(19)
(11) EP 1 688 694 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.08.2006  Patentblatt  2006/32

(21) Anmeldenummer: 06001925.4

(22) Anmeldetag:  31.01.2006
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F41A 29/04(2006.01)
F41A 19/13(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(30) Priorität: 03.02.2005 DE 102005004936
17.03.2005 DE 102005012284

(71) Anmelder: Diehl BGT Defence GmbH & Co.KG
88662 Überlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Könicke, Helmut
    90552 Röthenbach (DE)

(74) Vertreter: Diehl Patentabteilung 
c/o Diehl Stiftung & Co. KG Stephanstrasse 49
90478 Nürnberg
90478 Nürnberg (DE)

   


(54) Mechanisches Initiiersystem für hülsenlose Munition


(57) Es wird ein mechanisches Initiiersystem (10) für hülsenlose Munition, mit einem Waffen-Stoßboden (16) und einem an den Waffen-Stoßboden (16) angrenzenden Pulver-Querschieber (14), beschrieben, wobei in einem Durchgangsloch (26) des Waffen-Stoßbodens (16) ein Schlagbolzen (28) axial verstellbar angeordnet ist. Im Pulver-Querschieber (14) ist ein durch den Schlagbolzen (28) initiierbarer Pulverkörper (12) mit einem Zündmittel (52) angeordnet. Um mit einfachen Mitteln eine zuverlässige Abdichtung zwischen dem Schlagbolzen (28) und der Innenwandung des Durchgangsloches (26) zu erzielen, ist der Waffen-Stoßboden (16) mit einem zum Durchgangsloch (26) hin offenen Fettreservoir (32) und der Schlagbolzen (28) umlaufend mit mindestens einer Fettrille (36) ausgebildet.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Initiiersystem für hülsenlose Munition gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.

[0002] Aus der DE 21 05 295 C1 ist ein Pulverkörper für hülsenlose Munition, insbesondere für automatisch schießende Waffen, bekannt, der aus mindestens zwei Presslingen besteht, von welchen einer als Widerlager für das Zündmittel dient. Diese bekannte Munition wird mittels eines schlagempfindlichen Zündsatzes initiiert. Gekennzeichnet ist dieser bekannte Pulverkörper durch einen topfförmigen Pulverkörper-Pressling, auf dessen Topfboden das Zündmittel hohlraumseitig vorgesehen ist. Der topfförmige Pulverkörper-Pressling deckt einen ambossartigen Treibladungs-Pressling ab, der für das Zündmittel als Widerlager dient. Der topfförmige Pulverkörper-Pressling und der ambossartige Treibladungs-Pressling sind miteinander vorzugsweise durch eine Verklebung verbunden. Der in dieser Druckschrift beschriebene Schlagbolzen zur Initiierung des beschriebenen Pulverkörpers ist in einem Durchgangsloch eines Verschlusses mit Führungsteil angeordnet. Zum Anstechen d.h. Initiieren des Pulverkörpers d.h. der hülsenlosen Munition, muss der Schlagbolzen zwei Funktionen erfüllen:
  1. 1. Die Spitze des Schlagbolzens muss in den Pulverkörper eindringen und durch Schlag bzw. Reibung das Zündmittel initiieren;
  2. 2. der Schlagbolzen muss das Durchgangsloch, in dem er axial verstellbar ist, nach der Zündung gegen den hohen Gasdruck der heißen Pulvergase abdichten. Zu diesem Zwecke verdeutlicht die oben genannte DE 21 05 295 C1 schematisch eine Ringdichtung bzw. eine genaue Passung zwischen dem Schlagbolzen und der Wandung des Durchgangsloches. Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine solche genaue Passung allein auf Dauer nicht ausreichend ist.


[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Initiiersystem der eingangs genannten Art zu schaffen, wobei mit einfachen Mitteln eine zuverlässige und dauerhafte Abdichtung des Schlagbolzens in dem für ihn vorgesehenen Durchgangsloch realisiert wird.

[0004] Diese Aufgabe wird bei einem Initiiersystem der eingangs genannten Art erfindungsgemäß durch die Merkmale des Kennzeichenteiles des Anspruches 1 gelöst. Bevorzugte Aus- bzw. Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Initiiersystems sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.

[0005] Die Erfindung weist den Vorteil auf, dass in jeder Weg-Position des Schlagbolzens eine zuverlässige Abdichtung des Schlagbolzens gegen die Wandung des für ihn im Waffen-Stoßboden vorgesehenen Durchgangsloches gewährleistet ist.

[0006] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines in der Zeichnung abschnittweise und teilweise aufgeschnitten, nicht maßstabgetreu gezeichneten Ausführungsbeispieles des erfindungsgemäßen Initiiersystems in zwei unterschiedlichen Betriebszuständen.

[0007] Es zeigen:
Figur 1
das Initiiersystem in der Ausgangsstellung des Schlagbolzens, und
Figur 2
das Initiiersystem in der End-Zündstellung des Schlagbolzens.


[0008] Figur 1 zeigt abschnittweise längsgeschnitten in einem vergrößerten Maßstab, nicht maßstabgetreu, eine Ausbildung des Initiiersystems 10 für eine hülsenlose Munition, von der der Pulverkörper 12 abschnittweise gezeichnet ist. Der Pulverkörper 12 ist in einem Patronenlager 14 positioniert. An das Patronenlager 14 grenzt ein Waffen-Stoßboden 16 an, der mit einem Durchgangsloch 18 ausgebildet ist. Das Durchgangsloch 18 ist an seiner dem Patronenlager 14 zugewandten Vorderseite mit einer umlaufenden Erweiterung 20 ausgebildet. Im Durchgangsloch 18 des Waffen-Stoßbodens 16 ist eine Dichtungsbuchse 22 angeordnet, die vorderseitig einen umlaufenden Bund 24 aufweist. Der Bund 24 ist in der Erweiterung 20 untergebracht, so dass die Dichtungsbuchse 22 in Bezug zum Waffen-Stoßboden 16 axial nach hinten unbeweglich ist.

[0009] Die Dichtungsbuchse 22 ist mit einem Schlagbolzen-Durchgangsloch 26 ausgebildet, in dem ein Schlagbolzen 28 axial verstellbar angeordnet ist. Der Schlagbolzen 28 wird beispielsweise mittels eines (nicht gezeichneten) Steuerstückes von der in Figur 1 gezeichneten Ausgangsstellung in die in Figur 2 gezeichnete End-Zündstellung bewegt. Diese Bewegung ist in Figur 1 durch den Pfeil 30 angedeutet.

[0010] Die im Waffen-Stoßboden 16 für den Schlagbolzen 18 angeordnete Dichtungsbuchse 22 ist mit einem Fettreservoir 32 ausgebildet, das mittels eines Fettkanales 34, der sich durch den Waffen-Stoßboden 16 erstreckt, mit einer (nicht dargestellten) Fettquelle verbunden ist.

[0011] Der Schlagbolzen 28 ist mit mindestens einer umlaufenden Fettrille 36 ausgebildet. Bei der Ausbildung gemäß Figur 1 ist der Schlagbolzen 28 mit zwei axial voneinander beabstandeten umlaufenden Fettrillen 36 ausgebildet.

[0012] In der in Figur 1 gezeichneten Ausgangsstellung des Schlagbolzen 28 sind die Fettrillen 36 dem Fettreservoir 32 zugeordnet, so dass die Fettrillen 36 mit im Fettreservoir 32 befindlichem Fett 37 gefüllt werden.

[0013] Wird der Schlagbolzen 28 von der in Figur 1 gezeichneten Ausgangsstellung in die in Figur 2 gezeichnete End-Zündstellung beschleunigt, so nehmen die Fettrillen 36 das in ihnen befindliche Fett 37 mit, wodurch zwischen dem Schlagbolzen 28 und dem Durchgangsloch 26 in der Dichtungsbuchse 42 ein Fettfilm erzeugt wird, der zur Gasabdichtung und zur Vermeidung von Reibspuren beiträgt.

[0014] Wie aus den Figuren 1 und 2, in welchen gleiche Einzelheiten jeweils mit denselben Bezugsziffern bezeichnet sind, ersichtlich ist, ist das Durchgangsloch 26 für den Schlagbolzen 28 an seinem dem Patronenlager 14 zugewandten Vorderende mit einem sich zum Patronenlager 14 hin erweiternden Einlaufabschnitt 38 ausgebildet. Der Einlaufabschnitt 38 ist mit einem flachen Konuswinkel kegelstumpfförmig erweitert gestaltet. Desgleichen ist es bspw. möglich, dass der Einlaufabschnitt 38 mit einem sanften Radius erweitert ausgebildet ist.

[0015] Der Schlagbolzen 28 ist vorderseitig mit einem Abweiser 40 ausgebildet, dessen Funktionsweise weiter unten noch ausführlicher beschrieben wird. Wie aus Figur 2 ersichtlich ist, ist der Abweiser 40 an einem Schlagbolzen-Vorderteil 42 ausgebildet. Das Schlagbolzen-Vorderteil 42 ist rückseitig mit einem Außengewindeabschnitt 44 ausgebildet. Der Schlagbolzen 28 ist vorderseitig mit einer Gewindebohrung 46 ausgebildet. Das Schlagbolzen-Vorderteil 42 ist mit seinem rückseitigen Außengewindeabschnitt 44 in die Gewindebohrung 46 des Schlagbolzens 28 eingeschraubt.

[0016] Der Schlagbolzen 28 ist vorderseitig außerdem mit einer umlaufenden Dichtungslippe 48 ausgebildet, die innenseitig durch eine sich nach rückwärts kegelstumpfförmig verjüngende Ringfläche 50 bestimmt bzw. begrenzt ist.

[0017] In Figur 2 ist außerdem ein Zündmittel 52 dargestellt, in das der Schlagbolzen 28 mit seiner Spitze 54 in der Endstellung hineinsteht, um das Zündmittel 52 zu zünden.

[0018] Die Funktionsweise des Initiiersystems 10 gemäß den Figuren 1 und 2 ist wie folgt:

Der Schlagbolzen 28 wird mittels eines Antriebes, bei dem es sich z.B. um ein nicht dargestelltes Steuerstück handelt, in Richtung des Pfeiles 30 (siehe Figur 1) beschleunigt, so dass die Spitze 54 des Schlagbolzens 28 in den Pulverkörper 12 und in das Zündmittel 52 gestoßen wird. In der in Figur 2 gezeichneten End-Zündstellung wird der Schlagbolzen 28 solange festgehalten, bis sich der vom angezündeten Pulverkörper 12 erzeugte Gasdruck abgebaut hat. Erst danach wird der Schlagbolzen 28 wieder von der in Figur 2 gezeichneten End-Zündstellung in die in Figur 1 dargestellte Ausgangsstellung zurückbewegt. Bei diesen Bewegungen fährt der Schlagbolzen 28 mit seinen Fettrillen 36 in und durch das Fettreservoir 32. Mit dem in den Fettrillen 36 haften bleibendem Fett 37 wird die Wandung des Durchgangsloches 26 gefettet.



[0019] In der in Figur 2 gezeichneten End-Zündstellung des Schlagbolzens 28 wird die vorderseitig um den Schlagbolzen 28 umlaufende Dichtungslippe 48 durch den vom angezündeten Pulverkörper 12 generierten Gasdruck aufgeweitet, so dass die Innenwandung des Durchgangsloches 26 nach rückwärts formschlüssig abgedichtet wird.

[0020] Der Abweiser 40 des Schlagbolzens 28 verhindert einen direkten Beschuss der umlaufenden Dichtungslippe 48 durch beschleunigte Pulver- und/oder Zündmittelteile.

[0021] Durch den mit einem flachen Konuswinkel kegelstumpfförmig erweiterten Einlaufabschnitt 38 am Vorderende des Durchgangsloches 26 in der Dichtungsbuchse 22 wird ein Verkrusten bzw. Erodieren der dem Schlagbolzen 28 direkt vorgelagerten Übergangskante 56, wie es sich bei einer scharfen d.h. 90°-Kante einstellen würde, verhindert.

[0022] Die umlaufende Dichtungslippe 48 kommt in der Anstechbewegung des Schlagbolzens 28 knapp vor der Übergangskante zwischen dem zylindrischen Durchgangsloch 18 und dem Einlaufabschnitt 38 zum Stehen.

Bezugsziffernliste:



[0023] 
10
Initiierungssystem
12
Pulverkörper (von 10)
14
Pulver-Querschieber (von 10)
16
Waffen-Stoßboden (von 10)
18
Durchgangsloch (in 16 für 22)
20
Erweiterung (von 18 für 24)
22
Dichtungsbuchse (in 18 für 28)
24
Bund (von 22)
26
Schlagbolzen-Durchgangsloch (in 22 für 28)
28
Schlagbolzen (in 26)
30
Pfeil / Bewegung (von 28)
32
Fettreservoir (in 22)
34
Fettkanal (zu 32)
36
Fettrille (in 28)
37
Fett (von 32 in 36)
38
Einlaufabschnitt (von 26)
40
Abweiser (von 28)
42
Schlagbolzen-Vorderteil (von 28)
44
Außengewindeabschnitt (von 42)
46
Gewindebohrung (in 28)
48
umlaufende Dichtungsrippe (von 28)
50
Ringfläche (von 48)
52
Zündmittel (für 12)
54
Spitze (von 28)
56
Übergangskante (von 26)



Ansprüche

1. Mechanisches Initiiersystem für hülsenlose Munition, mit einem Waffen-Stoßboden (16) und einem an den Waffen-Stoßboden (16) vorderseitig angrenzenden Pulver-Querschieber (14), wobei in einem Durchgangsloch (26) des Waffen-Stoßbodens (16) ein Schlagbolzen (28) axial verstellbar angeordnet ist, und wobei im Patronenlager (14) ein durch den Schlagbolzen (28) initiierbarer Pulverkörper (12) mit einem Zündmittel (52) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Waffen-Stoßboden (16) ein zum Durchgangsloch (26) hin offenes Fettreservoir (32) aufweist, und der Schlagbolzen (28) umlaufend mit mindestens einer Fettrille (36) ausgebildet ist.
 
2. Initiiersystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Waffen-Stoßboden (16) eine Dichtungsbuchse (22) aufweist, die mit dem Durchgangsloch (26) für den Schlagbolzen (28) und mit dem Fettreservoir (32) ausgebildet ist.
 
3. Initiiersystem nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Durchgangsloch (26) für den Schlagbolzen (28) an seinem dem Pulver-Querschieber (14) zugewandten Vorderende mit einem sich zum Pulver-Querschieber (14) hin erweiternden Einlaufabschnitt (38) ausgebildet ist.
 
4. Initiiersystem nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einlaufabschnitt (38) mit einem flachen Konuswinkel kegelstumpfförmig erweitert ausgebildet ist.
 
5. Initiiersystem nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einlaufabschnitt (38) mit einem sanften Radius erweitert ausgebildet ist.
 
6. Initiiersystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Schlagbolzen (28) vorderseitig einen Abweiser (40) aufweist.
 
7. Initiiersystem nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Abweiser (40) an einem Schlagbolzen-Vorderteil (42) vorgesehen ist, das mit dem Schlagbolzen (28) fest verbunden ist.
 
8. Initiiersystem nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Schlagbolzen (28) vorderseitig mit einer Gewindebohrung (46) und das Schlagbolzen-Vorderteil (42) rückseitig mit einem in die Gewindebohrung (46) eingeschraubten Außengewindeabschnitt (44) ausgebildet ist.
 
9. Initiiersystem nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Schlagbolzen (28) vorderseitig mit einer umlaufenden Dichtungslippe (48) ausgebildet ist.
 
10. Initiiersystem nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die umlaufende Dichtungslippe (48) eine sich nach rückwärts kegelig verjüngende Ringfläche (50) aufweist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht