[0001] Die Erfindung betrifft ein Stehgerät zur Rehabilitation körperbeeinträchtigter Personen
mit den im Oberbegriff des Anspruches 1 angegebenen Merkmalen.
[0002] Derartige Stehgeräte sind auf dem einschlägigen Markt für Rehabilitationshilfen beispielsweise
in Form offenkundiger Vorbenutzungen der Anmelderin bekannt. Sie weisen ein Standgestell,
eine gegebenenfalls höhenverstellbare, daran angebrachte Tischplatte und - je nach
Beeinträchtigungsgrad der das Stehgerät nutzenden Person - gegebenenfalls zusätzliche
Handläufe sowie Abstützplatten für Füße und Kniepolster auf.
[0003] Die mit dem Stehgerät übende Person wird mit Hilfe eines Patienten-Halte-Gurtes,
der über den unteren Rücken- und Gesäßbereich des Patienten geführt ist, in der Regel
aus einem Rollstuhl in stehende Position an der Tischplatte verbracht und dort gehalten,
indem der Patienten-Halte-Gurt über entsprechende Züge, an denen er angebracht ist,
zur Tischplatte hingezogen wird. Für diese Züge, bei denen es sich beispielsweise
um Gurtbänder handelt, sind zur Längenverstellung am Standgestell Wickelantriebe montiert.
[0004] Aus der EP 0 911 013 B1 ist ferner ein Stehpult mit integrierter Aufstehhilfe bekannt,
bei der die Tischplatte in horizontaler und vertikaler Richtung an einer Hubsäule
verstellbar ist. An der Tischplatte ist ein Hebegurt angeflanscht, der zum Halten
einer behinderten Person dient. Die Aufstehbewegung wird durch eine überlagerte Verschiebung
der Tischplatteneinheit in Horizontal- und Vertikalrichtung hervorgerufen. Der Hebegurt
selbst ist über einen motorischen Spindelantrieb an der Unterseite der Tischplatte
an den Körperbau des Patienten anzupassen und insbesondere dadurch straffzuziehen.
Für eine Anhebebewegung des Patienten ist dieser Gurtstraffer nicht verantwortlich.
[0005] Ein grundsätzliches Bedürfnis bei derartigen Stehgeräten ist ein möglichst schonender
Umgang mit der am Stehgerät zu platzierenden, körperbeeinträchtigten Person. Diese
sind in ihrer Beweglichkeit oftmals deutlich eingeschränkt und leiden aufgrund mangelnder
Bewegung als Rollstuhlfahrer an Übergewicht. Insoweit ist anzustreben, dass die vom
Patienten-Halte-Gurt mit seiner Zugvorrichtung hervorgerufene Aufstehbewegung der
am Stehgerät zu platzierenden Person möglichst nahe an einen natürlichen Aufstehvorgang
kommt, was insbesondere dann der Fall ist, wenn zumindest anfangs der Aufstehbewegung
die Zugkraftrichtung von Patienten-Halte-Gurt mit dem Zug möglichst steil und nah
am Schwerpunkt der Person verläuft.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 angegebenen Merkmale
gelöst. Demnach ist eine schwenkbare Lagerung der Säulenpartie mit Tischplatte um
eine Horizontalschwenkachse derart vorgesehen, dass die vorgenannte Baugruppe aus
Säulenpartie und Tischplatte zu der zu platzierenden Person hin neigbar ist. Damit
wird der vom oberen Endbereich der Säulenpartie ausgehende und unter der Tischplatte
geführte Zug über die Oberschenkelpartie der Person hin in Richtung dessen Hüfte abgesenkt,
sodass der Gurt-Zug steiler zum Patienten-Halte-Gurt hin verläuft und beim Anziehen
des Gurt-Zuges die entsprechende Zugkraftrichtung steiler nach oben weist, wie beim
Stand der Technik. Insoweit wird die Person also physiologisch korrekter angehoben
und nicht wie beim Stand der Technik - mehr nach vorne gezogen, wobei dann diese Zugbewegung
über eine Abstützung der Knie und Streckung der Hüftgelenke vom Körper der Person
selbst in eine Anhebebewegung umgesetzt werden muss.
[0007] Durch die Ausgestaltung des Stehgerätes gemäß Anspruch 2 und insbesondere Anspruch
3 wird die Fuß-Abstützplatte des Stehgerätes bei der Verschwenkung der Säulenpartie
mit Tischplatte mit verschwenkt und damit in Richtung zur am Stehgerät sitzenden Person
geneigt. Die Füße können sich damit in anatomisch besonders angepasster Weise mit
den Zehen schräg nach oben weisend auf die Abstützplatte stellen. Da diese Position
im Wesentlichen der Fußposition einer in einem Rollstuhl mit einem Knie-Beugewinkel
von oft deutlich über 90° sitzenden Person entspricht, ist die Umsetzbewegung von
der Rollstuhl-Fußstütze zur Abstützplatte am Stehgerät besonders einfach und bequem
möglich. Damit wird auch einer bei horizontaler Platte bestehenden Rutschgefahr der
Füße beim Beginn des Hebevorgangs vorgebeugt.
[0008] In den Ansprüchen 4 bis 6 sind bevorzugte Ausführungsformen betreffend einen motorischen
Schwenk-Antrieb für die Säulenpartie mit Tischplatte vorgesehen, wobei hierfür besonders
ein Linearantrieb beispielsweise in Form eines Spindeltriebs auf Grund seiner konstruktiven
Einfachheit, problemlosen Steuerung und Robustheit geeignet ist.
[0009] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung, in der ein Ausführungsbeispiel an Hand der beigefügten Zeichnungen näher
erläutert wird. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht eines Stehgerätes mit einem daran platzierten Patienten,
sowie
- Fig. 2 und 3
- Seitenansichten des Stehgerätes ohne Patient in aufrechter und verschwenkter Stellung.
[0010] Wie aus Fig. 1 deutlich wird, weist das Stehgerät 1 ein Fußteil 2, eine als Ganzes
mit 3 bezeichnete Standsäule sowie eine darauf sitzende Tischplatte 4 als Grundbauteile
auf.
[0011] Das Stehgerät 1 ist beiderseits mit zwei seilartigen Zügen 5 ausgerüstet, die über
Rollenführungen 6 an der Unterseite der Tischplatte 4 zu einem Längenverstellantrieb
7 an der Standsäule 3 laufen. Am freien Ende der Züge 5 sind übliche Gurtbeschläge
9 befestigt. Mit diesen sind die Züge 5 in einen in Fig. 1 schematisch erkennbaren
Patienten-Halte-Gurt 10 einklinkbar, mit dessen Hilfe ein Patient P aus einer sitzenden
Position in einem Rollstuhl R in die in Figur 1 gezeigte stehende Position gezogen
und dort im Stand unterstützt wird.
[0012] Zur Stabilisierung des Patienten sind am Stehgerät 1 noch ein Kniepolster 11, eine
Fußstütze 12 sowie beiderseitige Handläufe 8 (siehe Fig. 2 und 3) in üblicher Weise
vorgesehen.
[0013] Wie aus Fig. 2 und 3 deutlich wird, ist die Standsäule 3 mit Tischplatte 4 zwischen
der in Fig. 2 gezeigten aufrechten Normalposition in die in Fig. 3 gezeigte, zum Patienten
P hin geneigten Position verschwenkbar. Dazu ist die Standsäule 3 an der personenabgewandten
Seite einer im Fußteil 2 schwenkbar angelenkten Abstützplatte 13 befestigt. Die Abstützplatte
13 bildet mit der Standsäule 3 eine Säulenpartie, die zwischen beiderseitigen Streben
14 des Fußteils 2 in einer Horizontalschwenkachse 15 schwenkbar gelagert ist. Letztere
liegt quer zum Patienten P an der personenzugewandten Seite der Abstützplatte 13.
[0014] Als Schwenk-Antrieb für die Standsäule 3 mit Tischplatte 4 ist ein als Ganzes mit
16 bezeichneter Linearantrieb in Form eines Spindeltriebes vorgesehen, der an der
patientenabgewandten Seite des Stehgerätes 1 am Fußteil 2 angeflanscht ist. Die aus-
und einfahrbare Spindelstange 17 des Linearantriebes 16 ist an der Standsäule 3 so
angelenkt, dass durch ein Ausfahren der Spindelstange 17 die Standsäule 3 mit Tischplatte
4 aus der in Fig. 2 gezeigten aufrechten Position in die in Fig. 3 gezeigte, zum Patienten
hin geneigte Position verschwenkbar ist.
[0015] In letzterer steht die Abstützplatte 13 für die Füße des Patienten ebenfalls diesem
zugeneigt, wodurch der Patient besonders bequem seine Füße auf die Abstützplatte 13
setzen und sich wirkungsvoll und sicher abstützen kann.
[0016] Ferner wird - wie aus Fig. 3 deutlich erkennbar ist - der Winkel W, mit dem der Gurt-Zug
5 zum Patienten-Halte-Gurt 10 hin läuft, wesentlich größer und damit steiler, da sich
die unter der Tischplatte 4 befindliche, patientenzugewandte Rollenführung 6 gegenüber
der in Fig. 2 gezeigten aufrechten Position nach unten absenkt und zum Patienten P
hin verschiebt. Durch die Verschiebung zum Becken hin werden die vom Kniepolster 11
auf die Knie ausgeübten Druckkräfte deutlich reduziert. Ferner senken sich beim Verschwenken
auch die Handläufe 8 ab, die von der im Rollstuhl R sitzenden Person P damit leichter
erfasst werden können.
[0017] Aus der in Fig. 3 gezeigten verschwenkten Position von Standsäule 3 und Tischplatte
4 kann schließlich der dort nicht gezeigte Patient durch eine aufeinander abgestimmte
Steuerung des Längenverstellantriebes 7 der Züge 5 und des Linearantriebes 16 für
die schwenkbare Standsäule 3 und damit eine mit der Einholbewegung E des Gurt-Zuges
5 überlagerte Rückschwenkbewegung B der Standsäule 3 mit Tischplatte 4 hervorgerufen
werden, die eine kontrollierte schonende Überführung des Patienten P aus einer in
einem Rollstuhl sitzenden Position in die in Fig. 1 gezeigte stehende Position erlaubt.
1. Stehgerät zur Rehabilitation körperbeeinträchtigter Personen umfassend
- ein Standgestell mit einem Fußteil (2) und einer sich davon nach oben erstreckenden
Säulenpartie (3),
- eine an der Säulenpartie (3) angebrachte Tischplatte (4),
- einen Patienten-Halte-Gurt (10) zum Anheben und zur rückwärtigen Unterstützung der
am Stehgerät (1) zu platzierenden Person (P), und
- mindestens einen mittels eines motorischen Antriebes (7) längenverstellbaren, im
Wesentlichen unterhalb der Tischplatte (4) geführten Zug (5) für den Patienten-Halte-Gurt
(10),
gekennzeichnet durch
- eine um eine Horizontalschwenkachse (15) schwenkbare Lagerung der Säulenpartie (3)
mit Tischplatte (4) derart, dass diese Baugruppe (3, 4) zu der zu platzierenden Person
(P) hin neigbar ist.
2. Stehgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Horizontalschwenkachse (15) im Fußteil (2) des Standgestells verläuft.
3. Stehgerät nach Anspruch 2, wobei das Fußteil (2) eine Abstützplatte (13) für die Füße
der am Stehgerät (1) zu platzierenden Person (P) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Säulenpartie (3) an der personenabgewandten Seite der Abstützplatte (13) montiert
und die Abstützplatte (13) mit der Horizontalschwenkachse (15) im Bereich ihrer personenzugewandten
Seite liegend am Fußteil (2) angelenkt ist.
4. Stehgerät nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Säulenpartie (3) mit Tischplatte (4) mittels eines Schwenk-Antriebes (16) motorisch
verschwenkbar ist.
5. Stehgerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Schwenk-Antrieb ein Linearantrieb (16) zwischen dem Fußteil (2) und der Säulenpartie
(3) an der personenabgewandten Seite des Stehgerätes (1) angeordnet ist.
6. Stehgerät nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwenk-Antrieb (16) und der motorische Antrieb (7) des mindestens einen Gurt-Zuges
(5) derart aufeinander abgestimmt steuerbar sind, dass die am Stehgerät (1) zu platzierende
Person (P) durch eine mit der Einholbewegung (E) des Gurt-Zuges (5) überlagerte Rückschwenkbewegung
(B) der Säulenpartie (3) mit Tischplatte (4) kontrolliert in ihre stehende Position
überführbar ist.