[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Sortierung von Tabletten an einer
Rundläufer-Presse nach Patentanspruch 1 und einer Vorrichtung zur Sortierung von Tabletten
nach Patentanspruch 4.
[0002] Eine Rundläufer-Tablettenpresse der genannten Art ist etwa aus GB 705,000 A1 bekannt
geworden. Aus US 5,145,693 ist auch bekannt geworden, die auf die Tabletten ausgeübte
Presskraft während der Produktion in der Maschine zu messen und eine Aussortierung
von Schlechttabletten vorzusehen, welche die gewünschten Anforderungen nicht erfüllen.
Es versteht sich, daß auch andere Parameter überwacht werden können, um gute von schlechten
Tabletten zu trennen.
[0003] Aus EP 1 247 640 ist auch bekannt geworden, das Aussortieren von Schlechttabletten
mit Hilfe einer Auswerfdüse vorzusehen. Eine Steuervorrichtung erhält ein Schlechtsignal
von der Überwachungsvorrichtung und öffnet die an eine Druckluftquelle angeschlossene
Auswerfdüse kurzzeitig, damit eine Schlechttablette in einen Schlechtkanal abgelenkt
werden kann. Ein solcher Druckluftstoß wird nur innerhalb weniger Millisekunden erzeugt,
und es ist naturgemäß erforderlich, diesen Luftstoß zu einem Zeitpunkt zu erzeugen,
an dem Schlechttablette sich vor dem Eingang des Schlechtkanals befindet. Das Ausstoßen
von Schlechttabletten mit Hilfe eines Luftstoßes ist im übrigen auch aus DE 363 99
18 A1 bekannt geworden.
[0004] Nach dem Pressvorgang werden die Tabletten mit Hilfe des Unterstempels zur Oberseite
der Matrizenplatte hin ausgestoßen, so daß ein stationärer Abstreifer, in Form eines
Abstreiferbleches, die Tabletten erfassen und in einen Gutkanal ablenken kann. Es
versteht sich, daß Schlechttabletten vor dem Erreichen eines Gutkanals aussortiert
werden müssen.
[0005] Voraussetzung für eine sichere Aussortierung der Schlechttablette ist, daß sich diese
vor der Auswerfdüse in einer stabilen Lage befindet, da, wie erwähnt, der Blasvorgang
nur innerhalb weniger Millisekunden stattfindet. Bedingt durch unterschiedliche Materialeigenschaften
der Tabletten und auch der Tablettenformen kann es im Bereich des Tablettenabstreifers
und im Gutkanal zu Aufstauungen von Tabletten kommen, wodurch die Lage der Tabletten
vor der Auswerfdüse in ihrer Position verändert wird. Dadurch wird ein sicherer Aussortiervorgang
verhindert. Ein Tablettenstau kann sogar zu Beschädigungen von Bauteilen in der Tablettenpresse
führen.
[0006] Es kann ferner geschehen, daß in den Schlechtkanal abgeblasene Schlechttabletten
gegen die Wandung des Schlechtkanals stoßen und reflektiert werden und dadurch in
den Gutkanal gelangen oder zumindest die nachfolgenden Tabletten in ihrer Förderung
behindern. Die Bahnen der abgeblasenen und reflektierten Tabletten werden weitestgehend
vom Luftdruck, der Tablettenform, dem Tablettengewicht und der Tablettendicke bestimmt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Aussortieren von Schlechttabletten
in einer Rundläufer-Tablettenpresse anzugeben, mit dem eine größere Sicherheit beim
Aussortieren der Schlechttabletten erzielt wird ohne negative Auswirkungen auf die
Förderung der Guttabletten in den Gutkanal.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0009] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird mit Hilfe einer in den Schlechtkanal hinein
gerichteten Luftströmung die aussortierte Schlechtablette in den Schlechtkanal hinein
beschleunigt und eine Rückkehr zur Matrizenplatte hin vermieden.
[0010] Der erwähnte Luftstrom, der während des Betriebs der Tablettenpresse permanent aufrecht
erhalten werden kann, beschleunigt die durch den Luftstoß ausgeschiedenen und in den
Schlechtkanal beförderten Tabletten zusätzlich und verhindert, daß die Tabletten im
Schlechtkanal aufstauen. Darüber hinaus wird verhindert, daß zurückprallende aussortierte
Tabletten wieder in den Aussortier-oder Produktionsbereich gelangen. Insgesamt werden
Störungen im Sortierbereich vermieden. Bekanntlich werden von derartigen Tablettenpressen
pro Zeiteinheit eine große Menge an Tabletten erzeugt. Ein auch nur kurzzeitiger Stillstand
der Maschine und damit eine Produktionsunterbrechung bringt erhebliche wirtschaftliche
Nachteile mit sich.
[0011] Nach einer Ausgestaltung der Erfindung wird mittels eines Abstreifers jede gute Tablette
von der Matrizenplatte in einen Gutkanal hinein gelenkt. Bei einer der Ausgestaltung
der Erfindung wird ein zweiter Luftstrom erzeugt, der die Guttabletten in den Gutkanal
hinein beschleunigt. Dieser Luftstrom hat vor allen Dingen die Funktion, einen Stau
im Gutkanal zu verhindern. Ein Stau im Gutkanal würde sich rasch bis in den Bereich
des Abstreifers hinein fortpflanzen und dadurch zu einer Produktionsunterbrechung
führen.
[0012] Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß ein dritter Luftstrom vor
einem Abstreifabschnitt des Abstreifers erzeugt wird, der die Tabletten in Richtung
des Abstreifers und des Gutkanals lenkt. Diese Maßnahme bewirkt, daß ein Aufstauen
der Guttabletten am Abstreifer verhindert wird. Die Tabletten werden in Richtung Abstreiffläche
gelenkt und können von dieser dann unmittelbar in den Gutkanal gelangen.
[0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Sortierung von Tabletten an einer Rundläufer-Tablettenpresse
sieht mindestens eine erste Düsenanordnung vor, mit der ein Luftstrom in den Schlechtkanal
hinein erzeugt wird. Eine Ausgestaltung der Erfindung hierzu sieht eine zweite Düsenanordnung
vor, die in Förderrichtung der Tabletten hinter dem Abstreifer angeordnet ist und
einen in den Gutkanal gerichteten Luftstrom erzeugt. Eine weitere Ausgestaltung der
Erfindung sieht hierzu vor, daß eine dritte Düsenanordnung in Förderrichtung der Tabletten
vor einem Umlenkabschnitt des Abstreifers angeordnet ist und einen zu einem Umlenkabschnitt
bzw. zum Gutkanal hingerichteten Luftstrom erzeugt.
[0014] Die Düsenanordnung kann in geeigneter Weise ausgeführt sein. Es ist denkbar, mehrere
nebeneinander angeordnete Düsenöffnungen vorzusehen, welche eine Art Luftschleier
erzeugen. Vorzugsweise sind in den Leitungen, die zu den Düsenanordnungen geführt
sind, Mittel vorgesehen, um den Luftdruck zu den Düsenöffnungen hin individuell einzustellen.
Je nach Produktionsbedingungen und Art der Tabletten können die Luftdrücke unterschiedlich
eingestellt werden, um das gewünschte Sortierverhalten zu erzielen. Die Werte für
die Luftdrücke können im Bedienrechner gespeichert werden, um von Zeit zu Zeit abgefragt
zu werden, wenn eine Kontrolle vorgenommen wird. Außerdem können die Luftdruckwerte
abhängig von vorgegebenen Tablettensorten im Bedienrechner gespeichert und bei Bedarf
auf einen Steuerrechner der Tablettenpresse gegeben werden. Der Steuerrechner stellt
einen jeweiligen Druckwert ein und überwacht diesen.
[0015] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung soll nachfolgend anhand von Zeichnungen näher
erläutert werden.
[0016] Die einzige Figur zeigt äußerst schematisch die Draufsicht auf einen Teil einer Rundläufer-Tablettenpresse
mit einer Sortiervorrichtung nach der Erfindung.
[0017] In der Zeichnung ist eine Matrizenplatte 4 eines Rotors für eine Rundläufer-presse
von oben zu erkennen mit auf einem Kreis angeordneten Matrizenbohrungen 10. In den
Matrizenbohrungen werden, wie an sich bekannt, mit Hilfe von Ober- und Unterstempeln
(nicht gezeigt) eingefüllte Portionen von Pulver zu einer Tablette gepreßt. Mit Hilfe
der Unterstempel werden die fertigen Presslinge aus den Matrizenbohrungen 10 herausgedrückt
und können mit Hilfe eines Abstreifers 3, der eine annähernd kreisförmig gebogene
Ablenkfläche 12 aufweist, in einen Gutkanal 6 gelenkt werden.
[0018] Annähernd parallel zum Gutkanal 6 ist vor diesem ein Schlechtkanal 7 angeordnet,
wobei beide Kanäle 6, 7 aneinander angrenzen und durch eine einzige Wand 14 voneinander
getrennt sind. Bei 5 ist eine Auswerfdüse angedeutet, die in Richtung Pfeil 14 einen
Luftstoß in Richtung Auswerfkanal 7 erzeugt. Der Eintrittsbereich des Schlechtkanals
7 ist verbreitert, wie durch den konischen Teil 16 angedeutet. Der Luftstoß wird erzeugt,
wenn eine Schlechttablette von einer nicht gezeigten Überwachungseinrichtung festgestellt
wurde und die Steuervorrichtung (nicht gezeigt) für die Auswerfdüse 5 "weiß", wann
die Schlechttablette im Bereich der Auswerfdüse 5 angekommen ist. Der Luftstoß wird
nur für wenige Millisekunden erzeugt. Dabei kann geschehen, daß die stark beschleunigte
Tablette gegen die Schrägwand des Eintrittsbereichs 16 des Schlechtkanals 7 stößt
und dabei zurückprallt in Richtung Ablenkfläche 12 des Abstreifers 3 und sogar in
den Gutkanal 6 gelangt. Dies, obwohl die Wand 14 in den Bereich oberhalb der Matrizenplatte
4 erstreckt ist.
[0019] Bei 2 ist ein Düsenrohr angedeutet, das oberhalb der Matrizenplatte 4 angeordnet
ist und sich über den größten Teil der Breite des Schlechtkanals 7 erstreckt. In dem
Düsenrohr 2 ist eine Reihe von Düsenöffnungen, wie durch die Pfeile 18 angedeutet,
vorgesehen. Mit Hilfe der einzelnen Öffnungen läßt sich eine Luftströmung erzeugen,
welche in den Schlechtkanal 7 hinein gerichtet ist. Die Luftströmung 18 wird permanent
während des Betriebs der Rundläufer-Presse erzeugt. Wird eine Schlechttablette von
der Auswerfdüse 5 in Richtung Schlechtkanal hinein bewegt, unterstützt die Luftströmung
18 die Beschleunigung der Schlechttablette, so daß sie sich ohne eine Staubildung
im Kanal 7 fortbewegen kann. Auch ein Rückprall einer Schlechttablette wird auf diese
Weise verhindert.
[0020] Oberhalb von dem und vor dem Eintritt des Gutkanals 6 ist ein Düsenrohr 1 angeordnet,
das ebenso wie das Düsenrohr 2 eine Reihe von Düsenöffnungen aufweist und in der Lage
ist, eine Luftströmung 20 in den Gutkanal 6 hinein zu erzeugen. Die Luftströmung 20
sorgt dafür, daß Guttabletten, sobald sie das Düsenrohr 6 passiert haben, beschleunigt
in den Gutkanal 6 hinein bewegt werden, wodurch Stauungen im Gutkanal verhindert werden.
[0021] Ein drittes Düsenrohr 8 ist in Förderrichtung oder Drehrichtung der Matrizenplatte
4 gesehen zwischen der Auswerfdüse 14 und dem Abstreif- oder Umlenkabschnitt der Umlenkfläche
12 des Abstreifers 3 angeordnet, über welche die eigentliche Umlenkung in den Gutkanal
6 für die Tabletten stattfindet. Die Düsenöffnungen sind, wie durch die Pfeile 22
angedeutet, schräg zur Längserstreckung des Düsenrohrs 8 gerichtet, wodurch eine Luftströmung
in Richtung Gutkanal 6 bzw. Umlenkabschnitt des Abstreifers 3 erzeugt wird. Diese
Luftströmung 22 unterstützt den Tablettenstrom, der durch Ausstoßen aus den Matrizenbohrungen
10 erzeugt wird und verhindert ein Aufstauen der Tabletten im Bereich des Abstreifers
3.
[0022] Der Luftdruck für jedes Düsenrohr 2, 8 und 1 ist separat durch einen Luftminderer
oder dergleichen einstellbar, und der eingestellte Druck kann separat durch eine geeignete
Anzeige ablesbar sein. Zusätzlich oder alternativ kann die Maschinensteuerung die
jeweiligen Luftdruckbedingungen für jedes zu verpressende Produkt abspeichern und
bei Bedarf aufrufen, einstellen und regeln.
1. Verfahren zur Sortierung von Tabletten an einer Rundläufer-Tablettenpresse mit folgenden
Schritten:
- Die einzelnen Tabletten werden während des Pressvorgangs im Hinblick auf mindestens
eine Eigenschaft in ihrer Beschaffenheit überwacht, und es wird ein Schlechtsignal
erzeugt, wenn eine Tablette die Eigenschaft nicht erfüllt;
- die Guttabletten werden von der Matrizenplatte der Rundläufer-Presse in einen Gutkanal
gelenkt;
- nach Abgabe des Schlechtsignals wird eine Schlechttablette mit Hilfe eines Luftstoßes
in einen Schlechtkanal gelenkt und
- mit Hilfe einer in den Schlechtkanal hinein gerichteten weiteren Luftströmung wird
die Schlechttablette in den Schlechtkanal hinein beschleunigt und eine Rückkehr zur
Matrizenplatte vermieden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Guttabletten mittels eines Abstreifers von der Matrizenplatte in einen Gutkanal
gelenkt werden und ein zweiter Luftstrom in den Gutkanal hinein gerichtet wird, der
die Guttabletten in den Gutkanal hinein beschleunigt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Guttabletten mittels eines Abstreifers von der Matrizenplatte in den Gutkanal
gelenkt werden und vor einem Abstreifabschnitt des Abstreifers ein dritter Luftstrom
erzeugt wird, der die Tabletten in Richtung des Abstreifers und des Gutkanals lenkt.
4. Vorrichtung zur Sortierung von Tabletten an einer Rundläufer-Tablettenpresse, bei
der einer Matrizenplatte des Rotors ein Abstreifer zugeordnet ist, der die aus den
Matrizenbohrungen ausgestoßenen Tabletten von der Oberseite der Matrizenplatte in
einen Gutkanal lenkt und bei der in Drehrichtung des Rotors vor dem Gutkanal ein Schlechtkanal
angeordnet ist, dem eine Auswerfdüse zugeordnet ist, deren Luftstoß in den Schlechtkanal
hinein gerichtet ist, bei der ferner eine Überwachungseinrichtung an der Tablettenpresse,
welche mindestens eine Eigenschaft der Tablette überwacht, ein Schlechtsignal erzeugt,
wenn die gewünschte Eigenschaft einer Tablette nicht erfüllt ist und eine Steuervorrichtung
für die Auswerfdüse die Auswerfdüse nach Maßgabe des Schlechtsignals betätigt, dadurch gekennzeichnet, daß eine erste Düsenanordnung (2) in Strömungsrichtung des Luftstoßes hinter der Auswerfdüse
(5) angeordnet ist, die eine in den Schlechtkanal (7) gerichtete Luftströmung erzeugt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine zweite Düsenanordnung (1) in Förderrichtung der Tabletten hinter den Abstreifer
(3) angeordnet ist, die einen in den Gutkanal (6) gerichtete Luftströmung erzeugt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine dritte Düsenanordnung (8) in Förderrichtung der Tabletten vor einem Umlenkabschnitt
des Abstreifers (3) angeordnet ist, die eine zum Umlenkabschnitt bzw. Gutkanal (6)
gerichtete Luftströmung erzeugt.
7. Vorrichtung nach einem Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß erste, zweite und/oder dritte Düsenanordnung (2, 1, 8) eine Reihe von nebeneinander
angeordneten Düsenöffnungen aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Luftdruck in Zuleitungen zu den Düsenanordnungen (2, 1, 8) individuell einstellbar
ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch, dadurch gekennzeichnet, daß der zu den Düsenanordnungen gehörende Luftdruck separat angezeigt wird.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Tablettenpresse einen Bedienrechner aufweist und die zu den Düsenanordnungen
(2, 1, 8) gehörende Luftdrücke in einem Speicher des Bedienrechners abgespeichert
sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß vorgegebenen Tablettensorten Luftdrücke zugeordnet im Speicher abgelegt und abrufbar
auf einen Steuerrechner der Tablettenpresse gegeben werden können, über den die Luftdrücke
eingestellt und überwacht werden.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß Schlecht- und Gutkanal (7, 6) aneinander angrenzen und zumindest in ihrem Anfang
annähernd parallel verlaufen.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß eine Trennwand (14) zwischen Schlecht- und Gutkanal (7, 6) sich bis über die Matrizenplatte
(4) erstreckt.