[0001] Die Erfindung betrifft eine Stahlstranggiessanlage für Knüppel- und Vorblockformate
gemäss Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Strangguss-Langprodukte werden überwiegend in Rohrkokillen mit Rechteck-, insbesondere
mit angenähertem Quadrat- oder Rundquerschnitt vergossen. Die Knüppel- und Vorblockstränge
werden anschliessend durch Walzen oder Schmieden weiterverarbeitet.
[0003] Für eine Erzeugung von Stranggiessprodukten mit guter Oberflächen- und Gefügequalität,
insbesondere von Knüppel- und Vorblocksträngen, ist ein gleichmässiger Wärmeübergang
entlang der Umfangslinie des Strangquerschnittes zwischen dem sich bildenden Strang
und der Formhohlraumwand von ausschlaggebender Bedeutung. Viele Vorschläge sind bekannt,
die Formhohlraumgeometrie insbesondere in den Bereichen der Eckhohlkehlen des Formhohlraumes
so auszubilden, dass zwischen der sich bildenden Strangschale und der Kokillenwand
keine schädliche Luftspalte entstehen, die einen ungleichmässigen Wärmeübergang entlang
einer Umfangslinie des Strangquerschnittes, und Erstarrungsfehler sowie Durchbrüche
verursachen.
[0004] Ecken des Formhohlraumes von Rohrkokillen sind durch Hohlkehlen abgerundet. Je grösser
die Hohlkehlen im Formhohlraum der Kokille gestaltet sind, um so schwieriger ist eine
gleichmässige Abkühlung zwischen einer sich bildenden Strangschale und den Kokillenwänden,
insbesondere über den Formhohlraumumfang, zu erreichen. Die beginnende Erstarrung
des Stranges kurz unterhalb des Badspiegels in der Kokille verläuft an geraden Abschnitten
des Formhohlraumumfanges unterschiedlich zu den Hohlkehlbereichen. Der Wärmefluss
an den geraden oder im wesentlichen geraden Abschnitten ist quasi eindimensional und
folgt dem Gesetz des Wärmedurchganges durch eine ebene Wand. Im Gegensatz dazu ist
der Wärmefluss in den abgerundeten Eckbereichen zweidimensional und er folgt dem Gesetz
des Wärmedurchganges durch eine gekrümmte Wand.
[0005] Die entstehende Strangschale wird in der Regel in den Eckbereichen bei Erstarrungsbeginn
unterhalb des Badspiegels dicker als an den geraden Flächen und beginnt zeitlich früher
und stärker zu schrumpfen. Dies führt dazu, dass schon nach ca. 2 Sekunden sich die
Strangschale in den Eckbereichen von der Kokillenwand unregelmässig abhebt und sich
Luftspalte bilden, die den Wärmedurchgang drastisch verschlechtern. Diese Verschlechterung
des Wärmedurchganges verzögert nicht nur das weitere Schalenwachstum, es kann sogar
zu einem Wiederaufschmelzen von bereits erstarrten inneren Schichten der Strangschale
kommen. Dieses Schaukeln des Wärmeflusses - Abkühlen und Wiedererwärmen - führt zu
Strangfehlern wie Oberflächen- und inneren Längsrissen an den Kanten bzw. in kantennahen
Bereichen, sowie zu Formfehlern wie Rhomboidität, Einziehungen etc. Ein Wiederaufschmelzen
der Strangschale oder grössere Längsrisse können auch zu Durchbrüchen führen.
[0006] Je grösser die Hohlkehlen gegenüber der Seitenlänge des Strangquerschnittes dimensioniert
werden, insbesondere wenn die Hohlkehlradien 10 % und mehr der Seitenlänge des Formhohlraumquerschnittes
betragen, um so häufiger treten solche Strangfehler auf. Dies ist ein Grund, weshalb
die Hohlkehlradien in der Regel auf 5 bis 8 mm begrenzt werden, obwohl für das nachfolgende
Walzen grössere Abrundungen an den Strangkanten vorteilhaft wären.
[0007] Beim Giessen mit hohen Giessgeschwindigkeiten verringert sich die Verweilzeit des
gegossenen Stranges im Kokillenhohlraum und die Strangschale hat insgesamt weniger
Zeit in ihrer Dicke zu wachsen. Je nach dem gewählten Strangformat ist es deshalb
notwendig, die Strangschale unmittelbar nach dem Verlassen der Kokille durch Stützrollen
abzustützen, um ein Ausbauchen der Strangschale oder sogar Durchbrüche zu vermeiden.
Solche Stützrollengerüste direkt unterhalb der Kokille sind einem starken Verschleiss
ausgesetzt und können nach einem Durchbruch nur mit einem grossen Zeitund Kostenaufwand
wieder instandgestellt werden.
[0008] Aus JP-A-11 151555 ist eine Kokille zum Stranggiessen von Knüppel- und Vorblocksträngen
bekannt. Um beim Giessen von rechteckigen Strängen eine rhombische Verformung des
Strangquerschnittes zu vermeiden und um zusätzlich die Giessgeschwindigkeit zu erhöhen,
werden an den vier Ecken des Formhohlraumes die Hohlkehlen als sogenannte Eckkühlteile
speziell ausgeformt. Auf der Eingiessseite sind die Eckkühlteile als kreisförmige
Ausnehmungen in der Kokillenwand ausgebildet, die sich in Stranglaufrichtung verkleinern
und sich zum Kokillenausgang hin auf eine Eckhohlkehle zurückbilden. Der Krümmungsgrad
der kreisförmigen Ausnehmungen nimmt in Stranglaufrichtung zum Kokillenausgang hin
zu. Diese Formgebung soll einen ununterbrochenen Kontakt zwischen dem Eckbereich der
Strangschale und den speziell ausgeformten Eckkühlteilen der Kokille sicherstellen.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Stahlstranggiessanlage für Knüppelund
Vorblockformate vorzugsweise mit im wesentlichen rechteckigem oder rechteckähnlichem
Strangquerschnitt zu schaffen, die eine Kombination der nachfolgenden Teilziele erreicht.
Sie soll einerseits eine hohe Giessleistung bei möglichst kleiner Strangzahl und dadurch
minimale Investitions- und Unterhaltskosten sowie anderseits eine verbesserte Strangqualität
sicherstellen. Die Verbesserung der Strangqualität soll insbesondere Strangfehler
in den Eckbereichen wie Risse, Erstarrungsfehler und Giesspulvereinschlüsse in der
Strangschale, aber auch Massabweichungen wie Spiesskantigkeit, Ausbauchungen und Einziehungen
verhindern. Die erfindungsgemässe Stranggiessanlage soll im weiteren Investitions-
und Unterhaltskosten für Stützführungsgerüste vermindern sowie zusätzlich die Wirtschaftlichkeit
und Strangqualität bei der Anwendung von Kokillenrühreinrichtungen verbessern.
[0010] Gemäss der Erfindung wird diese Zielsetzung durch die Summe der Merkmale von Anspruch
1 erreicht.
[0011] Mit der erfindungsgemässen Stranggiessanlage ist es möglich, grössere Knüppel- und
Vorblockformate sowie Vorprofilstränge mit höheren Giessgeschwindigkeiten und ohne
bzw. mit einer in ihrer Stützbreite und/oder Stützlänge reduzierten Stützführung unmittelbar
unterhalb der Kokille zu giessen. Bei einer vorgegebenen Produktionsleistung kann
dadurch die Zahl der Stränge reduziert und Investitionskosten eingespart werden. Gleichzeitig
vermindern sich die Unterhaltskosten der Anlage sowohl durch die geringere Strangzahl
als auch durch die Weglassung bzw. Reduktion von Stützführungen für die gegossenen
Stränge. Durch eine Vergrösserung der Kantenabrundungen der gegossenen Stränge können
kritische Spannungen in der verbleibenden ebenen Strangschale, die durch den ferrostatischen
Druck des flüssigen Kernes erzeugt werden, beim Strangaustritt aus der Kokille wesentlich
reduziert werden. Eine Verkürzung der zwischen den Eckausrundungen liegenden geraden
Abschnitte des Formhohlraumumfanges um beispielsweise 10 % vermindert die für eine
Ausbauchung massgebende Biegespannung in diesen Abschnitten um etwa 20 %.
[0012] Neben diesen wirtschaftlichen Vorteilen wird zusätzlich die Strangqualität in vielfältiger
Hinsicht verbessert. Durch die Steuerung einer gezielten Spaltaufhebung zwischen der
Strangschale und der Kokillenwand bzw. einer gezielten Strangschalenumformung im Bereich
des Hohlkehlbogens wird das Strangschalenwachstum über den Strangumfang und über vorbestimmte
Teile der Kokillenlänge vergleichmässigt, wodurch das Stranggefüge verbessert und
Strangfehler wie Risse etc. in den Kantenbereichen verhindert werden. Zusätzlich können
auch geometrische Strangfehler wie Spiesskantigkeit, Ausbauchungen etc. reduziert
bzw. eliminiert werden. Die Vergrösserung der Eckausrundungen beeinflusst aber auch
die Strömungsverhältnisse im Badspiegelbereich. Bei Anwendung von Giesspulver zur
Abdeckung des Badspiegels kann mit steigender Vergrösserung der Eckausrundungen eine
Vergleichmässigung der Bedingungen für das Aufschmelzen des Giesspulvers am gesamten
Meniskusumfang erreicht werden. Dieser Vorteil wird bei Kokillen mit Rühreinrichtungen
noch verstärkt. Strangfehler wie Giesspulver- und Schlackeneinschlüsse, insbesondere
in den Eckbereichen, aber auch Strangoberflächenfehler können durch die Vergleichmässigung
der Schmierwirkung durch das Giesspulver reduziert werden. Durch Anpassung der Grösse
der Strangkantenabrundungen an die Bedürfnisse der nachfolgenden Walz- oder Schmiedeoperationen
sind zusätzliche Qualitätsvorteile erreichbar.
[0013] Die Grenze zwischen einer strangabstützungsfreien und einer in ihrer Stützbreite
und Stützlänge reduzierten Stützführung in der Sekundärkühlzone ist von zahlreichen
Parametern, insbesondere vom Ausbauchungsverhalten eines gegossenen Stranges bestimmt.
Neben den Hauptparametem Formatgrösse und Gesamtlänge der Ausrundungen der beiden
einer Strangseite zugeordneten Hohlkehlbogen bzw. der Länge eines geraden Abschnittes
zwischen den beiden einer Strangseite zugeordneten Hohlkehlbogen sind auch die Giessgeschwindigkeit,
Formhohlraumlänge, Stahltemperatur und Stahlanalyse etc. massgebend. Für Versuche
zur Bestimmung der Grenze zwischen einer abstützungsfreien Sekundärkühlzone und einer
reduzierten Stützführung in der Sekundärkühlzone werden folgende Richtwerte vorgeschlagen.
Bei Strangformaten, die kleiner als etwa 150 x 150 mm
2 sind und einer Gesamtlänge der beiden Ausrundungen einer Strangseite von etwa 70
% und mehr des Strangseitenmasses kann in der Regel abstützungsfrei gegossen werden.
Bei Strangformaten, die grösser als etwa 150 x 150 mm
2 sind und einen geraden Abschnitt zwischen den beiden Ausrundungen von etwa 30 % und
mehr des Strangseitenmasses aufweisen, kann eine in ihrer Stützbreite und Stütztänge
reduzierte Stützführung in der Sekundärkühlzone angeordnet sein. Mittels der erfindungsgemässen
Lehre kann einerseits durch eine Vergrösserung der Ausrundungen, beispielsweise bis
100 % der Seitenlänge des Strangquerschnittes, und anderseits durch die Veränderung
der Krümmungsgrade von in Stranglaufrichtung sich folgenden Hohlkehlbogen, das Ausbauchungsverhalten
des Stranges nach dem Verlassen der Kokille so beeinflusst werden, dass gegenüber
dem Stand der Technik wesentlich grössere Strangformate auch bei höheren Giessgeschwindigkeiten
stützführungsfrei bzw. mit reduzierter Stützführung herstellbar sind.
[0014] Hohlkehlbogen in der Umfangslinie des Formhohlraumquerschnittes können aus Kreislinien,
zusammengesetzten Kreislinien etc. gestaltet werden. Zusätzliche Vorteile sind erreichbar,
wenn die Hohlkehlbogen nicht tangential bzw. punktförmig an die geraden Abschnitte
der Umfangslinie anschliessen. Gemäss einem weiteren Vorschlag kann ein Krümmungsverlauf
entlang des Hohlkehlbogens gewählt werden, der auf einen maximalen Krümmungsgrad 1/R
an- und von diesem wieder abschwillt. Der maximale Krümmungsgrad 1/R bei in Stranglaufrichtung
sich folgenden Hohlkehlbogen kann sich stetig oder unstetig verkleinern. Für die Herstellung
des Formhohlraumes mittels NC gesteuerten spanabhebenden Bearbeitungsmaschinen ist
es zusätzlich vorteilhaft, wenn die Umfangslinien des Strangquerschnittes Hohlkehlbogen
mit Krümmungsverläufen aufweisen, die einer mathematischen Funktion folgen und die
auf einen maximalen Krümmungsgrad 1/R an- und von diesem wieder abschwellen, wie beispielsweise
mathematische Funktionen wie Superkreis oder Superelipse.
[0015] Bei Hohlkehlbogen mit Hohlkehlmassen von 25 % und mehr der Seitenlänge des Strangquerschnittes
können zusätzliche Vorteile erreicht werden, wenn der im Wesentlichen rechteckige
Formhohlraumquerschnitt aus vier Bogenlinien besteht, die je etwa einen Viertel des
Querschnittumfanges einschliessen und die Bogenlinien einer mathematischen Funktion
folgen. Die mathematische Funktion

erfüllt beispielsweise diese Bedingung, wenn ein Exponent "n" zwischen 3 und 50,
vorzugsweise zwischen 4 und 10, gewählt wird. A und B sind die Dimensionen de Bogenlinie.
[0016] Die Umfangslinie des Strangquerschnittes kann auch aus mehreren Bogenlinien zusammengesetzt
sein, wobei die Hohlkehlbogen einen Krümmungsverlauf aufweisen, der einer mathematischen
Funktion, z.B. |X|
n + |Y|
n = |R|
n folgt. Zwischen den Hohlkehlbogen angeordnete Abschnitte der Umfangslinie können
schwach gekrümmte Bogenlinien aufweisen, wie in der EP-Patentschrift 0 498 296 beschrieben
ist. In Stranglaufrichtung gesehen können sich die Krümmungsgrade 1/R sowohl der Hohlkehlbogen
als auch der zwischen diesen liegenden relativ gestreckten Bogenlinien derart verkleinern,
dass mindestens auf einer Teillänge der Kokille die Strangschale beim Durchlauf über
den gesamten Umfang leicht verformt d.h. gestreckt wird.
[0017] Je nach dem gewählten Giessformat und vorgesehener maximaler Giessgeschwindigkeit
kann eine optimale Kokillenlänge bestimmt werden. Giessformate zwischen 120 x 120
mm
2 und 160 x 160 mm
2 lassen sich mit hohen Giessgeschwindigkeiten mit einer Kokillenlänge von ca. 1000
mm unter Weglassung einer Strangabstützung optimal giessen.
[0018] Grosse Eckausrundungen im Formhohlraum schaffen nicht nur Vorteile beim Giessen mit
einer Giesspulverabdeckung des Badspiegels. Mit zunehmender Grösse der Eckausrundung
ist es auch möglich, die Rührwirkung im Badspiegel und im flüssigen Sumpf bei gleichbleibender
elektrischer Rührerleistung zu erhöhen. Diese Möglichkeit, die Rührleistung durch
die geometrische Gestaltung des Formhohlraumes zu verbessern, schafft zusätzliche
konstruktive Freiheiten beim Einbau von Rührern in Knüppel- und Vorblockkokillen.
[0019] Im Nachfolgenden werden anhand von Figuren Ausführungsbeispiele der Erfindung erläutert.
[0020] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- einen Vertikalschnitt durch einen Teil einer Stranggiessanlage,
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf ein Kupferrohr einer Vorblockkokille,
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf eine Eckausbildung eines Formhohlraumes mit Hohlkehlbogen,
- Fig.4
- eine Draufsicht auf ein Kupferohr mit Umfangslinien des Formhohlraumquer-Schnittes,
- Fig. 5
- eine Draufsicht auf ein Kupferrohr mit Umfangslinien eines weiteren Form-Hohlraumqurschnittes,
- Fig. 6
- einen Horizontalschnitt durch einen halben Strang in der Sekundärkühlzone,
- Fig. 7
- einen Horizontalschnitt durch ein anderes Beispiel eines halben Stranges in der Sekundärkühlzone
und
- Fig. 8
- einen Horizontalschnitt durch einen halben Vorprofilstrang in der Sekundärkühl-Zone.
[0021] In Fig. 1 fliesst durch eine Ausgussdüse 2 eines Zwischengefässes 3 flüssiger Stahl
in vertikaler Richtung einer Kokille 4 zu. Die Kokille 4 hat einen rechteckigen Formhohlraum
für einen Knüppelquerschnitt von beispielsweise 120 x 120 mm
2. Mit 5 ist ein teilweise erstarrter Strang mit einer Strangschale 6 und einem flüssigen
Kem 7 dargestellt. Eine höhenverstellbare elektromagnetische Rühreinrichtung 8 ist
schematisch ausserhalb der Kokille 4 dargestellt. Sie kann auch innerhalb der Kokille
4, beispielsweise im Wassermantel, angeordnet sein. Die Rühreinrichtung 8 erzeugt
eine horizontal kreisende Drehbewegung im Badspiegelbereich und im flüssigen Sumpf.
Unmittelbar an die Kokille 4 anschliessend folgt eine strangabstützungsfreie erste
Sekundärkühlzone, die mit Sprühdüsen 9 versehen ist.
[0022] In Fig. 2 ist mit 10 ein Formhohlraum eines Kokillenrohres 11 mit Hohlkehlbogen 12,
12', 13, 13' in den Eckbereichen ausgestattet. Die Ausrundung 14, 15 der Hohlkehlbogen
12, 12', 13, 13' beträgt in diesem Beispiel je ca. 20 % einer Seitenlänge 16 des Strangquerschnittes.
Der Krümmungsgrad 1/R des eingiessseitigen Hohlkehlbogens 12, 13 ist unterschiedlich
gegenüber dem Krümmungsgrad 1/R des Hohlkehlbogens 12', 13' am Kokillenausgang. Mindestens
entlang einer Teillänge der gesamten Kokillenlänge verkleinert sich der Krümmungsgrad
1/R des Hohlkehlbogens 12, 13 von beispielsweise 1/R = 0,05 auf einen Krümmungsgrad
1/R des Hohlkehlbogens 12', 13' von beispielsweise 1/R = 0,046. Durch die Wahl der
Grösse der Verkleinerung des Krümmungsgrades kann gezielt eine Spaltaufhebung zwischen
der sich bildenden Strangschale und der Formhohlraumwand bzw. eine gezielte Strangschalenumformung
und damit der Wärmefluss zwischen der Strangschale und der Formhohlräumwand gesteuert
werden. Neben dem erhöhten und über den Umfang gesehen Vergleichmässigten Wärmefluss
trägt auch die Grösse der Ausrundung 14, 15 dazu bei, dass trotz hoher Giessgeschwindigkeit
der teilweise erstarrte Strang unmittelbar nach dem Verlassen des Formhohlraumes ohne
oder mit reduzierter Strangabstützung durch die Sekundärkühlzone geführt werden kann.
Bei einem vorgegebenen Format kann durch eine Vergrösserung der Ausrundungen 14, 15
gezielt ein gerader Abschnitt 17 zwischen den Ausrundungen 14, 15 so verkleinert werden,
dass schädliche Ausbauchungen der Strangschale trotz strangabstützungsfreier Sekundärkühlzone
vermieden werden können. Bei grossen Formaten oder wenn aus technischen Gründen die
Grösse der Ausrundungen limitiert ist, kann eine in ihrer Stützbreite reduzierte Strangabstützung
vorgesehen werden.
[0023] In Fig. 3 ist eine Ecke 19 eines Formhohlraumes in vergrössertem Massstab dargestellt.
Fünf Hohlkehlbogen 23 - 23"" stellen im Sinne von Höhenkurven die Geometrie der Eckausbildung
dar. Die Anschlusspunkte der Hohlkehlbogen 23 - 23"" an die geraden Abschnitte 24
- 24"" von Umfangslinien des Kokillenquerschnittes können entlang der Linien R, R
4 oder R
1, R
4 gewählt werden. Die Abstände 25 - 25'" zeigen in diesem Beispiel eine stetige Konizität
entlang der geraden Seitenwände. Die Hohlkehlbogen 23 - 23"" sind durch eine mathematische
Kurvenfunktion |X|
n + |Y|
n = |R|
n definiert, wobei durch Wahl des Exponenten "n" unterschiedliche Krümmungsgrade festlegbar
sind. Der Krümmungsgrad der Hohlkehlbogen 23 - 23'" ist entlang des Bogens unterschiedlich.
Er schwillt auf einen maximalen Krümmungsgrad im Punkt 30 - 30'" an und von diesem
wieder ab. In Stranglaufrichtung verkleinert sich der maximale Krümmungsgrad von Hohlkehlbogen
zu Hohlkehlbogen. Der Hohlkehlbogen 23"" ist in diesem Beispiel ein Kreisbogen. Die
Exponenten der Hohlkehlbogen sind in diesem Beispiel wie folgt gewählt:
Hohlkehlbogen 23 |
Exponent "n" = 4,0 |
|
Hohlkehlbogen 23' |
Exponent "n" = 3,5 |
|
Hohlkehlbogen 23" |
Exponent "n" = 3,0 |
|
Hohlkehlbogen 23'" |
Exponent "n" = 2,5 |
|
Hohlkehlbogen 23"" |
Exponent "n" = 2,0 |
(Kreisbogen) |
[0024] Durch die Auswahl der Exponenten wird der Krümmungsgrad der sich in Stranglaufrichtung
folgenden Hohlkehlbogen 23 - 23"" so verändert bzw. verkleinert, dass gezielt eine
Spaltaufhebung zwischen der Strangschale und der Kokillenwand bzw. eine gezielte Strangschalenverformung
im Bereich der Hohlkehlbogen 23, 23"" steuerbar ist. Diese Steuerung der Spaltaufhebung
bzw. einer leichten Strangschalenumformung erlaubt es, den Sollwärmedurchgang zu kontrollieren,
insbesondere wird aber eine Vergleichmässigung des Sollwärmedurchganges entlang der
Hohlkehlbogen in allen Eckbereichen des Stranges beim Durchlauf durch den Formhohlraum
erreicht.
[0025] In Fig. 4 sind für eine klare Uebersicht nur drei in Stranglaufrichtung sich folgende
Umfangslinien mit Hohlkehlbogen 51 - 51" eines quadratischen Formhohlraumes 50 dargestellt.
Die Umfangslinien sind aus je vier Hohlkehlbogen 51 - 51 ", die einen Winkel von 90°
einschliessen, zusammengesetzt.
[0026] Für die Berechnung der Umfangslinien 51 - 51" ist folgende mathematische Funktion
verwendet worden: |X|
n + |Y|
n = |R-t|
n.
[0027] Diesem Beispiel sind folgende Zahlenwerte zu Grunde gelegt:
Umfangslinie |
Exponent n |
R-t |
t |
51 |
4 |
70 |
0 |
51' |
5 |
66,5 |
3,5 |
51" |
4,5 |
65 |
5 |
[0028] Zur Erreichung einer Strangschalenverformung, insbesondere entlang der im Wesentlichen
geraden Seitenwände zwischen den Eckbereichen (Convex Technology) entlang einer eingiessseitigen
oberen Teillänge der Kokille, wird ein Exponent "n" bei der Bogenlinie 51 von 4 und
bei der in Stranglaufrichtung sich folgenden Bogenlinie 51' von 5 gewählt. In einer
unteren Teillänge der Kokille wird der Exponent 5 der Bogenlinie 51' auf 4,5 bei der
Bogenlinie 51" verkleinert und damit eine optimale Eckkühlung erreicht.
[0029] Diese Vergrösserung des Exponenten "n" von 4 auf 5 zeigt an, dass in der oberen Teillänge
der Kokille eine Strangschalenverformung an den im Wesentlichen geraden Seitenwänden
zwischen den Eckbereichen und in der unteren Teillänge der Kokille durch Verkleinerung
des Exponenten "n" von 5 auf 4,5 ein optimaler Strangschalenkontakt und eventuell
eine geringe Strangschalenverformung in den Eckbereichen des Formhohlraumes stattfindet.
[0030] Fig. 5 zeigt eine Rohrkokille 62 zum Stranggiessen von Knüppel- oder Vorblockformaten
mit einem Formhohlraum 63. Der Querschnitt des Formhohlraumes 63 ist am Kokillenausgang
quadratisch und zwischen benachbarten Seitenwänden 64 - 64'" sind Eckbereiche 65 -
65'" angeordnet. Die Hohlkehlbogen 67, 68 sind keine Kreislinien sondern Kurven, gemäss
der mathematischen Funktion |X|
n + |Y|
n = |R|
n, wobei der Exponent "n" einen Wert zwischen 2 und 2,5 aufweist. Im oberen Kokillenteil
sind auf einer Teillänge von 40 % - 60 % der Kokillenlänge die Seitenwände 64 - 64'"
zwischen den Eckbereichen 65 - 65'" konkav gestaltet. Auf dieser Teillänge nimmt eine
Bogenhöhe 66 in Stranglaufrichtung ab. Eine in der Kokille sich bildende konvexe Strangschale
wird entlang der oberen Teillänge der Kokille geglättet. Die Bogenlinie 70 kann aus
einer Kreislinie, einer zusammengesetzten Kreislinie oder aus einer Kurve auf der
Grundlage einer mathematischen Funktion gebildet sein. In der unteren Teillänge der
Kokille sind die geraden Seitenwände 71 der Kokille mit einer der Schwindung des Strangquerschnittes
entsprechenden Formhohlraumkonizität versehen.
[0031] Alle Formhohlräume in den Fig. 1 - 5 sind zur Vereinfachung mit einer geraden Längsachse
versehen. Die Erfindung ist aber auch für Kokillen mit gebogener Längsachse für Kreisbogenstranggiessanlagen
anwendbar. Die erfindungsgemässe Ausgestaltung des Formhohlraumes ist im weiteren
nicht auf Rohrkokillen eingeschränkt. Sie ist auch bei Ptatten- oder Blockkokillen
etc. anwendbar.
[0032] In Fig. 6 ist die Hälfte eines im wesentlichen rechteckigen Strangquerschnittes 60
mit einer erstarrten Strangschale 61 und einem flüssigen Kern 62 dargestellt. Die
Umfangslinie des halben Strangquerschnittes 60 ist aus 2 Teilkurven 65, die einen
Winkel von 90° einschliessen, zusammengesetzt, deren Form dem Ausgangsquerschnitt
des Formhohlraumes der Kokille entspricht. Die Teilkurven 65 folgen der mathematischen
Beziehung

[0033] Die Länge jeder Ausrundung 64 der Teilkurven 65 beträgt 50 %, bzw. beide Ausrundungen
64 zusammen entsprechen 100 % des Strangseitenmasses 66. Pfeile 68 deuten den ferrostatischen
Druck, der auf die Strangschale 61 wirkt, an. Die Summe der beiden Ausrundungen 64
der Teilkurven 65 sind grösser als 70 % des 66 und eine Strangabstützung in der Sekundärkühlzone
ist somit in diesem Beispiel nicht erforderlich.
[0034] In Fig. 7 ist gegenüber Fig. 6 die Umfangslinie des halben Strangquerschnittes aus
zwei Kreisbogen 75 mit einem Ausrundungsmass 76 von 30 % und geraden Abschnitten 77
von 40 % des Strangseitenmasses 78 zusammengesetzt. Die geraden Abschnitte 77 zwischen
den Kreisbogen 75 sind in diesem Beispiel grösser als 30 % des Strangseitenmasses
78 und eine in ihrer Stützbreite und Stützlänge reduzierte Stützführung in der Form
von Stützrollen 79 kann angeordnet werden. In der Regel genügt eine Stützrollenbreite,
die der Länge des geraden Abschnittes entspricht oder etwas kürzer als dieser ist.
Pfeile 79 deuten den ferrostatischen Druck, der auf die Strangschale 71 wirkt, an.
[0035] In Fig. 8 ist ein Beispiel eines Vorblockstranges in der Form eines Vorprofiles 80
für einen Doppel-T-Träger dargestellt. Auch ein Formhohlraum für Vorprofile 80 weist
Ecken auf, die mit Hohlkehlbogen 81 versehen sind. Ein Strangseitenmass 82 ist aus
zwei Hohlkehlbogen 81 mit Ausrundungen 83 von beispielsweise 40 % und einem im wesentlichen
geraden Abschnitt 84 von beispielsweise 20 % zusammengesetzt ist. Der durch Pfeile
85 angedeutete ferrostatische Druck auf die Strangschale 86 erzeugt bei Doppel-T-Träger-Strängen
gemäss Stand der Technik eine Ausbauchung, wenn nicht, wie in diesem Beispiel, durch
besondere Massnahmen die Formgebung durch eine Wahl entsprechender Hohlkehlbogen 81
oder eine entsprechende Stützführung angeordnet ist. Im dargestellten Beispiel ist
durch die Wahl der Länge und Geopmetrie der Ausrundungen 83 in der Form einer Superelipse
eine Strangschale entstanden, die dem ferrostatischen Druck ohne Stützführung standhält.
Bei zunehmendem Strangseitenmass 82 kann bei einer entsprechenden Dimensionierung
der beiden Ausrundungen eine reduzierte Stützführung in der Sekundärkühlzone genügen.
[0036] In den Fig. 6 - 8 sind die Horizontalschnitte durch die Stränge unmittelbar nach
dem Kokillenaustritt dargestellt. Zur Vereinfachung und für eine bessere Uebersicht
sind die in einer Sekundärkühlzone angeordneten Sprühdüsen weggelassen worden.
1. Stahlstranggiessanlage für Knüppel- und Vorblockformate, vorzugsweise mit im wesentlichen
rechteckigem Strangquerschnitt, wobei die Umfangslinie des Formhohlraumquerschnittes
der Kokille in Ecken mit Hohlkehlbogen versehen und der flüssige Stahl im wesentlichen
vertikal dem Formhohlraum zuführbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausrundung der Hohlkehlbogen mindestens 10 %, vorzugsweise 20 % oder mehr der
Seitenlänge des Strangquerschnittes beträgt und dass sich in Stranglaufrichtung mindestens
entlang einer Teillänge der gesamten Kokillenlänge der Krümmungsgrad 1/R der Hohlkehlbogen
verkleinert und dadurch eine gezielte Spaltaufhebung zwischen der Strangschale und der Kokillenwand bzw.
eine gezielte Strangschalenumformung im Bereich des Hohlkehlbogens steuerbar ist,
und dass unmittelbar an die Kokille anschliessend format- und giessgeschwindigkeitsabhängig
eine strangabstützungsfreie Sekundärkühlzone oder eine in ihrer Stützbreite und/oder
Stützlänge reduzierte Stützführung in der Sekundärkühlzone angeordnet ist.
2. Stranggiessanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vorzugsweise bei Strangformaten kleiner als etwa 150 x 150 mm2 und einer Gesamtlänge der Ausrundungen der beiden einer Strangseite zugeordneten
Hohlkehlbogen von etwa 70 % und mehr des Strangseitenmasses die strangabstützungsfreie
Sekundärkühlzone unmittelbar an die Kokille anschliessend angeordnet ist.
3. Stranggiessanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vorzugsweise bei Strangformaten grösser als etwa 150 x 150 mm2 und einer Länge eines geraden Abschnittes zwischen den beiden einer Strangseite zugeordneten
Hohlkehlbogen von etwa 30 % und mehr des Strangseitenmasses die in ihrer Stützbreite
und/oder Stützlänge reduzierte Stützführung in der unmittelbar an die Kokille anschliessenden
Sekundärkühlzone angeordnet ist.
4. Stahlstranggiessanlage nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Krümmungsverlauf entlang des Hohlkehlbogens auf einen maximalen Krümmungsgrad
1/R an- und von diesem wieder abschwillt und dass sich in Stranglaufrichtung der maximale
Krümmungsgrad 1/R des Hohlkehlbogens stetig oder unstetig verkleinert.
5. Stahlstranggiessanlage nach einem der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der im Wesentlichen rechteckige Formhohlraumquerschnitt aus vier Hohlkehlbogen besteht,
die je etwa einen Viertel des Querschnittumfanges einschliessen und dass die Hohlkehlbogen
der mathematischen Funktion

folgen, sowie der Wert des Exponenten "n" zwischen 3 und 50, vorzugsweise zwischen
4 und 10, beträgt.
6. Stahlstranggiessanlage nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Hohlkehlbogen Krümmungsverläufe aufweisen, die der mathematischen Funktion |X|n +|Y|n = |R|n folgen und dass zwischen den Hohlkehlbogen angeordnete Abschnitte der Umfangslinie
schwach gekrümmte Bogenlinien aufweisen, deren Krümmungsgrad sich mindestens auf einer
Teillänge der Kokille in Stranglaufrichtung verkleinern und dadurch die Strangschale beim Durchlauf durch die Teillänge verformen.
7. Stahlstranggiessanlage nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Formhohlraum zum Kokillenausgang hin mit einer Giesskonizität gemäss der mathematischen
Formel |X|n + |Y|n = IR - tln versehen ist, wobei t ein Mass für die Konizität ist.
8. Stahlstranggiessanlage nach einem der Ansprüch 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Kokillenhohlraum eine Länge von etwa 1000 mm aufweist.
9. Stahlstranggiessanlage nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass Sprühdüsen unmittelbar anschliessend an die Kokille angeordnet sind, die den Strang
gleichmässig kühlen.
10. Stranggiessanlage nach einem der Ansprüche 1 - 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kokille mit elektromagnetischen Rühreinrichtungen versehen ist, insbesondere
solche, die das Stahlbad im Kokillenbereich in eine horizontal kreisende Drehbewegung
versetzen.