[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Rohren gemäß den Maßnahmen
im Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Mit der DD 276 043 A1 zählt ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Herstellung
dünnwandiger Rohre zum Stand der Technik. In dieser Veröffentlichung wird aufgezeigt,
wie dünnwandige Rohre aus Blechzuschnitten mit möglichst geringer Abweichung des Querschnitts
von der Kreisform hergestellt werden, ohne dass zusätzliche Fertigungszeiten beanspruchende
Arbeitsgänge vor-oder nachgeschaltet werden müssen. Innerhalb der beanspruchten Vorrichtungen
werden Blechzuschnitte mittels indirekter Widerstandsüberlappungsschweißung unter
Verwendung eines unteren, den Rohrquerschnitt von außen halbkreisförmig umschließenden
Formstücks, eines zylindrischen Dorns mit eingearbeiteter Kupferschiene und zwei oberen
Formstücken hergestellt. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, dass das Umformwerkzeug
während des Widerstandsüberlappungsschweißens von der Umformpresse in Position gehalten
werden muss. Die Umformpresse ist während des Schweißvorgangs für weitere Umformschritte
blockiert.
[0003] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
von Rohren aus Blechplatinen aufzuzeigen, bei welchem der Durchsatz der Umformpresse
erhöht werden kann.
[0004] Diese Aufgabe ist bei dem Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Wesentlich ist, dass das Oberwerkzeug und das Unterwerkzeug mit dem innen liegenden
Rohrprofil gegeneinander verriegelt werden und im verriegelten Zustand aus der Umformpresse
entnommen werden. Die Umformpresse steht in diesem Moment für weitere Umformvorgänge
zur Verfügung. Das Verschweißen der Längskanten des Rohrprofils erfolgt außerhalb
der Umformpresse, allerdings innerhalb des Umformwerkzeugs. Hierzu ist im Oberwerkzeug
eine die Längskanten des Rohrprofils freigebende Öffnung vorgesehen, durch welche
eine Schweißeinrichtung in das Oberwerkzeug eingreifen und entlang der Längskanten
geführt werden kann. Nach dem Verschweißen der Längskanten wird das Oberwerkzeug von
dem Unterwerkzeug getrennt. Oberwerkzeug und Unterwerkzeug stehen nun für einen erneuten
Umformvorgang zur Verfügung.
[0006] In der Ausführungsform des Patentanspruchs 2 ist vorgesehen, dass eine Mehrzahl von
Unterwerkzeugen bereitgestellt wird, die über Transportmittel zwischen einer Umformpresse
und einer Schweißstation hin und her transportiert werden. Grundsätzlich ist es auch
möglich, mehrere Schweißstationen vorzusehen, wenn der Ausstoß der Umformpresse wesentlich
höher ist als das Leistungsvermögen der Schweißstation. Grundsätzlich wird angestrebt,
die Taktzyklen zu synchronisieren, um die Produktivität zu optimieren.
[0007] Gegenstand des Patentanspruchs 3 ist, dass die gegeneinander verriegelten Ober- und
Unterwerkzeuge nach dem Verschweißen der Längskanten des Rohrprofils wiederum einer
Umformpresse zugeführt werden, um die Verriegelung aufzuheben. In vorteilhafter Weiterbildung
gemäß Patentanspruch 4 kann es sich hierbei um dieselbe Umformpresse handeln, in welcher
auch die Verriegelung, das heißt auch die Umformung der Blechplatine zu einem Rohrprofil
erfolgt. Eine separate Station zum Entriegeln und zum Entnehmen der längsnahtgeschweißten
Rohrprofile entfällt. Nach dem Entriegeln und der Entnahme des Rohrprofils steht das
Umformwerkzeug unmittelbar für eine weitere Umformung zur Verfügung. Die Öffnung im
Oberwerkzeug wird während des zweiten Umformschritts durch eine Verschlussleiste geschlossen,
so dass die Öffnung den Umformvorgang nicht beeinträchtigt. Die Verschlussleiste kann
auch nach der Entnahme des Oberwerkzeugs in der Umformpresse verbleiben und greift
folglich in nachfolgend eingesetzte Oberwerkzeuge ein. Das hat den Vorteil, dass die
Längskanten unmittelbar nach der Entnahme des verriegelten Umformwerkzeugs miteinander
verschweißt werden können, ohne dass die Öffnung zusätzlich freigelegt werden müsste.
[0008] Vorzugsweise kommt ein Laser-Hybridschweißverfahren, das heißt eine Kombination aus
Laser- und Lichtbogenschweißen zum Einsatz. Während konventionelles Laserschweißen
seine Stärken bei Geschwindigkeit- und Tiefschweißen hat, bietet das Lichtbogenschweißen
durch den Zusatzwerkstoff Vorteile bei der Spaltüberprüfung und Nahtbreite. Beim Laser-Hybridschweißverfahren
werden die positiven Eigenschaften der Einzelverfahren überlagert und führen zu einer
höheren Effizienz bei besseren Qualitätsergebnissen. Insbesondere im Dünnblechbereich
kann im Vergleich zum alleinigen Schutzgasschweißen die Schweißgeschwindigkeit um
bis zu 500 % gesteigert werden. Ein wesentlicher Vorteil des Verschweißens der Längskanten
innerhalb des Umformwerkzeugs ist es, dass die Toleranzen der Bauteile exakt eingehalten
werden, was für ein Laserschweißverfahren zwingend notwendig ist. Separate Vorrichtungen
zur Bauteilfixierung entfallen.
[0009] Selbstverständlich können grundsätzlich auch andere Schweißverfahren, wie z.B. MAG,
WIG, Laser-, Elektroden-, Plasma- oder Plasma-Hybridschweißverfahren zum Einsatz kommen.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in schematischen Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- die Vorformung einer Blechplatine zu einem U-Profil;
- Figur 2
- die weitere Umformung eines U-Profils zu einem Rohrprofil und
- Figur 3
- das Verschweißen der Längskanten des Rohrprofils in einer Schweißstation.
[0011] Figur 1 zeigt eine Umformpresse 1, in welcher eine Blechplatine 2 in einem ersten
Fertigungsschritt zu einem U-Profil umgeformt wird. Hierzu wird die Blechplatine 2
in ein Umformwerkzeug 5 eingelegt und von einem Stempel 3 in eine U-förmige Ausnehmung
4 eines Unterwerkzeugs 5 gepresst. Dadurch entsteht in einem ersten Umformschritt
ein U-Profil, das in einem weiteren Umformschritt zu einem Rohrprofil umgeformt wird.
[0012] Figur 2 zeigt den nachfolgenden Fertigungsschritt. Das U-Profil der Figur 1 wird
in einer weiteren Umformpresse 6 durch ein sich in Richtung des Pfeils P1 bewegendes
Oberwerkzeug 7 zu einem Rohrprofil R umgeformt. Das U-Profil befindet sich während
des Umformvorgangs in einem Unterwerkzeug 8. Durch die Umformung werden die zunächst
parallel verlaufenden Schenkel des U-Profils gekrümmt, so dass sich ihre Längskanten
9, 10 im mittleren Bereich des Oberwerkzeugs 7 gegenüber liegen. Im geschlossenen
Zustand des Umformwerkzeugs wird das Oberwerkzeug 7 mit dem Unterwerkzeug 8 über Verriegelungsmittel
11 verriegelt und in Richtung des Pfeils P2 aus der Umformpresse 6 entfernt. Die Umformpresse
6 steht nun für einen weiteren Umformvorgang zur Verfügung. Das verriegelte Umformwerkzeug
12 wird einer Schweißstation zugeführt, die in Figur 3 durch einen Schweißkopf 13
verdeutlicht ist. Das Oberwerkzeug ist so konfiguriert, dass der Schweißkopf 13 in
eine die Längskanten 9, 10 des Rohrprofils frei gebende Öffnung 14 eingreifen kann,
so dass die Längskanten 9, 10 durch Einführung des Schweißkopfs 13 in Richtung des
Pfeils P3 verschweißt werden können. Das Rohrprofil R befindet sich nach dem Schweißvorgang
in dem noch immer verriegelten Umformwerkzeug 12, das zum Entriegeln wiederum der
Umformpresse 6 zugeführt wird. Das von dem Unterwerkzeug 8 entriegelte Oberwerkzeug
7 wird angehoben, so dass das Rohrprofil R aus dem Unterwerkzeug 8 entnommen werden
kann. Anschließend wird, wie in Figur 2 dargestellt, eine weitere zu einem U-Profil
vorgeformte Blechplatine 2 in das geöffnete Umformwerkzeug 12 eingesetzt und wie vorstehend
beschrieben zu einem Rohrprofil R umgeformt.
[0013] Wie in Figur 2 zu erkennen ist, befindet sich während des Umformvorgangs eine Verschlussleiste
15 innerhalb der Öffnung 14. Die Verschlussleiste 15 ist während der Umformung Bestandteil
des Umformhohlraums und ist gegenüber dem Oberwerkzeug 7 relativ verlagerbar (Pfeil
P4) Die Verschlussleiste 15 verbleibt in der Umformpresse 6, so dass die Öffnung 14
nach der Entnahme des Umformwerkzeugs 12 unmittelbar den Zugriff auf die Längskanten
9, 10 des Rohrprofils R ermöglicht.
Bezugszeichen:
[0014]
- 1 -
- Umformpresse
- 2 -
- Blechplatine
- 3 -
- Stempel
- 4 -
- U-förmige Ausnehmung in 5
- 5 -
- Unterwerkzeug
- 6 -
- Umformpresse
- 7 -
- Oberwerkzeug v. 12
- 8 -
- Unterwerkzeug v. 12
- 9 -
- Längskante v. 2
- 10 -
- Längskante v. 2
- 11 -
- Verriegelungsmittel zw. 7 u. 8
- 12 -
- Umformwerkzeug
- 13 -
- Schweißkopf
- 14 -
- Öffnung in 7
- 15 -
- Verschlussleiste
- P1 -
- Pfeil
- P2 -
- Pfeil
- P3 -
- Pfeil
- P4 -
- Pfeil
- R -
- Rohrprofil
1. Verfahren zur Herstellung von Rohren, bei welchem eine Blechplatine (2) in ein Umformwerkzeug
(5) eingelegt und von einem Stempel (3) in eine U-förmige Ausnehmung (4) eines Unterwerkzeugs
(5) gepresst und in einem ersten Umformschritt zu einem U-Profil vorgeformt und in
einem zweiten Umformschritt zwischen einem Oberwerkzeug (7) und einem Unterwerkzeug
(8) in einer Umformpresse (6) zu einem Rohrprofil (R) umgeformt wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Oberwerkzeug (7) und das Unterwerkzeug (8) mit dem innen liegenden Rohrprofil
(R) gegeneinander verriegelt werden, im verriegelten Zustand aus der Umformpresse
(6) entnommen werden und anschließend die Längskanten (9, 10) des Rohrprofils (R)
durch eine die Längskanten (9, 10) freigebende Öffnung (14) im Oberwerkzeug (7) miteinander
verschweißt werden, anschließend das Oberwerkzeug (7) von dem Unterwerkzeug (8) getrennt
und für einen erneuten Umformvorgang bereitgestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Mehrzahl von Ober- und Unterwerkzeugen (7, 8) bereitgestellt wird, die über
Transportmittel zwischen der Umformpresse (6) und einer Schweißstation hin- und her
transportiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die gegeneinander verriegelten Ober- und Unterwerkzeuge (7, 8) zum Entriegeln einer
Umformpresse zugeführt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verriegeln und das Entriegeln von Ober- und Unterwerkzeug (7, 8) in der selben
Umformpresse (6) erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Öffnung (14) im Oberwerkzeug (7) während des zweiten Umformschritts geschlossen
ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Längskanten (9, 10) durch ein Laser-Hybridschweißverfahren miteinander verbunden
werden.