[0001] Die Erfindung betrifft einen Splitterschutz zur Verwendung mit einer Vakuumpumpe
mit schnelldrehendem Rotor.
[0002] Vakuumpumpen mit schnelldrehenden Rotoren sind sehr erfolgreich in der Erzeugung
von Hoch- und Ultrahochvakuum. Eine sehr gängige Bauform ist die Turbomolekularpumpe,
auch Turbopumpe genannt. In ihnen sind mit Schaufeln versehene Rotor- und Statorscheiben
abwechselnd angeordnet, wobei sich der Rotor meist mit Drehzahlen zwischen 100 Hz
und 1000 Hz bewegt.
Werden solche Vakuumpumpen in Umgebungen mit hohen Magnetfeldern eingesetzt, entstehen
Wirbelströme im Rotor. Diese Bewirken zum Einen eine Erwärmung des Rotors und damit
eine Längenausdehnung. Dies ist bei den erforderlichen geringen Spaltmaßen der Pumpen
kritisch, es kann zu einer Berührung von Rotor und Stator kommen. Zum anderen bewirken
die Wirbelströme eine Abbremsung des Rotors und damit verbunden eine höhere Leistungsaufnahme
des Antriebes.
Auch der umgekehrte Fall ist problematisch: Die schnelldrehenden Rotoren von Vakuumpumpen
werden oftmals magnetisch gelagert, d.h. magnetische Kräfte stützen den Rotor ohne
mechanische Berührung ab. Die in diesen Magnetlager erzeugten magnetischen Felder
sind in ihrer räumlichen Ausdehnung nicht auf den Raum des Lagers selbst beschränkt.
Magnetfeldlinien können durch die Ansaugöffnung der Pumpe heraustreten und damit Störungen
der davor befindlichen Geräte bewirken. Solche Geräte können beispielsweise Elektronenmikroskope
sein, in denen die Streufelder des Magnetlagers zu einer Ablenkung des Elektronenstrahls
und damit zu einem Auflösungsverlust führen können. Aufgrund der immer höheren Empfindlichkeit
und geforderten besseren Auflösung ist diese Strahlablenkung in geringerem Maße tolerierbar.
[0003] Im Stand der Technik ist versucht worden, diese Probleme mit einer Abschirmung des
Gehäuses der Pumpe und der Rotorwelle zu lösen [Z. Vakuum-Technik, 27. Jahrgang, Heft
1, Seite 6 bis 8].
Eine andere Lösung schlägt die Patentschrift DE-PS 35 31 942 vor. Diese Lösung möchte
die Wirbelströme unterdrücken, indem der Rotor und seine Bestandteile aus einem Material
mit einem spezifischen Widerstand von 10
-4 Ωm oder mehr besitzen. Insbesondere Siliziumnitrid wird als Material empfohlen.
[0004] Die im Stand der Technik vorgeschlagenen Lösungen weisen mehrere Nachteile auf: Die
Lösung der Gehäuseabschirmung führt zu nicht ausreichenden Ergebnissen, die zusätzliche
Abschirmung der Rotorwelle stellt sich als fertigungstechnisch schwierig heraus. Die
vorgeschlagenen Materialwahl ist extrem teuer und für eine breite Anwendung mit großen
Stückzahlen ungeeignet.
[0005] Aufgabe des Erfinders war es, eine stark verbesserte magnetische Entkopplung des
Inneren der Pumpe von ihrer Umgebung zu erzielen, ohne aufwändige Maßnahmen ergreifen
zu müssen und damit insgesamt kostengünstig zu bleiben.
[0006] Gelöst wird Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des ersten Patentanspruches.
Die Merkmale der abhängigen Ansprüche 2 bis 11 stellen vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung dar.
Der erfindungsgemäße Splitterschutz dient durch die Wahl des Werkstoffes nicht nur
zum Schutz der Pumpe vor Fremdkörpern, sondern schirmt zugleich die Pumpe vor Magnetfeldern,
die durch die Ansaugöffnung eintreten, und verhindert andererseits das Heraustreten
von Streufeldern aus der Pumpe, welche beispielsweise durch Magnetlager erzeugt werden
können. Damit wird es möglich, den schnelldrehenden Rotor der Vakuumpumpe im Zusammenspiel
mit dem Pumpengehäuse rundum vor Magnetfeldern abzuschirmen und die Ausbildung von
Wirbelströmen in ihm weitestgehend zu unterdrücken. Durch die getroffene Maßnahme
wird es möglich, eine existierende Pumpe abzuschirmen, also auch nach ihrer Herstellung
noch die Anpassung an einen Standort mit hohen Magnetfeldern vorzunehmen. Mit dem
erfindungsgemäßen Splitterschutz ist es zudem möglich, ein Austreten der durch die
Magnetlager erzeugten magnetischen Streufelder aus der Pumpe zu verhindern. Da nur
eine geringe Menge Material notwendig ist, die Ansaugöffnung der Vakuumpumpe zu bedecken,
ist diese Lösung vergleichsweise kostengünstig, insbesondere gegenüber der Herstellung
eines kompletten Rotors aus speziellem Material.
Die Wirksamkeit der magnetischen Trennung der Innenräume von Vakuumpumpe und Vakuumkammer
kann insbesondere verbessert werden, wenn der Splitterschutz zusätzlich eine Schicht
aus elektrisch gut leitendem Material aufweist. Dies erhöht die Trennwirkung für dynamische,
also zeitlich variable, Magnetfelder.
[0007] Die Erfindung soll anhand der Figuren näher erläutert werden.
- Fig. 1:
- Flansch einer Vakuumkammer, Vakuumpumpe, Splitterschutz und Klammerschraube im Schnitt
- Fig. 2:
- Einfache Ausführungsform des Splitterschutzes als Ausschnitt
Die Figur 1 zeigt den Flansch einer Vakuumkammer, eine Vakuumpumpe, den erfindungsgemäßen
Splitterschutz und eine der zur Befestigung notwenigen Klammerschrauben im Schnitt.
Der Splitterschutz 1 umfasst als Bauteile den Zentrierring 6 und das netzartige Bauteil
4, das die Öffnung des Ansaugflansches 5 abdeckt, sobald der Splitterschutz mit der
Vakuumpumpe verbunden wird. Er kann mit dem Ansaugflansch 5 der Vakuumpumpe 2 verbunden
werden. Innerhalb der Vakuumpumpe ist ein schnelldrehender Rotor 3 angeordnet. Auf
diesem sitzen Flügel 10, die am Gehäuse angebrachten Flügeln 11 gegenüberstehen. Gelagert
ist der Rotor in diesem Beispiel durch ein Magnetlager, welches aus den Magneten 17
aufgebaut ist. Im gezeigten Beispiel handelt es sich um ein passives Magnetlager,
auch aktive Magnetlager sind denkbar. Durch die Drehung des Rotors 3 wird eine Pumpwirkung
erzeugt. Vakuumpumpe 2 und Splitterschutz 1 werden mit Flansch 15, der beispielsweise
zu einer Vakuumkammer gehört, verbunden und dann durch geeignete Mittel, beispielsweise
Klammerschrauben 18, fixiert. Um den Splitterschutz kann ein Elastomerring 12 gelegt
sein, der abdichtend wirkt und von einem äußeren Ring 9 gestützt werden kann.
[0008] Die Figur 2 zeigt eine sehr einfache Ausführungsform des Splitterschutzes, wobei
nur der in Figur 1 gestrichelt gekennzeichnete Bereich in der Umgebung des Flansches
5 der Vakuumpumpe dargestellt ist. Das netzartige Bauteil 4 ist so gestaltet, dass
es in die Öffnung der Vakuumpumpe eingelegt werden kann und so diese abdeckt. So wird
die Zahl der notwendigen Bauteile reduziert und zusätzlicher Raumbedarf zwischen Vakuumpumpe
und Vakuumkammer vermieden. Das netzartige Bauteil weist zudem eine Schicht (20) auf,
die elektrisch gut leitend ist. dies kann beispielsweise Kupfer sein. Hierdurch erfolgt
eine bessere Abtrennung der zeitlich veränderlichen magnetischen Felder (dynamischen
Felder). Hergestellt wird diese Struktur beispielsweise durch einen Sandwichaufbau
aus Mu-Metall- und Kupferfolie. Nach dem Verbinden dieser Schichten werden die Lochstrukturen
eingebracht.
[0009] Die Abschirmeigenschaften gegen Magnetfelder hängen von der Dicke des Materials und
seiner relativen Permeabilitätszahl µ
r ab. Um gleichzeitig das Bauteil 4 dünn (typisch sind einige Zehntel Millimeter) halten
zu können, wird erfindungsgemäß ein Material mit einer hohen relativen Permeabilitätszahl
µ
r verwendet. Bereits mit einem µ
r von mehr als 1000 kann das Bauteil dünner gestaltet werden als mit Material wie Stahl.
[0010] Eine weitere Reduzierung der Bauteilstärke kann erreicht werden, in dem ein Material
mit einem µ
r von mehr als 10000 verwendet wird.
[0011] In einer vorteilhaften Ausführung ist das Bauteil 4 aus einem Material mit einer
relativen Permeabilität µ
r, von mehr als 25000 hergestellt. Dies hohe Permeabilität erlaubt es, das Bauteil
4 mit geringer axialer Stärke zu fertigen und damit Leitwertverluste für das abzupumpende
Gas gering zu halten.
[0012] In einer Ausführung wird das unter dem Handelsnamen "Mu-Metall" bekannte Metall verwendet.
Die Bezeichnung Mu leitet sich ab aus "Magnetfeld undurchlässig". Dieses Metall basiert
auf einer Legierung aus Nickel und Eisen.
[0013] Auch andere Nickel-Eisen-Legierungen können eingesetzt werden, wobei der Anteil von
Nickel mindestens 70% und der Anteil von Eisen mindestens 10% beträgt.
[0014] In einer vorteilhaften Ausführung weisen die Oberflächen 7, 8 und 16, die beim Verbinden
von Splitterschutz 1 mit der Vakuumpumpe 2 in Berührung kommen, eine definierte und
gleichbleibende Reibungszahl auf. Damit ist es möglich, auch nach oftmaligem Montieren
und Demontieren eine sichere Verbindung des Splitterschutzes mit der Vakuumpumpe zu
gewährleisten. Darüber hinaus können Oberflächen (7, 8, 16) mit einer Beschichtung
versehen sein, welche eine definierte und gleichbleibende Reibungszahl aufweist.
[0015] Gerade bei Molekularvakuumpumpen (z.B. Holweckpumpen) und speziell Turbomolekularvakuumpumpen
sind hohe Drehzahlen des Rotors bei sehr geringen Spaltmaßen erforderlich. Oftmals
kommen Magnetlager zum Einsatz. Hier erweist sich der erfindungsgemäße Splitterschutz
als vorteilhaft.
1. Splitterschutz (1) verbindbar mit dem Ansaugflansch (5) einer Vakuumpumpe (2) mit
schnelldrehendem Rotor (3), wobei wenigstens ein die Öffnung des Ansaugflansches (5)
der Vakuumpumpe abdeckendes Bauteil (4) beinhaltet, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Bauteil (4) aus einem Material mit einer relativen Permeabilitätszahl
µr größer als 1000 hergestellt ist.
2. Splitterschutz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er einen Zentrierring (6) aufweist.
3. Splitterschutz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil (4) aus einem Material mit einer relativen Permeabilitätszahl µr größer als 10000 hergestellt ist.
4. Splitterschutz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil (4) aus einem Material mit einer relativen Permeabilitätszahl µr größer als 25000 hergestellt ist.
5. Splitterschutz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Material eine Legierung ist, die Nickel mit mindestens 70% Anteilen und Eisen
mit mindestens 10% Anteilen enthält.
6. Splitterschutz nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Material Mu-Metall ist.
7. Splitterschutz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das die Öffnung abdeckende Bauteil (4) eine Schicht (20) aus elektrisch gut leitendem
Material aufweist.
8. Splitterschutz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen (7, 8, 16) eine definierte und gleichbleibende Reibungszahl aufweisen.
9. Splitterschutz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen (7, 8, 16) mit einer Beschichtung versehen sind, welche eine definierte
und gleichbleibende Reibungszahl aufweist.
10. Splitterschutz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vakuumpumpe eine
Molekularpumpe ist.
11. Splitterschutz nach Anspruch 9, wobei die Molekularpumpe eine Turbomolekularpumpe
ist.