[0001] Die Erfindung betrifft eine kontinuierlich arbeitende Presse zur Herstellung von
Span-, Faser-, Kunststoff- und Holzplatten gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[0002] Zur Erzeugung von Holzstoffwerkplatten muss bei kontinuierlich arbeitenden Pressen
das entstehende Produkt in Durchlaufrichtung, abhängig von den technologischen Parametern,
eine variierende Druckbeaufschlagung erfahren. Dies wird bei den bekannten Veröffentlichungen
DE 44 46 091 A1, DE 195 18 879 A1 und DE 196 22 197 A1 durch Einsteuerung einer Weg-
und Druckkurve in Pressenlängsrichtung erreicht. Eine Variation des Druckes bewirkt
eine Veränderung der Wegkurve, und damit eine Verformung der Presse, bzw. der Heizplatten
der Presse.
[0003] Dabei können die Wege nur innerhalb der zulässigen Heizplattenverformung von Gestell
zu Gestell geändert werden. Dadurch ergeben sich bei den bekannten Heizplattendicken
von ca. 60 bis 120 mm bei notwendigen Verformungen von wenigen Millimetern bereits
sehr lange Verformungsstrecken. Beim Verpressen von Holzwerkstoffplatten entsteht
in der Matte beim Aufheizen ein Dampfpolster. Damit der Dampfdruck in der Matte nicht
zu hoch und die fertige Platte nach der Verlassen der Presse durch Platzer nicht zerstört
wird, kann bei den bekannten Pressen in den Grenzen der maximalen Verformung der Heizplatte
eine Druckreduzierung im hinteren Pressbereich eingestellt werden.
[0004] Nach DE 195 18 879 A1 besteht eine solche Vorrichtung darin, dass nach der Vorverdichtung
des Pressgutes im Einlaufspalt in der folgenden Hauptpressstrecke mittels flexibler
Pressengestelle bzw. und/oder Pressensegmenten eine druckarme Zone dekomprimierend
und komprimierend mit einem steilen Steigungs- bzw. Fallwinkel für einen Vertikalhub
von 0 bis circa 10 mm ansteigend extrem kurz bei maximaler Produktionsgeschwindigkeit
während der Produktion einsteuerbar ist. Dabei hat sich als Nachteil erwiesen, dass
die Wegstrecke zum Erreichen der notwendigen Heizplattenverformungen aufgrund der
notwendigen Heizplattendicke sehr lang (mehr als 1 bis 2 Meter) wird, und auf Grund
der inneren Rückstellkräfte des Produktes bei diesen langen Wegstrecken sehr viel
Presslänge verloren geht, das Produkt sich nicht in der Dicke an die Verformung anpasst
und somit keine genügend große Druckentlastung im Produkt erfolgt und sich eine zu
lange Entlastungszone negativ auf die technologischen Werte auswirkt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, je nach Pressgut eine kontinuierlich arbeitende
Presse zu schaffen, mit der innerhalb der Pressenlänge eine variierende Druckbeaufschlagung
auf das Pressgut zu verwirklichen ist.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, dass die Abrollplatten an den Heizplatten
von der vollflächigen Abstützung der Heizplatten entkoppelbar und über separate Stellglieder
von der zu pressenden Werkstoffplatte wegziehbar oder gegen die zu pressende Werkstoffplatte
drückbar sind.
[0007] Mit dieser Lösung wird die extrem hohe Verformbarkeit der Abrollplatten ausgenutzt,
indem diese in einem bestimmten Bereich von der vollständigen Unterstützung der Heizplatten
entkoppelt werden und unabhängig von der Verformbarkeit der Heizplatten (oder Pressplatten)
über separate Stellglieder einsteuerbar vom Produkt (entlastend) weggezogen oder gegen
das Produkt (belastend) gedrückt werden.
[0008] Es hat sich auch als vorteilhaft erwiesen, wenn die Werkstoffplatte an einer oder
mehreren Stellen im hinteren Pressbereich, nachdem die Platte einen entsprechenden
Dampfdruck erreicht hat, nur sehr kurz druckentlastet wird. Bei einer entsprechend
kurzen Druckentlastung wirken sich die Rückstellkräfte des Produktes noch nicht negativ
auf die Plattenqualität aus, so dass es bei einer genügend großen, aktiven Entlastung
der Heiz- und Abrollplatten zu einer zusätzlichen Entdampfung der Werkstoffplatte
kommen kann. Bei einer genügend großen Entlastung der Platte sinkt der Dampfdruck
darin schlagartig ab und es kommt zu einer zusätzlichen Abkühlung der Plattentemperatur,
was wiederum die Gefahr von Platzern nach dem Austreten der Platte aus der Presse
deutlich verringert, sowie eine gleichmäßigere Feuchtigkeitsverteilung in der Platte
gewährleistet.
[0009] Mit der kontinuierlich arbeitende Presse gemäß der Erfindung kann die Produktionsleistung
sowie der Feuchtigkeitsgehalt der herzustellenden Platte erhöht und stabilisiert werden.
Diese Anforderungen werden mit Hilfe des vorbekannten Heiz- und Abrollplatten Sandwich-Systems
erfüllt.
[0010] Das Erreichen einer kurzen, einstellbaren Druckentlastung im Pressspalt für die durchlaufende
Matte wird dadurch erreicht, dass die Druckentlastungszone sehr kurz ist, vorzugsweise
zwischen 50 und 500 mm Presslänge liegt, und sich diese Entlastungszonen an einer
oder mehreren Stellen beginnend, ab Pressenmitte bis zum Auslaufbereich der Presse
befinden können, der Druck bzw. die Höhe der Druckentlastung ist technologisch abhängig
vom Bediener einstellbar und der Restdruck auf die Platte in diesem Bereich kann aktiv
bis auf 0 reduziert werden, das heißt, die Pressplatte kann aktiv von dem Produkt
abgehoben werden.
[0011] Weitere vorteilhafte Maßnahmen und Ausgestaltungen des Gegenstandes der Erfindung
gehen aus den Unteransprüchen und der folgenden Beschreibung der Zeichnung hervor.
[0012] Es zeigen:
- Figur 1
- Seitlicher Ausschnitt aus einer kontinuierlich arbeitenden Presse zwischen Stahlband
und Heizplatte,
- Figur 2
- die Anordnung nach Figur 1 mit oben angehobener Abrollplatte in einer Ausnehmung am
Ende der oberen Heizplatte und
- Figur 3
- eine zweite Ausbildung der Anordnung nach Figur 2.
[0013] Die Zeichnung zeigt eine kontinuierlich arbeitende Presse in Seitenansicht und Schnitt
mit der unteren und oberen Heizplatte 3 und 4 mit einer durchlaufenden Matte 10, die
mit den Stahlbändern 12 und 13 in Arbeitsrichtung 15 durch die kontinuierlich arbeitende
Presse gezogen wird. Die Rollstangen 8 und 9 übernehmen dabei die rollende Abstützung
der Stahlbänder 12 und 13. Für die Druckentlastungszone a ist in der oberen Heizplatte
3 eine Ausnehmung 14 vorgesehen, in der Stellglieder 5 die obere Abrollplatte 1 anheben
oder gegen die Matte 10 drücken können, so dass die Abrollplatten 1 und 2 von einer
vollfächigen Anlage Abstützung entkoppelbar sind. Damit können sie unabhängig von
der Verformbarkeit der Heizplatte 3 und 4 von der Matte 10 weggezogen oder dagegen
gedrückt werden. Die doppelt wirkenden Stellglieder 5 bestehen dafür aus Zylindern
6 und Kolben 7. Vorzugsweise findet sich der Kolben 7 in einer Bohrung der durchgehenden
Heizplatte 3 oder 4. Mit der Druckentlastungszone a ist die Möglichkeit eines Dampfaustrittes
11 aus der Matte 10 gegeben. Es ist dem Fachmann plausibel, dass in einer kontinuierlich
arbeitenden Presse der Übergang von einer gestreuten Partikelmatte zu einer festen
Werkstoffplatte fließend ist und hierbei natürlich auch von einer Werkstoffplatte
10 gesprochen werden könnte. Es kann zusätzlich auch eine gleichzeitige (in Arbeitsrichtung
15 gesehen) Entlastung der Abrollplatte 2 unten vorgesehen sein, oder eine variierend
gesteuerte Entlastung, z. B. alternierend oben/unten in Arbeitsrichtung 15. Dies liegt
im Ermessenspielraum des Anwenders. Denkbar ist hier die Anordnung von mehreren Entlastungszonen
ab der Hälfte der Presslänge der kontinuierlich arbeitenden Presse, die unterschiedlich
angesteuert werden können. Natürlich kann zum Erreichen einer maximalen Verformung
der Abrollplatten 1 oder 2 eine Entlastungszone an einem Abrollplattenstoß angeordnet
sein, siehe Figur 2, oder eine etwas gemäßigte Entlastungszone nach Figur 3. Durchaus
zur Steifigkeit und Genauigkeit der kontinuierlich arbeitenden Presse beitragendes
Merkmal ist, dass die Heizplatten 3 oder 4 über die gesamte Breite der Matte 10 quer
zur Arbeitsrichtung 15 als ein stabiles und nicht unterbrochenes Teil ausgestaltet
sind. Die Druckentlastungszone a weisen vorzugsweise eine Länge von 50 bis 500 mm
in Arbeitsrichtung 15 auf und der Restdruck kann bis auf 0 durch Abheben der Abrollplatte
1 oder 2 eingestellt werden.
[0014] Bezugszeichenliste: DP 1304EP
- 1.
- Abrollplatten oben
- 2.
- Abrollplatten unten
- 3.
- Heizplatte oben
- 4.
- Heizplatte unten
- 5.
- Stellglieder (hydraulisch/mechanisch)
- 6.
- Zylinder von 5
- 7.
- Kolben von 5
- 8.
- Rollstangen oben
- 9.
- Rollstange unten
- 10.
- Matte / Werkstoffplatte
- 11.
- Dampfaustritt
- 12.
- Stahlband oben
- 13.
- Stahlband unten
- 14.
- Ausnehmung für Druckentlastungszone a
- 15.
- Arbeitsrichtung
- a
- Druckentlastungszone
1. Kontinuierlich arbeitende Presse zur Herstellung von Span-, Faser-, Kunststoff-, Schnitzel-
und Holzwerkstoffplatten, bei der eine Entlastungszone in der Hauptpressstrecke mit
Einstellvorrichtungen veränderbar bzw. einstellbar ist, wobei in der Hauptpressstrecke
mittels an den Press-/Heizplatten angebrachter flexibler Abrollplatten eine Zone dekomprimierend
und komprimierend während der Produktion einsteuerbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Abrollplatten (1, 2) an den Heizplatten (3, 4) von der vollflächigen Abstützung
der Heizplatten (3, 4) entkoppelbar und über separate Stellglieder (5) von der zu
pressenden Werkstoffplatte (10) wegziehbar oder in Richtung der zu pressende Werkstoffplatte
(10) drückbar sind.
2. Kontinuierlich arbeitende Presse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Entkopplung der Heizplatten (3, 4) mittels Stellglieder (5) sowohl an den oberen
und/oder an den unteren Heizplatten (3, 4) durchführbar ist.
3. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine oder mehrere Druckentlastungszonen (a) in Arbeitsrichtung (15) ab der Hälfte
der gesamten Presslänge bzw. des Pressbereichs bis zum Auslauf der kontinuierlich
arbeitenden Presse angeordnet sind.
4. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erreichung einer maximalen Verformung der Abrollplatten (1, 2) eine Entlastungszone
an einem Abrollplattenstoß angeordnet ist.
5. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Heizplatten (3 oder 4) über die gesamte Breite der Matte (10) quer zur Arbeitsrichtung
(15) als ein stabiles und nicht unterbrochenes Teil ausgestaltet sind.
6. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 bis 5, gekennzeichnet durch die unterschiedliche Ansteuerung in der Be- oder Entlastung der separaten Stellglieder
(5) zur Beeinflussung und/oder Kontrolle des Laufes der Rollstangen (8 und 9).
7. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckentlastungszone (a) vorzugsweise eine Länge von 50 bis 500 mm in Arbeitsrichtung
(15) aufweist.
8. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass in der Druckentlastungszone (a) der Restdruck bis auf 0 durch Abheben der Abrollplatte
(1 oder 2) eingestellt werden kann.
9. Kontinuierlich arbeitende Presse nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckentlastungszonen bei mehrfacher Anordnung in Arbeitsrichtung (15) alternierend,
gleichzeitig oder in allen anderen Variationsmöglichkeiten angewendet werden können.