und damit zeitgemäßes
Färben von Leder ermöglicht. Zugleich ist das Verfahren gesundheitlich völlig unbedenklich.
Im Gegensatz zu bisher bekannten Verfahren, die das Leder, auf welches ein Aufdruck
aufzubringen ist, mit einer glatten Beschichtung versehen, erfolgt keine Abdeckung
oder Versiegelung der Lederoberfläche durch einen Farbdruck. Vielmehr erfolgt das
Färben durch ein Eindringen der verwendeten Stoffe in das Leder, wodurch eine qualitativ
hochwertige Färbung erzeugt werden kann. Ein besonderes Merkmal der Färbeergebnisse
ist dabei, dass der Oberflächencharakter und die Haptik des Leders vollumfänglich
erhalten bleiben und die Farb- und Lichtechtheit der so hergestellten Motivstruktur
gegeben ist.
[0022] Mit dem vorliegenden Färbeverfahren ist es prinzipiell auch möglich, Produkte aus
Leder großflächig mit einer einheitlichen Farbgebung oder mit groben Farbstrukturen
zu versehen. Die Vorteile des Verfahrens kommen jedoch besonders zur Geltung beim
Aufbringen von Bildmotiven mit sehr feinen Motivstrukturen in der Größenordnung von
wenigen Millimetern, wobei kein Ineinanderfließen der Farben erfolgt. Das Verfahren
ist bei geringem Farbstoffverbrauch besonders einfach durchzuführen und damit kostengünstig.
Es kann unter Verwendung bereits vorhandener Arbeitsmaschinen und Vorrichtungen durchgeführt
werden, wodurch eine Einführung des Verfahrens bzw. eine Umstellung von bisherigen
Verfahren auf das erfindungsgemäße Verfahren ohne größere Investitionskosten möglich
ist. Die optisch sehr ansprechenden Ergebnisse bleiben auch bei längerer Beanspruchung
des gefärbten Lederproduktes erhalten.
[0023] Im nachfolgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben,
das anhand der Abbildungen näher erläutert wird. Hierbei zeigt:
- Fig. 1
- ein vereinfachtes Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens und
- Fig. 2
- eine schematische ausschnittsweise Darstellung eines mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
gefärbten Leders.
[0024] Fig. 1 zeigt ein schematisch stark vereinfachtes Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen
Verfahrens. In einem ersten Schritt 10 wird dabei eine ölfreie Beize in Form einer
wässrigen Dispersion mit einem Feststoffanteil von 63 % auf ein zu behandelndes Stück
Leder, welches beispielsweise zur Herstellung von Sportschuhen vorgesehen ist, aufgebracht.
Die Beize ist, abgesehen von Wasser, praktisch frei von anorganischen Bestandteilen
und wird aus einem im Verhältnis von 1:4 mit Wasser verdünnten Beizenkonzentrat gewonnen,
das aus 70 Gew.-% Ethylacrylat und 30 Gew.-% Butylacrylat besteht. Nach dem Aufbringen
der Beize auf das Leder wird die in die Substratoberfläche eingedrungene Beize getrocknet.
Das Trocknen kann bei Raumtemperatur erfolgen, so dass hierfür keine Energiekosten
anfallen. Der Trocknungsvorgang kann alternativ dazu auch bei erhöhten Temperaturen,
beispielsweise im Bereich von 100°C bis 150 °C stattfinden. Je nach Trocknungstemperatur
beträgt die Trocknungszeit zwischen wenigen Minuten und einigen Stunden. Zusätzlich
zur Trocknung erfolgt im ersten Schritt 10 auch eine Aushärtung der Beize, wobei die
in dieser enthaltenen Stoffe zumindest teilweise polymerisieren. Zur Aushärtung der
Beize wird das Leder vorzugsweise auf eine im Vergleich zur Trocknung erhöhte Temperatur
von bis zu 170 °C gebracht, wobei der Aushärtungsvorgang lediglich etwa eine Minute
dauert.
[0025] In einem parallel zum Aufbringen und Trocknen der Beize auf das Leder durchführbaren
Vorbereitungsschritt 11 wird die letztlich auf das Leder zu übertragende Motivstruktur
auf einen Zwischenträger, vorzugsweise Papier, aufgedruckt. Der Druck geschieht dabei
in einem Digitaldruckverfahren, wie es prinzipiell beispielsweise bei handelsüblichen
Tintenstrahldruckern und Plottern gängig ist. Unter einem Digitaldruckverfahren wird
hierbei nicht ausschließlich ein Druckverfahren verstanden, bei welchem ein in Pixel
zerlegtes Bild datentechnisch verarbeitet wird, sondern beispielsweise auch eine Vektorgraphik.
Unter einem Digitaldruckverfahren wird jegliches Druckverfahren subsummiert, bei welchem
eine Druckvorlage digital gespeichert ist und die Ansteuerung der Druckmaschine mit
Hilfe eines Computers erfolgt. Sofern die Darstellung als Pixelgraphik vorliegt, wird
der Farbstoff vorzugsweise zeilenweise auf den Zwischenträger aufgebracht. Entsprechendes
gilt in Fällen, in denen als Motivstruktur ein Schriftzug oder eine Kombination aus
Schrift und graphischer Darstellung vorliegt. Als Farbstoff wird bevorzugt eine für
den Digitaldruck geeignete, wasserlösliche, lösemittelfreie Tinte ohne Antrachinone
und Alizarine verwendet, deren Feststoffanteil unter 15 % liegt.
[0026] Nach dem Abschluss des ersten Schrittes 10 des Verfahrens, das heißt der Behandlung
des Leders mit der Beize in Form einer wässrigen Dispersion von Acrylaten und Polyacrylaten,
sowie des Vorbereitungsschrittes 11, das heißt dem digitalen Bedrucken des Zwischenträgers,
wird in einem weiteren Schritt 12 die Motivstruktur vom Zwischenträger auf das vorbehandelte
Leder übertragen.
[0027] Der auf dem Zwischenträger befindliche Farbstoff wird dabei in einem Sublimationsverfahren
auf das Leder aufgebracht, indem das als Zwischenträger dienende bedruckte Papier,
die Folie oder ähnliches auf das Leder aufgelegt und unter Druck erhitzt wird. Zuletzt
wird der Zwischenträger abgezogen, so dass auf dem Leder nur noch die Farbe übrig
bleibt. Dadurch wird eine optimale Haltbarkeit und Farbechtheit gewährleistet ohne
die Oberflächenstruktur des Leders wesentlich zu beeinträchtingen. Insbesondere wird
die Bildung einer glatten, kunststoffartigen Schicht auf der Lederoberfläche vermieden.
[0028] Für den beschriebenen Vorgang des Aufdampfens oder Sublimieren des Farbstoffs auf
das Leder in Schritt 12 ist beispielsweise eine übliche beheizbare Presse geeignet.
Typische Pressenparameter sind dabei ein Pressendruck von 5 bis 15 bar sowie eine
Temperatur von beispielsweise 180°C, welche durch eine elektrische Beheizung erzielt
werden kann. Anstelle einer elektrisch beheizbaren Presse können selbstverständlich
auch andere geeignete Vorrichtungen verwendet werden, die ein Verdampfen des Farbstoffs
und eine Einbringung des Farbstoffs in das Leder sowie eine reaktive Verbindung zwischen
der Beize, dem Farbstoff und dem Leder ermöglichen. Soweit die Beize im ersten Schritt
10 noch nicht vollständig polymerisiert ist, erfolgt eine weitere Polymer-Selbstvernetzung
im Schritt 12, welche zusätzlich zur Bindung des Farbstoffs im Leder beiträgt.
[0029] In einem nicht dargestellten abschließenden Schritt kann auf die gefärbte Oberfläche
des Leders eine Schutzschicht aufgebracht werden, die wie die durch die Beize gebildete
Schicht aus selbstvernetzenden Polymeren gebildet und ebenfalls farblos ist.
[0030] Fig. 2 zeigt schließlich im Querschnitt eine stark schematischierte Abbildung eines
Leders 1, welches mit dem vorbeschriebenen Verfahren bildhaft gefärbt ist. Die im
Schritt 10 auf das Leder 1 aufgebrachte Beize ist mit diesem eine Verbindung eingegangen
und deshalb nicht als gesonderte Schicht dargestellt. Der Farbstoff, der im Schritt
12 auf das Leder 1 übertragen wurde, bildet mit diesem und der Beize eine Farbschicht
2, welche vereinfacht als separate Schicht auf der Oberfläche 3 des Leders 1 dargestellt
ist. Das Leder 1 weist eine in der Querschnittsdarstellung deutlich erkennbare unebene
Oberfläche 3 auf. Wie weiter erkennbar ist, folgt die Farbschicht 2 den Unebenheiten
der Oberfläche 3 des Leders 1, wobei die Farbschicht 2 tatsächlich derart dünn ist,
soweit es sich bei dieser übehaupt um eine vom Leder 1 geometrisch getrennte Schicht
handelt, dass sie haptisch kaum wahrnehmbar ist. Damit ist selbst eine bildhafte Färbung
mit hoher Auflösung, beispielsweise eine fotografische Darstellung, ohne vollständige
Egalisierung der Oberfläche 3 des Leders 1 möglich.
Bezugszeichenliste
[0031]
- 1.
- Leder
- 2.
- Farbschicht
- 3.
- Oberfläche
- 10.
- erster Schritt
- 11.
- Vorbereitungsschritt
- 12.
- weiterer Schritt
1. Verfahren zum bildhaften Färben von Leder, bei dem in einem ersten Schritt (10) eine
Acrylate oder Polyacrylate enthaltende Beize auf ein Leder (1) aufgebracht wird und
nach einer Trocknungs- und Aushärtungszeit in einem weiteren Schritt (12) ein wasserlöslicher
Farbstoff mittels eines Zwischenträgers auf das Leder (1) aufgebracht wird, wobei
der Farbstoff zunächst in einem Digitaldruckverfahren auf den Zwischenträger aufgebracht
wird und sich bei Übertragung vom Zwischenträger auf das Leder (1) mit diesem und
der darin eingedrungenen Beize reaktiv verbindet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich der Farbstoff mit im Leder vorhandenen OH-Gruppen reaktiv verbindet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize ölfrei ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize frei von anorganischen Bestandteilen ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize einen Feststoffanteil von unter 70 % aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize einen Feststoffanteil von wenigstens 30 % aufweist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize eine wässrige Dispersion ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize lösemittelfrei ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Leder (1) mit der Beize transparent beschichtet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beize mit chemischen oder physikalischen Additiven versetzt ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Farbstoff und/oder die Beize derart aufgebracht wird, dass das gefärbte Leder
einen neutralen pH-Wert von etwa 7 erhält.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der geamte Mengenanteil der Acrylate und Polyacrylate an der Beize geringer als 40
% ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass das mit der Beize behandelte Leder (1) bei 100°C bis 150°C, insbesondere bei ca.
130°C, trocknet.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Trocknung der auf das Leder (1) aufgebrachten Beize 10 min bis 60 min, insbesondere
ca. 30 min dauert.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die auf das Leder (1) aufgebrachte Beize bei 130°C bis 170°C eine halbe bis 2 min
lang, insbesondere ca. 1 min lang, in Form einer Polymer-Selbstvernetzung aushärtet.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Feststoffanteil des Farbstoffs weniger als 15 % beträgt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Farbstoff frei von organischen Lösemitteln ist.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17,
gekennzeichnet durch
die Verwendung von Chinolin zur Behandlung des Leders (1).
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 18,
dadurch gekennzeichnet,
dass dem Farbstoff chemische und/oder physikalische Additive, wie z.B. Entschäumer, Füllstoffe
usw. zugesetzt werden.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 19,
dadurch gekennzeichnet,
dass der auf das Leder (1) aufgebrachte Farbstoff bei bei 100°C bis 150.°C, insbesondere
bei ca. 130°C, eine halbe bis 2 min lang, insbesondere ca. 1 min lang, getrocknet
wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 20,
gekennzeichnet durch
ein Aufdampfen des auf dem Zwischenträger befindlichen Farbstoffs auf das Leder (1).
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 21,
dadurch gekennzeichnet,
dass der mit dem Farbstoff versehene Zwischenträger als Sublimationselement verwendet
wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22,
gekennzeichnet durch
die Verwendung einer beheizbaren Presse zur Übertragung des Farbstoffs vom Zwischenträger
zum Leder (1).
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 23,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach dem Aufbringen des Farbstoffs eine zusätzliche Beschichtung einer wässrigen
Dispersion selbstvernetzender Polymere auf das Leder (1) aufgetragen wird.
25. Leder (1) mit bildhafter Färbung,
hergestellt durch
ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 24.