[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft in einem Destilliersystem, das ein Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
mit einer Niederdrucksäule sowie eine Mischsäule und eine Rohargon-Rektifikation aufweist,
mit den Verfahrensschritten, die im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 genannt sind.
[0002] Ein Mischsäulen-Verfahren eignet sich insbesondere zur Gewinnung von gasförmigem
unreinen Sauerstoff. Als unreiner Sauerstoff wird hier ein Gemisch mit einem Sauerstoffgehalt
von 99,5 mol-% oder weniger, insbesondere von 70 bis 99,5 mol-%, beispielsweise von
80 bis 95 mol-% bezeichnet. Bei Einsatz eines Zwei- oder Mehr-Säulen-Prozesses als
Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung kann der Mischsäulendruck
kleiner oder größer als Betriebsdrucks der Hochdrucksäule oder auch gleich dem Hochdrucksäulendruck
sein und beispielsweise bei 2 bis 16 bar, vorzugsweise bei etwa 3 bis 12 bar liegen.
Selbstverständlich kann das Druckprodukt bei Bedarf in gasförmigem Zustand weiter
verdichtet werden.
[0003] Mischsäulen-Verfahren und -Vorrichtungen sind in EP 697576 A1 und EP 698772 A1, DE
19951521 A1, EP 1139046 A1, EP 1284404 A1, DE 10209421 A1, DE 10217093 A1, EP 1376037
A1 und EP 1387136 A1 gezeigt.
[0004] Das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung der Erfindung kann
als Zwei-Säulen-System, beispielsweise als klassisches Doppelsäulen-System, ausgebildet
sein, aber auch als Drei- oder Mehr-Säulen-System. Die Niederdrucksäule des Destilliersäulen-Systems
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung wird in vielen Fällen knapp oberhalb des Atmosphärendrucks
betrieben; die Erfindung ist jedoch auch auf Systeme mit erhöhtem Betriebsdruck abwendbar,
bei dem der Niederdrucksäulendruck deutlich höher ist. Zusätzlich zu den Kolonnen
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung können weitere Vorrichtungen zur Gewinnung anderer
Luftkomponenten, insbesondere von Edelgasen (beispielsweise Krypton, Xenon und/oder
Argon) aufweisen.
[0005] Die erste sauerstoffreiche Fraktion, die als Einsatz für die Mischsäule verwendet
wird, weist eine Sauerstoffkonzentration auf, die höher als diejenige von Luft ist
und beispielsweise bei 70 bis 99,5 mol-%, vorzugsweise bei 90 bis 98 mol-% liegt.
Unter Mischsäule wird eine Gegenstromkontaktkolonne verstanden, in der eine leichterflüchtige
gasförmige Fraktion einer schwererflüchtigen Flüssigkeit entgegengeschickt wird.
[0006] Aus EP 531182 A1 ist ein Mischsäulen-Prozess mit Rohargon-Rektifikation bekannt.
Oberhalb des Abzugs der ersten sauerstoffreichen Fraktion für die Mischsäule wird
eine argonhaltige Fraktion aus der Niederdrucksäule abgezogen, um ein Rohargonprodukt
zu gewinnen. Allerdings ist mit dem bekannten Verfahren nur eine begrenzte Argonausbeute
zu erreichen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
und eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, die wirtschaftlich besonders günstig
sind und sich insbesondere durch eine besonders hohe Argonausbeute auszeichnen.
[0008] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass zusätzlich zu der ersten sauerstoffhaltigen
Fraktion eine zweite sauerstoffreiche Fraktion in flüssigem Zustand aus der Niederdrucksäule
abgezogen und in die Mischsäule eingeleitet wird. Die zweite sauerstoffreiche Fraktion
wird dabei mindestens einen theoretischen beziehungsweise praktischen Boden unterhalb
der ersten sauerstoffhaltigen Fraktion aus der Niederdrucksäule entnommen und mindestens
einen theoretischen beziehungsweise praktischen Boden oberhalb der Zuspeisung der
ersten sauerstoffhaltigen Fraktion auf die Mischsäule aufgegeben.
[0009] Im Rahmen der Erfindung hat sich herausgestellt, dass bei dem vorbekannten Verfahren
ein wesentlicher Teil des in der Einsatzluft enthaltenen Argons mit der ersten sauerstoffreichen
Fraktion in die Mischsäule strömt und anschließend mit der Unrein-Sauerstoff-Fraktion,
die hier vom Kopf der Mischsäule abgezogen wird, verloren geht und dass sich dieser
Effekt wesentlich vermindern lässt, indem eine zweite sauerstoffreiche Fraktion, die
weniger Argon als die erste enthält, oberhalb der ersten sauerstoffreichen Fraktion
in die Mischsäule eingespeist wird.
[0010] Obwohl die Mischsäule bezüglich des Sauerstoffs als Strippsäule arbeitet (das heißt
der Sauerstoffgehalt nimmt von unten nach oben zu), scheint sie bei der Erfindung
bezüglich des Argons als Rektifiziersäule tätig zu sein, das heißt die Argonkonzentration
nimmt - trotz des unterschiedlichen Siedepunkts gegenüber Sauerstoff - von oben nach
unten zu.
[0011] Insbesondere in dem Gegenstrom-Stoffaustausch-Abschnitt zwischen den beiden Zuspeisestellen
wird Argon aus dem aufsteigenden Dampf in die herabfließende Flüssigkeit gewaschen,
fließt mit der Flüssigkeit innerhalb der Mischsäule nach unten und wird schließlich
mit der ersten flüssigen Fraktion aus dem unteren Bereich der Mischsäule abgezogen.
Mit dieser Flüssigkeit wird sie in das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
zurückgeleitet und steht damit weiterhin für die Argongewinnung in der Rohargon-Rektifikation
zur Verfügung.
[0012] Der Argongehalt in der Unrein-Sauerstoff-Fraktion geht in einem konkreten Beispiel
von etwa 2,6 mol-% (bei nur einer Zuspeisung in die Mischsäule gemäß dem Stand der
Technik) auf 1,4 mol-% (bei erfindungsgemäßer Doppeleinspeisung) zurück. Die entsprechende
Argonmenge verbleibt in der Mischsäule und wird mit der Flüssigkeit aus dem unteren
Bereich und gegebenenfalls mit einer Zwischenflüssigkeit der Mischsäule wieder in
das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung zurückgeleitet. Die
Argonausbeute steigt entsprechend an und kann bei der Erfindung bis zu 30 mol-%, vorzugsweise
bis zu 50 mol-% erreichen. Die Argonausbeute liegt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
beispielsweise zwischen 30 und 50 mol-%.
[0013] Im Rahmen der Erfindung kann die Argonausbeute bei einem Mischsäulen-Prozess ohne
großen Aufwand auf etwa das Dreifache gesteigert werden. Dieser Effekt wird mit steigendem
Mischsäulendruck größer.
[0014] Für den Fall, dass in dem betreffenden Abschnitt ausschließlich praktische Böden
als Stoffaustauschelemente verwendet werden, gelten hier jeweils die Angaben in praktischen
Bodenzahlen; falls Packung, Füllkörper oder Kombinationen verschiedener Typen von
Stoffaustauschelementen eingesetzt werden, sind die Angaben in theoretischen Bodenzahlen
anzuwenden. Zwischen den Entnahmestellen der beiden sauerstoffreichen Fraktionen liegen
beispielsweise 1 bis 25, vorzugsweise 10 bis 17 theoretische beziehungsweise praktische
Böden in der Niederdrucksäule; die entsprechende Bodenzahl der Mischsäule zwischen
den Einspeisestellen dieser beiden Ströme beträgt beispielssweise 1 bis 10, vorzugsweise
4 bis 6.
[0015] Die Mischsäule wird regelmäßig unter einem höheren Druck als die Niederdrucksäule
betrieben. Deshalb werden die erste und die zweite sauerstoffreiche Fraktion vor ihrer
Einspeisung in die Mischsäule vorzugsweise flüssig auf einen erhöhten Druck gebracht,
insbesondere auf etwa den Betriebsdruck der Mischsäule.
[0016] Die flüssige Fraktion aus dem unteren Bereich der Mischsäule kann grundsätzlich in
jede der Säulen des Destilliersäulen-Systems zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingeleitet
werden, beispielsweise in eine Hochdrucksäule oder Mitteldrucksäule. Häufig ist es
jedoch besonders günstig, wenn die flüssige Fraktion aus dem unteren Bereich der Mischsäule
in die Niederdrucksäule eingeleitet wird, beispielsweise gemeinsam mit einer Fraktion
aus der Hochdrucksäule oder vollständig separat.
[0017] Es kann außerdem vorteilhaft sein, wenn eine zweite flüssige Fraktion aus einem Zwischenbereich
der Mischsäule abgezogen und in das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
insbesondere in die Niederdrucksäule, eingeleitet wird, wobei die Zwischenstelle unterhalb
der Zuspeisung der ersten sauerstoffreichen Fraktion und oberhalb des Abzugs der ersten
Flüssigkeit liegt.
[0018] Der Wärmeträgerstrom wird häufig durch einen zweiten Einsatzluftstrom gebildet. Dieser
kann separat vom ersten Einsatzluftstrom oder mindestens teilweise gemeinsam mit dem
ersten Einsatzluftstrom verdichtet werden. Dabei kann es günstig sein, wenn der zweite
Einsatzluftstrom gemeinsam mit dem ersten Einsatzluftstrom auf einen Druck verdichtet
wird, der unterhalb des Betriebsdrucks liegt, und anschließend getrennt von dem ersten
Einsatzluftstrom auf etwa den Betriebsdruck der Mischsäule nachverdichtet wird. Der
Druck, bis zu dem die beiden Ströme gemeinsam verdichtet werden ist insbesondere etwa
gleich dem höchsten Druck im Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
zum Beispiel dem Druck in einer Hochdrucksäule. Im Vergleich zu einem Verfahren, bei
dem die gesamte Luft auf einen höheren Mischsäulendruck verdichtet und der erste Einsatzluftstrom
anschließend wieder entspannt wird, ergibt sich ein verringerter Energieverbrauch.
[0019] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von
Luft gemäß Patentanspruch 7.
[0020] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Hierbei
zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel für ein erfindungsgemäßes System, bei dem ein Teil
des Sauerstoffprodukts durch Innenverdichtung gewonnen wird,
- Figur 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel mit einem gegenüber Figur 1 erhöhten Mischsäulendruck,
- Figur 3
- ein weiteres Ausführungsbeispiel für ein erfindungsgemäßes System, bei dem das gesamte
Sauerstoffprodukt aus der Mischsäule abgezogen wird,
- Figur 4
- ein Ausführungsbeispiel für ein erfindungsgemäßes System, das eine relativ hohe Flüssigproduktion
ermöglicht,
- Figur 5
- eine Variante mit hoher Flüssigproduktion und hohen Betriebsdruck der Mischsäule,
- Figur 6
- ein Ausführungsbeispiel mit Einleitung der Turbinenluft in die Hochdrucksäule und
relativ niedrigem Mischsäulendruck und
- Figur 7
- ein System mit Einleitung der Turbinenluft in die Hochdrucksäule und erhöhtem Mischsäulendruck.
[0021] Ein erster Einsatzluftstrom 1 wird in einem Hauptwärmetauscher 2 auf etwa Taupunkt
abgekühlt. Die kalte Luft 3 wird in die Hochdrucksäule 4 eines Destilliersäulen-Systems
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingeleitet. Der Betriebsdruck der Hochdrucksäule
4 beträgt in dem Beispiel 5,6 bar. Das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
weist außerdem eine Niederdrucksäule 5 auf, die unter beispielsweise 1,4 bar betrieben
wird. Der Kopf der Hochdrucksäule und der Sumpf der Niederdrucksäule 5 stehen über
einen gemeinsamen Kondensator-Verdampfer, den Hauptkondensator 6 in wärmetauschender
Verbindung. Vor dem Eintritt in den Hauptwärmetauscher 2 wird der erste Einsatzluftstrom
1 auf einen Druck verdichtet (nicht dargestellt), der gleich dem Betriebsdruck der
Hochdrucksäule plus Leitungsverlusten ist.
[0022] Sauerstoffangereicherte Sumpfflüssigkeit 7 der Hochdrucksäule 4 wird in einem ersten
Unterkühlungs-Gegenströmer 8 abgekühlt, zu einem ersten Teil 9 in einem Drosselventil
10 auf etwa Niederdrucksäulen-Druck entspannt und über Leitung 11 der Niederdrucksäule
5 an einer ersten Zwischenstelle zugeführt. Gasförmiger Stickstoff 12 vom Kopf der
Hochdrucksäule 4 wird mindestens zu einem ersten Teil über Leitung 13 dem Hauptkondensator
6 zugeführt und dort im Wesentlichen vollständig kondensiert. Der flüssige Stickstoff
14 aus dem Hauptkondensator dient als Rücklauf 15 für die Hochdrucksäule und gegebenenfalls
als Flüssigprodukt 16. Einige Böden unterhalb des Kopfs der Hochdrucksäule 4 wird
flüssiger Unrein-Stickstoff 17 abgezogen, strömt durch den ersten Unterkühlungs-Gegenströmer
8, über Leitung 18 und durch Drosselventil 19 und wird schließlich als Rücklauf auf
die Niederdrucksäule 5 aufgegeben.
[0023] Gasförmiger Unrein-Stickstoff 27 wird vom Kopf der Niederdrucksäule 5 abgezogen,
im ersten Unterkühlungs-Gegenströmer 8 und im Hauptwärmetauscher 2 angewärmt und über
Leitung 28 unter etwa Umgebungstemperatur als druckloses gasförmiges Rest- oder Regeneriergas
abgeführt.
[0024] Etwas oberhalb des Sumpfs der Niederdrucksäule 5 wird eine erste sauerstoffreiche
Fraktion 29 flüssig abgezogen und in einer Pumpe 30 flüssig auf Druck gebracht, nämlich
auf einem gegenüber dem Abzug aus der Niederdrucksäule 5 erhöhten Druck (in der Regel
gleich dem Mischsäulen-Druck plus Leitungsverlusten und statischem Druck). Die erste
sauerstoffreiche Fraktion wird unter dem erhöhten Druck über Leitung 31, durch einen
zweiten Unterkühlungs-Gegenströmer 32 und über Leitung 33 zur Mischsäule 39 geführt
und dort an einer Zwischenstelle in eingespeist. Die Mischsäule kann unter demselben
Druck wie die Hochdrucksäule 4 betrieben werden, das heißt an mindestens einer Stelle
innerhalb der Mischsäule herrscht der gleiche Druck wie an mindestens einer Stelle
der Hochdrucksäule. In dem Beispiel beträgt der Betriebsdruck der Mischsäule etwa
5,6 bar am Kopf bei einem Kopfdruck von 5,6 bar in der Hochdrucksäule.
[0025] In den Sumpf der Mischsäule wird ein zweiter Einsatzluftstrom 40, 41, 42 als Wärmeträgerstrom
eingeblasen, der vorzugsweise unter demselben Druck wie der erste Einsatzluftstrom
1 steht und gemeinsam mit diesem verdichtet wurde (nicht dargestellt). Der zweite
Einsatzluftstrom 40 wird im Hauptwärmetauscher 2 abgekühlt, kurz vor dem kalten Ende
wieder entnommen und über Leitung 41 dem zweiten Unterkühlungs-Gegenströmer 32 zugeführt.
Von dort strömt er über Leitung 42 zum Sumpf der Mischsäule 39. Die Sumpfflüssigkeit
43 - 44 und eine Zwischenflüssigkeit 45 - 46 der Mischsäule 39 werden jeweils in dem
zweiten Unterkühlungs-Gegenströmer 32 unterkühlt und an den ihrer Zusammensetzung
entsprechenden Stellen in die Niederdrucksäule 5 eingedrosselt. Wenn die Mischsäule
39 unter einem niedrigeren Druck als die Hochdrucksäule 4 betrieben wird, wird der
zweite Einsatzluftstrom 40, 41, 42 in einem Drosselventil 80 entsprechend entspannt.
Dieses Ventil wird beispielsweise, wie in der Zeichnung dargestellt, im Warmen angeordnet;
teurer, aber verfahrenstechnisch günstiger wäre eine Anordnung in einer der kalten
Leitungen 41 oder 42.
[0026] Vom Kopf der Mischsäule 39 wird eine Unrein-Sauerstoff-Fraktion 47 abgezogen, im
Hauptwärmetauscher 2 auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt und als unreines Drucksauerstoff-Produkt
48 gewonnen.
[0027] Erfindungsgemäß wird außerdem eine zweite sauerstoffreiche Fraktion unterhalb des
Abzugs der ersten sauerstoffhaltigen Fraktion 29 abgezogen, in dem Beispiel unmittelbar
vom Sumpf der Niederdrucksäule 5 über Leitung 34. Die zweite sauerstoffhaltige Fraktion
wird in einer weiteren Pumpe 35 auf mindestens Mischsäulendruck gebracht und strömt
über die Leitungen 36, 37, 38 durch den zweiten Unterkühlungs-Gegenströmer 32 an eine
Stelle der Mischsäule 29, die oberhalb der Zuspeisung 33 der ersten sauerstoffhaltigen
Fraktion liegt; in dem Beispiel wird sie unmittelbar auf den Kopf der Mischsäule 29
aufgegeben. In dem Ausführungsbeispiel weisen die Sauerstoff-Fraktionen folgende Sauerstoffbeziehungsweise
Argongehalte auf:
Erste sauerstoffhaltige Fraktion 29-31-33 |
95,82 mol-% |
O2; 4,18 mol-% Ar |
Zweite sauerstoffhaltige Fraktion 34-36-37-38 |
99,50 mol-% |
O2; 0,50 mol-% Ar |
Unrein-Sauerstoff-Produkt 47-48 |
95,00 mol-% |
O2; 1,34 mol-% Ar |
[0028] Ein zweiter Teil 50 des in der Pumpe 35 auf Druck gebrachten flüssigen Sauerstoffs
36 kann als reines Druckprodukt 51 durch Innenverdichtung gewonnen werden, indem er
im Hauptwärmetauscher 2 verdampft (beziehungsweise bei überkritischem Druck pseudo-verdampft)
und auf Umgebungstemperatur angewärmt wird.
[0029] Aus dem Sumpf der Niederdrucksäule 5 kann außerdem ein flüssiges Sauerstoffprodukt
52 gewonnen werden. Als weiteres Produkt kann gasförmiger Druckstickstoff 55, 56 direkt
vom Kopf der Hochdrucksäule 4 abgezogen werden.
[0030] Am so genannten Argonübergang wird eine argonhaltige Fraktion 60 aus der Niederdrucksäule
5 abgezogen und in eine Rohargon-Rektifikation eingeführt, die in dem Beispiel durch
eine einteilige Rohargonsäule 61 gebildet wird. Der Argonübergang liegt oberhalb des
Abzugs der ersten sauerstoffreichen Flüssigkeit 29 zur Mischsäule und unterhalb der
Einspeisungen 44, 46 der beiden Flüssigkeiten, die von der Mischsäule 39 in die Niederdrucksäule
5 eingeleitet werden.
[0031] In der Rohargonsäule 61 wird der aufsteigende Dampf durch Gegenstrom-Stoffaustausch
an Argon angereichert und an Sauerstoff abgereichert. Kopfgas 62 der Rohargonsäule
61 wird in einem Rohargon-Kondensator 63 teilweise verflüssigt. In dem Ausführungsbeispiel
wird der verflüssigte Anteil 64 der Kopffraktion als Rücklauf in die Rohargonsäule
61 zurückgeleitet, während das verbliebene Gas 65 als Rohargonfraktion abgeführt wird.
(Alternativ kann die Rohargonfraktion auch direkt aus der Rohargonsäule 61 und/oder
in flüssiger Form entnommen werden.) Das gewonnene Rohargon 65 kann beispielsweise
in einer Reinargon-Rektifikation weiterverarbeitet werden, die in Figur 1 nicht dargestellt
ist. Die Sumpfflüssigkeit 66 der Rohargon-Rektifikation 61 wird in die Niederdrucksäule
zurückgeführt.
[0032] Zum Ausgleich von Isolierungs- und Austauschverlusten sowie gegebenenfalls zur Produktverflüssigung
muss dem Prozess Kälte zugeführt werden. Dies geschieht in dem Ausführungsbeispiel
durch arbeitsleistende Entspannung eines dritten Einsatzluftstroms 70, 71, der in
dem Hauptwärmetauscher 2 auf eine Zwischentemperatur abgekühlt, über Leitung 72 entnommen
und einer Entspannungsmaschine 73, insbesondere einer Expansionsturbine zugeleitet
wird. Der arbeitsleistend entspannte dritte Einsatzluftstrom 74 wird der Niederdrucksäule
5 an einer geeigneten Zwischenstelle zugespeist. Die Entspannungsmaschine 73 treibt
einen Nachverdichter 75 an, in dem der dritte Einsatzluftstrom vor seiner arbeitsleistenden
Entspannung über den Betriebsdruck der Hochdrucksäule hinaus komprimiert wird. In
einem anschließenden Nachkühler 76 wird die Verdichtungswärme entfernt.
[0033] In dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 werden die drei Einsatzluftströme 1, 40, 70
gemeinsam auf etwas über den Betriebsdruck der Hochdrucksäule verdichtet und gereinigt
(nicht dargestellt). Die Mischsäule 39 wird hier unter etwa demselben Druck wie die
Hochdrucksäule 6 zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung betrieben.
[0034] Figur 2 unterscheidet sich hiervon durch einen erhöhten Druck in der Mischsäule 39,
der beispielsweise bei 6 bis 20 bar, vorzugsweise bei 8 bis 15 bar liegt. Auf diese
Weise ist es möglich, die Unrein-Sauerstoff-Fraktion 47, 48 unter einem entsprechend
hohen Produktdruck zu gewinnen, ohne einen Sauerstoff-Verdichter einsetzen zu müssen.
Der als Wärmeträgerstrom eingesetzte zweite Einsatzluftstrom 40 muss hier entsprechend
hoch verdichtet werden. Hierzu dient im Verfahren der Figur 2 ein Nachverdichter 201
mit Nachkühler 202. Selbstverständlich müssen die Pumpen 30 und 35 die beiden Einsatzflüssigkeiten
für die Mischsäule ebenfalls auf einen höheren Druck als in Figur 1 bringen.
[0035] Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch ohne Innenverdichtung durchgeführt werden,
das heißt ohne die Gewinnung eines Teils 50, 51 des Sauerstoffprodukts in reiner Form.
Dies ist in Figur 3 dargestellt, die sich ansonsten nicht von Figur 2 unterscheidet.
[0036] Selbstverständlich kann auch in einem Prozess ohne Innenverdichtung wie Figur 3 die
Mischsäule analog zu Figur 1 unter etwa Hochdrucksäulendruck betrieben werden. In
diesem Fall entfallen der Nachverdichter 201 für den zweiten Einsatzluftstrom sowie
dessen Nachkühler 202.
[0037] Wird eine erhöhte Menge an Flüssigprodukten benötigt, so kann in der Entspannungsmaschine
73 vermehrt Kälte produziert werden, indem der Eintrittsdruck der arbeitsleistenden
Entspannung weiter erhöht wird. Dies ist in den Figuren 4 und dargestellt.
[0038] Figur 4 unterscheidet sich von Figur 1 durch einen weiteren extern angetriebenen
Nachverdichter 401 für den dritten Einsatzluftstrom 70 mit Nachkühler 402 (und außerdem
durch den Verzicht auf die Innenverdichtung analog zu Figur 3). Der Kompressor 401
weist ein Druckverhältnis von beispielsweise 1,2 bis 4, vorzugsweise 1,5 bis 2,5 auf.
Selbstverständlich kann auch bei Figur 4 die Mischsäule unter höherem als Hochdrucksäulendruck
betrieben werden, wenn der zweite Einsatzluftstrom 40 wie in Figur 2 dargestellt weiter
verdichtet wird.
[0039] Bei erhöhtem Mischsäulendruck kann es jedoch günstig sein, den zweiten und den dritten
Einsatzluftstrom in einem gemeinsamen Nachverdichter 501 mit Nachkühler 502 zu verdichten,
wie es in dem Ausführungsbeispiel von Figur 5 gezeigt ist.
[0040] Bei noch größeren Flüssigkeitsmengen kann der arbeitsleistend entspannte dritte Einsatzluftstrom
674 auch in die Hochdrucksäule 6 eingeleitet (603) werden. Dies ist in den Figuren
6 und 7 ausgeführt. Entsprechend hoch muss der zweite Einsatzluftstrom im Nachverdichter
401 beziehungsweise 703 verdichtet werden. Der Eintrittsdruck der Entspannungsmaschine
beträgt hier beispielsweise bei 10 bis 30 bar, vorzugsweise 15 bis 20 bar.
[0041] In jedem der Ausführungsbeispiele kann die Rohargon-Rektifikation auch durch eine
geteilte Rohargonsäule gebildet werden, wie sie in EP 628777 B1 (= US 5426946) beschrieben
ist. Außerdem kann eine Reinargongewinnung nachgeschaltet sein, in der mittels einer
Reinargonsäule restlicher Stickstoff aus dem Rohargon entfernt wird, gegebenenfalls
nach Entfemung von Sauerstoff in einer Deoxo-Anlage.
1. Verfahren zur Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung von Luft in einem
Destilliersystem, das ein Destilliersäulen-System (4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
mit einer Niederdrucksäule (5) sowie eine Mischsäule (39) und eine Rohargon-Rektifikation
(61) aufweist, bei dem
◆ ein erster Einsatzluftstrom (1, 3) in das Destilliersäulen-System (4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
eingeführt wird,
◆ eine erste sauerstoffreiche Fraktion (29, 31, 33) in flüssigem Zustand aus der Niederdrucksäule
(5) entnommen und auf die Mischsäule (39) aufgegeben wird,
◆ eine Unrein-Sauerstoff-Fraktion (47) aus dem oberen Bereich der Mischsäule (39)
abgezogen wird,
◆ eine erste flüssige Fraktion (43, 44) aus dem unteren Bereich der Mischsäule (39)
abgezogen und in das Destilliersäulen-System (4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
eingeleitet wird,
◆ ein Wärmeträgerstrom (40, 41, 42), insbesondere ein zweiter Einsatzluftstrom, in
den unteren Bereich der Mischsäule (39) eingeleitet und in Gegenstromkontakt mit der
ersten sauerstoffreichen Fraktion (29, 31, 33) gebracht wird,
◆ eine argonhaltige Fraktion (60) aus der Niederdrucksäule (5) entnommen und in die
Rohargon-Rektifikation (61) eingeleitet wird und bei dem
◆ eine Rohargonfraktion (65) aus der Rohargon-Rektifikation (61) entnommen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
◆ eine zweite sauerstoffreiche Fraktion (34, 36, 37, 38) mindestens einen theoretischen
beziehungsweise praktischen Boden unterhalb der ersten sauerstoffhaltigen Fraktion
(29) in flüssigem Zustand aus der Niederdrucksäule (5) abgezogen (34) und mindestens
einen theoretischen beziehungsweise praktischen Boden oberhalb der Zuspeisung der
ersten sauerstoffhaltigen Fraktion (33) in die Mischsäule eingeleitet (38) wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und die zweite sauerstoffreiche Fraktion vor ihrer Einspeisung in die Mischsäule
flüssig auf einen erhöhten Druck gebracht werden (30, 35).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die erste flüssige Fraktion (43, 44) aus der Mischsäule (39) in das Destilliersäulen-System
(4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung, insbesondere in die Niederdrucksäule (5)
oder in eine Hochdrucksäule (6), eingeleitet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass eine zweite flüssige Fraktion (45, 46) von einer Zwischenstelle der Mischsäule (39)
abgezogen und in das Destilliersäulen-System (4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
insbesondere in die Niederdrucksäule (5), eingeleitet wird, wobei die Zwischenstelle
unterhalb der Zuspeisung der ersten sauerstoffreichen Fraktion (33) und oberhalb des
Abzugs der ersten flüssigen Fraktion (43) liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmeträgerstrom durch einen zweiten Einsatzluftstrom (40, 41, 42) gebildet wird,
der separat vom ersten Einsatzluftstrom (1, 3) oder mindestens teilweise gemeinsam
mit dem ersten Einsatzluftstrom (1, 3) verdichtet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Einsatzluftstrom (40, 41, 42) gemeinsam mit dem ersten Einsatzluftstrom
(1, 3) auf einen Druck verdichtet wird, der unterhalb des Betriebsdrucks der Mischsäule
(39) liegt, und anschließend getrennt von dem ersten Einsatzluftstrom auf etwa den
Betriebsdruck der Mischsäule nachverdichtet (201, 501) wird.
7. Vorrichtung zur Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung von Luft mit einem
Destilliersystem, das ein Destilliersäulen-System (4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
mit einer Niederdrucksäule (5) sowie eine Mischsäule (39) und eine Rohargon-Rektifikation
(61) aufweist, sowie mit
◆ einer ersten Einsatzluftstrom-Leitung (1, 3) zur Einleitung eines ersten Einsatzluftstroms
in das Destilliersäulen-System (4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
◆ einer ersten Flüssigsauerstoff-Leitung (29, 31, 33) zum Überleiten einer ersten
sauerstoffreichen Fraktion aus der Niederdrucksäule (5) in die Mischsäule (39),
◆ eine Unrein-Sauerstoff-Leitung (47) zum Entnehmen einer Unrein-Sauerstoff-Fraktion
aus dem oberen Bereich der Mischsäule (39),
◆ einer erste Flüssigkeitsrückleitung (43, 44) zum Überleiten einer ersten flüssigen
Fraktion aus dem unteren Bereich der Mischsäule (39) in das Destilliersäulen-System
(4, 5) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
◆ einer Wärmeträgerstrom-Leitung (40, 41, 42) zur Einleitung eines Wärmeträgerstroms
, insbesondere eines zweiten Einsatzluftstroms, in den unteren Bereich der Mischsäule
(39),
◆ einer Argonübergangs-Leitung (60) zur Überleitung einer argonhaltigen Fraktion aus
der Niederdrucksäule (5) in die Rohargon-Rektifikation (61) und mit
◆ einer Rohargon-Leitung (65) zum Abführen einer Rohargonfraktion aus der Rohargon-Rektifikation
(61),
gekennzeichnet durch
◆ eine zweite Flüssigsauerstoff-Leitung (34, 36, 37, 38) zum Überleiten einer zweiten
sauerstoffreichen Fraktion aus der Niederdrucksäule (5) in die Mischsäule (39), wobei
die zweite Flüssigsauerstoff-Leitung (34, 36, 37, 38) mindestens einen theoretischen
beziehungsweise praktischen Boden unterhalb der ersten Flüssigsauerstoff-Leitung (29,
31, 33) mit der Niederdrucksäule (5) und mindestens einen theoretischen beziehungsweise
praktischen Boden oberhalb der ersten Flüssigsauerstoff-Leitung (29, 31, 33) mit der
Mischsäule verbunden ist.