[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Schneidwerkzeug, insbesondere für eine Spanung
von Holz.
[0002] In der holzverarbeitenden Industrie sind für eine Spanung von Holz, insbesondere
von Stammholz, also für sogenannte "Chipper-Anwendungen", Messer oder Messerleisten
eingesetzt, die gleichzeitig auf Verschleiß durch adhäsive und abrasive Belastung,
auf Biegung und auf Druck im Schneidkantenbereich vornehmlich schlagartig beansprucht
werden. Der Werkstoff derartiger Werkzeuge bzw. Messer soll demnach in korrosionschemischer
Hinsicht auch der Belastung durch Tannin wegen beständig sein und mittels einer thermischen
Vergütebehandlung gleichzeitig höchste Zähigkeit und höchste Verschleißfestigkeit
sowie eine hohe Härte erhalten bzw. aufweisen.
[0003] Die Forderungen nach stetig steigender Leistung bei höchster Betriebssicherheit der
Holzverarbeitungsanlagen können letzlich nur durch Schneidwerkzeuge mit entsprechend
abgestimmtem Eigenschaftsprofil erfüllt werden. Mit anderen Worten: Insbesondere im
Schneidenbereich der Messer sind ein Verschleiß, Kantenschäden durch einerseits plastische
Verformungen, andererseits durch muschelige oder linsenförmige Ausbrüche der Kanten
hauptsächlich infolge von Stoßbelastungen sowie ein vorzeitiger Messerbruch durch
aufeinander abgestimmte Materialeigenschaften hintanzuhalten.
[0004] Für "Chipper-Anwendungen" ist es bekannt, Stähle mit der Werkstoff-Nr. 1.2362 nach
DIN einzusetzen. Messer aus diesem Stahl besitzen im thermisch vergüteten Zustand
eine hohe Materialzähigkeit, jedoch ist deren Verschleißfestigkeit, die Formstabilität
des Schneidenbereiches und die Korrosionsbeständigkeit meist zu gering. Zur Verbesserung
der Formstabilität der Schneide werden Messer bzw. Messerleisten vielfach aus Stahl
gemäß Werkstoff-Nr. 1.2363 gefertigt, welche Schneidwerkzeuge zumeist keine ausreichende
Verschleißfestigkeit aufweisen. Es wurde schon versucht, als Schneidwerkzeug-Werkstoff
eine Legierung gemäß AT 393 387 zu verwenden, wobei hinsichtlich des Verschleißverhaltens
beste Ergebnisse erreicht werden konnten, allerdings kam es gelegentlich zu Fehlern,
die auf zu geringe Materialzähigkeit hinwiesen.
[0005] Die Erfindung setzt sich zum Ziel, die jeweiligen Nachteile im Stand der Technik
zu überwinden und ein Schneidwerkzeug, insbesondere ein Messer, der eingangs genannten
Art zu schaffen, welches aufgrund einer engen Auswahl der Konzentration der jeweiligen
Elemente im Stahl bzw. der chemischen Zusammensetzung sowie der thermischen Vergütung
und der Mikrostruktur des Werkstoffes synergetisch verbesserte Gebrauchseigenschaften
bei einer Bearbeitung, insbesondere einer Spanung, von Holz mit stoßweiser Belastung
oder unterbrochenem Schnitt aufweist.
[0006] Dieses Ziel wird erreicht mit einem Schneidwerkzeug der eingangs genannten Art mit
einer Werkstoffzähigkeit von größer 100J gemessen in Längsrichtung als Schlagarbeit
AV (SBP) gemäß Stahl-Eisen-Prüfblatt (SEP) 1314; mit einer Werkstoffhärte von größer
60 HRC und erhöhter Korrosionsbeständigkeit sowie Verschleißfestigkeit desselben aus
einer Legierung mit einer chemischen Zusammensetzung von in Gew.-%:
C = 0,7 bis 0,9
Si = ≤ 0,8
Mn = 0,35 bis 0,45
S = < 0,005
Cr = 7,5 bis 8,5
Mo = 1,4 bis 1,8
Ni = < 0,4
V = 0,5 bis 0,7
W = < 0,3
Al = 0,003 bis 1,0
Fe = Rest sowie herstellungsbedingte Verunreinigungen,
wobei der thermisch vergütete Werkstoff des Schneidwerkzeuges einen Gesamtkarbidgehalt
von größer 3 Vol.-% aufweist, von welchem mindestens 0,35 Vol.-% als Monokarbide ausgebildet
sind und die Matrix aus angelassenem Martensit besteht.
[0007] Die mit der Erfindung erreichten Vorteile sind im Wesentlichen darin zu sehen, dass
durch die enge Auswahl der jeweiligen Gehalte der Legierungselemente in einer Abstimmung
aufeinander und einer gebräuchlichen thermischen Vergütung des Stahles mit einem Härten,
mit einem Abkühlen von etwa 1030°C gefolgt, von einem dreimaligen Anlassen bei einer
Temperatur von etwa 550°C und einem Schaffen einer erwünschten Mikrostruktur die geforderten
bzw. die gewünschten Einzeleigenschaften gleichzeitig maximiert werden.
[0008] Eine hohe Zähigkeit des Werkzeugwerkstoffes ist, wie gefunden wurde, erforderlich,
weil bei einem Wert für die Schlagarbeit gemessen an einer Schlagbiegeprobe in Längsrichtung
von weniger als 100J Ausbrüche an den Schneidkanten und sogar Messerbrüche entstehen
können. Gleichzeitig sind erfindungsgemäß hohe Materialhärtewerte, welche eine weitgehende
Formstabilität des gesamten Schneidenbereiches bei hohen schlagartigen Belastungen
sicherstellen, notwendig. Eine Härte von weniger als 60 HRC ermöglicht plastische
Verformungen des Werkzeugmaterials, was zu einer Beeinträchtigung der Werkzeugfunktion
im spanenden Betrieb führen kann.
[0009] Für eine chemische Beständigkeit und für das Profil der mechanischen Eigenschaften
des Werkzeugwerkstoffes ist die Konzentration der jeweiligen Legierungselemente erfindungsgemäß
wichtig, weil diese die Ausscheidungs- und Umwandlungskinetik und die Gefügestruktur
bei einer thermischen Vergütung bestimmen.
[0010] Bei einer Relation der Legierungselemente ist insbesondere der Gehalt an Kohlenstoff
gleichzeitig mit dem Gehalt bzw. der Aktivität der jeweiligen karbidbildenden Elemente
zu Kohlenstoff zu sehen. In einem engen Bereich von 0,7 bis 0,9 Gew.-% Kohlenstoff
entstehen durch 0,5 bis 0,7 Gew.-% Vanadin Monokarbide, die einen geringen Durchmesser
aufweisen, sowie homogen verteilt sind und derart mit einem Gehalt von mindestens
0,35 Vol.-% einen wesentlichen Beitrag zur Verschleißbeständigkeit des Werkstoffes
liefern, ohne dessen Zähigkeit negativ zu beeinflussen. Höhere Gehalte an Kohlenstoff
und Vanadin können sich auf die Wechselwirkung der Legierungselemente nachteilig auswirken
und führen zumeist zu gröberer Karbidstruktur, wodurch die Materialzähigkeit verschlechtert
wird. Niedrige Konzentrationen dieser Elemente von weniger als 0,7 Gew.-% Kohlenstoff
und 0,5 Gew.-% Vanadin mindern überproportional die Verschleißfestigkeit des Werkstoffes.
[0011] Der Kohlenstoffgehalt der Legierung ist auch im Hinblick auf eine Ausformung von
M
7C
3 und M
23C
6 Karbiden mit den weiteren karbidbildenden Elementen des Stahles erfindungsgemäß im
Bereich von 0,7 bis 0,9 Gew.-% festgelegt, mit welchem Gehalt auch die gewünschten
Eigenschaften der Matrix, die aus angelassenem Martensit besteht, erreicht werden.
Dabei sind die jeweilige Konzentration von Chrom und Molybdän im Bereich von 7,5 bis
8,5 bzw. 1,4 bis 1,8 wesentlich für einen gewünschten Gesamtkarbidgehalt von größer
3,0 Vol.-%, hingegen ist einer materialversprödenden Wirkung wegen der Wolframgehalt
auf einen Wert von kleiner 0,3 Gew.-% eingeschränkt.
[0012] Mangan fördert in Gehalten von 0,35 bis 0,45 die Härtbarkeit des Stahles und bindet
den Schwefel, der einen Konzentrationswert von unter 0,005 Gew.-% aufweisen soll,
zu Mangansulfid.
[0013] Nickel wirkt störend auf die Ausscheidungs- und Umwandlungskinetik dieses Schneidstahles
bei einer Vergütungsbehandlung, sodass ein Ni-Gehalt von unter 0,4 Gew.-% wesentlich
für die gewünschte Werkzeuggüte ist.
[0014] Der erfindungsgemäß vorgesehene Gehalt von Aluminium im Stahl in den Grenzen von
0,003 bis 1,0 Gew.-% wirkt sich einerseits besonders günstig auf das Härte-und Anlassverhalten
bzw. auf das Vergütungsgefüge und die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes aus,
andererseits wird durch Aluminium auch die Güte einer Oberflächenschicht, beispielsweise
einer Nitridschicht, oder die Haftung einer Beschichtung, beispielsweise einer nach
dem PVD oder CVD aufgebrachten Nitrid-, Karbonitrid- oder Oxidkarbonitrid-Schicht
von Metallen, insbesondere von Titan und/oder Chrom, gefördert. Aluminium erhöht die
Aktivität und den Diffusionskoeffizienten von Kohlenstoff im Austenit. Die Diffusionskoeffizienten
von Chrom, Molybdän und Vanadin werden durch Aluminium im Austenit und im Ferrit gesenkt.
Das bedeutet eine Verringerung der Löslichkeit von Kohlenstoff im Austenit, sodass
die Stabilität des Austenits gesenkt und daher der Martensitstartpunkt erhöht wird,
wodurch wiederum der Restaustenitgehalt im gehärteten Gefüge stark abgesenkt wird.
Aluminium wird hauptsächlich in der Matrix gelöst und liefert einen Beitrag zur Mischkristallhärte.
Die hohe Affinität von Aluminium zu Stickstoff erhöht die Härte der Diffusionsschicht
von nitrierten Stählen.
[0015] Bevorzugt ist ein Aluminiumgehalt von 0,15 bis 0,25 Gew.-% in der Legierung.
[0016] Anhand eines Beispieles soll die Erfindung näher dargelegt werden:
Eine Schmelze mit einer Zusammensetzung von in Gew.-% C = 0,81, Si = 0,68, Mn = 0,39,
P = 0,015, S = 0,003, Cr = 8,06, Mo = 1,59, Ni = 0,26, V = 0,61, W = 0,19, Al = 0,17,
Fe Rest wurde nach einer pfannenmetallurgischen Behandlung zu Blöcken gegossen. Nach
einer Rückwärm- und Glühzeit von 31 Stunden erfolgte eine Walzung zu Flachmaterial,
aus welchem durch mechanische Bearbeitung eine Fertigung von "Chipper-Messer" erfolgte.
[0017] Nach einem Auf- und Durchwärmen der Messer bzw. der Messerleisten auf 1030°C erfolgte
eine forcierte Abkühlung derselben auf eine Temperatur von ca. 50°C, der ein dreimaliges
Anlassen bei einer Temperatur zwischen 545°C und 560°C nach geordnet wurde. Nach diesem
thermischen Vergüten betrug die Härte des Werkstoffes aus einem Erprobungswerkzeug
61 HRC frei von Restaustenit. Aus gegenständlichem Werkzeug erfolgte eine Entnahme
von Schlagbiegeproben mit den Abmessungen: Länge 55 mm, Breite 10 mm und Höhe 7 mm.
Eine Zähigkeitsuntersuchung des Werkstoffes mit diesen Proben erbrachte eine Schlagbiegearbeit
von im Wesentlichen 115J. Metallographische und Rückstanduntersuchungen zeigten, dass
der Werkstoff in einer Matrix aus angelassenem Martensit eine Gesamtmenge an Karbiden
von 3,21 Vol.-% aufwies, von welchen Karbiden 0,43 Vol.-% Monokarbide vom Typ MC und
der Rest Karbide der Formation M
7C
3 und M
23C
6 waren. Dabei ist festzuhalten, dass keinerlei Restaustenti im Gefüge vorlag.
[0018] Eine parallel zum Erprobungswerkzeug gefertigtes, erfindungsgemäßes "Chipper-Messer"
wurde in einer Einrichtung zum Spanen von Stammholz bei erschwerten Bedingungen durch
anhaftende Erdpartikel eingesetzt und erbrachte im Vergleich mit einem daneben angeordneten
Hochleistungsmesser vom Markt eine Standzeitverbesserung von 120%.
1. Schneidwerkzeug, insbesondere Messer für eine Bearbeitung von Holz sowie für Erzeugnisse
mit Holz, wie Spanplatten und dergleichen mit einer Werkstoffzähigkeit von größer
100J gemessen in Längsrichtung als Schlagarbeit AV (SBP) gemäß Stahl-Eisen-Prüfblatt
(SEP) 1314, mit einer Werkstoffhärte von größer 60 HRC und erhöhter Korrosionsbeständigkeit
sowie Verschleißfestigkeit desselben aus einer Legierung mit einer chemischen Zusammensetzung
von in Gew.-%:
C = 0,7 bis 0,9
Si = ≤ 0,8
Mn = 0,35 bis 0,45
S = < 0,005
Cr = 7,5 bis 8,5
Mo = 1,4 bis 1,8
Ni = < 0,4
V = 0,5 bis 0,7
W = < 0,3
Al = 0,003 bis 1,0
Fe = Rest sowie herstellungsbedingte Verunreinigungen,
wobei der thermisch vergütete Werkstoff des Schneidwerkzeuges einen Gesamtkarbidgehalt
von größer 3 Vol.-% aufweist, von welchem mindestens 0,35 Vol.-% als Monokarbide ausgebildet
sind und die Matrix aus angelassenem Martensit besteht.
2. Schneidwerkzeug nach Anspruch 1, bei welchem die Legierung einen Al-Gehalt von in
Gew.-% 0,15 bis 0,25 aufweist.
3. Schneidwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dessen oberflächennahe Zone einen erhöhten
Stickstoffgehalt aufweist.
4. Schneidwerkzeug nach Anspruch 1 bis 3, welches eine Beschichtung trägt, die vorzugsweise
als Verbindung mit Kohlenstoff und/oder Stickstoff und/oder Sauerstoff gebildet ist.
5. Schneidwerkzeug nach Anspruch 4, bei welchem die Beschichtung eine Chromverbindung
enthält.