[0001] Bei Waffen, welche in erster Linie in Trägern, wie Fahr- und Flugzeugen, eingebaut
sind, gibt es oftmals Probleme mit dem Hülsenauswurf. Vor allem dann, wenn die Hülse
beim Schießen in schwer zugängliche Auffangbehälter und in genau definierten Positionen
geworfen werden sollen. Aufgrund von notwendigen Führungskanälen und Hülsenumlenkungen
kann die Hülse auf dem Weg zu ihrer Endposition in ihrer Flugzeit bzw. Fluggeschwindigkeit
stark abgebremst werden. Beim Schießen kommt es dann zu Störungen, welche durch die
undefinierte Positionen der Hülsen oder durch ihr Liegenbleiben auf dem Weg zu ihrer
Endposition hervorgerufen wird. Es entstehen Hülsenstaus oder aber die Hülsen sind
nicht in der richtigen Abführposition im Munitionstransportsystem. Die Auswurfgeschwindigkeit
ist stark abhängig vom Liderungscharakter der Patronen bzw. Hülsen nach dem Schuß
im Patronenlager.
[0002] Aus der DE 689 05 739 T2 (EP 0 362 064 B1) ist eine Schnellfeuer - Revolverwaffe
bekannt, bei dem zum Zurückführen der leeren Patronenhülse ein Auswerfer vorgesehen
ist, durch den die Hülse aus dem Revolverkopf geführt und entlang einer Rutsche getrieben
wird. Der Auswerfer greift dazu mittels einer Nase an der Bodennut der Hülse an.
[0003] Die Liderung wird bekanntlich stark beeinflußt vom Gasdruck der Patrone, dem Patronenlagerzustand,
wie Reibung, Schmierung, Verschmutzung und Korrosion, von der Hülsenbeschaffenheit,
wie beispielsweise die Härte der Hülse, die Beschichtung der Hülse oder aber das Toleranzfeld.
Weitere Einflußgrößen sind der Zustand der Auswurfmechanik sowie die Verschmutzung
durch Mündungsbremsen.
[0004] Unter den bereits aufgeführten Situationen kann es auch bei der vorgenannten Verwendung
eines Auswerfers zu Hülsenauswurfstörungen kommen. Die Hülsen erreichen nicht die
sogenannte Fangposition im Munitionstransportsystem.
[0005] Hier stellt sich die Erfindung die Aufgabe, eine Möglichkeit für einen definierten
Auswurf zu schaffen, um zu verhindern, dass es zu einem Hülsenstau etc. kommt.
[0006] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, da die aufgezählten Beeinflussungsgrößen für
die Liderung fertigungstechnischer als auch schießtechnischer Natur und daher mehr
oder weniger unveränderbar sind, ein Patronenlager mit einem definierten Hülsenausziehwiderstand
zu konzipieren. Dieser wird durch eine Mindestliderung geschaffen, die im Patronenlager
integriert wird. Beim Auswurfvorgang wird die Entspannungsenergie genutzt und diese
beim Lösen der Hülse entsprechend in eine Geschwindigkeit umgesetzt. Es wird eine
Mindestspannung aufgebaut, was zur Folge hat, dass eine Vorspannung gesichert ist,
so dass keine Geschwindigkeitsreduzierungen der Hülsen auftreten.
[0007] Dazu ist vorgesehen, wenigstens eine Rille in das Patronenlager im vorderen Bereich
einer Hülse einer Patrone einzubringen. Die Praxis hat gezeigt, dass eine Rille als
ausreichend anzusehen ist, wobei auch mehr als eine möglich sind. Die einzelne Rille
kann dabei über den gesamten Innenumfang (d.h., rundum) des Gehäuses des Patronenlagers
oder aber nur in bestimmten Abschnitten des Innenumfangs eingebracht sein. Letzteres
bietet sich unter anderem dann an, wenn mehr als eine Rille vorgesehen werden.
[0008] Anwendung findet die Lösung u.a. in hochkandenten Waffen mit einem gurtgliedlosen
Munitionstransportsystem. Hierbei werden die abgeschossenen bzw. einem Trommelpatronenlager
ausgeworfenen Hülsen über einen Puffer gedämpft in einem Kettensystem gefangen, genau
positioniert und in eine Munitionsbox transportiert. Durch die definierte Auszugsspannung
wird der sonst bekannte Fehler, der bei derartigen Systemen auftritt vermieden. Es
wird verhindert, dass die Hülse auf ihrem Weg zur Fangposition abgebremst bzw. nicht
mit einer Mindestgeschwindigkeit ausgeworfen wird, da in solchen Fällen das Munitionstransportsystem,
über die Waffe gesteuert, beim nachfolgenden Schuss schon weiter dreht, bevor die
Hülse ihre Sollposition erreicht hat.
[0009] Anhand eines Ausführungsbeispiels soll die Lösung näher erläutert werden. Es zeigt:
- Fig. 1
- ein Patronenlager in Schnittdarstellung ohne Hülse,
- Fig. 1 a
- eine Ausschnittdarstellung A aus Fig. 1,
- Fig. 2
- das Patronenlager mit Hülse,
- Fig. 2a
- die Ausschnittsdarstellung A' aus Fig. 2
- Fig. 3
- in einer Schnittdarstellung die Rückführung einer Hülse in eine Munitionskette,
- Fig. 4
- in einer Schnittdarstellung die Munitionsübergabe und die Hülsenübernahme zwischen
Munitionskette und Waffentrommel.
[0010] In Fig. 1 ist ein Patronenlager 6 bzw. Teile davon in einer Schnittdarstellung dargestellt.
Im Patronenlager 6 ist eine definierte Rille 5 eingebracht. Die Position und die Form
der Rille 5 im Patronenlager 6 ist auf die Geometrie und Beschaffenheit einer hier
nicht näher dargestellten Patrone 3 bzw. ihrer Hülse 2 (siehe Fig. 2) abgestimmt.
Mit 1 ist das Lagergehäuse des Patronenlagers 6 gekennzeichnet.
[0011] Fig. 1 a zeigt einen vergrößerten Ausschnitt A der Fig. 1 zur deutlichen Darstellung
der Rille 5.
[0012] In Fig. 2 ist das Patronenlager 6 mit der hier angedeuteten Patrone 3 mit Hülse 2
dargestellt. An den Boden der Hülse 2 greift ein Auswerfersystem 8, hier ein Auszieher
an, mit dessen Hilfe die Hülse 2 aus dem Patronenlager 6 transportiert wird.
[0013] Fig. 2a zeigt einen vergrößerten Ausschnitt A' der Fig. 2, der im Prinzip mit dem
geometrischen Ausschnitt A aus Fig. 1 identisch ist. Beim Schuß wird durch den Gasdruck
in der Patronenhülse 2 diese am Gehäuse 4 so verformt, dass sie sich durch bleibende
Verformungen 7 in der Rille 5 anlegt. Beim Ansetzen des Ausziehers 8, d.h., beim Ausziehen
der Hülse 2, muss der Auszieher 8 so viel Kraft bzw. Spannung aufwenden, dass das
in den Rillen 5 verformte Gehäuse 4 der Hülse 2 über den Verformungsweg X aus der
Rille 5 bzw. dem Patronenlager 6 herausgezogen wird. Dieser Spannungsaufbau garantiert
ein höheres, vordefinierbares Spannungsniveau mit einer wesentlich verkleinerten Bandbreite.
[0014] Es wird ein gezielter Spannungsaufbau zwischen der Hülse 2, dem Patronenlager 6 und
einem Auswerfersystem 8 erreicht.
[0015] In Fig. 3 ist das Prinzip der Hülsenrückführung dargestellt, wobei nur die erfindungswesentlichen
Teile kenntlich gemacht wurden.
Mit 10 ist ein hier auszugsweise dargestellter Conveyor gekennzeichnet, welche in
dieser Darstellung Hülsen 2 der verschossenen Munition 3 (hier nicht erkennbar) abtransportiert.
Die Hülsen 2 werden durch einen waffenseitigen Auszieher 8 in einer Auswurfposition
23 (Fig. 4) in ein mit 12 gekennzeichneten Auswurfrohr überführt. Dieses Auswurfrohr
12 ist vorzugsweise im Gehäuse eines Munitionszuführers 13, welcher in der Regel Bestandteil
einer nicht näher dargestellten Waffe ist, eingebunden. Mit diesem Auswurfrohr 12
in funktionalem Einklang stehend, befindet sich ein mit 14 gekennzeichneter Hülsendämpfer,
welcher die mit sehr hoher Geschwindigkeit ausgeworfenen Hülsen 2 abdämpft. Für einen
störungsfreien Funktionsablauf wird der Hülsendämpfer 14 nach jedem Schuss in seine
Ausgangslage gebracht. Ist der Hülsendämpfer 14 ein Federdämpfungssystem, kann dieser
hier zwangsgesteuert durch die eigene Federkraft in die Ausgangslage geführt werden.
Diese Zwangssteuerung ist aber auch über ein Nockenrad mit Steuernocken (nicht näher
dargestellt) möglich, welches selbst im Getriebe 15 des Munitionszuführers 13 integriert
sein kann.
[0016] Fig. 4 zeigt in einer Ansicht das Zusammenspiel Munitionstransport und Hülsenabtransport.
[0017] In bekannter Art und Weise treibt das Getriebe 15 mittels der Trommelachse 16 der
Waffe über die Conveyorachse 17 die Munitionskette 10' für die Munitionszuführung
und Hülsenabführung an.
[0018] Die Munitionskette 10' fördert aus einem nicht näher dargestellten Munitionsbehälter
Patronen 3 in den Munitionszuführer 13 der Waffe. Die Patronen bzw. die Munition 3
wird in den Kettengliedern 18 gehalten und in den Bereich des Kettenrades 19 des Conveyors
10 geführt. Die Patrone 3 wird danach im Bereich des Kettenrades 19 einem waffenseitigen
Rotor 20 des Munitionszuführers 13 und in dieser Position durch den Rotor 20 einem
waffenseitigen Zuführstern 21 übergeben. Dieser Zuführstern 21 weist hier bedingt
durch die Trommelanzahl fünf Einkerbungen und damit verbunden fünf Positionen für
die Munition 3 auf. Weitere Positionen sind die eigentliche Schussposition 22 und
die Auswurfposition 23 der Hülse 2.
[0019] Mit dieser Auswurfposition 23 in Funktionalität stehend ist, wie bereits beschrieben,
das Auswurfrohr 12, das die Hülsen 2 in eine Hülsenfangposition 24 entlang einer Hülsenableitung
25 führt. Ein Sensor 26 dient unter anderem zur Funktionsprüfung.
[0020] Nach Abfeuern der Patrone 3 aus der Schussposition 22 dreht die Trommel der Waffe
und die Hülse 2 wird mittels Auszieher 8 aus dem Patronenlager 6 gezogen und ausgeworfen.
Die mit hoher Geschwindigkeit ausgeworfene Hülse 2 wird über das Auswurfrohr 12 zu
Hülsenfangfedern 28 geleitet. Beim Auftreffen der Hülse 2 auf die Hülsenfangfedern
28 wird der Hülsenpuffer bzw. Hülsendämpfer 14 mit der Hülse 2 beaufschlagt. Der Hülsendämpfer
14, hier ein Federsystem, federt ein und reduziert die Auffangenergie der Hülse 2.
Der Hub des Hülsendämpfers 14 ist so ausgelegt, dass die Hülse 2 durch die Hülsenfangfedern
28 am Ausziehrand 27 der Hülse 2 gefangen werden. Die Hülse 2 liegt dadurch definiert
in der Munitionskette 10'. Beim nächsten Schuss wird das System weiter gedreht und
die Hülse 2 über die Munitionskette 10' in den Munitionsbehälter zurückgeführt. Das
Zurückstellen des Hülsendämpfers 14 wird in diesem Ausführungsbeispiel vorzugsweise
durch die Energie in den eigenen Federn realisiert.
Selbiger Ablauf gilt auch bei einem Zündversager.
[0021] Um die beim Schuss auftretenden Rückstoß- und Vorlaufkräfte zu reduzieren, d.h.,
die Waffe mit dem Munitionszuführer 7 macht bis zu ca. 40 mm Rücklauf- und Vorlaufbewegungen,
ist die Waffe in einem rücklaufenden System (nicht näher dargestellt) gedämpft gelagert.
Da der Munitionsbehälter in der Regel starr montiert ist, erfolgt die Übergabe der
Patrone 3 über eine flexible Ausgestaltung des Conveyors 10.
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- Lagergehäuse
- 2
- Hülse
- 3
- Patrone
- 4
- Gehäuse der Hülse
- 5
- Rille
- 6
- Patronenlager
- 8
- Auswerfersystem
- 10
- Conveyor
- 10'
- Munitionskette
- 12
- Auswurfrohr
- 13
- Munitionszuführer
- 14
- Hülsendämpfer
- 15
- Getriebe
- 16
- Trommelachse
- 17
- Conveyorachse
- 18
- Kettenglieder
- 19
- Kettenrad, zur Waffe weisend
- 20
- Rotor
- 21
- Zuführstern
- 22
- Schussposition
- 23
- Auswurfposition
- 24
- Hülsenfangposition
- 25
- Hülsenableitung
- 26
- Sensor
- 28
- Hülsenfangfedern
1. Vorrichtung zum definierten Auswurf einer Hülse oder Munition aus einem Patronenlager
(6) einer Waffe, mit einem Auswerfersystem (8) zum Transportieren einer von einer
Patrone (3) durch Verschuß befreiten Hülse (2) oder einem Zündversager (Patrone) aus
dem Patronenlager (6), wobei wenigstens eine definierte Rille (5) in das Innere des
Gehäuses (1) des Patronenlager (6) eingebracht ist, und die Position und die Form
der Rille (5) auf die Geometrie und Beschaffenheit der Hülse (2) abgestimmt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass beim Verschuß der Patrone (3) die Hülse (2) in ihrem Gehäuse (4) so verformt wird,
dass die Hülse (2) sich durch bleibende Verformungen (7) in der Rille (5) anlegt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass beim Ansetzen des Auswerfersystems (8) dieser so viel Kraft bzw. Spannung aufwendet,
dass das in den Rillen (5) verformte Gehäuse (4) der Hülse (2) über einen Verformungsweg
(X) aus der Rille (5) des Patronenlagers (6) herausgezogen wird.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Rille (5) im gesamten Innenumfang des Patronenlagers (6) eingebunden ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Rille (5) unterbrochen und dadurch teilweise im Innenumfang des Patronenlagers (6) eingebracht ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Hülsenfangeinrichtung eingebunden ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülsenfangeinrichtung ein Auswurfrohr (12) und einen Hülsendämpfer (14) aufweist,
der mit dem Auswurfrohr (12) in funktionalem Zusammenhang steht, wobei die über einen
zum Auswerfersystem (4) zugehörigen Auszieher (11) mit hoher Geschwindigkeit aus dem
Patronenlager (6) gezogene Hülse (2) oder Patrone (3) über das Auswurfrohr (12) zu
Hülsenfangfedern (28), die sich zwischen dem Auswurfrohr (12) und dem Hülsendämpfer
(14) befinden, geleitet werden, so dass beim Auftreffen der Hülse (2) oder Patrone
(3) auf die Hülsenfangfedern (28) der Hülsendämpfer (14) mit der Hülse (2) oder Patrone
(3) beaufschlagt und die Auffangenergie reduziert wird.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Hülsendämpfer (8) Hydraulik-, Massen- oder Federdämpfungssystem ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Hub des Hülsendämpfers (8) so ausgelegt ist, dass die Hülse (2) oder Patrone
(3) durch die Hülsenfangfedern (21) am Ausziehrand (22) der Hülse (2) gefangen werden
und dadurch definiert in der Munitionskette (1) zum Liegen kommt.