"Nadelhalterung für eine Nähmaschinennadel und Nähmaschine"
[0001] Die Erfindung betrifft eine Nähmaschine und eine Nadelhalterung für eine Nähmaschinennadel.
[0002] In der Praxis eingesetzte Nähmaschinen verwenden Nadelhalterungen (Nadelstangen),
in die eine Nähmaschinennadel eingesetzt und gehalten wird. Die Nadelhalterung wird
mittels eines Antriebes derart bewegt, dass ein innerhalb der Bewegungsbahn angeordnetes
Nähgut von der Nähmaschinennadel durchstoßen wird. In einer Ausführungsform führt
die Nähmaschinennadel einen Nähfaden mit sich, der von der einen Seite des Nähgutes
zu der anderen Seite transportiert wird. Es sind auch Konstruktionen bekannt, bei
denen nach dem Durchstoßen des Nähgutes ohne einen mitgeführten Nähfaden und mittels
einer darauf folgenden Umkehrbewegung des Nadelhalters ein auf der Gegenseite des
Nähgutes bereitgehaltener Nähfaden von der Nähmaschinennadel erfasst und durch das
Nähgut hindurch zur anderen Seite gezogen wird.
[0003] Allen Konstruktionen gemeinsam ist, dass die Nähmaschinennadel, die das Nähgut durchdringt
und dabei auf ihrem Weg durch das Nähgut sowohl beim Durchdringen als auch bei der
Umkehrbewegung innigen Kontakt mit dem Nähgut hat, durch die entstehende Reibung mit
dem Nähgut erwärmt wird. Die entstehenden Temperaturen an der Nadel können in Bereichen
zwischen 200 °C und 300 °C oder sogar darüber liegen.
[0004] Hat eine derartig erwärmte Nähmaschinennadel Kontakt mit einem Nähgut, dessen Schmelzpunkt
unterhalb oder in der Nähe dieser Nadeltemperatur liegt, so kommt es zu Schmelzungen
des Nähgutes im Kontaktbereich mit der Nadel. Ein von der Nadel mitgeführter Nähfaden,
dessen Schmelzpunkt unterhalb oder in der Nähe dieser Nadeltemperatur liegt, kann
ebenfalls durch den Kontakt mit der erwärmten Nähmaschinennadel teilweise oder ganz
geschmolzen werden. Ferner können in das Nähgut oder in den Nähfaden eingebrachte
Avivagen im Kontaktbereich mit der erwärmten Nähmaschinennadel ihren Aggregatzustand
verändern. Ebenfalls können Harzanteile sogenannter Prepregs (mit flüssigen Kunstharzen
vorgetränkte Faserwerkstoffe) bei Vernähung miteinander oder mit anderen Werkstoffen
im Kontaktbereich einer erhitzten Nähmaschinennadel schmelzen.
[0005] Die an der Grenzschicht zwischen Nähgut und erwärmter Nähmaschinennadel gebildeten
Schmelzstoffe lagern sich auf der Oberfläche der Nähmaschinennadel in dünnen Schichten
ab. Teilweise werden die Ablagerungen durch den Nähvorgang wieder abgestreift. Speziell
beim Erkalten der Nähmaschinennadel nach der Beendigung des Nähvorgangs werden die
Ablagerungen jedoch fest und bilden auf der Nadeloberfläche Schichten aus, die insbesondere
die für den Nähprozess wichtigen, in die Nähmaschinennadel eingebauten Fadenführungselemente
wie das Nadelöhr oder die lange Rinne verschließen und somit den Nähprozess stören
oder die Nähmaschinennadel unbrauchbar machen.
[0006] Bekannte Verfahren, um dieser Störung des Nähprozesses oder dem Unbrauchbarwerden
der Nähmaschinennadel entgegen zu wirken, sind Nadelbeschichtungen mit antiadhäsiv
wirkenden Materialien, wie z.B. dem Kunststoff PTFE oder auch Formveränderungen der
Nadel zur Herabsetzung der Nadelerwärmung bei Kontakt von Nähmaschinennadel und Nähgut
(US 5,215,021). Nachteile dieser Verfahren sind zum einen die geringe Haltbarkeit
der antiadhäsiv wirkenden Schichten und die geringe Reduktion der Nadelerwärmung durch
Formveränderungen an der Nähmaschinennadel.
[0007] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, erwärmungsbedingte Ablagerungen auf
Nähmaschinennadeln zu entfernen und ihrer Entstehung vorzubeugen.
[0008] Diese Aufgabe wird durch eine Nadelhaltevorrichtung bzw. eine Nähmaschine gemäß der
nebengeordneten Ansprüche gelöst. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen sind in den
Unteransprüchen angegeben.
[0009] Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, dass durch das Anregen der Nadel mit einer
Schwingung Ablagerungen auf Nähmaschinennadeln entfernt werden können. Wird die Nähmaschinennadel
bereits während des Nähvorgangs in Schwingung versetzt, wird der Entstehung von Ablagerungen
durch das Wegschleudern der Schmelzstoffe entgegengewirkt. Durch die Schwingung wird
ein Selbstreinigungseffekt der Nähmaschinennadel bewirkt, der bedingt, dass Störungen
des Nähprozesses vermieden und die Haltbarkeit der Nähmaschinennadel erhöht wird.
Insbesondere bevorzugt wird die Nähmaschinennadel derart angeregt, dass sie mit einer
Ultraschallfrequenz schwingt.
[0010] Die erfindungsgemäße Nadelhalterung weist ein anregendes Element (Sonotrode) auf,
mit dem die gehaltene Nadel in Schwingung versetzt werden kann.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die Sonotrode in die Nadelhalterung integriert.
So lässt sich die Nadelhalterung sehr kompakt ausführen, so dass zum Beispiel bei
sehr kompakten Nähmaschinen der Nähprozess nicht beeinträchtigt wird. Gemäß einer
weiteren Ausführungsform kann die Sonotrode im Kontakt mit der Nadelhalterung stehen.
Dies erlaubt den selektiven Einbau der Sonotrode für bestimmte Nähprozesse, die Verwendung
einer Sonotrode für mehrere Nähmaschinen und den schnellen Austausch einer möglicherweise
defekten Sonotrode ohne die Nutzung eines zeit- und kostenaufwändigen Kundendienstes.
[0012] Des weiteren kann die Nadelhalterung so ausgebildet sein, dass die Amplitude und/oder
die Frequenz der Ultraschallschwingung einstellbar ist. Dadurch kann die Einstellung
der für den Reinigungsprozess entscheidenden Parameter selektiv vorgenommen und optimiert
werden. So kann beispielsweise für den Nähbetrieb eine andere Frequenz und Amplitude
als für eine "Endreinigung" der Nähmaschinennadel nach Abschluss des Nähvorgangs eingestellt
werden oder die Frequenz und die Amplitude auf das Nähgut eingestellt werden.
[0013] Die erfindungsgemäße Nähmaschine weist eine Nadelhalterung und eine Sonotrode, die
die gehaltene Nähmaschinennadel in Schwingung versetzen kann, auf.
[0014] Als Nähmaschinen gelten im vorliegenden Fall nicht nur für den eigentlichen Vorgang
"Nähen" geeignete Maschinen, sondern auch Nähmaschinen im weiteren Sinne wie z.B.
Kettelmaschinen, Säummaschinen, Knopfloch- und Knopfannähmaschinen. Die erfindungsgemäße
Nadelhalterung lässt sich insbesondere bevorzugt bei Industrie- und Haushaltsnähmaschinen
verwenden.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer lediglich Ausführungsbeispiele zeigenden
Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- Fig. 1
- eine Steuereinheit der erfindungsgemäßen Nähmaschine in einer perspektivischen Ansicht,
- Fig. 2
- die erfindungsgemäße Nähmaschine in einer schematischen Seitenansicht,
- Fig. 3
- den Aufbau einer Nadelstange zum Einsatz an der Nähmaschine gemäß Fig. 2 in einer
geschnittenen Seitenansicht,
- Fig. 4
- eine zweite Ausführungsform einer Nadelstange in einer geschnittenen Seitenansicht
und
- Fig. 5
- eine dritte Ausführungsform einer Nadelstange in einer geschnittenen Seitenansicht
[0016] Die in Fig. 2 dargestellte Nähmaschine weist einen herkömmlichen Aufbau auf. Ihre
Nadelstange 1 ist nach einer der drei in den Fig. 3, 4 und 5 dargestellten Ausführungsformen
ausgebildet. Jede der drei Ausführungsformen der Nadelstange 1 weist eine Entkopplung
2, ein Ultraschallschwinger-Element 3 und eine Sonotrode 4 sowie eine Nadel 5 auf.
Das Ultraschallschwinger-Element 3 ist über Verbindungskabel 6 mit der in Fig. 1 dargestellten
Steuereinheit verbunden, deren Ausgangssignale in Frequenz und Amplitude regelbar
sind.
[0017] Durch die Signale der Steuereinheit wird das Ultraschallschwinger-Element 3 in Schwingung
versetzt und regt die Sonotrode 4 an. Die in Schwingung angeregte Sonotrode 4 überträgt
diese Schwingungen auf die Nadel 5. Durch die Schwingung der Nadel 5 wird verhindert,
dass während des Nähvorgangs aufgeschmolzenes Material an der Nähmaschinennadel 5
haften bleibt.
[0018] Die in den Ausführungsformen vorgesehene Entkopplung 2 verhindert, dass die Schwingungen
der Sonotrode 4 / der Nadel 5 auf den Grundkörper der Nähmaschine übertragen wird.
1. Nadelhalterung für eine Nähmaschinennadel (5) mit einer Sonotrode (4), die die in
der Nadelhalterung gehaltene Nähmaschinennadel (5) in Schwingung versetzen kann.
2. Nadelhalterung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sonotrode (4) als integrales Bestandteil ausgebildet ist.
3. Nadelhalterung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Amplitude und/oder die Frequenz der Schwingung einstellbar ist.
4. Nähmaschine mit einer Nadelhalterung und einer Sonotrode (4), die die in der Nadelhalterung
gehaltene Nähmaschinennadel (5) in Schwingung versetzen kann.
5. Nähmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Amplitude und/oder Frequenz der Schwingung einstellbar ist.
6. Nähmaschine mit einer Nadelhalterung nach einem der Ansprüche 1 bis 3.