[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vermeiden von Kontaktabbrand
in Niederspannungsleistungsschaltern gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, sowie
einen entsprechenden Niederspannungsleistungsschalter gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
5.
[0002] Niederspannungsleistungsschalter werden unter anderem für das Ein- und Ausschalten
und damit zum Betreiben von Verbrauchern, wie beispielsweise Motoren, eingesetzt.
Insbesondere bei Drehstrommotoren muss auf einen "sanften Anlauf" des Motors geachtet
werden, um so beispielsweise einen ruckfreien Anlauf des Drehstrommotors zu erreichen
oder, die bei direktem Einschalten auftretenden hohen Anlaufströme und -momente zu
vermeiden.
[0003] Bei heute bekannten Niederspannungsschaltern erfolgt dieser Sanftanlauf durch eine
Begrenzung des Anlaufstroms in einer Anlaufphase. Dazu wird die Motorspannung durch
einen Phasenanschnitt reduziert und innerhalb einer Rampenzeit von einer einstellbaren
Startspannung auf die Nennspannung für den Betrieb angehoben.
[0004] Leistungsteile von heute bekannten Niederspannungsleistungsschaltern weisen deshalb
in den zu schaltenden Phasen entsprechende Halbleiterschalteinrichtungen auf. Die
Halbleiterschalteinrichtungen sind dabei üblicherweise aus antiparallel geschalteten
Thyristoren aufgebaut, die durch eine entsprechende Phasenanschnittsteuerung geregelt
werden. Zudem weisen solche Leistungsteile parallel zu den Halbleiterschalteinrichtungen
geschaltete elektromechanische Schalteinrichtungen auf.
[0005] Nach dem Sanftanlauf werden im Nennbetrieb die dann ausgeschalteten Halbleiterschalteinrichtungen
von den dann eingeschalteten elektromechanischen Schalteinrichtungen überbrückt. So
entsteht im Dauerbetrieb statt der vergleichsweise hohen Verlustleistungen der Halbleiterschalteinrichtungen
nur eine geringe Verlustleistung der elektromechanischen Schalteinrichtungen. Damit
kann das Leistungsteil und damit die Niederspannungsschaltvorrichtung insgesamt kleiner
dimensioniert werden.
[0006] Beim Ein- bzw. Ausschalten der, heute auch üblicherweise als Bypass bezeichneten
elektromechanischen Schalteinrichtungen, entstehen aber Lichtbögen. Diese führen zu
einem vermehrten Kontaktabbrand und damit zu einem Verschleiß der Kontaktflächen der
elektromechanischen Schalteinrichtungen. Zusammen mit dem beim Ein- und Ausschalten
auftretenden Prellen der Kontakte der elektromechanischen Schalteinrichtungen führt
dies letztendlich zur Reduzierung der Lebensdauer von Niederspannungsleistungsschaltern.
[0007] Um solch eine ungewollte Reduzierung der Lebensdauer zu vermeiden, müssen entsprechende
Maßnahmen ergriffen werden. So ist es heute bereits üblich, entsprechende Lichtbogenlöscheinrichtungen
zum Löschen solcher Lichtbögen vorzusehen. Zudem oder alternativ könnte auch einfach
mehr Kontaktmaterial auf die Schaltkontakte der elektromechanischen Schalteinrichtungen
aufgebracht werden. Beide Varianten sind aber nicht gerade kostengünstig.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein kostengünstigeres Verfahren zum Vermeiden
von Kontaktabbrand in Niederspannungsleistungsschaltern sowie einen entsprechenden
Niederspannungsleistungsschalter anzugeben.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1,
sowie durch den Niederspannungsleistungsschalter mit den Merkmalen des Anspruchs 5.
[0010] Dadurch, dass erfindungsgemäß in einem Niederspannungsleistungsschalter mit zumindest
einer steuerbaren Halbleiterschalteinrichtung und zumindest einer, zur Halbleiterschalteinrichtung
parallel geschalteten, elektromechanischen Schalteinrichtung ein, eine vorbestimmte
Zeitdauer andauerndes, oszillierenden Steuersignals zum mehrmaligen aufeinander folgenden
Einschalten der zumindest einen Halbleiterschalteinrichtung generiert wird, sobald
ein Start- und/oder Endzeitpunkt eines Ein-/Ausschaltsignals zum Schließen und/oder
Öffnen der zumindest einen elektromechanischen Schalteinrichtung erkannt wird, kann
ein in der elektromechanischen Schalteinrichtung entstehender Schaltlichtbogen nahezu
unverzögert durch das periodische Einschalten der Halbleiterschalteinrichtung gelöscht
werden. Insbesondere können mit diesem oszillierenden Signal auch die durch Kontaktprellen
an der elektromechanischen Schalteinrichtung, mehrfach und kurzzeitig hintereinander
auftretenden Schaltlichtbögen schnell gelöscht werden.
[0011] So kann durch die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren
insgesamt die Lebensdauer von Niederspannungsleistungsschaltern erhöht werden. Aus
dem Stand der Technik bekannte Maßnahmen, wie beispielsweise ein vermehrtes Aufbringen
von Kontaktmaterial auf die Kontaktflächen der elektromechanischen Schalteinrichtung
oder zusätzliche Löscheinrichtungen können so unterbleiben.
[0012] Durch die Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtung
bei Sanftstartern können diese so mit geringem Aufwand und damit kostengünstig hergestellt
werden.
[0013] Weitere vorteilhafte Ausführungen und bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind
den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0014] Die Erfindung sowie vorteilhafte Ausführungsbeispiele derselben werden im Weiteren
anhand der nachfolgenden Figuren näher beschrieben. Es zeigen:
- FIG 1
- schematisch die Schalteinrichtungen eines Leistungsteils eines dreipoligen Niederspannungsleistungsschalters
zum Betreiben eines Motors,
- FIG 2
- Blockschaltbild der erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- FIG 3
- Diagramme mit dem zeitlichen Verlauf der einzelnen Signale.
[0015] In FIG 1 ist schematisch ein typischer Aufbau eines Leistungsteils eines Niederspannungsleistungsschalters,
so wie er beispielsweise bei einem Sanftstarter zum Betreiben eines Drehstrommotors
vorgesehen ist, dargestellt. Über die Schalteinrichtungen 10 und 20 ist der Motor
M mit den drei Phasen L1, L2 und L3 der Spannungsversorgung schaltbar verbunden.
[0016] Die Halbleiterschalteinrichtungen 10 bestehen dabei aus jeweils zwei antiparallel
geschalteten Thyristoren. Diese werden über eine, hier nicht näher dargestellte Steuereinrichtung
so angesteuert, dass über einen Phasenanschnitt ein sanfter Anlauf des Drehstrommotors
M erreicht wird. Ist dieser sanfte Start abgeschlossen, das heißt der Drehstrommotor
hat seine Nenndrehzahl für den Betrieb erreicht, werden die parallel zu den steuerbaren
Halbleiterschalteinrichtungen 10 geschalteten elektromechanischen Schalteinrichtung
20 geschlossen und die Halbleiterschalteinrichtungen 10 geöffnet. Dadurch, dass der
Stromfluss L in den einzelnen Phasen L1, L2 und L3 dann auf die elektromechanische
Schalteinrichtung 20 übergeht wird erreicht, dass die Verlustleistung im Nennbetrieb
des Sanftstarters verringert wird.
[0017] Wie eingangs erwähnt entstehen bei diesem Einschalten, aber auch beim späteren Ausschalten
der elektromechanischen Schalteinrichtungen 20 an diesen Lichtbögen, die zu einer
Reduzierung der Lebensdauer des Niederspannungsleistungsschalters führen.
[0018] Zur Vermeidung eines solchen Kontaktabbrands wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
nun in einem ersten Schritt erkannt, ob ein Start- und/oder ein Endzeitpunkt eines
Ein-/ Ausschaltsignals zum Schließen und/oder Öffnen der elektromechanischen Schalteinrichtungen
20 vorliegt. Ist dies der Fall wird in einem zweiten Schritt für eine vorbestimmte
Zeitdauer ein oszillierendes Steuersignal S2 generiert. Das Steuersignal ist dabei
so ausgebildet, dass die Halbleiterschalteinrichtungen 10 innerhalb dieser Zeitdauer
mehrmalig aufeinander folgend eingeschaltet werden. Durch dieses Zünden und damit
Durchsteuern der Halbleiterschalteinrichtungen wird der Stromfluss von den Lichtbögen
auf die Halbleiterschalteinrichtungen umgelenkt so dass die Lichtbögen gelöscht werden.
Durch das mehrmalige aufeinander folgende Zünden wird zudem vermieden, dass auch die
infolge des Prellens entstehenden aufeinander folgende, immer wieder neu entstehenden
Lichtbögen immer wieder gelöscht werden.
[0019] Der zeitliche Ablauf der einzelnen Signale ist beispielhaft in FIG 3 dargestellt.
Vorzugsweise wird dabei das oszillierende Steuersignal S2 nach dem Start- (te) und/oder
Endzeitpunkt (ta) des Ein-/Ausschaltsignals S1 und vor dem ersten Schließen und/oder
Öffnen der zumindest einen elektromechanischen Schalteinrichtung 20 generiert. Insbesondere
kann es so wie in FIG 3 angedeutet gleichzeitig mit dem Steuersignal S1, das heißt
zu dem Einschaltzeitpunkten te und dem Ausschaltzeitpunkt ta erzeugt werden.
[0020] Aufgrund der Trägheit der elektromechanischen Schalteinrichtungen ist der eigentliche
Stromfluss L durch diese elektromechanischen Schalteinrichtungen verzögert. Das heißt,
dass typischerweise erst ca. 20 ms nach dem Ein oder Ausschaltbefehl die elektromechanischen
Schalteinrichtungen erstmalig öffnen oder schließen. Zudem wird es aufgrund des Prellens
noch zu weiteren ungewollten Ein-/Ausschaltvorgängen kommen, bevor sich ein kontinuierlicher
Wert des Stromflusses L einstellt. Bei jedem der Übergänge kann dann ein Lichtbogen
entstehen, den es zu vermeiden gilt. Um diese Verzögerungszeiten aufzufangen, wird
das Signal S2 für ca. 60 ms erzeugt.
[0021] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das Steuersignal S2 nach der Generierung mit einer
Periodendauer T von 100µs bis 500µs oszilliert und zumindest näherungsweise rechteckförmige
Pulse mit einer Pulsbreite tp von 10µs bis 50µs zum Einschalten der Halbleiterschalteinrichtung
10 aufweist. In dem in FIG 3 dargestellten Beispiel ist die Periodendauer T = 200µs
und die Pulsdauer tP = 20µs. Die Wahl dieser Werte T und tp hängt im Wesentlichen
von der Belastbarkeit der Spannungsversorgung ab. Außerdem muss darauf geachtet werden,
dass die Bauelemente zur Ansteuerung der Zündübertragers nicht überlastet werden und
damit die Verlustleistung zu hoch wird.
[0022] Erfindungsgemäß weisen die Niederspannungsleistungsschalter die, in FIG 2 angedeuteten
Mittel 30 und 40 zur Durchführung der erfindungsgemäßen Schritte auf. Die Steuerung
erfolgt dabei üblicherweise über einen Mikroprozessor 30. Dieser steuert die Schalteinrichtungen
des Leistungsteils des Niederspannungsleistungsschalters in der für den sicheren Betrieb
des Motors notwendigen Reihenfolge. Dabei werden die Schalteinrichtungen 10 und 20
so gesteuert, so dass der Motor sanft anläuft. Erfindungsgemäß wird nun mit dem vom
Mikroprozessor oder Mikrocontroller ausgehenden Ein-/Ausschaltsignal S1 zum Schließen
und/oder Öffnen der elektromechanischen Schalteinrichtungen ein Oszillator 40 angesteuert.
Dieser Oszillator generiert daraufhin zu den erkannten Start- und/oder Endzeitpunkten
ein, eine vorbestimmte Zeitdauer andauerndes, oszillierendes Steuersignal S2. Dieses
Steuersignal wird an einen Zündübertrager 50 weitergegeben, um über entsprechende
Steuereingänge der Halbleiterschalteinrichtungen diese mit dem Signal S2 zu steuert.
[0023] In Voranstehenden wurde nur ein mögliches Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
näher beschrieben. Von der Erfindung mit umfasst sollen aber auch die Ausführungsbeispiele,
die genauso den Grundgedanken der vorliegenden Erfindung erfüllen, nämlich möglichst
effektiv und kostengünstig möglicherweise auftretende Lichtbögen zu unterbinden, um
Kontaktabbrand zu vermeiden. So muss beispielsweise das oszillierende Steuersignal
S2 nicht, wie in FIG 3 dargestellt, ein mit der Periodendauer T periodisch wiederkehrendes
Signal sein. Ebenso ist es nicht wesentlich, dass die Pulsform exakt rechteckig ist.
Vielmehr genügt es, wenn das Steuersignal S2 sägezahnförmig bis rechteckig ist. Ebenso
kann das Steuersignal S2 direkt in einem Mikroprozessor oder Mikrocontroller 30 erzeugt
werden.
1. Verfahren zum Vermeiden von Kontaktabbrand in Niederspannungsleistungsschaltern mit
zumindest einer steuerbaren Halbleiterschalteinrichtung (10) und zumindest einer,
zur Halbleiterschalteinrichtung (10) parallel geschalteten, elektromechanischen Schalteinrichtung
(20) mit den Schritten :
- Erkennen eines Start- (te) und/oder Endzeitpunktes (ta) eines Ein-/Ausschaltsignals
(S1) zum Schließen und/oder Öffnen der zumindest einen elektromechanischen Schalteinrichtung
(20), und
- Generieren eines, eine vorbestimmte Zeitdauer (Δte, Δta) andauerndes, oszillierenden
Steuersignals (S2) zum mehrmaligen aufeinander folgenden Einschalten der zumindest
einen Halbleiterschalteinrichtung (10), sobald der Start- (te) und/oder Endzeitpunkt
(ta) des Ein-/Ausschaltsignals (S1) erkannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge - kennzeichnet , dass das oszillierende Steuersignal (S2) nach dem Start- (te)
und/oder Endzeitpunkt (ta) des Ein-/Ausschaltsignals (S1) und vor dem ersten Schließen
und/oder Öffnen der zumindest einen elektromechanischen Schalteinrichtung (20) generiert
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge- kennzeichnet , dass das oszillierende Steuersignal (S2) periodisch sich wiederholend
oszilliert.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekenn-zeichnet , dass das oszillierende Steuersignal (S2) mit einer Periodendauer
(T) von 100µm bis 500µm oszilliert und zumindest näherungsweise rechteckförmige Pulse
mit einer Pulsbreite (tp) von 10µm bis 50µm zum Einschalten der zumindest einen Halbleiterschalteinrichtung
(10) aufweist.
5. Niederspannungsleistungsschalter mit zumindest einer steuerbaren Halbleiterschalteinrichtung
(10) und zumindest einer, zur Halbleiterschalteinrichtung (10) parallel geschalteten,
elektromechanischen Schalteinrichtung (20), mit ersten Mitteln (30) zum Erkennen eines
Start- (te) und/oder Endzeitpunktes (ta) eines Ein-/Ausschaltsignals (S1) zum Schließen
und/oder Öffnen der zumindest einen elektromechanischen Schalteinrichtung (20), und
mit weiteren Mitteln (40) zum Generieren eines, eine vorbestimmte Zeitdauer (Δte,
Δta) andauernden, oszillierenden Steuersignals (S2) zum mehrmaligen aufeinander folgenden
Einschalten der zumindest einen Halbleiterschalteinrichtung (10), sobald der Start-
(te) und/oder Endzeitpunkt (ta) des Ein-/Ausschaltsignals (S1) von den ersten Mitteln
(30) erkannt ist.
6. Niederspannungsleistungsschalter nach Anspruch 5, da - durch gekennzeichnet , dass die weiteren Mittel (40) das oszillierende Steuersignal (S2) nach dem Start-
(te) und/oder Endzeitpunkt (ta) des Ein-/Ausschaltsignals (S1) und vor dem ersten
Schließen und/oder Öffnen der zumindest einen elektromechanischen Schalteinrichtung
(20) generieren.
7. Niederspannungsleistungsschalter nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet , dass das oszillierende Steuersignal (S2) ein periodisch sich wiederholendes oszillierendes
Steuersignal ist.
8. Niederspannungsleistungsschalter nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet , dass das oszillierende Steuersignal (S2) eine Periodendauer (T) von 100µm bis 500µm und
zumindest näherungsweise rechteckförmige Pulse mit einer Pulsbreite (tp) von 10µm
bis 50µm zum Einschalten der Halbleiterschalteinrichtung (10) aufweist.
9. Verwendung des Niederspannungsleistungsschalters nach Anspruch 5 bis 8 als elektronischer
Sanftstarter zum Betreiben eines Drehstrommotors.
10. Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 bis 4 in einem Sanftstarter zum Betreiben
eines Drehstrommotors.