[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Behandeln einer Materialbahn mit mindestens
einem Nip, durch den die Materialbahn geführt ist und der zwischen einer ersten umlaufenden,
beheizten Oberfläche und einer zweiten umlaufenden Oberfläche gebildet ist, wobei
die erste Oberfläche auf mindestens 120°C beheizbar ist und beide Oberflächen im Nip
die gleiche Bewegungsrichtung wie die Materialbahn aufweisen. Ferner betrifft die
Erfindung ein Verfahren zum Behandeln einer Materialbahn, bei dem man die Materialbahn
durch einen Nip führt, der zwischen einer ersten umlaufenden, beheizten Oberfläche
und einer zweiten umlaufenden Oberfläche gebildet ist, wobei man die erste Oberfläche
auf mindestens 120°C beheizt.
[0002] Die Erfindung wird im folgenden am Beispiel einer Papierbahn beschrieben. Sie ist
jedoch auch bei anderen Materialbahnen anwendbar, bei denen ähnliche Probleme auftreten.
[0003] Papierbahnen werden zur Verbesserung der Oberflächengüte und zum Verfestigen durch
mindestens einen Nip geführt, der in der Regel in einem sogenannten Kalander ausgebildet
ist. Dabei kann der Nip durch zwei Walzen gebildet sein, von denen eine beheizt ist.
Die andere Walze weist dann vielfach eine elastische Oberfläche auf. Der Nip kann
aber auch durch eine beheizte Walze und eine damit zusammenwirkende Schuhwalze gebildet
sein. Die Schuhwalze weist einen Mantel auf, der durch ein Anpreßelement über einen
vorbestimmten Umfangsabschnitt zur Anlage an die Gegenwalze gebracht wird. Andere
Ausgestaltungen des Nips sind natürlich ebenfalls denkbar, beispielsweise eine Ausgestaltung,
bei der der Nip durch zwei umlaufende Bänder gebildet wird.
[0004] Es ist bekannt, daß die Oberflächengüte verbessert werden kann, wenn man der Papierbahn
im Nip Wärme zuführt. Hierzu ist eine der beiden Oberflächen beheizt, beispielsweise
die Oberfläche einer beheizten Walze. Dies hat zwar prinzipiell positive Auswirkungen
auf die Oberfläche der Papierbahn, kann jedoch zu folgenden Problemen führen:
[0005] Am Ende des Nips wird der Arbeitsdruck mehr oder weniger schlagartig auf den Umgebungsdruck
reduziert. Wenn nun das Papier noch eine Temperatur oberhalb der Siedetemperatur des
enthaltenen Wassers bei annähernd Umgebungsdruck, also ca. 1 bar, besitzt, dann verdampft
das Wasser schlagartig. Dies ist bereits für sich ein Problem, da somit die Feuchte
der Papier- oder Kartonbahn unter ein gewünschtes Niveau absinken kann. Dies kann
beispielsweise nachgeordnete Prozesse, wie einen Druckprozeß, beeinträchtigen. Andererseits
ist es aufgrund von technischen Einschränkungen vorgeordneter Prozesse oft nicht möglich,
zur Abhilfe dieses Problems die Bahnfeuchte vor dem Nip zu erhöhen.
[0006] Weiterhin kann das schlagartig verdampfende Wasser zu einem Mitreißen und Aufstellen
von Fasern und somit zu einer Verschlechterung der Oberflächenqualität führen. Dies
gilt auch dann, wenn die Fasern nicht völlig aus der Papierbahn herausgerissen werden.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gute Oberflächenqualität der Materialbahn
zu erhalten.
[0008] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
daß in Bewegungsrichtung hinter dem Nip ein Kasten angeordnet ist, der einen Raum
begrenzt, durch den die Materialbahn geführt ist.
[0009] Der Raum erstreckt sich zweckmäßigerweise über die gesamte Breite der Papierbahn.
In dem Raum herrscht annähernd Umgebungsdruck. Dies würde zunächst dazu führen, daß
auch hier Dampf aus der Papierbahn austritt und die Oberfläche beschädigt. Da der
Dampf aber aufgrund des Kastens aus dem Raum nicht in einem größeren Maß entweichen
kann, bildet sich in einer relativ kurzen Zeitspanne eine Atmosphäre aus, die gesättigten
Wasserdampf enthält. Da nun sowohl innerhalb der Papierbahn als auch außerhalb der
Papierbahn Wasserdampf vorhanden ist, ist der Übertritt von Wasserdampf aus der Papierbahn
in die Umgebung stark beschränkt. Im Idealfall wird er sogar vollständig verhindert.
Die Papierbahn kann nun beim Durchlaufen des Raumes abkühlen, ohne Feuchtigkeit zu
verlieren. Wenn sie den Raum verläßt, findet eine weitere Abkühlung ebenfalls ohne
deutlichen Feuchteverlust statt. In jedem Fall ist der Feuchteverlust geringer als
ohne den Kasten.
[0010] Vorzugsweise ist der Kasten bis auf eine Eintrittsöffnung, die durch die beiden Oberflächen
verschlossen ist, und eine Austrittsöffnung, durch die die Materialbahn nach außen
geführt ist, geschlossen. Der Austritt von Dampf aus dem Raum wird also in erheblichem
Maße beschränkt. Dies hat mehrere Vorteile. Zum einen wird die Umgebung nur in geringem
Maße mit Dampf beaufschlagt. Dies vermeidet Kondensationsprobleme an kälteren Teilen
von Maschinen. Darüber hinaus ist die Materialbahn auf beiden Seiten von einer Dampfatmosphäre
abgedeckt, so daß auf keiner ihrer beiden Seiten eine Flash-Verdampfung, also ein
schlagartiges Austreten von Dampf, erfolgen kann.
[0011] Vorzugsweise ist die zweite Oberfläche durch einen umlaufenden Mantel gebildet, der
im Bereich des Kastens von innen abgestützt ist. Die zweite Oberfläche ist also an
der Oberfläche des Mantels einer Schuhwalze gebildet. Ein derartiger Mantel ist in
gewisser Hinsicht nachgiebig. Wenn man den Mantel im Bereich des Kastens abstützt,
dann ist es möglich, eine vorbestimmte Dichtigkeit zwischen dem Kasten und dem Mantel
zu erzielen. Diese Dichtigkeit kann einerseits durch eine Dichtungsleiste erzielt
werden, die im Betrieb am Mantel anliegt. Sie kann andererseits im geringerem Umfang
erreicht werden, wenn zwischen dem Mantel und dem Kasten ein kleiner Spalt vorhanden
ist. Durch die Abstützung wird aber gewährleistet, daß dieser Spalt eine vorbestimmte
Größe aufweist.
[0012] In einer alternativen Ausgestaltung kann vorgesehen sein, daß der Raum auf einer
Seite durch die Materialbahn begrenzt ist, wobei der Kasten der beheizten Oberfläche
benachbart angeordnet ist. Sinnvollerweise wird man den Kasten so konstruieren, daß
er die Papier- oder Kartonbahn auf beiden Seiten überdeckt, um so das Ausdampfen der
Bahn so weit wie möglich zu minimieren. Ist dies aber nicht möglich, z.B. aus konstruktiven
Gründen, dann sollte der Kasten die heißere Bahnseite abdecken, also die Seite, die
im Nip an der beheizten Oberfläche angelegen hat.
[0013] Bevorzugterweise weist der Kasten eine Länge auf, die unter Berücksichtigung der
Temperatur der ersten Oberfläche und der Geschwindigkeit der Materialbahn so gewählt
ist, daß die Materialbahn nach dem Durchlaufen des Raums eine Temperatur von maximal
110°C aufweist. Die Geschwindigkeit der Materialbahn und die Temperatur der ersten
Oberfläche sind bekannt. Man kann daher in Kenntnis dieser beiden Parameter die Länge
des Raumes leicht ausrechnen oder durch Experimente oder Wärmeübergangsberechnungen
mit hinreichender Genauigkeit bestimmen. Wenn die Materialbahn am Ende des Raumes
nur noch 10°C oder sogar nur noch 5°C über der Siedetemperatur von Wasser bei Umgebungsdruck
liegt, dann ist die Gefahr einer Flash-Verdampfung mit dem Aufreißen der Oberfläche
ganz wesentlich vermindert.
[0014] Vorzugsweise weist der Raum in Bewegungsrichtung eine Länge im Bereich von 0,3 bis
3 m auf. Eine derartige Länge reicht in der Regel aus, um die notwendige Abkühlung
der Bahn nach dem Verlassen des Nips zu bewirken.
[0015] Bevorzugterweise ist mindestens eine Wand des Kastens auf mindestens 100°C beheizt.
Die Temperatur von 100°C steht dabei für den Siedepunkt des Wassers. Wenn sich die
Druckverhältnisse ändern, muß diese Temperatur angehoben oder abgesenkt werden. Wenn
man den Kasten beheizt, dann wird das Risiko minimiert, daß Dampf an der Wand des
Kastens kondensiert. Dies würde zu einer Tropfenbildung führen, die unerwünscht ist.
[0016] Hierbei ist bevorzugt, daß die beheizte Wand in Schwerkraftrichtung oberhalb der
Bahn angeordnet ist. Hier ist die Gefahr einer Tropfenbildung besonders kritisch.
[0017] Vorzugsweise ist der Kasten zumindest teilweise thermisch gegen die Umgebung isoliert.
Man verringert dadurch den Wärmeabfluß aus dem Raum nach außen. Dies wiederum spart
Energie und verhindert eine Tropfenbildung außen.
[0018] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist eine Einblaseinrichtung vorgesehen, die Frischluft
in den Raum fördert. Mit Hilfe der Einblaseinrichtung kann man dafür sorgen, daß im
Raum keine Kondensatbildung stattfindet. Es wird also immer ein Teil der dampfgesättigten
Luft im Kasten durch nicht gesättigte Umgebungsluft ersetzt. Damit trägt man der Tatsache
Rechnung, daß die Bahn durchaus mehr Feuchtigkeit in den Kasten hineintransportieren
kann, als durch die verbleibenden Öffnungen und Undichtigkeiten aus dem Kasten entweichen
kann.
[0019] Vorzugsweise ist die Einblaseinrichtung mit einem Sensor verbunden, der die relative
Feuchte im Raum ermittelt. Damit läßt sich überwachen, ob die Gefahr einer Kondensatbildung
besteht. Die Einblaseinrichtung kann entsprechend gesteuert werden.
[0020] Hierbei ist bevorzugt, daß die Einblaseinrichtung und der Sensor Teil einer Regelung
sind, die die relative Feuchte im Raum auf maximal 99 % begrenzt. Bei dieser relativen
Feuchte besteht keine Gefahr, daß sich Tropfen durch Kondensat bilden.
[0021] Vorzugsweise sind mehrere Nips vorgesehen und der Raum ist hinter dem ersten Nip
angeordnet. Die mehreren Nips können beispielsweise in einem Superkalander oder in
einem Janus-Kalander vorgesehen sein. Im ersten Nip ist der Feuchteverlust normalerweise
am größten. Hier hat daher der Raum auch mit die größten Auswirkungen.
[0022] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, daß mehrere Nips vorgesehen sind
und der Raum hinter dem letzten Nip angeordnet ist. Hinter dem letzten Nip hat man
auf diese Weise noch einmal die Möglichkeit, die Feuchte der Bahn richtig einzustellen.
Darüber hinaus möchte man nach dem letzten Nip die gewünschte glatte Oberfläche haben.
Dies wird durch die Dampfatmosphäre in dem Raum auf einfache Weise gewährleistet.
[0023] Die Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß
man die Materialbahn nach dem Verlassen des Nips durch einen Raum führt, der teilweise
durch die beheizte Oberfläche begrenzt ist und in dem man mit Hilfe der Materialbahn
eine Dampfatmosphäre erzeugt.
[0024] Der Raum ist geschlossen. Die Feuchtigkeit, die die Bahn durch Ausdampfen in den
Raum einbringt, bleibt also in Form einer Dampfatmosphäre erhalten. Wenn in dem Raum
genügend gesättigter Dampf vorhanden ist, dann kann der Dampf nicht mehr aus der Papierbahn
in den Raum übertreten. Die Papierbahn kann also beim Durchlaufen des Raumes in ausreichendem
Maße abkühlen, so daß nach dem Verlassen des Raumes keine Gefahr mehr besteht, daß
die Oberfläche durch ein schlagartiges Austreten des Dampfes wieder aufreißt.
[0025] Vorzugsweise bläst man Frischluft in den Raum ein. Durch das Einblasen von Frischluft
kann man einen Teil des Dampfes aus dem Raum abfördern. Man kann also die Dampfatmosphäre
bei einer vorbestimmten relativen Feuchtigkeit oder Feuchte halten, so daß die Gefahr
einer Kondensatbildung vermindert ist.
[0026] Hierbei ermittelt man die relative Feuchte im Raum und begrenzt durch Einblasen von
Frischluft die relative Feucht auf maximal 99 %. Damit wird das Risiko einer Tröpfchenbildung
durch Kondensat ausgeschlossen.
[0027] Vorzugsweise beheizt man mindestens eine Begrenzungswand des Raumes. Durch diese
Beheizung sorgt man dafür, daß die Dampfatmosphäre im Raum erhalten bleibt und sich
kein Dampf in Form von Wasser an der Wand niederschlagen kann.
[0028] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in
Verbindung mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigt die
- einzige Figur:
- eine schematische Ansicht einer Vorrichtung zum Behandeln einer Materialbahn.
[0029] Eine Vorrichtung 1 zum Behandeln einer Materialbahn 2, im vorliegenden Fall einer
Bahn aus Papier oder Karton, weist einen Nip 3 auf, der zwischen einer auf mindestens
120°C beheizten Walze 4 und einem Mantel 5 einer Schuhwalze 6 gebildet ist. In der
Walze 4 sind Heizkanäle 7 dargestellt, die eine Möglichkeit der Beheizung sind. Natürlich
kann die Walze 4 auch auf andere Weise beheizt werden, etwa durch eine Infrarotheizung
oder eine induktive Heizung.
[0030] Der Mantel 5 der Schuhwalze 6 wird durch einen Anpreßschuh 8 an einem Umfangsabschnitt
der beheizten Walze 4 zur Anlage gebracht, wobei natürlich die Bahn 2 zwischen der
Walze 4 und dem Mantel 5 ein direktes Anlegen des Mantels 5 an die Walze 4 verhindert.
Der Nip 3 hat dementsprechend eine Länge in Bewegungsrichtung 9 der Bahn 2 im Bereich
von 30 mm bis 250 mm.
[0031] Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Nip 3 als Breitnip ausgebildet. Es ist
aber auch möglich, den Nip 3 zwischen einer harten Walze und einer sogenannten weichen
Walze mit einer elastischen Oberfläche auszubilden oder sogar zwei harte Walzen zu
verwenden. Auch ist es möglich, den Nip 3 zwischen zwei umlaufenden Bändern auszubilden,
die dann jeweils durch Anpreßschuhe gegeneinandergedrückt werden. Dabei kann der Nip
3 durchaus auch eine ebene Erstreckung haben.
[0032] In Bewegungsrichtung 9 hinter dem Nip 3 ist ein Kasten 10 angeordnet, der zusammen
mit der Walze 4 und dem Mantel 5 einen Raum 11 umgibt. Der Kasten 10 weist eine Eingangsöffnung
12 auf, die durch die Walze 4 und den Mantel 5 verschlossen ist, und eine Ausgangsöffnung
13, durch die die Bahn 2 den Raum 11 verläßt.
[0033] Der Kasten 10 weist eine thermische Isolierung 14 auf, die einen Wärmeübergang vom
Raum 11 in die Umgebung vermindert. Ferner weist der Kasten 10 eine Heizeinrichtung
15 auf, die zumindest auf die in Schwerkraftrichtung oberhalb der Bahn 2 angeordnete
Wand 16 wirkt. Die Heizeinrichtung 15 ist hier als diskretes Element dargestellt.
In der Regel wird man jedoch die Heizeinrichtung 15 in die Wand 16 oder, in einer
weiter bevorzugten Ausgestaltung, in alle Wände des Kastens 10 integrieren.
[0034] Ein Feuchtigkeitssensor 17 ermittelt die relative Feuchtigkeit im Raum 11 und meldet
diese an einen Regler 18 weiter. Der Regler 18 ist mit einer Einblaseinrichtung 19
verbunden, die ein Gebläse 20 aufweist. Mit Hilfe des Gebläses 20 läßt sich Frischluft
über einen Ansaugstutzen 21 ansaugen und über einen vorzugsweise seitlichen Eingang
22 in den Raum 11 einblasen.
[0035] Ein zusätzlicher Dampfanschluß, mit dem man Dampf in den Raum 11 einblasen kann,
ist zwar möglich, in der Regel aber nicht erforderlich, wie nachfolgend erläutert
werden wird.
[0036] Der Kasten 10 ist über eine erste Dichtung 23 gegenüber der Walze 4 und über eine
zweite Dichtung 24 gegenüber dem Mantel 5 der Schuhwalze 6 abgedichtet. Im Bereich
der zweiten Dichtung ist der Mantel 5 durch eine Abstützung 25 unterstützt, so daß
der Mantel 5 im Bereich der zweiten Dichtung 24 eine definierte Lage zu der zweiten
Dichtung 24 aufweist.
[0037] Die Dichtungen 23, 24 können an der Walze 4 beziehungsweise dem Mantel 5 anliegen.
Man kann jedoch auch einen kleinen Spalt zwischen dem Kasten 10 und der Walze 4 beziehungsweise
dem Mantel 5 zulassen. Der Kasten 10 ist so groß, daß sich der Raum 11 über die gesamte
Breite der Bahn 2 erstreckt. Der Kasten 10 ist auch seitlich geschlossen. Die einzige
größere Öffnung, durch die Dampf austreten könnte, ist die Ausgangsöffnung 13. Alternativ
dazu kann man den Kasten 10 auch seitlich offen lassen, wenn durch diese seitlichen
Öffnungen nicht zu viel Dampf verloren geht. Eine geschlossene Ausgestaltung wird
jedoch bevorzugt.
[0038] Die Länge des Kastens 10 in Bewegungsrichtung 9 und damit die Länge des Raumes 11
in Bewegungsrichtung 9 ist so gewählt, daß die Bahn 2 bei allen in der Vorrichtung
1 behandelten Sorten und unter allen vorgesehenen Betriebsbedingungen beim Austritt
aus dem Kasten eine Temperatur unter 110°C beziehungsweise sogar unter 105°C besitzt.
Dies gilt für einen Umgebungsdruck von etwa 1 bar. Anders ausgedrückt, sollte die
Temperatur der Bahn 2 beim Austritt aus dem Kasten 10 nicht mehr als 10°C oder sogar
nicht mehr als 5°C über der Siedetemperatur von Wasser bei Umgebungsdruck liegen.
Dadurch kühlt die Bahn 2 ab, ohne signifikant Feuchte zu verlieren. Wenn sie den Kasten
10 verläßt, findet die weitere Abkühlung ebenfalls ohne deutlichen Feuchteverlust
statt, in jedem Fall deutlich weniger als ohne den Kasten 10.
[0039] Da die erforderliche Länge des Kastens 10 von der produzierten Sorte der Bahn 2,
dem Typ der Vorrichtung 1 und den Betriebsbedingungen sowie von der Geschwindigkeit
der Bahn 2 abhängt, variiert die Länge des Kastens 10 von Einsatzort zu Einsatzort.
Die Länge ist aber durch Experimente oder Wärmeübergangsberechnungen mit hinreichender
Genauigkeit bestimmbar. Üblicherweise wird der Raum 11 eine Länge im Bereich von 0,3
bis 3 m in Bewegungsrichtung 9 aufweisen.
[0040] Der Kasten 10 ist prinzipiell bei allen Kalandern anwendbar, bei denen die Oberfläche
26 der beheizten Walze 4 eine Temperatur von über 120°C besitzt. Die Temperatur der
Oberfläche 27 des Mantels 5 ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Der Kasten 10
ist aber vor allem bei Kalandern von Vorteil, bei denen die Bahn mit Temperaturen
der Oberfläche 26 von über 200°C geglättet wird. Vor allem ist der Kasten 10 bei dem
dargestellten Breitnip-Kalander vorteilhaft einsetzbar, da hier zu den hohen Temperaturen
noch eine relativ hohe Verweilzeit im Nip 3 hinzukommt, so daß nach dem Nip 3 Temperaturen
an der Oberfläche der Bahn 2 von beispielsweise 150°C auftreten können.
[0041] Eine zusätzliche Dampfeinspeisung, um erstmals eine dampfgesteuerte Atmosphäre zu
erhalten oder um eine solche aufrecht zu erhalten, ist in der Regel nicht erforderlich,
wie die nachfolgende Abschätzung aufzeigt: Im Sättigungszustand enthält 1 m
3 Luft bei 100°C und 1,013 bar etwa 0,6 kg Wasser. Verliert die Bahn 2 im Raum 11 zu
Beginn des Betriebs, in dem noch keine Dampfatmosphäre im Raum 11 vorliegt, nur 0,5
g Wasser pro m
2 ihrer Oberfläche (im Betrieb kann dieser Wert durchaus auf ein Mehrfaches steigen)
und wird die Vorrichtung 1 bei 500 m/min betrieben (viele Vorrichtungen laufen heute
bereits mit 2000 m/min), so verdampfen in diesem sehr ungünstig angenommenen Fall
im Nip einer 5 m breiten Maschine 1250 g Wasser pro Minute.
[0042] Wenn der Raum 11 ein Volumen von 0,25 m
3 (0,5 m Länge x 0,1 m Höhe x 5 m Breite), so befindet sich in diesem Volumen selbst
bei anfänglich 0 % Umgebungsfeuchte bereits nach ca. 30 Sekunden eine dampfgesättigte
Atmosphäre. Selbst wenn die Hälfte des Dampfes entweichen sollte, während sich der
Gleichgewichtszustand zur dampfgesättigten Atmosphäre einstellt, so ist trotz dieser
ungünstigen Annahme nach etwa einer Minute der Sättigungszustand erreicht. Da sich
dieser Zustand eines dampfleeren Kastens nur beim Hochfahren der Vorrichtung 1 aus
dem Stillstand einstellt und da die Produktion der Bahn nach einer Minute in der Regel
ohnehin noch nicht stabil die gewünschte Qualität liefert, ist diese Anfahrphase zur
Befüllung des Kastens mit Dampf ohne Auswirkung auf den Maschinenwirkungsgrad.
[0043] Da die Wände des Kastens 10 auf knapp über 100°C beheizt und gegen die Umgebung isoliert
sind, wird eine Tropfenbildung vermieden, welche die Qualität der produzierten Bahn
beeinträchtigen könnte.
[0044] Da die beheizte Walze 4 zumindest einen Teil der vorderen Begrenzung des Kastens
10 bildet, wird der Kasten 10 mit Hilfe der Heizwalze 4 beheizt. Der Kasten 10 isoliert
einen Teil des Umfangs der beheizten Walze 4 gegen die Umgebung.
[0045] Die Einblaseinrichtung 19 ersetzt immer so viel der dampfgesättigten Luft im Kasten
10 durch nicht gesätttigte Umgebungsluft, daß im Raum 11 keine Kondensbildung stattfinden
kann. Sinnvollerweise ist die relative Feuchte im Raum 11 auf etwa 99 % begrenzt.
[0046] Wenn möglich, wird der Kasten 10 so konstruiert, daß er die Bahn 2 auf beiden Seiten
überdeckt, um so das Ausdampfen der Bahn 2 so weit wie möglich zu minimieren. Ist
dies nicht möglich, beispielsweise aus konstruktiven Gründen, so sollte der Kasten
10 zumindest die heißere Seite der Bahn 2 abdecken, also die Seite der Bahn 2, die
an der beheizten Walze 4 anliegt. In diesem Fall ist der Kasten 10 nur der beheizten
Walze 4 benachbart.
[0047] Durch den Kasten 10 läßt sich also die Feuchte in der Bahn 2 halten. Ein Aufreißen
der Oberfläche durch schlagartiges Verdampfen wird zuverlässig vermieden.
[0048] In nicht näher dargestellter Weise kann die Erfindung nicht nur bei einem Kalander
oder einer Walzenmaschine mit einem Nip angewendet werden, wie dies im Zusammenhang
mit der Zeichnung erläutert worden ist. Auch bei einem Kalander mit mehreren Nips
läßt sich der Kasten verwenden, um hinter einem oder mehreren Nips die gewünschte
Dampfatmosphäre zu erzeugen. Hierbei wird man aus Kostengründen den Kasten nicht unbedingt
hinter jedem Nip anordnen. In vielen Fällen ist eine günstige Anordnungs-Position
der Auslauf hinter dem ersten Nip. Im ersten Nip verliert die Bahn in der Regel die
meiste Feuchtigkeit. Dementsprechend hat der Raum mit der dampfgesättigten Wirkung
hier einen guten Einfluß auf die Menge des ausdampfenden Wassers.
[0049] Eine alternative oder zusätzliche Möglichkeit besteht darin, den Raum hinter dem
letzten Nip anzuordnen. Dabei muß es sich nicht um den absolut letzten Nip des Kalanders
handeln. Gemeint ist vielmehr der letzte der Nips, der die Bahn gleich behandelt,
also beispielsweise der letzte Nip, an dem eine Seite der Bahn an einer harten und
damit glatten Walze anliegt. Wenn der Kalander mit einem Wechselnip versehen ist,
um die beiden Seiten der Materialbahn jeweils annähernd gleich zu satinieren, dann
kann auch hinter dem letzten Nip, der die andere Seite der Bahn mit der harten und
glatten Walze behandelt, ein derartiger Kasten mit einem dampfgesättigten Raum angeordnet
sein.
1. Vorrichtung zum Behandeln einer Materialbahn mit mindestens einem Nip, durch den die
Materialbahn geführt ist und der zwischen einer ersten umlaufenden, beheizten Oberfläche
und einer zweiten umlaufenden Oberfläche gebildet ist, wobei die erste Oberfläche
auf mindestens 120°C beheizbar ist und beide Oberflächen im Nip die gleiche Bewegungsrichtung
wie die Materialbahn aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß in Bewegungsrichtung (9) hinter dem Nip (3) ein Kasten (10) angeordnet ist, der einen
Raum (11) begrenzt, durch den die Materialbahn (2) geführt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kasten (10) bis auf eine Eintrittsöffnung (12), die durch die beiden Oberflächen
(26, 27) verschlossen ist, und eine Austrittsöffnung (13), durch die die Materialbahn
(2) nach außen geführt ist, geschlossen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Oberfläche (27) durch einen umlaufenden Mantel (5) gebildet ist, der im
Bereich des Kastens (10) von innen abgestützt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Raum (11) auf einer Seite durch die Materialbahn (2) begrenzt ist, wobei der
Kasten (10) der beheizten Oberfläche (26) benachbart angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Kasten (10) eine Länge aufweist, die unter Berücksichtigung der Temperatur der
ersten Oberfläche (26) und der Geschwindigkeit der Materialbahn (2) so gewählt ist,
daß die Materialbahn (2) nach dem Durchlaufen des Raums (11) eine Temperatur von maximal
110°C aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Raum (11) in Bewegungsrichtung (9) eine Länge im Bereich von 0,3 bis 3 m aufweist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine Wand (16) des Kastens (10) auf mindestens 100°C beheizt ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die beheizte Wand (16) in Schwerkraftrichtung oberhalb der Bahn (2) angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Kasten (10) zumindest teilweise thermisch gegen die Umgebung isoliert ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß eine Einblaseinrichtung (19) vorgesehen ist, die Frischluft in den Raum (11) fördert.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Einblaseinrichtung (19) mit einem Sensor (17) verbunden ist, der die relative
Feuchte im Raum ermittelt.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Einblaseinrichtung (19) und der Sensor (17) Teil einer Regelung (17-19) sind,
die die relative Feuchte im Raum (11) auf maximal 99 % begrenzt.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Nips vorgesehen sind und der Raum hinter dem ersten Nip angeordnet ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Nips vorgesehen sind und der Raum hinter dem letzten Nip angeordnet ist.
15. Verfahren zum Behandeln einer Materialbahn, bei dem man die Materialbahn durch einen
Nip führt, der zwischen einer ersten umlaufenden, beheizten Oberfläche und einer zweiten
umlaufenden Oberfläche gebildet ist, wobei man die erste Oberfläche auf mindestens
120°C beheizt, dadurch gekennzeichnet, daß man die Materialbahn nach dem Verlassen des Nips durch einen Raum führt, der teilweise
durch die beheizte Oberfläche begrenzt ist und in dem man mit Hilfe der Materialbahn
eine Dampfatmosphäre erzeugt.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß man Frischluft in den Raum einbläst.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß man die relative Feuchte im Raum ermittelt und durch Einblasen von Frischluft die
relative Feucht auf maximal 99 % begrenzt.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß man mindestens eine Begrenzungswand des Raumes beheizt.