[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Präzisionsrollen von
rotationssymmetrischen Bauteilen. Damit werden insbesondere profilierte Abschnitte
des Bauteils hergestellt oder nachbearbeitet, z. B. durch Kalibrieren. Bei dem rotationssymmetrischen
Bauteil kann es sich z. B. um Schneckenräder, Einspritzventile oder Passwellenabschnitte
handeln. Vorzugsweise handelt es sich um ein Verbindungselement in der Form einer
Schraube. Bei dem profilierten Abschnitt kann es sich z. B. um ein Gewinde, ein Wendel,
ein Rändel, ein Rillenprofil, ein Schneckenprofil oder auch eine Verzahnung handeln.
Neben dem Herstellen oder Nachbearbeiten von profilierten Abschnitten ist auch das
Herstellen oder Nachbearbeiten von nicht profilierten Abschnitten möglich, insbesondere
durch Glattrollen der Mantelfläche des Bauteils bzw. Werkstücks.
[0002] Bei all diesen Rollverfahren wird das zu bearbeitende Bauteil zwischen mindestens
zwei beabstandeten Rollwerkzeugen aufgenommen und entsprechend deren Geometrie formgebend
bearbeitet. Während der Bearbeitung der Mantelfläche des Bauteils tritt das Problem
auf, dass die Rollwerkzeuge aufgrund der durch das Bauteil ausgeübten Gegenkraft auseinandergedrückt
werden. Dies führt im Stand der Technik dazu, dass der Ist-Fertigteildurchmesser des
Bauteils von dem gewünschten Soll-Fertigteildurchmesser des Bauteils teilweise derart
stark abweicht, dass die erforderliche Prozesssicherheit nicht erreicht wird.
STAND DER TECHNIK
[0003] Eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen
Bauteils mit mindestens zwei beabstandeten Rollwerkzeugen und einer Einrichtung zum
Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils sind aus der
DE 31 10 433 A1 bekannt. Der Vergleich des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils mit einem Soll-Rohteildurchmesser
des Bauteils wird dabei als Entscheidungskriterium für die jeweilige Aussage "Werkstück
- gut" oder "Werkstück - Ausschuss" verwendet.
[0004] Eine Profilrollmaschine zum Umformen der Mantelfläche rotationssymmetrischer Bauteile
ist aus der
CH 692 382 A5 bekannt. Die Profilrollmaschine weist ein Maschinenbett auf, an dem Führungsschienen
für Schlitten befestigt sind. Die Schlitten tragen Rollwerkzeuge in der Form von Rollköpfen
und sind entlang der Führungsschienen so verschieblich gelagert, dass der Abstand
zwischen den Rollwerkzeugen durch eine Relativbewegung der Schlitten zueinander entlang
der Führungsschienen einstellbar ist. Die Profilrollmaschine weist ferner einen Kraftrahmen
mit zwei endseitig angeordneten Jochplatten auf. Der Kraftrahmen ist dabei in der
Bewegungsrichtung der Schlitten auf dem Maschinenbett derart beweglich angeordnet,
dass das Maschinenbett vom Kraftrahmen entkoppelt ist und somit möglichst geringe
Rollkräfte beim Umformen eines Bauteils aufnehmen soll. Die Profilrollmaschine weist
eine an dem Maschinenbett angeordnete Längenmesseinrichtung auf, mit der die Position
des beweglichen Schlittens relativ zu dem Maschinenbett messbar ist. Ferner ist eine
Steuerung vorgesehen, die in Abhängigkeit einer möglichen Längendehnung des Kraftrahmens
die Position der Rollwerkzeuge zueinander korrigiert. Insgesamt liegt der bekannten
Profilrollmaschine somit das Konzept zugrunde, die Maschinenbasis inklusive der Längenmesseinrichtung
von dem Kraftrahmen inklusive den Rollwerkzeugen derart zu entkoppeln, dass eine Nachregelung
des Abstands zwischen den Rollwerkzeugen in Abhängigkeit von dem während der Rollbearbeitung
mit der Längenmesseinrichtung gemessenen Abstand zwischen den Rollwerkzeugen möglich
ist.
[0005] Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Glattwalzen rotationssymmetrischer Bauteile
sind aus
der DD 288 787 A5 bekannt. Die NC-Werkzeugmaschine weist dabei im Werkzeughalter ein federbelastetes
Walzwerkzeug auf, an dessen Schaft eine Längenmesseinrichtung mit Schaltkontakten
befestigt ist. Die Längenmesseinrichtung ist mit der Steuerung der NC-Werkzeugmaschine
verbunden. Die werkstück- und werkstoffabhängige Walzkraft wird unter Berücksichtigung
der Federkennlinie des Walzwerkzeugs im gewünschten Toleranzbereich im Längenmessgerät
eingestellt. Die Verformung des Federelements im Walzwerkzeug beim Walzprozess wird
als indirektes Maß für die auftretende Walzkraft verwendet und vom Längenmessgerät
erfasst. Bei Überschreiten des eingestellten Toleranzbereichs werden Schaltimpulse
ausgelöst, die zur Steuerung der Walzkraft genutzt werden. Ziel ist somit die Erreichung
einer möglichst konstanten Walzkraft unabhängig von der Rohteilgeometrie des Bauteils.
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils auf einer
Rollmaschine bereitzustellen, mit denen eine erhöhte Genauigkeit der Fertigteilgeometrie
des Bauteils erreicht wird.
LÖSUNG
[0007] Die Aufgabe der Erfindung wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen der unabhängigen
Patentansprüche 1 und 10 gelöst.
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0008] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen
Bauteils weist mindestens zwei beabstandete Rollwerkzeuge auf. Es ist ferner eine
Einrichtung zum Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils und eine Einrichtung
zum Vergleichen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser
und zum Bestimmen eines Korrekturwerts aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers
des Bauteils mit dem vorgegebenen Rohteildurchmesser vorgesehen. Eine Steuerung dient
zum Einstellen des Abstands zwischen den mindestens zwei Rollwerkzeugen in Abhängigkeit
von dem Korrekturwert.
[0009] Bei der Einrichtung zum Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils kann es
sich um eine Messeinrichtung handeln. Es kann sich dabei aber auch um eine Schnittstelle
der Vorrichtung zu einer separaten Messeinrichtung handeln. Bei der Einrichtung zum
Vergleichen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser
und zum Bestimmen eines Korrekturwerts aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers
des Bauteils mit dem vorgegebenen Rohteildurchmesser kann es sich um eine Auswerteeinrichtung
handeln. Es kann sich dabei aber auch um eine Schnittstelle der Vorrichtung zu einer
Auswerteeinrichtung handeln. Die Vorrichtung selbst muss also keine Messeinrichtung
oder Auswerteeinrichtung aufweisen. Sie muss lediglich so ausgebildet sein, dass Daten
einer Messeinrichtung an eine Auswerteeinrichtung und von dieser an die Steuerung
der Vorrichtung übermittelt werden können.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen
Bauteils auf einer Rollmaschine mit mindestens zwei beabstandeten Rollwerkzeugen wird
zunächst der Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils gemessen. Dann wird der Ist-Rohteildurchmesser
des Bauteils mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser verglichen und ein Korrekturwert
aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils mit dem vorgegebenen
Rohteildurchmesser bestimmt. Daraufhin wird der Abstand zwischen den mindestens zwei
Rollwerkzeugen in Abhängigkeit von dem Korrekturwert eingestellt.
[0011] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die bisherigen Bestrebungen im
Stand der Technik, einen möglichst konstanten Abstand zwischen den Rollwerkzeugen
im Sinne einer nahezu konstanten Bearbeitungsendposition der Rollmaschine und eine
große Steifigkeit der Rollmaschine zu realisieren, nicht zu der erforderlichen Genauigkeit
der Fertigteildurchmesser des Bauteils führt. Die Erfindung geht ganz bewusst von
diesem Konzept ab und ersetzt es durch eine Regelung des Abstands zwischen den Rollwerkzeugen
in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Messung des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils
vor dessen Bearbeitung.
[0012] Dieses neue Konzept der Regelung des Abstands zwischen den Rollwerkzeugen in Abhängigkeit
von einem auf dem gemessenen Ist-Rohteildurchmesser des Bauteils basierenden Korrekturwert
beruht u. a. auf den folgenden Erkenntnissen: wenn ein Los von n Bauteilen präzisionsgerollt
werden soll und m Bauteile davon einen Ist-Rohteildurchmesser im Bereich der unteren
Toleranz besitzen - also vergleichsweise dünn sind - kann man beobachten, dass diese
m Bauteile auch nach dem Präzisionsrollen einen kleineren Durchmesser aufweisen als
die anderen dickeren Bauteile. Anders gesagt bleibt ein dünnes Bauteil auch nach dem
Präzisionsrollen vergleichsweise dünn und ein dickes Bauteil bleibt vergleichsweise
dick. Die Durchmesser der Bauteile bleiben im Verhältnis zueinander etwa gleich, wobei
das Streuband, in dem sich die Bauteile befinden, durch das Präzisionsrollen verringert
wird. Diese Verringerung des Streubands liegt z. B. bei einer Streuung im Bereich
von 0,1 mm der Rohteildurchmesser bei weniger als etwa 0,02 mm der Fertigteildurchmesser
der Bauteile. Dieses lässt darauf schließen, dass die elastische Auffederung der Bauteile
während der Umformung während des Rollens zunimmt.
[0013] Die Auswerteeinrichtung kann den gemessenen Ist-Rohteildurchmesser des Bauteils einer
definierten Gruppe einer Mehrzahl von Gruppen vorgegebener Rohteildurchmesser zuweisen,
wobei jeder der Gruppen ein bestimmter Korrekturwert zugeordnet ist. Diese Lösung
hat den Vorteil, dass der Regelungs- und Einstellaufwand bei ausreichender Genauigkeit
der Fertigteildurchmesser der Bauteile minimiert ist. So muss nicht für jedes Bauteil
eine andere Position der Rollwerkzeuge angefahren werden. Die Anzahl und Einteilung
der Gruppen erfolgt in Abhängigkeit von der Toleranz der Ausgangsdurchmesser sowie
der zulässigen Fertigteildurchmesser des Bauteils. Alternativ kann der Korrekturwert
aber auch gemäß einer maschinen- und werkstoffspezifischen mathematischen Funktion
bestimmt werden.
[0014] Die Auswerteeinrichtung kann die Korrekturwerte anhand eines Vergleichs des gemessenen
Ist-Fertigteildurchmessers eines Bauteils mit einem vorgegebenen Soll-Fertigteildurchmesser
für jede der Gruppen vorgegebener Rohteildurchmesser festlegen. In anderen Worten
wird eine Kennlinie der jeweiligen Rollmaschine, des jeweiligen Werkstoffs und der
jeweiligen Geometrie des Bauteils bestimmt. Zur Vereinfachung wird dabei auf die Gruppeneinteilung
der Rohteildurchmesser zurückgegriffen.
[0015] Die Messeinrichtung kann z. B. in einer automatischen Zuführeinrichtung für die Bauteile
angeordnet sein. Es ist also durchaus eine bauliche und räumliche Trennung der Messeinrichtung
von der eigentlichen Vorrichtung zum Präzisionsrollen (Rollmaschine) möglich. Die
Messeinrichtung muss nicht unmittelbarer Bestandteil der Vorrichtung sein. Wesentlich
ist lediglich, dass die Messeinrichtung der Auswerteeinrichtung so zugeordnet und
mit dieser zur elektronischen Weiterleitung der Messdaten verbunden ist, dass die
Auswerteeinrichtung auf Basis der Messdaten den Korrekturwert bestimmen und an die
Steuerung zum Einstellen des Abstands zwischen den mindestens zwei Rollwerkzeugen
weitergeben kann. Entsprechend kann auch die Auswerteeinrichtung baulich und räumlich
von der Vorrichtung getrennt sein.
[0016] Es kann sich bei der Messeinrichtung um eine mechanische oder optische Messeinrichtung
handeln. Bei der mechanischen Messeinrichtung wird der Durchmesser des Bauteils z.
B. mittels eines mechanischen Tasters erfasst. Bei der optischen Messeinrichtung finden
beispielsweise Lichtschranken oder Kameras Verwendung.
[0017] Es kann sich bei dem Bauteil um ein Verbindungselement, insbesondere eine Schraube,
handeln. Bei Schrauben ist insbesondere das Rollen profilierter Abschnitte ein besonders
häufiger Anwendungsfall. So wird der Schaft einer Schraube durch Rollen teilweise
kalt umgeformt, um z. B. ein Gewinde, ein Wendel in einem Passabschnitt oder ein Rändel
zu erzeugen.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0018] Im Folgenden wird die Erfindung anhand in den Figuren dargestellter bevorzugter Ausführungsbeispiele
weiter erläutert und beschrieben.
- Fig. 1
- zeigt eine Prinzipdarstellung einer Vorrichtung zum Präzisionsrollen der Mantelfläche
eines rotationssymmetrischen Bauteils.
- Fig. 2
- zeigt ein Kraft-Weg-Diagramm.
- Fig.3
- zeigt ein schematisches Blockdiagramm einer ersten Ausführungsform der neuen Vorrichtung
zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils.
- Fig. 4
- zeigt ein schematisches Blockdiagramm einer zweiten Ausführungsform der neuen Vorrichtung
zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils.
- Fig. 5
- zeigt ein schematisches Blockdiagramm einer dritten Ausführungsform der neuen Vorrichtung
zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils.
- Fig. 6
- zeigt ein Diagramm der Rohteildurchmesser über den Fertigteildurchmessern für das
neue Verfahren im Vergleich zum Stand der Technik.
- Fig. 7
- zeigt eine Prinzipdarstellung einer weiteren Vorrichtung zum Präzisionsrollen der
Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils.
- Fig. 8
- zeigt eine Prinzipdarstellung einer weiteren Vorrichtung zum Präzisionsrollen der
Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils.
FIGURENBESCHREIBUNG
[0019] Fig. 1 zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer Vorrichtung 1 zum Präzisionsrollen der Mantelfläche
2 eines rotationssymmetrischen Bauteils 3. Die Vorrichtung 1 weist zwei beabstandete
Rollwerkzeuge 4, 5 auf. Weiterhin ist eine Auflage 6 vorgesehen, die zur Auflagerung
des Bauteils 3 dient. Die Rollwerkzeuge 4, 5 weisen eine der zu erzeugenden Geometrie
der Mantelfläche 2 des Bauteils 3 entsprechende Gestalt auf. Die Rollwerkzeuge 4,
5 werden gleichsinnig gemäß der Pfeile 7, 8 mittels eines nicht dargestellten Antriebs
angetrieben. Mindestens eines der Rollwerkzeuge 4, 5 ist derart beweglich angeordnet,
dass der Abstand zwischen den Rollwerkzeugen 4, 5 einstellbar ist. Es ist ebenfalls
möglich, dass beide Rollwerkzeuge 4, 5 derart beweglich angeordnet sind. Auch die
Anordnung von drei Rollwerkzeugen, zwischen denen das Bauteil aufgenommen ist, ist
möglich. Die Werkstückauflage 6 kann außer in der dargestellten feststehenden Form
zur Erhöhung der Verarbeitungsgeschwindigkeit auch als bewegliche Auflage z. B. in
Form eines Rollkorbes ausgeführt sein. Die grundsätzliche Funktionsweise der Vorrichtung
1 bzw. einer Rollmaschine ist aus dem Stand der Technik hinlänglich bekannt und wird
daher hierin nicht weiter beschrieben. Die neuen Aspekte der Funktionsweise der Vorrichtung
1 werden insbesondere unter Bezugnahme auf Figuren 3 bis 6 beschrieben.
[0020] Fig. 2 zeigt ein Kraft-Weg-Diagramm zur Verdeutlichung der der Erfindung zugrunde liegenden
Erkenntnisse. In dem Diagramm ist die Durchmesser- bzw. Wegänderung S eines Bauteils
in Abhängigkeit von der durch die Rollwerkzeuge 4, 5 aufgebrachten Kraft F aufgetragen.
Das bearbeitete Bauteil besteht dabei aus einem Werkstoff ohne ausgeprägte Streckgrenze.
Dem Diagramm ist zu entnehmen, dass das Bauteil bei einer Deformierung unterhalb der
Streckgrenze R
e bzw. Rp nach der Entlastung entsprechend der Hookeschen Gerade wieder elastisch auf
das Ausgangsmaß zurückfedert. Wenn das Bauteil jedoch über Rp hinaus belastet wird,
treten plastische Verformungen auf. Da der E-Modul eines Werkstoffs konstant ist,
vollzieht sich die elastische Rückfederung entsprechend der Hookeschen Geraden. Für
den in Fig. 2 gekennzeichneten Punkt 1 bedeutet dies, dass die mit S
el1 bezeichnete elastische Rückfederung auftritt. Wenn ein Bauteil bis zu dem Punkt 2
belastet wird und entsprechend der Hookeschen Geraden um S
el2 zurückfedert, ist erkennbar, dass der Betrag der Rückfederung S
el2 um ΔS
el abweicht.
[0021] Übertragen auf das Verfahren des Präzisionsrollens (Fig. 1) bedeutet dies Folgendes:
ein erstes Bauteil 3 mit einem ersten Rohteildurchmesser wird in der Vorrichtung 1
mittels der Rollwerkzeuge 4, 5 bis zum Erreichen des Punkts 1 elastisch-plastisch
verformt und federt nach der Entlastung elastisch um den Betrag S
el1 zurück. Wenn nun ein zweites Bauteil 3 mit einem größeren Rohteildurchmesser in der
Vorrichtung 1 mittels der Rollwerkzeuge 4, 5 in derselben Position elastisch-plastisch
umgeformt wird, tritt eine höhere Umformkraft entsprechend Punkt 2 auf. Die elastische
Rückfederung S
el2 ist um den Betrag ΔS
el größer als die Rückfederung S
el1 des ersten Bauteils 3 mit kleinerem Rohteildurchmesser. Entsprechend ist der Fertigteildurchmesser
des zweiten Bauteils 3 um ΔS
el größer als der des ersten Bauteils 3. Man erkennt also, dass unabhängig von der verwirklichten
Steifigkeit der Vorrichtung 1 unterschiedliche Fertigteildurchmesser bei unterschiedlichen
Rohteildurchmessern auftreten, wenn die selbe Relativposition der Rollwerkzeuge 4,
5 zueinander beibehalten wird. Auf dieser Erkenntnis setzt nun die vorliegende Erfindung
auf.
[0022] Das neue Regelungsprinzip der Vorrichtung 1 und des mit dieser durchgeführten Verfahrens
zum Präzisionsrollen der Mantelfläche 2 eines rotationssymmetrischen Bauteils 3 wird
im Folgenden anhand der
Fig. 3 genauer beschrieben. Die Vorrichtung 1 weist eine Messeinrichtung 9 zum Messen des
Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils 3 auf. Die Messeinrichtung 9 ist mit einer Auswerteeinrichtung
10 verbunden. Die Auswerteeinrichtung 10 dient zum Vergleichen des gemessenen Ist-Rohteildurchmessers
des Bauteils 3 mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser und zum Bestimmen eines Korrekturwerts
aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils 3 mit dem
vorgegebenen Rohteildurchmesser. Die Auswerteeinrichtung 10 ist wiederum mit einer
Steuerung 11 verbunden. Die Steuerung 11 dient zum Einstellen des Abstands zwischen
den Rollwerkzeugen 4, 5 in Abhängigkeit von dem Korrekturwert.
[0023] Es ist aber auch möglich, dass die eigentliche Vorrichtung 1 baulich und räumlich
getrennt von der Messeinrichtung 9 und/oder von der Auswerteeinrichtung 10 ausgebildet
ist. In diesem Fall besitzt die Vorrichtung 1 bzw. deren Steuerung 11 entsprechende
Schnittstellen. Die Messeinrichtung 9 muss nicht unmittelbarer Bestandteil der Vorrichtung
1 sein. Wesentlich ist lediglich, dass die Messeinrichtung 9 der Auswerteeinrichtung
10 so zugeordnet und mit dieser zur elektronischen Weiterleitung der Messdaten verbunden
ist, dass die Auswerteeinrichtung 10 auf Basis der Messdaten den Korrekturwert bestimmen
und an die Steuerung 11 zum Einstellen des Abstands zwischen den mindestens zwei Rollwerkzeugen
4, 5 weitergeben kann.
[0024] Ein erstes solches Beispiel ist in
Fig. 4 schematisch dargestellt. Die Steuerung 11 weist als Einrichtung 12 eine Schnittstelle
13 zu der Messeinrichtung 9 und als Einrichtung 14 eine Schnittstelle 15 zu der Auswerteeinheit
10 auf. Es versteht sich, dass Fig. 4 nicht die genaue elektronische Verbindung der
einzelnen Komponenten, sondern lediglich die logische Zuordnung wiedergibt.
[0025] Ein weiteres Beispiel ist in
Fig. 5 schematisch dargestellt. Die Vorrichtung 1 bzw. deren Steuerung 11 weist als Einrichtung
12 eine Schnittstelle 13 zu der Messeinrichtung 9 auf. Die Einrichtung 14 ist hier
in die Steuerung 11 integriert, so dass die Schnittstelle 15 vorzugsweise als Softwareschnittstelle
ausgebildet ist.
[0026] Vorzugsweise wird zunächst eine bauteilbezogene Kennlinie in der jeweiligen Vorrichtung
1 ermittelt, indem das Umformverfahren ohne Variierung des Abstands zwischen den Rollwerkzeugen
4, 5 durchgeführt wird. Dafür werden Bauteile 3 verschiedener Rohteildurchmesser in
der Vorrichtung 1 durch Rollen bearbeitet und die resultierenden Fertigteildurchmesser
mittels einer Messeinrichtung gemessen und bestimmt. Aus den Abweichungen von dem
Soll-Fertigteildurchmesser werden dann Korrekturwerte ermittelt. Es hat sich als vorteilhaft
erwiesen, die unterschiedlichen Rohteildurchmesser in mehrere Durchmesserklassen einzuteilen
und jeder Durchmesserklasse einen anderen Korrekturwert zuzuordnen. Je nach zulässiger
Toleranzbreite für den Fertigteildurchmesser im Verhältnis zur Toleranzbreite des
Rohteildurchmessers wird der Rohteildurchmesser in mehr oder weniger viele Klassen
eingeteilt. Z. B. wird man bei einer großen Schwankung des Rohteildurchmessers und/oder
einer engen Toleranz des Fertigteildurchmessers eine größere Anzahl von Klassen bilden.
[0027] Als Fertigteildurchmesser wird bevorzugt der Außendurchmesser des Fertigteils gemessen.
Je nach Anforderung an das Bauteil ist aber auch möglich, die Messung an einer anderen
Stelle des Bauteils 3 vorzunehmen und beispielsweise den Flankendurchmesser oder den
Kerndurchmesser eines Gewindes oder eines Profils des Bauteils 3 zu verwenden.
[0028] Durch die bewusste Regelung des Abstands zwischen den mindestens zwei Rollwerkzeugen
4, 5 in Abhängigkeit von einem aus dem Rohteildurchmesser entwickelten Korrekturwert
ist es möglich, größere Toleranzen des Rohteildurchmessers zuzulassen, da die niemals
auf Null reduzierbare Elastizität der Vorrichtung 1 durch den Regelungsvorgang nahezu
vollständig kompensiert werden kann. Weiterhin ist es denkbar, vergleichsweise komplizierte
Versteifungs- oder Entkopplungsmaßnahmen der Vorrichtung 1 entfallen zu lassen, wodurch
sich die Kosten für die üblichen Bestandteile der Vorrichtung 1 reduzieren.
[0029] Die im Vergleich zum Stand der Technik mit der Erfindung erzielten Vorteile sind
besonders gut in dem Diagramm gemäß
Fig. 6 zu erkennen. In Fig. 6 ist der Rohteildurchmesser des Bauteils 3 über dessen Fertigteildurchmesser
aufgetragen. Bei der mit "Stand der Technik" gekennzeichneten Geraden ist erkennbar,
dass der Fertigteildurchmesser bei anwachsendem Rohteildurchmesser in etwa linear
mit einer relativ großen Steigung ansteigt. Dieser unerwünschte Effekt wird mittels
der Erfindung wesentlich reduziert, wie dies gut anhand der zweiten, mit "Erfindung"
gekennzeichneten Geraden erkennbar ist.
[0030] In dieser Weise ist es nun möglich, ohne besondere Maßnahmen betreffend die Steifigkeit
der Vorrichtung 1 hohe Genauigkeiten der Fertigteildurchmesser des Bauteils 3 bei
vergleichsweise großen Schwankungen der Rohteildurchmesser zu erreichen. Somit wird
den Anforderungen der Prozesssicherheit Rechnung getragen. Beispielsweise ist bei
einem Außendurchmesser des Bauteils 3 von 22 mm eine Genauigkeit von ± 10 µm des Fertigteildurchmessers
des Bauteils 3 erreichbar. Bei einem Außendurchmesser des Bauteils 3 von 8,5 mm kann
sogar eine Genauigkeit von ± 5 µm des Fertigteildurchmessers des Bauteils 3 prozesssicher
erzielt werden.
[0031] Fig. 7 zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer weiteren Vorrichtung 1 zum Präzisionsrollen
der Mantelfläche 2 eines rotationssymmetrischen Bauteils 3 in der Form einer Schraube.
Die Vorrichtung 1 weist in diesem Fall als Rollwerkzeuge 4, 5 profilierte Flachbacken
16, 17 auf, von denen die bewegliche Flachbacke 16 relativ zu der ortsfesten Flachbacke
17 translatorisch zur Erzeugung des Gewindes der Schraube bewegt wird. Der Abstand
zwischen den Flachbacken 16, 17 senkrecht zu der Bewegungsrichtung wird mittels der
erfindungsgemäßen Regelung variiert.
[0032] Fig. 8 zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer weiteren Vorrichtung 1 zum Präzisionsrollen
der Mantelfläche 2 eines rotationssymmetrischen Bauteils 3 in der Form einer Schraube.
Die Vorrichtung 1 weist in diesem Fall als Rollwerkzeuge 4, 5 ein profiliertes Segment
18 und eine profilierte Rolle 19 auf, von denen die Rolle 19 relativ zu dem ortsfesten
Segment 18 gemäß Pfeil 20 rotatorisch zur Erzeugung des Gewindes der Schraube bewegt
wird. Der Abstand zwischen der Rolle 19 und dem Segment 18 wird mittels der erfindungsgemäßen
Regelung variiert.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0033]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Mantelfläche
- 3
- Bauteil
- 4
- Rollwerkzeug
- 5
- Rollwerkzeug
- 6
- Auflage
- 7
- Pfeil
- 8
- Pfeil
- 9
- Messeinrichtung
- 10
- Auswerteeinrichtung
- 11
- Steuerung
- 12
- Einrichtung
- 13
- Schnittstelle
- 14
- Einrichtung
- 15
- Schnittstelle
- 16
- Flachbacke
- 17
- Flachbacke
- 18
- Segment
- 19
- Rolle
- 20
- Pfeil
1. Vorrichtung zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils,
mit
mindestens zwei beabstandeten Rollwerkzeugen (4, 5);
einer Einrichtung (12) zum Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3);
einer Einrichtung (14) zum Vergleichen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3)
mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser und zum Bestimmen eines Korrekturwerts aus
dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3) mit dem vorgegebenen
Rohteildurchmesser; und
einer Steuerung (11) zum Einstellen des Abstands zwischen den mindestens zwei Rollwerkzeugen
(4, 5) in Abhängigkeit von dem Korrekturwert.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Einrichtung (12) zum Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils
(3) um eine Messeinrichtung (9) handelt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Einrichtung (12) zum Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils
(3) um eine Schnittstelle (13) zu einer Messeinrichtung (9) handelt.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Einrichtung (14) zum Vergleichen des Ist-Rohteildurchmessers des
Bauteils (3) mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser und zum Bestimmen eines Korrekturwerts
aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3) mit dem
vorgegebenen Rohteildurchmesser um eine Auswerteeinrichtung (10) handelt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Einrichtung (14) zum Vergleichen des Ist-Rohteildurchmessers des
Bauteils (3) mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser und zum Bestimmen eines Korrekturwerts
aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3) mit dem
vorgegebenen Rohteildurchmesser um eine Schnittstelle (15) zu einer Auswerteeinrichtung
(10) handelt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinrichtung (10) den gemessenen Ist-Rohteildurchmesser des Bauteils (3)
einer definierten Gruppe einer Mehrzahl von Gruppen vorgegebener Rohteildurchmesser
zuweist, wobei jeder der Gruppen ein bestimmter Korrekturwert zugeordnet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinrichtung (10) die Korrekturwerte anhand eines Vergleichs des gemessenen
Ist-Fertigteildurchmessers eines Bauteils (3) mit einem vorgegebenen Soll-Fertigteildurchmesser
für jede der Gruppen vorgegebener Rohteildurchmesser festlegt.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Messeinrichtung (9) in einer automatischen Zuführeinrichtung für die Bauteile
(3) angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Messeinrichtung (9) um eine mechanische oder optische Messeinrichtung
handelt.
10. Verfahren zum Präzisionsrollen der Mantelfläche eines rotationssymmetrischen Bauteils
auf einer Rollmaschine mit mindestens zwei beabstandeten Rollwerkzeugen, mit den Schritten:
Bestimmen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3);
Vergleichen des Ist-Rohteildurchmessers des Bauteils (3) mit einem vorgegebenen Rohteildurchmesser;
Bestimmen eines Korrekturwerts aus dem Ergebnis des Vergleichs des Ist-Rohteildurchmessers
des Bauteils (3) mit dem vorgegebenen Rohteildurchmesser; und
Einstellen des Abstands zwischen den mindestens zwei Rollwerkzeugen (4, 5) in Abhängigkeit
von dem Korrekturwert.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Ist-Rohteildurchmesser des Bauteils (3) einer definierten Gruppe einer Mehrzahl
von Gruppen vorgegebener Rohteildurchmesser zugewiesen wird, wobei jeder der Gruppen
ein bestimmter Korrekturwert zugeordnet ist.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Korrekturwerte anhand eines Vergleichs des gemessenen Ist-Fertigteildurchmessers
eines Bauteils (3) mit einem vorgegebenen Soll-Fertigteildurchmesser für jede der
Gruppen vorgegebener Rohteildurchmesser festlegt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Bauteil (3) um ein Verbindungselement, insbesondere eine Schraube,
handelt.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass ein profilierter Abschnitt des Verbindungselements gerollt wird.