[0001] Die Erfindung betrifft eine selbsttragende Helmschale für einen Sport- und Freizeithelm.
[0002] Bekannt sind Sporthelme mit einer hochfesten, monolithischen Helmkalotte. Insbesondere
im Sport- und Freizeitbereich werden daneben Helme eingesetzt, die eine harte, schlagabweisende
Außenschale aufweisen, die mit einer dämpfenden, energievernichtenden Innenschale,
z. B. aus expandiertem Polystyrol oder ähnlichem Material, verbunden ist. Bei modernen
Helmen sind die Innen- und die Außenschale stoffschlüssig miteinander verbunden, wodurch
eine außerordentlich hohe Schutzwirkung für den Helmträger erzielt wird.
[0003] Aus der DE 41 40 044 A1 ist ein Helm, insbesondere Schutz- bzw. Sturzhelm für Motorradfahrer,
Radfahrer, Arbeiter und Sportler bekannt, der eine hartschalenartige, äußere Helmkalotte
aus einem Kunststoff hoher Festigkeit und Flexibilität und eine innere Helmkalotte
aus weichem Kunststoff, wie Hartschaum oder dergleichen umfasst. Dabei besteht die
äußere selbsttragende Helmkalotte aus einer Schicht aus thermoplastischem Kunststoff
und wenigstens einer Schicht aus Verstärkungsfasern, wobei die beiden Schichten durch
gemeinsames Tiefziehen bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt des Kunststoffs
in die Kalottenform gebracht sind. Vorzugsweise beträgt der Anteil von Verstärkungsfasern
aus Glas- oder Kohlefasern mehr als 40 Volumenprozent.
[0004] Nachteil dieser Lösung ist die Verwendung umweltbelastender Kunststoffe und Klebemittel
sowie die bislang fehlende Möglichkeit, nach Erreichen der normativen Nutzungsdauer
eines derartigen Helmes eine umweltgerechte Trennung der Werkstoffkomponenten und
deren Recycling zu ermöglichen.
[0005] Aufgabe der Neuerung ist es, eine Helmschale für einen Sport- und Freizeithelm vorzuschlagen,
der unter Verwendung nachwachsender Rohstoffe hergestellt und bei Bedarf umweltschonend
recycelt werden kann.
[0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils
des Hauptanspruchs. Vorzugsweise Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
dargelegt.
[0007] Die innovative Helmschale besteht aus einer festen, schlagresistenten, jedoch elastischen
Außenschale aus Holz, Holzverbundwerkstoff oder Pflanzenfasern. Vorzugsweise ist die
äußere Helmschale als sandwichartiger Verbund aus mehreren Lagen eines Holzfurniers
oder dem Furnier eines baum- oder strauchartigen Grases mit ausdauerndem, verholztem
oder verzweigtem Stamm, wie Bambus, ausgebildet. Die Verbindung der einzelnen Lagen
der sandwichartigen Außenschale erfolgt durch Druck und Temperatur beim Umformen des
zunächst plattenförmigen oder schwach dreidimensional vorgeformten Halbzeuges zu einer
im Wesentlichen kugelschalenförmigen Helmschale. Vorzugsweise sind die einzelnen Lagen
des sandwichartigen Halbzeuges untereinander mit einem Klebstoff, insbesondere einem
thermisch reaktivierbaren, ökologisch abbaubaren Klebstoff verbunden.
[0008] Neben der äußeren Schale weist der Helm eine Innenschale aus Hartschaum oder einem
vergleichbaren Leichtbauwerkstoff auf. Die Verbindung von Außen- und Innenschale kann
form-, kraft- oder stoffschlüssig erfolgen. Um eine leichte Trennung der äußeren Helmschale
von der Innenschale zu ermöglichen, werden beide Komponenten vorzugsweise punktuell
durch Nietverbindungen fixiert, die der Helmschale zudem einen sportiven Charakter
verleihen.
[0009] Die Helmschale kann als einteiliges Werkstück durch Umformung eines planen oder vorgeformten
Halbzeuges unter Verwendung mehrteiliger Gesenkwerkzeuge gefertigt werden. Ebenso
besteht die Möglichkeit, die äußere Helmschale aus mehreren Segmenten herzustellen.
[0010] In einer bevorzugten Variante sind die großflächigen Segmente in den aneinander grenzenden
Randzonen so ausgebildet, dass benachbarte Segmente sich schuppenförmig überlappen.
Im Bereich der Überbppverbindungen können die benachbarten Segmente stoff- oder formschlüssig
miteinander verbunden werden. Ein nachträgliches Auftrennen der in dieser Weise miteinander
verbundenen Segmente zum Zweck des Recyclings ist mit mechanischen Mitteln oder durch
lokales Erwärmen problemlos möglich.
[0011] Alternativ besteht die Möglichkeit, die Außenschale aus einer Vielzahl kleinerer,
sich z. T. gegenseitig überlappender Segmente aus Holzfurnier und/oder dem Furnier
eines baum- oder strauchartigen Grases zu fertigen. Je nach Größe, Kontur und Furnierstärke
der Segmente wird die Außenschale dabei aus einer oder mehreren Lagen von Segmenten
gebildet. Dabei können die einzelnen, aneinanderstoßenden oder sich schuppenartig
überlappenden Segmente determiniert oder stochastisch verteilt auf dem Umfang der
Außenschale verteilt vorliegen. Dadurch können auch Besäum- oder Zuschnittreste von
Furnieren bei der Umformung der Außenschale mit verarbeitet werden.
[0012] Für Anwendungen, bei denen einzelne Bereiche der Helmschale besonders hohen Belastungen
ausgesetzt sind, werden in diesen Bereichen dickwandige Helmsegmente eingesetzt. So
kann bei Helmen, bei denen insbesondere der Stirnbereich mechanisch hoch belastet
wird, das betreffende Segment aus einem mehrlagigen Sandwichverbund gefertigt werden.
Bedarfsweise kann dieses Segment auch mit bekannten Mitteln weiter ausgesteift werden.
So besteht die Möglichkeit, die nicht sichtbare Innenseite der Helmschale mit einem
Fasergeflecht zu kaschieren, das beim späteren Recyceln mit mechanischen oder thermischen
Mitteln leicht von der Sandwich-Außenschale abgelöst werden kann.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel beschrieben und in Figurenzeichnungen
illustriert:
Figur 1 zeigt eine Helmschale aus drei schalenförmigen Segmenten.
Figur 2 zeigt eine Helmschale mit einem durchgehenden Mittelteil aus faserverstärktem Kunststoff
und zwei symmetrisch dazu angeordneten Seitenteilen aus Holzfurnier.
[0014] Figur 1 zeigt die Außenschale 1 eines Sporthelms, der insbesondere für Wintersportarten,
wie Abfahrtslauf oder Snowborden, geeignet ist. Dazu weist der Helm in Augenhöhe seitliche
Ausnehmungen 3 auf, die den Anschluss einer Sportbrille oder eines Visiers ermöglichen.
[0015] Wegen der besseren Darstellung wurde auf eine Wiedergabe der Helminnenschale sowie
des Beriemungssystems verzichtet.
[0016] Die Außenschale 1 besteht aus fertigungstechnischen Gründen aus drei Segmenten 4,
5. Das mittlere, schalenförmige Segment 4 erstreckt sich mittig vom Stirn- bis zum
Nackenbereich. Daran grenzen beidseitig symmetrische Seitenschalen 5 an, die vom Schläfen-
bis zum Kinnbereich geführt sind. Die Verbindung der drei Schalensegmente untereinander
erfolgt durch Nietverbindungen 6. Dadurch ist eine spätere Trennung der einzelnen
Segmente voneinander und ein werkstoffgerechtes Recycling problemlos möglich. Die
beiden äußeren Schalensegmente 5 weisen eine Anzahl von Durchbrüchen 7 auf, die der
Luftzirkulation dienen und aus akustischen Gründen das Eindringen von Luftschall ermöglichen.
Die so geschaffene, dreiteiligeHelmaußenschale wird mit einem Innenhelm aus bekannten
Werkstoffen, wie einem Hartschaum verbunden. Durch die vorzugsweise form- oder kraftschlüssige
Verbindung von Außen- und Innenschale können die unterschiedlichen Werkstoffe der
Helmschale zu einem späteren Zeitpunkt mit einfachen Mitteln voneinander getrennt
und separat recycelt werden.
[0017] Durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, wie heimische Hölzer oder schnellwachsende
Gräser und mehrjährige Pflanzen wird die Umwelt sowohl bei der Fertigung als auch
beim späteren Recyceln der Helmschale in wesentlich geringerem Maße belastet. Überraschend
zeigte sich, dass bei der Verwendung eines dreilagigen Holz- oder Bambusfurniers die
Helmschale aufgrund ihrer federelastischen Eigenschaften bei gleichzeitiger Eigensteifigkeit
bessere Gebrauchswerteigenschaften aufweist, als einige der bislang verwendeten schlagfesten
Kunststoffe. Hinzu tritt, dass der Helm durch die Verwendung natürlicher, nachwachsender
Rohstoffe als Konstruktionswerkstoff eine Anmutung aufweist, die den konventionellen
Helmschalen nicht eigen ist. Dies führt auch dazu, dass der Besitzer eines derartigen
Helmes sich mit besonderer Sorgfalt der Reinigung und Pflege des Helmes widmet und
dadurch unbewusst zur Langlebigkeit des Erzeugnisses beiträgt.
[0018] Figur 2 zeigt einen Helm mit einer Innenschale 2 aus Hartschaum und darauf angeordnetem mittigen
Schalensegment 4 aus einem glasfaserverstärktem Kunststoff. Dieses Mittelteil soll
bei extremen Belastungssituationen, wie bei einem Sturz während eines Downhill-Rennens
oder beim alpinen Abfahrtslauf das Eindringen spitzer oder scharfkantiger Gegenstände
mit absoluter Sicherheit verhindern. Zur Verdeutlichung der Konstruktionsweise ist
das sichtbare seitliche Segment losgelöst vom Innenhelm und dem mittleren Segment
dargestellt.
[0019] Die mechanisch geringer belasteten seitlichen Segmente der äußeren Helmschale bestehen
aus einem dreilagigen, selbsttragenden Verbund aus Holz und Bambusfurnier. Die jeweils
sichtbaren äußeren und inneren, je 0,5 mm starken Furnierlagen bestehen aus Bambus.
Die Mittellage besteht aus einem schnellwachsenden, heimischen Holz, wie Birke. Dadurch
können die Fertigungskosten des dreilagigen Sandwich- Furnierverbundes reduziert werden.
Aufgrund der Eigensteifigkeit der seitlichen Segmente kann in diesen Bereichen auf
eine Helminnenschale verzichtet werden. Dadurch wird zum einen die Masse des Helmes
reduziert. Zum anderen werden durch den Wegfall der Innenschale z. B. im Bereich der
Ohren konstruktive Freiräume geschaffen, in denen Zubehörteile (Headset, Adapter für
rahmenlose Brille oder ein Visier) angeordnet werden können.
[0020] Die gesamte, etwa 1,5 mm starke Außenschale genügt allen bekannten Belastungssituationen,
wie sie im Sport- und Freizeitbereich üblicherweise auftreten.
Verzeichnis verwendeter Bezugszeichen
[0021]
- 1
- Außenschale
- 2
- Innenschale
- 3
- Ausnehmung
- 4
- mittleres Segment
- 5
- seitliches Segment
- 6
- Nietverbindung
- 7
- Durchbruch
- 8
- Randzone
1. Selbsttragende Helmschale für einen Sport und Freizeithelm mit einer Außenschale (1),
die überwiegend oder ausschließlich aus Holz, Holzverbundwerkstoff oder Pflanzenfasern
besteht und kraft-, form- oder stoffschlüssig mit einer Innenschale(2) verbunden ist.
2. Helmschale nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Außenschale (1) als sandwichartiger Verbund aus mehreren Lagen eines Holzfurniers
und/oder dem Furnier eines baum- oder strauchartigen Grases mit ausdauerndem, verholztem
oder verzweigtem Stamm, wie Bambus, ausgebildet ist.
3. Helmschale nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Außenschale (1) aus drei oder fünf Lagen eines Holzfurniers und/oder dem Furnier
eines baum- oder strauchartigen Grases mit ausdauerndem, verholztem oder verzweigtem
Stamm, wie Bambus, besteht.
4. Helmschale nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die dreilagige Außenschale (1) eine Mittellage aus einem Holzfurnier und zwei angrenzende
Außenlagen aus Bambusfurnier aufweist.
5. Helmschale nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Außenschale (1) aus mehreren großflächigen Segmenten (4), (5) besteht, die stumpf
aneinander stoßen oder sich an den Randzonen (8) überlappen.
6. Helmschale nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Außenschale (1) ein mittiges, schalenförmiges Segment (4) aus einem faserverstärkten
Werkstoff aufweist, welches kraft- oder stoffschlüssig mit angrenzenden Segmenten
(5) aus einem mehrlagigen, insbesondere dreilagigen, selbsttragenden Verbund aus Holz-
und Bambusfurnier verbunden ist.
7. Helmschale nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Außenschale (1) aus kleineren, sich gegenseitig überlappenden Segmenten aus Holzfurniers
und/oder dem Furnier eines baum- oder strauchartigen Grases besteht.