[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen trockenlaufenden Kolbenverdichter mit einem
Kurbelgehäuse, an dem zumindest ein topfartiger Zylinder mit einem zugeordneten innenliegenden
Kolben angeordnet ist, der mittels eines Pleuels mit einer im Kurbelgehäuse drehbar
gelagerten Kurbelwelle verbunden ist, wobei das kurbelwellenseitige Ende des Pleuels
über ein nach Art eines Wälzlagers ausgeführtes Pleuellager an der Kurbelwelle gelagert
ist.
[0002] Das Einsatzgebiet der vorliegenden Erfindung erstreckt sich vornehmlich auf den Nutz-
und Schienenfahrzeugbereich. Hier kommen Kolbenverdichter zur Erzeugung von Druckluft
zum Einsatz, welche insbesondere für den Betrieb der Druckluft-Bremsanlage benötigt
werden. Im Nutzfahrzeugbereich wurden bisher überwiegend ölgeschmierte Kolbenverdichter
eingesetzt; die vorliegende Erfindung bezieht sich jedoch auf trockenlaufende, das
heißt ölfreie Kolbenverdichter, welche sich speziell für den Einsatz im Nutz- und
Schienenfahrzeugbau eignen.
[0003] Bei den allgemein im Stand der Technik bekannten ölgeschmierten Kolbenverdichtern
hat die Ölschmierung zur Folge, dass die Druckluft ölhaltig ist. Das Kondensat, welches
bei der anschließenden Lufttrocknung anfällt, muss wegen des Ölgehalts aus Umweltschutzgründen
in beheizbaren Behältern gesammelt und in regelmäßigen Zeitabständen zur Entsorgung
abgelassen werden. Dies führt zu einem erhöhten Wartungs- und Entsorgungsaufwand.
Hinzu kommen häufig auftretende Probleme einer Emulsionsbildung im Ölkreislauf herkömmlicher
ölgeschmierter Kolbenverdichter, die gewöhnlich während des Winterbetriebs bei niedriger
Belastung auftreten. Besondere Probleme entstehen bei dem Einsatz ölgeschmierter Kolbenverdichter
in Nutzfahrzeugen. Seitlich am Verbrennungsmotor des Nutzfahrzeuges -angeflanschte,
direkt angetriebene Kolbenverdichter werden mit hoher Drehzahl und Leistungsdichte
betrieben, woraus ein besonders hoher Ölausstoß ins pneumatische System resultiert,
was zwangsläufig zur Verölung der nachgeschalteten Komponenten führt. Darüber hinaus
werden diese Kolbenverdichter in der Regel einstufig bei hohen Verdichtungstemperaturen
betrieben, wodurch das Öl an den Druckausgängen der Ventile thermisch derart hoch
beansprucht wird, dass es zum Cracken kommen kann. Hierdurch entstehen Verkokungen,
welche von der Druckluft ins pneumatische System getragen werden und Folgeschäden
an den nachgeschalteten Komponenten verursachen.
[0004] In jüngster Zeit werden daher verstärkt Anstrengungen unternommen, anstelle von ölgeschmierten
Kolbenverdichtern bei Nutzfahrzeugen trockenlaufende Kolbenverdichter zum Einsatz
zu bringen. Bisher scheiterte dies daran, dass trockenlaufende Ölverdichter über vergleichsweise
größere geometrische Abmessungen verfügen, um eine mit ölgeschmierten Kolbenverdichtern
vergleichbare Förderleistung zu bringen. Da jedoch bei Nutzfahrzeugen nur ein sehr
knapper Bauraum zur Unterbringung der Verdichtereinheit zur Verfügung steht, stießen
derartige Bestrebungen bisher auf Hindernisse.
[0005] Aus der DE 101 09 S 14 C1 ist ein gattungsgemäßer trockenlaufenden Kolbenverdichter
bekannt, der hier insbesondere zum Einsatz innerhalb von Schienenfahrzeugen konzipiert
ist. Der trockenlaufende Kolbenverdichter besitzt ein Kurbelgehäuse für eine hierin
drehbar gelagerte Kurbelwelle. Außen an dem Kurbelgehäuse sind mehrere topfartige
Zylinder mit jeweils zugeordneten innenliegenden Kolben vorgesehen, wobei die Kurbelwelle
über ein Pleuellager als erste Lagerstelle mit einem Ende des Pleuels in Verbindung
steht, um die Drehbewegung der Kurbelwelle in eine lineare Bewegung für den am anderen
Ende des Pleuels über ein Kolbenbolzenlager als zweite Lagerstelle gelagerten Kolben
umzuwandeln. Der trockenlaufende Kolbenverdichter arbeitet ohne ein im Kurbelgehäuse
befindliches Schmieröl. Stattdessen wird die Schmierung an der Kolbenlaufbahn durch
eine besonders reibungsarme dynamische Dichtungsanordnung ersetzt. Alle drehenden
Bauteile sind darüber hinaus wälzgelagert. Die gekapselten Wälzlager werden dabei
mit einer temperaturbeständigen, langlebigen Fettftillung versehen. Im Ventilbereich
werden gleitgeführte Bauteile weitestgehend vermieden. Durch die Summe dieser Maßnahmen
ist eine Ölschmierung im Kolbenverdichter entbehrlich. Folglich kann beispielsweise
auch die Gefahr eine Verölung der vom Kolbenverdichter erzeugten Druckluft ausgeschlossen
werden.
[0006] Jedoch ist in den betreffenden Fahrzeugen der Einsatz eines ölfreien Kolbenverdichters
bisher nicht möglich gewesen, da dieser direkt am Verbrennungsmotor (Dieselmotor)
seitlich anzuflanschen ist, wobei zwischen Fahrzeugträger und Verbrennungsmotor nur
ein eng begrenzter Einbauraum zur Verfügung steht. Durch den Einsatz eines wälzgelagerten
Pleuels, so wie es die ölfreie Bauweise eines Kolbenverdichters notwendig macht, verbreitert
sich der Kolbenverdichter mindestens um die doppelte Einbaubreite des Wälzlagers,
so dass ein trockenlaufender Kolbenverdichter als Ersatz für einen herkömmlichen ölgeschmierten
Kolbenverdichter mit gleicher Förderleistung bisher nicht in Frage kam.
[0007] Das bei einem ölfreien Kolbenverdichter als Wälzlager ausgebildete Pleuellager wurde
stets nach den Vorschriften des Standes der Technik dimensioniert. Eine solche Vorschrift
enthält die Druckschrift "FAG Wälzlager, WL 41 520/3 DB -Katalog Ausgabe 1999". Die
klassische Lagerdimensionierung für den vorliegenden Fall einer Pleuellagerung erfolgt
durch die Ermittlung der maximalen Kolbenkraft, welche sich aus Kolbenfläche multipliziert
mit dem maximalen auf die Kolbenfläche wirkenden Druck ergibt. Zur Lebensdauerauslegung
von Wälzlagerungen wird der Zusammenhang

verwendet, wobei C = dynamische Tragzahl, P = Lagerbelastung, p = Lebensdauerexponent
ist. Die Lagerauswahl erfolgt letztendlich auf der Grundlage der sich aus dieser Formel
ergebenden Tragzahl durch entsprechende mathematische Umformschritte. Tragzahlen von
Wälzlagern sind genormt und basieren auf DIN ISO 281 sowie DIN ISO 76. Die dynamische
Tragzahl C ist definiert als die Belastung unveränderlicher Größe und Richtung, bei
der eine genügend große Menge gleicher Lager eine nominelle Lebensdauer von 1 Million
Umdrehungen erreicht.
[0008] Eine besondere Problematik hinsichtlich der Auswahl des Pleuellagers ergibt sich
- wie vorstehend erläutert - aus den Bauraumbegrenzungen bei Nutzfahrzeugen, so dass
nur sehr kleinbauende Wälzlager als Pleuellager in Frage kommen würden. Insbesondere
würden also Wälzlager nach Art eines Nadellagers oder kleinrollige Zylinderrollenlager
in Betracht kommen. Jedoch können diese Lagertypen wegen der verstärkten Fettalterung
aufgrund der erhöhten Walkarbeit nicht nur die für Kolbenverdichter in Nutzfahrzeugen
geforderten Betriebszeiten nicht erbringen; unter reellen Betriebsbedingungen würden
diese Lagertypen auch schnell zu Lagerausfällen und Verdichterschäden führen. Andere
Lagertypen mit geringerer Schmierstoffbelastung sind jedoch nach dem Stand der Technik
entsprechend der vorstehend beschriebenen Vorschrift so groß zu dimensionieren, dass
die Größe des Kurbeltriebs und insbesondere die Breite desselben jeden Einsatz in
einem Nutzfahrzeug an einem technisch sinnvollen Einbauort ausschließen würden.
[0009] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen trockenlaufenden Kolbenverdichter
zu schaffen, welcher im Vergleich zu einem ölgeschmierten Kolbenverdichter gleicher
Förderleistung nur dessen Bauraum beansprucht, und zwar bei mindestens derselben Lebensdauer.
[0010] Die Aufgabe wird ausgehend von einem trockenlaufenden Kolbenverdichter gemäß dem
Oberbegriff von Anspruch 1 in Verbindung mit dessen kennzeichnenden Merkmalen gelöst.
Die nachfolgenden abhängigen Ansprüche geben vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
wieder.
[0011] Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, dass das bauraumkritische Pleuellager
seitens der Kurbelwelle eine Belastungskennzahl B
Pleuel in einem Bereich von 2 bis 6 aufweist, die sich aus folgender Formel ergibt:

[0012] Das bedeutet nach mathematischer Umformung, dass die Auswahl des Pleuellagers anhand
der dynamischen Lagertragzahl C
dyn durch folgende Formel erfolgt:

[0013] Eine Auslegung des Pleuellagers nach dieser Vorschrift gewährleistet eine ausreichende
Lebensdauer und ermöglicht eine Verkleinerung der geometrischen Abmessungen des trockenlaufenden
Kolbenverdichters. Die erfinderische Leistung besteht darin, dass bei praktischen
Versuchen überraschenderweise festgestellt wurde, dass bei einem trockenlaufenden
Kolbenverdichter die sogenannte dynamisch äquivalente Lagerbelastungsermittlung (besagter
FAG- Katalog "Wälzlager", S. 32) auch für pulsierende Drehzahlen der Lagerauslegung
zugrunde gelegt werden kann. Darüber hinaus wurde mit stark unterdimensionierten Lagern
experimentiert, was der Fachmann aufgrund der gängigen Vorschriften zur Lagerauslegung
nicht tun würde. Ausgangspunkt für die einen neuen Weg gehenden Überlegungen waren
Erkenntnisse aus der Schwingungsoptimierung bezüglich des Einsatzes schwerer Kolben,
die auf die Lagerauslegung übertragen wurden. Kern des neuen Gedankengangs ist die
Tatsache, dass die Bewegungsenergie schwerer Kolben, so wie diese auch bei trockenlaufenden
Kolbenverdichtern verwendet werden, aufgrund der Führungslänge des schweren Kolbenbolzens
und des Einsatzes eines Wälzlagers am Kolben in die Verdichtungsenergie umgesetzt
wird, was nicht nur zu einer Verbesserung des Schwingungsverhaltens sondern - hier
ursächlich - zu einer Entlastung der Wälzlager am Pleuel führen muss.
[0014] Die Zusammenfassung dieser Überlegungen, welche durch die praktischen Versuche bestätigt
werden konnten, führte zu der Erkenntnis, dass die Lagerauslegung und Dimensionierung
bei dem speziellen Einsatzfall eines trockenlaufenden Kolbenverdichters in einen bisher
nicht verwendeten Bereich gelegt werden kann, der sich mit

beschreiben lässt, wobei A
Kolben die Kolbenfläche in mm
2, p
Verdichter den Nennarbeitsdruck des Verdichters in N/mm
2 und C
dyn die dynamische Lagertragzahl in N angibt.
[0015] Nach den Dimensionierungsvorschriften des Standes der Technik würde sich im Gegensatz
zu der erfindungsgemäßen Lösung eine Belastungskennzahl B
Pleuel von weit mehr als 6 ergeben.
[0016] Gemäß einer weiteren, die Erfindung verbessernden Maßnahme sollte das Verhältnis
zwischen der oszillierenden Masse m
osz des aus Kolben, Kolbenring, Kolbenbolzenlager und dem oszillierenden Teil des Pleuels
bestehenden Kurbeltriebes und der Wirkfläche des Kolbens A
Kolben im Bereich von 10 bis 20 liegen. Hierbei ist A
Kolben in cm
2 und m
osz in g anzugeben. Im Bereich dieses Verhältnisses zwischen Kolbenfläche und oszillierender
Masse stellt sich eine besonders minimale Lagerbelastung ein, was zusätzlich zur Lebensdauerverlängerung
beiträgt. Das besagte Verhältnis bringt den erfindungsgemäßen Nutzen insbesondere
im Bereich des Einsatzes besonders schwerer Kolben. Hierauf wäre in diesem Falle dann
zusätzlich zu achten.
[0017] Das nach Art eines Wälzlagers auszubildende Pleuellager sollte vorzugsweise in Form
mindestens eines Kugellagers ausgeführt werden. Es ist jedoch auch denkbar, dass das
Pleuellager als zweireihiges Kugellager ausgeführt wird, was zwar eine entsprechende
Verbreiterung des für das Pleuellager erforderlichen Bauraums verursacht; das im Hinblick
auf einen minimalen Bauraum kritische Maß des Lagerdurchmessers kann aber hierdurch
besonders gering gehalten werden. Denn ein zweireihiges Kugellager weist gegenüber
einem vergleichbaren einreihigen Kugellager einen geringeren Außendurchmesser auf.
[0018] Natürlich ist es auch möglich, das Kugellager als gepaartes Kugellager auszuführen,
wobei sich die dynamische Lagertragzahl C
dyn des Pleuellagers aus der Summe der Einzeltragzahlen beider Kugellager ergibt.
[0019] Das Pleuellager sollte mit einer Fettfüllung zur Dauerschmierung ausgestattet sein.
Diese Maßnahme trägt ebenfalls zur Maximierung der Lebensdauer bei.
[0020] Der erfindungsgemäße trockenlaufende Kolbenverdichter kann als ein- oder mehrzylindriger
Verdichter ausgeführt sein. Ebenfalls ist im Falle mehrzylindriger Verdichter eine
mehrstufige Verdichtung mit mindestens einer Niederdruckstufe und mindestens einer
Hochdruckstufe möglich.
[0021] Weitere die Erfindung verbessernde Maßnahmen werden nachstehend gemeinsam mit der
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels mit Berechnungsbeispiel anhand
einer Figur im Vergleich zum Stand der Technik näher dargestellt. Es zeigt:
- Figur 1
- eine Anordnung eines trockenlaufenden Kolbenverdichters in einem Nutzfahrzeug bei
herkömmlicher Auslegung des Pleuellagers, und
- Figur 2
- eine Anordnung eines trockenlaufenden Kolbenverdichters in einem Nutzfahrzeug bei
erfindungsgemäßer Auslegung des Pleuellagers.
[0022] Gemäß Figur 1 ist ein Kolbenverdichter 1 innerhalb eines - hier nicht weiter dargestellten
- Nutz- bzw. Schienenfahrzeuges zwischen einem Motor 2 zum Antrieb des Fahrzeugs und
einem Tragrahmen 3 angeordnet. Der Motor 2 zum Antrieb des Fahrzeuges dient gleichzeitig
auch zum Antrieb des Kolbenverdichters 1.
[0023] Der Kolbenverdichter 1 besitzt ein Kurbelgehäuse 4, an welchem ein topfartiger Zylinder
5 über eine - hier nicht weiter erkennbare - Schraubverbindung angebracht ist. Der
topfartige Zylinder 5 ist mit einem Zylinderkopf 6 versehen, durch welchen - in an
sich bekannter Weise - das Ansaugen von Luft aus der Atmosphäre und die Abgabe der
im Zylinder 5 erzeugten Druckluft über eine hierin integrierte Ventilanordnung erfolgt.
[0024] Zur Drucklufterzeugung ist ein im Zylinder 5 hin und her bewegbarer Kolben 7 vorgesehen.
Der Kolben 7 ist schwenkbar an einem Pleuel 8 gelagert und steht am gegenüberliegenden
Ende über ein Pleuellager 9 mit der Kurbelwelle 10 in Verbindung.
[0025] Bei diesem, dem Stand der Technik entsprechenden Ausführungsbeispiel erfolgte die
Auswahl des als Wälzlager ausgeführten Pleuellagers 9 mittels herkömmlicher Berechnungsvorschriften.
Dies führt erkennbarer Weise dazu, dass besonders großbauende Pleuellager 9 ausgewählt
werden, um eine genügende Lebensdauer zu erhalten.
[0026] Der Begrenzungskreis K verdeutlicht, dass bei dieser herkömmlichen Auswahl der Pleuellager
9 der Bauraum zwischen dem Motor 2 des Nutzfahrzeuges und des Tragrahmens 3 nicht
ausreichen würde, um hier diesen trockenlaufenden Kolbenverdichter unterzubringen.
Die herrschenden Platzverhältnisse sind von Nutzfahrzeugherstellern allerdings als
bauliche Randbedingungen vorgegeben und normalerweise für den Einbau vergleichsweise
kleinerbauender ölgeschmierter Kolbenverdichter vorgesehen, welche jedoch die eingangs
dargestellten Probleme verursachen.
[0027] In der Figur 2 sind im Vergleich hierzu die Platzverhältnisse bei einem erfindungsgemäß
ausgebildeten trockenlaufenden Kolbenverdichter veranschaulicht. Das Kurbelgehäuse
4 dieses Kolbenverdichters 1' kann geringere äußere Abmessungen aufweisen, so dass
dieses in den begrenzten Bauraum zwischen Motor 2 und Tragrahmen 3 des Nutzfahrzeuges
passt. Ursache hierfür sind die vergleichsweise kleineren Pleuellager 9, deren Durchmesser
bauraumbestimmend ist.
[0028] Die nachfolgenden Rechenbeispiele verdeutlichen die mit der Erfindung erzielten Vorteile
anhand eines Vergleichs zwischen der Auswahl eines Pleuellagers nach der herkömmlichen
Vorschrift im Vergleich zu der neuen Vorschrift:
Als gegeben gelten folgende Größen
[0029]
| Kolbendurchmesser: |
dKolben |
= 95mm |
| Systemdruck: |
p |
= 12,5 bar = 1,25 N/mm2 |
| Mittl. Drehzahl: |
n |
= 2400 1/min |
| Hilfsmittel: |
|
FAG Wälzlager, WL 41 520/3 DB -Katalog Ausgabe |
| |
|
1999 |
1. Berechnung der Lagerbelastung P
[0030]
| Kolbenfläche: |
AKolben |
= (π/4) · dKolben2 = 7088mm2 |
| Lagerbelastung: |
P |
= AKolben · p = 8860N |
[0031] Die Lagerbelastung P beträgt
8860 N.
2. Auswahl des Lagers nach Stand der Technik (Rillenkugellager DIN 625)
[0032]
| gemäß o.g. FAG-Katalog, |
|
| Seite 164-165 |
Rillenkugellager Typ 6311 |
| Außendurchmesser |
120 mm |
| Cdyn |
= 76500 N/mm2 |
[0033] Dieses Lager würde also einen recht großen Außendurchmesser von
120 mm aufweisen.
3. Nachweisrechnung für Lagerlebensdauer
[0034]
| lt. vorgenanntem Katalog: |
Lebensdauerexponent p = 3 für Kugellager |
| L10 = (Cdyn / P)p |
= (76500 / 8860)3 = 644 Mio. Umdrehungen |
| L10h = (1000000/60 · n) · L10 |
= (1000000 / (60 · 2400)) - 644 = 4470 h |
[0035] In Ergebnis dessen würde das Lager eine genügende rechnerische Laufzeit von
4470 h erreichen. Aus folgenden Gründen ist dies jedoch ein Trugschluss:
4. Vergleichsrechnung über Ermittlung Belastungskennzahl
[0036]
| BPleuel |
= 76500N / (952 · π /4) (mm2) · 1,25 (N/mm2) = 8,6 |
Entsprechend der Belastungskennzahl von B
Pleuel = 8,6 wäre das Lager jedoch zu groß und könnte kleiner sein, da für den trockenlaufenden
Kolbenverdichter eine Belastungskennzahl von B
Pleuel = 2 ... 6 ausreichend ist.
5. Auswahl eines kleineren Lagers (Rillenkugellager DIN 625)
[0037] Wird eine kleinere dyn. Lagertragzahl von
| Cdyn |
= 33200 N (2 x 16600N) |
angenommen, ergibt sich gemäß FAG-Katalog, Seite 160-161: Rillenkugellager Typ 6008
mit Außendurchmesser 68mm. Dieses Lagerpaar würde also einen vergleichsweise kleinen
Außendurchmesser von
68 mm aufweisen.
6. Ermittlung Belastungskennzahl für das kleinere Lager
[0038]
| BPleuel |
= 33200N / (952 · π /4) (mm2) · 1,25 (N/mm2) = 3,75 |
[0039] Entsprechend der Belastungskennzahl von B
Pleuel = 3,75 wäre das Lager in dem zulassigen Bereich der Belastungskennzahl für den trockenlaufenden
Kolbenverdichter von B
Pleuel = 2 ... 6.
7. Vergleich mit Nachweisrechnung der Lagerlebensdauer für das kleinere Lager
[0040] Voraussetzung: Für Wälzlager gilt ein Lebensdauerexponent von 3
L
10 = (C
dyn/P)
p = (33200/8860)
3 = 52,6 Mio. Umdrehungen
L
10h = (1000000/60 · n) x L10 = (1000000/(60 · 2400)) · 52,6 =
365 h
[0041] Im Ergebnis der klassischen Lebensdauerberechnung würde das Lager eine rechnerische
Laufzeit von nur 365 h erreichen, was jedoch bei dem trockenlaufenden Kolbenverdichter
nicht zutrifft. Tatsächlich zeigt die Praxis, dass das viel kleinere Lager hier eine
Laufzeit von über 5000 h erreicht.
Bezugszeichenliste
[0042]
- 1
- Kolbenverdichter
- 2
- Motor
- 3
- Tragrahmen
- 4
- Kurbelgehäuse
- 5
- Zylinder
- 6
- Zylinderkopf
- 7
- Kolben
- 8
- Pleuel
- 9
- Pleuellager
- 10
- Kurbelwelle
- K
- Begrenzungskreis
1. Trockenlaufender Kolbenverdichter mit einem Kurbelgehäuse (4), an dem zumindest ein
topfartiger Zylinder (5) mit einem zugeordneten innenliegenden Kolben (7) angeordnet
ist, der mittels eines Pleuels (8) mit einer im Kurbelgehäuse (4) drehbar gelagerten
Kurbelwelle (10) verbunden ist, wobei das kurbelwellenseitige Ende des Pleuels (8)
über ein nach Art eines Wälzlagers ausgeführtes Pleuellager (9) an der Kurbelwelle
(10) gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pleuellager (9) eine Belastungskennzahl B
Pleuel in einem Bereich von 2 bis 6 aufweist, die sich aus folgender Formel ergibt:
2. Trockenlaufender Kolbenverdichter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis zwischen der oszillierenden Masse mosz [g] des aus Kolben (7), Kolbenring, Kolbenbolzenlager und dem oszillierenden Teil
des Pleuels (8) bestehenden Kurbeltriebes und der Wirkfläche des Kolbens (7) AKolben [cm2] im Bereich von 10 bis 20 liegt.
3. Trockenlaufender Kolbenverdichter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das nach Art eines Wälzlagers ausgebildete Pleuellager (9) als mindestens ein Kugellager
ausgeführt ist.
4. Trockenlaufender Kolbenverdichter nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pleuellager (9) als zweireihiges Kugellager ausgefiihrt ist.
5. Trockenlaufender Kolbenverdichter nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pleuellager (9) als gepaartes Kugellager ausgeführt ist, wobei sich die dynamische
Lagertragzahl Cdyn. des Pleuellagers (9) aus der Summe der Einzeltragzahlen beider Kugellager ergibt.
6. Trockenlaufender Kolbenverdichter nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pleuellager (9) mit einer Fettfüllung zur Dauerschmierung ausgestattet ist.
7. Trockenlaufender Kolbenverdichter nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dieser als mehrstufiger Verdichter mit mindestens einer Niederdruckstufe und mindestens
einer Hochdruckstufe ausgeführt ist.
8. Nutzfahrzeug, umfassend einen trockenlaufenden Kolbenverdichter nach einem der vorstehenden
Ansprüche, welcher zwischen einem den Kolbenverdichter (1') antreibenden Motor (2)
und einem Tragrahmen (3) angeordnet ist.